Zuhause ist für Mona Ameziane der Norden des Ruhrgebiets, aber auch der Norden Marokkos. In ihrem ersten Buch erzählt sie vom Aufwachsen zwischen zwei Kulturen, die mehr zu trennen scheint als drei Stunden Flugzeit, von abenteuerlichen Taxi-fahrten durchs Atlasgebirge und von einer leeren Dachterrasse voller Erinnerungen.
Als Mona ihren Vater fragt, wie oft sie wohl schon in Marokko war, denkt er nur kurz nach und antwortet: »Nimm einfach dein Alter mal eineinhalb, das müsste passen.« Wie genau er auf diese Formel kommt, weiß sie nicht, aber sie ist fest entschlossen, noch mehr Fragen zu stellen. Nicht nur ihrem Vater, sondern auch sich selbst und dem Land, das für sie schon immer mehr war als für die meisten Menschen in Deutschland. Mehr als Urlaubsziel oder »Herkunftsland« in der Zeitung nach einem Terroranschlag – mehr als oberflächliche Orientromantik und rassistische Stereotypen. Ihre Suche führt sie nach Fes zum Haus ihrer Großeltern, nach Agadir, wo sie die reichste Seite des Landes kennengelernt hat, und in abgelegene Dörfer, in denen Menschen beim Wort »Europa« nur verständnislos mit den Achseln zucken.
In wundervollen Episoden erzählt Mona Ameziane klug und sympathisch von einem Marokko, das uns weder der Reiseführer noch das »Auslandsjournal« zeigen können.
Mona Ameziane hat als halbe Deutsche und halbe Marokkanerin ein sehr persönliches und unaufgeregtes Buch über ihre geteilte Identität, beziehungsweise ihr Leben zwischen den Welten geschrieben. Inhaltlich und von der Tonalität her erinnert die Erzählung an Saša Stanišićs Herkunft, die Autorin erwähnt das Buch sogar. Wortmalerisch und mit den Sprachspielereien kommt es natürlich bei weiten nicht an ihr Vorbild heran, muss es aber auch gar nicht, denn dadurch ist es viel privater, was dann eine eigene Qualität und Einzigartigkeit begründet. Ich war fast bis zum Ende sehr angetan von dieser Geschichte.
Ihre Biografie und ihre Gedanken sind insofern auch sehr erzählenswert, denn Ameziane lebt genau das, was sich die Gesellschaft in Deutschland als gelungene Integration vorstellt. Sie fühlt sich ebenso als Deutsche mit all ihrer deutschen Identität als auch als Marokkanerin. Ihre Eltern haben ihr ganz vorbildlich nie eine Kultur oder auch eine Religion übergestülpt oder aufgedrängt. Sie durfte schon als Kind immer als Gast und Grenzgängerin zwischen den Gesellschaften agieren, sich aus einem riesigen Angebot die besten Werte, Lebensarten und Rituale aussuchen, sie hatte sogar die Freiheit, sich völlig anderem Glauben und gesellschaftlichen Werten zuzuwenden. Mona ist in der Pubertät auch ein Jahr in Marokko zur Schule gegangen, wenngleich sie zugibt, dass die abgeschottete, behütete Oberschicht in Marrakesch ganz wenig mit der normalen Bevölkerung des Landes gemein hat.
In vielen Geschichten thematisiert sie ihr Aufwachsen, ihren Lebensweg, ihr Glück, ihre Erziehung und auch ehrlich ihre Probleme. Das hat mir richtig gut gefallen. Wie zum Beispiel der Umgang mit Alkohol und wie ihr muslimischer Vater und Großvater hier mit ihr interagieren und wie der Druck der Peer-Group in Deutschland von der anderen Seite ausgeübt wird. Auch die msulimische, beziehungsweise katholische Religion und der Umgang mit Frauenrechten wird völlig unaufgeregt besprochen und gezeigt, dass es hier auch einen Kompromiss zwischen den Welten geben kann. So lebt Mona Ameziane schon von der Kindheit an beide Konzepte, zwar kritisch und mit Abstand, aber durchaus auch integriert. Die Großeltern wurden bei ihrem Marokkoaufenthalt auch angehalten, nicht fundamentalistisch zu agieren, sondern dem Kind die lange Leine zu geben. Mona bespricht aber auch durchaus die Probleme, wenn kulturelles Verständnis zwangsläufig aufeinanderprallt, wenn sie sich in einem Loyalitätskonflikt befindet, weder geliebte Menschen brüskieren möchte, noch sich durch Lügen und Vertuschung anpassen kann. Auch beschreibt sie ebenso die Fremdheit in jungen Jahren, da sie sich durch die vielen kulturellen Angebote und der frühen Entscheidungskompetenz, die ihre Familie ihr gab, oftmals auch ein bisschen überfordert fühlte. Sie saß auch manchmal zwischen den Stühlen, weil ihr niemand vorschrieb, welches Konzept sie wählen sollte..
"Damals, neben dem Treppchen, konnte ich nicht wissen, dass ich irgendwann einmal sehr froh darüber sein würde, nicht Becker zu heißen, und ich konnte auch nicht wissen, dass die Pubertät Dinge mit sich bringen würde, die weitaus komplizierter sein sollten als ein Nachname mit zu vielen Vokalen. Zum Beispiel Alkohol, Partys und Jungs, das Bermudadreieck besorgter Väter von Nevada über Finnland bis nach Kasachstan, Marokko explizit inbegriffen und noch mal unterstrichen."
So nebenbei werden auch sehr schön die wesentlichen Unterschiede in den Gesellschafen herausgearbeitet, natürlich anhand der Stereotype, die ohnehin die meisten Leute kennen, weil wir sie sehen, erlebt haben, oder sie uns erzählt wurden, aber auch durch völlig überraschende kulturelle Unterschiede, von denen ich noch nie gehört habe. Am besten war die Geschichte vom Tod und dem Begräbnis der beiden Großväter: dem deutschen und dem marokkanischen Opa namens Basidi, dessen Dach für diesen Roman titelgebend war. Auch das Lämmer-Schlachtfest war so ein kultureller Clash, der sehr überraschend und interessant war.
Insgesamt ein richtig gutes, lehrreiches, angenehm zu lesendes Buch bis zum vorletzten Kapitel. Die Autorin schwadroniert bedauerlicherweise auf den letzten Seiten, wie man ein gutes Ende in ein Buch schreibt, und meinte, sie hätte lange darüber nachgedacht. Hätte sie sich lieber noch länger Gedanken darüber gemacht, denn ihre gewählte Version ging für mich total daneben. Dieser wirre Traum, den sie erzählt, schließt für mich nicht ab, bildet keine Zusammenfassung, keine Klammer, gibt keine Botschaft weiter, gar nichts.
"Ich habe in meinem Leben schon sehr viele Enden von Büchern durchlebt. Einige haben mich mit Gewalt nach draußen auf den Bordstein gespuckt, andere wollten mich entschlossen in Richtung Ausgang schieben, von wieder anderen wurde ich zögerlich fast zärtlich über die Schwelle getragen."
Hätte sie sich wenigstens für eine der drei Varianten entschieden, von mir aus sogar für die erste. Wäre noch immer besser gewesen, als der kryptische für mich nichtssagende Traum.
Fazit: Leseempfehlung bis auf das letzte Kapitel. …. Wenngleich, Moment! Vielleicht lest Ihr es doch und erklärt mir dann, was dieser Traum mit dem Buch zu tun hat. In Traumdeutung war ich nämlich immer schon sehr schlecht.
Ihr seid auf der Suche nach der perfekten Urlaubslektüre? Dann möchte ich euch gerne "Auf Basidis Dach" von Mona Ameziane ans Herz legen 🧡 Für mich entdeckt habe ich Mona auf dem (leider!) mittlerweile stillgelegten @stories.offiziell Account auf Instagram, seither verfolge ich ihren privaten Account mit viel Freude. Dort postet sie auch immer wieder Beiträge und Eindrücke zu ihrer zweiten Heimat Marokko - und genau um diese andere Hälfte ihrer Familie und Geschichte in Marokko geht es in ihrem Debüt. Die Journalistin, Podcasterin und Autorin nimmt uns in ihrem Buch mit auf eine Reise innerhalb Marokkos, ganz nach dem Motto "Der Weg ist das Ziel". Von der Altstadt in Fès, wo an einem geheimen Ort auch Basidis Dach zu finden ist, über Agadir, wo sie den marokkanischen Reichtum erlebte bis hin zu kleinen abgelegenen Dörfern, wo die Bewohner*innen bei dem Wort Europa nur mit den Achseln zucken, führt uns Mona Ameziane durch ihr Marokko. Sie erzählt von ihrer Familie und dabei vor allem von ihren Großeltern, von Gesprächen mit ihrem Vater und Fragen, die sie ihm nun endlich stellt, von leeren Dachterassen voller Erinnerungen, Märkten und lokalem Essen (und das so gut, dass man das Gefühl hat, man könnte die Gerüche und Geschmäcker selbst in der Nase und auf der Zunge fühlen!), aber auch von rassistischen Stereotypen, Terror und der Romantisierung von Marokko.
"Auf Basidis Dach" ist ein sehr persönliches Buch, ein Reiseführer der anderen und besonderen Art, dabei so spannend, dass ich es innerhalb von kürzester Zeit gelesen habe und so gut erzählt, wie man es von Mona Ameziane in ihrer Podcast-Moderation und den Beiträgen auf Instagram gewohnt ist. Ich habe das Buch richtig gerne gelesen!
Sehr empfehlenswert. Mir hat der Schreibstil von Mona Ameziane sehr gut gefallen. Sie erzählt über ihre Zeit in Marokko, ihre Verwandten, Religion, Rassismus und vieles mehr. Besonders schön fand ich die Abschnitte, die sie gemeinsam mit ihrem Vater erlebt hat.
Ich habe "Auf Basidis Dach" als erstes Buch aus meiner neu erworbenen Bibliotheksmitgliedschaft ausgeliehen und musste es nach nur 80 Seiten direkt kaufen – so sehr hat es mich begeistert. Innerhalb weniger Tage habe ich das Buch verschlungen und es hat mich sowohl auf emotionaler als auch intellektueller Ebene sehr berührt. Das Buch erzählt von Mona Amezianes Reise nach Marokko, dem Herkunftsland ihres Vaters. Zusammen mit ihm begibt sie sich auf die Spuren ihrer Familie, insbesondere ihres Großvaters, der der Namensgeber des Buches ist. Basidi steht symbolisch für die Wurzeln, die Mona in Marokko sucht – und gleichzeitig für die vielen Fragen, die sie sich auf dieser Reise stellt. Diese Reise ist jedoch weit mehr als nur eine biografische Suche nach familiären Verbindungen. Sie wird zu einer intensiven Auseinandersetzung mit Themen wie Herkunft, Rassismus, Privilegien, Religion und Kultur. Was das Buch für mich besonders eindrucksvoll macht, ist die Art und Weise, wie Mona Ameziane ernsthafte Themen mit einer leichten, oft humorvollen Note behandelt. So schafft sie es, einen tiefen Einblick in die marokkanische Kultur zu geben, ohne dabei die Schattenseiten des Landes zu verschweigen. Dabei bleibt sie immer reflektiert und lässt die Leser*innen an ihrer inneren Zerrissenheit zwischen der deutschen und der marokkanischen Identität teilhaben. Ein besonders einprägsames Beispiel ist die Szene, in der ein Taxifahrer sie und ihren Vater spontan zum Essen zu sich nach Hause einlädt. Die marokkanische Seite in ihr freut sich, während die deutsche Seite misstrauisch ist und an Betrug oder Entführung denkt. Diese Art von innerem Konflikt zieht sich wie ein roter Faden durch das Buch und verleiht der Erzählung eine besondere Authentizität. Während des Lesens hatte ich ständig Monas Stimme im Kopf – sicherlich auch, weil ich sie durch ihren Podcast "Zwei Seiten" so präsent habe. Ihre offene und wissbegierige Art fließt aus jeder Seite des Buches und hat mich richtiggehend angesteckt. Plötzlich hatte ich große Lust, Marokko selbst zu bereisen – ein Land, das vorher nicht wirklich weit oben auf meiner Wunschliste stand. Dabei gibt Mona jedoch nie eine einseitig romantisierte Sicht auf das Land, sondern bleibt realistisch und zeigt auch die Herausforderungen auf, die dort bestehen. Neben den kulturellen und gesellschaftlichen Themen habe ich viel über die marokkanische Kulinarik, die arabische Schrift und Sprache sowie religiöse Rituale gelernt. Besonders faszinierend fand ich die detaillierten Schilderungen von Beerdigungsritualen. All das wird durch Monas persönliche Erlebnisse und Erfahrungen noch greifbarer und authentischer. "Auf Basidis Dach" ist ein Buch, das weit über eine gewöhnliche Biografie hinausgeht. Es ist eine Reise zu den eigenen Wurzeln, eine Auseinandersetzung mit kulturellen Identitäten und ein Plädoyer für Offenheit und Neugier. Mona Ameziane schafft es, ernste Themen mit Leichtigkeit zu vermitteln und dabei gleichzeitig die Leser*innen zum Nachdenken anzuregen. Für mich ist dieses Buch ein echtes Highlight und eine klare Leseempfehlung für alle, die sich für interkulturelle Themen und persönliche Geschichten interessieren. PS: Mona gendert in dem Buch durchgehend, was dem Lesefluss überhaupt keinen Abbruch nimmt!
Mit "Auf Basidis Dach" hat Mona ein Buch geschrieben, das sich auf kluge, humorvolle Art nicht nur mit ihrer Familie (die ich übrigens sehr sympathisch finde) und ihren Wurzeln auseinandersetzt, sondern auch mit allem drumherum: mit dem Positiven und Negativen, mit den Vorurteilen, die Marokko und seinen Einwohnern entgegengebracht werden, die ich teilweise erschreckender Weise auch bei mir festgestellt habe, mit Terrorismus, Alltagsrassismus, Unsicherheiten, Religion, Armut, andere Mentalitäten, dem Dazwischensein, dem Dazugehören, aber dann doch nicht ganz, mit Identität, kleinen Gässchen in der Medina, Minztee, mit temporärem Mitleid, das umschlägt in neue Perspektiven und Sichtweisen. Sie berichtet von ihrer Kindheit und Jugend, den verschiedenen Bräuchen, die sie während ihrer Besuche kennengelernt hat, verbunden mit einem wunderbar klugen und humorvollen Tonfall, sodass ich durch die Seiten geflogen bin. Berührt, neugierig, skeptisch, irritiert, nachdenklich, jede Seite genießend, gespannt auf die nächsten Themen wartend, mit denen sie sich auseinandersetzt. An der einen Stelle habe ich auch fleißig mein Handy gezückt und Google Earth geöffnet. Die Wegbeschreibung nach Snober ist gut, aber ich war trotzdem ziemlich weit vom "Ziel" entfernt. Die Koordinaten haben sehr geholfen. 😂 Insgesamt ein tolles Buch, das ich sehr gerne gelesen habe. Es war spannend, interessant, sehr gut und humorvoll geschrieben und ich fand es sehr schön mal eine andere Perspektive auf Marokko zu lesen. Ein Land, mit dem ich mich tatsächlich noch nie so wirklich auseinandergesetzt habe, sondern nur so ungefähres Halbwissen hatte. Mein Fernweh wurde auf jeden Fall geweckt. Ich habe den Minztee auf der Zunge geschmeckt und die Hitze auf der Haut gespürt. Von mir gibt es 5/5⭐
Mona Ameziane könnte den Lesern bekannt sein als Moderatorin der 1live Stories, als Reporterin für Neueinhalb oder als jemand, der auf Instagram sehr gute Bücher empfiehlt. Mit Auf Basidis Dach hat sie nun ihr erstes eigenes Buch geschrieben und beschreibt darin, was ihr Marokko, die Heimat ihres Vaters bedeutet. Herkunft, Familie und Identität sind Themen, die sich wie rote Fäden durch die Episoden ziehen, in denen Ameziane über ihre Kindheit und Jugend spricht, die Bedeutung ihrer Familie in Marokko, insbesondere ihre Großeltern, über Alltagsrassismus, die Bedeutung von Religion in ihrem Leben und im Leben ihrer Familie und über eine Reise nach Marokko. Mona Ameziane kann schreiben und das wirklich richtig gut: Ich habe das Buch geradezu verschlungen und habe sehr viel sehr bildhaft vor Augen gehabt. Das Buch erzählt so offen und ehrlich, humorvoll und kritisch, emotional und bildreich, dass es wirklich ein Lese-Vergnügen war. Zwischen Kapiteln, die wie ein sehr ehrlicher Reisebericht wirken, sind Anekdoten aus ihrer Kindheit und Jugend, zwischen Marokko und dem Ruhrgebiet, Bewertungen der beiden Religionen, mit denen sie aufgewachsen ist, die ihr aber dennoch nicht aufgedrückt wurden, Rassismus-Erfahrungen, Privilegien, die Suche nach Heimat. Es wirkt wahnsinnig authentisch, diese Gefühle für ihre zwei Heimaten, die Beziehung zu ihrem Vater und seiner Familie, die geschilderte marokkanische Kultur.
Eine wirklich schöne Erzählung. Wenn man schon mal in Marokko war und dann Monas Beschreibungen liest, erlebt man alles noch viel detaillierter und fesselnder
Mona Ameziane beschreibt in ihrem ersten Buch wie sie als Kind und Erwachsene Marokko, das Heimatland ihres Vaters, erlebt (hat). Dabei reflektiert sie auch ihre Erfahrungen als Frau mit Migrationshintergrund in Deutschland. Authentisch, ehrlich und schonungslos berichtet sie über das Land ihrer Herkunft. Sie berichtet davon sich nicht genug marokkanisch oder deutsch zu fühlen und erzählt von Momenten und Orten, die einem Touristen in Marokko verborgen bleiben. Ihre Beschreibungen der Orte waren so bildlich, dass ich sie mir lebhaft vorstellen konnte, obwohl ich selbst noch nie in Marokko war. Besonders gefallen hat mir die Wegbeschreibung zum Heimatdorf ihrer Großmutter, wodurch der Leser selbst digital eine Reise nach Sober unternehmen kann. Das war unter anderem eine der Passagen, in der der Leser deutlich mit auf die Reise genommen wurde. Zudem spricht Mona politische und religiöse Aspekte an. Dabei versucht sie niemandem etwas vorzuschreiben oder zu verbieten, sondern zu sensibilisieren. Insgesamt ist "Auf Basidis Dach" ein Sachbuch das durch die lockere und ehrliche Schreibweise mitnimmt und ein authentisches Bild Marokkos zeichnet ohne die Ecken und Kanten auszulassen. Dabei reflektiert die Autorin ihre eigenen Ansichten und ihren "deutschen" Blickwinkel auf Marokko.
Inhalt Mona Ameziane ist in Deutschland aufgewachsen, fühlt sich aber mit der Heimat ihres Vaters, Marokko, ebenfalls stark verbunden. In ihrem Debüt erzählt sie, wie es ist zwischen zwei Kulturen zu stecken und was Marokko für sie so besonders macht.
Sprache Ich bin sehr begeistert davon wie kurzweilig dieses Buch aufgebaut ist. Eigentlich begleitet man Mona auf einer ihrer Reisen nach Marokko. Sie zeigt Land und Leute, spricht über Kultur und Religion. Doch immer wieder springt man in Monas Vergangenheit und erfährt, wie es war in Deutschland aufzuwachsen, aber sich trotzdem Marokko verbunden zu fühlen, aber auch wie sie einige Zeit in Marokko zur Schule gegangen ist und welche Eindrücke und Erfahrungen sie dort gesammelt hat. Einziger Nachteil hieran war für mich, dass ich manchmal nach Absätzen erst herausfinden musste spricht noch die jugendliche Mona aus der Vergangenheit oder sind wir schon wieder bei der Erwachsenen in der Gegenwart. Meist war das aber schnell geklärt.
Zwischendurch gibt es auch immer wieder interessante Fakten, Zitate oder Lebensweisheiten zu entdecken. Außerdem werden kritische Fragen über Kultur, Religion und Tradition gestellt, die mich zum Nachdenken gebracht haben. Besonders beeindruckt hat mich Kapitel 6 in dem es um Vorurteile und Ängste gegenüber dem Islam geht. Und Kapitel 15 in dem sie eine für mich perfekte Beschreibung für Trauer findet. Überhaupt findet sie für so viele Dinge, die passenden Worte und passenden Beschreibungen oder Vergleiche. Mona Ameziane schreibt unglaublich lebendig - und im Leben gibt es eben alles: Freude, Trauer, Wut, Humor, Unverständnis, Hoffnung. All das spürt man in dieser Erzählung.
Fazit Weder hätte mich das Cover angesprochen, noch liegt das Genre in meiner Komfortzone. Doch Mona Ameziane macht auf Instagram so einen sympathischen Eindruck und ich mag ihre Art Dinge zu beschreiben, dass ich unglaublich neugierig auf ihr Debüt war. Und ich wurde nicht enttäuscht. Mona Amzeziane nimmt uns in diesem Buch mit auf eine Reise durch Marokko, die aber nicht alles schön malt. Sie zeigt auch die hässlichen Seiten, stellt wichtige, manchmal unangenehme, Fragen und hat mich damit sehr beeindruckt.
"Auf Basidis Dach" spricht genau meine Sprache. Ich habe die Erzählungen quasi verschlungen, mich gemeinsam mit Mona geekelt, mit ihr getrauert und vor allem geschmunzelt. Im Grunde erzählt Mona Ameziane Anekdoten aus ihrem 28-jährigen Leben zwischen Marokko und Deutschland. Und zwar immer kurzweilig, spannend und mit einer ordentlichen Prise Humor. Vielleicht liegt es daran, dass wir ungefähr gleich alt sind, vielleicht daran, dass Monas Art mir auf den knapp 250 Seiten sehr ans Herz gewachsen ist: Nach dem Umblättern der letzten Seite fühlte ich mich, als hätte ich eine alte, wahnsinnig kluge und starke Freundin nach Jahren wieder getroffen und mich stundenlang in einem Café mit ihr ausgetauscht. Ich freue mich jetzt schon auf das nächste Wiedersehen! ☕
Leider hat mich die Geschichte und der Erzählstil nicht gepackt. Es gab viele schöne Stellen, aber auch viele die sich zu lang gezogen und mich eher gelangweilt haben. Es ist wohl ein sehr intimes Buch für die Autorin, wie sie öfter betont und daher möchte und kann ich den Inhalt nicht bewerten. Ich bin wohl nicht Teil der Zielgruppe. Die Dinge, die uns interessieren oder die Schlüsse, die wir aus Geschichten ziehen sind sehr unterschiedlich und auch wie kurze Handlungen immer mit einem „lustigen“ Kommentar aufgelöst werden, war nicht meins.
Mona Ameziane nimmt uns Leser*innen in ihrem Roman 'Auf Basidis Dach' mit auf eine Reise. Eine Reise nach Marrokko, eine Reise in ihre Vergangenheit und in die Vergangenheit ihrer marrokkanischen Familie.
Als Leserin ohne marrokkanische Wurzeln habe ich unglaublich beim Lesen der Lektüre gelernt. Einerseits natürlich über Monas Familiengeschichte, aber auch über die Kultur, Land und Leute. Selbst auf Google Maps war ich dann doch viel mehr (und viel länger :D!) unterwegs als ich das vor dem Lesen gedacht hätte. Viele Gefühle, die Mona beschreibt, kann ich trotz anderer Herkunft total gut nachempfinden; vielleicht auch, weil Mona es einerseits schafft, so zu schreiben, dass man sich als Leser*in wirklich mitgenommen fühlt, andererseits sicher wegen meines eigenen familiären Backrounds.
Mona Ameziane schafft es, so zu schreiben, wie man sie aus dem Radio und ihren Instagram Stories kennt: frisch, frei und total mitreißend. Man langweiligt sich auf keiner Seite des Buches, im Gegenteil.
Ich persönlich bin sehr dankbar, dass ich diesen Roman, diese Geschichte(n) lesen durfte. Und ja, ich bin jetzt erst recht neugierig auf Marrokko. Eine ganz klare Leseempfehlung!
Habt ihr Lust, den Sommer ein bisschen zu verlängern? Dann empfehle ich euch Mona Amezianes Buch „Auf Basidis Dach“, das es spielend schafft, euch auf eine Reise nach Marokko mitzunehmen.
Ich war leider noch nie in Marokko – nach diesem Buch habe ich aber das Gefühl, doch schon dort gewesen zu sein. Die Journalistin und Moderatorin Mona Ameziane wuchs mit einem marokkanischen Vater und einer deutschen Mutter im Ruhrgebiet auf. Als Erwachsene stellt sie sich Fragen nach Heimat, Herkunft und Identität und begibt sich mit ihrem Vater auf eine Suche nach ihren Wurzeln, auf der wir sie begleiten dürfen.
Amezianes Erzählkraft zieht einen ab der ersten Seite in den Bann und schafft es, lebensechte Bilder zu erzeugen. Ich konnte beim Lesen den marokkanischen Minztee förmlich auf der Zunge schmecken. Aber nicht nur ihre große Erzählkunst macht das Buch so außergewöhnlich, auch ihr scharfsinniger Blick, der das Buch zu keinem bloßen Reisebericht macht, sondern vielmehr zum Philosophieren über Identität und Heimat einlädt.
So schafft es die Autorin, ein differenziertes Bild Marokkos abzuliefern, viel tiefer als aus europäischer Sicht, aber nicht verklärt oder gar romantisiert. Was Heimat bedeutet, muss wohl jeder für sich selbst herausfinden. Mona Ameziane hat ihre Fragen nicht vollständig beantwortet und dennoch viel über sich gelernt. Und vielleicht ist es ja genau die Krux an der Sache, dass man ein Leben lang, zumindest ein Stück weit, auf Identitätssuche bleibt, egal woher man kommt.
Ihr habt es ja bereits gemerkt, ich bin wirklich begeistert! Auf Basidis Dach ist definitiv eines meiner Jahreshighlights, weswegen ich es euch sehr ans Herz legen möchte.
„(…) Jede allgemeine Kritik gegen das Verhalten von Menschen in Marokko ist immer auch ein kleiner Angriff auf meine Identität und damit im weitesten Sinne auf meine Familie. Manchmal möchte ich auch zeigen, dass unter der glatten Schale von Argumenten, die schlüssig und klar klingen, viele weitere Facetten liegen, die man erst mühevoll freilegen muss, (…)“ (S. 59)
Mona Ameziane, ein Name, der vielen von uns sicher bekannt ist :-) Der Papa Marokkaner, die Mama ist Deutsche. Mona wuchs in Deutschland auf und verbrachte viele ihrer Ferien in Marokko bei ihren Großeltern. Sich daheim fühlen in zwei Kulturen, sprechen von zwei Sprachen, dem Umgang mit der Religion (Allah oder Gott) und verzichtbaren Rassismus-Erfahrungen – darin dürfen wir miteintauchen.
Ich war mit Mona im Urlaub! Sowohl im familiären als auch im kulturellen und ich habe es sehr genossen. Es war eine einfühlsame, wohlige, warme Reise, auf die ich Mona begleiten durfte, zu einem Teil ihrer Wurzeln, zu ihrer Familie, ihrem Großvater, Großmutter Lalla, ihrem Papa, den Märkten, den Bergen, haben-wollenden Teekannen und netten Taxifahrern, namens Mohammed. Mona hat uns Marokko ungeschminkt und ungeschönt vorgestellt mit all seinen Ecken und Kanten, so wie auch wir Menschen sind. Und Menschen machen ein Land aus, machen es hoffentlich auch zu einem zu Hause, in das mehr gerne immer zurückkehrt. Dennoch auch mit seinen wunderschönen Seiten, der Gastfreundschaft, der Familie, den Eigenheiten dieses offensichtlich schönen Landes, welches ich leider noch nicht persönlich kenne. „Irgendwann wirst du merken, dass es ein Geschenk ist, in zwei Ländern dieser Welt zu Hause zu sein“ hat mein Vater immer wieder früher zu mir gesagt.“ (Seite 15). Die Wärme der Vater-Tochter-Beziehung hatte für mich eine starke Sogwirkung. Ich habe mich so wohl gefühlt beim Lesen. Und ich wäre so gerne dabei gewesen, als die beiden durch die kleinen Gassen und Straßen gehirscht sind, oder als sie Mohammed’s Familie kennenlernten. Auch den kritischen Teil über Marokko beleuchtet Mona ohne Umwege. Und obwohl das Buch auch bedrückende und furchtbare Themen streift, ist es dennoch ein Wohlfühlbuch, voller Liebe, Zuneigung und Respekt gegenüber der zweiten Heimat. Eines, dass ich sicherlich wieder zur Hand nehmen werde, um es mir gemütlich zu machen für eine Reise mit Mona nach Fes und mit ihr dort gedanklich einen Tee zu schlürfen (ohne Zucker).
Und wer Mona jetzt noch immer nicht kennt, folgt ihr am besten direkt auf Instagram und hört sonntags ihre Radiosendung auf 1Live oder ihren Podcast.
Und da ihr sicher auch alle wissen wollt, wer Basidi ist: lest Mona’s Buch!
ᴇʀᴢäʜʟᴜɴɢ ⭐️⭐️⭐️ . . In verschiedenen Episoden erzählt Mona Ameziane von ihren Erinnerungen und Eindrücken zu Marokko - dem Leben zwischen den Kulturen wenn ein Elternteil aus Deutschland und einer aus Marokko stammt - den Besuchen bei der Familie väterlicherseits in Marokko und verschiedenen Erlebnissen
Ein Buch zu dem ich aus freien Stücken wohl nicht gegriffen hätte - ich habe es für unsere #bookstagram_wien Leserunde gemeinsam mit @balsamforsoul gelesen
Mir persönlich war auch die Autorin nicht bekannt und so bin ich völlig ohne Erwartungen an das Buch heran gegangen - es gab einige Kapitel die ich interessant fand - einige haben mich zum schmunzeln gebracht und andere haben mich überhaupt nicht angesprochen
Für mich fällt es in die Kategorie „über den Tellerrand schauen“ und es war ok sich mal auf etwas anderes einzulassen aber zu Begeisterungsstürmen hat es mich jetzt auch nicht hingerissen 🤷🏻♀️
Auf Basidis Dach von Mona Ameziane hat mich völlig überrascht und nachhaltig beeindruckt hat, denn es ist eines der schönsten Bücher, die ich seit langem gelesen habe. Noch vor dem Ende meines ersten Aufenthalts in Marokko, nach Besuchen in Städten wie Rabat, Fes und Marrakesch, habe ich es gelesen. Viele meiner eigenen Beobachtungen während der Reise wurden durch die Erzählungen der Autorin vertieft und in einen kulturellen Kontext gesetzt, der für mich äußerst bereichernd war.
Authentizität ist die große Stärke und Besonderheit dieses Buches. Ameziane schildert ihre persönlichen Erfahrungen mit einer Offenheit, die den Leser*innen Zugang zu ihren Gedanken und Eindrücken gewährt. Dabei gelingt es ihr, komplexe Standpunkte klar zu formulieren und überzeugend zu begründen, sodass man ihre Perspektiven nachvollziehen kann – selbst wenn man nicht unbedingt in allen Punkten derselben Meinung ist.
Die Autorin, die selbst Wurzeln in der deutschen und marokkanischen Kultur hat, nimmt die Rolle einer Brückenbauerin ein. Sie vergleicht beide Kulturen, zwar basierend auf ihre eigene Erfahrung, aber auf eine neutrale und objektive Weise, stets bemüht, Vorurteile zu vermeiden. Durch diese Gegenüberstellung werden sowohl die Unterschiede als auch die Gemeinsamkeiten der beiden Welten greifbar, was ein tieferes Verständnis für beide Kulturen ermöglicht.
Besonders beeindruckend fand ich Amezianes Gespür für Details. Mit einer scharfen Beobachtungsgabe widmet sie sich oft unauffälligen Verhaltensweisen im Alltag, die sie gekonnt analysiert und interpretiert. So gelingt es ihr, das Einzigartige der marokkanischen Kultur hervorzuheben und gleichzeitig auf größere Fragen des Lebens überzugehen. Ihre Anekdoten verleihen dem Buch eine gewisse Leichtigkeit, die es angenehm lesbar macht.
Es mag zwar sein, dass andere Marokkaner*innen ein anderes Bild zeichnen würden, was ihr auch bereits vermittelt wurde, wie sie es im Buch erwähnt. Aber Ameziane legt ihre Perspektive transparent dar und beschreibt, wie oft sie in Marokko war und welche Erlebnisse sie dort geprägt haben. Diese Offenheit lassen keinen Zweifel daran, dass es sich um einen subjektiven Erfahrungesbericht handelt, der trotzdem durch gut recherchierte Informationen ergänzt wird.
Insgesamt hat mich Auf Basidis Dach sehr bewegt und inspiriert. Es ist ein Buch, das kulturelle Sensibilität mit einem feinen Blick für die kleinen Dinge des Lebens vereint. Ich kann es nur wärmstens weiterempfehlen.
Absolute Leseempfehlung! Mona Ameziane kann nicht nur gut über Bücher reden und tolle Empfehlungen aussprechen, sondern auch grandios schreiben! In ihrem Buch nimmt sie die Leser*innen mit auf eine Reise durch Marokko, ihre Familie(ngeschichte), und ihre Gefühle und Gedanken rund um Herkunft und Zugehörigkeit. Wunderschön geschrieben, wichtiges Thema, also alle Lesen! :)
Dieses Buch ist eine Entdeckungsreise, eine persönliche Erinnerung, ein Stück weit Reiseführer und Augenöffner zugleich. Man stellt sich bereits binnen weniger Seiten vor, wie Mona selbst einem gegenübersitzt und bei einer Tasse Tee, warmer Abendluft, umringt von fernen Gerüchen und Stimmen, ihre Geschichte erzählt. Und ich denke, jede*r, die*der Mona aus dem Radio oder von Instagram her kennt, wird es ähnlich gehen- Man hat schon nach den ersten Sätzen ihre Stimme im Ohr, nimmt ihre stete Freude und das Glück ihrer Erzählung und Erinnerungen oder bei den ernsteren Themen die Betrübtheit wahr und merkt gleichzeitig wie toll und schwer es ist zwischen zwei doch so unterschiedlichen Ländern und Kulturen aufgewachsen zu sein. Mona erzählt von sehr privaten Momenten und Gesprächen mit ihrem Vater, ihrem Basidi, sucht nach dem, was andere ihr als Herkunft oder Wurzel zuschreiben und nähert sich dabei nicht nur dem Land, aus dem ihre Eltern stammen, sondern auch ein Stück weit sich selbst an. Sie weist in diesem Buch auf viele Missstände hin und guckt hinter die Fassaden “oberflächlicher Orientromantik und rassistischer Stereotype”… Journalistin eben. Aber dieses Buch hat auch so viele tolle Momente, so tiefgründige und ruhige Gedanken über den Menschen, Kulturen, Traditionen… eben das, was wir als unser Leben und Alltag bezeichnen, und ist so locker leicht, unaufdringlich und unterhaltsam, dass es Spaß macht durch die Seiten zu fliegen. Und so stellt man sich auch vor, wie es wohl gerade in Marokko wäre, fühlt das gesellige Beieinander, schlendert mit Mona und ihrem Vater über die Märkte, trinkt Tee und genießt. Alles wirkt plötzlich so vertraut nah und diese einzelnen Geschichten sind so lebendig, so bildlich einnehmend und auch als nicht Reisefreund verspürt man den Drang Marokko live erleben zu wollen. Und genau dafür liebe ich dieses Buch über Mona Ameziane, ihre Familie und eben auch ein wundervolles Land. Würde es nun von Mona geführte Reisetouren geben… ich glaube, ich wäre sofort dabei. Große Empfehlung, großes Highlight aus 2021.
Ich fand es wirklich sehr schön geschrieben, flüssig und leicht zu lesen. Das Buch war sehr abwechslungsreich und besonders die Gespräche mit ihrem Papa waren sehr authentisch und aufrichtig. Sie selbst war auch wirklich ehrlich und hat selbst Kritik, die gegen sie erhoben wurde, erwähnt.
Jedoch habe ich manchmal den roten Faden gesucht - teilweise war er klar erkennbar, teilweise entglitt er mir. Auch gab es ein paar Randbemerkungen von ihr, die indirekt problematisch über psychische Erkrankungen waren. Die Textstelle finde ich leider nicht mehr.
Außerdem finde ich, dass die gegen sie erhobene Kritik (s.o.) leider zutrifft. Ich glaube Ameziane, dass sie ein möglichst unverfälschtes, echtes Bild von Marokko zeichnen möchte. Allerdings bestätigt es die exotischen Stereotype über das Land und über dessen Grenzen hinaus, die in Deutschland existieren. Ich bin mir nicht sicher, ob das zu anti-Rassismus beiträgt. Beispiel: Besonders bei der Schlachtung des Schafs hätte sie gerne mehr auf die deutsche Massentierhaltung eingehen können. Auch wenn das Thema auf den ersten Blick unpassend/zusammenhangslos erscheint, ist es immens wichtig an der Stelle. Denn was jetzt nach dem Kapitel übrig bleibt, ist das grausame Bild dieser Schlachtung, die „uns“ denken lässt: „Wow, das ist 'barbarisch' und brutal.“ = festigt Stereotype. Gleichzeitig konsumieren wir munter jeden Tag Fleisch und sehen den Zusammenhang zwischen unserem Salamibrot und der systematischen Gewalt an Millionen Tieren nicht. Stattdessen seien es „die anderen“, die grausame Sachen machen, wir nicht. Diesen Blickwinkel und Sensibilisierung hätte ich mir gewünscht.
Insgesamt war es ein gutes Buch. Ich hatte es mir anders vorgestellt. Dass diese Erwartungen nicht getroffen wurden, ist okay und normal. Allerdings wurden sie leider nicht übertroffen.
Sympathischer Journalismus Ich war anfangs sehr, sehr angetan vom fröhlichen, aber auch treffenden Stil der Autorin, von ihren genauen Beobachtungen, ihrer heiteren Gelassenheit, ihrem Witz und auch der Ehrlichkeit. Mona Ameziane erzählt aus ihrem deutschen Leben und von ihren Aufenthalten in Marokko, beobachtet die Unterschiede zwischen den Welten und das verbindende: die Familie. Sie ist sehr ehrlich damit, sogar eher privilegiert zu sein, als erfolgreiche Moderatorin, der man "das Fremde" auf den ersten Blick wenig ansieht. Sie analysiert aber den Rassismus, den andere erfahren, ihr marokkanischer Vater zum Beispiel ebenso wie sie das Ärgernis der Ausschlüsse für Frauen in Marokko bezeichnet. Das Buch ist klug, sympathisch ... journalistisch. Ich glaube an letztgenanntem liegt es, dass etwa ab der Hälfte dieses Buches ich eher gelangweilt war und nicht mehr nur fasziniert. Ich hatte das Prinzip verstanden, das immer wieder durchgespielt wurde, und es gibt keine rechte Spannung. Auch wenn wir von den Erzählern in Marokko erfahren ... so ist "Basidis Dach" nur ein bisschen erzählerisch. Und ehrlich gesagt: Auf einmal war es mir zu wenig Marokko, zu wenig jenseits dessen, das ich auf wenigen Reisen kennen lernen durfte. Etwas mehr literarischer Esprit und etwas weniger Reflexion hätten von meiner Seite den fünften Stern gebracht. Aber das ist Kritik, die nicht vergessen machen soll, wie sehr sich Amezianes Buch von manchen dem Klamauk zugetanen anderen Büchern zwischen "den Welten", die binationale Ehen schaffen zum Beispiel, unterscheidet. Bei Mona Ameziane geht es nicht um Klischees und Augenzwinkern, sondern eine ernst gemeinte Auseinandersetzung mit der eigenen doppelten Herkunft.
Meine Meinung: Dieses Buch ist für mich vielleicht das Überraschungsbuch schlechthin, denn es hat mein Herz berührt und so viel in mir bewegt. Zum einen hat die Autorin einen sehr bildlichen anschaulichen Schreibstil, der einem als Leser*inn gerade bei den oft sehr kritischen und sozial wichtigen Themen, die die Autorin aufzeigt, doch sehr hilfreich.
Was die Autorin schafft, ist dass sie einen auf eine Reise mitnimmt, durch ihre Welt als Tochter einer binationalen Beziehung zwischen den Kulturen, konfrontiert mit der Suche nach der Heimat, aber auch dem so subtil erscheinenden Alltagsrassismus, den sie hier treffend zu beschreiben weiß.
Doch dieses Buch ist so viel mehr als das, es nimmt uns Leser*innen auch mit auf eine Reise durch Marokko und dessen kulturelle Vielfalt, die mich wirklich sehr begeistern konnte und eben so familiäre Einblicke in eine Kultur gewährt, die man in unpersönlichen Reisebüchern nicht finden würde.
Weder besonders gut, noch besonders schlecht. Mir war es zu oberflächlich und ich habe den roten Faden vermisst. Prinzipiell unterhaltsam und schnell gelesen, macht auch Lust auf Urlaub in Marokko. Aber das wars für mich dann auch.
“Irgendwann wirst du merken, dass es ein Geschenk ist, in zwei Ländern dieser Welt zu Hause zu sein.” (S. 15)
Inhalt: Mona Ameziane ist mit einer deutschen Mutter und einem marokkanischen Vater in Deutschland aufgewachsen. Geprägt durch beide Kulturen nimmt sie ihre Leser mit auf eine persönliche Reise nach Marokko; auf eine Reise, die sowohl die Unterschiede beider Länder und Kulturen in der Gegenwart und in ihrer Kindheit aufzeigen und gleichzeitig auch eine Suche nach der eigenen Heimat ist.
Meinung: Das schlichte aber dennoch auffallende Cover mit den marokkanischen Mustern hat mich direkt angesprochen. Der Schreibstil ist einfach zu lesen, aber zugleich enthält das Buch so viele Eindrücke und Fakten zu den beiden Ländern, dass mich das Gelesene des Öfteren zum Nachdenken angeregt hat. Durch die Erzählperspektive in der Ich-Form habe ich sehr schnell in die Geschichte gefunden. Man bekommt als Leser*in dadurch das Gefühl vermittelt, man würde eine gute Freundin auf ihrer Reise durch das Land und ihre Gedankenwelt begleiten. Verstärkt wird dies durch den bildlichen Erzählstil, der alle Sinne animiert. “Es riecht nach Pfefferminztee, nach Orange, nach Metall, nach Tier. Überall wird gehämmert, geklopft, genäht, geknüpft oder gemeißelt.” (S. 43)
Mona A. schreibt nicht nur über marokkanische Lebensweisen, Gastfreundschaften, Taxifahrten und ihre Familie, sondern auch über Rassismus, Religion, Gleichberechtigung, Rituale und vieles mehr. Der Vergleich zwischen den unterschiedlichen Gepflogenheiten der Länder spiegelt die Hin-und-her-Gerissenheit der Autorin auf der Suche nach der Heimatfrage gut wieder.
Ich wollte das Buch unbedingt lesen, da mein Mann ebenfalls in bzw. mit zwei verschiedenen Kulturen aufgewachsen ist und ich dadurch weiß, dass dies ein großartiges Geschenk für die eigene Persönlichkeit sein kann. Eine weitere Sichtweise in einem anderen Land kennenzulernen, hat mich sehr gereizt.
Fazit und Bewertung:
Besser als jeder Reiseführer 🥰 Jeder der Lust hat, Marokko gedanklich kennenzulernen, es wieder besuchen möchte und/oder generell seinen kulturellen Horizont erweitern möchte, sollte dieses Buch unbedingt lesen.