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Muslimaniac: Die Karriere eines Feindbildes

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Wer denkt, aus »Ausländern« könnten je »richtige Deutsche« werden, irrt sich gewaltig: Es reicht nie, ist die Erfahrung hier lebender Muslime. Brillant und bissig erzählt Ozan Zakariya Keskinkılıç von einer konsequenten Verfremdung und bahnt einen Weg der Annäherung.

Egal, ob man in Deutschland geboren wurde und sich überhaupt in jeder Hinsicht integriert: Muslim bleibt immer Muslim – fremd, gefährlich, rückständig. Und als Muslimin ist man entweder unterdrücktes Opfer oder erotische Projektionsfläche.

Diese Zuschreibungen sind weit älter als die gegenwärtigen angeblich islamkritischen Debatten. Als Orientalika bezeichnet Keskinkılıç solche Gegenstände, Symbole und Sprachspuren, in denen die hartnäckigen Klischees von Orient und Okzident sich spiegeln. Indem er sie mit aktuellen Entwicklungen und eigenen Erfahrungen verknüpft, seziert Keskinkılıç die Fixierung auf »den Islam« als zentrales Feindbild der Gesellschaft.

»Muslimaniac« nennt Keskinkılıç diese Erfindung der Muslime als Problem: ein schillernder Begriff, in dem sich gesellschaftliche Konstruktion und Besessenheit mit dem leidenschaftlichen, ironischen Geist des Ausbruchs aus den Stereotypen mischen. Und erst, wenn diese Umkehr gelingt, öffnet sich eine gemeinsame Zukunft jenseits der Stigmatisierungen.

272 pages, Hardcover

First published September 6, 2021

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About the author

Ozan Zakariya Keskinkılıç

10 books18 followers

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Displaying 1 - 9 of 9 reviews
Profile Image for Damla.
92 reviews9 followers
August 17, 2023
„Seit ich denken kann [...] fühle ich mich in diesem Land wie ein Problem. Ich muss erklären, woher ich komme, woher meine Eltern kommen, die Großeltern und die Urgroßeltern. ich muss beweisen, dass ich kein böser Muslim bin, sondern die freiheitlich-demokratische Grundordnung achte. [...] Egal, wie gut Deutsch man spricht, wie sehr man sich gesellschaftlich einbringt, man wird nicht als einer von hier gesehen.”

Ich finde es sehr schwer, die passenden Worte zu Ozan Zakariya Keskinkilics „Muslimaniac” zu finden, denn bereits die Einleitung hat mir aus der Seele gesprochen. Er hat hier nicht nur seine eigene Geschichte erzählt, sondern auch diejenige vieler anderer.

Keskinkilic analysiert auf wenigen Seiten das „Feindbild” des Muslims in Europa und bezieht sich dabei auf historische Daten. So lernt man auch, dass der „Mongolenfleck” bei Kindern in manchen Regionen Frankreichs auf Attilas Hunnen zurückgeführt wird, die sich 451 auf den katalaunischen Feldern niedergelassen haben. „1570 Jahre - da hält sich ein Migrationshintergrund mal richtig lang…” Ebenso arbeitet er wirklich sehr gut die Kontroversen heraus, die Muslim:innen in Europa begegnen. „Die Muslim:innen würden sich nicht integrieren und sich stattdessen in ‚Parallelgesellschaften’ isolieren - aber gleichzeitig wird beklagt, dass muslimische Frauen mit Kopftuch Lehrerinnen werden wollen. [...] Dann lieber doch als Putzkräfte engagieren, da verletzt die religiöse Kleidung offenbar keine Neutralitätsgefühle.”

In diese historische Analyse webt Keskinkilic sehr berührend persönliche Erfahrungen und auch Gedichte von anderen AutorInnen ein. Sehr häufig habe ich den Schmerz mitfühlen können, da so viele Situationen mir ähnlich widerfahren sind: die Situation auf dem Standesamt mit der Annahme des Nachnamens des Partners oder die ständig geforderte Stellungnahme zu terroristischen Anschlägen wie 9/11 und selbst die Nachfrage, wieso die Haare des Kindes heller sind, als die eigene. Die Worte seiner Tochter, „Du musst goldene Haare und goldene Haut haben wie ich", schnürten mir förmlich die Kehle zu und rührten mich zu Tränen.

„Ich lernte, ‚Kanaken‘ dürfen sich nicht sicher fühlen. Sie haben keine eigene Geschichte und keine Zukunft. Es war ein Wort, das demütigte. Das einem das Recht absprach, hier sein zu dürfen.”
Keskinkilics persönliche Erfahrungen vom Kindergarten bis ins Berufsleben sind von Rassismus und Diskriminierung geprägt, und seine Worte werfen ein grelles Licht auf die demütigenden Momente, die er durchlebte. Doch aus diesen Erfahrungen schöpft er eine kraftvolle Stimme des Widerstands und der Hoffnung. Seine Ansätze, um Rassismus entgegenwirken zu können, wie das Einfügen marginalisierter Biografien in Lehrpläne und das Aufbrechen der nationalen Geschichtserzählung, sind inspirierend und dringend notwendig. Die Gedichte von u.a. Aras Ören, Semra Ertan und Amira Zarari fügen eine lyrische Tiefe hinzu, die die Stimmung des Buches eindringlich unterstützt.

Einzig das Kapitel zu Queerness und Islam wirft bei mir noch mehr Fragen auf, da seine beschriebenen Interpretationen sich nicht mit dem decken, was ich gelernt habe. Aber hierzu bietet er in seinem umfangreichen Quellenverzeichnis genug Möglichkeiten, sich weitere Informationen einzuholen.
Profile Image for Tilmann.
73 reviews4 followers
January 18, 2022
Wie liebevoll kann man sich dem Thema antimuslimischer Rassismus aus verschiedenen Perspektiven nähern?Poetische, philosophische und soziologische Stränge ziehen sich durch dieses wundervolle Buch. So mutig, wie sich Keskinkılıç entblättert, biografische und politische Themen zusammenfügt und dabei ganz bescheiden darauf verweist, wie vielfältig und relativ das Subjekt vor dem Hintergrund historischer Transformationen gesehen werden muss. Auch wenn es auf den ersten Blick trocken erscheinen mag, liest es sich wie eine lebendige Reise durch Stereotype, Politik - schlussendlich auf der Suche nach Identität, ohne dabei den Blick auf das miteinander Verbindende zu verlieren.
Profile Image for Francesco Iorianni.
246 reviews2 followers
October 2, 2022
Dieses Buch kam per Zufall in meine Hände und ich bin sehr happy darüber: Anhand acht Kapitel möchte Ozan Zakariya Keskinkiliç mit den Klischees gegenüber muslimischen Menschen brechen. Mittels philosophischen, literarischen, medialen und weiteren Perspektiven, eröffnet das Buch dem Leser eine dekonstrukrive Analyse zur muslimischen "Leitfigur", die sich im deutschen Kulturraum kreiert hat. Entweder werden Muslim:innen exotisiert oder als "Gefahr für die Gesellschaft" eingestuft. Die im Buch präsentierten Beispiele zeigen jedoch, dass dieses Bild ein Konstrukt ist. Queere Lyrik und intersektionale Lesarten des Korans zeigen beispielsweise einen differenzierten Blick auf die islamische Kultur, die für lange Zeit unsichtbar gemacht wurde. Ich habe auch historisch einige neue Aspekte lernen können und finde die Gliederung des Werkes sehr gelungen.
Profile Image for Mario Stoll.
4 reviews
December 25, 2021
Ich habe durch das Buch viel gelernt und wurde auf diverse Missstände, historische Ereignisse und Personen aufmerksam gemacht, die ich vorher nicht kannte. Ich finde, dass der Autor hier etwas einseitig undifferenziert geschrieben hat: auch wenn der Islam ansich vielleicht nicht misogynistisch, homophob etc sein mag, sind es sehr häufig die Leute, die ihn interpretiert haben und predigen und meiner Meinung nach hat der Autor sich im Buch zu sehr aus der Verantwortung gezogen und eine gewisse Opferrolle angenommen nach dem Motto "der Islam ist grundgut, alle die ihn kritisieren haben eigentlich Unrecht, und schlechten Moslems sind es nur wegen dem Westen". Das soll nicht heißen, dass ich ihm widerspreche, dass es ein massives Problem mit einer falschen Darstellung des Islams gibt und der Islam völlig unberechtigt dieses gewaltige Ausmaß an Kritik und Hasses erfährt. Ich finde jedoch, dass man islamkritisch sein kann, ohne dabei islamophob oder rassistisch zu sein.
Wobei man an dieser Stelle auch sagen muss, dass viele "Probleme des Islams" eigentlich Probleme von Religion allgemein und mangelnder Bildung sind.
Nichtsdestotrotz habe ich das Buch gerne gelesen. Ich finde den Autor sehr sympathisch und seine Arbeit absolut notwendig, um die Ursprünge dieses Feindbilds zu erörtern und die eigene Haltung zu Hinterfragen .
Profile Image for Reader.
5 reviews
April 19, 2025
Mit Wissen, Witz und Wortgewandtheit schreibt Keskinkılıç gegen eine Flut von Vorurteilen an und sorgt somit für Lesevergnügen mit Sinn. Unterhaltsam, informativ und vor allem wird es den eigenen Horizont erweitern.
Profile Image for N.
106 reviews2 followers
June 5, 2022
4/5 ⭐
50 reviews2 followers
August 28, 2023
Das Buch ist sehr gut geschrieben, allerdings ist sehr einseitig. Viele Themen werden zu schwarz gemalt.
Profile Image for Miriam.
26 reviews3 followers
November 15, 2025
Schon lange habe ich kein Sachbuch mehr so verschlungen.
Displaying 1 - 9 of 9 reviews

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