Es gibt wenig Menschen, die bei großen zeitgeschichtlichen Ereignissen und Entwicklungen der letzten Jahrzehnte so oft mittendrin waren, wie Stefan Aust. Seine vorliegende Autobiografie ist auch ein Rückblick auf seine journalistische Arbeit, hier folgt man nicht nur den Stationen eines ereignisreichen Lebens, sondern erhält auch tiefere Einblicke in seine Recherchen. So entsteht ein Panorama bundesdeutscher und internationaler Politik; es ist zugleich Zeitzeugnis, Hintergrundbericht und die Abenteuergeschichte eines hoch spannenden Lebens.
„Es wurde mir von Tag zu Tag deutlicher bewusst, welches Privileg es war, als ›so eine Art Journalist‹, wie ich immer gern gesagt hatte, am Straßenrand der Geschichte zu stehen.“
Stefan Aust (born 1 July 1946 in Stade, Lower Saxony) is a German journalist and was the editor-in-chief of the weekly news magazine Der Spiegel from 1994 to February 2008.
Diese vier Sterne gibt es für den Lesespass, denn der Titel verspricht nicht zu viel: Austs journalistische Karriere deckt die Entwicklungen um 1968 bis heute ab, und der Mann war wirklich verdammt oft mittendrin im Geschehen. Die so gesammelten Geschichten kann er zudem extrem unterhaltsam erzählen. Aber beide Aspekte führen uns auch zum Problem: Aust, zweifelsohne ein Mann vieler Talente und Verdienste, ist sein größter Fan und beschreibt in seiner Autobiografie, wie er seine journalistische Macht eingesetzt hat, um politische Überzeugungen durchzusetzen. Das nennt man gemeinhin Kampagnenjournalismus. Kohl? Heißt nur "der Pfälzer", seine Abwahl war erklärtes Ziel. Schröder? Sicherzustellen, dass über ihn fair berichtet wird, sah Aust explizit nicht als seine Aufgabe an - als Spiegel-Chefredakteur. Merkel? Die Konkurrenz hat es nicht erkannt, aber Aust sah ihre Flüchtlingspolitik gleich als Offenbarungseid (so Aust).
Und es geht weiter: Windräder verspargeln die Landschaft, wer weiß, ob CO2 wie angenommen auf dem Klimawandel wirkt, Gretas Panik wird zum Problem (und ich Doofi dachte, der Klimawandel sei das Problem, ha! *Ironie off*). Wenn er jetzt Spiegel-Chefredakteur wäre, würde er auf dem Titel über das Gendern wettern, von wegen "Mensch*in" und so (*seuuuuufz* okay, alter weißer Mann). Und ob man Rudolf Augsteins geistigen Verfall im hohen Alter wirklich in dieser Ausführlichkeit beschreiben muss, dass sei mal dahingestellt. Und klar: Eher unrühmliche Episoden nehmen in der Autobiografie weniger Raum ein als Erfolge, und Aust hat keine Scheu, ein bisschen zu flexen (kuck mal, wer alles zu meinem Geburtstag kommt! etc.).
Während das hin und wieder nervt, bestehen weite Strecken des Textes aus spannenden Innenansichten von Austs großen Recherchen, von RAF bis NSU, von Affären bis Wahlkämpfen, von Spitzeln im Osten zu Spionen im Westen. Das ist spannend und macht einfach Spaß.
Alles in allem also eine sehr lesenwerte Autobiografie - klar muss man den Text kritisch hinterfragen, aber hey, das ist das Wesen der Selbsterzählung. Mehr über das Buch gibt's in unserer aktuellen Podcast-Folge.
Spannendes (Hör-)Buch, das passend zur Lebenszeit Austs die Geschichte der Bundesrepublik, mal auch die der DDR oder anderer westlicher Staaten, darstellt. Nach hinten hin wird mir Aust zu sehr zum alten weißen Mann, aber das ist er auch und das weiß er auch. Windrad- und FFF-Bashing inklusive. Wenn man bereit ist das auszuhalten, kann man (trotzdem) viel lernen.
Eine Prise Herablassung, eine Handvoll Selbstgefälligkeit, ein nicht ganz abgehangener Humor und jede Menge interessanter Zeitzeugenfragmente- fertig ist die Biografie eines mir nie ganz geheuren Journalisten.
Was für ein bewegtes Leben!!! Mit angenehmer Stimme lässt Stefan Aust sein Leben Revue passieren. Eindrucksvoll erzählt er über die bekannten Themen wie RAF, Hitlers Tagebücher, Mauerfall, die Barschel-Affäre, etc.pp., aber auch unbekanntere Themen werden erzählt. Das Kapitel "die Kinder von Cighit" hat mich sehr berührt und mir kamen die Tränen. Das Buch ist wunderbar aufgebaut und hat mich sofort begeistert: Es beginnt mit der Geschichte seines Großvaters und Vaters. Chronologisch erzählt er seine Zeitreise, selten greift er der Zeit vor, kommt aber immer wieder zurück zum eigentlichen Punkt. Machenschaften der Politik, verwebt er mit seinen privaten Geschichten und seiner steilen Kariere beim Spiegel. Seine persönliche Meinung gibt er wieder, drängt sie aber nicht auf. Ich mag seinen Erzählstil, seine Bücher und seine "überdurchschnittliche durchschnittliche Art".
Grosse Leseempfehlung. Diese Autobiografie liest sich wie ein Krimi.
Der in Stade aufgewachsene Autor führt autobiografisch durch seine Projekte und Erfahrungen als Investigativjournalist bei Panorama und SpiegelTV sowie, im zweiten Teil des Buches, durch firmenpolitische Herausforderungen als Chefredakteur des Spiegels. Der erste Teil ist der deutlich interessantere.
Unter anderem aufgrund der Nähe des Autors zu Ulrike Meinhof sind die vielen Einlassungen zur RAF besonders spannend.
Berichtet wird nur über diejenigen Geschehnisse, mit denen der Autor eine autobiografische Anekdote verbindet. Das Buch hat nicht den Anspruch eine Chronologie des Landes oder Ähnliches zu sein.
Bescheidenheit und kritische Selbstreflexion fehlen.
Gelebte Zeitgeschichte: von der Schülerzeitung, über den Spiegel bis zum Herausgeber der Welt am Sonntag, Stefan Aust war stets mittendrin und lebt Journalismus. „Es wurde mir von Tag zu Tag deutlicher bewusst, welches Privileg es war, als „so eine Art Journalist“, wie ich immer gern gesagt hatte, am Straßenrand der Geschichte zu stehen. Ein wenig wie Forrest Gump in dem gleichnamigen Film, ein bisschen doof-aber immer dabei.“
Eine tolle Biografie, leider fehlt doch sehr die private Seite. Eine Zeitreise durch die jüngere Geschichte, viele Ereignisse hatte ich schon vergessen, viele ach ja Momente. Danke dafür, lieber Herr Aust.
Ein unglaublich interessantes Buch. Stefan Aust hat sicher viel erlebt und erzählt die wichtigsten Ereignisse der Nachkriegsgeschichte aus seinem Blickwinkel. Vor allem als Hörbuch sehr zu empfehlen.