Glumm bloggt schon seit 2015, aus seinem Blog kannte ich auch seine Solinger Multitoxler-Loser-Geschichten, ganz deutlich autobiografisch. Jetzt ist aus seinen Geschichten ein Buch geworden.
Gut bis hervorragend geschrieben sind alle von Glumms Geschichten aus verschiedenen Jahrzehnten, alle in Solingen und bei seinen Menschen angesiedelt, alle mit einer wiedererkennbaren Stimme erzählt - und doch in Tonalität und Grundhaltung seht unterschiedlich. Mit nicht jeder Grundhaltung konnte ich etwas anfangen.
Wenig zum Beispiel mit den Szenen aus jüngeren Jahren, in denen ich lediglich Karikaturen eines Männlichkeitsbilds erkannte, das vielleicht 14-jährige cool finden können.
Ich unterstelle Glumm nicht, dass er das Thema harte Drogen verharmlost, doch im Grunde ist in den Geschichten dieses Leben, das sich zu 95 Prozent um Rausch und Beschaffung dreht, vor allem ein großes Spiel - wer verliert, stirbt halt den Drogentod, höhöhö. Die Haltung hat etwas naiv Kindliches, vor allem in ihren Männlichkeits- und Abgebrühheits-Posen, aber es geht nunmal um Menschenleben. Was nicht bedeutet, dass man nicht Geschichten aus dieser Seite der Gesellschaft oder nicht in diesem Tonfall schreiben soll - ich mag sie lediglich nicht lesen.
Dennoch empfehle ich den Erzählband, er enthält nämlich mehr als genug Geschichten, die aus diesem Bukowski-Duktus rausfallen. Glumm erzählt, wie er die Gräfin an seiner Seite kennenlernte, er schreibt ausführlich über seine Eltern (aus einer dieser Geschichten ist der Buchtitel entnommen) in vielen aufmerksam registrierten Details, die weit über die individuellen Geschichten hinaus weisen und eine Zeit erzählen, eine Gesellschaftsschicht, wirklich Bedeutsames. Hier finden sich kaum coole Floskeln, statt dessen liebevolle Beobachtung, menschenfreundliche Gelassenheit.
Besonders mochte ich die Geschichten über Freundschaft, darunter fiel mir die über den lebenslagen Freund auf, der offensichtlich durch und durch ein Ekel war - Glumms Loyalität ist nahezu unzerstörbar.
Selbst unter den Drogengeschichten gibt es einige, die einen weiten Blick über den Horizont haben - ich bin versucht, sie nach dem Ende von Glumms Heroin-Zeit zu datieren. Diese mochte ich durchaus. Oder wie er von seinem Herzinfarkt erzählt (die Vorform dieser Geschichte kannte ich ebenfalls aus Glumms Blog), ganz nah bei sich und gleizeitig mit dem beobachtenden Blick des Geschichtenerzählers: Hervorragend gemacht.