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Vom Versuch, einen silbernen Aal zu fangen

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Die Unberechenbarkeit zweiter Chancen

Morgen wird alles anders oder jetzt ist auch schon egal. So leben die Bewohner des heruntergekommenen rheinischen Kurorts Villrath. Seit die lokale Heilquelle vor Jahren versiegte, stehen die Gästezimmer leer. Da fördern Bauarbeiten ein mineralhaltiges Rinnsal zutage. Was könnte den Glanz vergangener Tage zurückbringen, wenn nicht das gute alte Heilwasser?
Vera, letzte Trägerin der Villrather Nixenkrone und Wirtin des »Stübchen«, beschließt gegen jede Vernunft, einen alten Jugendtraum wiederzubeleben. Notfalls mit Lug und Trug. Der alte Kamps bringt sich mit Klappstuhl und Gewehr gegen die Dämonen der Vergangenheit in Angriffsstellung. Und während die Erwachsenen abgelenkt sind, bricht Johannes auf in Richtung Freiheit oder was er dafür hält.

432 pages, Hardcover

Published July 23, 2021

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About the author

Janine Adomeit

4 books2 followers

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Displaying 1 - 6 of 6 reviews
Profile Image for Meike.
Author 1 book4,971 followers
August 6, 2021
Ein ehemaliger Kurort in der Pfalz ist auf dem absteigenden Ast, weil die lokale Heilquelle versiegt ist - doch als diese plötzlich wieder sprudelt, schöpfen die Bewohner*innen neue Hoffnung...Das ist Unterhaltungsliteratur ohne Mehrwert, ein Beach Read für den Baggersee. Die Figuren sollen quirky sein, sind aber de facto leider recht klischeehaft, und die inhaltlichen Aussagen erschöpfen sich in Plattitüden. Sprachlich schlecht ist diese Wimmelbild-Geschichte nicht, aber doch sehr konventionell erzählt. David Schalkos ebenfalls misslungene Kurort-Story Bad Regina war ambitioniert und konnte an ihrem Anspruch scheitern, dieses Buch will hingegen von vorn herein gar nichts.

Fairerweise muss man aber wohl sagen, dass Debütautorin Adomeit hier ganz offensichtlich nicht angetreten ist, um tiefschürfende Fragestellungen nuanciert zu untersuchen oder um ein sprachlich experimentelles Feuerwerk abzufackeln. Der Text soll sympathisch unterhalten und nicht weh tun - und dieses Ziel wird erreicht: Literatur, die ganz nett ist. Leider habe ich andere Erwartungen an einen Roman: Ich will mich lieber herausfordern, provozieren, irritieren lassen. Ich will Texte, die eine starke Reaktion bei mir hervorrufen, keine netten, harmlosen Texte, die mir nichts abverlangen.

Das ist nicht meine Literatur, das ist mir zu langweilig. Mehr zum Roman gibt's in unserer aktuellen Podcastfolge.
Profile Image for miss.mesmerized mesmerized.
1,405 reviews42 followers
August 4, 2021
Das kleine Städtchen Villrath florierte wunderbar, dank seiner Heilquelle lockte es Besucher von nah und fern an. Doch dann kam vor 17 Jahren nachts ein Erdbeben und die Quelle versiegte. Mit ihr auch der Geldfluss und zunehmend ging es bergab. Bauarbeiten an der nahegelegenen Bahntrasse befördern jetzt unerwartet einen neuen Zugang zu dem heilenden Wasser hervor. Bei den Bewohnern weckt dies hohe Erwartungen: der Bürgermeister will wieder Glanz in seiner Stadt sehen; Vera will die heruntergekommene Kneipe gegen einen Friseursalon eintauschen und den feinen Damen die Haare legen; der alte Kamps wünscht sich einfach nur Ordnung und Sauberkeit zurück und dass jemand etwas gegen die Diebesbanden tut, die sich des nächstens herumtreiben. Johannes ist zu jung, um sich an die alten Zeiten zu erinnern, der Schüler träumt nur von einem eigenen Motorrad und davon, dass ihn seine Mutter und die Lehrer in Ruhe lassen. Kann das kleine Rinnsal die großen Erwartungen erfüllen?

Janine Adomeit fängt in ihrem Debütroman das Kleinstadtleben ein, ein Leben, in dem die Erinnerung an die vergangene, einstmals glanzvolle Zeit der einzige Lichtstrahl im Alltag ist. Kleine Menschen mit bescheidenen Träumen, die doch eigentlich gar nicht zu viel vom Leben erwarten und doch auch immer wieder von selbigem enttäuscht werden. Die Chance tut sich auf, sie wollen sie packen, doch wie ein glitschiger Aal flutscht sie ihnen durch die Hände.

Vera war die letzte Nixe, die die Stadt repräsentieren durfte. Doch ihre Amtszeit wurde jäh verkürzt und nun hofft sie auf die zweite Möglichkeit im Paillettenkostüm zu repräsentieren. Auch aus ihrem erlernten Beruf als Friseurin konnte sie nichts machen, stattdessen führt sie nach der Scheidung und dem Umzug der Mutter ins Altenheim deren Kneipe weiter, wo sich der Bodensatz der Stadt allabendlich versammelt. Mit der neuen Quelle keimt die Hoffnung, das alte Haus verkaufen und einen Neustart wagen zu können. Ihr Sohn Johannes ist schon im ersten Nebenjob gescheitert, zu langsam ist er beim Einräumen der Supermarktregale, doch dann trifft er einen Lumpensammler, der ihm für seine Hilfe nicht nur das lange gewünscht Motorrad in Aussicht stellt, sondern auch noch cool und so ganz anders ist als die anderen Erwachsenen. Auch seine Träume scheinen plötzlich in greifbarer Nähe.

Der alte Kamps kann nur noch in der Erinnerung leben, seit seine Angelika verstorben ist, hält er sich mental gerade so über Wasser, beobachtet aber, wie der Ort langsam verfällt. Ausgerechnet in den Jugendlichen aus dem Umweltschutzcamp, die gegen die Bahntrasse protestieren, findet er plötzlich Gleichgesinnte, doch diese schwache Verbindung kann auch nicht darüber hinwegtäuschen, dass seine Zeit - und auch die von Villrath - vorbei ist.

So schrullig die Figuren sind, mag man sich doch gerne leiden und wünscht ihnen eigentlich das bescheidene Glück, von dem sie träumen. Sie verlangen gar nicht viel vom Leben, kein großer Reichtum oder Ruhm, aber eben ihr kleines Quäntchen, das ihnen zusteht. Überzeugend gelingt es der Autorin, dies einzufangen. Ein Roman mitten aus dem Leben, eine kurze Phase von Hoffnung und Erwartung, bevor sich vielleicht wieder der dunkle Schleier über alles legt und der Verfall doch unaufhaltsam weitergeht.

Ein großer Roman von der Hoffnung auf das kleine Glück.
Profile Image for Buchbesprechung.
209 reviews23 followers
October 27, 2021
REZENSION - „Früher war alles besser“, ist der von Jüngeren ungeliebte Satz vieler älterer Menschen. Nichts im Leben ist unveränderlich. Die Welt dreht sich, Zeiten ändern sich, denen man sich anpassen muss. Doch nicht allen gelingt dies oder nicht in ausreichendem Maß. Von dieser Hoffnung auf Wiederkehr der „guten, alten Zeit“, von Hindernissen und Mühen, sich auf seinem Lebensweg umzustellen oder gar Neues zu wagen, von der Angst zu versagen, aber auch von der Vorfreude auf eine neue Chance, sei sie auch noch so unrealistisch, also „vom Versuch, einen silbernen Aal zu fangen“, handelt der gleichnamige Debütroman der Schriftstellerin Janine Adomeit (38), im Juli beim dtv Verlag erschienen.
Gefühle der Verbitterung, der Existenzangst, aber auch der Hoffnung auf die ersehnte zweite Chance erleben wir bei den Einwohnern des einst florierenden rheinischen Kurorts Villrath. Vor 17 Jahren versiegte plötzlich die heilbringende und einkommenssichernde Marienquelle. Viele Jahre lang wollte man es die Villrather nicht wahrhaben: „Als einen vorübergehenden Schluckauf der Natur hatten es auch die Villrather abgetan. … Jeder hatte daran geglaubt, dass alles schon wieder gut würde. Woran sonst?“ Doch die Katastrophe blieb unabwendbar: „Danach war nichts mehr wie zuvor. Kein Weinfest. Keine ausgebuchten Fremdenzimmer mehr. Keine Reisebusse aus Holland und Belgien. Auch die Pläne für die Therme und die Rehaklinik verworfen. Die Jüngeren, Gesunden hatten Anstellungen in der Zucker- oder Brikettfabrik gefunden. Die anderen nichts.“
Für die Zurückgebliebenen scheint seitdem das Leben stillzustehen. Änderung zum Besseren ist nicht in Sicht. Doch völlig unerwartet beginnt nach Bauarbeiten an der einstigen Quelle wieder etwas Wasser zu rieseln. Ist es die alte Heilquelle? Bekommt Villrath eine zweite Chance? Die von der Autorin etwas schrullig charakterisierten, aber vielleicht gerade deshalb so liebenswerten Einwohner wittern eine neue Einnahmequelle, neuen Wohlstand, eine Rückkehr in längst ergangene Zeit. Vera, die als letzte Trägerin der Nixenkrone wegen des Versiegens der Quelle damals nicht mehr zum Einsatz kam, inzwischen Wirtin einer unrentablen Gastwirtschaft mit Stammgästen ohne Lebensperspektiven ist, will nicht nur ihr Recht wahrnehmen, nun endlich als Nixe auftreten zu dürfen, sondern beschließt mit allen Mitteln, nach all den verlorenen Jahren ihren alten Jugendtraum umzusetzen. Der vom Leben frustrierte Kamps kämpft mit Klappstuhl und Gewehr im Garten gegen die neue Zeit. Während manche Erwachsenen am Zeitenwandel verzweifeln, andere auf ihre zweite Chance warten, versucht der heranwachsende Johannes seine erste Chance zu nutzen und sich aus der kleinbürgerlichen Enge zu befreien. Doch geblendet von euphorischer Hoffnung, verlieren alle die Realität aus den Augen. „So etwas wie eine zweite Chance gibt es nicht. Man kann nichts wiederholen. Man kann nur andere, neue Fragen stellen und andere, neue Antworten finden“, meint die Autorin folgerichtig in einem Interview.
In ihrem lesenswerten, auch sprachlich ausgezeichneten Romandebüt über die Zerbrechlichkeit von Lebensträumen beschreibt Janine Adomeit ihre charakterlich so verschiedenen, aber in ihrer gemeinsamen Hoffnung auf ein besseres Leben so einige Protagonisten auf sehr berührende, mitfühlende und psychologisch tiefgründige Weise. Und doch lässt die Tragikomik ihrer Geschichte über den verzweifelten Aktionismus der Romanfiguren uns Leser auch leicht schmunzelnd, vielleicht sogar etwas nachdenklich zurück. „Vom Versuch, einen silbernen Aal zu fangen“ ist ein viel versprechendes Erstlingswerk, das auf weitere Romane dieser Autorin hoffen lässt.
Profile Image for Aus Liebe zum Lesen.
269 reviews8 followers
September 23, 2021
„Morgen wird alles anders oder jetzt ist auch schon egal.“

Janine Adomeit erzählt in ihrem Debutroman „Vom Versuch einen silbernen Aal zu fangen“ von zwei großen Chancen – für die Kneipenwirtin Vera, die selbst ihr bester Gast ist, und für das Örtchen Villrath, das durch die Wiederentdeckung einer Heilquelle die vielleicht letzte Ausfahrt vor dem Verfall anvisiert.

Die Beschreibungen des Städtchens und vor allem deren Bewohner sind so herrlich originell, ein bisschen überzeichnet, aber nie klischeehaft. Und dennoch konnte ich mich leider nicht ganz in die Protagonisten hineinversetzen. Erzählt wird die Geschichte aus der Perspektive verschiedener Bewohner, deren Leben mehr oder weniger mit dem der anderen verknüpft ist. Der Wechsel zwischen den einzelnen Personen bringt Schwung in die Handlung und verrät dem Leser immer ein bisschen mehr, als die Figuren selbst wissen.

Sprachlich bewegt sich das Buch auf sehr hohem Niveau. Man merkt, dass Janine Adomeit das Schreiben gelernt hat und dennoch übertreibt sie es mit der sprachlichen Finesse nicht.
Einen kleinen Wermutstropfen bildet für mich der Schluss, der mir zu plump für die ansonsten so subtile Handlung ausfällt.

Janine Adomeit liefert ein lesenswertes Debut ab, das vor allem sprachlich überzeugen konnte. Ich bin gespannt auf ihr nächstes Werk.
Profile Image for Sabine.
185 reviews8 followers
September 18, 2021
Im Kurort Villrath ist vor Jahren die Heilquelle versiegt. Die Wirtschaft des Ortes ging seitdem den Bach runter, aber jetzt will sich das sinkende Schiff nochmal selbst aus dem Schlamassel ziehen. Drei Figuren haben dabei ihre ganz eigenen Agenden:
Vera will das Leben zurück, das ihr zusteht. Der alte Kamps will nur, dass endlich alle sehen, was er geleistet hat. Und der Teenager Johannes will einfach nur er selbst sein können.
Ein wunderschöner, melancholischer Roman über gebrochene Figuren und die Würde, die sie trotzdem behalten. Wer hier der Held und wer der Verlierer der Geschichte ist, wird erst ganz am Schluss klar. Lese-Empfehlung für alle, die ausgeklügelte Figurenentwicklungen mögen!
128 reviews
September 28, 2021
Ein beschauliches Örtchen im Rheinischen, das ist Villrath auf den ersten Blick. Auf jeden weitern Blick hin wird deutlicher, dass der einstmalige Kurort in den 17 Jahren seit Versiegen der Heilquelle stetig dem Verfall preisgegeben ist. Die Einwohner ziehen weg, es bleiben die Alten und einige Chancenlose. Wie zB Vera, die die Wirtschaft ihrer Mutter weiterführt nachdem sie ihre Arbeitsstelle im örtlichen Friseursalon mit Wegfall der Kurgäste verloren hat. Oder Bärbel, früher erfolgreiche Vertreterin, die nun Stammgast in Veras "Stüble" ist, ihr Lebensgefährte Hotte, von dem keiner weiss, woher er kommt und was er durchgemacht hat.
Als beim Bau einer neuen Bahntrasse quer durch die Wälder (die Umweltschützer sind bereits in Stellung) eine neue Heilquelle zu sprudeln beginnt erwacht Villrath aus seinem Dornröschenschlaf... jeder möchte jetzt endlich sein Stück vom Wohlstandskuchen. Allianzen werden geschmiedet, alte Kontakte wiederbelebt und Animositäten zurückgestellt. Aber kann das gut gehen?
Ein vergnüglich zu lesendes Buch in dem viele einzelne Begebenheiten auf gekonnte Weise zusammengeführt werden. Kompliment an die neue Autorin, die dieses Geschick mühelos aufbringt! Dennoch bleibt am Ende der Lektüre ein wenig Ratlosigkeit zurück à la "und die Moral von der Geschicht..."? Was möchte die Autorin uns sagen? Um was - oder wen- ging es hier wirklich?
Deswegen trotz äusserst vergnügten Lesestunden keine Top-Bewertung. Vielleicht liegt es an mir...?
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