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Auszeit

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„Ich kann immer noch nicht glauben, dass alles so gekommen ist, wie es gekommen ist, dass ich immer noch keine Ahnung habe, was ich will und ob ich etwas will, dass ich immer weiter nur das Gegenteil von allem tue, was gut für mich wäre, das Gegenteil von allem, was ich bräuchte.“
In einer Ferienhütte im Bayerischen Wald trauert Henriette um ihr ungeborenes Kind. Als draußen die Schatten länger werden und die Tage kürzer, bringt ein Freund ungeahntes Unheil mit sich.
Verführerisch und mit schmerzhafter Präzision seziert Hannah Lühmann die Träume und Ängste einer Generation um die dreißig, die alles zu haben scheint, aber der sich das Glück doch immer entzieht.

176 pages, Hardcover

Published July 26, 2021

4 people are currently reading
102 people want to read

About the author

Hannah Lühmann

3 books2 followers
Hannah Lühmann, geboren 1987, hat Philosophie in Berlin und Paris studiert. Sie schrieb unter anderem für die "Süddeutsche Zeitung", die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" und "Die Zeit". Von 2014 bis 2025 war sie als leitende Redakteurin im Kulturressort bei der "Welt" und "Welt am Sonntag" tätig. Hannah Lühmann lebt als freie Journalistin mit ihrer Familie in Berlin

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37 (20%)
1 star
12 (6%)
Displaying 1 - 30 of 30 reviews
Profile Image for Caro.
229 reviews20 followers
July 23, 2021
Henriette sollte ihre Dissertation bald einreichen, kommt aber einfach nicht voran. Dabei ist auch nicht sehr hilfreich, dass sie nach einem kurzen Intermezzo mit einem verheirateten Mann schwanger ist und das Kind letztlich abtreibt. Mit ihrer besten Freundin Paula fährt sie in den bayrischen Wald um mal wieder herunterzukommen, ihren Kopf frei zu kriegen und ihr Leben neu auszurichten.

Der Beginn von Hannah Lühmanns Debütroman konnte mich stark gefangen nehmen. Gerade Fragen wie "Wo will ich eigentlich hin im Leben?" und „Wo bin ich falsch abgebogen?“, die zur Identifikation der Generation Y geworden sind, spielen eine ständige Rolle in Henriettes Leben. Obwohl sie objektiv betrachtet alle Möglichkeiten der Welt hat, hat sie bei jedem noch so kleinen Schritt das Gefühl nicht gut genug zu sein und ihr Leben nicht so auszufüllen, wie sie es mit den Privilegien, die sie hat, tun könnte und sollte. Als Leserin hatte ich das Gefühl, dass Henriette sich deswegen einfach treiben lässt, keine Entscheidungen trifft und sich nun durch die Abtreibung darüber klar wird, dass es so nicht weitergehen kann. Ihre Gefühle und Ängste konnte ich nachvollziehen und wurden durch die Autorin authentisch beschrieben.

Nach gut der Hälfte hat der nur knapp 180 Seiten lange Roman für mich allerdings stark abgenommen. Anstatt dass Henriette wirklich etwas aus ihrer Zeit macht und sich mit ihren Werten und Wünschen auseinandersetzt, lässt sie sich einfach weiter dahintreiben. Vor allem von Paula, ihrer besten Freundin, die auf den wenigen Seiten ständig von Yoga, Meditation, Achtsamkeit und Handauflegen redet, was ich ihr jedoch nicht vollständig abnehmen konnte. Wie es hinter der gelassenen Fassade aussieht, bleibt für mich leider ungeklärt. Ich hätte erwartet, dass Henriette lernen muss Verantwortung zu übernehmen und aktiv etwas zu gestalten, doch nichts dergleichen passiert.

Das Buch lässt mich dann tatsächlich sehr ratlos und fast schon wütend zurück. Henriettes Probleme scheinen sich irgendwann in Luft aufgelöst zu haben, wo genau und durch welchen Trigger, wurde nicht beschrieben. Die Autorin hat es sich in meinen Augen etwas zu einfach gemacht, eine sehr passive und hoffnungslose Protagonistin in ein paar Sätzen im Epilog in eine zufriedene Frau zu verwandeln und das quasi aus dem Nichts heraus. Welche Opfer sie dafür bringt, welche Aufgaben und Ängste sie bewältigen muss und welche sozialen Komplikationen ihre Entscheidungen mit sich bringen, fällt unter den Tisch.

Der Anfang gefiel mir so gut, das Ende war für mich leider sehr schwach und substanzlos. Für mich wurde Henriette zwar anfangs ganz gut gezeichnet und authentisch beschrieben, ihr Weg zu sich selbst und zu dem Leben, das sie leben will, fühlte sich dagegen alles andere als realistisch an. Vielmehr wirkte der Epilog auf mich leider sehr distanziert und fast schon surreal bei der Henriette, die ich als Leserin auf den vorherigen Seiten kennen gelernt habe. Ihr Glück habe ich ihr nicht abgekauft und so bleibe ich leider enttäuscht zurück. Was die Autorin mit diesem Roman vermitteln wollte, bleibt mir leider verborgen.
Profile Image for auserlesenes.
364 reviews16 followers
July 22, 2021
Im Herbst in einer kleinen Hütte in Bayern: Henriette, Anfang 30, nimmt sich zusammen mit einer Freundin, Paula, eine Auszeit in den Bergen. Die Doktorandin hat gerade eine Abtreibung hinter sich, die sie in depressive Stimmung versetzt hat. Nun will sie zur Ruhe kommen und mit ihrer Dissertation vorankommen, an der sie schon sehr lange sitzt. Doch es verläuft nicht alles wie geplant...

„Auszeit“ ist der Debütroman von Hannah Lühmann.

Meine Meinung:
Der Roman besteht aus kurzen Kapiteln mit noch kürzeren Abschnitten. Erzählt wird im Präsens in der Ich-Perspektive aus der Sicht von Henriette. Immer wieder eingestreut sind Rückblicke. Dieser Aufbau funktioniert gut.

Eine Stärke des Romans ist seine Sprache. Der Schreibstil ist atmosphärisch dicht, intensiv und voll von gelungenen Bildern. Der Autorin schafft es, mit wenigen Worten viel zu transportieren.

Als Protagonistin steht Henriette im Fokus der Geschichte. Leider konnte ich keinen Zugang zu ihr finden, zumal sie wenig über sich als Person preisgibt, gleichzeitig aber sehr selbstbezogen ist. Ihre Freundin Paula nimmt ebenfalls eine wichtige Rolle ein und beansprucht für meinen Geschmack sogar ein wenig zu viel Raum auf den bloß rund 170 Seiten. Und dann gibt es da noch Tobias, einen verheirateten Mann und Vater eines Babys, der mich in mehrfacher Hinsicht abgestoßen hat. Alle drei Charaktere sind mir unsympathisch und blieben mir bis zum Schluss fremd. Ihr Verhalten ist nicht immer nachvollziehbar.

Inhaltlich hat mich die Geschichte ein wenig enttäuscht. Gereizt an der Lektüre hat mich das Thema Abtreibung. Dies tritt in weiten Teilen des Romans aber in den Hintergrund. Vor allem wird nicht deutlich genug herausgearbeitet, wieso die Protagonistin überhaupt abgetrieben hat. Stattdessen lesen wir einen großen Strudel an sonstigen Gedanken. Darin philosophiert die Protagonistin über eine Vielzahl an Dingen, wobei durchaus einige kluge Sätze dabei sind, die zum Nachdenken anregen. Allerdings haben mich etliche Passagen nicht überzeugt. Unter anderen haben mich die langen und irrelevanten Ausführungen zum Thema ihrer geplanten Dissertation, die Werwölfe, gestört.

Insgesamt ist der Roman besonders zu Beginn recht handlungsarm und gleitet in einem sehr gemächlichem Erzähltempo dahin. Erst als es etwa ab der Hälfte des Buches darum geht, wie es überhaupt zu der Schwangerschaft kam und was daraufhin passiert ist, konnte mich die Geschichte wirklich fesseln. Das Ende wiederum hat mich zwar überrascht, aber auch verwirrt und ratlos zurückgelassen. Es ist für mich nicht ganz stimmig.

Das Cover finde ich sowohl geschmackvoll als auch aufgrund des Baummotivs thematisch passend. Der prägnante Titel ist ebenfalls treffend.

Mein Fazit:
„Auszeit“ von Hannah Lühmann ist ein Roman, der mich sprachlich beeindruckt, aber inhaltlich meine Erwartungen nicht ganz erfüllt hat.
116 reviews
July 26, 2021
Auszeit?

In einer Ferienhütte im Bayerischen Wald trauert Henriette um ihr ungeborenes Kind. Was derLeser schnell erfährt: Henriette hat eine alkoholgetränkte Nacht mit ihrem Chef verbracht, wird ungewollt schwanger und entscheidet sich schließlich für eine Abtreibung. Um diese Entscheidung zu verarbeiten, macht sie mit ihrer Freundin Paula besagten Trip in die Abgeschiedenheit des Bayrischen Waldes.

Selten habe ich ein Buch mit so einem enttäuschten und v.a. wütenden Gefühl zugeschlagen. Henriette ist eine Frau, die nicht weiß, wo sie mit ihrem Leben hin will, die das noch nie wusste. Dass man an seinem Beruf Spaß haben kann, ist ihr unbegreiflich, die eigene Promotion wird ihr immer mehr zur Last. Als sie ungewollt schwanger ist, ist sie zuerst entsetzt, dann fühlt sie sich kurz glücklich, denkt, dass dieses Kind die Lösung ist und treibt dann doch ab. Schnell bereut sie diese Abtreibung wieder, fühlt sich schlecht, trauert um das Kind, das sie nicht bekommen wird. Natürlich ist eine Abtreibung keine einfache Entscheidung und wird sicher noch in den Gedanken weiter gehen. Doch Henriette suggeriert für mich mit ihren Worten, dass eine Abtreibung furchtbar ist, dass sie ein Kind umgebracht hat, dass sie etwas schlechtes getan hat und kein Recht zu trauern. Das empfinde ich persönlich als unverantwortliche Message.

Henriette ist offensichtlich in einer depressiven Stimmung. Dass dann ihre Freundin Paula ständig mit ihrem Esoterikgehabe nach dem Motto "Geh raus in die Natur, besinne dich auf dich selbst und deinen Körper", getoppt mit Energietherapie und Handauflegen daher kommt, hat mich anfangs genervt und irgendwann geärgert. Klar mag Yoga, Spatieren und Natur gut sein um abzuschalten und die Gedanken zu ordnen, ist aber sicherlich kein Allheilmittel. Stellenweise hatte ich jedoch das Gefühl, dass man mich hier bekehren möchte.

Es geht ähnlich weiter, auch der im Klappentext angekündigte Freund inklusive haarsträubendem Schluss passt gut in das Bild, das der Roman vorgibt. Dass das ganze dann als "die Träume und Ängste einer Generation um die dreißig, die alles zu haben scheint, aber der sich das Glück doch immer entzieht." verkauft wird, finde ich ziemlich schwach. Denn das ist kein Blick auf eine Generation um die dreißig, wie ich sie kenne, sondern viel mehr die Erzählung einer egoistischen Frau, die sich kaum um ihre Mitmenschen schert und die nichts mit sich und ihrem Leben anfangen kann.
Profile Image for herrzett.
100 reviews5 followers
August 15, 2021
Wenn die Gedanken wieder überhand nehmen, das Leben einen fest im Griff hat, teilweise gar überfordert und irgendwie alles festgefahren scheint, wäre eine Auszeit gar nicht mal so verkehrt. Einen kleinen Urlaub, in dem man endlich wieder abschalten, das Leben genießen und mal wieder Zeit finden kann um sich zu ordnen, zu reflektieren, um zu gucken, wo einen das Leben hintreibt oder sich Möglichkeiten auftun.
Auch Henriette braucht in Hannah Lühmanns Roman "Auszeit" eben jene Pause vom Leben. An ihrer Dissertation über den Werwolf und dessen Kulturgeschichte sitzt sie bereits seit Ewigkeiten ohne nennenswerte Fortschritte zu machen. Das Leben hat sie irgendwie fest im Griff. Henriette trauert. Sie trauert um ihr Kind, wahrscheinlich wäre es eine Tochter gewesen, so wie sie es sich wünschen würde, aber bereits der erste Satz dieses Romans lässt schlimmes erwarten. "Der Tag, an dem ich in die Klinik fuhr, um mein Kind abzutreiben, war ein Dienstag, es war noch Frühling." Und dann nimmt alles so seinen Lauf oder eben nicht, bis
Paula die Reißleine zieht und ihre Freundin Henriette zu einer kleinen Auszeit im östlichen Bayern überredet. Ein bisschen meditieren, viel Wald, Luft und vor allem eins, Freiheit, vielleicht auch etwas Klarheit. Endlich Zeit fokussiert an ihrer Arbeit zu schreiben, endlich wieder etwas anderes sehen und auf andere Gedanken kommen, endlich, ja, was eigentlich?

"Es ist, denke ich, als hätte die Stadt meine Seele zerquetscht, als hätte ich einmal zu oft das graue Szenario gesehen, das sich mir jeden Morgen bietet, wenn ich die graffitibesprühte Tür meines Wohnhauses hinter mir schließe. Die Zigarettenpackungen, die Hundescheiße, der Beton. Früher war es mir egal, wo ich lebe, heute sind alle Klischees über das Leben in der Stadt wahr geworden und nehmen mir die Luft zum Atmen. Ich bin nicht alt, ich habe noch Zeit. Ich brauche nur Luft, Luft und Abstand..."

Natürlich passieren auch hier nun eher unerwartete Dinge. Dieser Roman ist nämlich nicht nur ein kleiner Ausflug in Richtung Freundschaft, denn irgendwie bewegt gerade diese gemeinsame Zeit, von der wir lesen können, Henriettes Leben in eine ganz andere Richtung. Henriette muss sich mit den großen Fragen des Lebens, nach der Zukunft und ihrem Jetzt auseinandersetzen, sich neu finden und motivieren und ihre Freundin gibt ihr dabei Raum und fungiert gleichzeitig als eine ungeheure Stütze und Wegbegleiterin. In diesem Buch geht es aber auch um die Fragen nach dem, was einen erfüllt und glücklich macht, ob es richtig ist ein Kind in die Welt zu setzen oder eben nicht, wie es sich anfühlt stets auf der Suche nach dem richtigen Weg zu sein und dabei doch auch vieles falsch zu machen. Es ist aber auch irgendwie eine Geschichte über die verschiedenen Wirkungen des Menschen, dem Gedachten und dem Wirklichen, dem Tröstenden, Ängstlichen und dem Angreifenden. Der Werwolf, eine Art Sinnbild für so vieles. Die Verwandlung, die zwei Seiten des Menschen, die Gefühlswelt, das Ringen und die Auseinandersetzung und vielleicht auch ein Stück weit der Kipppunkt, sowie die Entscheidung.

Gerade nach den letzten Zeilen habe ich mich lange gefragt, was Hannah Lühmann mir mit dieser Geschichte sagen mag. Eine Auszeit. Im östlichen Bayern. Zwei Freundinnen. Zwei ganz unterschiedliche Lebenswelten, von denen Henriettes stets am präsentesten ist. Ich kann nicht einmal sagen, dass mir diese Protagonistin wirklich sympathisch ist, vielleicht weil sie auch so egoistisch wirkt. Ein Ich-Mensch, der sich immer weiter in sich selbst verzweigt und dadurch nicht vorwärts kommt. Eben das genaue Gegenteil von Paula und irgendwie sind es dann auch ihre Worte und ihre Entscheidung, am Ende, die mich berührten und zum Nachdenken gebracht haben. Eigentlich nicht nur am Ende, immer wieder. Und irgendwie fand ich es dann auch an ihr ganz spannend zu sehen, wie sie mit ihrer Freundin und dem Leben umgeht.

Teilweise sehr schmerzhaft, manchmal auch eher gedankenverloren nähert sich der*die Leser*in Henriettes Problemen und Ängsten, der Frage nach dem Kind und ihrer Aufgabe. Sehr bemerkenswert finde ich dabei diese Aufbruchsstimmung, in all dieser Ruhe, und den plötzlich neu gefassten Drang etwas im Leben verändern zu wollen, gar zu müssen.


"Ich spüre eine große Aufregung in mir, ich bin, das denke ich ernsthaft, wild entschlossen, mein Leben zu ändern, ein Bild zu werden, etwas zu werden. Irgendetwas. Es ist nicht zu spät, es ist alles eine Frage der Geschwindigkeit, ich muss mich einfach zusammenreißen und beschleunigen, vielleicht muss ich mich wirklich mehr bewegen, mehr erden, mehr Yoga machen,..."

"Auszeit" ist für mich so ein kleiner winkender Zaunpfahl. Eine Geschichte, die davon zeugt, dass es nie zu spät ist, sein Leben neu zu hinterfragen, Sachen anzugehen oder zu ändern, selbst wenn das ganze Leben auf dieser Vorstellung beruht. Es ist aber auch so ein Buch, das während des Lesens so leicht und dünn erscheint, aber im Nachgang wahnsinnig viel Mühe und Gedanken kostet. Schon ewig habe ich nicht mehr so lange über ein Buch, dessen Bedeutung und die einzelnen Funktionen der Protagonisten nachdenken müssen. Und irgendwie bin ich nun auch schon einige Wochen später, nicht wirklich schlauer geworden. Ich reime mir Dinge zusammen, finde Paula nach wie vor großartig und diese akzeptierende Ruhe, sowie das Ungesagte, dieses nicht ganz zu Ende erzählte und doch zu Ende erzählte... Und so wird dann aus diesem gerade einmal 173-seitigen Roman etwas riesiges, was man irgendwie noch sehr lange mit sich rumschleppt und das finde ich wahnsinnig faszinierend. Vielleicht ist es das optimale Geschenk, für jede*n, der*die gerade im Leben feststeckt, nach Antworten sucht, sich in Gedanken verrannt hat oder eben auf diesen berüchtigten Wink mit dem Zaunpfahl wartet. Der Mensch ist zu vielem fähig, er muss sich manchmal nur auf etwas neues einlassen um seinen Weg zu erkennen.

"Wie willst du sagen, dass du am Leben gescheitert bist, und du hast noch nicht mal versucht, zu tanzen. So hat Paula einmal Hesse zitiert, und daran muss ich jetzt denken, es ist ja rührend und war, auch wenn ich Hesse nicht ausstehen kann. Ich muss in Bewegung kommen. Ich muss aufbrechen. Ich muss, das wird mir klar wie nie zuvor, etwas ändern."
Profile Image for Frederike.
182 reviews178 followers
November 22, 2021
„Ich glaube, alles ist eine Frage der Geschwindigkeit. Man muss eine Grundbetriebsgeschwindigkeit haben, die einen über die tausend kleinen Abgründe hinwegträgt, die in jeder Handlung, ja, eigentlich in jedem Gedanken versteckt sind.“ (S. 85)

Henriette muss raus. Abschalten und nachdenken, Abstand gewinnen zu ihrer Studienarbeit, zu dem, was war, zu der Rolle, die sie hätte ausfüllen können. Sie hätte Mutter sein können, aber sie trieb das Kind ab, und fragt sich nun, wie es überhaupt so weit kommen konnte, was sie eigentlich vom Leben will, was ihre Ziele sind, denn immer öfter fühlt sie sich haltlos, schwebt ohne Anker absichtslos durch die Welt. In einer Ferienhütte nahe Landshut, weit ab vom grauen Alltag, möchte ihre Freundin Paula ihr dabei helfen, sich zu erden – bis ihr Freund Tom ins Bild tritt und Staub aufwirbelt.

In ihrem Debütroman „Auszeit“ skizziert Hannah Lühmann eine Gefühlswelt, die wohl jeder:m bekannt ist: Ausgebranntheit, Unwohlsein, Ziellosigkeit – man sucht einfach den Sinn des Ganzen, warum man das macht, was man gerade macht. Äußerst präzise, aber doch auf eine Weise distanziert, seziert Lühmann über den Verlauf des Romans die Gefühlsschwankungen der Protagonistin Henriette, die kurz nach ihrer Abtreibung in einer Art Loch ist, sich einsam fühlt, deprimiert, und noch dazu im Hinblick auf ihre Dissertation zum Thema Werwölfe in der Literatur am Nullpunkt angekommen ist. War die Promotion eh nur ein notdürftiger Ausweg aus ihrer Ziellosigkeit im Leben, treibt sie sie nun noch viel mehr in die Verzweiflung: „Ich konnte meinen Fehler nicht zugeben, ich konnte die Jahre nicht rückgängig machen, also konnte ich nicht aufhören.“ (S. 12)

Düster, bedrückt ist die Grundatmosphäre des Romans, wenn die länger werdenden Schatten der Bäume beschrieben werden, Henriette sich in die Theorie der Werwölfe vertieft, wenn sie ihren Gefühlen Raum verleiht, ihre Ängste und ihre Trauer zu Worten werden. Ihre Situation scheint ausweglos und vertrackt, und doch britzelte stets auch ein wenig Hoffnung mit bei, die bis zum Ende währte.

Der Roman hat mich noch lange nach der Lektüre beschäftigt. Zunächst war ich ratlos, wusste nichts mit dem Gelesenen anzufangen, fand alles auf eine Art überzogen, zu reduziert, einfach nicht stimmig, doch nun, ein paar Tage später, muss ich immer wieder an Henriette denken, wie sie stellvertretend für die Ziellosigkeit der heutigen Generation steht, denen alle Möglichkeiten offenstehen, sich aber nicht entscheiden können oder – und das ist noch eine ganz andere, aber unglaublich relevante Ebene – denen es finanziell gar nicht möglich ist, ihre Ziele zu verwirklichen. Auch das Thema Kinder: Immer später entscheiden sich Frauen dazu, Mutter zu werden, benötigen heutzutage nicht einmal mehr einen Partner, um eine Familie zu gründen; kurz: der klassische Lebensentwurf stirbt aus. Mich hat bewegt, wie sehr sich Henriettes Psyche durch die Schwangerschaft verändert hat, durch den Ausblick auf eine Aufgabe in ihrem Leben, die Aussicht, gebraucht zu werden, nicht mehr alleine zu sein: „Ich wusste, dass es zwei Lösungen für mich gab, die eine hieß "Zeit" und die andere hieß "jemand". Menschen wie ich, vielleicht Menschen überhaupt, brauchten entweder sehr viel Zeit, eine Länge, sie bräuchten etwas Lineares, einen Raum, in den sie sich hineinentwickeln konnten - oder aber sie brauchten einen anderen Menschen, der sie begrenzte, der ihnen etwas vorgab, der ihnen half, ihre Motive zu entwickeln.“ (S. 101f)

Ein wirklich denkwürdiges Debüt, dass Zeit zur Entfaltung braucht, dann aber mit eiskalter Faust in Beschlag nimmt.
Profile Image for Kathi.
89 reviews4 followers
August 14, 2022
"Auszeit" hat knappe 173 Seiten in denen es um Henriette, die eine Abtreibung hinter sich und eine Pause nötig hat, und Paula, ihre esoterische Freundin.
Es war interessant, das Buch zu lesen, aber mehr dann irgendwie auch nicht.
Dadurch dass die Kapitel so ultra kurz und in viele winzige (Zeit)Abschnitte eingeteilt sind (meist nur 1-2 Seiten), fiel es mir schwer, flüssig in die Geschichte einzutauchen.
Der Charakter Paula kam mir zwar interessanter vor als der der Protagonistin, aber er wirkte überzeichnet und lächerlich - was sie ausmacht ist nur ihre Esoterik.
"Henriette" ist eine langweilige, egoistische und labile Persönlichkeit, die in Selbstmitleid schwelgt.
Es hat mich gestört, dass Abtreibung im Buch als etwas Grausames dargestellt wird, an dem man Schuld trägt.
Insgesamt kommt mir der Roman übertrieben vor und nervig.
Das letzte Drittel hat mich dann aber doch ein bisschen gecatcht und ich finde schon, dass die Autorin stellenweise einen guten Schreibstil hat und gute Beobachtungen macht, aber es kommt mir vor, als hätte sie sich kaum mit ihrem Buch beschäftigt.

Lieblingszitate:
"Es kommt mir vor, als würden sich im Leben der allermeisten Menschen die Dinge einfach irgendwie fügen. Nicht zwangsläufig zum Guten, aber sie fügen sich eben, das heißt, sie haben eine gewisse innere Logik, einen Zusammenhang. Nur mein Leben erscheint mir komplett zufällig, wie eine kaum zu bewältigende Leere, eine Fläche, in die ich dringend einen Pfosten einschlagen muss, bevor es zu spät ist."
-10

"Im Einschlafen ist mein Magen ein dunkler Abgrund voller Wasser, im Einschlafen stürze ich in eine Welt, die so kalt ist, dass ich nicht weiß, ob ich mich von ihr erhole."
-44

"Ich weiß nicht, ob ich geschlafen oder geträumt habe, nur dass ich leichter war, woanders, dass da Bilder waren, vielleicht."
-109

"Ich finde nicht, dass Schönheit selten ist. Mich beeindruckt aber auch vieles, es beeindruckt mich meistens schon, wenn die Leute sich überhaupt irgendwie zusammenhalten."
-136
Profile Image for Buchfreude.
82 reviews13 followers
Read
November 17, 2021
Auszeit. Hannah Lühmann schreibt über die Gefühle und Gedanken nach einer Abtreibung. Inhaltlich konnte ich mit dem Thema wenig anfangen, da ich mich damit nie beschäftigt habe. Aber sprachlich hat die Autorin mich abgeholt und mitgenommen. Ihre Sprache ist intensiv, manchmal etwas vulgär und doch auch emotional. Die verschiedenen Gedanken der Protagonistin werden einem nah gebracht und im Verlauf der Handlung verständlich. Es geht nicht allein um die Abtreibung, sondern eher um die Ziellosigkeit. Henriette sucht einen Grund oder ein Ziel, worauf sie hinarbeiten kann. Alle anderen scheinen an ihr vorbeizuziehen und genau zu wissen, was sie wollen. Doch sie schwimmt einfach auf dem Meer des Lebens, um nicht unterzutauchen. Es gibt keinen Ort, keine Sache, die sie anpeilt. Im bayerischen Wald versuchen sie und ihre Freundin ihrem Leben durch eine Auszeit Struktur zu verleihen. Dorthin begleiten wir Leser:innen sie und erleben ihr ganzes Gefühlswirrwarr, bis zu einem entscheidenden Moment, an dem sich alles ändert. Eine kurze, intensive Geschichte, die viel bietet und nachdenklich stimmt.
Profile Image for Larissa.
60 reviews10 followers
July 28, 2021
Ein Buch für das man trotz der geringen Seitenanzahl etwas Zeit braucht...zum einen um sich mit der schönen Sprache der Autorin auseinanderzusetzen, zum anderen für den Versuch, die Protagonistin Henriette zu verstehen, bzw. Das was sie so tut und getan hat. Ich hatte die ganze Zeit richtig Mitleid mit ihr, weil man so sehr ihre Zerrissenheit spürt, konnte aber manche ihrer Gefühle auch gut nachvollziehen.
Ein Buch das auf wenigen Seiten wichtige Themen beinhaltet, tolle Naturbilder bereit hält und zumindest bei mir sicherlich noch ein wenig nachhallen wird.
Profile Image for Bianca Sandale.
559 reviews21 followers
July 8, 2021
bewegende Geschichte rund um Beziehungsprobleme, Schwangerschaftsabbruch und eine Auszeit mit Freundin
Profile Image for yellowdog.
850 reviews
July 14, 2021
Krise

Es beginnt mit dem Tag, am dem die Protagonistin Henrietta in die Klinik fuhr um abzutreiben. Man spürt sofort, wie diese junge Frau emotional angeschlagen ist. Aber auch ansonsten ist ihr Leben nicht in Ordnung. So sitzt sie zum Beispiel schon lange an ihrer Doktorarbeit, die ein obskures Thema hat und kommt nicht voran.
Ihre Freundin Paula ist im Leben, sie ist es nicht und das ist ihr bewusst.
Diese Zustandsbeschreibung ist äußerlich kühl geschildert,
In der äußeren Wahrnehmung ist es manchmal sehr detailliert.
Insgesamt ist es fast wie ein Bericht, in der Henrietta ihre Situation zusamenfasst.

Es gibt einige Rückblicke. Man sieht, wie sich Henriette in den verheirateten Tobias verliebt und von ihm schwanger wird.

Es ist ein moderner Stil im Klagenfurt-Wettbewerb-Sound. Das soll aber nicht negativ gemeint sein, denn damit geht ein sehr genaues Erzählen einher.
Profile Image for Bianca.
89 reviews
July 3, 2025
Voller Stärken & Schwächen, am Ende zu unausgeglichen
Profile Image for Mona.
89 reviews1 follower
August 3, 2025
Das Buch nimmt einen direkt mit in die Hütte im Wald, welche Paula und Henriette besuchen, um ihrem Alltag zu entfliehen. Wir erfahren auf den wenigen Seiten von der Schwangerschaft von Henriette und dem Weg dort hin sowie deren Ende.
Der Weg ihrer Doktorarbeit und ihre Schwierigkeiten damit werden eher nebenbei thematisiert. Für mich ein netter Roman für zwischendurch aber kein Lese-Muss. Habe mir etwas anderes unter dem Klappentext vorgestellt und bin mit den Figuren nicht so recht warm geworden.
28 reviews
July 15, 2021
Auszeit von diesem Roman

Henrietta braucht eine Auszeit. Von ihrer Dissertation, die nicht vorangeht, von der Abtreibung ihres Kindes, von ihrem Leben. Also zieht sie vorübergehend mit ihrer besten Freundin Paula in eine Waldhütte, um ihr Leben zu ordnen und Abstand zu gewinnen. Ein Roman, welcher die „Träume und Ängste einer Generation“ (Zitat vom Klappentext) thematisieren soll und sich doch vollständig nur um Henrietta dreht und ihre verkorkste Weltsicht. Es wird sogar im Roman selbst angesprochen, dass jeder andere sein Leben in sinnvolle Bahnen lenken kann, nur sie nicht. Das wundert mich auch gar nicht, denn Henrietta ist so entscheidungsunfähig, so wenig eigentlich überhaupt eine Persönlichkeit, dass natürlich nichts sich so entwickeln kann, wie sie es vielleicht irgendwann einmal erhofft hat. Mir ist natürlich bewusst, dass einiges davon von der Autorin als Stilmittel eingesetzt wird. Aber gelungen finde ich das Ergebnis nicht. Alleine schon die Protagonistin Henrietta war mir recht egal. Nicht direkt unsympathisch, aber so unscheinbar und uninteressant, dass es mich nicht besonders berührt hat, was ihr passiert ist. Vor allem, weil sie weiß, dass sie falsche Entscheidungen trifft, es dann aber doch tut. An vielen Stellen konnte ich nur ungläubig den Kopf schütteln über ihr Verhalten.
Es kommen nur wenige andere Charaktere im Buch vor und auch die sind mir nicht besonders nahe gegangen. Paula ist so überzeichnet esoterisch, dass man keinen wirklichen Charakter dahinter sieht und sie ist noch eine der am besten ausgearbeiteten Figuren.
Ich finde es gut, wenn auch einmal das Thema Abtreibung in einem Buch thematisiert wird, aber in der Art, wie das hier geschieht, kann man es sich meiner Meinung nach schenken. Das hat keinen Mehrwert. Ich sehe auch absolut keine Übertragbarkeit der Empfindungen Henriettas auf eine gesamte Generation. Schon alleine die Tatsache, dass die ehemaligen Kommilitonen von Henrietta allesamt an anderen Hochschulen oder Einrichtungen arbeiten und ihre Promotion abgeschlossen haben, ist vielleicht ein schönes Klischee, entspricht aber mit Sicherheit nicht der Realität ‒ mit einem geisteswissenschaftlichen Abschluss zieht es einen in alle möglichen beruflichen Richtungen, aber mit Sicherheit nicht ausschließlich an Forschungseinrichtungen.
Für den Debütroman einer Journalisten finde ich die Hintergründe des Buchs insgesamt an mehreren Stellen viel zu schlecht recherchiert. Zum einen was die Generationenproblematik betrifft, zum anderen was das Thema Abtreibung angeht.
Zwei Dinge haben mir gefallen: die sehr schöne, passende Coverillustration und Henriettas Promotionsthema (Werwölfe). Das reicht aber nicht für einen guten Roman.

Fazit: Mir hat das Buch leider überhaupt nicht gefallen. Der Schreibstil ist gut lesbar, aber unspektakulär, genau wie der Inhalt. Die Figuren kamen mir wie sprechende Klischees mit wenig individuellen Merkmalen vor. Vor allem diese Ich-Zentriertheit einer vollkommen uninteressanten Person, in Verbindung mit der durchschnittlichen sprachlichen Umsetzung, hat mir schon gereicht. Dass die Handlung dann auch nicht wirklich in Fahrt kommt und das Ende dann auch noch so lasch, unbefriedigend und klischeebeladen ist, lässt das Buch für mich vollkommen durchfallen.
Das ist vielleicht der Blick auf die Generation der 30-Jährigen, wie ihn die Autorin hat, aber mit Sicherheit kein objektiver oder zumindest vielfältiger Einblick in die tatsächlichen Generationenprobleme. Man hat den Eindruck, dass die Autorin sehr in ihrer eigenen, subjektiven Blase gefangen ist und nicht wirklich über den Tellerrand der eigenen Erfahrungen hinausschauen kann. Ich kann das Buch wirklich niemandem empfehlen.
Profile Image for Helena.
159 reviews11 followers
July 15, 2021
„Es kommt mir vor, als würden sich im Leben der allermeisten Menschen die Dinge einfach irgendwie fügen. Nicht zwangsläufig zum Guten, aber sie fügen sich eben, das heißt, sie haben eine gewisse innere Logik, einen Zusammenhang. Nur mein Leben erscheint mir komplett zufällig, wie eine kaum zu bewältigende Leere, eine Fläche, in die ich dringend einen Pfosten einschlagen muss, bevor es zu spät ist.“

Henriette promoviert seit längerem an der Uni, sie schreibt an einer Kulturgeschichte über den Werwolf im internationalen Vergleich. Eigentlich wollte sie nie promovieren, aber „dann habe ich mit allem so lange gebraucht, dass es mir als das einzig Sinnvolle erschien, weiterzumachen.“ Doch sie kommt nicht weiter, Henriettes Leben befindet sich in einem Zustand der Stagnation. „Mir fehlt auf elementare Weise der innere Antrieb. Meine ganze Energie wandert in Gedanken, die nichts mit der Realität zu tun haben. Ich verbringe Stunden damit, Dinge zu planen, die ich genauso gut einfach tun könnte. Mir fällt zu viel zu den falschen Dingen ein.“ Als Henriette ungewollt schwanger wird, hat sie das Gefühl, mithilfe dieses Kindes aus ihrer Depression herauszukommen. „Etwas daran machte mich stolz, es riss mich aus meiner Beliebigkeit, gab mir ein Gefühl der Verantwortung. […] Das Kind […] fügte der Situation einen weiteren Jemand hinzu, der etwas mit mir machen, der mich von außen bearbeiten und mir etwas vorgeben würde.“ Doch als sie den Vater des Kindes über ihre Schwangerschaft in Kenntnis setzt und dieser sie fortan mit Nachrichten bombardiert, kippt Henriettes innere Einstellung ins Entgegengesetzte. Sie entscheidet sich für eine Abtreibung: „Ich fühlte mich stark, auf eine neue, dunkle Weise, ich hatte eine Entscheidung gegen die Natur getroffen, gegen meine Natur. Ich hatte, so fühlte ich mich in diesem Moment, zum ersten Mal in den Lauf der Dinge auf eine Weise eingegriffen, die relevant war. Ich würde ich Zukunft spüren, wo ich anfing und wo ich aufhörte, weil ich, vielleicht zum ersten Mal, wirklich eine Grenze überschritten hatte.“ Doch Henriette soll sich irren, nach der vorgenommenen Abtreibung fällt sie in eine noch dunklere Tiefe als zuvor. Henriettes beste Freundin, Paula, überredet sie zu ein paar Tagen in einer Hütte im bayrischen Wald. Dort stellt sich Henriette ihrer eigenen persönlichen Wahrheit.

Hannah Lühmann ist es mit ihrem kurzen, sehr intensivem Roman gelungen, ein wahrhaftes Bild des psychischen Zustandes einer Frau, die eine Abtreibung vorgenommen hat, zu zeichnen. In nur wenigen Sätzen bringt sie die Trauer und die Unmöglichkeit zur Trauer einer solchen Frau zum Ausdruck. „Um das Kind kann ich in zweifacher Hinsicht nicht trauern: weil ich es getötet habe. Es wäre eine selbstgerechte Trauer, die das Betrauerte verlacht. Und, aber dieser Grund wiegt weniger schwer: weil ich es nicht kannte, das Kind.“ Die Leserin taucht ein in die dunkelste Tiefe einer Frau, die es geben kann. Und es gelingt ihr das fast Unmögliche: Auch jede Frau, die niemals in ihrem Leben abgetrieben hat, ist im Stande zu verstehen, was es bedeutet und was es mit einem macht. Hannah Lühmann ist ohne Zweifel eine große Schriftstellerin, die uns in psychologische Tiefen mitreißt und uns am Ende wieder völlig unerwartet an die Oberfläche rauswirft. Atemlos, bewegt, geläutert. Lediglich das abrupte Romanende mit seinem Abschluss hat mich nicht vollkommen überzeugt. Nur deswegen vergebe ich keine volle Sternebewertung.
Profile Image for Azyria Sun.
611 reviews6 followers
August 10, 2021
Pragmatisch, philosophisch und intensiv – ein etwas anderer Roman

Worum geht’s?
Henriette nimmt sich gemeinsam mit ihrer Freundin Paula eine Auszeit auf einer einsamen Hütte im Wald. Henriette trauert und ist an einem Punkt im Leben, an dem sie nicht weiß, wo sie herkommt und wohin sie möchte. Mit diesem Ausflug versucht Paula, ihr wieder eine Zukunft aufzuzeigen.

Meine Meinung:
„Auszeit“ von Hannah Lühmann ist das Debüt der Autorin und ein etwas anderer Roman. Er ist sehr ruhig, eine Aneinanderreihung von aktuellen Geschehnissen und Gedankenfetzen, die sich aber sinnvoll ergänzen. Mit ihrem Roman möchte die Autorin die Träume und Ängste der Generation, ihrer Generation der 1980er Jahre darstellen. Und das gelingt ihr auch sehr gut. Die einzelnen Abschnitte, die oft wie Gedankensprünge wirken, sind zwar an sich wenig aufregend, dafür bringen sie die LeserInnen jedoch dazu, sich unterbewusst mit dem Thema zu beschäftigen. Die Gedanken schweifen automatisch ab, vergleichen, verbinden und ergänzen. Und die Autorin schafft es auf eine ganz außergewöhnliche und beeindruckende Art, die Ängste und die Verzweiflung ihrer Protagonisten zu den LeserInnen zu transportieren. Die innere Zerrissenheit, das Gefühl, ohne Halt und Ziel zu sein.

Dies schafft sie hauptsächlich, indem sie uns Henriette vorstellt, die irgendwie in ihrem Studentenleben hängengeblieben ist und immer noch an ihrer Dissertation über Werwölfe schreibt. Henriette scheint irgendwann einfach aufgegeben zu haben und nur noch vor sich hinzuvegetieren. Sie wirkt antriebslos und haltlos. Man kann ihren Wunsch, eine Regelmäßigkeit in ihrem Leben zu finden, ein Ziel, richtiggehend spüren. Aber dennoch kann sie sich nicht überwinden, etwas aktiv zu ändern. Anders als ihre Freundin Paula, der scheinbar alles zu gelingen scheint. Es ist schön, eine Freundin wie Paula zu haben, die für einen da ist, weiß, was man braucht und sich selbstlos kümmert. Die etwas verschroben scheint mit ihrem Yoga und Reiki, aber ein herzensguter Mensch.

Besonders gut gefällt mir, wie Hannah Lühmann auch die Stimmungsschwankungen rüberbringt. Die Hochphasen, die Henriette hat und ihre Tiefs, die fast schon Depressionen sind. Man kann ihre Stimmungen richtiggehend fühlen. Ich denke, jeder kommt mal einen Punkt, an dem er oder sie sich fragt, was man anders machen könnte oder anders hätte machen müssen. Ob man da ist, wo man im Leben sein möchte. Bei Henriette scheint das ganze Leben eine solche Frage zu sein. Sie hat mir fast ein bisschen leidgetan. Und ich bin froh über die Briefe zwischen Paula und Henriette, die am Ende des Buches sind. Warum? Das müsst ihr schon selbst herausfinden!

Fazit:
Mit ihrem Romandebüt „Auszeit“ hat Hannah Lühmann ein außergewöhnliches und intensives Buch geschrieben. Ein Buch, in dem nicht viel passiert und das dennoch unheimlich intensiv ist. Henriette, deren Stimmungen man fühlen und mitfühlen kann. Ihre Verzweiflung, ihre Haltlosigkeit, ihr Wunsch, ein Ziel im Leben zu finden. Henriette, die die Generation der Autorin wiederspiegelt. Einer Generation, die alles hat, aber dennoch nicht glücklich ist. Ich bin froh, dass das nicht auf alle Menschen der 1980er zutrifft, aber es war ein interessantes Jahrzehnt. Und das Buch hat mich zum Nachdenken gebracht. Und wird mich gedanklich noch eine Weile weiterbeschäftigen.

4 Punkte für ein wirklich gelungenes, philosophisches Debüt!
106 reviews1 follower
July 19, 2021
Hannah Lühmanns Roman "Auszeit" lässt mich mit der Frage zurück, ob ich durch das Lesen dieses Buches irgendetwas mitgenommen habe, ob es mir etwas gebracht, mich bereichert hat. Leider komme ich immer wieder zu dem Schluss: nicht wirklich und viel Spaß beim Lesen hatte ich auch nicht.
Mit dem Schreibstil, den ich zu Anfang noch interessant und anders fand, hatte ich im Laufe der Geschichte mehr und mehr zu kämpfen. Warum? Er hat mich unglaublich an Schullektüren erinnert, ich hatte bei jedem Satz das Gefühl, nicht ganz seine Bedeutung zu verstehen, eigentlich länger darüber nachdenken zu müssen und einen tieferen Sinn darin zu finden, den ich aber nur selten fand. Dazu kamen viel zu ausschweifende Beschreibungen unnötiger Eindrücke, was es mir schwer machte, an der ohnehin schon sehr handlungsschwachen Geschichte einen Reiz zu finden.
Das Buch ist mehr ein innerer Kampf der Protagonistin Henriette, die nach einem Schwangerschaftsabbruch in eine Sinnkrise stürzt - wobei es mir oft so vorkam, als sei sie in dieser schon ihr halbes Leben lang. Es war schwer, in dieser düsteren und melancholischen Stimmung zu verweilen und den egozentrischen Gedanken dieser mir immer unsympathischeren Frau zu folgen, die ihr gesamtes Leben bedauert. Ein weiteres recht eigenartiges Handlungselement war die Dissertation über Werwölfe, an der Henriette immer mehr verzweifelt, irgendwie interessant, aber genauso mühsam, darüber zu lesen. Gegen Ende nahm die Handlung etwas mehr an Fahrt auf, nur um dann nach einer krassen Wendung, bei der ich auch das letzte bisschen Sympathie an Henriette verlor, nach einem krassen Zeitsprung mit zwei Briefen endete. Das Buch lies mich unzufrieden zurück, mit einer ziemlichen Antipathie für die Protagonistin und doch auch einfach froh, aus dieser merkwürdigen, tristen Stimmung heraus zu sein. Im Buch werden Gefühle verarbeitet, die wahrscheinlich jeder ein bisschen kennt, den Leistungsdruck der heutigen Zeit, das Gefühl, nicht zu genügen, nicht weiterzukommen, in seinem Leben festzustecken. Die Art und Weise, wie damit umgegangen wurde fand ich aber fast noch erdrückender als diese Gefühle selbst, ich hatte mehr das Gefühl, in diesem Buch festzustecken und wie ich bereits zu Anfang sagte, mir fehlt jegliche Bereicherung durch diese Geschichte. Auch hatte ich mir einen anderen, konkreteren Umgang mit dem Thema Abtreibung erhofft. Leider kann ich das Buch nicht empfehlen.
Profile Image for Maria.
626 reviews14 followers
July 22, 2021
Anhand des Klappentextes habe ich mich, selbst beinahe zur "Generation um die Dreißig" zugehörig, dem Inhalt des Buches seltsam nah gefühlt. Nachdem ich das Buch gelesen habe, bin ich zu Henriette, der Protagonistin, distanzierter denn je. Mit seinen 176 Seiten ist das Buch eher schmal und lässt sich gut innerhalb weniger Stunden auslesen. Der Schreibstil liest sich angenehm. Die Sprache ist klar und auf den Punkt, ausschweifende Umschreibungen findet man hier nicht.

Ich habe eine weniger egozentrische Protagonistin erwartet und mehr gesamtgesellschaftliche Bezüge. Stattdessen werde ich als Leserin in den Gedankenstrudel von Henriette geworfen, der sich ausschließlich um sie selbst dreht. Sie schafft es nicht, ihre Gedanken von sich selbst zu lösen und scheint somit sehr unreflektiert und ziellos. Diese Auszeit ist auch seltsam rastlos - was sicher als eine Analogie zu eben jener Generation gewertet werden kann. Die vielen angerissenen Themen, die allesamt oberflächlich bleiben, haben mich jedoch eher irritiert als zufrieden zurückgelassen, auch die eigentliche Hauptthematik des verlorenen Kindes wird nur angerissen. Henriette wird deutlich von einer inneren Unruhe und Rastlosigkeit getrieben, welche sich auch in der Handlung des Buches zeigt. Sie ist keine Protagonistin, mit der ich mich identifizieren konnte. Auch Freundin Paula ist zu einem extremen Gegenpol dazu charakterisiert, so dass auch sie unwirklich scheint.
Die Handlung tröpfelt dann vor sich hin, nimmt zum Ende hin Fahrt auf und endet überraschend. Ich habe das Buch schon vor einigen Tagen beendet und mehr als eine difusse Verwirrung ist nicht zurückgeblieben. Schade, denn die Thematik bietet viel Raum für Tiefgang.
Profile Image for Vici.
161 reviews21 followers
July 25, 2021
„Es hat einen Grund, dass wir uns der Natur zuwenden, wenn wir nach uns selbst suchen.“ so lautet ein Zitat von einen unbekannten Verfasser. Hannah Lühmann nimmt uns in ihren ersten Roman „Auszeit“ genau da mit hin - in den Wald.

Henriette fährt mit ihrer besten Freundin Paula in den Bayrischen Wald. Dort betrauert Henriette nicht nur ihr ungeborenes Kind, sondern versucht sich mit ihren bisherigen Leben auseinanderzusetzen. Ihrer Doktorarbeit, die nicht fertig wird. Ihr gescheiterten Beziehungen. Und der Frage, was sie eigentlich im Leben will.

Der Roman von Hannah Lühmann hat einen sehr melancholischen Unterton, welcher sich durch das ganze Werk zieht. Im Rückblick auf ihr Leben scheint Henriette alles zu haben, dennoch ist sie nicht glücklich. Sie wirkt sogar sehr verloren in „Auszeit“ und stagniert daher in ihren Leben. Im Kontrast dazu steht Paula. Diese ist ihren Weg gegangen und führt ein glückliches Leben. Henriette misst ihr eigenes Leben regelmäßig mit dem ihrer besten Freundin und hat Angst diese zu enttäuschen. Es war sehr erschreckend, wie vertraut Henriettes Situation war. Es erinnerte mich an Personen, die ich an der Universität begegnet bin. Und selbst hat man sich auch oft schon gefragt, ob der eingeschlagenen Weg, wirklich der richtige ist.

„Auszeit“ von Hannah Lühmann ist mit 176 Seiten ein sehr dünnes Buch. Natürlich sagt der Seitenumfang noch nichts über die Qualität eines Buches aus, aber das Themen Schwangerschaftsabbruch und der Umgang mit Henriettes Gefühlen wird nur sehr oberflächlich besprochen. Die letzten Seiten musste ich zweimal lesen, weil ich nicht glauben konnte, dass es das gewesen sein soll. Das Ende war einfach zu plötzlich und unerwartet.
Profile Image for Johanna.
74 reviews
July 26, 2021
Henriette fährt mit ihrer Freundin Paula in eine Hütte, um mit ihrer Abtreibung abzuschließen. Sie erzählt uns von ihrem Leben, das weitgehend ohne Ziel und eher fremdbestimmt als selbstgewählt verlaufen ist. So hat sie ihre Dissertation nach Jahren immernoch nicht abgeschlossen und hängt im Leben irgendwie so zwischen den Stühlen.
Als sie schwanger wird, erlebt sie für kurze Zeit einen Aktivitätsschub, der sie aus ihrer Lethargie reißt und sie aktiv werden lässt. Dieser hält sich jedoch nicht so lange und stattdessen entscheidet sie sich oder wird entschieden, das wird im Buch nicht so richtig deutlich, ihr Kind abzutreiben.
Diese Entscheidung bereut sie allerdings recht schnell.

Mir hat an diesem Buch gut gefallen, wie es geschrieben ist. Die Sprache ist leicht zu lesen und sehr eingängig. Die sprachlichen Bilder passen gut zu den Figuren und die Geschichte liest sich leicht und spannend.
Die aufgebaute Spannung wird allerdings ziemlich unspektakulär entzogen und die Vergangenheit, die immer wieder angedeutet wird, entwirrt sich quasi nebenbei. Manches wird auch nicht aufgelöst und so bleibt am Schluss das Gefühl, dass am Ende irgendwie die Luft ausging und sich der Spannungsbogen nicht wirklich entladen konnte. Ein ungutes Gefühl hinterlässt auch Paulas Freund, der die beiden in der Hütte besuchen kommt und sich dann übergriffig verhält, was aber gar nicht mehr aufgelöst wird – im Gegenteil! Dazu kommt außerdem, dass Henriettes Lösung für ihre Depression in einer neuen Schwangerschaft besteht, was ich persönlich sehr fragwürdig finde.

Alles in allem ein Buch mit gutem Anfang, aber sehr schnell und unbefriedigendem Ausgang, der einen eher unwohl zurücklässt und mir die ganze Geschichte irgendwie kaputt gemacht hat.
422 reviews4 followers
July 28, 2021
Das ewige Hadern einer übersättigten Generation

Dieser Roman trifft einen Nerv der Zeit für eine Generation, die nun so ganz langsam in ihrer Lebensmitte ankommt. Hannah Lühmann, eine junge dynamische Feuilletonistin unserer Zeit, schreibt mit ihrem schmalen Debüt ein Roman, der stellvertretend steht für all die sich Suchenden und Sinnsuchenden, die viel mit sich selbst beschäftig sind. ‚Auszeit‘ hat keine große Handlung, ist kein packender Roman. Ganz sacht und nach innen gekehrt, sitzen wir als Leser:in mit den beiden Protagonistinnen in einem Haus im Wald und haben teil an ihren ganz persönlich großen Fragen des Lebens. Klar, im Grunde eine sehr persönliche Sache, aber erstaunlicherweise eint viele der Drang einen Mehrwert zu bieten, etwas zu arbeiten, dass Sinn macht, sich achtsam in der Welt zu bewegen und was hinterlässt man oder wen? Aber immer sehr Ich-bezogen.
Gebettet ist dies in die Geschichte der Henriette, die soeben abgetrieben hat und mit ihrer Dissertation nicht vorankommt. Diese Arbeit beinhaltet das Thema Werwölfe, was wie ein ungewollte Auffrischung zum restlichen Text anmutet. Unterstütz von Paula, ihrer bester Freundin, nehmen sich beide eine Auszeit vom Leben um Henriette wieder auf die Spur zu bringen. Und so kreisen die beiden hier fortwährend um sich selbst.
Hannah Lühnmann schreibt klar ohne Schnörkel, fast ein wenig zu faktisch für solch ein emotionalen Brocken. Aber durchaus gelungen. Sprachlich trau ich der Autorin noch viel zu, Potenzial zu noch bessere Romanen lässt sich durchaus erkennen! Dieses ist kein großer Wurf, daher kann ich keine große Empfehlung aussprechen.
297 reviews
July 23, 2021
Meinung :
Selten bin ich an eine Rezension so ratlos herangetreten, wie an diese zu dem Roman "Auszeit" der deutschsprachigen Autorin.
Denn bis jetzt, eine Woche nach der Lektüre, ist mir meine endgültige Meinung darüber, noch nicht in voller ganze klargeworden.
Zunächst ist dieses dünne Büchlein in einer literarisch sehr klaren, schnörkellosen Art zu Blatt Papier gebracht und stößt den Leser vielleicht dadurch manches mal indirekt vor den Kopf. Dies erschien in meinen Augen allerdings ein überaus cleverer Schachzug zu sein, denn dadurch entsteht eine Diskrepanz, eine Reibung zu dem Roman und hinterlässt ein großes Fragezeichen, wie man denn nun zu diesem stehen soll. Hinzu kommen ebenso streitbare, Charaktere, die fernab von den typischen Sympathieträgern agieren und einem das Lesen nicht unbedingt erleichtern. Hinzu kommt eine sehr wirre, manchmal schwer greifbare Handlung, wobei Handlung dabei eigentlich zu beweglich klingt, denn es gleicht mehr einem Konstrukt vieler Emotionen, Gedanken und Gedankenexperimente über das Leben und die Macht die davon ausgeht.

Ich kann nicht sagen, dass ich dieses Buch mit Freude oder klären Emotionen gelesen habe, dennoch ist es ein höchst interessantes, über weite Strecken ein wertvolles Buch, eben gerade deshalb, weil es andere Wege geht und andere Einblicke gewährt

Dieses Buch muss man selbst gelesen haben, um sich eine Meinung bilden zu können. Definitiv literarisch reizvoll
Profile Image for melodram.
143 reviews68 followers
August 6, 2021
„Auszeit“ von Hannah Lühmann konstruiert sich um den inneren Konflikt von Protagonistin Henriette, den sie nach einer Abtreibung mit und in sich austrägt. Mit Paula, ihrer Freundin fährt sie raus aus der Stadt, um abzuschalten. Ihr Ziel ist eine abgelegene Hütte am Waldrand, die Ruhe und Besinnung versprechen soll. Sie will Kraft tanken, sich ordnen und endlich ihre Doktorarbeit über Werwölfe fortsetzen, im Leben weiterkommen und sich ordnen. Ruhig und beschaulich wird es nicht, so viel sei gesagt. Trotzdem wird Sie von der Auszeit etwas mitnehmen, dass sie ihr Leben lang begleiten wird.
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Werwölfe verwandeln sich und werden verwandelt. Wie verwandeln uns Entscheidungen und zu welchen Menschen werden wir, wenn wir eine unumgänglich getroffen haben? Hannah Lühmann schraffiert auf wenigen Seiten ein scharfes Abbild unserer Generation und zeichnet dabei im Besonderen die Ängste um Zukunft, gesellschaftliches Ansehen, Status und Erfolg in den Vordergrund.
Lühmanns sprachliche Kunst besteht darin, den Lesenden anzutreiben. Ihr Debüt brilliert durch eine andauernde subtile Spannung, die einen reizt, kitzelt. Als würde die Geschichte selbst nicht wollen, dass man aus ihr wieder auftaucht.
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Ein Debütroman, der mit komplexen Empfindungen spielt, menschliches Fühlen auf unterschiedlichen Ebenen durchleuchtet und zeigt, wie wegweisend Entscheidungen für unsere Lebensbahnen sind.
Ich fand es sehr beeindruckend!
177 reviews
July 24, 2021
Bewegendes Thema - aber eher oberflächlich behandelt

Das Cover gefällt sehr gut - es ist optisch schön gestaltet und passt meiner Meinung nach auch inhaltlich.

Das Buch wird erzählt aus der Sicht von Henriette - die insbesondere zu Beginn einen sehr depressiven Eindruck macht. Schnell erfährt man auch den Hintergrund: sie hat mit den Folgen ihres Schwangerschaftsabbruchs zu kämpfen und nimmt sich mit ihrer Freundin eine Auszeit.
Das Thema an sich ist eine gut gewählte Ausgangsbasis für ein Buch - gibt es nicht allzuoft. Also die Vorraussetzungen für dieses Buch basieren auf einer guten Grundlage. Die Entwicklung im Buch kann ich dann jedoch nicht so ganz nachvollziehen. Das Thema des Schwangerschaftsabbruchs wurde in meinen Augen zu oberflächlich behandelt - hier hätte ich mir mehr Tiefgang gewünscht.

Auch die Entwicklung von Henriette im Laufe des Buches kann ich nicht nachvollziehen - für mich war das nicht authentisch.
Vom Ende bzw. zweiten Teil des Buches war ich daher leider enttäuscht.
Die Idee an sich wurde leider nicht überzeugend umgesetzt in meinen Augen.

Profile Image for Mella Macabre.
6 reviews
July 26, 2021
Das Cover des Buches ist recht schlicht, passt aber durch die dunklen Farben sehr gut zur Geschichte und zur Stimmung des Buches.

Das Buch „Auszeit“ von Hannah Lühmann hat mich allerdings etwas zwiegespalten zurückgelassen. Das erste Drittel fand ich nämlich ziemlich gut, dann liess die Geschichte für mich jedoch stark nach. Es plätschert alles so vor sich hin und leider konnte ich nicht die Entwicklung von Henriette entdecken, die ich mir erhofft hätte.

Anfangs konnte ich mich richtig gut in unsere Protagonistin hineinfühlen und fand sie sehr authentisch. Im Verlauf der Geschichte habe ich aber immer mehr die Verbindung zu ihr verloren. Ihre beste Freundin Paula mochte ich leider nicht so richtig, bei ihr dreht sich scheinbar alles um Yoga, Meditation usw.

Den Schreibstil der Autorin fand ich hingegen wirklich schön, sehr atmosphärisch und bildhaft.

Schade, dass Hannah Lühmann mir nicht so richtig vermitteln konnte, was sie mit ihrem Debütroman aussagen möchte.

https://mellamacabre.com/2021/07/26/a...
25 reviews2 followers
August 17, 2021
Mich hat dieses Buch irgendwie unbefriedigt zurück gelassen. Die Protagonistin denkt sehr viel über sich nach, ist geradezu in ihrem eigenen Egotrip gefangen und bekommt nicht mit, wie es den anderen um sie herum geht. So weit, so unsympathisch. Dass sie dies irgendwann erkennt, lässt einen hoffen - nur, um dann wieder enttäuscht zu werden. Die geschilderten Gedanken und Gefühle zeigen natürlich, was man in einer solchen Situation denken und fühlen kann - es war mir aber alles zu konsequenzlos, zu wenig Entwicklung, zu wenig Interaktion. Sprachlich und vom Grundaufbau her hätte da viel gutes herauskommen können - so bleibt das Buch hinter seinem Potenzial zurück. Ob ich gerne mehr oder weniger gelesen hätte, kann ich gar nicht genau sagen - aber so war die Länge nichts halbes und nichts ganzes.

Eventuell hat mich allerdings auch einfach nur die unvollendete Promotion getriggert. Das möchte ich nicht ausschließen.
Profile Image for Paula.
278 reviews31 followers
July 5, 2023
ich weiß gar nicht, wie ich das bewerten soll?? die prämisse hat mir gut gefallen und der anfang auch. das gefühl, einfach ein bisschen lost zu sein und sich nicht dazu in der lage zu fühlen, die richtigen oder überhaupt irgendwelche entscheidungen zu treffen, ist relatable und ich lese grundsätzlich gerne darüber. aber henriette (die prota) war so WEIRD. vor allem ihre beziehung zu paula und das ende waren einfach seltsam. idk es endete einfach zu abrupt, mitten im konflikt, und die abhandlung von allem im epilog erschien mir einfach faul.
es war ganz okay, aber nicht weltbewegendes.
Profile Image for buechercafe.
14 reviews
August 20, 2021
Das Buch ist definitiv keine leichte Sommerlektüre. Es ist sehr ehrlich, behandelt Ängste, Zweifel, emotional sensible Themen (Abtreibung) und gesellschaftliche Konventionen.

Die Hauptfiguren Henriette und Paula haben mir leider nicht wirklich gefallen. Die Geschichte wird aus Henriettes Sicht erzählt und es kommt für mich viel zu oft zu gedanklichen Abschweifungen, die nichts mit der Handlung zu tun haben. Paula ist eine zu perfekte Freundin, zumindest wird sie so beschrieben.
Das Bild beider Frauen ist durch Henriettes Wahrnehmung gezeichnet, weshalb beide sehr gegensätzlich wirken. Das liegt aber auch daran, dass Henriette sich selbst sehr negativ sieht und Paula auf ein Podest stellt.

Alles in allem hat mir das Buch nicht wirklich gut gefallen, die Handlung war zu flach und das Potenzial, dass die Themen hatten, wurde leider nicht ausgeschöpft.
Profile Image for Hannah.
17 reviews
November 26, 2021
Meiner Meinung nach ungenügender/unsensibler Umgang mit dem Thema Abtreibung. Der Schreibstil hat mir wirklich gefallen, die Storyline leider nicht. Die Protagonistinnen waren überzeichnet und ich hätte mir eine emotionalere, transparentere Darstellung der Gefühlswelt der Charaktere gewünscht.
Profile Image for Vanmeera.
125 reviews1 follower
April 5, 2022
Bewegender, aufwühlender Roman mit Sogwirkung, der sehr schön und spannend geschrieben ist und Themen wie Abtreibung und Depression behandelt
Profile Image for Eretrece.
127 reviews1 follower
June 24, 2024
"Auszeit" von Hannah Lühmann war eine von Mona Amezianes Empfehlungen im Buchpodcast Zwei Seiten. Hätte ich mich noch daran erinnert, dass es um eine Person geht, die mit ihrer Dissertation nicht vorankommt, hätte ich den Roman wahrscheinlich nicht gelesen. Ehrlich gesagt dachte ich vom Buchrücken her, dass es um zwei ältere Frauen geht, von denen eine kürzlich verwitwet ist, weil sie, nun ja, Henriette und Paula heißen und Henriette am Trauern ist.

Der Roman hatte eine demotivierende, abschreckende Wirkung auf mich. Zukunftsängste in mir hervorzurufen ist jetzt auch nicht die krasse Leistung; trotzdem ist es prinzipiell schön, wenn Literatur emotional in mir nachhallt (auch wenn mir eine andere Emotion lieber gewesen wäre).

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