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FRAUEN LITERATUR: Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt

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»Banal, kitschig, trivial« - wenn wir Schriftstellerinnen weiter abwerten, verpassen wir das Beste!

Sollte das Geschlecht des Schreibenden eine Rolle spielen bei der Lektüreauswahl? Natürlich nicht, würden wohl die meisten sagen. Und doch werden literarische Werke von Frauen seltener verlegt, besprochen und mit Preisen versehen. Das muss ein Ende haben. Nicole Seifert liefert das Buch zur Debatte - klug, fundiert und inspirierend.

Banal, kitschig, trivial - drei Adjektive, mit denen das literarische Schaffen von Frauen seit Jahrhunderten abgewertet wird. Während Autoren tausende von Seiten mit Alltagsbeschreibungen füllen und dafür gefeiert werden, wird Schriftstellerinnen, die Ähnliches unternehmen, Befindlichkeitsprosa vorgeworfen. Nicole Seifert ist angetreten, die frauenfeindlichen Strukturen im Literaturbetrieb aufzuzeigen. Denn von vielen von Frauen verfassten Büchern hören wir erst gar nicht, weil Zeitungs-, Radio- und Fernsehredaktionen und noch davor Buchverlage eine entsprechende Vorauswahl treffen. Vom Deutschunterricht bis zum Germanistikstudium ist der Autorinnenanteil noch immer verschwindend gering, und so lernen wir von Anfang an: Was literarisch wertvoll ist, stammt von Männern. Nachdem Nicole Seifert drei Jahre lang ausschließlich Literatur von Frauen - Klassiker wie Zeitgenössisches, Bekanntes wie Unbekannteres - gelesen hat, ist klar: Die vielbeschworene »Qualität« ist nicht das Problem. Im Gegenteil: Wir verpassen das Beste, wenn wir in unseren Bücherregalen nicht endlich eine Frauenquote einführen.

224 pages, Hardcover

First published September 9, 2021

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Nicole Seifert

41 books27 followers

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Displaying 1 - 30 of 157 reviews
Profile Image for Elena.
1,032 reviews415 followers
October 9, 2021
"Auch als Multiplikator*in, als Buchhändler*in und selbst als Leser*in hat man die Wahl: Wem möchte man seine Aufmerksamkeit schenken, auf wen die Aufmerksamkeit lenken, wen mit seinem Geld unterstützen? Es ist keine Entscheidung gegen die Bücher von Männern, es ist eine Entscheidung für die Bücher von Frauen, von LGBTQ-Autor*innen aller Geschlechter, für Schwarze Autor*innen und Autor*innen of Color." - Nicole Seifert, "FRAUEN LITERATUR: Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt"

Gute Sachbücher gibt es ja wie Sand am Meer, dieses hier ist aber tatsächlich wie ein seltener Bernstein, den man entdeckt, einsteckt und sich noch lange darüber freut. Nicole Seifert hat ein Buch über Misogynie in der Literaturbranche geschrieben und mich damit von Anfang bis Ende begeistern können. Sie zeigt auf, wie Literatur von Frauen immer noch in Kritiken abgewertet wird, wie sie in die Unterhaltungs-Ecke getrieben wird und selten bis nie in den relevanten Literatur-Kanons vertreten ist. Außerdem geht Nicole Seifert den Fragen auf den Grund, ob es eigentlich "weibliches" Schreiben gibt, mit welchen Themen sich Autorinnen häufig in ihren Büchern auseinander setzen - und warum diese Themen dann sogleich als trivial und unbedeutend gelten.

Einige haben jetzt sicher schon das Argument auf der Zunge, sie würden ja nur danach lesen, was sie interessiert, ganz unabhängig vom Geschlecht, es gehe nur nach Qualität und nicht darum, ob das Buch nun ein Mann oder eine Frau geschrieben hätte. Kleiner Spoiler: It's a trap. Für euch ist dieses Buch vielleicht vor allem da - lest es unbedingt! Und dann lasst uns alle gemeinsam unser Leseverhalten überdenken und verändern, denn es beginnt, wie das Zitat am Anfang dieser Rezension treffend beschreibt, schon bei uns Leser*innen. Ich habe natürlich gleich mal angefangen und meine bisher gelesenen Bücher dieses Jahr untersucht: Auf insgesamt 145 bis dato gelesene Bücher kommen 109 Bücher von Frauen und gerade einmal 2 von non-binären Autor*innen. Da gibt es definitiv Verbesserungsbedarf.

Auf dass zukünftige Generationen nicht mehr - wie ich - nur Bücher von alten weißen Männern im Deutschunterricht lesen. Und vor allem darauf, dass es in 20 Jahren nicht noch einmal so ein augenöffnendes Buch wie dieses braucht. Ich möchte, dass wir von Literatur sprechen können und dabei nicht nur an Männer, sondern an alle Menschen denken.

Es gibt noch viel zu tun - Nicole Seiferts Sachbuch "FRAUEN LITERATUR: Abgewertet, vergessen, wiederentdeckt" gibt einen großen Schubs in die richtige Richtung. Meine Leseliste ist jetzt noch besser gefüllt als vorher und ich spreche eine riesige Empfehlung für alle aus!
Profile Image for Till Raether.
408 reviews222 followers
August 23, 2021
Dank Nicole Seifert und Magdalena Birkmann lese ich inzwischen hauptsächlich Bücher von Frauen, kaum ein Impuls hat mich in den letzten Jahren als Leser und Autor mehr bereichert. Das fing mit Nicoles Tweets und ihrem Blog nachtundtag.blog an und hat sich dann für mich verselbständigt.

Mir gefällt sehr gut, wie sie hier über Literatur von Frauen* schreibt. Sachlich und persönlich, mit interessanten Beispielen, ohne jedes Geschwafel, elegant und liebevoll formuliert, mir hat das Buch rundum Freude gemacht. Ich werde es künftig an viele Menschen verschenken, die gern lesen, aber denen immer nur schreibende Männer einfallen.

*auch diese Begrifflichkeit klärt sie schlüssig und transparent

(Disclaimer: Ich habe einen kurzen Blurb beigesteuert und moderiere eine Veranstaltung mit Nicole zu diesem Buch.)
Profile Image for Buchdoktor.
2,364 reviews187 followers
October 14, 2021
Der entsetzte Ausruf in einer Buchhandlung „Wenn ich gewusst hätte, dass P. D. James eine Frau ist, hätte ich das Buch doch nicht gekauft“, hat nichts an Aktualität eingebüßt. Die Überzeugung, dass hauptsächlich Männer ernstzunehmende Literatur verfassen, ihr Stil, ihre Themen und Sichtweisen die einzig relevanten seien, scheint nur schwer auszurotten zu sein.

2018 war in der Buch-Bubble der Sozialen Medien die Kritik nicht zu mehr zu überlesen, dass in Deutschland vergleichsweise weniger Bücher von Frauen verlegt und rezensiert werden, obwohl Autorinnen weder weniger noch schlechter schreiben als Autoren. Das Projekt der Uni Rostock #Vorschauenzählen durch Nicole Seifert & weitere Helferinnen brachte es an den Tag: es gibt deutsche Verlage, die nahezu ausschließlich Romane männlicher Autoren veröffentlichen, obwohl Umsätze im Buchhandel noch immer dominant von Kundinnen getätigt werden. Literaturgeschichten der 90er aus verschiedenen Ländern enthalten laut Seifert nur 10% Autorinnen, 30 Jahre später sind es bereits 18%.

Nicole Seifert hat sich bereits einige Jahre lang mit zu Unrecht vergessenen Autorinnen befasst und kritisiert mit „Frauen Literatur“ den einseitig männlich geprägten Literatur-Kanon in Deutschland. Lehrpläne und Leselisten können eben nur die Literaturkenntnisse ihrer Herausgeber abbilden. Die Autorin beschreibt den Einfluss von Schaltstellen, an denen über die Zukunft von Romanmanuskripten entschieden wird: ob und in welcher Ausstattung sie verlegt, im Feuilleton rezensiert oder für spätere Generationen archiviert werden. Wer verlegt und rezensiert, entscheidet bei der Auswahl über die Relevanz eines Texts. Die üblichen Relativierungen der Schieflage lässt sie dabei nicht gelten, dass Frauen in vorigen Jahrhunderten weniger geschrieben hätten als Männer und dass Verlage ausschließlich nach der Qualität verlegter Texte entscheiden. Lange vergessene Autorinnen werden in Deutschland durchaus neu vermarktet, nachdem deren Bücher zuvor im Ausland erfolgreich verkauft wurden. Wirtschaftlicher Erfolg ändert allerdings nichts daran, dass Frauen als Kundinnen ihre Lektüre vielfältiger und diverser auswählen, während männliche Leser deutlich weniger interessiert sind an der Perspektive von Autorinnen.

Kurz und gar nicht gut: an Wegkreuzungen, an denen über den möglichen Erfolg eines Romans entschieden wird (Verlag, Feuilleton, Archivierung), ziehen Autorinnen in Deutschland zu häufig den Kürzeren. Ein Roman wird seltener verlegt, rezensiert und archiviert, wenn er von einer Frau stammt, das Debüt einer jungen Autorin ist und dazu noch weiblichen Alltag abbildet. Seifert legt hier den Finger in die offene Wunde frauenfeindlicher Literaturkritik, in der es bei Autorinnen offenbar stärker um Alter, Frisur oder Familienstand zu gehen scheint als um den Text. Margaret Atwood beklagte diese offene Herablassung gegenüber Autorinnen durch Reduzierung auf ihr Geschlecht schon in den 60ern des vorigen Jahrhunderts. Seitdem hat sich rein gar nichts geändert, wenn man Rezensionen der Romane von Deniz Ohde, Karen Köhler oder Inger-Maria Mahlke auf ihre unverhohlene Frauenfeindlichkeit betrachtet.

Die ernüchternde Bilanz des #Vorschauenzählens hat mich daran erinnert, dass in den 70ern in Deutschland meterweise Literatur von und über Frauen aus aller Welt verlegt wurde, teilweise jedoch in so schlechter Papierqualität, dass Uralt-Feministinnen ihren Enkelinnen kaum noch etwas davon vererben können. Die Frage, was in welcher Qualität verlegt wird, damit es überhaupt archiviert werden kann, ist demnach hoch aktuell.

Über das Verschwinden und Verstummen von Autorinnen schreibt Nicole Seifert knapp und leicht lesbar.
Profile Image for Kathrin Passig.
Author 51 books476 followers
February 1, 2023
Seltsame Leseerfahrung. Einerseits habe ich daraus kaum was Neues erfahren, ich wusste alles schon von Twitter. Vor zehn Jahren wusste ich das noch nicht, hätte mich aber vermutlich auch geweigert, dieses Buch zu lesen (oder den Anfang gelesen und es nicht überzeugend gefunden). Vor fünf Jahren wäre vermutlich der richtige Lesezeitpunkt für mich gewesen. Aber da gab es das Buch ja noch nicht.

Hat jetzt mit diesem Buch nicht direkt was zu tun, ich will es nur mal irgendwo dokumentieren: 2019 habe ich angefangen, möglichst nur Bücher von Frauen zu lesen, zum Ausgleich für das von Goodreads unbarmherzig dokumentierte Ungleichgewicht, das bei mir noch krasser ist als bei Nicole Seifert, eher so 90% männliche Autoren bis dahin. Das war einerseits genau so ergiebig und interessant, wie sie es beschreibt. Andererseits musste ich dafür auch meine Erwartung an Bücher umbauen, und dieser Umbau ist noch nicht abgeschlossen. Was ich eigentlich lange Zeit wollte und oft immer noch will, sind Bücher, die genau wie die von mir bevorzugten Männerbücher sind, nur eben von Frauen. Das gibt es selten, und ich weiß bisher nicht, ob das a) ein Findeproblem ist, b) eine Lücke im Angebot oder c) ein Wunsch, der aus albernen Vorstellungen über die Welt entspringt ("Interessante Themen: Krieg und Polarforschung und Schraubenschlüssel der richtigen Größe. Nicht so interessante Themen: 'dieses Buch erzählt die epische Geschichte von Frauen aus drei Generationen, die bla'") und eines Tages vielleicht auch noch vergeht.
Profile Image for Ellinor.
759 reviews360 followers
February 16, 2022
Als ich einmal in der Oberstufe nach meinen Lieblingsbüchern bzw. -autoren gefragt wurde, konnte ich fast ausschließlich Männer bzw. Werke von Männern nennen. Die einzigen Ausnahmen waren Autorinnen von Kriminalromanen oder Kinderbüchern, bei den Klassikern kannte ich im deutschsprachigen Raum fast nur Annette von Droste-Hülshoff, im englischsprachigen Raum sah es ein wenig besser aus. Damals begann ich mich zum ersten Mal zu fragen, ob es denn wirklich nicht mehr anspruchsvolle Literatur gäbe und wenn ja, welche Werke ich lesen könnte.
Ganz ähnlich ging es Nicole Seifert, die mit FRAUEN LITERATUR nun ein ganz hervorragendes Werk zu diesem Thema geschrieben hat. Warum gibt es so wenig Literatur von Frauen? Wieso wird "Frauenliteratur" immer noch abgewertet? Und was kann gegen diese Tendenzen getan werden?
Anhand anschaulicher Beispiele gibt Nicole Seifert Antwort auf alle diese Fragen. Sie zeigt, wie Frauen seit Jahrhunderten strukturell vom Literaturbetrieb abgeschottet wurden. Wurden ihre Werke doch veröffentlicht, so kritisierten selbst die Förderer dieser Autorinnen sie.
Äußerst interessant ist auch die Beschreibung, dass sich selbst heute noch vieles nicht groß geändert hat. Noch immer erhalten Autorinnen deutlich weniger Aufmerksamkeit als ihre männlichen Kollegen und müssen sich viel stärkere Kritik gefallen lassen. Ich möchte sogar behaupten, dass viele als große Literatur gefeierte Texte auch heute noch niemals veröffentlicht worden wären, hätte sie eine Frau geschrieben.
FRAUEN LITERATUR ist ein sehr lesenswertes Buch, das ich nur jedem ans Herzen legen kann. auch wenn ich nicht so radikal bin wie Nicole Seifert und nur noch Bücher von Autorinnen lese, so versuche ich doch, meinen Fokus auf mehr weibliche Literatur zu legen - aus dem ganz einfachen Grund, dass mich diese oft viel mehr ansprecht als männliche Literatur.
Profile Image for Sarah Raich.
Author 5 books26 followers
September 11, 2021
Done. Habe Frauen Literatur gerade beendet. Und ja, es ist das, was "alle" sagen: unausweichlich, klar, schonungslos, kühl und brilliant argumentiert. Lest es einfach selbst :-)
Profile Image for Mira123.
669 reviews10 followers
October 16, 2021
Meine liebe kleine Gemeinde an Bücherfreund:innen, die diese Rezension liest: Holt euch dieses Buch uns lest es. Tut es einfach und dankt mir später dafür.

Als mir der Verlag die ersten Informationen zu diesem Buch schickte, war ich sofort angefixt. Ihr könnt alle erahnen, wie viel Platz Literatur in meinem Leben einnimmt. Und da ich mich selbst als Feministin betrachte, ist mir auch bewusst, dass die Buchbranche leider bis heute ein eher männlich geprägtes Feld ist. Vor allem, wenn man auf die sogenannte "Hochliteratur" blickt. Und auch das, was man uns als Klassiker verkauft, sind meistens Bücher von Männern und oft über Männern. In meiner Schulzeit hat es keine einzige Frau auf die Liste der Klassenlektüren geschafft. Auf der Uni war das dann schon ausgeglichener: Hier durfte ich Margaret Atwood kennenlernen, Murasaki Shikibu, Sylvia Plath, Virginia Woolf,... Aber ich weiß, dass das nicht bei allen Literaturstudent:innen vor mir der Fall war und das Geschlechterverhältnis auch stark von den Professor:innen abhängig ist, die die Leselisten zusammenstellen.

Nicole Seifert beschäftigt sich in diesem Buch mit genau diesem Problem und stellt sich die Frage, warum das so ist und was an den Argumenten, die dafür genannt werden, eigentlich dran ist. Sind von Frauen geschriebene Bücher wirklich schlechter als die von Männern? Sind ihre Themen langweiliger? Schreiben sie wirklich nur für Frauen? Oder ist das vielleicht doch Sexismus, dieser alte Quälgeist?
Seifert schreibt hier über den aktuellen Literaturbetrieb und über das Bildungssystem, aber auch über vergangene Epochen. Sie bespricht Strukturen, die Frauen das Schreiben und Veröffentlichen schwer gemacht haben und es teilweise immer noch tun und geht auf einzelne Autorinnen und ihre Werke ein.

Ihr müsst aber keine Angst haben, dass dieses Buch einfach nur eine total trockene Analyse ist, denn das ist nicht der Fall. Dieses Sachbuch ist unterhaltsam, manchmal lustig, immer spannend. Meine Meinung nach sollte man etwas Vorwissen über Literatur mitbringen, zumindest war ich froh darüber. Allerdings ist dieses Buch jetzt auch nichts, vor dem man als interessierte Laie zurückschrecken muss. Der Stil ist nicht so kompliziert wie der vieler anderer Sachtexte, deswegen solltet ihr auf jeden Fall mal versuchen, ob ihr reinkommt.

Mein Fazit? Für mich gehört dieses Buch ganz klar zu meinen Jahreshighlights. Lest es. Alle.
Profile Image for Leonie.
64 reviews15 followers
October 17, 2021
Sehr aufschlussreich & wichtiges Buch zu »Frauenliteratur« bzw. dem Nichtlesen von Frauen, schön und kurzweilig zu lesen.

Was mir persönlich beim Lesen aufgefallen ist: Für mich ist eine Art Distanz beim Lesen vorhanden. Das ist deswegen, weil klar wird, dass die Autorin aus einem anderen Milieu/Schicht stammt. Was sich dann darin niederschlägt, dass man sich als Frau so fühlt, wie wenn man Bücher von Männern liest. Zum Beispiel werden die Buddenbrooks ganz zu Beginn erwähnt, wusste erst vor ein paar Monaten dass es dieses Buch gibt bzw. dass es anscheinend Relevanz hat.

Was mir noch aufgefallen ist: Hengameh Yaghoobifarah wird in dem Buch mit andern Frauen aufgeführt, im nächsten Satz unter »Autorinnen« zusammengefasst. In dem Wikipedia-Eintrag steht allerdings »Hengameh Yaghoobifarah ist eine deutsche nichtbinäre Person«. Passt also leider nicht ganz.
Profile Image for Carla.
1,025 reviews134 followers
February 6, 2022
Wahnsinnig gut und wahnsinnig wichtig! Es war aufwühlend, weil es viele Misstände aufdeckt, die einem einfach schon längst hätten auffallen müssen. Gerade was die Schullektüren und die Seminare im Literaturstudium angeht, frage ich mich, warum mir noch nie aufgefallen ist, dass dort hauptsächlich bzw. überwiegend Autoren und kaum Autorinnen besprochen werden. Wirklich traurig und etwas, das mich wütend macht.

Ich werde die Leseliste, die im Buch enthalten ist, auf jeden Fall durcharbeiten!
Profile Image for Clarissa.
695 reviews20 followers
July 22, 2025
Ein sehr interessanter Einblick in die Welt des Publishing und die Literatur aus feministischer Sicht. Vor allem die immer wieder reproduzierte Aussage, dass kaum Frauen im aktuellen Kanon vertreten sind, weil sie eben nicht so gut schreiben wie weiße Männer, wird sehr sachlich und schlüssig widerlegt. Auch der Versuch, intersektional an das Thema zu gehen, ist löblich, auch wenn es insgesamt relativ weiß und cis und europäisch bleibt.
Profile Image for Melanie Schneider.
Author 9 books93 followers
October 9, 2021
Wie kann man Literatur, die nicht von Männern stammt, im Bewusstsein der Gesellschaft aufwerten, wie sie in Erinnerung bewahren und wiederentdecken, was verloren ging?

Mit scharfem Blick analysiert Nicole Seifert die Prozesse im Literaturbetrieb, führt Beispiele an; positive wie negative.

Sie möchte ein Bewusstsein dafür schaffen, wo die Schieflage anfängt, wo sie sich verankert und wie sie sich auswirkt.

Sie möchte nicht, dass Verantwortliche gesucht werden für die Zustände. Denn diese existieren seit so vielen Jahren, dass davon keine*r mehr lebt.

Aber sie möchte zu einem Umdenken bewegen. Einem Prozess, in dem ich mich schon seit einigen Jahren befinde. Und das mir mit dieser Lektüre noch einmal neue Impulse geben konnte.
Profile Image for Mondperle.
108 reviews20 followers
April 22, 2024
Ein Buch, das mich mal wieder wütend gemacht hat. Sexismus ist so ne Grütze. Gut, dass es dieses Buch gibt.
176 reviews6 followers
February 21, 2025
Ich überleg eigentlich seit das Buch erschienen ist, ob ich es lesen soll, weil ich einfach nicht sicher war, ob es sich lohnt. An neuem Wissen hab ich auch nicht viel mitgenommen, aber dafür umso mehr an Motivation. Das Buch ist auch einfach sehr gut geschrieben, Nicole Seifert erklärt Zusammenhänge total einleuchtend und auch spannend. Nur länger und etwas ausführlicher hätte es von mir aus sein können. Auf jeden Fall eine absolute Empfehlung!
Profile Image for Nina.
185 reviews3 followers
Read
May 13, 2025
Nicole Seifert 🤝 Ich
Profile Image for Lucie.
32 reviews1 follower
March 13, 2025
Uneingeschränkte Einstiegs-Leseempfehlung für alle, die sich auch nur ein bisschen für Literatur und den Kulturbetrieb an sich interessieren. Vor allem männliche Leser können hier über die strukturelle Benachteiligung von Autorinnen in der Kanonbildung und im gegenwärtigen Literaturgeschäft lernen. Und auch als Person, die schon viel über das Thema weiß, sind noch einige Inspirationen für die nächste Lektüre mitzunehmen. Ich werde jetzt so schnell wie möglich das nächste Buch von Nicole Seifert lesen!
Profile Image for Teresa.
168 reviews10 followers
January 19, 2022
Sehr interessante, kluge Zusammenfassung über Frauen in der Literatur. Nicole Seifert sammelt viele Gründe für das Fehlen von Autorinnen in Bücherregalen, Schulen, Verlagen, etc., erklärt wie das zustande kommen konnte, und wie wir es ändern können.
Wirklich neu war mir vieles davon nicht, aber es einmal so aufgearbeitet und klar strukturiert zu lesen, hat mich beeindruckt. Ich möchte definitiv expliziter Literatur von Autorinnen, sowie von queeren und LGBTQIA* Autor*innen lesen.
Profile Image for Kaddymeh.
17 reviews
October 21, 2021
Habs quasi eingeatmet, so interessant fand ichs. Dennoch kein "kurzes" Vergnügen, da die Lektüre meine Lesewunschliste jetzt komplett zum explodieren bringt
Profile Image for Huhn.
276 reviews7 followers
June 18, 2024
Vor einiger Zeit habe ich Joanna Russ' Essay "How to Suppress Women's Writing" von 1983 gelesen. Russ stellt darin anhand zahlreicher Beispiele eine Reihe von Methoden fest, mit deren Hilfe schreibende Frauen systematisch kleingehalten werden - von Seiten der Verlage, der Kritik, von Jurys, die Preise vergeben, jenen, die für die Erstellung von Lesekanons zuständig sind und letztlich den einzelnen Lesenden selbst.

Nicole Seiferts Essay "Frauen Literatur" knüpft gewissermaßen daran an, indem sie die bei Russ festgestellten systemischen Probleme anhand von aktuellen Beispielen auch in unserer Zeit und im deutschsprachigen Raum (und immerhin angeschnitten für nicht-weiße Autorinnen) feststellt. Das war durchaus mit Gewinn zu lesen, aber ich denke, dass die vorhergehende (oder darauffolgende) Lektüre von Russ fast Pflicht ist, denn Russ empfand ich als deutlich systematischer und vollständiger in ihrer Argumentation.

Zudem bringt Joanna Russ neben ihrer Sicht als Literaturwissenschaftlerin, die sich mit dem klassischen Bildungskanon bestens auskennt, auch ihre Expertise als als Science-Fiction-/Fantasy-Autorin und -Leserin mit in ihre Texte. Die wiederum fehlt mir hier ziemlich. Dezidiert darauf verwiesen, dass es eine Tradition feministischer dystopischer Literatur gebe, wird lediglich an einer Stelle (und hier wird das unschöne Wort fantastischer geschickt durch ein viel wohlklingenderes ersetzt). Nur wenige Autorinnen dieser Genres werden genannt. Joanna Russ dabei nur ihres oben genannten Essays wegen, ihre reiche Tätigkeit als Autorin wird unterschlagen. Die Horrorgeschichte "Die gelbe Tapete" gewinnt nur an Wert, indem sie aus ihrem Genre gelöst wird: "Charlotte Perkins Gilman arbeitet mit den Mitteln der Horrorgeschichte, und als solche wurde sie bei ihrem ersten Erscheinen auch gelesen. Erst nach Gilmans Wiederentdeckung im zwanzigsten Jahrhundert wurde gewissermaßen das Muster dahinter erkannt: Hier geht es um die Rolle der Frau in der Gesellschaft [...]." (S. 108) Dass Gilmans Geschichte ihren Horror aus eben jener Rolle der Frau in der Gesellschaft schöpft, genau deswegen nicht nur mit den Mitteln eines solchen arbeitet, sondern in genau dieses Genre einzuordnen ist und trotzdem überaus lesenswert sein könnte, scheint nicht vorstellbar zu sein. Ich sehe durchaus Parallelen zwischen den Methoden, mit denen schreibende Frauen marginalisiert werden und jenen, mit denen die Phantastik systematisch abgewertet wird und da bekleckert sich dieses Buch auch nicht gerade mit Ruhm, indem es solche Tendenzen unreflektiert übernimmt.

Die angehängte Leseliste ist spannend (auch wenn ich den Teufel tun werde, ein Buch zu lesen, das sinngemäß als eine vom Humor befreite Effie Briest vorgestellt wurde und sei es noch so sehr von einer Frau geschrieben xD). Das in eine Reihe mit LeGuin und Atwood gestellte "Miroloi" von Karen Köhler habe ich mir nach der Lektüre dieses Buches hier aus der Bibliothek geholt und gelesen. Mehr dazu in einer eigenen Review, allerdings möchte ich anmerken, dass ich das in der Leseliste empfohlene "Freie Geister" von LeGuin durch "Die Gräber von Atuan" ersetzt hätte, das, wie ich vermute, weitaus mehr Parallelen zu Miroloi aufweist als ein utopischer (und nicht dystopischer!) Roman mit einem Mann in der Hauptrolle.

Die Quellennachweise fand ich schwer benutzbar, da hätte ich mir einfach Fußnoten oder wenigstens reguläre Endnoten gewünscht.

Alles in allem ist das Buch jedoch mit Gewinn zu lesen, insbesondere in Verbindung mit dem älteren Essay von Joanna Russ. Schade, dass (wie ich den Rezensionen hier auf Goodreads entnehme) fast nur Frauen das Buch in die Hand zu nehmen scheinen.
Profile Image for Jan ☀️.
46 reviews16 followers
November 11, 2025

Zugegebenermaßen bin ich kein Mensch, der gerne Literatur liest. Sachbücher und politische Werke sind eher mein Fall. Daher erwartete ich in dem Buch eine sachliche Auseinandersetzung mit der sogenannten Frauenliteratur. Schon zu Beginn erklärt die Autorin, warum auf dem Cover das Wort Frauen durchgestrichen ist – weil es keine „Frauenliteratur“ gibt. Es gibt Literatur, die von Frauen geschrieben wird, so wie es Literatur gibt, die von Männern geschrieben wird. die Bezeichnung Frauen Literatur funktioniert laut Autoren ähnlich wie die Unterscheidung zwischen Fußball und Frauenfußball. Man kann von mir aus behaupten, dass der Männerfußball qualitativ hochwertiger ist, weil er aggressiver, schneller und stärker ist. Aber was ist eigentlich die Begründung für die Bezeichnung Frauenliteratur?

Die Autorin erkennt zurecht, dass die Markierung von allem, was aus der Feder einer Frau stammt, als etwas Eigenes, Nebensächliches, fast Nischenhaftes, das nicht egalitär die große Bühne einnehmen darf.

Ein paar Zahlen aus dem Buch halfen mir, das Ganze einzuordnen:

„ [Eine Studie] die im Monat März 2018 über 2.000 Rezensionen aus 69 deutschen Medien (Print, Hörfunk und TV) sozialwissenschaftlich auswertete […] kam zu dem Ergebnis, dass Bücher von Männern doppelt so häufig besprochen werden wie Bücher von Frauen – und nicht nur häufiger, sie bekommen auch mehr Raum. Eine besonders aufschlussreiche Zahl: Männliche Rezensenten besprechen zu drei Vierteln Bücher von Männern und nur zu einem Viertel Bücher von Frauen. Die Rezensentinnen dagegen besprechen in ausgewogenem Maße Bücher von Männern und Frauen. Auch hier zeigt sich also: Was Frauen schreiben, scheint speziell an Frauen gerichtet zu sein, was Männer schreiben, rezipieren dagegen alle. Die Studie attestiert dem Literaturbetrieb ›ein strukturell nachweisbares, geschlechterbezogenes Bias, eine Voreingenommenheit‹. Das deckt sich mit den Ergebnissen anderer europäischer und internationaler Studien zu Geschlechterverhältnissen im Medienbetrieb.“

Die Autorin gewährt außerdem Einblicke in die Arbeitswelt der kreativen Klasse generell und der Autorinnen und Autoren im Speziellen. Sie zeigt, wie dort soziale Kontakte, Empfehlungen und die Aufnahme in sogenannte Kanons über Erfolg und Sichtbarkeit entscheiden. Dabei kann es schnell passieren, dass eine Autorin übersehen oder sogar unsichtbar gemacht wird, was einem Mann deutlich seltener passieren kann.

Anhand vieler historischer und aktueller Beispiele zeigt sie, wie zahlreiche geniale Werke nicht die Aufmerksamkeit bekamen, die ihre männlichen Mitstreiter erhielten. Der Untertitel des Buches lautet abgewertet, vergessen und wiederentdeckt – verweist auf die historische Entwicklung in den Industrieländern. Denn viele weibliche Werke, die es nun mal gab – wenn auch seltener – haben nie die Aufmerksamkeit ihrer Zeitgenossen erhalten und wurden dementsprechend vergessen. Wobei die Autorin den Begriff vergessen für unpassend hält, da Vergessen etwas Passives sei, während sie argumentiert, dass diese Werke bewusst ignoriert wurden.

Denn die weibliche Perspektive hielt der Gesellschaft schon immer einen Spiegel vor. Frauen gaben sich selbst eine Stimme – und das war oft schon verstörend für eine Gesellschaft, die genau das nicht wollte. Besonders eindrucksvoll schildert die Autoren das Beispiel von Charlotte Perkins Gilmann, deren Arzt einst das Denken und Schreiben verbot, um ihre angebliche Hyterie zu heilen sie sollte nicht mehr sich mit großen Themen beschäftigen sondern nur mit Haushalten und Alltag. Gilmann verarbeitete diese Erfahrung später in ihrem berühmten Werk „The Yellow Paper“ (die gelbe Tapete), das zu ein Klassiker der Weltliteratur wurde.


Der Untertitel wiederentdeckt betont aber auch, dass wir heute in einer Zeit leben, in der Frauen selbstbewusster denn je auftreten, Konventionen brechen, laut sind und den Status quo verändern wollen. Die Autorin zeigt zum Beispiel, dass im Jahr 2021 mehr als ein Drittel der Rezensionen in deutschen Kulturressorts großer Zeitungen Werke von Autorinnen behandeln. Auch gingen in diesem Jahr viele Buchpreise an Autorinnen.

Schwierig war das Buch für mich als literarisch nicht interessierten Laien, weil viele Anekdoten und Referenzen auf mir unbekannte Autorennen verwiesen. Ich habe die Erwartung gehabt, dass man nüchterner, sachlicher und analytischer das Thema angegangen ist, was nicht gänzlich erfolgt ist. Das bedeutet keineswegs dass ich das Buch nicht Genuss da ich viele Einblicke gewann, vor allem durch die Erfahrungsberichte und Beispiele mit den ich normalerweise weniger beschäftigen würde

Was mich an manchen Stellen gestört hat, waren klassische linksliberale Narrative – etwa die Behauptung, der Markt sei übersättigt von männlichen, weißen, heterosexuellen Perspektiven, und man brauche nun weibliche, schwarze, homosexuelle Perspektiven. Oder die Behauptung der Markt sei von Männern übersättigt, man müsse nur zwei Bücher lesen, und alles Weitere wiederhole sich. Diese Aussage sehe ich kritisch, auch als Laie. Ich erinnere mich an meinen Deutschunterricht in der Oberstufe, wo meine Lehrerin immer sagte, dass in jedem Werk nicht der Autor selbst spricht, sondern das lyrische Ich. Die Gleichsetzung von Werk und Autor geht für mich am Kern von Literatur vorbei.

Ja, persönliche Einflüsse und Erfahrungen spielen eine nicht zu vernachlässigende Rolle. Und natürlich können Frauen Perspektiven einbringen, über die viele Männer gar nicht nachdenken. Aber dieses Spiel kann man ewig weitertreiben: Ein Postbote kann Perspektiven einbringen, die ein Autor aus Berlin-Charlottenburg nie sieht. Ein attraktiver Mann kann Perspektiven haben, die ein weniger attraktiver Mann nicht hat. Diese binäre Einteilung – als gäbe es nur einen Faktor, der eine Perspektive bestimmt – finde ich schwierig.

Es gibt viele Gründe, warum wir mehr Frauen in der Literatur brauchen. Aber die einfache Erzählung, dass Männer nichts Neues mehr zu sagen hätten, halte ich für zu simpel. Als zugespitztes Argument in einer Diskussion kann das funktionieren, um ein Problem zu verdeutlichen. In einem Buch erwarte ich aber differenziertere und präzisere Formulierungen.

Sehr schön fand ich dagegen eine Stelle, in der die Autorin erklärt, dass sie bewusst keine männlichen Autoren mehr liest, sondern gezielt nur noch Werke von Frauen: „Es ist nicht so, dass ich mich gegen Männer entscheide, sondern dass ich mich bewusst für Frauen entscheide.“ Diese Formulierung fand ich sehr schön und präzise. Davon hätte ich mir mehr gewünscht.

An anderen Stellen wiederum benutzt die Autorin Rezensionen von männlichen Kritikern über weibliche Werke, um zu zeigen, dass viele Männer dazu neigen, Bücher von Frauen abzuwerten – nur, weil sie von Frauen stammen. Dennoch bleibt dieser Vorwurf oft unbegründet. Bis auf die teilweise harsche Sprache der Rezensenten liefert sie keine eindeutigen Belege dafür, dass die Kritik per se sexistisch sei. Nicht, dass Sexismus keine Rolle spielt – aber mit so großen Begriffen wie Sexismus, Rassismus oder Homophobie sollte man vorsichtig umgehen. Wenn man sie zu oft ohne klare Begründung benutzt, droht ihre Bedeutung verloren zu gehen.

Im Großen und Ganzen ist das Buch sehr interessant. Es hat mir, trotz meiner geringen Vorkenntnisse, die Augen geöffnet für Machtstrukturen in der kreativen Szene und die Herausforderungen, denen weibliche Autorinnen damals wie heute begegnen. Dennoch hätte ich mir mehr Abstraktion statt anekdotischer Beispiele und etwas mehr Hintergrundwissen gewünscht, das mir geholfen hätte, die Lage von Autorinnen besser einzuordnen. Der Fokus lag vor allem auf Deutschland, England und den USA – interessant wäre für mich auch, wie die Akzeptanz für Frauen als kreative Köpfe weltweit aussieht.

Ein guter Einstieg in das Thema – drei von fünf Sternen.
Profile Image for Letterrausch.
302 reviews22 followers
January 31, 2023
Mhm ja, das Thema dieses Buchs ist ein weites Feld. Und klar, die Grundthese führt Seifert ja auch immer wieder vor Augen: Es ist Literatur von Männern, die in der Presse besprochen wird. Literatur von Männern, die gelehrt wird. Literatur von Männern, die im Kanon landet. Und damit eben auch vor allem die Literatur von Männern, die die Jahrhunderte überlebt. Vor diesem Hintergrund ist es natürlich essentiell, daran zu arbeiten, diese Strukturen aufzubrechen und all die nicht gehörten/gelesenen Stimmen ans Licht zu bringen. (Was für ein Schatz, der uns da noch erwartet!)

In meinem eigenen Leseleben (ich bin eine Frau) spiegeln sich diese Thesen allerdings so überhaupt nicht. Ich lese einzig aus Interesse. Trotzdem komme ich auf zwei Drittel weibliche und ein Drittel männliche Autoren - ohne jegliche Mühe aufzuwenden. Und oftmals, ohne überhaupt festzustellen, ob jemand Männlein oder Weiblein ist (wie im Fall R. F. Kuang).

Als nächstes fände ich es also interessant, mal zu betrachten, wieso sich diese obige These immer noch so wacker halten kann, obwohl so viele im Literaturbetrieb Frauen sind: Die Konsumentinnen eh, die Buchhändlerinnen, die Bibliothekarinnen und auch die Produzentinnen. Ganze Genres werden ja zu großen Teilen nicht nur von Frauen gelesen, sondern auch geschrieben. Klar, wir sind dann wieder bei der Unterscheidung E+U. Trotzdem würde mich eine nähere Betrachtung interessieren. Laufen diese beiden Schienen wirklich so ohne Überschneidungen nebeneinander her?
Profile Image for Anni (she • her).
246 reviews32 followers
December 28, 2021
Manchmal ist es gut, wenn ein Buch einen beinahe wütend, mindestens aber empört und voller Tatendrang zurücklässt. Frauen Literatur von Nicole Seifert berichtet davon, wie sehr über Jahrhunderte hinweg die Literatur von Frauen verunglimpft wurde, nicht ernst genommen oder gar ignoriert wurde. Und beim Blick auf meine eigene Lese-Historie wird mir schmerzlich bewusst, wie viel mir wohl entgangen ist. Bissig und doch sehr fokussiert beschreibt die Autorin einen Blick in die Historie der Literatur und macht gleichzeitig nicht nur Vorschläge, wie es in Zukunft weitergeht, sie zeigt auch einige Beispiele erstklassiger Literatur von Frauen. Wir sprechen hier von einem gesellschaftlichen Problem und die Beispiele weißer Männer, die unbedingt eine (völlig unsinnige) andere Meinung haben wollen, haben mich wirklich fassungslos gemacht.
Profile Image for wortesammlerin.
16 reviews4 followers
October 4, 2021
Nach ein bisschen Einwirkzeit möchte ich sagen, dass dieses Buch schlicht großartig ist. Es hallt nach, es schafft Raum und hat einen klärenden Sog. Man lernt mit und von @nachtundtag.blog, saugt alles auf. Mit ihr betrachten wir neu und frisch die eigenen angelernten (Lese-) Gewohnheiten. Im besten Fall, sie zu ändern, hin zu einer weiblicheren, generell diverseren Perspektive. Klug, mit trotzdem (und gerade deswegen) liebevollem Blick auf Literatur, Buch und Branche, mit einem Willen, die Welt ein kleines Stückchen zu verbessern. Nicole Seifert analysiert Verlagsprogramme, bemerkt #frauenzählen, erzählt von eigenen Erfahrungen und uns bislang entgangener Literatur. Eine Warnung muss mit: Die Leseliste wächst gleich mit. Sehr, sehr empfehlenswert. Für alle.
Profile Image for Julia Modde.
464 reviews23 followers
November 8, 2021
I am a woman, hear me roar. Uff, inspirierend! Und Wut anfachend! Ein klasse Buch gegen Klassiker… es ist schwierig, als Deutschlehrerin muss ich jedes Jahr aufs Neue dead, white dudes unterrichten und kann nur wenig Zeit abknapsen, um Frauen zu unterrichten. Was sollen die 80% Schülerinnen meines Leistungskurses denken? Dass sie keine Autorinnen werden können? Wir sind als Gesellschaft noch immer androzentrisch verfangen und müssen uns regelmäßig den Spiegel vors Gesicht halten und überprüfen, ob wir Standards wie Gerechtigkeit, Gleichberechtigung und Förderung diverser Perspektiven Genüge tun. Dieses Buch liefert dazu einen wunderbaren Debattenanreiz. Pointiert, süffig und smart zerreißt Nicole Seifert den männlichen Literaturbetrieb. 🤩 danke dafür!
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November 15, 2024
5 STERNE

CW: Sexismus, Misogynie, Rassismus

Ich weiß gar nicht mehr genau, warum ich plötzlich dieses Buch auf dem Schirm hatte und dann sofort in der Bibliothek ausleihen musste. Aber ich bin froh, dass ich es getan habe. Eigentlich ist mein Bild von mir selbst, dass ich aufgeklärt und mir der strukturellen Probleme bezüglich Sexismus und Misogynie bewusst bin. Das bin ich auch. Dennoch ist es etwas sehr anderes, mit der Fülle an Informationen in diesem Buch konfrontiert zu werden und klare Zahlen zu sehen.

Das Fazit Seiferts kam für mich keineswegs überraschend. Das Bewusstsein für die strukturelle Benachteiligung von Frauen (oder besser FLINTA*) muss wachsen und immer wieder thematisiert werden, damit sich etwas ändern kann. Dass das nicht von jetzt auf gleich passiert ist klar. Und dass es große Gegenwehr gibt ist auch vollkommen selbstverständlich.

Für mich persönlich hat sich schon während der Lektüre eine kleine Veränderung eingestellt. Nachdem eindrücklich aufgezeigt wurde, wie die Verteilung zwischen Autoren und Autorinnen im Verlagswesen, im Feuilleton, auf dem Buchmarkt und bei Literaturpreisen aussieht und die Autorin schildert, wie ihr Entschluss, nur noch Autorinnen zu lesen, zustande kam, begann ich auch, mir Gedanken zu machen. Auf Anhieb fielen mir in meiner persönlichen Lektüre und beim Gedanken an mein (überfülltes) Bücherregal auch nur männliche Autoren ein. Und gleichzeitig wurde mir auch bewusst, dass ich einige Argumentationsmuster, die Seifert aufführt, bereits selbst nachgegangen bin, wenn ich mich aktiv gegen Bücher von Autorinnen entschieden habe.

Ich habe als direkte Reaktion auf die Lektüre dieses Buches mein Reading Spreadsheet (das ich seit fünf Jahren führe) erweitert: nun halte ich fest ob Bücher von Männern, Frauen oder genderqueeren Personen geschrieben worden sind. Das Ergebnis für 2024 bisher: nur ein Drittel von mehr als 100 gelesenen Büchern sind von Frauen geschrieben worden. Nur 2% von genderqueeren Personen. Nach dieser Erkenntnis nahm ich mir sofort vor, nun mehr darauf zu achten, zu welchen Büchern ich greife. Gerade in den Genres zu denen ich eher tendiere (Science Fiction und Fantasy) gibt es - wie auch in der restlichen Buchbranche - einen klaren Überschuss an männlichen Autoren. Ja, ich habe mir vorgenommen, viele der "Klassiker" zu lesen, aber ich werde das in Zukunft bewusster gewichten und vielleicht auch eher einmal zu Büchern greifen, die ich sonst mit einem Verweis auf das mir nicht zusprechende Thema abgelehnt hätte.

Auch im Studium habe ich nun noch einmal mehr darauf geachtet. Zwar wird dieser Misstand häufig angesprochen und ich denke, dass ein allgemeines Bewusstsein für das Problem auf jeden Fall da ist. Trotzdem lese ich dieses Semester von insgesamt 23 Büchern und Short Stories nur 7 von Autorinnen. Ich denke, das sagt alles aus.

Ich würde dieses Buch jeder Person empfehlen, die sich für Literatur interessiert. Der Schreibstil ist angenehm, man bekommt einen guten Überblick und Verweise auf weiterführende Literatur, sowie eine Leseliste aller genannten Bücher. Es wird eine Vielzahl von Themen angesprochen und sowohl historisches "Vergessen" von Autorinnen thematisiert sowie die Fortexistenz des Problems bis heute. Ein super wichtiges Buch, das mich vor harte Tatsachen gestellt hat und besonders angesichts der vor einigen Wochen stattgefundenen Vergabe des Deutschen Buchpreises und dem peinlichen, kindischen Verhalten des Verlierers (Clemens Meyer) hochaktuell bleibt.
Profile Image for Andrea.
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July 19, 2022
" "Sie lassen die zynische, kritische, machthungrige Frau zu Wort kommen, die aggressive, vulgäre Frau, die unzufriedene, impulsive und sexuell aktive Frau. Es spricht die egoistische, unberechenbare, irrationale Frau. Die kühle, die peinliche, die wütende Frau. Es sollen alle Anteile laut werden, die wir sonst vor der Welt verbergen suchen." ... So was wollen Sie gar nicht hören und schon gar nicht lesen? Genau DAS ist übrigens diese Misogynie."

In ihrem Sachbuch schreibt Autorin Nicole Seifert provokant über Frauen in der Literatur. Über Unterdrückung und Diskrimierung, über Ignoranz und Missgunst. Sie macht aufmerksam auf vergangenen und immer noch alltäglichen "Genderrassismus". Sie erzählt, wie Autorinnen bewusst klein gehalten wurden, wie viele Bücher von Autorinnen in Vergessenheit geraten sind. Und wie unausgeglichen das Geschlechter Verhältnis noch immer ist. Das Ganze bereitet sie anhand vieler Beispiele auf, sie lässt Frauen zu Wort kommen, es gibt unzählige Zitate und kurze Buchbeschreibungen. Und es gibt erschreckend viele Zitate sog. Buchkritiker, die nicht unvoreingenommen kritisieren. Und ich habe definitv die ein oder andere neue Lektüre für mich entdeckt. So weit zu gehen wie die Autorin und eine zeitlang alle Autoren von meiner Leseliste zu streichen mag ich nicht gehen. Aber meine Aufmerksamkeit wurde geschärft und ich achte schon jetzt im Buchladen mehr auf eine Frauenquote, auf die Verteilung von Autoren und Autorinnen innerhalb der Genres und auf das Verhältnis im eigenen Bücherregal.
Manches war mir zu streitlustig erzählt, einige Beispiele waren einseitig bzw könnten so auch auf bestimmte Autoren angewendet werden. Wobei die Autorin schon auch auf andere Diskriminierungen hinweist, zB bei den People of Colour.
Aber das Grundproblem ist erschreckend real, immer noch. Ich hoffe das viel mehr Leser*innen auf dieses Problem aufmerksam werden und ihr Leseverhalten überdenken. Natürlich fängt das Problem bereits "oben" an, in der Auswahl der Verlage, bei Preisjurys, bei Kritikern. Aber auch wir Leser können mitwirken, können kritisch hinterfragen. Ich hatte bereits eine interessante Unterhaltung mit der Buchhändlerin meines Vertrauens über die sog. "Frauenromane", die vermeintlich leichte Urlaublektüre, die "Pastellromane", die zu größten Anteilen von Autorinnen oder eben weiblichen Pseudonymen geschrieben werden. Ich mag auch solche Romane, Unterhaltungsliteratur, ich mag Liebesromane, gar keine Frage. Und das sollte nicht als "Nicht-Literatur" abgewertet werden und schon gar nicht als "Frauenromane" betitelt werden, denn wer entscheidet denn, was Frauen schreiben und lesen sollten. Nur eins der Probleme, die in diesem Buch angesprochen werden. Es war absolut interessant und hat mir viele neue Impulse gegeben. Absolute Lese-Empfehlung, übrigens nicht nur für Frauen. Und am Ende gibt es , fast als Bonus, eine tolle Leseliste.
Profile Image for Kurage.
543 reviews
March 12, 2024
Bringt viele Tatsachen nochmal ans Licht, die mir persönlich bisher eher unterschwellig klar waren.

Eine perfekte Welt wäre fair, aber in der leben wir nun mal nicht.
Profile Image for _himmelsgruen_.
129 reviews5 followers
August 16, 2025
und genau das ist der grund, warum ich (nahezu) keine bücher mehr lese, die von männern geschrieben wurden.
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