Die 70er-Jahre. Eine Vorstadt. Das Westdeutschland der letzten Baulücken, der verstockten Altnazis, der gepflegten Gärten. Die Kriegsgräuel sind beiseitegeschoben, zum Essen geht es in den Balkan Grill, die Einbauküche daheim überzeugt durch optimale Raumnutzung. Für den 10-jährigen Jungen aber ist es eine Welt der Magie, der geheimen Kräfte, des Kampfs des Bösen gegen das Gute. Der Leitstern des Jungen in diesem Kampf ist die große Schwester – das Kind Nr. 1 der Familie. Sie ist herzkrank und sehr lebenshungrig. Mit trockenem Humor und großer Aufsässigkeit stemmt sie sich gegen alle Bedrohungen, nicht zuletzt mithilfe der vergötterten Band Pink Floyd aus dem fernen London, den Kämpfern gegen das Establishment, deren Songs alles zum Glänzen bringen.
Alexander Gorkow studierte Mediävistik, Germanistik und Philosophie. Seit 1993 ist er bei der Süddeutschen Zeitung tätig.[1] Von 1995 bis 1998 war er Landtagskorrespondent der SZ. 2002 übernahm er die neu gestartete Samstagsbeilage "SZ am Wochenende", seit 2009 ist er Leiter der Seite Drei der SZ.[2] 2003 veröffentlichte er den Roman Kalbs Schweigen. 2007 folgte sein von der Kritik gelobter Roman Mona. Er erzählt von einem Spezialisten für Kühlkettensysteme namens Blum, der in Bukarest im Chaos landet und sich unsterblich in die rumänische Schöne Mona verliebt. 2012 erhielt er, zusammen mit Fotograf Andreas Mühe, für die im SZ-Magazin erschienene Reportage USA, 20.56 Uhr den Deutschen Reporterpreis in der erstmals vergebenen Kategorie Grand Prix. 2017 erschien sein Roman Hotel Laguna: Meine Familie am Strand. Er porträtiert darin seine Familie auf eine heitere, selbstironische Art und zeichnet ein Sittengemälde vom Reisen, von den frühen Siebzigerjahren bis in das heutige Zeitalter digitaler Reiseportale.[3] 2018 wurde er für das beste Interview des Jahres mit dem Deutschen Reporterpreis ausgezeichnet.[4] Alexander Gorkow ist in zweiter Ehe mit Julie Gruenwald verheiratet und hat drei Kinder (Quelle: Wikipedia)
Es ist schon der Einband, es ist der Titel, der Aufmerksamkeit erregt und einen 1969 Geborenen aufmerken lässt: DIE KINDER HÖREN PINK FLOYD (2021). Der Schriftzug in jenen Farben des Prismas, das einst das Cover von THE DARK SIDE OF THE MOON (erschienen 1973) zierte. Alexander Gorkow hat diesen Roman, wie er es nennt, verfasst. Eine Kindheitserinnerung an jene Jahre, als er in Büderich bei Düsseldorf aufwuchs.
Man kennt nun allerdings allerlei Werke, die Namen bekannter Bands im Titel führen, dann aber inhaltlich kaum auf diese eingehen. Das ist hier definitiv anders. Allerdings sollte man auch keine wirklich tiefgehende Beschäftigung mit der britischen Band aller Superlative erwarten, eher eine sehr subjektive, sehr persönliche Auseinandersetzung. Und die ist gelegentlich schwer nachvollziehbar. Denn der kleine Alexander driftet in seinen jungen Jahren, beeinflusst von der größeren Schwester und ihren Ansichten zu Musik, Politik und der „Systemfrage“, gelegentlich in Phantasie- und Traumwelten ab, die sich dem Leser nicht zwingend erschließen. Und doch spielen Pink Floyd im Kosmos des Erzählers und seiner Schwester, aber auch der restlichen Familie, die offensichtlich recht liberal geprägt ist, eine bedeutende Rolle.
Gorkow fängt mit trockenem Humor und allerlei hintersinnigen Beschreibungen die Atmosphäre jener Jahre ein. Vater sprüht das Pflanzengift unbekümmert auf die Rosen, der Dual-Plattenspieler kreist, einmal die Woche geht es in den Balkan-Grill, an der Hauptstraße gibt es den Bäcker und den Metzger und die Angestellten wissen, was man so einholt, da sind der Fahrradladen, das Büdchen (Kiosk, für die Nicht-Rheinländer) und das kleine Kino, in welchem Sonntagmorgens DIE NACHT DER REITENDEN LEICHEN (ein spanischer Horrorfilm aus dem Jahr 1971, in dem Ritter des Templerordens aus ihren Gräbern steigen und Jungfrauen schänden) gezeigt wird, da die Betreiber den nun einmal in einem Paket mit KING KONG (1933) und GODZILLA (1954) eingekauft haben und nun halt auch zeigen wollen. In der Schule wird die Lehrerin mit „Fräulein Lehrerin“ angesprochen, man macht Ausflüge in die „große Stadt“ – also Düsseldorf – und dort öfters in die Unikliniken, da die Schwester einen durch Contergan bedingten Herzfehler hat.
Mit wenigen, oft skizzenhaften Beschreibungen zeichnet Gorkow all dies und die Menschen, die diese Umgebung bevölkern: Da sind der cholerische Fahrradhändler und sein Sohn, der mit roher Gewalt über seine Klassenkameraden herrscht; auch der Pastor langt schon mal ordentlich hin; eine Sekretärin, die Alexander und sein Freund Hubi – ein, wie man heute sagen würde, Kind mit Down-Syndrom, damals einfach ein „Mongo“ – auf einem Schulausflug kennenlernen, erklärt ihnen den Unterschied zwischen The Sweet und Pink Floyd, die sie für Weicheier hält; die etwas wirre Frau Schwerdtfeger macht die Büdericher Straßen unsicher – es gelingt Gorkow, all diese (und weitere) Figuren mit Leben zu füllen und dadurch ein Ensemble glaubwürdiger Gestalten zu erschaffen, die man sich, ist man selbst in jenen Jahren aufgewachsen, nur allzu gut vorstellen kann.
Dazu gehören allerdings auch jene Herren, die im Hofgarten in Anbetracht knutschender Jugendlicher danach schreien, daß es sowas unter Hitler…usw. Die frühen 70er Jahre werden wahrlich treffend eingefangen. Und dadurch, daß Gorkow sich nicht scheut, Begriffe wie den bereits erwähnten „Mongo“ oder auch die Dauerbeleidigung als „Spasti“ zu nutzen, wirkt das alles nicht nur weit entfernt, sondern es wird auch genau diese Entfernung markiert, vermessen und bezeichnet. Eine andere Zeit. Die Schwester – die im Buch nie einen Namen erhält, wodurch der Charakter einer Institution, welchen sie für den kleineren Bruder hat, definiert wird – diskutiert mit dem Vater, ob man auf „Bullen“ schießen darf und erklärt dem kleinen Bruder, daß die reichen Leute am Ende der Straße bestimmt schon auf der Liste der RAF stünden. Der Vater diskutiert zurück und weiß sich schlußendlich doch nur mit dem damals gängigen „Solange du deine Füße unter meinen Tisch….“ zu helfen – er ist aber auch bereit, sich Pink Floyd anzuhören, um dann festzustellen, daß der Pianist vom Bebop käme. Die jeweils neueste Platte der Briten wird natürlich in Düsseldorf beim Funkhaus Evertz an der Kö gekauft. Und andächtig auf dem sündhaft teuren, in der Schrankwand weggeschlossenen, Thorens abgespielt, zu dem selbstredend nur Vaddern den Schlüssel hat.
Anhand der Veröffentlichungsdaten der jeweiligen Platten – hier sind es DARK SIDE OF THE MOON, WISH YOU WERE HERE (1975) und ANIMALS (1977) – lässt sich in etwa der zeitliche Ablauf der Geschehnisse bestimmen. Und entsprechend seiner jeweiligen Altersstufe, kann die oft seltsam anmutende Musik der Band den Jungen ernsthaft verstören, denn die Themen, die ihre Werke behandeln – Krieg, Wahnsinn, Vereinzelung, Vereinsamung, Kommerzialisierung, den Kampf gegen das Establishment, wie die Schwester behauptet – sind für Kinder kaum geeignet. So macht sich Alexander höchst seltsame Gedanken hinsichtlich der Pyramide, die man angeblich am Himmel entdecken könne, wenn man sich nur genügend konzentriert, und die eine Verbindung mit den Musikern in London herstellen soll. Wie es die Schwester behauptet. Währenddessen allerdings hausen The Sweet, T. Rex und – wie auch immer die in diese Reihe gerutscht sind – die Mothers Of Invention in dunklen Höhlen unter dem Grundstück, wo die Familie lebt; und kochen dort Kinder…Traumwelten eines Kindes.
Gorkow bedient sich einer Kunstsprache, um einerseits die Gedankenwelt eines Sechs-, Acht- oder Zehnjährigen wiederzugeben, lässt den Leser aber jederzeit spüren, daß dies natürlich eine ironische Entfremdung ist, nutzt er doch jede Menge Fremdworte oder Redewendungen, die kaum im Repertoire eines Kindes vorkommen dürften. So ist dies, trotz anfänglicher Schwierigkeiten im Zugang zu diesem Text, doch recht leicht zu lesen und es ist immer wieder witzig, vor allem für jene, die die eigene Kindheit hier finden können. Und doch gelingen dem Autor auch immer wieder Momente, in denen das Lachen dann doch im Hals steckenbleibt, wenn er recht nonchalant Alt-Nazis und Reaktionäre auftreten lässt. Und ist man am Ende dieser 185 Seiten angelangt, trifft der letzte Satz dieser kurzen Erzählung derart ins Herz, daß man sich kaum schämen muß, eine Träne zu verdrücken.
Man kann dies alles von einem rein nostalgischen Standpunkt aus lesen, doch macht Gorkow schließlich einen Zirkelschlag in die Gegenwart, in der er – mittlerweile Journalist einer angesehenen deutschen Tageszeitung – etliche Interviews mit Rock- und Pop-Stars geführt hat. Unter anderem auch mit Roger Waters, dem Bassisten von Pink Floyd, der die Band 1983 offiziell verließ, eine (mäßige) Solokarriere startete und mittlerweile bei den Israel-Boykotten der BDS-Bewegung gelandet ist. Anhand einer Auseinandersetzung, die er mit dem Star ob dessen führt, wird noch einmal die enorme Diskrepanz zwischen den damals so eindeutig scheinenden Frontlinien – hier die progressiven Kräfte der Linken, dort die Reaktion, die immer noch von „verrecken, vergasen und dem ganzen Stuss“ (um einmal Hannes Wader zu paraphrasieren) stammelt – und der Gegenwart markiert, in der genau diese Linien nicht mehr überschaubar sind, nicht mehr eindeutig verlaufen und eher unscharf erscheinen.
Was man nicht erwarten sollte, ist eine durchgängige Story, einen roten Faden (außer eben der Musik von Pink Floyd), eine kohärente Erzählung. Es ist ein Eintauchen in die eigene Vergangenheit, ein Sich-Erinnern, eine Rekapitulation, eine Reminiszenz, aber auch eine kritische Reflektion, die dem Roman eine zweite Ebene einzieht, die vielleicht subversiv genannt werden kann, da sie unterläuft, was wir Erinnerung nennen. Und gelegentlich verläuft sich der Autor dann zwischen den Ebenen, was man ihm aber kaum verübeln kann. Vielleicht ein Roman für Altersgenossen, für Jüngere eher ein Panoptikum aus einer analogen Zeit, die so sicherlich nicht wiederkehren wird. Aber man kann ja jederzeit ein Album von Pink Floyd auflegen und jenen ersten Tönen lauschen, die SHINE ON YOU CRAZY DIAMOND eröffnen und selbst schon von etwas Fernem, Vergangenem künden. Remember when you were young, you shone like the sun. Zeitlos. Wunderschön.
Ich hab wirklich lange gebraucht bis ich drin war aber dann! Ein Feuerwerk aus Farben, Eindrücken, Musik und dem Irrsinn familiärer Gespräche. Ein bisschen wie heimkommen.
Es hat diesen Altdeutschen Charme und die Einsicht in ein Leben voller Unsicherheit und kindlicher Verzweiflung nach Leben, fand ich interessant und angenehm
Die 1970er vor den Toren Düsseldorfs: Lakonische, autobiografische Reise in die Vergangenheit. Der stotternde Junge und seine große, aufmüpfige herzkranke Schwester. Und über allem schweben die Jungs aus London von Pink Floyd. Nicht so ganz einfacher Zugang, aber hinten heraus immer besser werdend. Vor allem das Nachwort.
Bylo potřeba se včíst a naučit se číst zvláštní autorův styl, ale když už jsem do toho vplula, bavilo mě to. To okouzlení hudbou (Pink Floyd především) bylo úplně nakažlivé. Samozřejmě do uší museli jít Floydi jako správný podkres. Autobiografické prvky dodávají na intenzitě. Některé historky a postavy, které se vyskytují v okolí Chlapce, jsou výborné. Jo, a skvělý epilog!
Wie sagt man heute so bezeichnend: „Ich bin so ein Opfer!“. Und genau das trifft es auch. Ich lese den Namen einer meiner langjährigen Lieblingsbands in Regenbogenfarben auf einem schwarzen Buch und weiß nicht nur sofort, auf welches Plattencover das eine Anspielung sein könnte, sondern auch, dass ich dieses Buch lesen muss. Unbedingt! Denn ich fühle mich ein wenig ausgehungert nach der Musik der 1965 gegründeten Band Pink Floyd, die ich in den 1980er Jahren live in Dortmund und in Köln auf der Bühne erleben durfte. Die mich rund 20, vielleicht sogar 30 Jahre meines Lebens intensiv begleitet hat und doch irgendwann immer mehr in den Hintergrund gerückt ist. Von dem Buch weiß ich vorab nur, dass es einen in die 1970er Jahre mitnimmt und hoffe, dass in dem Roman ganz viel von meiner Lieblingsmusik enthalten ist. Glücklicherweise werden meine Erwartungen sogar noch übertroffen.
Denn der 1966 in Düsseldorf geborene Autor Alexander Gorkow ist nicht nur etwa mein Jahrgang, sondern nimmt mich in seinem autobiografischen Roman mit in ein Leben in den 1970er Jahren, wie ich es zu Teilen ähnlich selbst erinnere. Eine Kindheit mit Altnazis, der ZDF-Hitparade, mit Heino als Feindbild, dem Balkan-Grill, dem Traum von der Einbauküche, gänzlich fehlender Political Correctness und viel politischem Erwachsenengerede, mit dem ich als 10jährige ebenso wenig anfangen konnte, wie der gleichaltrige Ich-Erzähler dieses Buches. Im Gegensatz zu mir stottert dieser zwar und eifert seiner herzkranken älteren Schwester, zu der er ein besonderes Verhältnis hat, nach, aber mich verbindet mit beiden die gemeinsame Liebe zu der Musik von Pink Floyd. Und von der steckt ganz viel in diesem Buch.
Der Zehnjährige beschreibt den Klang der Lieder, sodass sie mir beim Lesen gleich im Ohr klingen. Er zitiert Textstellen daraus oder bezieht sich auf diese und schildert anschaulich das Aussehen der Plattencover. Die Liebe seiner jugendlichen Schwester zu dieser Band ist auch seine geworden. Er erklärt sich die Welt mit ihren nicht immer ernst gemeinten und teilweise auch entnervten aufmüpfigen Äußerungen, mit Pink Floyds Liedtexten und seiner überbordenden Fantasie. Denn so psychedelisch die Musik dieser Band ist, so sind es teilweise auch die kindlichen Gedanken des Jungen. In seiner Welt und seiner Logik als Zehnjähriger sind sie erklärbar und nachvollziehbar. Das Buch wirft einen liebevollen Blick auf die unterschiedlichen Charaktere mit all ihren Ecken und Kanten und schafft es mich zu berühren. Ich fühle mich beim Lesen ein wenig an meine Zeit in dem Alter erinnert und mir fallen eigene abstruse Kindheitsideen und Erklärungsversuche unvorstellbar erscheinender Vorgänge ein. Gelegentlich bringt es mich sogar zum Lachen. Aber es ist kein spöttisches Lachen, sondern ein warmes Lachen, das aus lebendiger Erinnerung gespeist wird und dem Verständnis, dass man selbst manches in dem Alter einfach nicht besser wusste.
Irgendwann springt in dem Buch der Zeitraffer an und man rast regelrecht bis in die jetzige Zeit. Es werden noch einige Meilensteine im Älterwerden des Protagonisten erwähnt und natürlich auch einige aus der Historie von Pink Floyd. Das wirkt insgesamt jedoch etwas gehetzt, was ich beim Lesen bedauernswert finde. Und doch ist auch dies eine nachvollziehbare Vorgehensweise, weil irgendwann die Kindheit vorbei und die Band selbst einfach Geschichte ist. Aber es ist eben auch kein Buch in dem minutiös alle Einzelheiten zu Pink Floyd aufgeführt werden. Es ist die Geschichte eines Jungen, den Pink Floyd über lange Strecken durch sein Leben begleitet hat – und es auch bei ihm als Erwachsenen immer mal wieder tun wird, weil mit dieser Band für immer unvergessliche Erinnerungen für ihn verbunden sein werden.
Und für mich wird es jetzt Zeit bei meinem Musik-Streamingdienst endlich eine Pink-Floyd-Playlist anzulegen. Denn nachdem ich mich in den 2000er Jahren von meiner Plattensammlung getrennt habe, scheine ich mir auch nicht mehr alle Alben als CDs zugelegt zu haben. Die Zeiten ändern sich, aber eins bleibt: Ich habe den Anfang von „Have A Cigar“ im Ohr und starte dem völlig zuwider handelnd mit dem 1977 erschienen Album „Animals“, gespannt darauf, ob mich die Remastered Version von 2011 noch packen kann. Spätestens als die Hunde bellen und danach die Gitarre einsetzt, bekomme ich eine erste Gänsehaut. Alles gut.
Es sind irgendwie nur einzelne Bilder die eventuell Nostalgie an die 70er Jahre erwecken sollen, die aber in keinen wirklichen Zusammenhang gebracht werden. Ich kann leider nichts draus mitnehmen.
A childhood, growing up in the late 70’s in a small town near Düsseldorf, Germany. A passion for Pink Floyd which is the constant in this funny, moving, sad, nostalgic book! While I was reading the last chapters I couldn’t resist listening to Dark Side of the Moon again. I was moved by this genial music and lyrics as well, still am, ignoring what became of the brainwaves of Roger Waters nowadays. It is a book for memories, very charming, witty and sometimes sharp in observations from the perspective of a 10 year old. And from today’s perspective, terribly politically incorrect.
az ke konci si uvedomuji, ze kniha je v podstate autobiograficka a pojednava o autorovi. MILUJU tu knihu. ze zacatku mi trvalo si zvyknout na styl psani a celkove odstavce, postupem casu si uvedomuji, ze se v podstate kazdym odstavcem ocitam v jinem casu. po zvyknuti se kniha cte velice rychle, nemohla jsem se casto od knihy odtrhnout (to se mi nestava tak casto). i kdyz pink floyd tolik neposloucham, prave ted se nachazi v mych playlistech na spotify a oprasila jsem svou kazetu. knihu moc doporucuji a prectu si dalsi knihy od autora, zatimco tuto budu strezit ve sve knihovne jako jeden z nejmilejsich pokladu.
Ein fantastisches Buch. Ein bisschen braucht man, um sich einzulesen, dann geht es los. Das Leben in einer Düsseldorfer Vorstadt der frühen 70er wird hier mit Komik und Katastrophe zugleich dargestellt. Die scheinbar banalen Alltagsdiskussionen der Familie Gorkow sind hier der Star.
Wenn die Familie dem Erzähler (10 Jahre alt) erklären will, dass sein Freund Downsyndrom hat: "Der Hubi hat Mongoloismus. Das heißt so, weil er aussieht wie Leute aus der Mongolei." und der Erzähler dann sagt: "Was? Ein ganzes Land ist nach Hubi benannt?" Dann kann man nicht anders, als sich an der kindliche Naivität und Herzlichkeit zu erfreuen. In genau diesen Interaktionen (Vaters Telefonat nach Hause) wartet ein Witz, wie ich ihn selten in anderen Büchern gefunden habe, so unverblümt, ehrlich und schlussendlich absurd.
Besonders schön ist es, diese Geschichte mit Eltern zu teilen, die genau in dieser Zeit und Region aufgewachsen sind. Man könnte meinen, man liest ihre Erinnerungen und sie tun es auch.
Persönlich finde ich es immer interessant zu lesen, wie es sich in der Bundesrepublik der 70er Jahre lebte. Zur Erklärung: für mich war bis zu meinem 19. Lebensjahr Deutschland ein weisser Fleck auf der Landkarte; alles was ich kannte, war Idar-Oberstein/Rheinland-Pfalz, wo wir zweimal jährlich Grossmuttern besuchten. Das ging sogar so weit, dass mein Bruder eine Zeitlang dachte, Idar-Oberstein sei Deutschland und das Haus meiner Grossmutter Idar-Oberstein. Alles Weitere kam aus dem Fernsehen, angefangen mit den Mainzelmännchen, einigen inzwischen legendären Kindersendungen, Gameshows mit Hans Rosenthal und Serien, die in Frankreich nicht liefen (Bonanza, Raumschiff Enterprise...).
Ich denke mal, Alexander Gorkow, der in etwa so alt ist wie ich, appelliert ein bisschen an Gegenerzählungen seiner Leser, selbst wenn das Buch in erster Linie eine schmerzlich-schöne Hommage an die Schwester mit Herzproblemen ist, und wo das Wunderbare aus Kinderperspektive nach "paradise lost" klingt. Ich teile wiederum einige der Angewohnheiten der Figuren, nämlich die sehnsüchtige Erwartung nach einer neuen Platte der Lieblingsbands, weil sich darauf kryptische Botschaften befanden, die nur wir zu entschlüsseln vermochten und die der Welt der Erwachsenen verschlossen blieben.
Dann wiederum frage ich mich, ob das Buch in Frankreich möglich gewesen wäre. Genau zu der Zeit, in der die Geschichte spielt, gab es nämlich einen Skandal um Pink Floyd, als herauskam, dass die Band Teile ihrer Musik einem Werbespot für eine französische Limonade zur Verfügung gestellt hatten. Ausverkauf an den Kapitalismus? Nee, das war im Kontext der 70er die Todsünde schlechthin. Auf deutscher Seite blieb der Zwischenfall anscheinend unbeachtet. Nachvollziehen kann ich auch Gorkows allmähliche Abkehr von Pink Floyd. Anfang der 80er Jahre war Pink Floyd Musik für Besserverdienende und/oder solche, die sich für etwas Besseres hielten und mit den Ramones nichts anfangen konnten. Gewiss, wir haben uns als Teenies auch den Mut fusselig geredet, wie denn nun "The Wall" existentialistisch zu deuten sei, aber inzwischen denke ich, dass es sich um nichts Anderes als eine wenig verallgemeinbare Ausdünstung der Rockstar-Paranoia des Unsympathen Roger Waters handelt (trotz einiger guten Songs, aber eben Team Gilmour).
So. Das war jetzt wenig Rezension und viel Gegenerzählung, aber hey, wtf, meine Vorredner haben schliesslich ganze Arbeit geleistet.
Wenn ein Autor, der zahlreiche Interviews mit den größten Rockmusikern unserer Zeit geführt hat, sich an seine Kindheit erinnert, entsteht daraus ein Roman, der Erinnerungen weckt. „Die Kinder hören Pink Floyd“ im rheinländischen Büderich, zumindest „der Junge“ und seine Schwester, die in ihm die Leidenschaft für diese englische Prog Rock Band geweckt hat, für die beiden der Inbegriff von Rebellion, vom Verlassen der ausgetretenen Pfade der Erwachsenen, bei denen der gruselige Heino läuft. Die Musik ist ein Ventil, um dem miefigen Alltag zu vergessen, lässt hoffen. Auch wenn er die Texte nicht versteht, sich auf die Erklärungen seiner schwerkranken Schwester verlässt, ist da diese Ahnung, dass es da draußen mehr geben muss als den akkurat gepflegten Vorgarten und die neue Einbauküche. Pink Floyd verspricht Veränderung, Freiheit.
Indem er einen Ausschnitt aus seiner eigenen Kindheit beschreibt, nimmt Gorkow aber auch uns mit zurück in die Vergangenheit. Zumindest diejenigen, die damals in einem ähnlichen Alter waren und sich für die Musik begeistert haben, die aus dem englischsprachigen Ausland zu uns kam. Und während ich diese Besprechung geschrieben habe, lief im Hintergrund die "Dark Side of the Moon" LP...
Es ist ein liebevoller Blick zurück, ein poetisches Memoir, als die Welt noch vibrierte, in Ordnung war, die Einteilung in Gut und Böse, Richtig und Falsch noch funktioniert hat, sich aber bereits die ersten Risse gezeigt haben. Das muss zwangsläufig zu dem Epilog führen, in dem zumindest ein Held der Kindheit entzaubert wird. Roger Waters, der mit seinen umstrittenen Äußerungen heute genau den Konservatismus verkörpert, gegen den die Band angesungen hat.
Und eine herzkranke ältere Schwester haben für die Pink Floyd die ( Musik ) Welt ist. Zu der man aufschaut. Sich mit weniger freundlich gesinnten Klassenkameraden rumärgern müssen. Eltern haben, die man liebt, die aber doch, zumindest laut Schwester, dem Establishment angehören. Und die man deshalb eigentlich nicht so sehr lieben sollte. Einen Freund mit Trisomie 21 haben. Und dann noch stottern.
Das ist das Leben des 10 jährigen Alexanders. Also alles andere als einfach - aber auf jeden Fall abwechslungsreich und nie langweilig.
Der autobiographische Roman "Die Kinder hören Pink Floyd" beschreibt auf wirklich unterhaltsame und lesenswerte Art und Weise einige Monate aus dem Leben von Alexander plus Familie und Freunde. Und zwar mit viel hintergründigem und feinem Humor. Am Ende des Buches habe ich nicht nur einiges mehr über Pink Floyd gewusst sondern mir tatsächlich auch noch ein paar Lieder von Julio Iglesias angehört. Na dann............
Ich glaube, dass ich einfach zu jung für dieses Buch war. Ich muss auch gestehen, dass ich weder Alexander Gorkow vorher kannte, noch dass ich viel Ahnung von Pink Floyd hatte.
Die Geschichte liefert einem einen schönen und authentischen Einblick in die 70er Jahre, jedoch kommt die so angepriesene Beziehung zwischen Schwester und Bruder leider zu kurz.
Ich wollte das Buch einfach lesen, um einen kurzen Einblick in die 70er Jahre in Westdeutschland zu bekommen, weil das genau die Zeit war, in der mein Vater aufgewachsen ist. Besonders die politischen Diskussionen gegen Ende haben mich überzeugt, aber alles in einem lässt mich das Buch eher zwiegespalten zurück.
Zunächst bin ich sehr schwer in das Buch reingekommen, weil die ganzen Versatzstücke doch recht verwirrend waren. Als dann klar war, wie der Erzählstil sein sollte (und eine diffuse Ahnung erschien, warum das so angelegt wurde), war's doch ganz gut zu lesen. Viele alte Erinnerungen aus 70er/80er Jahren wurden sehr "schräg" angestupst. Das war schon stark.
Ein Buch, was schon einen ganz speziellen Charme hat, aber durchaus auch nicht unanstrengend ist.
Wer, wie ich, ebenfalls Pink Floyd-Fan und ungefähr im Alter der Hauptfiguren ist, wird sich durch die präzisen Beschreibungen bundesrepublikanischer Befindlichkeiten an seine Jugend erinnert fühlen. Gorkow gelingt es, mit wenigen sprachlichen Federstrichen plastische Figuren und Situationen zu zeichnen. Im Epilog kommt es zu einer denkwürdigen Begegnung mit Roger Walters, bevor der letzte Satz einem Schlag in die Magengrube gleichkommt.
Wer nicht so halbwegs in der gleichen Zeit wie der Protagonist seine Jugend in Deutschland verbracht hat, unter (im weitesten Sinne) ähnlichen Bedingungen, wird an dem Buch wohl wenig Freude haben bzw. viele Beschreibungen und Anspielungen nicht verstehen. Als 1960er Jahrgang hingegen habe ich manchmal laut aufgelacht und manchmal mit leichtem Gruseln die Erinnerungen an jene Zeit spüren können. Was war manches damals doch muffig und piefig, anderes hingegen viel freier als heute. Als leichte Urlaubslektüre habe ich es gerne gelesen.
Ich gebe dem Buch 3.5 fast 4 Sterne. Ich glaube einfach Ich bin für die erste Hälfte zu jung Ich wurde in den 80ern geboren, da war alles schon vorbei.
Die zweite Hälfte des Buches hingegen, die politische und familiären Diskussionen habe ich in einem Rutsch verschlungen und konnte mich absolut wiederfinden. Daher 3.5
Ohne den Epilog ein wirklich gutes Buch. Ich denke, ich bin zu spät geboren, um bei Pink Floyd wirkliche Gefühle zu empfinden. Naja: BRD Noir für alte weiße Männer – gut geschrieben aber.
Leider hat sich für mich die angedeutete Geschwistergeschichte nicht entsponnen. Auch die dann erhoffte becoming of age Geschichte ist ausgeblieben. Ich habe mich dann damit abgefunden, dass es gelegentlich zu einer interessanten Szene gekommen ist, die in ein spannendes Bild der 70er Jahre erzeugt hat.
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Büderich, eine Kleinstadt in Westdeutschland, in den 1970er Jahren: Ein stotternder Junge, seine herzkranke und lebenshungrige und politische grosse Schwester. Ausflüge zum Plattenladen. Ausflüge zum Balkan-Grill. Wirre Nachbarinnen. Prügeleien mit cholerischen Mitschülern. Ohrfeigen vom Pastor. Gift, sorglos vom Vater auf die Rosen geschüttet. Und über allem: Pink Floyd.
Alexander Gorkow fängt in «Die Kinder hören Pink Floyd» szenenhaft die Atmosphäre jener Jahre ein, in denen sich seine Beziehung zur britischen Band ihren Weg bahnte, beeinflusst von seiner Schwester. Eine tiefergehende Auseinandersetzung mit der Musik darf man hier nicht erwarten – der Erzähler ist zehn Jahre alt –, doch die Stimmung Büderichs und jene Pink Floyds scheinen sich für ihn perfekt zusammenzufügen. Später, als Journalist, wird sich Gorkow auch kritisch mit Roger Waters auseinandersetzen. Dies wird am Schluss kurz angerissen – insgesamt ist das Buch aber mehr ein ganz persönliches Schwelgen in der Vergangenheit.