Taiwan in den 1940er Jahren, am Ende der japanischen Kolonialzeit. Während der Pazifische Krieg unaufhaltsam näher rückt, wächst die achtjährige Umeko behütet in einer Kleinstadt im Norden der Insel auf. Sie ist stolz auf ihr gutes Japanisch und himmelt ihren älteren Bruder an, der der Star des örtlichen Baseballteams ist. Als die Armee jedoch am Ortsrand ein Lager für ausländische Kriegsgefangene einrichtet, gerät ihr Leben in einen Strudel aus Schuld und Verbrechen, der die Familie siebzig Jahre später immer noch gefangen hält.
Stephan Thomes neuer Roman ist eine Liebeserklärung an seine Wahlheimat Taiwan und den zähen Überlebenswillen ihrer Bewohner. „Pflaumenregen“ entfaltet ein berührendes historisches Panorama, in dessen Zentrum eine familiäre Tragödie steht. Gleichzeitig zielen die darin aufgeworfenen Fragen auf unsere eigene zerrissene Gegenwart: Was stiftet Zugehörigkeit, wenn persönliche und nationale Identität viel weniger eindeutig sind, als wir glauben? Wie viel wissen wir von denen, die uns am nächsten stehen? Was wissen wir wirklich über uns selbst?
Wie groß war die Vorfreude auf Stephan Thomes zweiten China- bzw. Taiwan-Roman! Vielleicht bin ich mit zu großen Erwartungen an das Buch herangegangen? Über das historische Setting kann man womöglich nur Gutes verlauten lassen. Alles Wissen über Taiwan habe ich begeistert aufgesogen, gerade andere Perspektiven auf die Kolonial- und Kriegszeit (v.a. 2. WK) sind mir in literarischer Form sehr wichtig geworden. Leider rückt der anfängliche Fokus des Buches, der noch die 1940er Jahre umfasst, völlig weg vom Historischen und wir befinden uns nur noch im gegenwärtigen Geschehen, in dem ausschließlich die Vergangenheit bereut wird. Irgendwie erreichten mich die Figuren in ihrem steten Bedauern nicht, die Aufarbeitung passiert so nebenbei und obwohl der Roman so umfangreich ist, wird vieles nur angeteasert. "Gott der Barbaren" von Stephan Thome ist aus vielerlei Gründen ein Lieblingsroman geworden, leider schließt "Pflaumenregen" da nicht an. Weder sprachlich, noch von der Geschichte. Zudem eine Unmenge unschöner und völlig unnötiger Sexszenen. Werde nie verstehen, warum Autor:innen bei 'schöngeistiger' Literatur glauben, vulgäre Sexszenen würden den Roman besser machen. Nope, machen sie nie. Na gut... Ich freu mich trotzdem auf die Lesung in Berlin, haha. ;)
3,5 ⭐️Es hat toll angefangen und mich irgendwann nach der Hälfte verloren. So schade! Denn inhaltlich war es spitze und so relevant (siehe unten). Dennoch: Es ging dann viel zu schnell mit allem, ich mag eigentlich Bücher über lange Zeit sehr gerne, aber hier wurden so viele Perioden und Lebensabschnitte übersprungen, dass Charaktere, die man ins Herz geschlossen hatte, auf einmal ganz fremd wirkten. Generell fehlte irgendwo der rote Faden und der Abschluss war nicht wirklich rund. Als ob der Autor irgendwann die Abzweigung nicht genommen hätte.
Thematisch war das Buch sehr sehr spannend. Es geht um Taiwan, erst unter der Herrschaft Japans, dann der Chinesen. Und um es weiter zu verkomplizieren, erst unter der Kuomintang Chinas - den „Nationalchinesen“ - und später unter dem Kommunismus. Es geht um die Frage, wem man sich zugehörig fühlt, wenn man irgendwie nie einfach nur Taiwanesisch sein darf, sondern ein Land und die eigene Heimat immer besetzt ist und erwartet wird, dass man sich anpasst, während man in den Augen der herrschenden Gruppe immer minderwertig bleibt. Dazu kommt die Dynamik des Machtwechsels. Taiwaner:innen waren unter japanischer Unterdrückung nie japanisch genug (in den Augen der Herrschenden) - gleichzeitig unter den Chinesen waren sie in deren Augen viel zu Japanisch.
Die Frage ist, woher kommt die eigene Identität, wenn die Bewertung der Heimat, die eigene Sprache und das eigene Gefühl von Wert immer abhängt vom Diktat einer wechselnden außenstehenden Kraft.
Kristallklar wird dieses Spannungsfeld anhand der Protagonistin Umeko, die erst Umeko heißt (japanisch) und sich dann nach Machtwechsel und der Sinisierung (der Akt, eine gesellschaftliche Kultur chinesisch zu formen) Lee Ching-mei nennt und auch nur noch so erwähnt wird im Buch. Sehr sehr gut gemacht.
Nach „Ein einfaches Leben“ war dieses Buch ein weiteres, das mir vieles beigebracht und aufgezeigt hat. Ich bin froh um das Wissen, hinsichtlich der Leseerfahrung konnte Pflaumenregen leider nicht mit Pachinko mithalten. Ich würde es dennoch empfehlen zur eigenen Aufklärung über die Geschichte Taiwans - oder diese zumindest anderswo zu suchen.
Als Harry Chen/Chen Hua-li und sein jugendlicher Sohn Paul für einen kurzen Besuch aus den USA zu seinen betagten Eltern nach Taipeh/Taiwan reisen, wird Harry bewusst, dass die Eltern mit über 80 Jahren nicht mehr lange allein leben können. Wenn er erfahren will, warum Vater und Mutter jeweils ein eigenes Stockwerk bewohnen und sich offenbar schon seit Jahren anschweigen, muss er jetzt mit seiner Mutter sprechen. Harry lehrt an einer kleinen amerikanischen Universität Chinesisch und ist mit Helen verheiratet, die aus einer kantonesisch-stämmigen Familie stammt. Allein diese Konstellation würde mit der Frage einiges Konfliktpotential bergen, welches China-Bild den Kindern der Chens vermittelt werden soll – taiwanesisch oder kantonesisch? Harry hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Paul bei einem Taiwan-Aufenthalt „richtiges Chinesisch“ lernen wird. Auch dieses Problem muss bald geregelt werden. Gemeinsam mit seiner Nichte Julie, der Tochter seines älteren Bruders, nimmt Harry die Recherche auf, warum aus Umeko Ri/Lee, der emsigen Schülerin zur Zeit der japanischen Kolonisierung Taiwans, „A-mah“/Oma, seine lange verstummte Mutter, geworden ist, für die es offenbar nur ihre Pflanzen auf dem Dach des Hauses zu geben scheint.
Die Rahmenhandlung von Stephan Thomes Roman führt zurück in die 40er Jahre in einen Bergwerksort im Norden der Insel, die damals eine Kolonie des japanischen Kaiserreichs ist. Umeko und ihr Bruder Keiji werden zu gehorsamen Japanern erzogen. Der Kolonialmacht passt sich die Familie an, indem sie japanische Namen annimmt. Ihr Vater leitet dort eine Goldmine, die erschöpft zu sein scheint und durch zunehmendes Interesse an Kupfervorkommen für Kriegszwecke gerade an Bedeutung verliert. Die Teehandlung der Familie leitet „dritter Onkel“, der Bruder des Vaters. Als 1945 die Kuomintang Taiwan besetzen, zerbricht das Konzept des jüngeren Bruders Ri/Lee, der bis dahin geglaubt hatte, mit der Unterwerfung unter die Kolonialmacht alles für sich und seine Familie richtig gemacht zu haben. Chinesen aus dem Norden haben nun das Sagen, Chinesisch wird zur Landessprache, die japanischen Namen der Bewohner werden gewaltsam sinisiert. Umeko muss nun Ching-mei gerufen werden – und Schulunterricht wird ihr nie wieder Freude machen. Mir ist es die gesamte Lektüre hindurch schwer gefallen, das Mädchen mit den wehenden Zöpfen nicht „Umeko“ zu nennen. Harrys Mutter scheint durch die Sinisierung und in ihrer Ehe 70 Jahre lang namenlos gewesen zu sein. Beide Kinder waren stets nach japanischen Höflichkeitsvorstellungen zur Ehrerbietung gegenüber Erwachsenen angehalten worden. Für „Ching-mei“ jedoch bringen die Kriegsjahre die bittere Erkenntnis, dass ihre Eltern sich um „Ching-chih“/Keiji auf andere Weise sorgen als um ihre Tochter. Zum Schicksal von Harrys Mutter und zum Verbindungsstück zwischen den Ris und den Chens wird ihr Bruder Keiji der Schlüssel sein – doch bis dahin liegt noch ein weiter Weg vor der Familie. Die sehr persönliche Botschaft des Romans an mich war die Einsicht, wie sehr Umekos Erlebnisse denen meiner Mutter und Großmutter in einem anderen Teil der Welt gleichen und wie ähnlich sich wiederum Gesellschaften sind, die in ihre Kriege Jugendliche als Kanonenfutter schicken, die noch nicht einmal volljährig sind.
Stephan Thome füllt mit seinem Familienroman einen weißen Fleck auf der literarischen Landkarte, da nur selten bisher Romane AUS Taiwan ins Deutsche übersetzt wurden. Jade Chens „Die Insel der Göttin“ (2008) und „Blick übers Meer: Chinesische Erzählungen aus Taiwan“ (1982) haben bereits antiquarische Bedeutung. Mit profunden Kulturkenntnissen legt Stephan Thome einen erstaunlich allgemeingültigen Roman vor über Assimilierung, Kriegsverbrechen, kollektive Schuld und die Tatsache, dass Sprache, ethnische Herkunft, Staatsangehörigkeit und Werte-Kanon nicht deckungsgleich sein müssen. Mit dem Überlappen von Sprechen, Handeln und Herkunft in den Familien Ri und Chen hält er uns Europäern den Spiegel vor; denn genau diese Pfeiler entlarven unsere aktuellen Probleme uns als Einwanderer-Kultur anzunehmen.
Durch den erzwungenen Namenswechsel zweier Familien und die Notwendigkeit, sich den genaueren historischen Hintergrund selbst zu erarbeiten, ist „Pflaumenregen“ ein komplexer, aber absolut lohnender Roman, der seine Leser mit Identitätssuche und kollektiver Schuld konfrontiert.
Ein Roman zu finden, der in Taiwan zur Zeit der japanischen Kolonialherrschaft spielt, ist nicht einfach. Umso betrüblicher ist es, dass die Möglichkeit uns eine Insel und ihre Geschichte näher zu bringen, nicht konstruktiv genutzt wurde.
Das Buch spielt auf zwei Zeitebenen. Einmal der oben erwähnten Vergangenheit und der Gegenwart. Über eine Familiengeschichte verfolgen wir die politischen Entwicklungen auf Taiwan. Ein spannendes Setting, welches leider sehr unglücklich umgesetzt wurde: die grosse Anzahl an Perspektivfiguren auf beiden Zeitebenen und der nichtgekennzeichnete Wechsel zwischen den Perspektiven innerhalb eines Kapitels, rissen mich nach jedem Absatz aus der Geschichte. Dieses Gefühl wurde durch die sich nicht unterscheidenden Erzählstimmen weiter verstärkt. Ein dritter Kritikpunkt ist der historische Infodump mit Sprichwörtern, Filmreferenzen und Exkursen, die für den Verlauf der Geschichte nicht von Relevanz sind. Was den Eindruck erzeugt, dass der Autor seine umfassenden Kenntnisse ausbreiten zu wollen. Wirklich schade.
Meine Meinung Wer historische Romane liest und liebt weiß, dass dieses Buch hier thematisch eine echte Perle ist! Ein Buch über die Vergangenheit Taiwains ist unglaublich selten, sodass man dieses hier auf jeden Fall gelesen haben muss.
Obwohl ich noch kein Buch des Autors gelesen habe, habe ich viel Positives über ihn gehört. Damit war es klar, „Pflaumenregen“ ist ein must read!
Und ich wurde nicht enttäuscht! Herausfordernd sind die vielen, mir nicht geläufigen Namen. Doch mit ein bisschen Mühe und Hilfe, zum Hörbuch gibt es ein Booklet mit den Namen der Hauptpersonen, ein Glossar über wichtige japanische, taiwanesische und chinesische Wörter, Ausdrücke und zwei Karten von Taiwan, kann man diese kleine Hürde gekonnt nehmen.
In zwei Handlungssträngen erfahren wir über die achtjährige Umeko, wie es der Bevölkerung als eine japanische Kolonie erging und wie sich alles wandelt, als Japan nach dem Zweiten Weltkrieg kapituliert und Taiwan an die Volksrepublik China fällt und besetzt wird.
Ich musste während des Lesens immer wieder Pausen machen, da ich mich im Internet intensiv mit Taiwans Historie auseinandergesetzt und belesen habe. In dieser Hinsicht war das Buch ein sehr spannendes „Projekt“.
Plötzlich bekam die Bevölkerung nicht nur eine neue Sprache, die sie von heute auf morgen erlernen und beherrschen musste, nein, auch die jeweiligen Namen der Menschen wurden geändert. So wurde aus der kleinen Umeko Lee Ching-mei. Auf diese Art wurden einfach andere Identitäten über die Menschen gestülpt, für die es nicht leicht war, diesen Eingriff anzunehmen und auszuhalten.
Im zweiten Handlungsstrang, dem der Gegenwart, lernen wir die Kinder und Enkel von Umeko kennen, die als Auswanderer in Amerika und England leben und arbeiten. Umekos jüngster Sohn Harry (Hua-li) und seine Nichte Julie (Zhu-li) fühlen sich Taiwan noch ziemlich verbunden und Besuchen Umeko, um ihren 80-sten Geburtstag mit ihr in Taiwan zu feiern. Harry spürt, dass ihm vielleicht nicht mehr viel Zeit mit seinen Eltern bleiben wird und versucht sich der Vergangenheit seiner Eltern zu nähern. Er versucht sich an einem Roman über ein junges taiwanesisches Mädchen, das seine Mutter sein könnte.
Im Zuge des Romans bewegen sich die beiden Handlungsstränge aufeinander zu und lüften die Geheimnisse über das Leben von Umeko, Taiwans Historie und die Familiengeschichte / -tragödie von Harry und Julie.
Stephan Thome schaffte es mich in den Bann zu ziehen. Ich konnte mir die Geschichte und ihre Figuren bildlich vorstellen. Ich litt mit ihnen und ihrem Schicksal.
Die Aktualität dieses Konflikts, im Hinblick auf den Ende Februar ausgebrochen Krieg in der Ukraine, lässt einen das Buch nochmal mit anderen Augen und Ohren lesen bzw. hören. Wird es der Ukraine und der ukrainischen Bevölkerung wie den Taiwanesen ergehen? Werden sie von Russland besetzt mit einer neuen Amtssprache, neuen Bräuchen usw.? Wird China sich Taiwan nun ganz einverleiben, wie Russland es mit der Ukraine versucht?
Zum Hörbuch Die beiden Sprecher haben die Geschichte noch etwas greifbarer für mich gemacht! Es gibt Geschichten, die, wenn man sie hört und sich auch nur aufs Hören konzentrieren muss, noch verständlicher werden. Ich finde, dies ist so eine Geschichte. Als Hörbuch außerordentlich gelungen!
Fazit Ein durch und durch interessantes und rundes Buch, das den eigenen Horizont erweitern kann. Ein echtes Highlight, das hoffentlich noch oft gelesen wird. Eine Geschichte, nicht nur für Asien-Interessierte und History-Liebhaber*innen!
Gefiel mir insgesamt dann doch gut (3,5 Sterne) mit seiner Familiengeschichte , die Schlaglichter auf das Taiwan in den 1940ern warf, in einem zweiten Handlungsstrang in den 2010ern - das waren sowohl geografisch als auch historisch Themen, mit denen ich mich bislang nie befasst hatte. Weswegen ich oft nicht mitdenken konnte, zum Beispiel wie schwer und wechselnd die Bedeutung von Akzenten im Japanischen, Chinesischen, Taiwanesischen war, welche nationalen oder rassistischen Stereotypen mit welchem Aussehen oder Verhalten verbunden wurden. Doch eigentlich mag ich ja fehlende Übererklärung.
Allerdings ging es für meinen Geschmack insgesamt arg viel um Baseball. Finde ich Zuguck-Sport ohnehin langweilig, potenziert sich diese Langweile in der literarischen Beschreibung von Zuguck-Sport.
Ein wunderbarer Roman, in dem man en passant in die Geschichte Taiwans entführt wird. Die Geschichte, die sich um die kleine Umeko und ihre Familie im Laufe des Buches entspannt und die sich nach und nach zusammenfügt, wird zu einem – meiner Meinung nach – sehr runden Ende geführt, auch wenn manche Fragen vielleicht offen bleiben oder ihre Antwort nur angedeutet wird. Für Leute, die ein Interesse an Taiwan haben wärmstens zu empfehlen.
Manche Leute könnten vielleicht von der Namensvielfalt und den Veränderungen dieser im Laufe der Geschichte anfangs etwas verwirrt sein.
Ein vielschichtiger und spannender Blick auf die Geschichte Taiwans und die vielen Facetten des Kolonialismus in Ostasien. Sehr interessant und packend, auch und gerade angesichts der aktuellen Spannungen zwischen China und Taiwan. Das Leseerlebnis liegt vor allem darin, dass historische und politische Zusammenhänge durch die Figuren gut erfassbar werden, nicht so sehr im Literarischen.
Ich bekam das Buch, das eine Familientragödie vor dem Hintergrund der Geschichte Taiwans innerhalb des letzten Jahrhunderts beschreibt, von meiner Chinesischlehrerin empfohlen und bin sehr froh dieser Empfehlung gefolgt zu sein. Das Buch bietet einem die Möglichkeit einige geschichtliche Ereignisse "hautnah" mit der Hauptprotagonistin Umeko/Ching-mei bzw. anderen Protagonisten mitzuerleben und somit nebenbei mehr über die japanische Kolonialzeit, den 2.Weltkrieg in Ostasien, den anschließenden Bürgerkrieg mit darauffolgendem Rückzug der KMT nach Taiwan, das bis in die 90er-Jahre von ihr autoritär regiert wurde, und schließlich über die neueste Geschichte Taiwans seit dem Machtverlust der KMT und dem Wandel hin zu einer Demokratie zu lernen. Anfangs war die Handlung noch relativ uninteressant und als Leser:in hatte man durchaus Probleme sich emotional mit den Figuren zu identifizieren. Dann wurde das Buch durch den Wechsel zwischen verschiedenen Zeiten/Orten und hauptsächlich auch aufgrund des Wechsel zwischen unterschiedlichen Protagonisten, deren weitere Geschichte erzählt wurde, deutlich interessanter, wenn auch ein bisschen verwirrend, wobei ich das Gefühl eines immernoch etwas zum/r Leser:in distanzierten Schreibstils (typisch für ostasiatischen Schreibstil, obwohl Stephan Thome ein aus Deutschland stammender Sinologe ist) nicht abschütteln konnte. Am Ende des Buches bin ich mir immer noch nicht komplett sicher, ob wirklich alle Familiengeheimnisse aufgedeckt sind... (sh. unehelicher Sohn von Umeko's Vater=Julies Doktorvater) Insgesamt jedoch kann man das Buch, wenn man an Taiwan (oder vielleicht auch China?) interessiert ist, sehr wohl lesen und genießen.
This book started off so engaging but lost me towards the end. At the beginning we follow the girl Umeko living in a small town in northern Taiwan in the 1940 enduring Japanese occupation. But unfortunately after a few chapters a new narrative is woven in with presenting the distant relatives of Umeko now an old woman, in contemporary Taiwan. The historic parts of the book are strong and interesting and as a European male a part of history I didn't know nothing about, the present day parts not so much and water down the narrative. The theme of this book of social and cultural heritage and education in an ever shifting cultural hegemony in Taiwan being mostly robbed of its own identity and torn between China and Japan in the past and western influence in our modern age. The cast of characters especially in the modern is too big and uninteresting. Being the grandchildren and grandnieces of Umeko called sometimes by Chinese and sometimes by English names makes it hard to follow, especially as they mostly serve the purpose to show a contrast to Umeko's childhood. Some of the most interesting aspects are only hinted at and the characters in the modern day story arc lose themselves too much in inner dialogue and reminiscing about their own past. Would this book have stayed with Umeko the whole time it would be shorter and better.
Das Buch ist durchaus lesenswert, wenn man mehr über die Nuancen von Taiwans Geschichte im 20. Jahrhundert erfahren möchte. Denn die Geschichte der Insel und ihrer Bewohner im Spannungsfeld zwischen Ureinwohnern, Japanern, Taiwanesen und Festlandchinesen ist tatsächlich unglaublich spannend und bei uns in Europa viel zu unbekannt. Nur lässt der Roman als solcher zu wünschen übrig. Richtige Spannung spürte ich beim Lesen eigentlich nie, und der Stil erinnerte mich eher an die Sprache besserer Jugendbücher. Auch schweifte der Autor durch Rückblenden, die mir oft deplaziert vorkamen, viel zu oft ab. Fazit: ich freue mich, dass es einen deutschen Roman über Taiwan gibt, aber das nächste Mal greife ich lieber zu Non-Fiction, wenn ich etwas über das Land erfahren will.
So ein tolles uns rares Thema! Die Geschichte von Taiwan wird ja höchst selten in Romanen verarbeitet. Doch so sehr ich mich auch für die Geschichte interessieren wollte, der Roman konnte mich einfach nicht fesseln. Es brauchte gute 80 Seiten bis ich überhaupt durchgeblickt habe, wer wer ist und dass der Roman in zwei Zeitebenen erzählt wird. Leider ist es nicht angegeben, wann in welcher Zeit und über welche Person geschrieben wird, so dass ich nie in einen guten Lesefluss gefunden habe. Ähnlich erging es mir auch mit dem geschichtlichen Kontext, bei dem ich oft nicht wusste, wer genau jetzt wo einmarschieren will und was untersagt. Zwei Sterne von mir für das Thema, aber den Roman selbst kann ich leider nicht empfehlen.
Die jüngere Geschichte Taiwans begreifbar gemacht in einem historischen Roman. Zuerst war ich vom fehlenden literarischen Stil enttäuscht, denn Thome hatte ich über "Grenzgang" schätzen gelernt. Nach dem Einlesen stellt sich aber heraus, dass genau dieser schnörkellose Erzählstil angemessen ist. Ein klein wenig enttäuscht hat mich die Behandlung der Periode des weißen Terrors zurückgelassen, aber mit dem Personal ließ sich das vielleicht nicht anderes lösen. Ein Muss für jede:n, die/der Taiwan verstehen möchte.
Ein sehr schönes Buch! Spannend, bewegend und manchmal auch traurig. Die Geschichte von Umeko und ihrer Familie wird in alternierenden Kapiteln erzählt: Der eine Erzählstrang handelt von der Vergangenheit, beginnend mit Umeko's Kindheit während dem zweiten Weltkrieg. Die anderen Kapitel spielen in der Gegenwart (kurz vor dem Brexit), und Umeko ist über 80 Jahre alt. Neben der Familiengeschichte ist es auch die Geschichte von Taiwan. War für mich auch lehrreich. Ich habe nicht gewusst, dass Taiwan vor dem zweiten Weltkrieg eine japanische Kolonie war.
I had enjoyed Thome's books set in contemporary Germany, but was a bit disappointed with his book set in China, where he lost the intricate character studies in favor of historical adventures. This book manages to show this duality quite interestingly, as the characters in contemporary Taiwan have more psychological depth than those in the past. It's like the further they are in the past, the less Thome can imagine them. Overall, a bit of a drag to read at times, with plenty of unnecessary side plots that mostly are just vehicles for his telling of Taiwanese history.
Was wusste ich über die japanische Besatzungszeit in Taiwan? Viel zu wenig. Das Buch ist gut geschrieben, einfühlsam und realistisch. Sowohl die jugendliche Hauptfigur, als auch ihre Familie und Umgebung. Gut getroffen auch die emotionale Unsicherheit der Beziehungen über verschiedene Kulturkreise hinweg.
Ich habe mich entschieden dieses Buch während einer Reise in Taiwan gelesen und konnte super schnell in die Geschichte eintauchen. Ich bin einfach ein Fan von Büchern, die auf 2 Zeitebenen spielen und für mich hat das hier auch total funktioniert. Ich fand beide Perspektiven interessant und auch relevant. Hab das Buch dann super schnell zu Ende gelesen.
einfach eins der besten bücher was ich je gelesen haben…war einfach durchgehend so interessant also kann ich echt jedem empfehlen so viele sachen über taiwan gelernt und so ein wichtiges thema ich liebe😣😣
Spannender Roman über die im Westen großteils unbekannte Kolonialgeschichte. Je einen halben Bonusstern für Baseball- und Taiwan-Inhalte. Sonst eher vier Sterne.
Ich glaube, ich habe bisher fast alles von Stephan Thome gelesen, aber vor diesem Buch war ich wegen Taiwan zurückgeschreckt. Warum eigentlich? Den Anstoß, es endlich zu lesen, gab der Besuch von Nancy Pelosi in Taiwan. Zu Recht. Natürlich hatte ich wieder einmal keine Ahnung, was dieser Besuch bedeutete (und ich glaube, viele von den Kommentatoren, die darüber schrieben, auch nicht), und das änderte sich mit "Pflaumenregen". Thome entwirft einen großen Bogen über drei Generationen, von der japanischen Besatzung über die Diktatur der Exilchinesen bis hin zur heutigen Demokratie. Thome ist ein großartiger Erzähler, der alle Fäden in der Hand behält, der seine Figuren nie verrät, und zur Not hilft das kleine Personenregister am Schluss. Es ist nun mal nicht leicht, andere familiäre, kulturelle und politische Zusammenhänge zu verstehen und wie sie das Leben der Menschen prägen, aber Stephan Thome macht es einem leicht und das Lesen zum Vergnügen. Ein toller Roman, von Anfang bis Ende.