Seit 2015 haben sich die politischen Koordinaten unseres Landes stark verändert – insbesondere im Osten Deutschlands. Was hat die breite Zustimmung zu Pegida, AfD und rechtsextremem Gedankengut möglich gemacht? Ines Geipel folgt den politischen Mythenbildungen des neu gegründeten DDR-Staates, seinen Schweigegeboten, Lügen und seinem Angstsystem, das alles ideologisch Unpassende harsch attackierte. Seriöse Vergangenheitsbewältigung konnte unter diesen Umständen nicht stattfinden. Vielmehr wurde eine gezielte Vergessenspolitik wirksam, die sich auch in den Familien spiegelte – paradigmatisch sichtbar in der Familiengeschichte der Autorin. Gemeinsam mit ihrem Bruder, den sie in seinen letzten Lebenswochen begleitete, steigt Ines Geipel in die »Krypta der Familie« hinab. Verdrängtes und Verleugnetes in der Familie korrespondiert mit dem kollektiven Gedächtnisverlust. Die Spuren führen zu unserer nationalen Krise in Deutschland.
Geipel was born in the German Democratic Republic and was a member of the national athletics team. She was one of the former athlets who sued leading sport functionaries because of the doing program of the GDR.
In 2011 she was awarded for her engagement for suppressed litature in the former GDR.
Warum ist der rechte Hass im Osten, wo doch zu DDR-Zeiten die internationale Solidarität hochgehalten wurde, so viel größer als im Westen? Ines Geipel, Schriftstellerin, Professorin für Verskunst und ehemalige DDR-Leistungssportlerin, ist mit knapp 30 kurz vor der Wende in den Westen geflohen, ihr Bruder wohnte hingegen sein ganzes Leben im heimatlichen Dresden. In diesem Buch, in dem sie das Verhältnis zum im vergangenen Jahr verstorbenen Bruder reflektiert, beschreibt Geipel, wie die Geschwister und ihre Ansichten immer weiter auseinander drifteten. Dennoch ist der Text viel mehr als ein Memoir: Die Familiengeschichte ist mit historischen und soziologischen Erklärungen verwoben, die dem hier rezensierenden Wessi insbesondere einige Bezüge zwischen den aktuellen Gewaltphänomenen im Osten und der fehlenden Aufarbeitung des Holocaust in der DDR verdeutlicht haben.
Geipels Großvater war ein Nazi, ihr Vater wurde Stasi-Agent, sie selbst und ihr Bruder, „Mauerkinder“, wuchsen mit der DDR-Indoktrination auf. Da der Arbeiter- und Bauernstaat sich als Hort des Antifaschismus inszenierte, wurden die Nazi-Verbrechen, die dort zur Hitlerzeit begangen wurden, nicht etwa, wie im Westen, jahrzehntelang aufgearbeitet, sondern aus der Kollektividentität ausgelagert. Hinzu kam der Antisemitismus in Moskau und in der Ost-Berliner Staatsführung. Geipel berichtet, dass so ein Kreislauf aus Verdrängung, Schuld und Trauer begann, ein Schweigebann in der Gesellschaft und innerhalb von Familien, der vor dem Hintergrund der DDR-Diktatur und ihrer Verbrechen fortgesetzt und weiter verkompliziert wurde. Nach der Wende sei der Westen mit seiner Erinnerungskultur in der Aufarbeitung der Geschichte bereits weit vorangeschritten gewesen, während der Osten nun die Nazi- und die DDR-Vergangenheit bewältigen müsse; das dies nicht ausreichend stattfindet und der Verdrängungsmechanismus weiter angewandt werde, wird von Geipel scharf kritisiert. „Totalitäre Systeme sind Verantwortungsentlastungsen“, führt Geipel aus, ihre „affektive Verleugnungstendenz“ stünde der Demokratie entgegen. Die Autorin bricht dies bis zum geliebten Bruder herunter: „Robby wollte nicht. Er hielt an den spektakulären Unwahrheiten der Familie fest.“
Geipel führt die hier kurz geschilderten Zusammenhänge mit zahlreichen Details, Verweisen und Studien aus. Am verstörendsten an dieser Leseerfahrung war für mich aber, dass ich als Wessi nicht einschätzen kann, inwiefern die Interpretationen Geipels in ihren Einzelheiten zutreffend sind (gut, ich bin zudem über 20 Jahre jünger als Geipel, aber trotzdem). Und ich denke, das ist ein wichtiger Aspekt des Gesamtproblems: Klar haben wir seit 89 viele Fortschritte gemacht, aber so manches ist einfach noch nicht richtig diskutiert und betrachtet worden, auch, weil es sehr viel Mut erfordern würde. Die DDR findet noch nicht ausreichend als Gegenstand der historischen Debatte in Deutschland statt. Auch deshalb ist Geipels Buch so lesenswert.
Wenn man gerade ein Buch wie das von Norbert Frei federführend verfasste ZUR RECHTEN ZEIT gelesen und daraus einiges über die Kontinuitäten rechten bis rechtsextremen Denkens (und Handelns) auch in der DDR gelernt hat, kommt Ines Geipels Werk UMKÄMPFTE ZONE. MEIN BRUDER, DER OSTEN UND DER HASS (2019) gerade recht, um das Gerüst, das Frei und seine Co-Autoren als Studie erarbeitet haben, mit realem Leben, Erinnerungen, Erarbeitetem und subjektiven Gedanken zu behängen.
Geipel nimmt den Tod ihres Bruders, den sie Jahre nicht gesehen hatte – offenbar, nachdem die sich einst nahestehenden Geschwister im Streit über den Umgang mit den Belastungen einer nur schwer verdaulichen Familiengeschichte und den Entwicklungen nach der Wende einander fremd geworden waren – als Ausgangspunkt ihrer Betrachtungen der Geschichte der DDR unter den Vorzeichen der aktuellen Geschehnisse in den ehemals neuen Bundesländern, wo eine eigene Form von Nationalismus, Gedenkkultur und leider auch Gewaltbereitschaft entstanden ist, bzw. ihre Fortsetzung gefunden hat. Was Geipel abliefert ist, soviel kann man wohl sagen, mit das Beste, was man lange zu den aktuellen Entwicklungen und Ereignissen lesen durfte. In einem sprachlich und gedanklich dichten Geflecht eigener, angelesener und miteinander verbundener Reflektionen über Politik, Gedenkkultur, Familiengeheimnissen, der Sprachlosigkeit in den und unter den Generationen, entsteht ein anderes Bild der DDR. Es ist ein Nachdenken über Kontinuitäten, Generationenfragen , über Geschichtsverdrängung und -vergessenheit, das den Leser bestürzt und auch bedrückt zurücklässt, aber mit hoher Bereitschaft, sich den Anhang mit der Literaturliste systematisch vornehmen zu wollen, um selbst den manchmal angedachten, manchmal ausgeführten Betrachtungen nachzuspüren.
Daß im Osten die Erinnerung an das 3. Reich und den Nationalsozialismus eine vollkommen andere war, eine staatlich gelenkte und vor allem als politisch-ideologische Machtbasis genutzte Form des Gedenkens, ist allgemein bekannt. Was daraus aber erwachsen konnte, ist in dieser persönlichen Form bisher nicht bedacht oder beschrieben worden. Mit Walter Ulbricht und dessen Mitstreitern kam eine Gruppe kommunistisch geprägter Sozialisten in das zerstörte und besetzte Land, die selber gerade dem Terror stalinistischer Säuberungen und Verfolgung entgangen war, und baute es nach der strengen Vorgabe Moskaus wieder auf. Diese Generation hatte Hitler und den Nationalsozialismus aufsteigen sehen, hatte ihn bekämpft und musste vor ihm fliehen. Die Härten der Vorkriegszeit, gerade, wenn man auf einer der ideologisch extremen Seiten stand, war ihnen geläufig. Sie traf auf eine Generation junger Menschen, die geprägt war durch die Erlebnisse in der Hitler-Jugend und der totalen Indoktrinierung durch das Staatswesen und die in Ermangelung anderer Kenntnisse und Erfahrungen totalitärem Gedankengut offen gegenüber war. Nutzbar, um einen anderen, vermeintlich besseren, aber ebenfalls durch Totalitarismus geprägten Staat aufzubauen. „Nutzbar“, weil jung genug, um noch formbar und beeinflußbar zu sein.
Wie einfach es sich die DDR-Elite der frühen Tage hingegen mit dem, was später „Entnazifizierung“ genannt wurde, machte, beschreibt schon Frei eindrücklich. Anhand der Geschichte des eigenen Großvaters, kann Geipel diese Phase in der Geschichte der DDR vertiefen und verdeutlichen. Dieser Großvater war ein Schreibtischtäter, er gehörte zur Nazi-Administration in Riga, muß dort (wahrscheinlich) von Massenerschießungen gewusst haben. Es gelang ihm, sich in der SBZ (Sowjetisch Besetzten Zone) schnell reinzuwaschen und ebenso schnell, wieder im Staatsapparat unterzukommen. Das Schweigen über die Erlebnisse im Krieg setzte sich – darin scheinen sich die Großväter der Kriegsgeneration in Ost und West dann durchaus geglichen zu haben – in die Familie fort. Geredet über das, was da geschehen war, wurde nicht. Der Staat, mit seiner antifaschistischen Programmatik, sorgte derweil für Entlastung, konnte es im Osten doch nicht geben, was nicht existieren durfte. Wer hier anerkannt wurde, war „rein“ vom falschen Gedankengut, die Bewältigungskultur wurde in den ideologisch längst wieder als „faschistisch“ eingestuften Westen abgeschoben.
Besonders beeindruckend ist in dieser Hinsicht das Kapitel über den „Buchenwald-Komplex“. Auch hier gelingt es Geipel, Geschichtswissen mit persönlicher Geschichte kurz zu schließen. Buchenwald wurde in der DDR zu einem Mythos. Es war das Konzentrationslager gewesen, in dem es den deutlichsten (und, wenn man so will, erfolgreichsten) Aufstand gegeben hatte und dieser Aufstand war von den kommunistischen Häftlingen organisiert worden. Sie hatten das Lager unter ihre Kontrolle gebracht, hatten dabei aber streng nach parteilicher Verantwortung gehandelt, z.T. durchaus auch in dem Wissen, andere Häftlinge dem sicheren Tod auszusetzen, um wesentliche und wichtige Mithäftlinge zu schützen. Bruno Apitz hat in seinem wegweisenden Roman NACKT UNTER WÖLFEN diesem Widerstand ein Denkmal gesetzt. Geipel erzählt anschaulich von der Geschichte der Kommunisten in Buchenwald und der Entstehung des Romans und seiner immensen Wirkungsgeschichte. Daß das ehemalige KZ Buchenwald nach 1945 zu einem Gefangenenlager der Sowjets umfunktioniert wurde und hier etliche, ebenfalls politische Gefangene elendig zugrunde gingen, durfte in diesem Kontext dann keine Rolle spielen. Laut Geipel kommen in der Chiffre „Buchenwald“ der Terror der Nationalsozialisten und der stalinistische Terror zwar nicht zur Deckung, wird aber die Schnittmenge dieser zwei Totalitarismen eben nicht nur symbolisch überdeutlich. Wie der Mythos Buchenwald dann aber behandelt wurde, wie er in der Erinnerungskultur der DDR eine zentrale Rolle spielte, steht dann stellvertretend für eine Erinnerungskultur, die vor allem Verdrängung förderte. Wenn nicht gar forderte. Erstaunlich in diesem Zusammenhang, daß Jorge Semprúns dokumentarischer Roman WAS FÜR EIN SCHÖNER SONNTAG! bei Geipel keine Erwähnung findet.
Die Autorin unterteilt die Generationen, die die DDR aufbauten und 40 Jahre belebten in jene frühen Exilanten wie Ulbricht, in die „Kinder Hitlers“, die noch im 3. Reich sozialisiert wurden, und „Hitlers Enkel“, unterbrochen von der „Generation Mauerbau“. Nur den „Enkeln Hitlers“ attestiert die Autorin, die DDR als System, als Land, wirklich abgelehnt zu haben. Sie berichtet u.a. von der veritablen Punkszene, die sich seit Ende der 70er Jahre auch in der DDR formierte und von der Stasi massiv bekämpft wurde, während man die zugleich entstehende Szene der Skinheads, die auch im Osten politisch immer rechtsextrem gewesen ist, verharmlosend als „Rowdys“ einordnete und weitestgehen in Ruhe ließ. Immerhin, so die dahinterstehende Logik, seien diese „Rowdys“ keine Totalverweigerer, sondern durchaus am Militär, der NVA, dem Drill und der Organisation interessiert gewesen. Außerdem sahen sie ordentlich aus. Wie diese verschiedenen Generationen die DDR in ihrer jeweiligen Epoche prägten ist spannend zu lesen.
Geipels Text changiert zwischen sehr persönlichen Erinnerungen an die Kindheit in Dresden, wo sie am „Weißen Hirsch“, eben jenem großbürgerlichen Viertel, dem Uwe Tellkamp schon in seinem Roman DER TURM ein Denkmal setzte, aufgewachsen ist, und der Auseinandersetzung mit ihrem Bruder in der Nachwendezeit, in der die Geschwister u.a. gewärtigen mussten, daß der Vater, offiziell ein Hochschul-Dozent für Musik, ein Stasi-Mitarbeiter mit bis zu acht Identitäten gewesen war, ein Mann, der Auslandseinsätze durchführte, der ausgebildet war in Nahkampf, Terroraktion und Tötungstechniken. Geipel schneidet einiges nur an, so die heimischen Mißbrauchsvorkommnisse, bei denen der nur gelegentlich anwesende Vater die Kinder offenbar zu Übungszwecken fürchterlich prügelte. In einer manchmal an soziologischen Studien und Analysen geschulten, dann wieder fast lyrisch, ins im besten Sinne des Wortes Prosaische wechselnden Sprache, assoziiert Geipel immer wieder das Private mit dem geschichtlich Erwiesenen und Relevanten. Gelegentlich ist das schwer zu lesen, muß man Sätze mehrmals studieren, um ihrem Sinn nachzuspüren, manchmal entsteht der Eindruck, daß die Autorin durchaus ähnliche (Sprach)Bewegungen macht, wie sie den von ihr Untersuchten unterstellt – man weiß nicht immer, ob die Bilder, die sie bemüht, die Metaphern, die nicht immer wirklich treffend sind, nicht auch verbergen, was auszusprechen zu schmerzhaft sein könnte.
Doch ist es ein großes Verdienst des Buches, das sich in seinen letzten Kapiteln den aktuellen Zuständen und dem Entstehen von Pegida und AfD widmet und diese in eine kontinuierliche kulturelle Geschichte des Ostens einzureihen versteht, daß hier ein Schlaglicht auf ein kollektives Unterbewusstes geworfen wird, das lange noch nicht durchdrungen ist. Geipel scheut sich nicht, psychoanalytische Maßstäbe anzulegen, um den Mechanismen von Verdrängung und Projektion, unterdrückter Angst, unterdrücktem Hass und Externalisierung dieser Gefühle nachzuspüren. Wahrscheinlich wird auch dies nicht der letzte Versuch gewesen sein, die Entwicklungen in den vormals neuen Bundesländern zu erklären und einzufassen in übergreifende Erklärungsmodelle, doch kann man schon feststellen, daß man mit Geipels Analyse einen deutlichen Schritt voran kommt. Auch und gerade, indem sie die Erfahrungen von 1945 und 1989 kurzschließt, die Unterschiede aber deutlich benennt, ist es gerade dem westlich geprägten Leser möglich, nachzuvollziehen, was der doppelte Untergang, das Erleben der doppelten Diktatur, bedeutet haben mochte.
„Sich von seiner doppelten Diktaturerfahrung zu emanzipieren, ist als Aufgabe für den Osten gegenwärtig zu groß. Er implodiert, in die politische Krise, in die Krankheit, in die Verleugnung hinein.“ (S. 264)
Man sollte diese Worte sehr genau bedenken, wenn man meint, urteilen zu können, was in den fünf jüngeren Bundesländern passiert. Es entbindet nicht von Verantwortung, aber es verdeutlicht, wie weit der Weg noch sein wird, der in diesem Land an gemeinsamer kultureller Aufarbeitung noch zurück zu legen ist. Ines Geipel hat einen großen Schritt in diese Richtung getan, indem die tief in die eigene Familiengeschichte eintaucht, die doppelte Verstrickung exemplarisch ans Licht zerrt und dem Leser darbietet. Sie traut sich an die Dämonen der verdrängten Vergangenheit heran, sie erklärt und sie veranschaulicht. Nicht nur im Osten sollten sich die Deutschen daran ein Beispiel nehmen. Es sind Bücher wie dieses, die helfen können, jenen Graben zumindest ein wenig zuzuschütten, der zwischen der alten BRD und der ehemaligen DDR wieder größer zu werden scheint.
[Da hier lediglich Kindle-Editionen aufgeführt werden, steht diese Rezension notgedrungen bei einer solchen. Sie bezieht sich auf die Hardcover-Ausgabe bei Klett-Cotta]
Wenn man gerade ein Buch wie das von Norbert Frei federführend verfasste ZUR RECHTEN ZEIT gelesen und daraus einiges über die Kontinuitäten rechten bis rechtsextremen Denkens (und Handelns) auch in der DDR gelernt hat, kommt Ines Geipels Werk UMKÄMPFTE ZONE. MEIN BRUDER, DER OSTEN UND DER HASS (2019) gerade recht, um das Gerüst, das Frei und seine Co-Autoren als Studie erarbeitet haben, mit realem Leben, Erinnerungen, Erarbeitetem und subjektiven Gedanken zu behängen.
Geipel nimmt den Tod ihres Bruders, den sie Jahre nicht gesehen hatte – offenbar, nachdem die sich einst nahestehenden Geschwister im Streit über den Umgang mit den Belastungen einer nur schwer verdaulichen Familiengeschichte und den Entwicklungen nach der Wende einander fremd geworden waren – als Ausgangspunkt ihrer Betrachtungen der Geschichte der DDR unter den Vorzeichen der aktuellen Geschehnisse in den ehemals neuen Bundesländern, wo eine eigene Form von Nationalismus, Gedenkkultur und leider auch Gewaltbereitschaft entstanden ist, bzw. ihre Fortsetzung gefunden hat. Was Geipel abliefert ist, soviel kann man wohl sagen, mit das Beste, was man lange zu den aktuellen Entwicklungen und Ereignissen lesen durfte. In einem sprachlich und gedanklich dichten Geflecht eigener, angelesener und miteinander verbundener Reflektionen über Politik, Gedenkkultur, Familiengeheimnissen, der Sprachlosigkeit in den und unter den Generationen, entsteht ein anderes Bild der DDR. Es ist ein Nachdenken über Kontinuitäten, Generationenfragen , über Geschichtsverdrängung und -vergessenheit, das den Leser bestürzt und auch bedrückt zurücklässt, aber mit hoher Bereitschaft, sich den Anhang mit der Literaturliste systematisch vornehmen zu wollen, um selbst den manchmal angedachten, manchmal ausgeführten Betrachtungen nachzuspüren.
Daß im Osten die Erinnerung an das 3. Reich und den Nationalsozialismus eine vollkommen andere war, eine staatlich gelenkte und vor allem als politisch-ideologische Machtbasis genutzte Form des Gedenkens, ist allgemein bekannt. Was daraus aber erwachsen konnte, ist in dieser persönlichen Form bisher nicht bedacht oder beschrieben worden. Mit Walter Ulbricht und dessen Mitstreitern kam eine Gruppe kommunistisch geprägter Sozialisten in das zerstörte und besetzte Land, die selber gerade dem Terror stalinistischer Säuberungen und Verfolgung entgangen war, und baute es nach der strengen Vorgabe Moskaus wieder auf. Diese Generation hatte Hitler und den Nationalsozialismus aufsteigen sehen, hatte ihn bekämpft und musste vor ihm fliehen. Die Härten der Vorkriegszeit, gerade, wenn man auf einer der ideologisch extremen Seiten stand, war ihnen geläufig. Sie traf auf eine Generation junger Menschen, die geprägt war durch die Erlebnisse in der Hitler-Jugend und der totalen Indoktrinierung durch das Staatswesen und die in Ermangelung anderer Kenntnisse und Erfahrungen totalitärem Gedankengut offen gegenüber war. Nutzbar, um einen anderen, vermeintlich besseren, aber ebenfalls durch Totalitarismus geprägten Staat aufzubauen. „Nutzbar“, weil jung genug, um noch formbar und beeinflußbar zu sein.
Wie einfach es sich die DDR-Elite der frühen Tage hingegen mit dem, was später „Entnazifizierung“ genannt wurde, machte, beschreibt schon Frei eindrücklich. Anhand der Geschichte des eigenen Großvaters, kann Geipel diese Phase in der Geschichte der DDR vertiefen und verdeutlichen. Dieser Großvater war ein Schreibtischtäter, er gehörte zur Nazi-Administration in Riga, muß dort (wahrscheinlich) von Massenerschießungen gewusst haben. Es gelang ihm, sich in der SBZ (Sowjetisch Besetzten Zone) schnell reinzuwaschen und ebenso schnell, wieder im Staatsapparat unterzukommen. Das Schweigen über die Erlebnisse im Krieg setzte sich – darin scheinen sich die Großväter der Kriegsgeneration in Ost und West dann durchaus geglichen zu haben – in die Familie fort. Geredet über das, was da geschehen war, wurde nicht. Der Staat, mit seiner antifaschistischen Programmatik, sorgte derweil für Entlastung, konnte es im Osten doch nicht geben, was nicht existieren durfte. Wer hier anerkannt wurde, war „rein“ vom falschen Gedankengut, die Bewältigungskultur wurde in den ideologisch längst wieder als „faschistisch“ eingestuften Westen abgeschoben.
Besonders beeindruckend ist in dieser Hinsicht das Kapitel über den „Buchenwald-Komplex“. Auch hier gelingt es Geipel, Geschichtswissen mit persönlicher Geschichte kurz zu schließen. Buchenwald wurde in der DDR zu einem Mythos. Es war das Konzentrationslager gewesen, in dem es den deutlichsten (und, wenn man so will, erfolgreichsten) Aufstand gegeben hatte und dieser Aufstand war von den kommunistischen Häftlingen organisiert worden. Sie hatten das Lager unter ihre Kontrolle gebracht, hatten dabei aber streng nach parteilicher Verantwortung gehandelt, z.T. durchaus auch in dem Wissen, andere Häftlinge dem sicheren Tod auszusetzen, um wesentliche und wichtige Mithäftlinge zu schützen. Bruno Apitz hat in seinem wegweisenden Roman NACKT UNTER WÖLFEN diesem Widerstand ein Denkmal gesetzt. Geipel erzählt anschaulich von der Geschichte der Kommunisten in Buchenwald und der Entstehung des Romans und seiner immensen Wirkungsgeschichte. Daß das ehemalige KZ Buchenwald nach 1945 zu einem Gefangenenlager der Sowjets umfunktioniert wurde und hier etliche, ebenfalls politische Gefangene elendig zugrunde gingen, durfte in diesem Kontext dann keine Rolle spielen. Laut Geipel kommen in der Chiffre „Buchenwald“ der Terror der Nationalsozialisten und der stalinistische Terror zwar nicht zur Deckung, wird aber die Schnittmenge dieser zwei Totalitarismen eben nicht nur symbolisch überdeutlich. Wie der Mythos Buchenwald dann aber behandelt wurde, wie er in der Erinnerungskultur der DDR eine zentrale Rolle spielte, steht dann stellvertretend für eine Erinnerungskultur, die vor allem Verdrängung förderte. Wenn nicht gar forderte. Erstaunlich in diesem Zusammenhang, daß Jorge Semprúns dokumentarischer Roman WAS FÜR EIN SCHÖNER SONNTAG! bei Geipel keine Erwähnung findet.
Die Autorin unterteilt die Generationen, die die DDR aufbauten und 40 Jahre belebten in jene frühen Exilanten wie Ulbricht, in die „Kinder Hitlers“, die noch im 3. Reich sozialisiert wurden, und „Hitlers Enkel“, unterbrochen von der „Generation Mauerbau“. Nur den „Enkeln Hitlers“ attestiert die Autorin, die DDR als System, als Land, wirklich abgelehnt zu haben. Sie berichtet u.a. von der veritablen Punkszene, die sich seit Ende der 70er Jahre auch in der DDR formierte und von der Stasi massiv bekämpft wurde, während man die zugleich entstehende Szene der Skinheads, die auch im Osten politisch immer rechtsextrem gewesen ist, verharmlosend als „Rowdys“ einordnete und weitestgehen in Ruhe ließ. Immerhin, so die dahinterstehende Logik, seien diese „Rowdys“ keine Totalverweigerer, sondern durchaus am Militär, der NVA, dem Drill und der Organisation interessiert gewesen. Außerdem sahen sie ordentlich aus. Wie diese verschiedenen Generationen die DDR in ihrer jeweiligen Epoche prägten ist spannend zu lesen.
Geipels Text changiert zwischen sehr persönlichen Erinnerungen an die Kindheit in Dresden, wo sie am „Weißen Hirsch“, eben jenem großbürgerlichen Viertel, dem Uwe Tellkamp schon in seinem Roman DER TURM ein Denkmal setzte, aufgewachsen ist, und der Auseinandersetzung mit ihrem Bruder in der Nachwendezeit, in der die Geschwister u.a. gewärtigen mussten, daß der Vater, offiziell ein Hochschul-Dozent für Musik, ein Stasi-Mitarbeiter mit bis zu acht Identitäten gewesen war, ein Mann, der Auslandseinsätze durchführte, der ausgebildet war in Nahkampf, Terroraktion und Tötungstechniken. Geipel schneidet einiges nur an, so die heimischen Mißbrauchsvorkommnisse, bei denen der nur gelegentlich anwesende Vater die Kinder offenbar zu Übungszwecken fürchterlich prügelte. In einer manchmal an soziologischen Studien und Analysen geschulten, dann wieder fast lyrisch, ins im besten Sinne des Wortes Prosaische wechselnden Sprache, assoziiert Geipel immer wieder das Private mit dem geschichtlich Erwiesenen und Relevanten. Gelegentlich ist das schwer zu lesen, muß man Sätze mehrmals studieren, um ihrem Sinn nachzuspüren, manchmal entsteht der Eindruck, daß die Autorin durchaus ähnliche (Sprach)Bewegungen macht, wie sie den von ihr Untersuchten unterstellt – man weiß nicht immer, ob die Bilder, die sie bemüht, die Metaphern, die nicht immer wirklich treffend sind, nicht auch verbergen, was auszusprechen zu schmerzhaft sein könnte.
Doch ist es ein großes Verdienst des Buches, das sich in seinen letzten Kapiteln den aktuellen Zuständen und dem Entstehen von Pegida und AfD widmet und diese in eine kontinuierliche kulturelle Geschichte des Ostens einzureihen versteht, daß hier ein Schlaglicht auf ein kollektives Unterbewusstes geworfen wird, das lange noch nicht durchdrungen ist. Geipel scheut sich nicht, psychoanalytische Maßstäbe anzulegen, um den Mechanismen von Verdrängung und Projektion, unterdrückter Angst, unterdrücktem Hass und Externalisierung dieser Gefühle nachzuspüren. Wahrscheinlich wird auch dies nicht der letzte Versuch gewesen sein, die Entwicklungen in den vormals neuen Bundesländern zu erklären und einzufassen in übergreifende Erklärungsmodelle, doch kann man schon feststellen, daß man mit Geipels Analyse einen deutlichen Schritt voran kommt. Auch und gerade, indem sie die Erfahrungen von 1945 und 1989 kurzschließt, die Unterschiede aber deutlich benennt, ist es gerade dem westlich geprägten Leser möglich, nachzuvollziehen, was der doppelte Untergang, das Erleben der doppelten Diktatur, bedeutet haben mochte.
„Sich von seiner doppelten Diktaturerfahrung zu emanzipieren, ist als Aufgabe für den Osten gegenwärtig zu groß. Er implodiert, in die politische Krise, in die Krankheit, in die Verleugnung hinein.“ (S. 264)
Man sollte diese Worte sehr genau bedenken, wenn man meint, urteilen zu können, was in den fünf jüngeren Bundesländern passiert. Es entbindet nicht von Verantwortung, aber es verdeutlicht, wie weit der Weg noch sein wird, der in diesem Land an gemeinsamer kultureller Aufarbeitung noch zurück zu legen ist. Ines Geipel hat einen großen Schritt in diese Richtung getan, indem die tief in die eigene Familiengeschichte eintaucht, die doppelte Verstrickung exemplarisch ans Licht zerrt und dem Leser darbietet. Sie traut sich an die Dämonen der verdrängten Vergangenheit heran, sie erklärt und sie veranschaulicht. Nicht nur im Osten sollten sich die Deutschen daran ein Beispiel nehmen. Es sind Bücher wie dieses, die helfen können, jenen Graben zumindest ein wenig zuzuschütten, der zwischen der alten BRD und der ehemaligen DDR wieder größer zu werden scheint.
Viel Literatur und leider zu wenige Antworten auf die Fragen, die Einband und Klappentext stellen. Wo diese jedoch beantwortet werden, eröffnen sich tatsächlich Perspektiven jenseits der gängigen Ost-Erzählungen.
Ein hartes, schwieriges Buch, in Inhalt und zum Teil in der Sprache. Und doch finde ich es so wichtig, wenn man die geteilte und gemeinsame Geschichte der Bundesrepublik aus den Anfängen und in seiner Verflechtung begreifen will. Die persönliche Betroffenheit in der Familiengeschichte der Autorin - von NS bis Stasi und ihr Umgang damit - bringt allgemeine Probleme auf den Punkt. Verdrängen war und ist auch in westdeutschen Familien an der Tagesordnung. Vieles will man lieber nicht so genau wissen und wahrhaben.
S.165: „Die Geschichte, meinte einer, ist anders als das Bild, das wir von ihr haben.“
Viele Fragen, viel mehr als Antworten. Aber eine Forderung am Ende, S. 265: „Der Osten braucht einen guten inneren Ort, er braucht ein eigenes Narrativ, er braucht die öffentliche Anerkennung seiner langen Schmerzgeschichte, er braucht Differenzierung, und seine Erfahrungen müssen nach draußen, in den politischen Raum, in die Bildung, vor allem aber an den Familientisch.“
(Ost-)Deutsche Gefühlsgeschichte. Hasskultur, so die These, die sich im Schweigen durch die Generationen hindurch fortsetzt. Der Kriegskinder, Nachkriegskinder, Mauerkinder. Psychoanalytisches Argument, das - Überraschung! - überzeugt. Weil Verbergen und Exzess einen Zusammenhang bilden, den zu erkennen womöglich zur Erklärung weiterhilft, weiter als nur Ökonomie und Makrosoziologie. Geipel erarbeitet diesen Hasstransfer an der eigenen Familiengeschichte und vor allem an ihrem Verhältnis zum kürzlich gestorbenen, zuvor für Jahre verlorenen Bruder - in aller schmerzenden Offenheit. Eine rückhaltlose Befragung, die exemplarisch sein könnte (und soll?) für Ostfamilien - auch wenn hier Vater und Großvater Extreme sind. Aber welche Familie ist nicht extrem? Das in einem atemlosen, fragenden, manchmal wütendem, unversöhnlichen parataktischem Stil. Eingestreut sind schicke Zitate, die aber immer im Argument aufgegriffen werden. Sehr ernsthaft, keine Komik, meine ich. Treffende Wörter werden gefunden - weit außerhalb und deshalb reicher als die übliche Sachbuchprosa. Ermutigt, selbst die Biografie auf ihre historische Dimension und ihre Tabus hin zu befragen.
Vorab: ich denke, dass das Thema des Buches total wichtig ist! Ich denke, dass es eine ganz wichtige Aufgabe ist sich anzuschauen, wie die Mechanismen des NS- und der DDR-Regimes in gleichen Strukturen seine Bevölkerung unterdrückt hat, wie mit Gewalt umgegangen wurde und Gewalt vom Staatsapparat angewendet wurde. Genauso wichtig ist es, wie die individuellen Erfahrungen durch diese Regime gelebt haben, Erfahrungen, Haltungen und Denkweisen an ihre jeweiligen Kinder weitergegeben haben, wie die gesellschaftlichen und politischen Umstände den Generationenkonflikt und das Familiengefüge beeinflussen. Insofern leistet das Buch von Ines Geipel einen wichtigen Beitrag, zumal genau diese beiden Ebenen - die historisch-übergeordnete und die persönliche - miteinander ganz eng in Verbindung gebracht werden. Was mir aber überhaupt nicht gefallen hat, war der Schreibstil von Geipel, der hat für mich am Anfang auch echt verhindert, in das Buch so richtig eintauchen zu können. Und ich habe mir mehrfach gedacht, dass ich mir entweder eher ein Sachbuch zu dem Thema oder einen gut recherchierten und gut geschriebenen Roman gewünscht hätte. Die Mischung aus beidem hat für mich oft nicht funktioniert. Außerdem fand ich, dass vor allem die Wende- und Nachwendezeit zu kurz kam, dass es dazu schon viel bessere Literatur gibt und dass hier erst recht nicht mehr funktioniert hat, dass sie gleichzeitig über die eigene Biografie und über das zeithistorische Geschehen schreibt. Und immer wieder ihr Schreibstil. Diese Aneinanderreihung von Ellipsen, die objektiven Abstand zum Gegenstand suggerieren sollen und aber doch nur sentimentale Emotionalität verbergen. Nope, gefällt mir überhaupt nicht, bei aller Wichtigkeit des Themas. Deshalb 3 von 5 Sterne.
Ich musste mich ganz schön durchkämpfen. Ihre Schreibweise ist wunderschön und ich glaube, wenn man mehr Erfahrungen (die sie genannt hat) teilt, dann kann man sich in ihren Emotionen wiederfinden. Für mich war es eher ein Schauen von Außen. Aber durch diese Ausdrücke und Metaphern ist es nicht so gut verständlich, weshalb ich denke, dass dieses Buch nur in Händen einer gebildeten Mittelschicht bleibt. Was sehr schade ist. Das Thema Ostdeutschland und politische Radikalisierung finde ich sehr spannend und ist auch für Leipzig und Umfeld relevant.
Aus dem Buch herausgelesen habe ich einige mögliche Gründe für einen Rechtsruck im Osten: -fehlende Aufarbeitung und Erinnerungskultur der NS-Zeit und der Schuldfrage -Geheimnisse und Traumata innerhalb der Familien (Krieg, Mithilfe, etc) -Nationalgefühl für die DDR propagiert, um Menschen zu überzeugen -Stasi, mundtot machen, wie Gefängnis und damit einhergehend Wut und Gewalt (gegen das System) -Nichtbekanntmachung der erstarkenden Nazi-Bewegung in der DDR -Kriminalisierung von Punks in der DDR -strukturelle Gewalt ZB Neonazis bei der Polizei und in Führungspositionen (durch fehlende Aufarbeitung) -Hoffnungslosigkeit und Verwirrung nach zahlreichen politischen Umbrüchen, Lügen etc -Traumata durch fehlenden Abschluss mit Krieg etc, da es keine Erinnerungskultur für Vermisste und Gefallene gab (Akten nur im Westen)
Auf jeden Fall lesenswert, aber ich denke mit mehr geschichtlichen Vorwissen, hätte man das Buch noch besser verstehen und nachvollziehen können :D Es wurden oft Verweise gemacht auf Ereignisse etc
Ines Geipel erzählt in diesem Buch eigentlich drei Dinge: Die Geschichte des Todes ihres Bruders, die Familiengeschichte der Geipels und warum es in Ostdeutschland immer wieder zu rechtsextremen Ausfällen kommt. Ich muss sagen, ich bin mit diesem Buch nicht wirklich warm geworden. An sich ist das Thema ja nicht uninteressant, ich finde es aber vermessen, die Gründe für ein gesellschaftspolitisches Problem in einer Familiengeschichte zu suchen. Das Buch ließ sich recht gemischt lesen. Wenn von der Familie erzählt wird, geht es gut, auch wenn die Wortwahl und der Schreibstil etwas sehr intellektuell rüberkommen. Als wäre es nötig sich besonders gewählt auszudrücken, um sich von der Masse abzuheben. Das fällt besonders da auf, wo sie von den letzten Wochen mit Ihrem Bruder erzählt. Irgendwie habe ich dadurch nicht so richtig mit den Betroffenen warm werden können. Wenn es dann in die Erklärungsansätze ging, bin ich großteils zum Überfliegen übergegangen. Die Dichte an Fremdwörtern und der teilweise eher komplizierte Satzbau machen es nicht einfach der Autorin zu folgen.
Insgesamt hat mich das Buch eher enttäuscht, die Mischung aus einer Familiengeschichte und einem Sachbuch hat für mich nicht zusammengepasst. Von mir daher keine Leseempfehlung.
Fantastisk og brutal historie om kommunismens rædsler i DDR - og problemerne med at se egen historie i øjnene. Set fra forfatterens eget udgangspunkt i 2017. Desværre er hun rundt i så mange detaljer, at familiens egen historie aldrig foldes helt ud. Jeg sad og ventede til sidste sekund... Men super anbefalelsesværdig anyway.
2.5 ... I wish this had been a more straightforward family memoir. I don't know if it's the author or translation, but it's too rambling full of philosophical musings. One of the author's grandfathers was a Nazi functionary in Riga, where barely any Jews survived. Her other grandfather disappeared in Hungary. Her father worked for the Stasi. JUST TELL THE STORY!
Ein sehr persönliches und gerade deswegen eindrückliches Buch. Hier gibt es keine einfachen Lösungen und keine klaren Appelle, sondern nur die Einbettung des eigenen Wegs und Umfelds in einen größeren Rahmen.
Das Buch bietet einige neue Erkenntnisse, besonders für die Nachgeborenen, die wenig persönliche Berührungspunkte mit der DDR-Vergangenheit ihrer Elterngeneration haben. Mir gefällt die Mischung aus psychologisierender Herangehensweise mit dem Abgleich historischer Fakten. Das Private ist politisch - unter dem Eindruck der Lektüre dieses Buches scheint sich dieser Spruch wieder zu bestätigen. In Bezug auf die private Familiengeschichte, besonders die mit dem Bruder, um die es ja laut Titel auch gehen soll, läßt Ines Geipel aber vieles unausgesprochen. Da hatte ich eine andere Erwartungshaltung. Das tut meinem Gesamturteil über das Buch aber keinen Abbruch - sehr gut, werde es im Freundeskreis weiterempfehlen.
Through research into her family history, the author examines the politically sanctioned renarration of historical events that followed the German reunification. The book is a potent analysis of the transition from socialism to communism, the systemic similarities between the two, the past's inseparability from the present, and the utilization of denial as a public image sanitation tool that inevitably seeps into the intrapersonal sphere. The causal exploration of the re-rise of left-wing nationalism is periodically conclusory. If it's tied to the systematic whitewash of the collective memory and history of Germany, as she suggests, how does she explain the fact that right-wing extremism is a growing Western, even global phenomenon? Overall, I highly recommend this important post mortem of the collapse of DDR, though.
Ich brauchte ein bisschen, bis ich in diesem Schreibstil drin war, aber dann hat er mich nachhaltig begeistert. Dieser tiefe, fast schon sezierende Blick auf die Umbruchjahre, auf die eigene, ganz persönliche Vergangenheit, ohne in Melancholie oder gar Beschönigung abzudriften. Ein echtes Portrait seiner Zeit. Ich habe gleich mehrere von Geipels Büchern bestellt. Jetzt bin ich ein Fan von ihrem Stil.
Handler om østtyskland under muren og efter murens fald. Jegpersonen som vel er Ines, skriver om sin og sin families liv. Det er mest korte sætninger, som skal angive en stemning, koblet med lidt teori. Jeg blev ikke bidt af de korte sætninger og stemningen, tværtimod.