Arno Camenisch erzählt in seinem Roman von einem Dorf in Graubünden, das von einer Tragödie überschattet wird. Die Tragödie geschah eineinhalb Jahre, bevor der Erzähler auf die Welt kam. Davon handelt dieses Buch, es ist Arno Camenisch persönlichstes Buch, in einem berührenden Ton und mit grosser Klarheit erzählt Arno Camenisch vom Leben und vom Tod und von den Menschen, die von uns gingen und die wir weiter im Herzen tragen. Es ist ein Buch über den Umgang mit Verlust und das Vergehen der Zeit, und es ist ein Buch über die Zuversicht, dass mit dem Frühling die Sonne wieder ins Leben zurückkehrt.
Neues Jahr, neues Buch von Arno Camenisch. Schon fast müsste man sich sorgen machen, wenn der gefeierte Schweizer Autor für einmal kein neues Bändchen im Engeler-Verlag vorlegen würde. "Der Schatten über dem Dorf" ist aber nicht bloss dasselbe noch einmal, sondern ein etwas anderer Versuch an Erzählung.
Camenisch erzählt auf den 100 Seiten die Geschichte eines Dorfes im Bündnerland, in dem vor einigen Jahrzehnten drei Kindern auf schlimme Weise verstarben. Bis heute hat sich der Schatten dieses Unglückes nicht von der Ortschaft lichten können und so sucht die Hauptperson (bei der es sich ziemlich sicher um Arno selbst handelt) nach Erlösung und Wahrheit vor Ort.
Keine Kalauer also, keine Gespräche zwischen alten Personen, die ihren Jugendjahren nachhangen. Wenig Dialekt, mehr Wahrheit und Schwermut. Das gefiel mir, nur die Form liess mich etwas unsicher zurück. "Der Schatten über dem Dorf" wirkt mit den kurzen und simplen Sätzen, sowie den starken Wortwiederholungen wie ein Spoken-Word-Text. Als Buch funktioniert dieser Stil hier selten gut, alles wirkt etwas zu einfach. Ich könnte mir aber vorstellen, dass die Geschichte als Vortrag mehr Intensität entfalten könnte. Von seiner ausgelutschten Methodik hat sich Camenisch aber leider nur ganz kleine Schritte entfernt.
Ich bin hocherfreut, dass der Posterboy der hiesigen Literaturszene von seinem Grundrezept abkehrt und einmal ein anderes Thema als Weisst-du-noch-wie toll-es-damals-war-Gespräche bedient. «Der Schatten über dem Dorf» handelt von einem tragischen Unglück, das in Camenischs Heimat (noch vor seiner Geburt) tatsächlich vorgefallen ist: Drei Kinder sind damals in einem Feuer ums Leben gekommen.
Camenisch erzählt die Geschichte (so vermute ich zumindest) aus der eigenen Perspektive; bei einer Rückkehr in den Ort erinnern ihn die Häuser und Plätze an verschiedene Menschen und die Stimmung, die noch lange Jahre nach der Tragödie im Dorf herrschen sollte. Er erzählt auch von sich und von anderen Personen, die hier auf die eine oder andere Art und Weise Unglück erlebten.
Erzähltechnisch hingegen werden hier keine neuen Gefilde betreten. Noch mehr als bisher ist der Text von zahlreichen Wiederholungen geprägt, die Sätze sind simpel, kurz und leicht verdaulich. Man kann gut nur jede fünfte Seite lesen, wie gewohnt wird der Stoff für eine Kurzgeschichte auf knapp 100 Seiten mit grosszügigem Durchschuss ausgedehnt. Ist aber auch kein Wunder, wenn man jedes Jahr ein neues Buch veröffentlichen will.
Das Buch von Arno Camenisch ist eine Mischung aus Autobiografie und Roman. Die Sprache ist feiner und stiller. Die Geschichte wird mit viel Liebe und Wärme erzählt, wobei der Ton viel zur Atmosphäre beiträgt. Das Lesen dieses Buches hat bei mir länger gedauert, da viele alte Erinnerungen hochkamen. Das Reflektieren solcher Momente erschien mir sehr wertvoll, weshalb ich das Buch persönlich wertschätze. Dieser Aspekt mag nicht für jeden Leser zutreffen.
Dieses Buch von Camenisch beschreibt ein Geschehen in seinem Heimatdorf. Und dass während einen aktuellen Besuch von ihm am Dorf. Nun an sich ist die Geschichte ok. Aber für mich kam sie einfach nicht vorwärts. Und, das was am schlimmsten, früher habe ich die Sprache von Camenisch wunderbar gefunden. Jetzt finde ich sie nur noch mittelmässig. Schöne Schweizer oder Bünderner ausdrücken sucht man aber findet man kaum. Schade. Vielleicht ist er zu lange weg dort, oder sein Still ist einfach flacher geworden. Für mich, eben wie das letzte Buch, ist es nicht mehr interessant. Deswegen auf habe ich auf der Helfte aufgehört.
Nah, the personal diary is too obvious and the third person narrative does not transpond things enough. There is nothing eerie, like there is in Coetzee‘s third-person autobiographies. The question «Why third person?“ is never answered. Something terrible happened a long time ago. We all have a right to attempt to lay the ghosts of the past. This attempt is private (and obviously late in the say) – and it should probably not have been dragged into the public domain. Arno Camenisch can do (and has done) a lot better.