Von gefährlichen Entscheidungen, gefälschten Pässen und schicksalhaften Freundschaften.
Fritze Thormann, Vielleser und begeisterter Sportler, gehört zu den Menschen, die das Pech haben, dass sie immer wieder zur falschen Zeit am falschen Ort sind. Mit seinen fast 16 Jahren ist er deswegen schon in viele riskante Situationen geschlittert. Zuletzt beim Ehrendienst der HJ während der Olympiade 1936. Gerade noch gelang es ihm, seinem Läufer-Idol Jesse Owens ein Autogramm abzujagen, als kurz darauf dunkle Wolken über ihm aufziehen: Fritz wird zufälliger Zeuge eines Selbstmords, dessen Umstände mehr als fragwürdig sind. Doch die Polizei und sein Ziehvater glauben ihm nicht. Schlimmer noch: die Gestapo will ihn für etwas drankriegen, das er nicht getan hat, sodass dem Jungen nichts übrigbleibt als zu fliehen und abzutauchen.
Mit gefälschtem Pass fängt Fritz beim Kohlenhandel Kleinfeldt in Berlin-Mitte an. Der Lohn stimmt, sein Chef ist in Ordnung, doch Fritz ist allein und vermisst seine Freunde. Vor allem Charly, die einmal seine Pflegemutter war. Und seine Schicksalsfreundin Hannah, von der er auch nur weiß, dass sie sich in Breslau unter falschem Namen versteckt. Und so beginnt Fritz aus seiner Tarnung heraus Briefe zu schreiben. Sie ersetzen ihm die Gesprächspartner, die er dringend braucht, weil es erneut kreuzgefährlich für ihn wird. Denn nicht nur die Gestapo hat sich auf die Suche nach dem unliebsamen Zeugen begeben. In unmittelbarer Nähe lauerte eine noch viel tödlichere Bedrohung …
In »Mitte« bringt Volker Kutscher seinen Lesern die immer bedrohlicher werdende Atmosphäre der Dreißigerjahre so nah wie nie.
Volker Kutscher ist ein deutscher Schriftsteller. 1995 veröffentlichte er mit Bullenmord seinen ersten Kriminalroman im Kölner Verlag Emons. 2008 erschien unter dem Titel Der nasse Fisch der erste Band einer auf mehrere Bände angelegten Reihe von historischen Kriminalromanen um die literarische Figur des Kölner Kommissars Gereon Rath, die im Berlin der späten Weimarer Republik und des Nationalsozialismus spielen. Die bis 2019 erschienenen ersten 7 Bände spielen in den Jahren 1929 bis 1935. Volker Kutscher lebt in Köln.
Ich kenne die Reihe von Volker Kutscher nicht. Allein betrachtet ist diese Geschichte über den Jugendlichen Waisen Friedrich Thorman, der von der Gestapo und dem Jugendamt gesucht wird ganz nett, mehr aber auch nicht. Die Zeichnungen von Kat Menschik sind wie immer passend und schön, deswegen die drei Sterne.
Hatte wirklich keine großartigen Erwartungen und wurde richtig positiv überrascht! War zunächst etwas skeptisch, aber dass die Geschichte in Form von einseitigen Briefen erzählt wurde hat erstaunlich gut funktioniert und auch dem Spannungsbogen keinen Abbruch getan. Hat sich tatsächlich auch für die Hauptreihe gelohnt zu lesen, weil mir Fritze jetzt doch deutlich sympathischer ist. Und die Illustrationen sind sowieso ein Träumchen!
Als Serie "Babylon Berlin" ein Hype hat die Romanvorlage von Volker Kutscher zu dem in der Spätphase der Weimarer Republik und den ersten Jahren des Dritten Reichs ermittelnden Kommissars Gereon Rath ebenfalls treue Fans. Wer den bislang letzten Band der Reihe gelesen hat, zweifelt angesichts der Entwicklung in "Olympia", ob eine Fortzsetzung dieses achten Bandes überhaupt möglich ist. Düster, schillernd, brutal und voller Herausforderungen ist die Welt, in der sich Rath und seine Frau Charlotte bewegen. Und die größte Herausforderung von allen bleibt dabei womöglich: Wie bleibt man ein anständiger Mensch in einer Zeit, in der Fanatismus, Naziideologie und blinder Gehorsam auch in Kollegenkreisen zur neuen Normalität wird?
Für Fans gibt es jetzt das gemeinsame Buch "Mitte" von Kutscher und der Illustratorin Kat Menschik. Dabei ist es auf jeden Fall von Vorteil, die Bücher der Gereon Rath-Reihe zu kennen, insbesondere "Olympia". Mit einem Briefroman haben die Autoren für das im Stil der 30-er/40-er Jahre illustrierte Buch auch ein neues Format gewählt.
Im Mittelpunkt steht als Briefschreiber der 16-jährige Fritze Thormann, ehemaliger Pflegesohn der Raths, der nach den Ereignissen in "Olympia" untertauchen musste und unter falschem Namen in Berlin bei einem Kohlehändler arbeitet, während Gestapo und Jugendamt ihn weiter suchen. Unter einer postlagernden Adresse nimmt er Kontakt zu Charlie Rath auf - und zu Hannah Singer, die als Jüdin ebenfalls unter falschem Namen in Breslau lebt und ebenfalls Lesern der früheren Romane bekannt ist.
In seinen Briefen berichtet Fritze von seinem Alltag, seinen Träumen und einer Zufallsbegegnung, die an die dramatischen Ereignisse des Olympiasommers anknüpft. Dabei gerät er in Lebensgefahr und muss eine Entscheidung für seine Zukunft treffen.
Auch wenn in den Briefen des Jugendlichen ein leichter Ton angeschlagen wird und Fritze sich trotz all seiner Erfahrungen vor allem als "deutscher Junge" sieht, der die Distanz zu den Nationalsozialisten noch nicht gefunden hat, enthält der schmale Band ähnlich düstere Elemente wie die Romane. Das Ende steckt voll offener Fragen und schlimmer Befürchtungen. Aber das sind Kutscher-Fans ja schon gewöhnt. Bleibt die Hoffnung, dass das nicht der endgültige Schlusspunkt ist, den Kutscher gesetzt hat.
Oh Mann .. für Fans von Kutscher ein Muss. Es ist jetzt nicht sooooo überraschend, aber man taucht doch ein in Fritzes Welt und die Zeichnungen von Kat Menschik sind einfach so wundervoll.
Ein schönes Buch und eine kreative Art, den Rath-Kosmos voranzutreiben. Das ist dann am Ende wieder harter Tobak und spannend, alles nur aus einseitiger Perspektive erzählten Briefen zu erfahren. Das will man gleich den nächsten Kutscher anfangen. Dieses Büchlein darf man nicht auslassen, wenn man den Raths folgt.
Ich liebe Kat Menschiks Illustrationen und ihre abwechslungsreiche Reihe »Illustrierte Lieblingsbücher«, welche im Galiani Berlin Verlag erscheint. Im mittlerweile elften Band »Mitte« findet sich nach »Moabit« die zweite Geschichte von Volker Kutscher aus dem Universum seiner beliebten Krimireihe um Gereon Rath, die mittlerweile auch als TV-Serie unter dem Titel ›Babylon Berlin‹ zu sehen ist.
Auch für Leser*innen, die noch keinen der Kriminalromane um Gereon Rath gelesen haben (wie meine Wenigkeit), ist der Briefroman um einige der Charaktere aus Volker Kutschers Krimi-Reihe eine tolle Lektüre, um nicht zu sagen ein Amuse Gueule, das Lust auf mehr macht! Die Aufmachung des Büchleins im hochwertigen Leinenkleid ist ein richtiges Highlight, denn das kräftige Orange leuchtet regelrecht und bei den Illustrationen und der Kalligrafie im Buchinneren ergibt sich durch den Einsatz der Farbe Violett ein herrlicher Kontrast.
Volker Kutscher erzählt in »Mitte« ausschließlich über Briefe, die Geschichte von Fritze Thormann weiter, welche direkt an seinen achten Kriminalroman »Olympia« anknüpft. Fritze Thormann musste nach einer Reihe unglückseliger Vorfälle unter einem anderen Namen in Berlin Mitte untertauchen und schreibt aus seiner Einsamkeit heraus Briefe an seine einstige Pflegemutter Charly sowie seine Freundin Hannah, die in Breslau untergetaucht ist. Antworten dazu sind nicht abgedruckt und dennoch lässt sich aus diesem einseitigen Blickwinkel eine atmosphärische Spannung ziehen.
Sicherlich ist die Lektüre von »Mitte« um einiges interessanter, wenn man die Romane gelesen und die darin agierenden Persönlichkeiten bereits kennengelernt hat. Mit meinen Vorkenntnissen, aus ein paar Folgen der TV-Serie und der Graphic Novel »Der nasse Fisch« bestehend, hatte ich zumindest eine grobe Ahnung über Setting und Zusammenhänge einiger Figuren. In meinen Augen ist das jedoch für diese Geschichte überhaupt nicht notwendig, denn Fritze Thormann mit seiner jugendlichen Leichtigkeit in den politisch aufreibenden Jahren in den 30er Jahren spricht für sich und macht Neugierig auf mehr.
Die Brieftexte werden von den herrlichen Illustrationen Kat Menschiks untermalt, zeigen Personen und Örtlichkeiten der Geschichte und machen das Gelesene damit noch eindrücklicher.
Fazit
Eine feine Briefgeschichte, die prima als Ergänzung oder Einstieg in Volker Kutschers Kriminal-Reihe gelesen werden kann und mit den eindrucksvollen Illustrationen von Kat Menschik glänzt.
Audiobook Rezension: Mitte von Volker Kutscher erzählt die Geschichte von Friedrich Thormann, genannt Fritze, dem Pflegekind von Charly und Gereon Rath in Kutschers historischen Kriminalromanen. Zeitlich ist die Geschichte nach dem achten Band Olympia anzusiedeln. Nachdem Fritze bei seiner neuen nationalsozialistischen Pflegefamilie getürmt ist, lebt er unter einem anderen Namen in einer Einzimmerwohnung und arbeitet in einem Kohlenhandel. Als Erzählperspektive wählt Kutscher postlagernde Briefe an Fritzes Freundin Hannah und an Charly, eingerahmt durch Gestapoprotokolle. Fritzes Art humorvoller, fast sorgloser Umgang mit fast allen Problemen wird nur gebrochen, als eine konkrete Bedrohung aus der Vergangenheit ihn einholt. Dennoch glaubt er weiter, das alles gut werden wird... bis zum Schluss. Während er in Marlow noch fest an die Hitlerjugend und den Führer glaubt, so ist er nun deutlich kritischer, nimmt die offenkundigen Gefahren und Einschränkungen im alltäglichen Leben wahr - aber nicht ernst genug. Trotz Charlys Warnungen... Fritzes Schicksal bleibt am Ende von Mitte offen, der kurze Briefroman fügt sich aber passgenau in Volkers Kutschers beeindruckende historische Kriminalromane ein. Da ich das Audiobook, überzeugend gelesen von Walter Kreye, Leonard Scheicher und Felix von Manteuffel, gehört habe, kann ich zu den Illustrationen von Kat Meschik nichts sagen, mit denen die Printausgaben erschienen sind, sie sollen aber sehr beeindruckend sein.
Erstmal voran: Die "Illustrierte Lieblingsbücher" Serie ist großartig! Ich liebe sie, besitze sie fast alle und habe auch schon einige Exemplare verschenkt (besser als Blumen). Die Bücher sind wirklich kleine Kunstwerke und einfach schön zum Anschauen. Kurz gesagt: alle eine große Empfehlung von mir.
Mitte ist tatsächlich mein erstes gelesenes Buch von Volker Kutscher, auch die Babylon Berlin TV Serie ist völlig an mir vorbeigegangen. Spannend fand ich, dass diese Geschichte ausschließlich durch Briefe des 15 jährigen Protagonisten Fritz, dem ehemaligen Pflegsohn von Kommisar Rath, an seine jüdische Freundin Hannah und an die Frau von Gereon Rath, Charly, erzählt wird. Was am Anfang relativ harmlos daherkommt (Fritz musste untertauchen und erzählt von seinem neuen Leben als Kohlemann), spitzt sich im Laufe der Geschichte immer mehr zu. Als Leserin war ich Fritz durch Briefe der GeStapo ans Jugendamt einen Schritt voraus, und gerade so fesselte mich dieser schmale Band unglaublich stark. Spannung, das Lebensgefühl der 1930er Jahre in Berlin und die Illustrationen von Kat Menschik - eine runde Sache, obwohl ich jetzt "Olympia" lesen werde. Da fehlt mir tatsächlich ein wenig Hintergrundwissen um Rath und die anderen Figuren.
Krátká, obrázková knížka, o Gereonovi a Charly bez Gereona a Charly, jen ve Fritzových dopisech. Pro doplnění série dobré, ale hlavně pro fanoušky Kutscherovy série a milovníky kreseb K. Menschik. Jinak mi cena 12,99 EUR za ebook připadá pro našince poměrně vysoká.
Die Form des einseitigen Briefromans führt leider dazu, dass die Figur des Fritz zuweilen nicht so intelligent wirkt, weil er Sachen erzählt, die die Empfängerperson bereits weiß, die Leserin jedoch nicht. Sei's drum. Kurzweilig war es und schön, wieder im Gereon Rath Universum gelandet zu sein.
This is a well crafted book to be read after the 8th Gereon Rath book as it explains what happens with Fritze. Loved the way the story was written to his one sided letters