Er kommt im Auftrag der Superintelligenz – Begegnung im Sichelmeer
Seit Jahrzehnten leben die Bewohner der Milchstraße in Frieden, die Sternenvölker arbeiten zusammen. Dann öffnet sich buchstäblich eine Kluft im Kosmos. Wie sich zeigt, greifen die Mächte des Chaos erneut nach der Milchstraße und den benachbarten Galaxien.
Die Terraner finden heraus: In Cassiopeia, einer kleinen Galaxis bei Andromeda, ist ein Chaoporter gestrandet. Warum? Und welche Gefahren gehen von diesem Fahrzeug der Chaotarchen für die Menschheit aus? Auf der Suche nach Antworten bricht Perry Rhodan nach Andromeda auf …
Ein ungewöhnlicher Roman von Arndt Ellmer, in dem sehr viel aus dem Leben eines Jugendlichen auf dem Mars erzählt wird, der sich für einen seltsamen Außerirdischen als Fremdenführer betätigt. Ich war erstaunt, was der Junge so alles weiß über Geschichte, Kultur und Politik. Der Mars hat in PR ja eine höchst wechselvolle Geschichte, wurde komplett zerstört, ausgetauscht und ist im Augenblick terraformed, basierend auf dem Mars, den wir kennen. Davon macht der Autor auch Gebrauch, wenn er alle möglichen Namen der Berge und Schluchten eingebaut und den Olympus Mons beschreibt. Sehr gut gefallen hat mir eine Fülle von Kleinigkeiten im Roman, von den Jugendlichen “allerlei Geschlechts” über die fliegende Teekanne für Adams geliebten Tee, bis hin zur Beschreibung von Kunst, Kultur (psychedelische Malerei) und auch Natur (die Ghallusten). Ich fand das gut, auch wenn sich im Forum jemand darüber beschwert, dass der Roman kaum “relevante Information” enthalten würde. Ich halte alle diese Nebengeschichten für relevant, ich will schließlich etwas erzählt bekommen und keine technische Betriebsanleitung lesen.
Zur “relevanten Information”: Der Außerirdische Alschoran ist sehr geheimnisvoll, denn er kennt ES, aber keinen der Unsterblichen und nennt sich einen “Kastellan” der Milchstraße. Ich befürchte, wir haben hier wieder eine ES-Langzeitplan vor uns… Alschoran ist einer von sieben und natürlich ist da wieder die “sieben”, die in PR vom Konzil der Sieben bis zu den Sieben Mächtigen immer wieder eine wichtige Rolle gespielt hat. Hier spiegelt PR nur allgemeine Kultur wieder, denn die 7 ist ja mystisch völlig überladen. Der Fremde trägt übrigens einen Anzug, der genauso beschrieben wird, wie die Anzüge der Figuren auf dem Titelbild von Band 3100.
Mit diesem Roman hat mich Arndt Ellmer einmal mehr positiv überrascht. Die Quintessenz für die Storyline des Chaotarchen-Zyklus ist das Auftauchen eines Emissärs der Superintelligenz ES auf dem Mars und dass er vor einer großen Gefahr für das Solsystem und die ganze Galaxis warnt. Dabei interessiert es sich besonders für den chaotarchisch geprägten Zellaktivator von Reginald Bull und die Verhängung der Quaranthäne über die Milchstraße, die die Völker Andromedas vor über 400 Jahren verhängt haben. Doch für mich war die (Reise-) Führung des Mars-Jugendlichen Idris Ovid mit dem geheimnisvollen Fremden über den Mars das Highlight des Romans. Ähnlich wie es Kim Stanley Robinson in seiner Mars-Trilogie ("Roter Mars", "Grüner Mars" und "Blauer Mars") gemacht hat, schwelgt sich Ellmer über die Landschaften des Mars aus, über das Lebensgefühl der Marsianer, aber ebenso über die Wunder des Terra Formings des Mars. Idris zeigt sich hier als intelligenter, aufgeweckter und mitfühlender Teenager, es macht einfach Spaß, den beiden unterschiedlichen Charakteren über die Landschaften zu folgen. Der menschenähnliche Alschoran (seine Spezies ist offenbar verwandt mit den Ganjasen) nennt sich einer von sieben Kastellanen der Milchstraße, die ES schon vor Jahrtausenden für diese Aufgabe bestellt hat, er sei jedoch der Anführer der Sieben. (Beim Begriff "Kastellan" musste ich unwillkürlich an Garak, den Kastellan der Cardassianer aus dem Star Trek Universum denken!) Auch die Zahl 7 wird hier mal wieder strapaziert, hatten wir doch schon "Das Konzil der Sieben" oder die "Sieben Mächtigen", die mir spontan einfallen. Der Auftritt von Homer G. Adams hat mir gefallen, Ellmer macht das wirklich gut, wie er den vernachlässigtsten Unsterblichen des Perryversums beschreibt. Mit dem TLD-Agenten Fedor Grimm wird offenbar eine, interessante neue Figur eingeführt. Wie gesagt, dieser Roman hat Spaß gemacht und Arndt Ellmer hat mir mit diesem Roman noch nie besser gefallen als jetzt, wobei ich sagen muss, dass ich nicht jeden Roman von ihm vollständig gelesen habe...
An sich ein guter Roman mit tollen Passagen, sehr entschleunigt und mit hervorragenden Beschreibungen der Mars. Aber leider empfand ich einige Übergänge als zu abrupt, fast brutal abgeschnitten. Dazu war das Lektorat scheinbar unter Zeitdruck, da waren einige Dinge drin in dieser Woche. Nichtsdestotrotz im Gesamtbild ein schöner Roman und der Kastellan ist eine spannende Figur!