Grausam zugerichtete Leichen, ein Mörder, der alte Verbrechen sühnt und ein Kommissar, für den es um alles geht …
Wien im November 1920: Ein unerwarteter Kälteeinbruch hat die Ernten vernichtet, jeder dritte Mann ist arbeitslos, und das organisierte Verbrechen hat Hochkonjunktur. Doch der Mordfall, der jetzt die Stadt erschüttert, übertrifft alles bislang Dagewesene: Ein Toter wird bizarr zugerichtet und von einer Eisschicht bedeckt aufgefunden. Kurz darauf taucht ein Bekennerschreiben auf. Kriminalinspektor August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter ermitteln – und das ist nicht das einzige Rätsel, das sie zu lösen haben, denn noch haben sie Xaver Koch nicht aufgespürt, den Mann, der Emmerichs Lebensgefährtin entführt hat und der sich als gefährlicher Gegner entpuppt ...
Band 3 der August Emmerich-Serie überzeugt erneut durch Schreibstil, Plot und tiefgehende Recherche.
Emmerich ist immer noch auf der Suche nach seiner Lebensgefährtin und geht dabei gefährliche Wege, während in der Stadt die schlimm zugerichteten Leichen diverser Männer auftauchen. Bei der Polizei hat sich Emmerichs Position stark verbessert, dennoch ist sein alter Kontrahent Brühl immer noch damit beschäftigt, ihm Steine in den Weg zu legen.
Der Plot ist wie in jedem Band vor allem zum Ende hin sehr spannend, obwohl die Autorin nicht unbedingt mit Plottwists arbeitet. Ich weiß nicht, wie glaubwürdig ich die Lösung in dieser Geschichte finden kann, was meinem Lesegenuss jedoch keinen Abbruch tut.
Wie schon seit Beginn der Serie ist die Darstellung der Lebensumstände und sozialen Verhältnisse das stärkste Pfund, mit dem Alex Beer wuchern kann. Die Zustände sind nicht nur ausgezeichnet recherchiert, sondern auch in einer Weise beschrieben, dass man sich als Leser fast so fühlt als wäre man dabei.
Es gibt also 5 Sterne von mir und zum dritten Mal eine unbedingte Leseempfehlung.
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Volume 3 of the August Emmerich series once again impresses with its writing style, plot and in-depth research.
Emmerich is still looking for the woman he loves and takes dangerous paths while the badly battered corpses of various men turn up in the city. Emmerich's position within the police has greatly improved, but his old opponent Brühl is still busy putting obstacles in his way.
As in every volume, the plot is very suspenseful, especially towards the end, although the author doesn't necessarily work with plot twists. I don't know how credible I can find the solution in this story, but that doesn't detract from my reading pleasure.
As has been the case since the beginning of the series, the depiction of the living conditions and social conditions is the strongest asset that Alex Beer can use. The conditions are not only excellently researched, but also described in such a way that the reader almost feels as if they were there.
Thus there are 5 stars from me and for the third time an unconditional reading recommendation.
November 1920 in Wien, die wirtschaftliche Lage ist schlecht, das Wetter ebenfalls. Die Menschen leiden unter Hunger, Wohnungsnot und Arbeitslosigkeit. Auch Kriminalinspektor August Emmerich lebt nicht auf großem Fuß. Immer noch ist er auf der Suche nach seiner Lebensgefährtin Luise, die von ihrem Mann entführt wurde, der eigentlich im Krieg als vermisst gegolten hatte. Als die Nachricht hereinkommt, eine Leiche sei gefunden worden, machen sich Emmerich und sein Assistent Winter sofort auf den Weg. Ein Mann wurde eigenartig drapiert und ein später auftauchender Bekennerbrief gibt weitere Rätsel auf.
Ein wenig erinnert die Schilderung des Lebens und des Verbrechens in Wien an Berlin zu eben jener Zeit. Es gibt Banden, die die Stadt unter sich aufteilen wollen. Schieber und Schmuggler sind allenthalben unterwegs, um ihren Vorteil aus der schlecht laufenden Wirtschaft und der wachsenden Geldentwertung zu ziehen. Der verlorene Krieg bringt unterschiedliche politische Strömungen hervor, die das Land und die Stadt verändern wollen, wobei ihnen jedes Mittel recht ist auch das der Gewalt. Die normalen Menschen leben häufig im Elend, Kinder werden allein gelassen und müssen zusehen, wie sie zurechtkommen. Es ist eine dunkle kalte Zeit, in der der dunkle Bote umgeht. August Emmerich unternimmt alles, um den Mörder zu stoppen.
In seinem dritten und wohl persönlichsten Fall will August Emmerich sowohl das Rätsel um den sogenannten dunklen Boten lösen als auch seine Lebensgefährtin wieder zurück an seine Seite bringen. Manchmal ist er garnicht so sicher, wie er seine Prioritäten setzen soll.
Die Schilderungen über den Beginn des Winters 1920 in Wien treffen wirklich ins Mark. Der Krieg hat das Land ausgelaugt, es ist nichts mehr wie es war. Anscheinend gibt es nur noch Verbrechen, Not und Elend. Man fragt sich tatsächlich, wieso Menschen schon so relativ kurze Zeit später Menschen wieder in den Krieg zogen. Auch August Emmerich ist verwundet heimgekehrt, doch unverzagt geht er seiner Arbeit nach, um die Welt wenigstens etwas besser zu machen. Nicht immer kann ihm das vollständig gelingen, doch gerade das macht seine Figur umso authentischer. Auch wenn hier die Kriminalistik manchmal eher zur Nebensache gerät, brilliert dieser spannende Roman mit einem detaillierten Sittengemälde seiner Zeit.
Wieder ein sehr spannender Fall mit viel Zeitkolorit. Besonders gefallen hat mir, dass dieses Mal auch endlich ein paar spannende Frauenrollen aufgetaucht sind - allen voran die Reporterin Alma Lena, aber auch die "Hühnerbrigade" mochte ich sehr gerne. Das hat der Story imho sehr gut getan.
Ein Toter wird mit abgeschnittener Zunge aufgefunden und er bleibt nicht der Einzige. Es scheint, ein Serienmörder, der bald der "Dunkle Bote" genannt wird, nimmt bizarre Rache. Mit diesem Fall wären Emmerich und sein Assistent Winter voll beschäftigt. Doch Emmerich drücken private Sorgen, denn der totgeglaubte Ehemann seiner ehemaligen Lebensgefährtin ist wieder da und entpuppt sich nicht gerade als liebevoller Gefährte für Luise.
Wien, wir schreiben das Jahr 1920, Oktober/November. Der Erste Weltkrieg ist zu Ende, der Versailler Vertrag kennt kein Pardon mit den Verlierern. Chaos und Elend wo man hinschaut. Kriegsheimkehrer bevölkern die Straßen, alles ist knapp. Keine Arbeit, kein Geld. Der Schleichhandel blüht, und wer noch Reserven hat, versorgt sich auf dem Schwarzmarkt. Alle anderen frieren und hungern, leben von der Hand in den Mund. Die Rattenfänger aus dem rechten, linken und antisemitischen Lager haben Hochkonjunktur. Die Jugendlichen organisieren sich in Banden, genannt „Platten“, und ringen um die Vorherrschaft. Das Verbrechen blüht. Waffenhandel, Valutenschmugel, Mord, alles da.
Kriminalinspektor August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter von der Abteilung „Leib und Leben“ geht die Beschäftigung nicht aus, denn ein Serienmörder treibt in den Gassen der Metropole sein Unwesen, von der Presse als der „dunkle Bote“ bezeichnet. Immer wieder tauchen Leichen auf, die zwei Gemeinsamkeiten haben. Zum einen fehlt ihnen die Zunge, zum anderen taucht zum jeweiligen Mordfall ein mysteriöses Bekennerschreiben mit römischer Zahl auf, das die beiden ratlos zurück lässt. Die Zeit drängt, ist doch der Ermittlungserfolg an den Umzug in ein größeres Büro gekoppelt. Nur gut, dass sie von der „Hühnerarmee“, den Frauen aus dem Schreibbüro, unterstützt werden.
Aber es sind nicht nur die Morde, die Emmerich umtreiben. Noch immer sucht er nach seiner entführten Luise und den Kindern, aber seine verzweifelten Bemühungen bleiben ohne Ergebnis, laufen ins Leere.
Auch der dritte Kriminalroman mit August Emmerich zeichnet sich durch die gelungene Verbindung zwischen spannendem Kriminalfall und einer sehr gut recherchierten, atmosphärisch starken Schilderung der Lebensbedingungen in der österreichischen Metropole nach dem Krieg aus. Die historischen Details sind korrekt wiedergegeben und fügen sich nahtlos und unterstützend in die Geschichte ein.
Für mich ist „Der dunkle Bote“ definitiv der beste Band der Reihe, und man darf sich schon auf die am Ende des Buches angedeutete Fortsetzung freuen. Alex Beer setzt im Genre des historischen Kriminalromans mit dieser Reihe Maßstäbe, und ich bin fest davon überzeugt davon, dass sie dieses Niveau auch in den Nachfolgern nicht nur halten kann sondern auch halten wird.
Ich mag ja tatsächlich vor allem Winter, August Emmerichs jungen Assistenten. Als Gegengewicht zu dem düsteren August funktioniert das sehr gut. Außerdem ist Winters Weltbild einfach positiver, gleichzeitig tut ihm der unverklärte Blickwinkel seines Vorgesetzten natürlich genauso gut.
Mir persönlich gefällt die Reihe vor allem deshalb, weil sie in Wien spielt und ich die Atmosphäre, die Alex Beer hier aufbaut sehr mag. Gerade die unsichere Zeit kurz nach dem ersten Weltkrieg hat auch in Wien ein Vakuum hinterlassen. Die Ängste der Leute sind aber auch verständlich. Gerade die verschiedenen Figuren, denen die beiden Ermittler im Roman begegnen, bilden einen guten Querschnitt der Gesellschaft in dieser Zeit.
Der Kriminalfall gerät mir aber hi und da etwas zu sehr in den Hintergrund, nach dem auch Emmerichs Privatleben eine großen Teil der Handlung einnimmt. Das wird zwar schlüssig in die Geschichte eingebunden, aber ich persönlich fand diesen Punkt mit zu vielen Zufällen verknüpft. Dafür gefiel mir eine andere Entwicklung recht gut, weil sie neue Perspektiven auf die Figur Emmerich eröffnet. Trotzdem mochte ich gerade die Hintergründe für die Mordserie. Das Motiv war glaubwürdig und auch wer die Morde begangen hat, war nicht an den Haaren herbei gezogen. Hier hat Alex Beer unkonventionelle Wege beschritten und das hat mir gut gefallen.
Alles in allem, ein solider historischer Kriminalroman. Ich freue mich das es bald weiter geht!
Kriminalinspektor August Emmerich und sein junger Kollege Ferdinand Winter ermitteln wieder. Es ist ein eiskalter November im 20iger Jahr des letzten Jahrhunderts. In Wien hungern und frieren die Menschen auch zwei Jahre nach Kriegsende immer noch. Hoffnungslosigkeit macht sich breit. Die Republik ist noch jung und alles andere als stabil. Banden, politische Gruppierungen und Verbrecher jeder Coleur machen die Stadt unsicher. Die Inflation ist enorm und Valutenschmuggler sind die gefragtesten Männer im Reich, während der Großteil der Menschen hungert und friert. Das Verbrechen hat Hochkonjunktur!
Alex Beer hat diese düstere und hoffnungslose Stimmung wieder hervorragend eingefangen. Von der ersten Seite an war ich mit August Emmerich und Ferdinand Winter sofort wieder im historischen Wien. Die Beiden haben es diesmal mit einem brutalen Mordfall zu tun. Dem Opfer wurde die Zunge entfernt und anschließend wurde es mit Wasser übergossem. Durch die tiefen Temperaturen hat sich eine dünne Eisschicht über den Toten gebildet. Die abgeschnittene Zunge taucht kurze Zeit später bei der Journalistin Alma Lehner auf. In einem Belgeitschreiben steht: "Lassen Sie die Welt wissen, dass ich mir seine Seele geholt habe". Die unkonventionelle Frauenaktivistin, die mit ihren Artikel über Missstände den Frauen gegenüber aufrütteln will, kommt dieser Aufforderung nach. Bald wird eine weitere Leiche mit abgeschnittener Zunge gefunden, die jedoch auf eine andere Art ermordet wurde. Trotzdem weisen einige Merkmale, wie ein Zettel mit einer römischen Ziffer, auf einen Serienmörder hin. Die Zeit drängt und so beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Die Telefonnistinnen und Sekretärinnen im Büro, etwas spöttisch und trotzdem liebevoll von Emmerich "Die Hühnerarmee" genannt, sind den beiden Ermittlern eine große Hilfe. Gemeinsam versuchen sie die Zusammenhänge zwischen den Mordfällen herauszufinden. Wer ist der von Alma Lehner genannte "dunkle Bote", der Rache zu nehmen scheint?
Neben den Ermittlungen führt Emmerich noch einen privaten Kampf mit Xaver Koch, dem Ehemann von Luise, August's großer Liebe. Koch galt als gefallen, als er plötzlich wieder auftaucht. Der Krieg hat ihn gewalttätig und zu einem Mann gemacht, der vor nichts zurückstreckt. Er ist politisch aktiv und privat sind Luise und die Kinder, die er entführt hat, seinem Jähzorn vollkommen ausgeliefert. August Emmerich schwört sie zu finden und zu "retten". Er wendet sich an einen alten Bekannten, Veit Kolja, der ihm ebenfalls vor Koch warnt. Ob sich Emmerich wieder auf einen gefährlichen Handel einlässt?
Das müsst ihr schon selbst herausfinden! Der Spannungsbogen bleibt im Laufe des Krimis konstant und zieht zum Schluss hin nochmals rasant an. Das Ende bleibt sicherlich jedem Leser in Erinnerung, denn es ist sehr emotional.
Schreibstil: Alex Beer schreibt so wunderbar atmosphärisch, dass man sich immer wieder mitten im historischen Wien fühlt. Man hungert und friert mit den Menschen mit, man spürt die Hoffnungslosigkeit förmlich durch die Zeilen und trotzdem versteht es die Autorin dem Leser damit nicht hinabzuziehen, sondern mit Emmerich und Winter mitzuermitteln und der Zeit zu trotzden. Die Charaktere sind wieder sehr lebendig beschrieben und Ferdinand Winter entwickelt sich neben Emmerich langsam zum ebenbürtigen Ermittler.
Fazit: Für mich war "Der dunkle Bote" das bisher beste Buch der Reihe! Spannend, düster und atmosphärisch. Wer Alex Beer noch nicht kennt, dem kann ich ihre historischen Wien-Krimis wirklich sehr empfehlen!
Ich bin, wie immer, schwer begeistert. Das liegt auf der einen Seite an dem wunderbaren Cornelius Obonya, der es schafft, mit seiner Stimme so viel Leben in die Figuren zu hauchen, die vielen unterschiedlichen Facetten, anhand derer man nur am Dialog erkennt, wer denn eigentlich gerade spricht, sind einfach wunderbar (auch die Akzente waren herrlich akurat getroffen). Auf der anderen Seite liegt das an der Geschichte selbst - ich finde das Setting Zwischenkriegszeit sehr düster, aber zugleich auch sehr faszinierend, ich mag, dass Umstände geschildert werden, ohne den moralischen Zeigefinger zu erheben. Dass bei diesem Fall Emmerichs Privatleben eine größere Rolle spielt und der Fall an sich manchmal in den Hintergrund rückt, hat mich überhaupt nicht gestört, einfach, weil hier auch eine weiche und verletzliche Seite des sonst so grimmigen Mannes gezeigt wird. Dass Kolja auch wieder eine größere Rolle spielt, hat mir auch sehr gut gefallen - und dass auch andere Charaktere mehr "Screentime" bekommen, teilweise mehr aus anderen Perspektiven erzählt wird. Der Epilog selbst ist vielversprechend und ich hoffe, Band 4 lässt nicht allzu lange auf sich warten.
Wieder eine tolle Geschichte, mit teils sehr relevanten Themen, aber eben genau 100 Jahre vor unserer Zeit. Atmosphäre toll, Sprecher toll (der Ungar! lol!), Story gut. Ich mag normalerweise Bücher aus der Nachkriegszeit nicht so gerne, aber diese Reihe hat es mir wirklich angetan.
Im November 1920 in Wien. Die Nachwehen des großen Kriegs hören nicht auf, die Wirtschaft steckt in der Krise und mit dem drastischen Kälteeinbruch geben die Menschen langsam die Hoffnung auf. Zudem werden grausamst zugerichtete Leichen entdeckt, deren Anblick sogar Kriegsveteranen auf den Magen schlägt. Kriminalinspektor August Emmerich ermittelt in seinem dritten Fall.
„Der dunkle Bote“ ist der dritte Band der Krimi-Reihe um August Emmerich, der in Wien nach dem Ersten Weltkrieg als Polizeiagent tätig ist.
Dieses Mal hat sich Alex Beer selbst übertroffen. Mir haben schon die ersten beiden Teile sehr gut gefallen. Jetzt legt die Autorin noch mehr zeitgenössischen Charme in ihren Krimi, lässt den Wiener Schmäh trocken durch die Seiten ziehen, und verwebt mitreißende Krimihandlung mit historischem Ambiente - sodass man den Roman nicht zur Seite legt.
August Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter werden zu einer Leiche gerufen. Bereits vorgewarnt, wappnen sie sich gegen das Schlimmste. Doch der Anblick des bizarren Leichen-Arrangements, stellt sogar dem hartgesottenen Emmerich die Nackenhaare auf: Denn der Tote ist von einer Eisschicht überzogen, die kein saisonaler Zufall, sondern eindeutig Berechnung ist.
Der Fall um den dunklen Boten hat mir bisher am besten gefallen. Die Krimihandlung ist absolut packend, weil sie unvorhersehbar ist. Warum wurde der Tote auf diese Weise drapiert? Welches Motiv hat den Täter dazu gebracht? Und wird es weitere Morde geben?
Wie eher aus modernen Krimis gewohnt, geht Beer das Serienmörder-Thema im historischen Rahmen an. Motivation, Hintergründe und die Ermittlungen an sich sind schlüssig, nachvollziehbar und überraschend gewählt, sodass es für den routinierten Krimi-Leser durchgängig spannend ist.
Dabei zeigen sich Emmerich und Winter als sympathisches Ermittlerteam. Gerade der raue Emmerich, schlägt sich souverän mit der Wiener Unterwelt, während Winter einiges zu lernen hat. Ich mag den authentischen Ton, mit dem Emmerich seiner Tätigkeit nachgeht. Da gibt’s kein übermenschliches Gebaren, keinen einfallslosen Heldenmut, sondern simpel einen kriegsversehrten Polizeiagenten, der einen Mörder jagt.
Der Wiener Schmäh zeichnet alle Beteiligten aus, die in ironisch-sarkastischen Dialogen absolut glaubwürdig wirken. Ich bin beeindruckt, wie lebensnah die Autorin diesen Klang getroffen hat, und hatte bei vielen Stellen ein Schmunzeln im Gesicht.
Neben dem Umgangston in Wien ist die Stadt selbst ebenso meisterhaft in Szene gesetzt. Als Ortskundige bin ich gebannt durch die Donaumetropole von 1920 geschweift, und war über viele historische Details erstaunt.
Denn die Autorin lässt mit großem Geschick die damalige Atmosphäre aufleben. Hunger, Arbeitslosigkeit, die fatale Wirtschaftslage, der kalte Winter, die Verwundeten und Versehrten prägen den Charakter dieser Zeit. Die Hoffnungslosigkeit ist spürbar, der Nährboden für den Antisemitismus und das organisierte Verbrechen gesät, der Abschied von der Monarchie schmerzt den ehemaligen Adel, während die Frauen - deutlich vernehmbar - nach Gleichberechtigung schreien.
Hier vermittelt Alex Beer einen Eindruck, aus welcher dünnen Suppe die spätere braune Brühe des Nationalsozialismus entsteht. Gleichzeitig gibt sie den Blick auf die Ängste und Motive der Menschen frei, und veranschaulicht, wie verzweifelt das Meinungsklima war.
Mit „Der dunkle Bote“ ist Alex Beer eine aufregend-packende, authentisch-amüsante und gleichwohl historisch-hintergründige Reihenfortsetzung gelungen, die meiner Ansicht nach eindeutig zu empfehlen ist. Ich freue mich, wenn es mit einem vierten Fall weitergeht!
Die Reihe um August Emmerich: 1) Der zweite Reiter 2) Die rote Frau 3) Der dunkle Bote
November 1920, eine Kältewelle hat Wien fest im Griff. Armut regiert, aber die Bevölkerung befreit sich schon langsam aus der Starre des verlorenen 1. Weltkriegs, und Unmut macht sich breit, besonders als die Sozialisten aus der Regierung fliegen.
In dieser Zeit der politischen Unruhe werden Emmerich und Winter zu einem grausamen Mord gerufen, doch Brisanz erhält der Fall erst, als die abgetrennte Zunge des Opfers bei einer Reporterin landet mit einer Nachricht des Teufels. Doch teuflisch gestalten sich nicht nur die Ermittlungsarbeiten, sondern auch Emmerichs Suche nach seiner Familie.
Dies ist mit Abstand der bisher beste Emmerich-Roman. Er verwebt gekonnt die soziale und politische Situation im Nachkriegs-Wien mit einem spannenden Kriminalfall und Emmerichs Privatleben.
Da gibt's also einerseits den Mordfall, der sich bald in eine Mordserie ausdehnen sollte, andererseits aber auch einen seltsamen Bandenkrieg in Wien, der zwar eigentlich der Fall eines Kollegen ist, schließlich aber vor Emmerichs Haustür landet. Symbol bzw Dreh- und Angelpunkt für beides ist Xaver Koch, der totgeglaubte, aus der Kriegsgefangenschaft heimgekehrte Ehemann von Emmerichs Geliebter Luise, der diese samt ihren Kindern Richtung unbekannt verbracht hat und nun besessen davon ist, Emmerich (und Luise) für ihre Beziehung büßen zu lassen... und auch davon, die politische Lage in Österreich umzustürzen.
Dazu wird auch die Lage der Frauen insgesamt weiter thematisiert: im Krieg in die Rolle der Männer geschlüpft, werden sie nun durch Kriegsheimkehrer, bittere Armut und Diskriminierung an den Rand der Gesellschaft (zurück) gedrängt, inklusive Unterdrückung, Prostitution und Gewalt in der Familie. Nicht nur Emmerich und Winter fühlen die Ohnmacht angesichts des Elends. Und doch beginnt sich Widerstand zu formen.
Insgesamt ein fesselnder Roman, den man kaum weglegen kann. Und das Ende ändert Emmerichs Leben schlagartig. Warum ist Band 4 nicht schon in meinen Händen?
This entire review has been hidden because of spoilers.
Bei Alex Beer brauche ich immer die richtige Lesestimmung. Das letzte Buch, den zweiten Band der Kommissar Emmerich Reihe, habe ich vor fast genau einem Jahr gelesen. Nun habe ich den dritten Band innerhalb von zwei Tagen durchgelesen und sitze bereits am vierten Teil. Tja, und dann heißt es erst einmal warten…
Am meisten fesselt mich an dieser Krimireihe die Atmosphäre in Wien. Sie ist so realistisch dargestellt, so bedrückend, teilweise so düster, dass ich als Leser das Gefühl habe, dieser verzweifelten Lage nicht entkommen zu können. Emmerich ist selbst ein verletzter Kriegsveteran, der nicht nur mit seiner Kriegsverletzung kämpft, sondern auch wütend auf Kriminellen und die vornehme Gesellschaft ist, die diese Situation gnadenlos ausnutzen. Winter, aus dem „abgesetzten“ Adel stammend, hat selbst eine schwere Vergangenheit. Doch man spürt, dass die beiden regelmäßig aufgrund ihrer unterschiedlichen Herkunft kräftig aufeinanderprallen - und dennoch ein gutes Team sind.
Ich kann bei der Emmerich-Serie sehr empfehlen, die Bände nacheinander zu lesen, da die Charaktere sich weiterentwickeln und Anspielungen auf die vorherigen Kriminalfälle gemacht werden (ohne, dass gespoilert wird). Auch versteht man als Leser dann gewisse Details besser, da es eine spannende Nebenhandlung gibt, die sich bis in den dritten Teil erstreckt. Eine absolute Leseempfehlung von meiner Seite.
Zum dritten Mal dürfen wir uns hörend und staunend an August Emmerichs Fersen heften und eine wunderbar spannende wie erhellende Zeitreise ins Wien des Jahres 1920 begehen.
Es ist November, kalt und nebelig auf den Straßen und in den Herzen der von den Nachwehen des Krieges geplagten Menschen. Minderheiten und alle, die irgendwie “anders” sind, haben ein besonders schweres Los. Wie auch viele der Frauen.
Im Krieg durften sie das Land am Laufen halten, nun kehren die Männer zurück, übernehmen ihre Jobs und machen ihnen das Leben in vielerlei Hinsicht schwer. Doch langsam regt sich Widerstand. Eine mutige Journalistin hat sich zum Ziel gesetzt, diese Schicksale publik zu machen.
Kriminalinspektor August Emmerich hat auch ein Ziel: Seine Lebensgefährtin Luise vor deren eigenem Kriegsheimkehrer zu retten. Und nebenbei hat er noch ein paar Morde am Hals, quasi business as usual.
Wieder mit dabei: Assistent Ferdinand Winter, ein paar Kollegen von “Leib und Leben” sowie Schleichhändler Veit Kolja, der in Band 2 etwas Pause hatte. Wie immer sind alle wunderbar gesprochen von Cornelius Obonya, der Charaktere, Stimmung und Erzähler zu einer faszinierenden Einheit formt, beinahe wie ein ganzes Ensemble.
Im dritten Band um den Kriminalbeamten August Emmerich geht es um einen Mörder, der Männer scheinbar wahllos brutal und grausam tötet. Emmerich und sein Assistent Ferdinand Winter geraten beim Versuch den Mörder zu finden immer wieder in Gefahr. Und auch privat läuft es alles andere als gut für Emmerich. Wie schon in den vorherigen Bänden schafft Alex Beer es eine sehr düstere und bedrückende Atmosphäre zu schaffen. Die Armut und Hoffnungslosigkeit der Wiener Bevölkerung in der Zeit um 1920 ist gut zu spüren. Der aufkommende Nationalsozialismus streitet mit dem Kommunismus um die Vorherrschaft bei der Bevölkerung. Verlierer in dieser hoffnungslosen Situation sind vor allem die Frauen. Frauen haben zu dieser Zeit keine Rechte und werden immer noch als Menschen zweiter Klasse behandelt. Emmerich und Winter versuchen in dieser Zeit ehrlich zu bleiben und sich an das Gesetz zu halten, doch oft hat das Gesetz nichts mit Gerechtigkeit zu tun. Die Geschichte ist sehr düster und auch sehr traurig. Das Buch hat mich aus meiner Komfortzone geholt, denn es ist keine leichte, flockige Unterhaltung. Ich gebe dem Buch 5 Sterne und werde die Reihe um August Emmerich auf jeden Fall weiterlesen.
"Der dunkle Bote" ist mein erster Fall von August Emmerich, die anderen Bände kenne ich bisher nicht. Deshalb hatte ich am Anfang einige kleine Schwierigkeiten, in die Geschichte einzusteigen, weil ich nicht gleich verstanden habe, wer zu wem gehört und was im Vorfeld schon passiert ist. Trotzdem gelingt einem das ziemlich schnell. Hat man diese Hürde überwunden, erlebt man einen wirklich tollen Krimi, denn die Charaktere sind menschlich dargestellt, nicht überzogen oder unrealistisch. Besonders überzeugen konnte mich die Atmosphäre und die Schilderung der Zustände und Verhältnisse in Wien im Jahr 1920. Diese sind so eindrucksvoll und realitätsnah dargestellt, sodass man das Gefühl hat, mittendrin zu sein. Die Krimihandlung an sich ist komplex und lädt zum Mitraten ein.
Was eventuell ein wenig stört, ist die Beschreibung der politischen Entwicklungen von Österreich zur damaligen Zeit. Das hat mich persönlich nur wenig interessiert, nimmt aber auch nicht viel Raum ein.
Ein wirklich sehr gelungener Krimi für Babylon Berlin-Fans.
Der dritte Fall von August Emmerich und seinem Assistenten Ferdinand Winter. Wien im Jahre 1920, eine Leiche wird bizarr zugerichtet aufgefunden und Emmerich und Winter ermitteln.
Das Buch hat mir gut gefallen. Gerade Winter ist sehr sympathisch und die Dynamik zwischen den beiden Protagonist ist sehr schön. Der Mordfall war interessant und spannend aufgebaut, während Emmerich noch seinem ganz privaten Fall nach geht. Die Figur Alma Lehner habe ich auch ins Herz geschlossen, eine weibliche Figur, die im Jahre 1920 für Frauenrechte kämpft und der Geschichte einen leichten feministischen Touch gibt. Auch die Story um den Täter, den dunklen Boten, hat mir sehr gefallen.
Ich habe vier von dieser Reihe gelesen und wurde nie enttäuscht. Die Qualität nimmt und nimmt nicht ab. Niemand kann so locker und einfallsreich schreiben und dennoch die düstere Zeit vermitteln. Die Hauptfigur ist ein ordentlicher Draufgänger mit einer großen Trickkiste. Ich weiß nicht, welche Stelle mir am Besten gefallen hat. Es gibt viele.
Erfreulich auch, wie viele englische Rezensionen zu finden sind - Emmerich wird also nicht nur in den DACH-Ländern geschätzt. Wenn es mich nicht täuscht wird hier Winter endlich mal etwas interessanter.
Wie kann ein so unguter Mensch wie Emmerich immer wieder Leute finden, die ihm dann doch freiwillig und gerne helfen. Die Krimigeschichte kommt bisschen zu kurz, aber das Ambiente ist wie immer sehr gut beschrieben.
Another excellent Krimi from the pen of Alex Beer. Emmerich and his nemesis Xaver Koch have a final confrontation. Rich in historical detail and thoroughly authentic. An introduction to the seedier side of Wien.
Sehr spannender Krimi, hab ich sehr schnell ausgelesen. Ein Fall von Emmerich mit Opfern denen die Zunge fehlt, zudem private Probleme und Schmugglereien im Wien der Zwischenkriegszeit. Man kann sich das alles richtig gut vorstellen und taucht in eine andere Welt ein.
La scrittrice, come nei romanzi precedenti, ricostruisce la situazione politico-sociale e le rivendicazioni femministe dell'Austria dopo la prima guerra mondiale(1920). Ma un poliziesco o meglio un thriller, sono altra cosa.
Das Ende war so, so traurig :( Aber wir brauchen die Fortsetzung, so schnell wie moeglich. Und wir brauchen mehr Winter :3 (das hatte ich schon gesagt)
This entire review has been hidden because of spoilers.