Die Generation nach den Babyboomern ist die erste nach dem Zweiten Weltkrieg, die ihre Eltern mehrheitlich nicht wirtschaftlich übertreffen wird. Obwohl die Wirtschaft ein Jahrzehnt lang wuchs, besitzt die Mehrheit in diesem Land kaum Kapital, kein Vermögen. Doch sich Wohlstand aus eigener Kraft zu erarbeiten ist schwieriger geworden, insbesondere für die, die heute unter 45 sind. Die Hälfte von ihnen fürchtet, im Alter arm zu sein. Was sind die Ursachen für diesen großen gesellschaftlichen Umbruch, wann fing es an? Julia Friedrichs spricht mit Wissenschaftlern, Experten und Politikern. Vor allem aber begleitet sie Menschen, die dachten, dass Arbeit sie durchs Leben trägt, die reinigen, unterrichten, Tag für Tag ins Büro gehen und merken, dass es doch nicht reicht. Sie sind die ungehörte Hälfte des Landes. Dieses Buch erzählt ihre Geschichte.
Faszinierendes Buch! Allein die Grundannahme, dass es keine deutschsprachige Entsprechung für den Begriff „working class“ geben würde. Und zwar weil das Wort „Arbeiter“ so verbraucht wäre und man sich darunter nur Kohlekumpels und Industriearbeiter und auch nur Männer vorstellen würde. Vielleicht ist das so wenn man selbst aus dem Kleinbürgertum einer kleineren westdeutschen Stadt in Nordrhein-Westfalen kommt? Spannend auch im Lektorat offensichtlich niemanden gehabt zu haben, dem das Wort „Werktätige“ einfiel, das dieser Definition Julia Friedrichs völlig gerecht geworden wäre. Hat mich jedes Mal wieder umgehauen, wenn da kursiv „working class“ stand.
Und das lässt noch außen vor, dass „working class“ ja auch überhaupt nicht wortwörtlich als „arbeitende Klasse“ zu übersetzen ist sondern – was etwas anderes ist – halt „Arbeiterklasse“ bedeutet. Aber vermutlich gewinnt man auch nur mit einem derartigen Sprach- und Klassenverständnis einen Axel-Springer-Preis oder den Ludwig-Erhard-Förderpreis. Jedenfalls sind Friedrichs eigentümlich definierte „working class“ ihren Gesprächspartnern zufolge zum Beispiel Dienstleistende (ein Bahnhofsreiniger) aber vor allem vom wirtschaftlichen Abstieg bedrohtes Kleinbürgertum und Angestellte (ein Kneipenbesitzer, zwei freiberufliche Lehrkräfte, Karstadt-Angestellte, ein Büroangestellter, freiberufliche Journalist:innen). Beziehungsweise implizit alle, die heute prekär lohnabhängig beschäftigt sind.
Prekär beschäftigte Gruppen zusammenzufassen ist an sich nachvollziehbar aber zum erhellen von Zusammenhängen der Klassengesellschaft, in der wir leben, unpräzise und eben nur möglich wenn man den Begriff „working class“ so idiosynkratisch verwendet wie Friedrichs es tut. Zumal sie zeitgleich aus ihrem offensichtlich vordergründigen Interesse an der eigenen Klasse, der prekären Mittelschicht, Arbeiterschichten, die in gewerkschaftlich erkämpften tariflich entlohnten Verhältnissen arbeiten, außen vor lässt, weil deren Beschäftigung ja nicht prekär sei. Gleichzeitig unterstellt sie den nicht gewerkschaftlich Organisierten implizit, aus individuellem Versagen in dieser Lage zu sein, weil sie sich von der (bürgerlichen) Demokratie und ihren Interessenvertretungen abgewendet hätten und so weiter.
Vielleicht wäre es leichter darüber hinwegzuschauen wenn wenigstens eine der Personen, mit denen sie sich für das Buch getroffenn und deren Geschichte sie ausgiebig beleuchtet hat, Landwirt:in, Post-90er Arbeitsmigrant:in oder Arbeiter:in bei bspw. Tönnies gewesen wäre oder ein Lieferant bei einem der globalen oder lokalen Logistikunternehmen... also Personen, die tatsächlich nichts besitzen außer ihrer Arbeitskraft, mit der sie Mehrwert erschaffen, an dem sich die Besitzer von Kapital und oder Produktionsmitteln bereichern oder so. Wäre vielleicht interessant gewesen. Aber okay. Dass man hier und heute kein fundiertes Wissen über Klassenverhältnisse haben muss, um dazu zu publizieren, ist ja nichts Neues. Tatsächlich war das aber womöglich das erste Buch dieser Art, das ich gelesen habe, in dem nicht mal ein einziges Mal verschämt Marx erwähnt wurde, um wenigstens so zu tun als hätte man seine Theorien rezipiert.
Dass das historisch-wissenschaftliche Verständnis der Autorin mit Primärquellen und verifizierbaren Tatsachen mitunter wenig am Hut hat, illustriert auch ganz ausgezeichnet beinahe jede Erwähnung der DDR. Allen Voran, die Behauptung mit Inkrafttreten der Verfassung der Deutschen Demokratischen Republik sei die Teilung Deutschlands vollzogen worden. Nachdem das Grundgesetz der Bundesrepublik bereits am 23. Mai 1949 in Kraft getreten war, hat es die DDR also rückwirkend am 7. Oktober 1949 geschafft Deutschland zu teilen. Das muss man erstmal schaffen!
Es ist dann auch wenig verwunderlich, dass die Autorin sich eine Errettung und Zähmung des entfesselten Finanzkapitalismus wünscht, weil sie denkt, dass ein Sozialismus ihr vorschreiben würde wie sie zu leben, träumen und zu konsumieren habe. Das ist natürlich bitter. Viel gerechter wäre es natürlich wenn die Reichen und Superreichen ihren Appell lesen und einsähen, dass es uns allen viel besser ginge, wenn sie einfach ein bisschen was von ihrem Vermögen dem Gemeinwohl überlassen würden. Es ist bestimmt nur eine Frage der Zeit bis eine Familie Reimann, ein Christoph Gröner, ein Lutz Helmig und so weiter sich entscheiden, dass es mal wieder Zeit wäre über Wohltätigkeitsbälle hinaus ein bisschen Superreichensteuer abzugeben!
Jedenfalls die zwanzig Euro bei der Büchergilde Gutenberg hätte ich mir sparen und das Buch aus einer Bibliothek ausleihen können. Was ich auch jedem empfehlen würde, der sich vielleicht dafür interessiert sich das mit eigenen Augen anzuschauen. Denn trotzdem enthält das Buch interessante und aufschlussreiche Beobachtungen und Einblicke in die Lebenssituation von dem Neoliberalismus zum Opfer gefallenen Arbeitern und Angestellten sowie vom Abstieg bedrohten Kleinbürgern und das Ringen um eine neu-alte Sozialdemokratie. Dazu lohnen sich auch die für den WDR produzierten Dokumentarfilme Julia Friedrichs wie zum Beispiel „Ungleichland“, die man in der Mediathek des WDR anschauen kann.
Ich weiß es klingt komisch, aber dieses Sachbuch war ein richtiger Pageturner. Die allermeisten Passagen hatten Reportage-Charakter, bei Interviews mit Expert*innen und vor allem den über langen Zeitraum begleiteten Gesprächen mit working class Arbeitenden. Trockene Theorie wurde eher sporadisch eingestreut, was mir wirklich geholfen hat, am Ball zu bleiben, auch wenn man das vielleicht auch kritisieren kann, dass der theoretische Überbau etwas dünn daherkommt. Mein einziger Kritikpunkt ist, dass die Gesprächspartner aus der working class diverser aufgestellt hätten sein können. Es gibt so viele Branchen und wenn von drei begleiteten Personen eine Lehrkraft und einer leitender Büroangestellter ist, wurden wirklich viele andere Optionen nicht ergriffen.
Richtig guter Journalismus über ein paar Menschen, die wirklich unter der aktuellen ökonomischen Ordnung leiden. Hatte aber den Eindruck, dass es auf der Theorie-Ebene etwas dünn ist. Sowohl politische als auch ökonomische Theorie. Aber das ist vielleicht auch nicht so schlimm. Man bekommt Lebensgeschichten erzählt, die wach machen.
Friedrichs begleitet drei Personen der "working class" das Buch über und durch die Pandemie hindurch, eine clevere Idee, bei der es mir aber manchmal an Struktur fehlte. Sehr oft ließ sich für mich kein roter Faden erkennen. Ein bisschen hat mir auch der Einblick in Care-Arbeit wie die Pflege oder Erzieher geholfen. Die Message des Buches ist aber eine wichtige und essentielle: Unser System ist so wie es ist nicht tragbar. Und das traurige ist, wie bei fast allen wichtigen Problemen dieser Zeit, haben wir keine Zeit mehr über Lösungen nachzudenken, sondern müssen schnell reagieren.
Ich schließe mit meinem Lieblingszitat über die Babyboomer: "Erbarmungslos seziert Kunze den Nachlass seiner Altersgenossen: Bildung, Klima, Kinder - und eben auch das Rentensystem und die Staatskasse. Seine Generation, die noch heute außergewöhnlich viel von sich hielte, habe die idealen Startchancen, das Glück, sechzig Jahre in Wohlstand und Frieden verbringen zu können, vor allem für ein schönes, sattes und selbstbezogenes Dasein genutzt. "Was aber hinterlassen wir unseren Kindern und Enkeln als Gegenleistung? Hinterlassen wir ausreichend Kitaplätze, ein konkurrenzfähiges Bildungssystem, eine funktionierende Infrastruktur und volle Rentenkassen?" Rhetorische Frage. Die Antwort lautet: "Leider nein."
Klasse Buch! Meist eine tolle Mischung aus Lebensgeschichten und gut recherchiert wirkenden Infos. Gegen Ende würde es mir dann etwas zu subjektiv, aber ist verkraftbar. Den Inhalten sollte man sich als Mittelständler (alles drüber sowieso, aber kümmert es da wen?) bewusst sein und es gibt glaube ich kaum angenehmere Wege sich diese anzueignen. Mir ging nahe, dass leider viele Menschen malochen und trz jeden Euro dreimal umdrehen müssen. Einfach unfair. Hat auch Futter an den Umstand gegeben, wie sich Lohn in den letzten Jahrzehnten verändert hat. auch echt unfair. Viel Hoffnung / Lösungsansätze gibt's nicht, aber Aufklärung in sich ist auch schonmal wertvoll.
Den Fokus auf die Corona-Pandemie fand ich erst störend - ist das Buch dann nicht sehr "dated"? - aber tatsächlich ist sie einfach ein perfektes Beispiel, wie wenig Solidarität es in unserer Gesellschaft zwischen den reichsten 5% und den hart arbeitenden gibt.
Erschreckend über das zu lesen, was wir immer wieder verdrängen. Von der Art und Weise des Erzählens aber gut zu lesen. Es sollte Pflichtlektüre werden.
Was für ein großartiges, menschliches Buch über den Wirtschafts-Moment in dem wir uns befinden. Julia Friedrichs begleitet Menschen, die arbeiten bis sie nicht mehr können und trotzdem kaum Aussicht auf Besserung haben. Sie spricht mit Wirtschaftsexperten und Politikern, guckt Schwarzwaldklinik und fährt U-Bahn. Die Fragilität wird dann im letzten Drittel nochmal der entscheidende Faktor, es wird 2020, Corona kommt ums Eck und langsam kippt die Stimmung. Ohne polemisch oder linksradikal zu sein, ist das ganze Buch ein Argument für Umverteilung, für neue Ansätze aber auch für ein Comeback von politischen Hebeln, die es schon mal gab, um genau das zu verhindern wo wir jetzt gelandet sind. Eine dringend Empfehlung, vor allem für alle, die bei BWL-Jargon mit den Augen rollen und zwar instinktiv wissen, dass Christian Lindner Müll redet, aber genauer wissen wollen warum.
Ich habe das Buch aufgrund von Verenas Buchclub gelesen und es hat mich sehr zum Nachdenken bewegt. Die Autorin erzählt wunderbar anhand von drei Geschichten die Situation der Arbeiterklasse in Deutschland. Einiges wusste ich, vieles wurde mir neu oder in dem vorhandenen Ausmaß bewusst.
Schon lange nicht mehr hat mich ein Buch so gefesselt, dass ich es gar nicht mehr aus der Hand legen wollte. Mir gefiel die klare, schnörkellose, verständliche und eindringliche Sprache und wie Julia Friedrichs erzählt. Einfach brilliant wie das Thema dargeboten wird. Die Frage ist, was machen wir nun? “Das Spiel ist ok, die Regeln sind unfair”. “Wir sind nicht die Geiseln der Verhältnisse”. Wer schreibt die Regeln um und treibt die Veränderung? Wir alle, die in dieser Gesellschaft leben. Das fängt an mit weniger Gleichgültigkeit, mehr Wertschätzung für andere. Und wir müssen eine Politik einklagen, die weniger reagiert und Investoren bedient sondern aktiv die Zukunft gestaltet. Das Buch gibt jede Menge Stoff zum Nachdenken und Handeln. Ich wünschte jeder würde er lesen.
Viele bekannte aber auch neue Informationen und Details über den Zustand unserer vermeintlichen Mitte der Gesellschaft. An einigen Stellen bewegend (die Idee konkrete Geschichten von drei betroffenen Personen aufzugreifen, finde ich gut!) und motivierte mich dazu die eigene „Position“ im System immer wieder zu hinterfragen und zu schätzen. Auch wenn die Inhalte zum Teil sprunghaft sind, empfehle ich das Buch bereits weiter, insbesondere in der „Akademiker-Bubble“, aus meiner Sicht wertvoll um zumindest mal wieder zu versuchen eine andere Perspektive einzunehmen als die eigene.
Nach 200 Seiten beschloss ich, dass es mir meine Zeit nicht wert ist. Friedrichs portraitiert ein paar Menschen in prekären Arbeitsverhältnissen und entlang dieser ausufernden Schilderungen kritisiert sie ungleiche Einkommens- und Vermögensverhältnisse in Deutschland. Dabei bleibt sie sehr oberflächlich und verzichtet auf jede strukturelle Analyse. Auch wie sie selbst in dieser Hinsicht positioniert ist, benennt sie nicht, obwohl man doch meinen könnte, dass sie als Journalistin auch eigene Erfahrungen mitbringt; nur einmal erwähnt sie, wie sich personelle Einsparungen bei einem Dreh ausgewirkt haben. Die meiste Zeit wirkte ihr „Ich zeig euch mal, wie Menschen mit wenig Geld und keiner Perspektive auf Verbesserung klarkommen“ wie ein Hohn für alle Menschen, die kein Buch lesen müssen, um das zu wissen. Die Autorin maßt sich dann auch an, über den Rassismus von prekär beschäftigten Personen, die „tagsüber schon in der Kneipe in Neukölln sitzen“, zu urteilen, ohne zu reflektieren, wie besonders im Niedriglohnsektor nicht-migrantische und migrantische Arbeiter:innen in Konkurrenz zueinander gesetzt werden. Auch über den Gender Pay Gap verliert sie kein Wort. Einzig den Konflikt zwischen Boomern und jüngeren Generationen stellt sie - wenn auch wieder oberflächlich - teilweise ganz gut dar. Alles in allem eine frustrierende Enttäuschung und eigentlich nur empfehlenswert für Leser:innen, die sich die Frage „Warum brauchen wir Arbeit von der wir leben können?“ nicht selbst beantworten können. Ansonsten so Kategorie: Cis Männer, die erklären, warum Sexismus nicht so toll ist oder Weiße, die zeigen wollen, dass Rassismus unfair ist. Dabei nutzt sie sozioökonomische Fakten, die nicht falsch sind, dafür hätte ich fast zwei Sterne gegeben. Dass sie die Interviewpartner:innen, die ihrem Projekt teilweise enorm viel Zeit gewidmet haben müssen, keine Beteiligung an ihren Einnahmen gewährt, ist anzunehmen; zumindest erwähnt sie das nicht.
Ich bin auf das Buch im Rahmen von Verena Pausders Bookclub aufmerksam geworden und musste mich leider sehr quälen. Die Idee, die Probleme der heutigen Mittelschicht anhand konkreter Fallbeispiele durchzuspielen, ist nicht schlecht, aber mir hat der rote Faden gefehlt sowie die Einordnung in einen größeren Kontext.
Julia Friedrichs zeigt auf, wie sehr sich die Arbeitsverhältnisse und der Wert von Arbeit sich in Deutscland verändert haben. Gelebte Realitäten zeichnen ein Bild des Versagens in der deutschen politischen Landschaft. Jedoch lassen sich das privilegierte und neoliberale Gedankengut der Autorin vor allem gegen Ende erkennen. Eine inhaltliche Meisterklasse mit enttäuschende Ende.
"Ich glaube, wenn die Menschen wirklich verstehen würden, wie unfair der ökonomische Wettbewerb im modernen Kapitalismus ist, gäbe es einen Aufstand" - Soziologin Brooke Harrington, S. 86
"Jeder Wettstreit wird schal, wenn immer die selben gewinnen. Vielleicht könnten die, die in den letzten Jahren immer mit zwei Würfeln würfeln durften, einfach mal ein paar Runden aussetzen." - S. 302
"Working Class" war interessant, aber letztlich habe ich nur wenig für mich Neues erfahren und an vielen Stellen war es mir doch nicht radikal genug. Auch fand ich es schade, dass sich das Buch dann doch so auf die Pandemie und persönliche Geschichten fokussiert, v.a. bei "Christian", da hatte ich mir erhofft, ein wenig mehr rauszuzoomen.
Aber: die Autorin schreibt wirklich wundervoll, so habe ich es in einem Sachbuch noch nicht gelesen. An wenigen Stellen hatten manche detailreiche Beschreibungen einige Längen, doch insgesamt malt Friedrichs schöne, oft vielleicht eher unschöne Bilder, und macht auch die theoretischen Überlegungen, Statistiken usw. für alle verständlich.
Ich würde das Buch eher für Leser*innen empfehlen, die im Thema noch nicht so tief drin sind und einen gut erzählten, persönlich werdenden Überblick über die Problematik suchen, der sich leicht lesen und verstehen lässt.
Die Authorin thematisiert ein Problem von ‘working class’ in Deutschland, die Arbeitsklasse, die trotz eines Vollzeitjobs kaum von ihrer Arbeit leben kann. Es gilt nicht mehr, dass "die Kinder werden es einmal besser haben als wir".
Wir lernen Sait (der U-Bahnhof-Reiniger mit Migrationshintergrund) kennen, der an irgendwelchen Änderungen verzweifelt und hoffnungslos in der Zukunft blickt. Die Authorin unterhielte sich mit ihrem Vater, der erzählte, dass man ‘damals’ von einem Einzelgehalt leben konnte und sogar einen Urlaub im Ausland leisten konnte. Heutzutage kämpfen die Leute, die Vollzeitjobs haben, ums Überleben. Gleichzeitig steigt die Zahl der Menschen, die von ihrem geerbten Vermögen leben, weil es kaum gesteuert wird.
Das Fazit, der Authorin ist der Meinung, dass Lebensspiel ‘fair’ gespielt sein sollte. Die Gruppe, die bisher mit zwei Würfeln würfeln konnte, sollte jetzt die Zähne mehr zusammenbeißen und sich ein bisschen mehr an der Finanzierung des Staates beteiligen. Sonst wird es unseren Nachwuchs noch schwieriger ein sicheres Leben zu führen und einen Vermögen zu bauen.
Faszinierendes und erschreckendes Buch, das der Leser.Innen zum Nachdenken bringt.
Julia Friedrichs schreibt in einfachen Worten und liefert erstklassige Anschauung der geringverdienenden Bevölkerung. Nur das hingebogene Plädoyer, der merklich kindliche Wunschappell am Schluss (kurz vor einem dann doch angemessen verzweifelten Finale) stören und sind ziemlich ideenlos. Einiges an Zahlen, aber wiederum vieles aus Berlin, was ich ein bisschen müde bin zu hören. Friedrichs trifft sich mit allen und jedem und zitiert gängige Größen aus Politik und Ökonomie. Sie öffnet eine vielversprechende Tür mit der schamlosen essayistischen Verwertung von Lindenstraße-Folgen und anderen Fernsehserien, die Segen und Schrecken der 80er-Bundesrepublik in sich aufgesogen haben.
Zwei Sätze zur Verarbeitung des Buchs – zumindest zu meinem Exemplar: Nicht nur hat es einen schönen kaugummipinken Deckel, es verformt sich auch wie ein Kaugummi. Nach doch eher pfleglicher Behandlung bereits ramponiert. Lieber Berlin-Verlag: Pfui.
Sehr gute Einblicke in die Repräsentanten der Working class, passend kombiniert mit Fakten und Analysen zur Wirtschaft und Politik. Hat mir nochmal deutlicher gemacht, welche erschreckend unfairen Bedingungen und Verhältnisse in Deutschland zum Teil herrschen, und wie sich die Politik bewusst gegen Hilfe entscheidet.
Wir müssen Kapital, Reichtum und Erben stärker besteuern, wir brauchen höhere Mindestlöhne und es muss ein faires Verhältnis zwischen Arbeit und Ertrag her, dringend. Wann merken die Leute, dass sie für Gerechtigkeit nicht nach unten treten, sondern nach oben blicken müssen?
Rekapitulierend kann ich den aktuellen Rechtsruck, aus meiner momentanen Sicht getrieben unter anderem von einer enormen Unzufriedenheit und Verzweiflung der Working class, zumindest ein bisschen besser verstehen.
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Dieses Buch hat mir sehr gefallen und mich wirklich gefesselt! Sehr anschauliche Fallbeispiele, die über das ganze Buch hinweg begleitet werden. Es werden sowohl die aktuelle Lage unseres Systems, aber auch Lösungsansätze und neue Denkweisen beschrieben. Man kann nach dem Lesen zumindest ansatzweise verstehen, warum und wie die „working class“ so denkt und fühlt wie sie es heute tut. Auf jeden Fall eine Empfehlung für alle, die sich für gesellschaftliche und wirtschaftliche Entwicklung interessieren
Julia Friedrichs hat mit „Working Class- Warum wir Arbeit brauchen von der wir leben können“ ein sehr interessantes Werk geschaffen. Besonders die Auswirkungen die die Corona Pandemie auf die Arbeiterschaft hat, ist besonders interessant dargestellt. Anhand von verschiedenen Biografien zeigt sie auf, was für Probleme in Deutschland herrschen. Das Buch ist auf jeden Fall für jeden- auch ohne großes politisches Interesse oder Hintergrundwissen- geeignet.
2,5 Sterne für die Niedergangsgeschichte der drei ProtagonistInnen aus der „Arbeiterklasse“. Die Bestandsaufnahme klingt oft melancholisch und pessimistisch. Von den Auswirkungen von Corona möchte man außerdem nun wirklich nicht mehr lesen, aber manche Geschichte am Rande bleibt doch im Ohr. Die vorherigen Veröffentlichungen von Julia Friedrichs waren weitaus besser und in diesem Fall hätte ein Zeit Dossier gereicht.
Hat mir nicht so gut gefallen. In meiner Wahrnehmung sehr einseitig. Was mir gefallen hat, waren die persönlichen Geschichten, dennoch hatte ich immer wieder das Gefühl, dass die Autorin ihre Gesprächspartner nicht ernst nimmt und teilweise verspottet (geht gar nicht !) würde ich nicht weiterempfehlen
Zeigt die Realität der Arbeiterklasse und wie sie über die letzten Jahre die Verlierer waren. Viel Empathie. Manchmal zu nahe am Menschen und etwas wenig/tief in den politisch/wirtschaftlichen Aspekten. Dennoch klar, greifbar und faktenbassiert herausgearbeitet wie die Leistungsträger unserer Gesellschaft leiden
Schwierig zu bewerten, da ich nicht "vom Fach" bin. Ich fand aufschlussreich, wie die Autorin der Entwicklung der letzten Jahrzehnte herausgearbeitet hat. Auch die geschilderten Einzelbeispiele fand ich gut recherchiert, wobei dies eher sehr spezielle Fälle sind. Etwas mehr erhofft hätte ich mir bei der Frage, wohin die Reise künftig gehen sollte.
I really wanted to like this more, but there are a few things that made it really difficult, specifically some of her choices of people to talk to, as I think that some of the really precarious jobs were missing.
Ich liebe Julia Friedrichs und die Art, wie sie die Geschichten einfacher Menschen in ihre Bücher einbaut. Wirkung Class hat mir auch deutlich mehr gefallen als Cranzy Rich, auch wenn mich das Lesen immer wieder wütend und traurig gemacht hat.