EuropaPowerbrutal ist ein Roman, wie ihn die politische Rechte in Deutschland noch nicht gesehen hat. Irgendwo zwischen den Elendskneipen im Schatten des Kölner Doms, der Unterwelt von Lyon, Wiener Burschenschaftsbuden und dem glänzenden Marmor der Ewigen Stadt sucht ein namenloser Erzähler nach dem Geist eines anderen Europas.
Ein junger Typ, der seinen Alltag vor allem mit Saufen verbringt, bekommt den Auftrag, eine Reportage über die politische Rechte in Europa zu verfassen. Dazu bereist er allerhand Städte, von Köln über Berlin, Lyon, Wien und Rom. Immer wieder passieren ihm dabei jede Menge verrückte Dinge, und er versucht, die Rechten, ihre Lebensart und ihr Denken zu ergründen. Der Roman ist außergewöhnlich witzig geschrieben. Nur wenige Romane vermögen es, mit derart viel Humor, der auch nicht abgedroschen ist, aufzuwarten. Dem Autor ist allein hierfür großer Respekt zu zollen. Außerdem ist der Schreibstil phänomenal elegant, eloquent, flüssig und unterhaltsam. Auch das hat Seltenheitscharakter. Woran es dem Roman mangelt, ist die Zielrichtung. Man denkt sich immer wieder "Schön und gut, aber was sollte das Ganze jetzt?". Vor allem die letzten 50-60 Seiten hätte sich der Autor gut und gerne sparen können (vielleicht mit Ausnahme des allerletzten Kapitels, das einen gewissen Endpunkt markiert). Insgesamt ein unterhaltsamer, toller Roman, dem es hier und da etwas an Zielgerichtetheit fehlt, der manchmal etwas dahinplätschert, ohne etwas Gehaltvolles zu liefern. Aber solide 4,7 Sterne verdient er auf jeden Fall, was ihn definitiv als klare Leseempfehlung einstuft.
Faserland für Neurechte. Die Plädoyers fürs Saufen und die Kneipe eine Wohltat. Dümpelt manchmal so vor sich hin und kein strammer Saufkumpane redet so. Schöne Anekdoten aus dem Leben in der Burschenschaft. Beschreibungen wie "Pavianfelsen" schlicht unterhaltsam. Liest sich einfach super gut weg, auch wenn man mit den Protagonisten im Kern nichts anfangen kann.