Über das Vergehen der Zeit, über Verschwinden und Wiederkehr, Vergänglichkeit und Ewigkeit - Cécile Wajsbrots neuer Roman, kongenial übersetzt von Anne Weber.
Nach dem Tod einer befreundeten Schriftstellerin zieht sich eine Übersetzerin nach Dresden zurück, um dort an der Übertragung von Virginia Woolfs Roman »To the lighthouse« zu arbeiten. Aus ihren tastenden Versuchen, sich der fremden Sprache und Zeit anzunähern, und den Überlegungen, die sie dabei anstellt, entsteht eine betörende Musik. Bei ihren nächtlichen Spaziergängen glaubt sie der toten Freundin zu begegnen und noch einmal mit ihr reden zu können. Ihre Einsamkeit weitet sich zu einem gewaltigen Echoraum, der von dem verfallenen Haus in Virginia Woolfs Roman über das einstmals zerstörte Dresden bis zur High Line, einer ehemaligen New Yorker Industrieruine, und zur Verbotenen Zone um Tschernobyl reicht. Orte, die dem Verfall, der Zerstörung anheimgegeben sind und doch wieder aufleben, abgebrochene Welten, in denen noch Kraft schlummert für einen Neuanfang. Übersetzen als Über-Setzen zu anderen Ufern, zu den Verschwundenen; in eine andere Zeitlichkeit.
This is a book for anyone interested in the process of translation—readers of translated literature, that is—who enjoy intelligent, richly orchestrated meditations on loss and grief. In this intriguing novel, an unnamed translator has come to Dresden to work on a translation of the "Time Passes" section of Virginia Woolf's To the Lighthouse from English into French. This short chapter bridges the first and third part of the novel from the perspective of the summer house which sits empty for ten years while war and other matters of life and death keep the human characters from returning.
The translator's attempts to reproduce the rhythm and music of Woolf's poetic prose in a language with a different structure and form run through the narrative, and are captured by translator Tess Lewis with the use of three fonts to distinguish Woolf's original from the narrator's working phrases and the rest of the text. But there is much more at play. The narrator is grieving the loss of a close friend, a writer, who was important to her understanding of the writing (as opposed to translating) process. She is haunted by this friend as she wanders the streets of Dresden. And woven into the wider narrative are reflections that echo the themes of the text she is working on including the history of the High Line in New York City, the reclamation by nature of the city abandoned after the Chernobyl incident, and other images drawn from literature, music, and film.
Das ist ein Buch, mit dem ich mich ständig im Dialog gefühlt habe. Es geht um das Vorhaben, To The Lighthouse von Virginia Woolf zu übersetzen, und als jemand, der Sprache und Übersetzung unglaublich interessant findet, habe ich geliebt, wie das in den Roman eingebaut wurde.
Ein Absatz beginnt meist mit einem Zitat aus Woolfs Buch, gefolgt von möglichen Übertragungen, häufig mit Gedanken darüber, welche Formulierung wohl besser passt und wo die Schwierigkeiten liegen. Darauf folgen Assoziationen und Überlegungen zu den angesprochenen Themen und Problematiken, wobei oft spezielle Orte zur Sprache kommen, besonders Dresden, wo sich die Protagonistin zur Zeit der Übersetzung aufhält, und Chernobyl. So geht es um Zerstörung und Zerfall, Verödung und Veränderung und darum, was an die Stelle des Alten tritt und was zurückbleibt.
Mir wurde gesagt, dass ich dieses Buch auch ohne To The Lighthouse zu kennen genießen kann. Das stimmt zwar, trotzdem habe ich mir manchmal gewünscht, den Kontext und die Motive des Werkes zu kennen, um schneller zu erfassen, was Cécile Wajsbrot mir hier sagen möchte, auch wenn das Raten und Philosophieren darüber auch seinen Reiz hatte.
Insgesamt war es ein sehr besonderes und wunderschönes Buch, anspruchsvoll aber wenig prätentiös, dass zum Nachdenken und Schwelgen einlädt.
>>...Und wer kann die Dauer einer Reise messen? Sie beginnt lange vor ihrem tatsächlichen Beginn und endet erst lange danach - falls sie denn endet ...<< "Nevermore" von Cécile Wajsbrot, aus dem Französischen übersetzt von Anne Weber handelt von einer Übersetzerin, die im einst zerstörten Dresden um ihre Freundin trauert. Sie übersetzt Virginia Woolf's "To the Lighthouse" (dt. "Zum Leuchtturm") und das auf vielschichtige Art und Weise. Sie hinterfragt verschiedenste Übersetzungen und tüftelt selbst an dem perfekten Ausdruck Virginia Woolf's Intention innerhalb ihrer Zeilen. Genau dieser Aspekt hat mich gerade zu Beginn des Buches sehr in seinen bann gezogen! Übersetzung wird hier nicht nur thematisiert, sondern man steigt als Leser ganz tief in die Materie ein und das im Bezug auf ein, wie ich finde unheimlich großartiges Werk aus Virginia Woolf's Feder. Zudem verwebt die Autorin hier zusätzlich noch die Thematik rund um Tschernobyl, das hat für mein Empfinden hier nicht wirklich funktioniert und mich leider den Faden und die anfängliche Tiefe verlieren lassen. Da mir der Faden leider nicht mehr auffindbar war, habe ich letztlich abgebrochen... An dieser Stelle sei aber gesagt, dass das Buch sprachlich wirklich eindrücklich ist und es sich hier um doch forderndere Lektüre handelt, die den Leser fordert und sicher auch über den Tellerrand blicken lässt.
Sowohl sprachlich als auch inhaltlich ziemlich gut, werden hier die Geschichten von drei oder eigentlich vier Orten mit dem Innenleben der Erzählerin verwoben und dabei eine sehr persönliche Geschichte erzählt durch Mittel, die eigentlich weit außerhalb der Person liegen. Und vor allem was die Übersetzung angeht ist das Buch sicherlich sehr herausfordernd gewesen aber sehr gut übertragen.
This took me a while to get through, but I found it immensely worthwhile. Framed as a 'novel', Nevermore explores a translator's detailed work on the middle section of Virginia Woolf's To The Lighthouse. Buying this book was what actually motivated me to finish Woolf's novel (in English), which I at times mostly skimmed through, especially the middle section - Time passes - to get back to the characters and their inner lives.
Nevermore now made me look at this section again, taking its time sentence by sentence, trying out different ways to fit them into another language (French, in the original, but I had a German copy). Interwoven are musings on war, destruction, healing, death, film, music, literature. A beautiful book celebrating the poetry of translation.
Sehr schwer zu lesen, eine gute Abendlektüre, wenn man sich wirklich einmal eine halbe Stunde in ein Buch vertiefen möchte. Eine herrliche Verbeugung vor Virginia Woolf. Der ganze Roman dreht sich nur um die Übersetzung von einem Woolf Roman ins französische. Und das ganze musste dann wieder ins Deutsche übertragen. Der ganze Text schwimmt also zwischen dem französischen, dem deutschen und dem englischen. Wunder schön.
No other book could have visited Virginia Woolf's 'TO THE LIGHTHOUSE' as good as this. I write about the book, politics of translation and obsession in my review for HINDUSTAN TIMES- https://www.hindustantimes.com/books/...