Viele Eltern wollen ihre Kinder bedürfnisorientiert begleiten und auf Augenhöhe mit ihnen umgehen. Doch dabei stoßen sie immer wieder an ihre Grenzen.Die Pädagogin Susanne Mierau denkt in diesem Buch das Konzept bedürfnisorientierte Erziehung neu. Bedürfnisorientierung ist keine Erziehungs-Methode, sondern eine Es ist die Kunst, ein Kind wirklich bedingungslos so anzunehmen, wie es ist, und keinerlei Erwartung zu haben, wie es sein soll. Mierau beschreibt, wie es Eltern gelingen kann, ein Verständnis für die kindlichen Bedürfnisse aufzubauen, das im Alltag funktioniert. Sie unterstützt Eltern, sich von eigenen negativen Erfahrungen und gesellschaftlichen Vorstellungen frei zu machen und den eigenen Weg zu finden, Kindern mit Achtung und ohne Druck und Gewalt zu begegnen. Damit sie frei und unverbogen so aufwachsen, wie es ihnen entspricht.
Mein Name ist Susanne Mierau. Geboren wurde ich 1980 in Berlin. Und hier in Berlin habe ich auch studiert: Kleinkindpädagogik an der Freien Universität Berlin. Dort habe ich während des Studiums an Forschungsprojekten von Prof. Dr. Kuno Beller & Simone Beller mitgearbeitet, zum Beispiel in der Weiterbildung von Erzieherinnen in Kindertageseinrichtungen zur Förderung des sprachlichen Anregungsniveaus und eines einfühlsamen Erziehungsstils. Als Erheberin der Kindergarten-Einschätz-Skala und verschiedener anderer Forschungsinstrumente habe ich das Land bereist und viele Kindertageseinrichtungen gesehen und bewertet. Nach dem Studium habe ich dann als Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Arbeitsbereich Kleinkindpädagogik der Freien Universität Berlin bei Prof. Dr. Wolfgang Tietze gearbeitet. Als Projektmanagerin war ich bis zu meiner ersten Schwangerschaft für das Forschungsprojekt „Familienzentren NRW“ zuständig.
Neben meiner wissenschaftlichen Arbeit war ich aber schon früh in der Praxis tätig und habe während des Studiums auch Weiterbildungen zur Stillberaterin und Babymassagekursleiterin absolviert. Etwas später schloss sich noch die Weiterbildung zur GfG-Geburtsvorbereiterin und GfG-Familienbegleiterin an. So arbeite ich nun seit 10 Jahren in der Elternbegleitung und -beratung.
2011 habe ich die Erlaubnis zur berufsmäßigen Ausübung der Heilkunde erhalten und arbeitete anschließend in eigener Praxis für Frauen- und Kindergesundheit und Familienbegleitung. Eine Ausbildung zur Traumatherapeutin (HP) rundet dieses Tätigkeitsfeld ab.
Als Ausbilderin für Babymassagekursleiter/innen bietet ich regelmäßig Workshops zur achtsamen Berührung bei Babys und Kleinkindern an, ebenso wie Weiterbildungen zur babyfreundlichen Beikosteinführung oder professionellen Schlafberatung. Meine Erfahrungen aus Theorie und Praxis der Kursarbeit habe ich in meinem 2012 erschienenen Buch „FABELhaft durchs erste Babyjahr“ einfließen lassen.
Im März 2016 erschien mein zweites Buch im Kösel Verlag „Geborgen wachsen: Wie Kinder glücklich groß werden“ – das Buch zum Blog über geborgenes Aufwachsen und die vielen unterschiedlichen Wege, die Eltern dafür heute gehen können.
Nach dem Erfolg des ersten Buches erscheint das Folgebuch „Geborgene Kindheit – Kinder vertrauensvoll und entspannt begleiten“ im Mai 2017 im Kösel Verlag.
Im September 2017 erscheint mein viertes Buch bei GU.
Meine Arbeit ist auch zugleich mein liebstes Hobby. Ich lese viel über kindliche Entwicklung, geborgenes Aufwachsen, Schwangerschaft, Mutterschaft und eben alles über Familien. Ich liebe es, Fortbildungen zu besuchen und lerne nicht nur von meinen Kindern beständig dazu – aber gerade auch von ihnen sehr viel.
Mutter sein hat mich vor neue Herausforderungen gestellt, mein Leben vollkommen verändert und ist mit das Beste, was mir passieren konnte. Meine Tochter wurde 2009 im Geburtshaus in Berlin geboren, mein erster Sohn kam 2012 zu Hause in Friedrichshain zur Welt und mein drittes Kind 2016 in einem Krankenhaus. Ich stille, ich trage, ich schlafe mit meiner Familie im Familienbett. Wer sagt, ich würde meine Kinder zu sehr verwöhnen, dem sage ich, dass ich sie einfach nur geborgen aufwachsen lasse – so, wie es ihnen gut tut.
Ich bin mir sehr sicher, dass Susanne Mierau und ich ziemlich genau die gleichen Ziele und Ansichten haben, was das Begleiten von Kindern angeht. Frei und unverbogen hat mir noch mal einige Impulse gegeben, wo ich weiter ansetzen kann. Stilistisch werden wir aber, glaube ich, nie Freund*innen.
Da ist einmal die Tatsache, dass die komplette erste Hälfte des Buchs fast ausschließlich aus einer Aufzählung besteht, was alles falsch läuft, und auf welche Weise Kinder historisch, aktuell und in Zukunft fremdbestimmt werden. Das ist alles wahr und wichtig, aber es macht auch so richtig schlechte Laune und, vor allem, ein riesiges schlechtes Gewissen. Man muss sich bis zur zweiten Hälfte vorbeißen, bis darauf eingegangen wird, dass Fehler machen dazu gehört und wie man damit umgehen kann, gefolgt von "Dos" zu den vorherigen "Don'ts". Nur mal angenommen, ich hätte es nicht so weit geschafft - das Buch hätte mich gelähmt vor Angst ohne Hoffnungsschimmer zurückgelassen.
Dann ist da die Sprache, die sehr mächtig ist. Das ist natürlich einerseits dem Thema angemessen, denn Kinder sind ja etwas Wichtiges. Aber wenn alles "Gewalt" ist, was bedeutet Gewalt dann noch? An der Windel eines Babys riechen? Gewalt. Dem Kind bei etwas helfen, was es noch nicht kann? Gewalt. Flugreisen? Gewalt an den Kindern der Zukunft. Ich verstehe, woher der Impetus kommt, die Ernsthaftigkeit auch kleinerer Grenzüberschreitungen aufzuzeigen, aber es hat mich auch mürbe gemacht. Gleiches gilt für mich dann auch für die Betonung von "bedingungsloser Liebe" und Ähnlichem. Ich verstehe, was damit gemeint ist, aber ich fühle mich auch immer wieder von unmöglichen Standards und dem dazugehörigen Pathos überwältigt. Ein wenig Humor, Pragmatismus und Akzeptanz der dramatischen Ironie des Lebens und seiner menschlicher Fehlbarkeit (und zwar nicht nur gelegentlich, sondern dauernd, und nicht nur der Eltern, sondern auch der Kinder) braucht es für mich als Gegengewicht. Wahrscheinlich muss man aufpassen, dass man nicht zu sehr in diese Richtung geht, da es Eltern sonst leichter fällt, alles sich selbst gegenüber zu entschuldigen und zu rechtfertigen. Es ist ein schmaler Grat, aber ich habe das Gefühl, dass Mierau und ich ohne es zu wollen, auf unterschiedlichen Seiten stehen.
Schließlich nervt mich hier, genau wie in der anderen einschlägigen Literatur zum Thema, etwa Das gewünschteste Wunschkind aller Zeiten treibt mich in den Wahnsinn, die regelmäßige "Absicherung" der Thesen durch Neurowissenschaften. Wenn, wie Mierau auch immer wieder betont, es hauptsächlich darum geht, eine Haltung und ein Menschenbild zu entwickeln und zu festigen - möchte ich mein Kind als Individuum mit ureigenen Bedürfnissen verstehen, die den gleichen Respekt verdienen wie die der erwachsenen Welt oder bin ich der Meinung, das ich mein Kind so formen kann, wie ich das will oder wie ich denke, dass es sich "gehört - dann brauche ich dafür nicht immer zu wissen, dass bei gewissen Dingen irgendwelche Hirnregionen aktiviert werden. Was das nämlich wirklich bedeutet, ist nach wie vor viel Mutmaßung. "Beweise" sähen anders aus, etwa: Langzeitstudien haben gezeigt, dass x% der Kinder, die Y erfahren haben, später Z sind (oder nicht). Die gibt es oft nicht, das ist mir auch klar. Aber dann nehme ich eine Philosophie lieber deswegen an, weil ich sie für richtig halte, und nicht, weil die Hirnforschung mir das suggeriert.
Meine Kinder sind bereits erwachsen. Beim Lesen des Buches hätte ich mich gerne für einiges entschuldigt. Die Autorin hat eine Haltung, die meiner ähnelt. Die Anwort auf die Frage, weswegen wir bestimmte Ziele bei unseren Kindern verfolgen, lässt mich stumm zurück, den meist geht es um bekloppte alte Glaubenssätze, die die Kinder nicht glücklicher machen. Sehr wertschätzend auch mit den Eltern.
Die Autorin stellt sehr umfangreich dar, wie und warum Kinder heutzutage aus ihrer Sicht falsch erzogen werden. Sie begründet dies anhand von vielen Sekundärquellen. Dies führe dazu, dass Kindern vielfach Gewalt erfahren und diese ihr Wesen verbiege. Als Alternative soll man statt dessen versuchen auf Gewalt zu verzichten und die Bedürfnisse des Kindes erfüllen, soweit es die eigenen Grenzen nicht übersteigt. Ich finde Ihren Ansatz sehr unkonkret. Das macht es schwer ihn umzusetzen, aber einige Ihrer Gedanken finde ich sehr plausibel. Sprachlich ist das Buch sehr gut geschrieben. Man kann es leicht lesen. Für mich war es eine interessante Lektüre.
War für mich erfreulich irrelevant und wenig Neues , aber trotzdem sehr bestärkend und wissenschaftlich hinterleuchtend. Die Bücher von Frau Mierau sind einfach immer wieder Gold wert. Ich mag besonders auch die wertschätzende und respektvolle Sprache und die entsprechenden Gedanken und Weltsicht die dahinter stehen.
Das Buch wurde für mich erst ab Kapitel 3 richtig interessant. In diesem Kapitel geht es um die alltäglichen Gewaltformen, die Eltern gewollt oder ungewollt an ihren Kindern ausüben. Schmerzlich dachte ich mir: "Ich mache ja alles falsch". ABER: In den darauffolgenden Kapitel wurde die Last von den elterlichen Schultern genommen und anhand von Beispielen ein möglicher Weg aufgezeigt, wie gewaltfreier Umgang gelebt werden kann. Ich habe recht lange gebraucht, um die 250 Seiten durchzulesen, weil es mich an vielen Stellen tatsächlich zum Nachdenken und zur Selbstreflektion gebracht hat. (Kapitel 1 & 2 handeln von Erziehung allgemein sowie von dem historischen Hintergrund der Erziehung.)