Der Sebi ist nicht gemacht für die Feldarbeit oder das Soldatenleben. Viel lieber hört und erfindet er Geschichten. Im Jahr 1313 hat so einer es nicht leicht in einem Dorf, wo die Hacke des Totengräbers täglich zu hören ist und Engel kaum von Teufeln zu unterscheiden sind. Doch vom Halbbart, einem Fremden von weit her, erfährt der Junge, was die Menschen im Guten wie im Bösen auszeichnet – und wie man auch in rauhen Zeiten das Beste aus sich macht.
Mehr zum Inhalt: Es ist ein sonderbarer Fremder, der sich eines Tages am Rand des Dorfs einen Unterstand baut. Er hat nur ein halbes Gesicht, die Leute nennen ihn Halbbart. Er muss viel erlebt haben, doch was genau, erzählt er nicht – auch nicht dem jungen Sebi, der doch alles von ihm lernen und wissen möchte.
Der Sebi ist kein Kind mehr, aber auch noch nicht erwachsen. Alle im Dorf glauben, dass er mal ins Kloster geht – nach Einsiedeln, zu den Mönchen, die man im Dorf nicht mehr mag, seit sie willkürlich die Grenze verschieben und die Bauern zur Waldarbeit abkommandieren.
Mit seiner hellen, arglosen Bubenstimme erzählt der Sebi von seinen Erlebnissen in den aufregenden Jahren des frühen 14. Jahrhunderts. Und das Erzählen hilft ihm beim Verstehen.
Lewinsky studierte Germanistik und Theaterwissenschaft in Zürich und Berlin (ohne Abschluss). Danach arbeitete er als Regieassistent bei Fritz Kortner und anschliessend als Dramaturg und Regisseur an verschiedenen Bühnen sowie als Redakteur und Ressortleiter der Sendung Wort-Unterhaltung des Schweizer Fernsehens. 1984 veröffentlichte er zusammen mit Doris Morf sein erstes Buch Hitler auf dem Rütli. Es folgten weitere Bücher und Produktionen beim Schweizer Fernsehen, ARD und ZDF. In der Schweizer Öffentlichkeit wurde Lewinsky Mitte der 90er Jahre als Autor der Sitcom Fascht e Familie bekannt; später folgte Fertig Lustig. 2001 erhielt er den Schillerpreis der Zürcher Kantonalbank für seinen Roman Johannistag. Weitere Anerkennung als Schriftsteller erwarb er sich 2006 mit der jüdischen Familiensaga Melnitz. Lewinsky hat zudem über 700 Liedtexte für verschiedene Komponisten geschrieben, unter anderem für Maja Brunner, die mit dem Lied Das chunnt eus spanisch vor 1987 den Grand Prix der Volksmusik gewinnen konnte. 2011 wurde er mit seinem Roman Gerron für den Schweizer Buchpreis nominiert. Lewinsky wohnt in Zürich und im französischen Vereux.
Nach Tell von Joachim B. Schmidt bin ich innerhalb kürzester Zeit erneut in die Schweizer Bergwelt des Mittelalters zur Zeit der Habsburgerherrschaft irgendwo in das Grenzgebiet zwischen dem Kanton Glarus und Schwyz eingetaucht. Ehrlich gesagt, hat mich zuerst die hohe Seitenanzahl des Romans Halbbart von mehr als siebenhundert ein bisschen abgeschreckt, denn ich hatte 2022 schon mit einem anderen, ebenso riesenumfänglichen Epos meine veritablen Probleme. Diese zwar episch breite Story hat jedoch nicht ein einziges Wort zu viel, sie ist in jeder Phase rasant, atemberaubend spannend und sehr ansprechend. Kein Wunder, dass das Werk 2020 für den deutschen Buchpreis nominiert wurde, meiner Meinung nach wohlverdient.
Die Geschichte handelt von einer Familie, ihren Freunden und einem Dorf, eingebunden in historische Geschehnisse vor der Gründung der Schweiz irgendwo in den Schwyzer Alpen, vom Schicksal des Protagonisten Sebi (Eusebius), seiner Brüder Geni und Poli, des Onkels Alisi, des guten Freundes Halbbart, des Lehrmeisters und Freundes Stoffel, der Geschichtenerzählerin Teufels-Anelli und vielen anderen. Der Autor führt also nach und nach sehr viel Personal ein, das aber so detailliert und tief beschrieben ist, dass keine Sekunde Verwirrung zwischen den Figuren aufkommt.
Die drei Brüder sind höchst unterschiedlich Geni, der Älteste, übernimmt nach dem Tod der Mutter die Rolle des Familienvorstands. Seine herausragenden Eigenschaften sind Intelligenz, Vernunft, vorsichtige Abwägungen, Fleiß und Diplomatie.
Poli, der mittlere Bruder ist ein gewalttätiger, recht einfältiger Heißsporn, der schnell ohne nachzudenken zuschlägt und seinen jüngeren Bruder Sebi und viele andere mit Lust drangsaliert. Schon früh eifert er seinem in fernen Ländern weilenden Onkel Alisi nach, der das Handwerk des Berufssoldaten ausübt und marodierend, klauend, kämpfend und tötend durch ferne Länder zieht, immer demjenigen verpflichtet, der ihm für dieses schmutzige Handwerk das meiste Geld offeriert.
Protagonist Sebi, das Nesthäkchen, ist noch sehr jung und weiß über weite Strecken der Geschichte nichts mit sich anzufangen. Für die Feldarbeit ist er auf Grund seiner schmächtigen Konstitution nicht geeignet, kämpfen will er auch nicht, sein Talent liegt eher im ausgezeichneten Gedächtnis und in der wortwörtlichen Widergabe von allem, was er gehört hat.
Eine weitere wichtige Figur ist der Namensgeber des Romans, Halbbart, der deshalb so heißt, weil eine Körperhälfte massive Brandwunden aufweist. Zu Beginn der Geschichte strandet er als Flüchtling im weit abgelegenen Schweizer Bergdorf und freundet sich mit Sebi und später mit Geni an. Nach und nach wird schrittweise aufgedeckt, welches Schicksal der Halbbart durchleiden musste. Er kommt ursprünglich aus Korneuburg in Österreich, hatte irgendwie eine medizinische Grundausbildung und die Habsburger haben ihm etwas ganz Schlimmes angetan, das nicht nur die Brandwunden umfasst.
Schon in den ersten Szenen rettet der Halbbart Genis Leben, indem er sein septisches Bein amputiert. Nachdem ein Dorfbewohner durch die Heilkünste des Halbbarts dem Tode gerade noch von der Schippe gesprungen ist, wird dieser auch für andere Fälle konsultiert und als Fremder dennoch sehr schnell in die Dorfgemeinschaft integriert.
Was dann folgt, ist irgendwie sogar eine Coming-of-age-Story im mittelalterlichen und bäuerlichen Setting mit Entbehrungen, Aberglauben, Tod, Krankheit, Gott und Teufel, denn Sebi muss seine Bestimmung und seinen Platz in der Welt erst finden. Zuerst wird er ob seiner Talente ins Kloster Einsiedeln gesteckt, von dem er flüchtet, weil die Vorgesetzten unglaubliche Sünden begehen und Sebi befehlen, als Komplize bei Schandtaten zu fungieren. Das Kloster ist also wegen Gotteslästerlichkeit nicht geeignet.
Anschließend wird er zum Schmied Stoffel als Geselle in den Hauptort Ägeri geschickt, der ihn zwar sehr gerne mag, aber schnell feststellt, dass Sebi für diesen Beruf überhaupt nicht geeignet ist. Einen Vorteil hat diese Lehrstelle jedoch, Stoffel fertigt für den Geni eine Beinprothese an. Der Halbbart wird zwischendurch beschuldigt, vom Teufel besessen zu sein, weil ihn einige missgünstige Dorfbewohner verleumdet haben, aber er kann sich reinwaschen.
Die Story geht indes rasant weiter, man kommt kaum zum Atemholen bei den spannenden Ereignissen. Mittlerweile hat Geni eine politische Funktion als Diplomat und Berater beim Landammann in Ägeri erreicht, Onkel Alisi ist aus dem Krieg ins Bergdorf zurückgekehrt und fordert das Haus und die Stellung als Familienoberhaupt, was zu Konflikten zwischen Neffen und Onkel führt. Der ehemalige Soldat Alisi kann die Gewalt und sein Handwerk nicht lassen, er wiegelt das ganze Dorf, insbesondere die Jugend und vor allem Poli auf und schart auch sonst marodierende, besoffene Soldaten um sich, um sie zu bewirten.
Sebi ist irgendwann am Ende seiner Suche zu sich selbst angekommen, hat seine Bestimmung gefunden und geht beim Teufels-Anelli als Geschichtenerzähler in die Lehre.
Alle Geschehnisse spielen sich vor dem historischen Hintergrund ab, in dem die Bergbevölkerung die Klerikalen und die Klöster, die sie ausbeuten, belehren und gängeln, abgrundtief hassen und mit ihnen natürlich auch die Habsburger, die für die Klöster und die Kirchen als Schutzmacht auftreten. Die aufgestaute Wut entlädt sich, indem eine Rotte aus mehreren Dörfern das Kloster Einsiedeln überfällt. Als vernünftiger Gegenpart in diesem politischen Spiel fungieren der Landammann des Kanton Schwyz, seine Soldaten und der Berater Geni, die mit Diplomatie und Verhandlungen einen Bürgerkrieg und einen Krieg mit den Habsburgern verhindern wollen.
Im furiosen Finale und der ultimativen Schlacht müssen sich alle entscheiden, auf welcher Seite sie stehen, jener der Vernunft und Verhandlung oder jener der Gewalt, des Kampfes und des Bürgerkrieges, mit allen Konsequenzen, die vom übermächtigen Feind Habsburg langfristig drohen. Die Bruchlinien gehen mitten durch Dörfer, Familien und Freundschaften. Lediglich Protagonist Sebi laviert wieder herum und ist wie so oft zur falschen Zeit zufällig und ungewollt am Ort des Geschehens. Das ist aber nicht problematisch, denn einer muss ja ein bisschen neutral und am Leben bleiben, um die Geschichte den nachfolgenden Generationen zu erzählen. 😉
Die vielen Figuren sind derart tief, konsistent und liebevoll entwickelt und dann auch noch so interessant in den historischen Kontext eingebettet, dass es eine reine Freude ist. Beim wohlkonzipierten Plot kommt keine Sekunde ein Fünkchen Langeweile auf. Das Stimmungsbild der mittelalterlichen Gesellschaft in den Schweizer Bergen hat mich auch gepackt und nicht mehr losgelassen.
Fazit: Hammer! Atemberaubend und spannend, ein Meisterwerk, trotz seiner epischen Länge.
Nominiert für den Deutschen Buchpreis 2020 (Longlist)
Ein Buch, das im Jahr 1313 in der heutigen Schweiz spielt (inklusive helevetischen Begriffen), erzählt von einem Jungen, und davon 688 Seiten? Ich gebe es zu, so richtig viel Bock hatte ich anfangs nicht auf den Halbbart. Aber schon nach wenigen Seiten war ich quasi schockverliebt in Sebi: Selten so einen tollen, einnehmenden, sympathischen Protagonisten/Erzähler erlebt! Und schwupps, das Buch las sich quasi von selbst. Das ist große Erzählkunst in 83 Kapiteln à 8 Seiten, die Charles Lewinsky hier abliefert.
Sebi, Dreh- und Angelpunkt der Geschichte und Erzählung, ist ein Junge auf der Schwelle zum Erwachsenen, der nicht so recht weiß, was er will - oder kann. Als jüngster von drei Brüdern (in bester Märchenmanier ist der Älteste Geni weise und "gut", der mittlere Poli ein Unruhestifter) fällt es ihm nicht leicht, seinen Platz zu finden. Und so steckt er meist in der Rolle des Beobachters und Kommentators fest - für die Leserschaft ein echter Glücksfall, denn Sebi ist das, was man wohl landläufig "bauernschlau" nennt. Er hat ein Gespür für Menschen und Situationen und blickt schnell, was Sache ist. Diese clevere Auffassungsgabe ist ihm selbst aber gar nicht richtig bewusst, sodass er seine Beobachtungen und Überlegungen nie überheblich, sondern stets lakonisch-nonchalant, fast nebenbei schildert - was ihn umso glaubwürdiger und sympathischer macht.
Der titelgebende Halbbart läutet mit seinem Erscheinen den Beginn der Erzählung ein. Er ist ein mysteriöser Fremder, der aufgrund seines verunstalteten Äußeren (augenscheinliche Brandnarben) sein Pseudonym erhält. Die, die ihm nahestehen, - und da gehört Sebi schnell dazu - erfahren von seinem Schicksal und dem Antisemitismus, der ihn zum Flüchtigen machte.
Das Buch selbst ist ein Bildungsroman, Sebis Coming of Age, wenn man so will. Vor allem ist es aber eine große Liebeserklärung an die Fabulierkunst. Sebi erzählt vom Leben im Dorf (und da passiert eine Menge, wir sind mitten im Marchenstreit, die Hintergründe werden im Buch geschildert) und von vielen anderen Geschichten, die er gehört hat. Das Erzählen wird für ihn selbst immer wichtiger, bis hin zur wahren Bestimmung.
Viel historisches bla bla bla? Nicht nur, denn viele Themen im "Halbbart" sind gerade heute aktueller denn je. Denn Sebi merkt, was Geschichten in den falschen Händen oder ihr Erzählen mit falschen Absichten ausrichten können: Fake News, Medienmanipulation und Geschichtsrevision lassen grüßen. In dieser Hinsicht funktionieren die mittelalterlichen Mechanismen heute noch genauso "gut"...
Ein tolles Buch, das mich sehr positiv überrascht hat.
Longlisted for the German Book Prize 2020 Switzerland, 1313: An illiterate trickster teams up with a foreigner to make sense of the people, place and time around him - and to follow his passion: Telling stories. You can learn more about the book in our podcast special Book Prize Battle Royale, #2 (in German).
It has been a very long time since I have been truly fascinated by a book. I'm really grateful and happy that I read this story. When I read the short description, I was intrigued but not really convinced. Even though I didn't know what to expect, I would have never expected to find such a joy to read this absolutely wonderful story. Hopefully, many people will read and share how wonderful this book is. And I really hope that there will be an English version of this soon (if there isn't already one). The idea was refreshing and the storytelling felt real. I fell in love with all the characters in the story starting with Sebi, Halbbart, Geni, Teufels-Anneli and so on. The story felt so perfect for me from the beginning till the end. For me, it felt like a fairytale for adults; it was not just the world through the eyes of an innocent boy but it also gave food for thought by commenting on what is right or wrong, where some parts are even still relevant today.
Das war eine sehr schöne Geschichte, Eusebius. Man wird sie bestimmt noch lang erzählen, und irgendwann wird sie die Wahrheit sein.
Basically, it was a coming-of-age story from the perspective of Sebi, starting and ending with "Halbbart" who is a stranger who suddenly appears in the village with a badly burnt face and many secrets. Sebi, the storyteller and main characters, is a young boy living in a small and rather poor village in Switzerland around 1300. The book not only describes the relationship between Halbbart and Sebi but also includes the life of Sebi involving all kinds of characters from the village and surrounding area. There is a whole set of diverse, lovely, crazy, beautiful, old and stupid characters which enhanced the reading experience. It was not just some story loaded with historical facts even though it was focusing on the life of a boy around 1300 showing social, religious and political aspects of that time. I really don't want to reveal too much and I think I can't even pick out which part I liked most because there were SO many things I liked about the book. Teufels-Anneli who tells crazy stories to people but is actually not that crazy. Geni, the brother of Sebi, who has his heart in the right place which unfortunately is not always good. Hubertus, a poor soul, a boy who knew surprisingly much but was still a boy after all. And Sebi of course, who really grows from the beginning to the end; you can actually feel his slight growth alone in the way he speaks. I could go on with Stoffel, Kätterli, Laurenz, and so on. I felt I got immersed into the story more and more with each page.
It was such a great read. The language is very natural and has a nice flow. The author uses words fitting to the setting which made me smile and chuckle at many situations. (I hope this won't get lost in any translations... but I can't imagine how a good translation would look like) The chapters are rather short but it fits to the story and even though the book is rather long, I just read through it in few days. For those of you who are open for a new kind of story with magical elements and an unusual main character, you should definitely try to read this book. The beginning may be slow and it may take few chapters until you get into the flow, but you will not regret this read.
Geschichten ausdenken ist wie lügen, aber auf eine schöne Art. (Yes, indeed, spinning stories is like lying but in a beautiful way.)
** Dieses Buch wurde mir über NetGalley als E-Book zur Verfügung gestellt **
Prachtig boek over een jongen die begin 14de eeuw zijn weg naar volwassenheid zoekt in een klein dorp waar leven en dood, welvaart en armoede makkelijk bij elkaar aanschuren. Lewinsky lis een meesterlijk verteller die je moeiteloos meeneemt naar de middeleeuwen en terwijl voortdurend een spiegel voorhoudt van onze tijd.
Sebi e il Mezzabarba (ma anche Anneli del Belzebù)✸✸✸✸✸ Il finale e "l'effetto prezzemolo" della famiglia di Sebi✸✸✸
In un villaggio svizzero del Trecento Eusebius, detto Sebi, è un bambino che sarebbe dovuto nascere secoli avanti: saggio e creativo, è più un abile narratore che uno incline alla violenza o uomo di fatica. Inoltre pensa e si pone domande con l'animo gentile di chi mette sempre prima in dubbio se stesso. Fondamentalmente nel villaggio si annoia ma a ridestare la sua curiosità ci penserà l'arrivo di Mezzabarba:
"Il Mezzabarba, dicevo. Lo chiamano così perché la barba gli cresce solo su metà del viso, l'altra è coperta di cicatrici da ustioni e croste nere, e l'occhio, da quella parte, è praticamente chiuso. All'inizio qualcuno lo chiamava Melchigas, ma quel nome non ha avuto successo."
Il suo aspetto ripugnante non allontana il bambino che anzi scopre in lui un uomo in grado di "vedere", più di chiunque l'altro, le sfaccettature del mondo. La struttura, nonostante il numero di pagine del libro, è snella e, a ogni nuovo capitolo, un epigrafe anticipa una situazione con la quale il giovane Sebi dovrà fare i conti. L'estrema connessione con i sentimenti del bambino, in aggiunta a una totale assenza di un suo ritratto fisico completo, in contrasto con il ripetersi di alcune parti del corpo di altri personaggi - a partire dallo stesso Mezzabarba, rendono il protagonista plasmabile secondo il sentore del lettore e questa la trovo un'aggiunta importante per come è stato concepito il testo. Il romanzo tocca vari temi senza prenderne a vessillo nessuno. Storico; di formazione; una lente spietata sulla natura umana tenuta in mano da un personaggio che rappresenta il bene nelle favole.
"A volte, così dice il Mezzabarba, bastava un'unica brutta esperienza per rivoltare una persona come un guanto, l'aveva sperimentato su se stesso"
Senza svelare troppo, credo che il romanzo subisca una frenata dopo che si viene a scoprire com'era il Mezzabarba quando era "Tuttabarba". Da questo snodo in poi, trovo inverosimile come tutto ruoti attorno ai membri della famiglia di Sebi, soprattutto nel finale. Queste mie ultime considerazioni però non scalfiscono il valore del romanzo che ricostruisce, in maniera precisa e competente, un periodo storico visto dallo status sociale del volgo, in maniera originale. Un ulteriore punto a suo favore sono la moltitudine di personaggi che passano lungo la crescita di Sebi (oltre il già decantato Mezzabarba c'è l'Anneli del Belzebù ma anche i suoi fratelli e...) Forse il messaggio principale del romanzo risiede nell’importanza della narrazione, un istinto insito in ogni cultura, anche quando, in un cantone svizzero del trecento, quasi nessuno era in grado di scrivere.
Wann immer ich das Gefühl habe, dass in einem Buch das Mittelalter halbwegs realistisch dargestellt wird und nicht überomantisiert, find ich das toll. Die Atmosphäre, die vermittelt wird, erinnert mich an Tyll von Daniel Kehlmann. Kehlmann wurde von Historikern bescheinigt, er habe das mittelalterliche Ambiente rund um Glaube und Aberglaube, Provokation und Gewalt, Verlust und Hoffnung sehr gut dargestellt. Ohne ein Experte zu sein, denke ich also, dass das bei diesem Werk, das in der Schweiz des 14. Jahrhunderts spielt, durchaus auch der Fall sein könnte.
Der erzählende Protagonist, ein heranwachsender Bursche, der für die Arbeit am Feld zu schwach, für die Ausbildung zum Soldaten zu ängstlich und deshalb auf der Suche nach seinem Weg ist, ist mir überaus sympathisch und über die Seiten hinweg ans Herz gewachsen.
Die Geschichte selbst gibt leider nicht so viel her. Wohlwollend mittelalterliche drei Sterne.
Hm. Das Buch war wirklich überragend. "Wie aus Geschichten Geschichte wird" trifft es ins Schwarze. Die Charaktere waren bildhaft, vielseitig und ich habe mit ihnen mitgefiebert. Durch die kurzen Kapitel war man auch verleitet, einfach immer weiter zu lesen. Nur am Ende habe ich mich auf einmal in einer Game of Thrones-Episode wiedergefunden und es hat sehr abrupt und ohne befriedigende Auflösung geendet, als ob der Autor keine Lust oder keine Zeit mehr hatte, daher nur 4 Sterne.
Der große Erzähler ... oder: gute Geschichten hört man immer gern.
Und gleich gefallen Erzählstil und Sprache, dieser Hauchhauch von altertümlich, das leicht schweizerisch gefärbte Deutsch – schnell finde ich mich ins Geschehen und in die handelnden Personen, lebendig, interessant, spannend schreibt Charles Lewinsky – und ich bin gleich mittendrin in einer wirklich guten Geschichte. Geschichte ist hier ein doppelt treffendes Wort, denn Charles Lewinsky bezieht sich auf historische Ereignisse und auch die Protagonisten erhalten Namen und Eigenschaften aus dem faszinierenden und gut nachzurecherchierenden europäischen Heiligenbestand. Ein Beispiel: Eusebius, so heißt unser Erzähler, war Geschichtsschreiber und gilt als Vater der (Kirchen)geschichte. Seine Chronistentätigkeit im Roman erhält durch den Halbbart, einem Fremden, der ins Dorf kommt, besondere Bedeutung. Die Lektüre macht mir durch diese Bezüge noch mehr Spaß und bald wird klar: Der Roman setzt sich aus einer Vielzahl von Geschichten zusammen und dieses funkelnde Mosaik ergibt inklusive einer Rahmenhandlung ein farbenprächtiges Bild des Lebens im Kanton Schwyz zu Beginn des 14. Jahrhunderts.
Man merkt Charles Lewinsky die Freude am Fabulieren, am Ausbreiten von Historie und Histörchen der Schweizer Heimat an, was macht es da schon, dass es ruhig weniger hätten sein können, bei Lewinskys großer Erzählkunst kann man darüber hinwegsehen, denn natürlich gibt es viele Highlights. Für mich sind das zum einen die – sozusagen – Teilnahme an einer mittelalterlichen Gerichtsverhandlung, dann die grandiose Schilderung der Schlacht am Morgarten und – last but not least – das Wortspiel um die Erfindung der "Halbbarte". Charles Lewinsky ist mit seinem "Halbbart" für den Schweizer Buchpreis 2020 nominiert. Keine Frage --- er wird den Preis gewinnen.
‘Een ode aan de vertelkunst’ beschrijft dit boek het allerbest! Een verhaal vanuit de ogen van een jongen die je heel de tijd een dikke knuffel wil geven. Het speelt zich af in de middeleeuwen, wat voor mij vernieuwend was want ik lees eigenlijk nooit boeken uit die tijd. Echt aanrader!!
Als je spijt hebt dat een 600+ pagina tellend boek uit is, weet je dat het een goed boek is. Wat een vertelling! Nee, nee, wat een stroom aan vertellingen! De ene geestig, de andere (middeleeuws) griezelig met de duivel in de hoofdrol. Soms wreed. Soms aandoenlijk. Altijd boeiend, nooit saai. De strijd in een der laatste hoofdstukken, tussen goed en kwaad waarin het kwaad overwint, is zo sterk in beeld gebracht dat ik ademloos las. Misschien bedoeld, misschien onbedoeld, roept Lewinsky voor mij de horror van de holocaust op. Naakte lichamen, vermoord en verminkt, het moeras als massagraf. De laatste vertelling is gruwelijk want vals en slechts een vijgenblad voor de machtigen die het gepeupel alles kunnen laten geloven. Laat het een les zijn. Als ik dit boek meer kon geven dan 5 sterren, dan deed ik het.
Ich hatte keine großen Erwartungen an das Buch, war durch die eher durchwachsenen Kritiken eher abgeschreckt. Vor allem hatte ich die Befürchtung, dass das umfangreichere Buch mich schnell ermüden und aufgeben lässt. Alle Befürchtungen sind aber ausgeblieben und ich habe das Buch voll Begeisterung gelesen. Der einfache Erzählstil hat mir zunächst Schwierigkeiten bereitet, aber er passt vortrefflich zum eher einfältigen (aber nicht dummen!) Sebi. Bildung war 1313 für einen einfachen Bürger auch nicht so leicht zugänglich. Ich war aber sehr schnell im Geschehen (ab dem ersten Auftritt des Halbbarts) und konnte das Buch kaum weglegen. Am liebsten hätte ich mich verkrochen, um einfach nur lesen zu können, so mitgerissen hat mich die Geschichte. Ein Highlight!
Gaat over een jongetje in de middeleeuwen en je leest ook echt dat het geen volwassen persoon is, dat vond ik heel leuk en goed geschreven. Verder zijn de middeleeuwen wel best saai. Het jongetje wordt verhalenverteller en dat is geweldig omdat hij allemaal mooie verhalen verteld maar er uiteindelijk ook een soort hedendaagse boodschap in zit; verhalen maken het leven mooi maar ze zijn vaak wel verzonnen en soms ook gevaarlijk. Dat heb ik eruit gehaald in ieder geval.
In de middeleeuwen was er niet veel keuze in hoe je de dagen doorbracht. Je bewerkte het land, werd soldaat of ging het klooster in. De dertienjarige Sebi voelt niet veel voor deze keuzes en gaat in Halfbaard, vertaald door Elly Schippers, op zoek naar wat de toekomst voor hem in petto heeft.
Charles Lewinsky vertelt dit coming of age-verhaal op een inventieve manier. De roman is opgedeeld in bijna identiek lange hoofdstukken, waarin hoofdpersoon Sebi een inkijkje geeft in zijn leven in een veertiende-eeuws Zwitsers dorp. Gedurende het boek groeit hij langzaam op, maar wat vooral goed werkt, is dat hij als verteller van zijn levensverhaal bepaald wat je van zijn dagelijkse gang van zaken te zien krijgt. Lettend op het verstrijken van de tijd sluit het volgende hoofdstuk soms naadloos aan op het vorige, maar regelmatig vindt er ook een grotere tijdsprong plaats. Het knappe is dat deze fragmentarische vertelwijze naadloos aansluit bij waar het in dit boek inhoudelijk om draait: hoe vertel je een verhaal?
Eén van de eerste personen waarbij Sebi inzicht krijgt in wat iemand wil en kan loslaten over zijn leven is Halfbaard. Een vluchteling die in het dorp opduikt met een half verbrand gezicht. De jongen probeert door hem er rechtstreeks naar te vragen achter het verleden van deze vreemdeling te komen, maar hij merkt dat er meer loskomt op een indirecte manier, bijvoorbeeld tijdens een potje schaak. 'Ik wil je iets vertellen, zei hij, zelfs tot twee, drie keer toe, maar uiteindelijk vertelde hij het toch niet, niet echt, hij begon alleen telkens opnieuw en hield dan weer op, zoals ik me voorstel dat je in een oorlog de vijand van verschillende kanten steeds opnieuw aanvalt in de hoop dat er toch ergens een zwakke plek is.'
Halfbaard is slechts één van de personages waardoor Sebi inzicht krijgt in hoe mensen bepaalde gebeurtenissen beleven, maar vooral hoe ze die vervolgens navertellen. De diversiteit van personages en vertellingen is interessant, maar al vrij snel is duidelijk wat dit te maken heeft met het toekomstperspectief van de hoofdpersoon. Daardoor voelen niet alle hoofdstukken uit deze bijna zevenhonderd pagina tellende roman relevant.
Tegelijkertijd is hoe verhalen worden naverteld wel een interessante universele vraag, waardoor deze roman ook een verrassend hedendaags tintje krijgt. Zeker wanneer een deel van de dorpelingen verwikkeld raakt in een politiek steekspel met de huidige heersers van het gebied, krijgen personages te maken met roddel, achterklap, maar ook met bewust verspreide desinformatie. Hoe vatbaar mensen in deze roman kunnen zijn voor bijvoorbeeld sterk aangedikte verhalen over heroïsche daden op het slagveld, doet haast in niets onder voor de manier waarop we in de eenentwintigste eeuw conclusies trekken aan de hand van verschillende informatiebronnen.
Toch stapt de auteur niet in de valkuil om op een moralistische manier deze vergelijking tussen verleden en heden te trekken. In het boek is de wijze waarop verschillende personages bepaalde gebeurtenissen framen een manier om Sebi te laten zien wat dit bij mensen teweegbrengt, zowel op een positieve als een negatieve manier. Uiteindelijk geeft het positieve gevoel van het vertellen van een goed verhaal bij hem de doorslag. En dit is ook precies wat Halfbaard als geheel zo de moeite waard maakt: 'Verhalen bedenken is net liegen, maar op een mooie manier.'
Als tiener was ik een vaste bezoeker van Mallemunt, het zomerfestival van de Beursschouwburg in Brussel, waardoor ik niet enkel een indrukwekkende lijst pop-artiesten aan het werk zag (Gil Scott-Heron, Linton Kwesi Johnson, Ry Cooder,…) maar ook een overvloed kreeg aan gratis theater. Eén van de voorstellingen die ik me nog levendig herinner is de - toen al - immens populaire Jan Decleir die ‘Obscene vertellingen’ van Dario Fo op scene bracht. Vlak voor het optreden barstte een zomers onweer van formaat uit. Velen vluchtten naar overdekte terrassen in de buurt, anderen, zoals ikzelf, zochten een droog onderkomen door op het podium te klauteren. Aan de regen bleek geen eind te komen, uiteindelijk besloot Decleir zijn verhalen te brengen tussen de drenkelingen op het podium. Ik hoorde dus vanop minder dan de eerste rij het ondeugende verhaal van het ‘poezemuizeken’ en verdween in het verhaal. Fo’s, of Decleirs vertellingen waren totaal anders dan de brave verhaaltjes die ik kende van wat ik las van de bib of hoorde van stichtende parabels in de kerk. Dit was ook geen gratuite vetzakkerij, verre van. ‘Obscene fabels’ boorde een nieuwe bron aan van verhalen, die me overhoop gooiden maar me tegelijk dwongen al mijn zintuigen aan te boren om mee te reizen. Dit gevoel overviel me ook met ‘Halfbaard’, mijn introductie tot de Zwitserse auteur Charles Lewinsky, die in het Duits schrijft. Wat een fucking goed verhaal, 600 bladzijden lang! Hoofdpersonage Sebi is de jongste van drie broers, ergens in de 14de eeuw, in de Alpen, wellicht. De lezer moet mee in een realiteit waarin Eeuwige Zaligheid het hoogste goed is, bijbelse logica de wereld regeert en een groot deel van onze huidige kennis en hulpmiddelen nog onbeschikbaar zijn. Sebi’s ambitie is een rondreizend verhalenverteller te worden, en leert bij de aartsspannende finale dat verhalen vertellen verre van vrijblijvend is. In tijden van ‘alternative truths’ en fake news viel het moeilijk om geen links te leggen.
Die Handlung von Der Halbbart ist im frühen 14.Jahrhundert angelegt und der Schweizer Schriftsteller Charles Lewinsky erzeugt auch sprachlich ein Gefühl für die Zeit.
Der Roman wird durch die Erzählperspektive geprägt. Der Erzähler Sebi ist ein naiver Junge, der aber auch manchmal ganz klug und vernünftig sein kann. Er ist fasziniert vom neuen Einwohner der Gegend, dem Halbbart. So wird ein kluger, welterfahrener Mann genannt, dem aufgrund von Brandwunden im Gesicht nur auf einer Gesichtshälfte ein Bart sprießt. Für Sebi ist er ein Quell des Wissens. Erst nach einer Weile erfährt der Leser auch mehr vom Schicksal des Halbbarts.
Es ist ein umfangreicher Roman und die Ironie erinnert mich ganz leicht an Thomas Manns Joseph und seine Brüder. Auch Charles Lewinsky nutzt einen charismatischen Plauderton, allerdings sehr genau ausgeführt, um die Geschichte des Dorfes und seiner Einwohner, des Halbbarts und Sebis und seinen Brüdern zu erzählen. Es ist amüsant, aber es gibt auch ernste Themen. Und am Ende ist es auch eine Coming-of-Age-Geschichte, die Sebis Weg zeigt. Er taugt weder zum Soldat noch zum Mönch. Er ist kein mutiger Junge, aber wenn es darauf ankommt, ist er da und schließlich weiß er, was er will. Es ist eigentlich unmöglich diesen Protagonisten nicht zu mögen.
Dit boek speelt in 1313, wanneer men alles in de wereld probeert te verklaren middels heiligen, de duivel of geesten. De 13-jarige hoofdpersoon Sebi is echter veel te nuchter en te slim voor dat soort verhalen en als de vreemdeling halfbaard opduikt in het dorp weet hij helemaal alles uit te leggen aan de hand van menselijke acties ipv excuses in de vorm van geesten. De gesprekken vol wijsheden tussen halfbaard en Sebi zijn zijn heel scherp en tijdloos en heel goed geschreven. Verder zit het boek bomvol verhalen en leest het als een trein. Wat een aanrader!
Lewinsky is een meesterverteller via de jongen Sebi. De onafgebroken gedachtengangen van deze geven het verhaal een enorme vaart. Bij werkelijk alles heeft hij overpeinzingen, een mening of trekt hij conclusies. Bij momenten is dit echt hilarisch! Sebi´s rijkelijk - christelijk gevormde - verbeelding speelt daarin mee maar zadelt hem ook frequent op met onzekerheden en angsten. Het boek is soms een satire maar bovenal een aanklacht op menselijke kleingeestigheid, achterbaksheid, wreedheid en gevestigde machtsstructuren. Verhalen leiden eigen levens en dienen vaak de verteller.
Zo'n boek dat je het liefst in een keer zou uitlezen. De aard van de mens wordt er perfect in weergegeven: de meeste mensen deugen maar zet ze in groep en je weet niet meer wat je kan verwachten. Heersers en geestelijken worden niet weggezet als nietsontziende monsters, een meer genuanceerd beeld hier in dit verhaal, wat heel waarschijnlijk ook dichter bij de middeleeuwse realiteit aanleunt.
3,5* Een verhalenverteller die een boek schrijft over iemand die verhalenverteller wil worden. Heel wat verhalen dus….. Soms luchtige, soms komische, soms gruwelijke (het speelt zich af in de middeleeuwen). Toch miste ik het gevoel van écht te willen doorlezen. Maar Sebi is een schatje!
Lange bin ich darum herumgeschlichen, jetzt ist es mein letztes Buch 2020. Eine Geschichte voller Geschichten, die wie eine Legende klingt. Die Legende vom Halbbart.
Aanrader voor wie nog eens een historische roman wil lezen. Het speelt hem af in de 14de eeuw in een dorpje aan de voet van de Alpen. De verteller is Sebi en via hem komen we te weten wie de mysterieuse halfbaard is. Dat is maar een deel van het verhaal. Het gaat voornamelijk over welke impact roddels en geruchten hebben op de relatie tussen dorpsbewoners en een nabijgelegen klooster. Lewinsky schrijft zeer boeiend en doorweeft zijn verhalen met parallellen naar onze huidige tijd.