»Ist dieses Buch ein Theaterroman? Natürlich, aber weit mehr! Ist dieses Buch ein Liebesroman? Auch das. Ist dieses Buch ein Tagebuch, eine Komödie, eine Tragödie? All das.« Joachim Meyerhoff. Es ist und bleibt ein großes Wie entsteht ein Kunstwerk? Klaus Pohl ist es mit seinem grandiosen Roman »Sein oder Nichtsein« gelungen, diesem Geheimnis auf die Spur zu kommen. Denn er erzählt in seinem Buch von der Entstehung eines wirklich großen Kunstwerks, der denkwürdigen »Hamlet«-Inszenierung des Starregisseurs Peter Zadek aus dem Jahr 1999 mit der Schauspielerin Angela Winkler als Hamlet. Mit zu diesem kleinen Wunder hat sicher beigetragen, dass der Autor Klaus Pohl als Schauspieler in der Rolle des Horatio selbst Teil der Inszenierung war und so an den monatelangen Probenarbeiten in Straßburg teilgenommen hat. Und so erlebt der Leser, wie sich eine Gruppe der besten Theaterschauspieler der letzten Jahrzehnte – Angela Winkler, Ulrich Wildgruber, Otto Sander, Eva Mattes u. a. – auf eine Reise ins Unbekannte begibt. Dabei erlebt er ein Abenteuer nach dem anderen, heftige Kämpfe und zarte Liebesgeschichten, Wut und Hingabe, Konkurrenz und Freundschaft, Hysterie und Selbstzweifel, Tragödien und Komödien und am Ende das unvergleichliche Glück des Entdeckens und Gelingens. Und dies nicht nur auf der Probebühne, sondern im Leben aller Beteiligten vom Regie-Zampano bis zum Bühnenbildner und der Souffleurin … Zugleich ist Klaus Pohls Roman dieser Inszenierung nicht nur ein kulturhistorisches Dokument, sondern selbst ein poetisches Kunststück voller überraschender Wendungen und intimer Portraits.
Die Zeit der großen Regiezampanos im Theaterbetrieb scheint endgültig vorbei zu sein. Inszeniert wird neuerdings bevorzugt im Kollektiv und Entscheidungen solidarisch miteinander ausgehandelt. In diesem Lichte betrachtet wirkt der Roman, den Schauspieler Klaus Pohl aus seinen Tagebuchnotizen verfertigt hat, wie der melancholische Abgesang auf eine künstlerische Epoche. Die Handlung führt in das Jahr 1999 zurück, als Regiestar Peter Zadek ein letztes Mal den Hamlet in Angriff nimmt. Dafür versammelt er ein Who is Who der deutschen Schauspielergarde um sich, darunter bekannte Namen wie Eva Mattes, Otto Sander, Uwe Bohm und Angela Winkler. Die tragischste Rolle von allen fällt dabei allerdings Ulrich Wildgruber zu. Von Alterserscheinungen sowie Depressionen geplagt soll er den Bösewicht Polonius spielen. Ein undankbarer Part und eine persönliche Kränkung für einen Schauspieler, der einst in einer legendären Inszenierung am Bochumer Schauspielhaus als Prinz von Dänemark brillierte. Zumal sich Angela Winkler von der Rolle des Hamlet restlos überfordert zeigt.
Pohl war als Horatio selbst Teil des Ensembles und berichtet aus der Insiderperspektive von den turbulent-chaotischen Proben zum Stück. Das ganze Unternehmen ist andauernd vom Scheitern bedroht, die Schauspieler stehen allesamt kurz vor dem Nervenzusammenbruch und Zadek schwingt mit eher mäßigem Erfolg die Peitsche. Das ist zuweilen komisch, aber oft auch tieftraurig. Denn im Laufe der Proben wird klar, dass Wildgruber nicht allein mit dem Theater, sondern mit dem Leben allgemein hadert. Da schwebt nicht nur die Inszenierung zwischen Sein oder Nichtsein, sondern ein Mensch und im Fall von Klaus Pohl ein guter Freund. Es mag bessere Theaterromane geben – einige Stellen sind arg überdreht, andere etwas zu seicht –, doch wächst einem diese verrückte Truppe mit der Zeit ans Herz. Man durchlebt mit ihnen Höhen und Tiefen, bis das große Kunstwerk entgegen aller Erwartung doch noch gelingt.
Eine wirklich interessante Geschichte. Beschrieben werden die Proben Peter Zadeks zur Hamlet-Inszenierung 1999 mit Angela Winkler als Hamlet. Nicht nur dass Zadek ein Menschenschinder ist, auch stänkert Ulrich Wildgruber - 1977 war er selbst sehr erfolgreich Zadeks Hamlet- gegen die Neubesetzung. Nicht zu vergessen der Autor selbst, der Angela gegenüber ständig eine Art Minnedienst leistet und Otto Sander, Uwe Bohm, Eva Mattes sind auch mit von der Partie.
Das macht ungeheure Lust in den Lebensläufe nall dieser großen Schauspieler*innen zu stöbern, sich alte Aufnahmen im Internet anzuschauen (von dieser Inszenierung selbst gibt es leider keine). Und die Tragik Wildgrubers ist sehr gut, ja man muss sagen „in Szene gesetzt“.
Genau daran krankt es für mich dann auch ein bisschen. Alle verhalten sich im Leben genauso theatralisch wie auf der Bühne, sie reden und denken, als rezitierten sie bedeutungsschwangere Zeilen eines Autors, sind immer emotional übervoll. Handelt es sich dabei um die fiktionale Bearbeitung Pohls? Oder waren die damals wirklich so drauf? Und wenn ja, war das zeitbedingt oder gibt es solche Künstlerexistenzen noch heute?
Auf jeden Fall hat dieses Pathos mein Lesevergnügen manchmal etwas getrübt und ich konnte diesem Eindruck nur entgegenwirken, indem ich die Lektüre immer wieder unterbrach und andere Geschichten dazwischenschob.
Ein spektakuläres und virtuoses Buch über eine Theaterinszenierung, die das Leben ebenso spiegelt wie dieser meisterhafte Roman. Erschreckt, neidisch und manchmal mit staunender Verachtung verfolgen wir die qualvolle Entstehung und schmerzliche Geburt eines großen Kunstwerkes aus dem Geiste eines fast schon menschenverachtenden Kunstwillens.
Hm, ich weiß nicht so recht, was ich von dem Buch halten soll. Es war zwar interessant darüber zu lesen, wie die Proben und dann das Theaterstück an sich abgelaufen sind, aber dennoch konnte mich das Buch nicht gänzlich überzeugen. Die überspitzten (vielleicht?) Charaktere, die ja auf real existierenden Persönlichkeiten basieren, haben es mir schwer gemacht, mich für ihre Geschichte tiefergehender zu interessieren. Ich liebe viele Shakespeare Stücke und hatte gerade deswegen gehofft, dass mich das Buch überzeugen würde, aber da lese ich dann doch lieber noch einmal Hamlet. Es kann natürlich auch daran liegen, dass ich die Inszenierung nicht selbst gesehen habe und auch nicht in der Theaterszene bin, aber davon sollte ein Buch eigentlich nicht abhängig sein. Auf jeden Fall fand ich die Nacherzählung von Klaus Pohl interessant, aber nicht gänzlich überzeugend.
Wow. Krasses Ding. Völlig absurd und spannend in diese Probenarbeit eintauchen zu dürfen. Teilweise etwas langatmig - aber für Leute aus der Branche sicherlich ein lustvolles Lesevergnügen.
Es ist ein ganz verrückter, irrer Einblick, den man mit diesem auf Klaus Pohls während der Proben entstandenen Notizen basierenden Roman erhält, in die Verrücktheit und menschlichen Krisen namhafter Schauspieler, in persönliche und künstlerische Fragestellungen, Existenzängste und Nöte. 1999 vereint der für seine Wutausbrüche bekannte Regie-Zampano Peter Zadek auf seiner Probebühne in Straßburg für eine "Hamlet"-Inszenierung die Crème de la Crème der damaligen Theaterlandschaft. Ulrich Wildgruber, einst für seinen Bochumer Hamlet gefeiert, gibt jetzt nur eine Nebenrolle, während die Titelrolle von Angela Winkler gespielt werden soll, die sich damit überfordert zeigt und so Angst hat, dass sie irgendwann verschwindet. Wildgruber lässt währenddessen alle spüren, dass er es besser kann, Eva Mattes versucht zu schlichten, Hermann Lause wird schnell hysterisch. Und dann, wenn sich die Wogen glätten, rastet Zadek wieder aus.
Es hat ein bisschen was von Promi-Trash-TV, das dieser Einblick hinter die Kulissen einer großen Theaterproduktion bietet, und dass Schauspiel ein ungemein harter Beruf ist, wird ebenso schnell klar wie die Tatsache, dass die herrschen Cis-Männer im Kulturbereich wertetechnisch (leider) in den 90ern noch anders wüten, zetern und herrschen konnten, als das heute möglich wäre. Die Saufgelage in den Straßburger Restaurants, die selbstverliebten Reden, die Streits und Diskussionen sowie das Philosophieren hinter den Kulissen und nicht zuletzt Pohl Dokumentation einer irren Odyssee durch einen Probenprozess sind unterhaltsam lesenswert, auch wenn der bedeutungsschwangere Schauspieler-Bubble-Sprech Wildgrubers und auch Pohls passagenweise anstrengend nervig sind.
A somewhat unlikely popular success in Germany, this is a dramatic retelling of the rehearsals to Peter Zadek‘s 1999 Hamlet production. In many ways it’s a typical behind the scenes tale about big egos and big dreams with finely drawn characters. I did not find it as punchy or funny as I would’ve liked and it gets fairly repetitive fairly soon. Also, not sure what all the Kosovo conflict stuff is doing here, seems like an unnecessary and failed attempt to give the Shakespeare piece some contemporary background it doesn’t need. As a requiem to German actor Ulrich Wildgruber, it’s a deeply felt book though.
A fictionalized account of the rehearsals for the 1999 production of Hamlet starring a 57-year old Angela Winkler as Hamlet. Klaus Pohl, who played Horatio, kept a diary of the process, and twenty years later wrote this. I had hoped to learn more about Peter Zadek's production of the play; it ends up being more a backstage comedy. ...but it was fun, and encountering all those famous lines translated into German gave me a kick.
Gutes Buch für Schauspieler oder Leute, die beim Theater arbeiten. Die Formulierungen sind originell, mit Witz und feingeistig. Dennoch nur zwei Sterne, da ich das Buch in der Mitte abbrechen musste. Für mich als jemand der Theater nur als Zuschauer genießt, war die Thematik tatsächlich zu langatmig, teilweise schleppend öde. Kein schlechtes Buch an sich, aber kein gutes Buch für mich.
Vermutlich nicht so enjoyable wenn man kein theatermensch ist. Für mich war die zweite Hälfte des Buchs 5/5, aber man wird schon oft davon rausgerissen was am Theater alles selbstverständlich war 1999 , vor allem im Umgang mit Frauen.
Die Geschichte zur Entstehung der Hamlet Indizierung Peter Zadeks (1999), hat alles was ein guter Roman gebraucht. Es ist spannend in die Herausforderungen einzutauchen und diese praktisch hautnah mitzuerleben.
toll! alles hat sich ganz bestimmt genau so zugetragen. alle sind genauso bekloppt und liebenswert wie beschrieben. wie gerne wäre ich da mal dabei gewesen. jetzt muß ich wohl noch hamlet lesen.
Obwohl der Einschlag des Buches eine leichte Lektüre verheißen lies plätschert das Buch so daher und ist sicher nur für Theaterkenner geeignet. Daher sind das Buch und ich nicht zu einem guten Ende gekommen und ich kann es nicht empfehlen.