Jump to ratings and reviews
Rate this book

Dein ist das Reich

Rate this book
Die Familienerzählungen, die vom ländlichen Bayern an die Südsee führten, waren so behaftet mit Unglück und Nostalgie, dass sie, die Nachgeborene, sie stets von sich wies. Zumal die Großeltern auf der falschen Seite standen: Sie waren Kolonialisten, und zwar überzeugte. Doch jetzt will die Enkelin mehr wissen, sichtet die Spuren, die der Kolonialismus und zwei Kriege in ihrer Familie hinterlassen haben. Immer deutlicher entrollt sich vor ihr die exotische Welt Neuguineas, in die ihr Großvater Johann als abenteuerlustiger Missionar auszog, um die Heiden im „Kaiser-Wilhelmsland“ zu bekehren. Eine vermeintliche Südsee-Idylle, geprägt von Bigotterie und Chauvinismus, in der sich die Wege vierer eigensinniger Menschen – ihrer Großeltern – schicksalhaft kreuzen. Klug und mit feinem Humor zeichnet die Erzählerin des Romans nach, wie die große Weltgeschichte über das kleine Leben der Familie hinwegfegt.

480 pages, Hardcover

Published May 3, 2021

5 people are currently reading
136 people want to read

About the author

Ratings & Reviews

What do you think?
Rate this book

Friends & Following

Create a free account to discover what your friends think of this book!

Community Reviews

5 stars
18 (24%)
4 stars
30 (40%)
3 stars
20 (26%)
2 stars
5 (6%)
1 star
2 (2%)
Displaying 1 - 17 of 17 reviews
Profile Image for Literaturtee.
46 reviews75 followers
August 21, 2021
„Die Weltgeschichte, Kind, wird nicht von den Frauen geschrieben, sagte sie am Ende, aber sie müssen halt darin leben.“ (S.7)

Die Geschichten der Großeltern hatten sie immer bedrückt, denn sie waren geprägt von einer Weltsicht, die sie weit von sich wies: Die Großeltern waren überzeugte Kolonialisten und trauerten den „verlorenen“ Kolonien in der Südsee hinterher. Doch der Blick auf die Vergangenheit der eigenen Familie ändert sich, wenn man älter wird, dieselben Briefe lesen sich anders, dieselben Geschichten scheinen mehr zu erzählen. Als Erwachsene möchte die Enkelin, Punkerin mit mehrfarbiger Stachelfrisur, verstehen, was damals wirklich passiert ist und macht sich auf eine Reise. Wie eine Archäologin gräbt sie sich durch Tagebücher, Fotos und Papiere. Sie erinnert sich an die Geschichten, die ihre Oma erzählt hat, sie schaut in Archive und historische Texte. „Überlieferungen, das weiß ich heute, bestehen zum großen Teil aus Verschwiegenem.“ (S.12)

Die Familiengeschichte, die Katharina Döbler in „Dein ist das Reich“ erzählt, umfasst knapp 35 Jahre von 1913 bis 1948 und basiert auf der Geschichte ihrer eigenen Familie. Im Mittelpunkt steht die Generation der Großeltern, jedes Kapitel widmet sich jeweils einem von ihnen. Wir lernen sie bereits als Kinder kennen, dann als junge Erwachsene mit eigenen Träumen und Hoffnungen. Doch ihre Möglichkeiten sind eingeschränkt. So ist Heiner das elfte Kind einer Bauernfamilie, er hat kaum Aussichten auf eine gute Ausbildung. Die Mission erscheint da als verlockende Alternative. Döbler gelingt es sehr eindrücklich zu zeigen, wie es kam, dass Menschen, die nicht mal den Bodensee gesehen hatten, plötzlich von der Südsee träumten und diesen unglaublich weiten Weg auf sich nahmen. Glauben und Arbeit, mehr gab es nie für sie. Und das Werk des Herrn ließ sich aus ihrer Sicht auch woanders ausüben. „Denn Christus spricht: Ich will euch zu Menschenfischern machen.“ (S.33) Begründen kann man bekannterweise mit der Bibel alles, am muss nur die passende Stelle finden.

Besonders die Frauenfiguren Marie und Nette sind eindrücklich. Marie wartet widerwillig elf Jahre auf ihren Heiner, dessen Heiratsantrag sie unverschämt findet. „Was denkt der sich bloß, dieses klapprige Pferd von einem Mann?“ (S.50) Doch sie fügt sich und gibt ihren Traum, Ärztin zu werden, auf. Nette, die ein Schneidergeschäft in New York eröffnen wollte, verliebt sich bei einem Heimaturlaub in Johann, die „allerweißeste Figur [In der schwarz-weißen Familienlegende]“ (S.57). Das Leben dieser vier ist abenteuerlich, voller Entbehrungen und Mückenstiche. Sie schöpfen Kraft aus ihrem Glauben, ihrem Gefühl der Überlegenheit. Sie alle verwurzeln mit Neuguinea, auf ihre eigene Weise, und geben nicht nur die Träume, sondern auch die Traumata an die nächste Generation weiter.

Katharina Döbler schreibt mit viel Einfühlungsvermögen, ihre Sprache ist faszinierend. Jedes Kapitel startet aus der Sicht der Enkelin, die die Einstellung ihrer Großeltern verabscheut. „Ich fand ihren Glauben überflüssig und ihren Kummer unnötig: Es waren nicht IHRE Papua. Für mich waren Missionare, die den Ureinwohnern den religiösen Überbau für Unterwerfung und Ausbeutung überstülpten, nicht viel besser als Faschisten und andere politische Verbrecher.“ (S.327) Aber der Drang zu verstehen ist stärker als die Abwehr. Dem Kapitelanfang folgen meist Beschreibungen von schwarz-weißen Fotos, die ihre Großeltern als junge Menschen zeigt. Dies verleiht der Geschichte viel Authentizität. Viele der Fotos sind auf der Homepage der Autorin zu sehen. Überhaupt wirken alle Figuren unglaublich echt und komplex, eine Schicht liegt über der anderen. Gerade die Entwicklung der vier im Laufe der Zeit, insbesondere die Auswirkungen der Nazizeit, sind spannend und auch erschreckend zu lesen. Die Erzählerin lässt an ihrer Einstellung keinen Zweifel aufkommen, der Blick bleibt stets kritisch, sie verurteilt die Kolonialisierung deutlich. Und doch ist ihr Blick auch liebevoll und empathisch und gerade das macht dieses Buch so stark. Auch Marie hatte Träume, die sie aufgeben musste, auch Nette litt unter der Trennung von ihren Kindern. „Die Liebe ist ein scharfes Messer, das dir dein Herz in zwei Hälften teilt.“ (S.473)

Doch auch die Seite der Papua wird immer wieder angesprochen, mit viel Kenntnis werden ihr Leben und ihre Bräuche beschrieben. Letztlich bleiben sie jedoch Randfiguren, die Beherrschten, die „Steinzeitmenschen“ (S.37) und ihre Wünsche und Vorstellungen von einem guten Leben spielen in den Plänen der Missionare keine Rolle, auch nicht nach dem Ende der Kolonien. „Was die Neuguineer davon hielten, dass die Weißen sich auf ihrem Land breitmachten, darüber sprach in meiner Familie niemand.“ (S.96)
Daran hat sich nicht viel geändert, denn auch heute noch wird über die deutschen Kolonialverbrechen nach wie vor zu wenig gesprochen. Dieser Roman leistet daher einen kaum zu unterschätzenden Beitrag, denn er lässt diese Zeit spürbar werden: Die Arroganz und Naivität der Missionare, das Absurde und Surreale der Situation, wenn ein süddeutscher Bauernjunge den Papua im Dschungel etwas über Gott erzählt. Dieses widerliche Gefühl der eigenen Überlegenheit und die psychische und physische Gewalt, mit der die Herrschaft ausgeübt wurde. Die Auswirkungen dieser Gewalt sind bis heute zu spüren.

Die Aufarbeitung der eigenen Familiengeschichte, gerne mit einer verstaubten Kiste auf dem Dachboden, die den Anstoß dazu gibt, ist ein beliebtes Motiv der deutschsprachigen Literatur. Oftmals geht es dabei vor allem um die Nazizeit. Katharina Döbler geht hier einen entscheidenden Schritt weiter zurück. Menschenverachtung und Überlegenheitsgebaren gab es auch vorher schon und haben zu schlimmen Verbrechen geführt, die nicht vergessen werden dürfen. Katharina Döbler hat mir eine Welt gezeigt, von deren Existenz ich bis vor Kurzem nichts wusste, und das in beindruckender Sprache und unvergesslichen Figuren. Ich wünsche diesem Roman viele Leser:innen!
116 reviews
June 29, 2021
Enttäuschend

Katharina Döbler erzählt mit "Deiin ist das Reich" die - teilweise fiktionalisierte - Geschichte ihrer Großeltern. Diese waren Teil der Missionarsbewegung , die in Neuguinea, die Ende des 19. Jahrhunderts das Kaiser-Wilhelm-Land übernahmen. Dieser Teil der deutschen Geschichte ist nicht oft Gegenstand von Büchern, weswegen ich sehr gespannt war, was Döbler darüber zu erzählen hat.

Die Kolonialisten waren überzeugt von ihrer Arbeit, sie wollten die heidnischen Ureinwohner bekehren und dem christlichen (protestantischen) Glauben zuführen, sie aus ihrer niederen und unzivilisierten Welt befreien. Nur ihr Weg hin zum Glauben war der richtige, die abergläubischen und heidnischen Riten wurden als Teufelswerk verbannt. Die Missionare stehen oben, die anderen Völker unten. Dies hat zur Folge, dass die damaligen Ansichten geprägt waren von Vorurteilen sowie herablassenden und rassistischen Äußerungen. Was damals Gang und Gäbe gewesen sein mag, hat heute für mich keinen Platz mehr in Literatur. Doch leider übernimmt Döbler diese Ausdrucksweise nahezu unkommentiert. Sie schreibt zwar "Sie hatte dabei geholfen, den Neuguineern den Schmerz der Unterlegenheit zuzufügen, ihnen ihre Würde zu nehmen und ihr Land und ihre Kultur. Das war Beihilfe zu einem weitreichendem Verbrechen, das nur zu verdammen war, und ich verdammte es, aus vollem Herzen.", doch solche Vorwürfe werden erst ab ca. 60% des Buches verstärkt eingebracht. Das ist für mich zu spät und ich finde, in der heutigen Zeit muss man hier kritischer und bedachter schreiben. Man kann das Gefühl und Verhalten von damals auch anders verdeutlichen.

Hätte mich nicht schon die Sprache enorm abgeschreckt, so wäre ich spätestens beim Aufbau des Buches ins Stolpern geraten. Döbler schreibt in Form der Enkelin, die die Geschichte ihrer Großeltern entdeckt. Letztere erarbeitet sie in Form eines Berichtes, der das Leben der Großeltern vor und während der Kolonialisierung schildert. Diese Berichte sind immer wieder durchbrochen von kürzeren Passagen der Ich-Erzählerin, in denen sie mehr oder weniger die Gegenwart schildert. Leider herrscht zwischen beiden Erzählsträngen ein nahezu fließender Übergang, so dass es mir oftmals - v.a. am Anfang - schwer fiel, direkt zuzuordnen, in welcher Zeit und bei welchen Protagonisten ich mich jetzt befinde. Beim Wechsel von der Gegenwart zur Kolonialzeit streut sie Bilder ihrer Großeltern ein. Diese Bilder werden dem Leser jedoch nicht direkt gezeigt, sondern lediglich in ausführlichen Worten beschrieben. Dieses Stilmittel ist zwar ungewöhnlich, hat mich aber eher genervt als dass es mir für den Lesefluss geholfen hätte. Größtenteils habe ich diese Absätze dann auch einfach übersprungen. Auch das Leben in der Kolonie, die familiären und nicht-familiären Beziehungen, der Umgang mit den Ureinwohnern werden sehr ausschweifend geschildert. Das Erzählte fühlt sich oftmals zäh an und so habe ich für diese 430 Seiten auch sehr lange gebraucht, da ich mich immer wieder zum Weiterlesen aufraffen musste. Döbler hat es nicht geschafft, mir ihre Figuren oder deren Leben in irgendeiner Form näher zu bringen, niemand sticht so wirklich heraus und so vermischt sich oft alles. Bei den Dialogen verzichtet Döbler auf jegliche Anführungszeichen, was mich jedoch nicht wirklich gestört hat. Viele hatten damit Probleme, doch die redenden Personen erschließen sich gut fand ich.

"Dein ist das Reich" endet mit dem 2. Weltkrieg und im Unterschied zu den vorherigen Aspekten des Buches mochte ich Döblers Herangehensweis ehier sehr. ZUm ersten Mal konnte ich eine Art Verbindung zu den Figruen aufbauen, ich konnte ihre Gedanken nachvollziehen. Sehr eindrücklich schildert sie hier das Aufkommen Hitlers, den die beiden Hauptfamilien erst aus der Ferne und später hautnah miterleben. Die Abscheu der einen und die Begeisterung des anderen stehen sich hier gegenüber. Ich hätte mir gewünscht, dass Döbler auch den Rest des Buches über so intensiv und lebensnah aufgebaut hätte. Doch leider ist "Dein ist das Reich" in dieser Form weitestgehend eine Enttäuschung.
Profile Image for Anna.
605 reviews40 followers
April 27, 2024
Ich habe Dein ist das Reich gerne gelesen. Die Prosa ist einfach, aber zugänglich und angenehm. Thematisch deckt der Roman eine Zeit ab, über die gefühlt schon alles geschrieben wurde - Zwischenkriegszeit und NS in Deutschland -, sucht sich dafür aber mit der 'deutschen' Südseekolonie Neu Guinea einen Raum aus, der zumindest mir neu war. Der Fokus auf die Missionarskolonialisten was interessant, und die Spannung zwischen Fremdheit, Glauben und Rassendenken hat mich an vielen Stellen überzeugt.

Die Handlung konzentriert sich auf das Leben der Großelterngeneration, wodurch auch die Kindheit der Eltern in den Blick kommt. Besonders intensive werden die Jahre 1920 - 1948 beschrieben. Die Ich-Erzählerin tauch nur am Rande auf, wenn sie über ihre Erinnerungen spricht, ihren Mangel an Interesse für diese exotische, deutsche Familiengeschichte und den Eindruck, den sie von ihrer Familie hatte. Dazu gehört auch, dass sie immer wieder Familienfotos beschreibt, wobei unklar ist, wieviel Autofiktion in dem Buch steckt.

Besonders stark ist das Buch dort, wo es sich von der Chronologie der klassischen deutschen Erzählung löst - erster Weltkrieg, Wirtschaftskrise, Wirtschaftskrise, Hitler, Jubel, Schreie, Krieg. Leider entscheidet sich die Autorin oft doch dazu, die Südseekolonie sehr nach der klassischen Erzählung auszurichten, und beschreibt so die Rückkehr nach Deutschland in den dreißiger Jahren als Rauswurf aus dem Paradies. Zudem sorgt die Art der Erzählung dafür, dass kein richtiger Sog entsteht - immer wieder konnte ich das Buch hinlegen und hatte dann wenig Drang, das Lesen wieder anzufangen, obwohl ich es gut fand. Wer sehr stark "plot" braucht, könnte hier ein Pr0blem bekommen.

Für mich waren am Ende die positiven Aspekte überzeugend, und ich werde sicherlich noch häufiger an Dein ist das Reich denken. Mindestens darum, weil der Titel so fantastisch funktioniert!
Profile Image for Fatma.
84 reviews34 followers
May 8, 2021
"Dein ist das Reich" von Katharina Döbler ist ein außergewöhnlicher Familienroman, der die Geschichte vier unterschiedlicher Menschen erzählt, deren Wege sich durch die evangelische Mission ins heutige Papua-Neuguinea kreuzen. Erzählt wird sie durch die Ich-Erzählerin, die eine Nachfahrin ist und die versucht, die Geschichte ihrer Familie, die aus halben Geheimnissen und vielem, das unausgesprochen blieb, besteht, zu rekonstruieren.
Anfänglich war ich eher skeptisch, da ich nicht zurecht glauben konnte, dass ein Roman mit tiefgläubigen Missionaren mir gefallen würde. Manche Passagen zu lesen fiel mir sehr schwer, etwa die, die die Haltung der weißen Missionare gegenüber den indigenen Einwohnern des heutigen Papua-Neuguineas beschrieben, die abfällige Sprache, die Arroganz und Überheblichkeit der Kolonialisten gegenüber allem, dass nicht deutsch und weiß war. Später mit dem Voranschreiten der Handlung dann auch die Begeisterung für die Nazis durch zwei der Protagonisten und einige der Nebencharaktere. Bei einem Protagonisten hat mich das ziemlich verwundert, da er gar nicht so dargestellt wurde, als ob er sich für die Nazis begeistern würde. Aber es hat deutlich gemacht, wie sich die Menschen damals ihre Anhängerschaft "gut reden" konnten.
Man würde es sich meiner Meinung nach zu einfach machen, wenn man nur Bücher lesen würde, die einen nicht beschäftigen beim Lesen und keine Reaktionen hervorrufen als nur mildes Interesse.
Deshalb bin ich froh, dieses Buch gelesen zu haben. Der flüssige Schreibstil der Autorin hat auch dazu beigetragen, wenn auch einige Sachen (z.B. die Abwesenheit von Anführungszeichen bei der wörtlichen Rede) gewöhnungsbedürftig waren.
Eine Sache, die mich in anderen Büchern gestört hätte, nämlich die - stellenweise - nicht lineare Handlung, hat mich in diesem Fall nicht beim Lesefluss gestört. Die Unterbrechung der Haupthandlung, die in der Vergangenheit stattfand durch die Ich-Erzählerin haben manchmal sogar geholfen, das vorher gelesene besser zu verstehen. Originell war auch die Idee Döblers, imaginäre Fotos zu beschreiben und diese Beschreibung im Text einzurücken, ganz so, als ob an dieser Stelle das beschriebene Foto hingehört hätte.
Alles in allem ein sehr gutes und spannendes Buch, das dem Leser ein schweres Thema und ein dunkles Kapitel der europäischen - hier spezifisch deutschen - Geschichte näher bringt anhand der Schicksale von "kleinen" Menschen.
Profile Image for Runenmädchen.
239 reviews8 followers
June 8, 2021
In diesem Roman geht es um eine Familiengeschichte, deren erzählte Vergangenheit zurück in die deutsche Kolonialzeit reicht.

Bei diesem Roman musste ich mir schnell eingestehen, dass ich mich bei der Einschätzung der Leseprobe tatsächlich sehr geirrt habe. Ich war zu Beginn vom Schreibstil der Autorin angetan. Aber im Laufe des Buches habe ich es nicht geschafft wenigstens ein Kapitel ohne Pause durchzulesen. Es hat mich nicht gefesselt und aufgrund der z. B. fehlenden Anführungszeichen fand ich es anstrengend, zu lesen. Ich hätte andere Bücher am liebsten vorgezogen.

Zudem denke ich, dass mehrere Kapitel für diesen Roman sinnvoller gewesen wären. Es gibt Zeitsprünge und eine Vielzahl an Figuren, die durch weitere Kapitel besser hätten strukturiert werden können. Außerdem waren die Übergänge eher ruppig als geschmeidig. Das hat mir etwas die Lesefreude genommen.

Zu Beginn wird ein Stammbaum dargestellt, was mich sehr freute und dies eine sehr gute und komplexe Geschichte versprach. Den Stammbaum habe ich definitiv gebraucht. Nicht wegen einer komplexen Familiensaga, sondern vielmehr aufgrund der Figuren an sich. Ich empfand die Figuren als unnahbar und nicht greifbar (Linette bildete vielleicht fast eine Ausnahme). Die Autorin hat durch ihren Schreibstil alle Figuren auf Distanz gehalten. Auch die Geschichte wurde nicht so verfasst, dass man hätte vollends eintauchen können. Der Roman hat nicht den Charakter eines solchen aufgewiesen, sondern eher den eines sachlichen Berichts. Mir fehlten Emotionen.

Im Prinzip waren es zu viele Figuren und Schauplätze, da die einzelnen Geschichten bzw. Lebenswege an Qualität eingebüßt haben.
Die Idee der Geschichte ist wirklich interessant, nicht zuletzt auch wegen der Thematisierung des deutschen Kolonialismus’ und natürlich ist es eine Abwechslung aufgrund der ausgewählten Orte, weshalb ich auch am Ball blieb. Aber die Umsetzung hat mir weniger gefallen.
Von meiner euphorisch bewerteten 5-Sterne-Leseprobe bleibt eine ernüchternde 3-Sterne Rezension zurück. Ich kann dieses Buch nur bedingt empfehlen.

——————
Das von mir rezensierte Buch “Dein ist das Reich“ von Katharina Döbler wurde im claassen Verlag unter der ISBN 9783546100090 veröffentlicht. Es kostet 24,00 Euro.
Profile Image for Iamthesword.
329 reviews23 followers
August 3, 2025
Ah, Papua! Tropical islands! Mangoes, panama hats and Hawaiian shirts.... Sorry, I don't have any Hawaiian shirts to offer, but tropical suits and mangoes are part of Katharina Döbler's DEIN IST DAS REICH (For thine is the kingdom). Albeit in a different way than some of you might imagine, because the mangoes are still far away at the beginning. The story doesn't start in Papua New Guinea, but - far less exotic - in Neuendettelsau in central Franconia, a small town between Ansbach and Nuremberg. The year is 1913 and the town is the center of a Protestant mission that trains preachers and farmers for the German colonies in Oceania. At the time, the German Empire ruled the Bismarck Archipelago and parts of the island of New Guinea, which it had given such picturesque names as Kaiser-Wilhelm-Land and Neupommern. The mission found its offspring particularly among the Protestant farmers - believers who joined partly out of conviction, partly out of hope for a better life and partly also out of a thirst for adventure, in order to go to the colonies as trained missionaries or plantation administrators for the mission.

The novel tells the story of four of the people who left Neuendettelsau for the German colonies. Two men - Heiner Mohr and Johann Hensolt - are juxtaposed with two women, Linette Marchand and Maria Reinhard. And you can guess: The four are the author's grandparents. We follow the four biographies in turn, which meet at certain points (and sometimes diverge again). Through these alternating lenses, we experience the history of Germany and its colonies between the eve of the First World War and the post-war period of the Second World War.

One of the novel's great strengths is certainly its perspective. German colonial history, especially that of the colonies in Oceania, is not too common as a scenario. I can only think of Christian Kracht's novel IMPERIUM as another representative (for German colonial history in Africa, there is more, like eg. the works of Abdulrazak Gurnah). As soon as you leave Neuendettelsau, you are immersed in a world that I, at least, have rarely read about. You get to know the plantation economy as well as the attempts to "civilize" the indigenous population. The consequences of the First World War are experienced: the loss of all the colonies and the need to come to terms with the British and Dutch who now rule the lands. We read about the hope of getting the colonies back at some point. And with it comes a certain sympathy for all those who promise to return Germany to its former strength... The view on the homeland may be distorted and fragmented due to the great distance, but it is always present and is interpreted through the filter of the colonial experience. This view explains, for example, the decision to have the own children (including the author's parents) educated in boarding schools in National Socialist Germany, while their parents remained in the colonies. The novel is therefore also a book about German history, but from a slightly different perspective. Although the rhythm of the book is increasingly determined by events in Germany - i.e. National Socialism - during the second half of the book, which makes the book more predictable in places, I didn't really find this disturbing because the specificity of the perspective doesn't completely disappear.

The second great strength comes from the biographical background of the four protagonists: The focus here is not on colonial officials or entrepreneurs, but on Franconian farmers. Where Christian Kracht searched for the unusual (or weird) with the Lebensreformer August Engelhardt, Katharina Döbler focuses on the mundane. We experience colonial everyday life, which, especially for plantation manager Heiner Mohr, differs only in parts from the work on the farm back in Franconia - except that now he grows copra (with the help of indigenous workers of course) and there's mangoes for breakfast. The four different biographies also show the heterogeneity of the life stories. The difference between the male and female experiences is clearly evident: while the men more or less deliberately pursue careers in the mission, the women follow the men - sometimes more, sometimes less voluntarily, sometimes more or less directly: Lisette Marchand initially lives in the USA before falling in love with Johan Hensolt during a visit home. Marie Reinhardt is pressured into marrying Heiner Mohr, but remains separated from him for years due to the First World War. The everyday perspective also shows the everyday contacts and communication within the colonial population, making it clear how this is characterized by the subtle social distinctions between different groups of white colonizers as well as the shared racism towards the indigenous population. Colonialism, as the book makes very clear, is not just a project of Berlin and Hamburg, but permeates society as a whole. Individual biographies are contingent, but society is also shaped and structured by colonialism. Even in Neuendettelsau.

Formally, the book belongs to the broad genre of autofiction. Döbler portrays her own grandparents. She repeatedly reflects on memories from her own childhood, which formed the starting point for her research. Throughout the story, she has also interspersed textual descriptions of old photos that illustrate scenes from the story - whether all these photos really exist remains an open question. Especially on the last pages, however, the book suggests a high percentage of historical empiricism in the narrative. I have to admit, however, that this question was less relevant for me. Because regardless of whether the story is fictitious or largely research-based, Katharina Döbler's DEIN IST DAS REICH is an interesting book about Germany's colonial past that is absolutely worth reading and at times even captivating.

I also reviewed the book for a radio show (in German). If you want to listen in, follow this link: https://rdl.de/beitrag/rezension-dein...
Profile Image for Doris Dawn.
35 reviews1 follower
July 30, 2022
Absolut lesenswert. Außergewöhnliches Thema, es hat mich sehr bewegt. Nicht leicht zu lesen, weil es gerade sehr heiß war, konnte ich mir das Leben in Papua gut vorstellen. WAs für eine schreckliche Zeit wird hier beschrieben, die Menschen haben sich das Leben selbst so schwer gemacht.
Profile Image for Helena.
159 reviews11 followers
June 20, 2021
„Wie viele andere hatte ich das familiäre Kreisen um eine Vergangenheit satt, die nie greifbar wurde. Eine Vergangenheit, die wie ein Geisterschiff aus einem opaken Nebel auftauchte, kaum dass die Familie versammelt war.“

Fiktive Literatur, die sich mit der deutschen Kolonialgeschichte befasst, ist äußerst rar. Umso gespannter war ich auf Katharina Döblers Roman „Dein ist das Reich“. Bereits das Buchcover ist ein wahrer Blickfang: Vor schwarzem Hintergrund sieht man blaulilaschillernde Palmenblätter. Es lässt erahnen: Die deutsche Kolonialgeschichte ist ebenso dunkel wie schillernd. Dazu kommt der ausgeklügelte Titel. „Dein ist das Reich“ – ein Zitat aus dem Vaterunser, übertragen auf die deutschen Missionare, die das Wort Gottes den „unzivilisierten“ Völkern brachten und gleichzeitig deren Reich zu ihrem eigenen machten, von der Arbeitskraft der „Wilden“ und der Flora profitierten.

Bei „Dein ist das Reich“ handelt es sich um Autofiktion. An den Anfang des Buches ist ein Familienstammbaum gesetzt worden. Im Mittelpunkt der Geschichte stehen die Großeltern der Erzählerin, die gleichzeitig die Autorin ist. Wie man der Danksagung der Autorin am Ende des Romans entnehmen kann, sind zumindest die Namen geändert worden. Die Erzählerin spricht in Ich-Form, erzählt aus ihren Erinnerungen, die insbesondere um ihre Großeltern väterlicherseits, Marie und Heiner, und die Großmutter mütterlicherseits, Linette, (der Großvater mütterlicherseits, Johann, ist Ende des Zweiten Weltkrieges gestorben) kreisen. Das meiste erfährt sie von Linette, die ihrer Enkelin viel erzählt – doch sind diese Erzählungen oftmals von Ort und Zeit entkoppelt, sodass die Zuhörerin erst mit der Zeit das Erzählte in einen Kontext zu stellen vermag. Die Erzählerin geht folgendermaßen vor: Sie greift auf eine Erinnerung aus ihrer Kindheit, Jugend oder Erwachsenenzeit zurück, beschreibt ein Bild aus dem Familienalbum, um so dann in die Zeit der Fotoentstehung überzuleiten – dabei wird die Ich-Erzählerin von einem personalen Erzähler abgelöst, der abwechselnd aus Maries, Heiners, Linettes und Johanns Perspektive berichtet. Wie viel auf Fakten und Erzählungen beruht und wie viel der Phantasie der Autorin entsprungen ist, bleibt dabei ungewiss. Vieles dürfte auf der Vorstellungskraft der Autorin beruhen. Deshalb ist „Dein ist das Reich“ als Roman angelegt und als solcher auch zu verstehen. Die einzelnen Figuren zeichnet Katharina Döbler authentisch und lebensecht. Sie sind greifbar, menschlich und charakteristisch, sodass man als Leser leicht in ihre Perspektiven eintaucht. Weniger greifbar bleibt dabei der Kontext des Kolonialismus, zu sehr bleiben die Einheimischen von Papua-Neuguinea – damals in die drei Zonen Holländisch-Neuguinea, Britisch-Neuguinea und Kaiser-Wilhelms-Land aufgeteilt – im Hintergrund. Natürlich ist es schwer von Geschehen zu erzählen, die man nicht selbst miterlebt hat. Doch auch für mich als Leserin war es ein zähes Unterfangen, in die Geschichte einzutauchen und dem Geschehen zu folgen. Erschwert wurde es mir zusätzlich durch fehlende Anführungszeichen bei direkter Rede. Höchste Konzentration ist bei diesem Buch geboten, die mir stellenweise gefehlt hat, weshalb „Dein ist das Reich“ zu einer zähen Lektüre für mich wurde. Nichtsdestortrotz bewundere ich die Autorin sehr dafür, dass sie ein derartig schwieriges Unterfangen unternommen und zu Ende geführt hat. Dafür gebührt der Autorin der allerhöchste Respekt und vielleicht werde ich den Roman bei einer zweiten Lektüre in der Zukunft mehr genießen können.
Profile Image for Verena Maas.
52 reviews1 follower
May 4, 2021
Deutschland Anfang des 20. Jahrhundert. Gerade auf den Dörfern ist das Leben noch sehr religiös geprägt. So sehen es viele Bewohner als ihre große Aufgabe an, diesen christlichen Glauben den vermeintlich rückständigen Völkern zu überbringen. Um ihnen damit den Halt und die Struktur zu bieten, den ihnen der Glauben selbst auch schenkt. Der Gedanke, dass diese vorwiegend im Südpazifik lebenden Völker, bereits ihre eigene Struktur haben und für ihre Verhältnisse ein gutes Leben führen, liegt jenseits der Vorstellungskraft eines, zur damaligen Zeit, guten Christen.

Heiner Mohr und Johann Hensolt sind solche guten Christen und sie machen sich auf die lange Reise in fremde Länder, um als Missionare ihre Arbeit zu tun. Das Buch „Dein ist das Reich“ beschreibt den Lebensweg dieser beiden Männer und ihren Familien. Erzählt von den Sorgen und Problemen, die sie in ihrer neuen Heimat erwarten und zeigt, dass auch so weit von Deutschland entfernt der politische Einfluss der 30er und 40er Jahre keinen Halt vor ihnen macht.

Der Aufbau des Buches war anfangs etwas gewöhnungsbedürftig, da wir hier nicht einen klassisch geschriebenen Roman vor uns haben, sondern eine Nacherzählung der Enkelin der vier Hauptcharaktere. Durch frühere Berichte ihrer Großmutter, aber auch ihrer eigenen Eindrücke zeichnet sie ihre Familiengeschichte auf ganz eigene Weise nach. Oft weißt sie dabei darauf hin, dass es ihr gerade in jungen Jahren schwer viele die Geschichte ihrer Großeltern zu verstehen und für sich zu verarbeiten. Auch der Leser dieses Buches wird es sicher das ein oder andere Mal schwer haben, sich in die Gefühle und Gedanken der Personen hineinzuversetzen. In den letzten hundert Jahren hat sich die Welt glücklicherweise stark verändert.
Trotz allem wird hier nicht mahnend der Finger gehoben, was ich im Zusammenhang mit der Geschichte sehr passend finde. Denn so war es nun mal und wir selbst können es nur besser machen.

Wie bereits oben erwähnt, ist es für meinen Geschmack eher eine Nacherzählung von Ereignissen und es fehlt daher der gewohnte strukturelle Aufbau eines Romans, der hier für etwas mehr Spannung sorgen könnte. Das sollte man bei der Wahl des Buches berücksichtigen.
Zusammenfassend aber kann ich sagen, dass ich die Geschichte in großen Teilen und abgesehen von ein paar wenigen, etwas eintönigen Stellen, sehr interessant fand. Der Schreibstil hat mir ebenfalls zugesagt und hat das Lesen sehr flüssig und leicht gestaltet.
Profile Image for Luisa.
283 reviews
October 27, 2021
Mich hat dieser Roman aufgrund seiner Thematik und seiner wunderbaren und auch schönen Erzählweise auf den ersten Seiten magisch angezogen. Das schwarze Cover mit den farbig-glänzenden Palmwedeln hat mich ebenso fasziniert.

Nachdem ich meinen ersten Lesebeginn nach 180 Seiten abgebrochen hatte, habe ich dem Roman ein zweite Chance gegeben und siehe da: in diesem Fall ist die zweite Hälfte des Romans tatsächlich interessanter. Kommt die Geschichte zu Beginn so gar nicht vom Fleck, hat man sich irgendwann eingelesen und beginnt auch, sich auf die ein oder andere Weise in die Figuren einzufühlen. Die Familienhistorie wird einem ebenfalls vertrauter, sodass die wiederkehrende, beständige und lästige Orientierung im Stammbaum entfällt.
Sehr gewöhnungbedürftig und nach wie vor eher schwer zu ertragen sind die religiöse Ausrichtung, das frömmelnde Verhalten der Figuren und das sehr dominante Deutschtum, welches natürlich dem damaligen Zeitgeist und den politischen Einflussgrößen geschuldet ist. Dazu kommt ebenso, dass die Figuren alle unter ihrem Fremdsein leiden: in der Kolonie Neuguinea sind sie Fremde, in ständiger Rivalität mit den Niederländern und den Australiern, ohne wirkliche Bindung an die Papua, während sie in der Heimat Deutschland als Exoten gelten, die nicht so recht dazugehören.

Die sich entspinnende Geschichte ist nicht immer leicht zu lesen und vermag auch nur punktuell zu fesseln, allerdings wirft sie Licht auf ein Stück Kolonialgeschichte, das hierzulande wohl eher unbekannt ist und regt dadurch zum Nachdenken an. Was mir an diesem Roman besonders gefallen hat, ist, dass er nicht gefallen will. Die Figuren werden nicht geschönt oder zu Sympathieträgern umgestaltet, allerdings führt diese Darstellung auch zu einer gewissen Distanz zum Text und Geschehen.

Insgesamt vor allem wegen des Informationsreichtums ein interessanter Roman, der aber nicht so richtig in Fahrt kommt.
Profile Image for Oneofthefoxes.
746 reviews24 followers
July 29, 2023
Die Autorin wird hoch gelobt dafür, das sie sich dem Thema deutscher Kolonialismus angenähert hat. Kunststück... da fehlt immer noch so viel Aufarbeitung, das jedes Buch dazu ein Wunder ist. Und ja, ich finde es wichtig, das wir diese Vergangenheit nicht ausblenden. Mein Problem mit dem Buch war dann auch ehrlicherweise einfach der Schreibstil und die Erzählweise. Einmal wird mir ehrlicherweise zu viel einfach nur erzählt. Es wird vieles ausgelassen - was bei einer Familiengeschichte realistisch erscheint, da die Ich-Erzählerin nur Fragmente kennt und daher auch nur diese weiter tragen kann. Das beschreibt auch das Wissen, das oft über die Deutsche Kolonialzeit verbreitet ist. Wenn es überhaupt thematisiert wird. Trotzdem fehlte mir wie soll ich sagen, etwas stärkere Kritik an den Figuren.

Außerdem trifft einfach Präsenz als Erzählform überhaupt nicht meinen Geschmack. Um ehrlich zu sein, war ich mehr als einmal versucht abzubrechen, da mich dieses Präsenz langweilt und ich es als sehr langatmige Erzählweise empfinde.

Trotzdem beschreibt die Autorin das Weltbild, dieses Koloniale christlich geprägte Denken sehr gut. Dieses Denken, das uns auch heute nach wie vor bestimmt, ob wir das als weiße zugeben wollen oder nicht. Mir persönlich ist es jedenfalls immer wieder aufgefallen, wie durchdrungen wir davon nach wie vor sind. Es ist normal und daher auch schwer zu erkennen. Es ist dafür nicht schwer von dieser Denkweise auch Rückschlüsse auf den Nationalsozialismus zu sehen, diese Denkweise diese Idee überlegen zu sein, das hat der Nationalsozialismus in Deutschland (und anderen Ländern) ja nicht erfunden sondern aufgegriffen. Auch deshalb finde ich es wichtig, die koloniale Vergangenheit endlich auch öffentlich auf zu arbeiten. Romane wie von Katharina Döbler sind dabei wichtig. Aber es scheint als ob das Thema schnell wieder in der Versenkung verschwunden ist.
Von daher würde ich den Roman trotz meiner Kritikpunkte weiter empfehlen.
Profile Image for Kathrin Schröder.
Author 11 books3 followers
February 27, 2022
Dein ist das Reich von Katharina Döbler
Ein sperriger Roman über Mission, Kolonialismus und die Last der eigenen Familiengeschichte.
Die Missionen in Papua Neuguinea, aufgebaut und durchgeführt von Missionaren aus Neuendettelsau erzählt aus der Sicht einer Frau, die heute die Geschichte ihrer Großeltern aufarbeitet. Die ausgehend von den beiden unterschiedlichen Großeltern und dem schweigsamen Großvater, die sie erlebt hat und erlebt sich nach und nach in die Geschichte eingräbt, Spurensuche betreibt und erst die einzelnen Personen und dann deren Verhalten in „den Kolonien“ aufarbeitet. Ein wenig anstrengend ist die Mischung von der chronologischen Erzählung der Missionsarbeit, von der Entscheidung über die Partner“wahl“ bis hin zur Arbeit im Missionsfeld – immer unterbrochen von der Beschreibung einzelner Fotos aus den Alben der Familie.
Der Schreibstil und die Darstellung ist und bleibt relativ distanziert. So schwanke ich zwischen Abscheu und Wertung in den abqualifizierenden Einschätzungen, Ausbeutung und Bestrafung der „Eingeborenen“ und der distanzierten Begleitung der in ihre Zeit und Gesellschaft verstrickten Personen, eingebunden in ihre Pflichten, ihre Glaubensvorstellungen und den wechselseitigen Verpflichtungen zueinander.
Eine große Stärke des Buches ist für mich, dass die Wertung ganz dem Leser überlassen wird und die Perspektiven der Familienangehörigen frei nebeneinander stehen können, ohne dass sie jeweils besser oder schlechter zu sein scheinen.
#Netgalleyde #DeinistdasReich #KatharinaDöbler #KathrinliebtLesen #Rezension #Bookstagram
60 reviews
June 9, 2021
komplex und etwas langwierig


Der Inhalt bzw. die Idee des Buches ist sehr intuitiv und einmal etwas neues - somit die eigentliche Idee hat mir wirklich sehr gut gefallen, diese Art von missionarischer Familiengeschichte trifft man nicht so oft in den Büchern. Die Ich-Erzählerin rekonstruiert aus Erinnerungen einer ihrer Großmütter sowie ihrer Eltern und deren Geschwistern die Familiengeschichte.
Die Umsetzung der Geschichte konnte mich dann aber weniger überzeugen - auf der einen Seite ist der Schreibstil sehr mühsam, auf der anderen Seite sind so viele unzusammenhängende Kapitel - man muss oft wirklich lange grübeln und über mögliche Zusammenhänge nachdenken, oft findet sich auch einfach keiner.
Man merkt, dass sich die Autorin tiefgreifend mit dem Thema beschäftigt hat - aber leider ist die Erzählweise viel zu komplex geworden.

Für mich ist dieses Buch nichts, es ist mir einfach zu viel des guten - Personen, die Familiengeschichten gerne lesen, könnten sich aber durchaus einmal daran versuchen, vielleicht kann der Geschmack getroffen werden.
2,266 reviews12 followers
May 10, 2021
Zum Inhalt: Die Familiengeschichte führt vom ländlichen Bayern in die Südsee. Die Großeltern waren Kolonialisten und das wohl voller Überzeugung. Die Enkelin will mehr wissen und beginnt die Spuren zu sichten und mehr und mehr wird die Geschichte des abenteuerlustigen Großvaters bekannt, der die armen Heiden bekehren wollte. Meine Meinung: Wenn ich rein die erzählte Geschichte der Familie betrachte, ist es durchaus eine interessante Geschichte, weil ich über missionieren und Kolonialismus sehr wenig weiß und neugierig war, mehr zu erfahren. Aber hier gibt es leider auch die Art der Erzählung und die ist echt schwierig. Teilweise fand ich es schwer der Geschichte zu folgen, denn ich habe einen roten Faden vermisst. Und auch der Schreibstil ist echt gewöhnungsbedürftig und macht es nicht leicht, das Buch zu lesen. Fazit: Interessant aber anstrengend zu lesen
Profile Image for Luise Matilde.
72 reviews6 followers
January 2, 2025
Ein paar andere Rezensionen haben es schon ganz treffend formuliert: das Einbringen der ich-Figur als Erzählerin passiert etwas random, entweder zu wenig oder an unpassenden Stellen. In der Wortwahl scheint es so als würde sie nur manchmal eingreifen - man könnte es auch spannend finden, dass die Erzählerposition undeutlich oder wechselnd ist, aber mich hat es ein bisschen gestört. Inhaltlich fand ich das Buch spannend, ich weiß insgesamt sehr wenig über deutsche Kolonialgeschichte und hätte tatsächlich gerne noch etwas mehr über den Alltag der Menschen erfahren.
Profile Image for aliiciia.
190 reviews8 followers
May 26, 2021
Dieses Buch ist wirklich besonders. Es ist ein schweres Buch, mit einer düsteren Thematik, das die Möglichkeiten, einen in den Bann zu ziehen, jedoch leider nicht genug ausgenutzt hat. Außerdem wäre bei der Thematik meiner Meinung nach eine Triggerwarnung angemessen gewesen.
Auch wenn ich den Inhalt sehr spannend fand, hab ich den richtigen Einstieg in die Geschichte nie gefunden und das Buch am Ende mit gemischten Gefühlen beendet.
Profile Image for gina.
408 reviews7 followers
January 11, 2023
4.5/5

Mühsam und fordernd, aber lohnenswert und eindrucksvoll.
Displaying 1 - 17 of 17 reviews

Can't find what you're looking for?

Get help and learn more about the design.