1972 in der DDR, 1973 in der Bundesrepublik erstmals erschienen, in der Theaterbearbeitung hüben wie drüben zugleich umstrittenes und umjubeltes Ereignis, hat Plenzdorfs "Neuer Werther" den Erfolg seiner klassischen Vorlage eingestellt. Wie diese 200 Jahre zuvor, so enthält Plenzdorfs "Werther" das Gefühl, trägt ihn die Strömung seiner Zeit, artikuliert er einer Generation Trauer und Sehnsucht. Über die ersten Stürme seiner Aufnahme hinaus galt diesem Buch wie wenigen anderen auch weiterhin die kontinuierliche Zuwendung und die Begeisterung seiner Leser. - Den Mythos von Plenzdorfs "Neuen Leiden" historisch und kritisch zugleich zu belegen und aufzuhellen, der Freude an Stoffe und Darstellung eine Richtung auf die Erkenntnis von Zusammenhängen, der Bedingtheiten des Werks zu erschließen, eine Grundlage zu schaffen für das Verständnis des Wertherfiebers unserer Zeit - gleichzeitig aber zum ersten Mal Plenzdorfs Erstling einzuordnen in den größeren Zusammenhang eines umfassenderen Schaffens: dies macht der neue Materialband sich zur Aufgabe.