Sie sind auf Querdenken-Demonstrationen zu finden und überfluten mit ihren Botschaften die sozialen Netzwerke. Sie haben ihre eigenen Kirchen, ihre eigenen Bauernhöfe und ihre eigene Germanische Neue Medizin.
Von der Anastasia-Bewegung bis zu QAnon: Rechte Esoteriker gewinnen immer mehr Zulauf. Nicht nur in Deutschland. Der Weltanschauungsexperte Matthias Pöhlmann, exzellenter Kenner der Szene, nennt die historischen Wurzeln und zeigt: Was auf den ersten lick als harmlose Spinnerei erscheint, birgt immensen gesellschaftlichen Sprengstoff.
Wen man eine populärwissenschaftliche Lektüre sucht ist man hier eher falsch. Es ist auf jedenfall eher für ein wissenschaftliches Publikum geschrieben (ich selbst kenne das Buch aus der Lektüreliste eines Seminars zum Thema.) Wen das nicht stört, der bekommt einen ganz guten Überblick über das Thema und vor allem auch über die Zusammenhänge mit der Querdenkerszene der Pandemiejahre.
Ich persönlich fand es zwar informativ, aber auch eher trocken geschrieben. Es ist denke ich eher dafür geeignet, um einzelne Dinge nach zu schlagen, über die man sich fundierter informieren möchte. So finden sich sehr viele verschiedene Gruppierungen (z.B. auch die Anastasia Bewegung, über die ich persönlich erst vor kurzem über einen Podcast näheres erfahren habe) und auch einzelne Namen. Ein kleines Who is-Who könnte man sagen. Nicht so gelungen fand ich an manchen Stellen die Argumentation des Autors. Zwar legt er nach und nach auch historische Zusammenhänge offen, aber meiner Meinung nach an einer Stelle, an der sie nicht ganz passen. Zu Mal man da schon den Eindruck gewonnen hat, die beschriebenen Zusammenhänge zwischen Esoterik im allgemeinen, rechter Esoterik und weiteren rechten Strömungen hätten sich erst spät entwickelt. Vielleicht hätte es einfach genügt, die Struktur des Buches etwas umzustellen, um eben den historischen Rahmen etwas deutlicher zu machen. Tatsächlich ist es meiner Meinung nach nicht zu unterschätzen, das rechtes Gedankengut sich über die NS Zeit in rechter Esoterik verfestigen konnte und damit gab es eben schon sehr lange Berührungspunkte innerhalb der Esoterikszene. Die Esoterikszene rutscht also nicht einfach in eine rechte Szene, es gibt einfach schon vorher Berührungspunkte, die dann benutzt werden um rechtes Gedankengut besser verbreiten zu können. Pöhlmanns Annahme und hier würde ich ihm zustimmen, ist das esoterische Strömungen aufgrund ihrer Glaubenskonstruktion offen sind für Verschwörungstheorien, weil hier z.B. eine Wissenschaftskritik, Kritik am herrschenden System im allgemeinen etabliert ist und damit eigentlich nur noch von bestimmten Antworten neu besetzt werden "muss" die in das eigene Weltbild passen.
Was ich etwas gestört hat, war der christliche Einschlag am Ende. Ich denke das ist sicher auch eine Geschmacksfrage. Aber ich fand das seine christliche Perspektive als eine Art demokratische Antwort auf die Querdenkerszene, die er hier ja auf die Verbindung von Esoterik und Rechter Szene untersucht hat, zu sehr auf ein das Christentum ist gut und die Esoterik ist böse abgezielt hat - ignorierend das z.B. auch andere christliche Gemeinschaften etwa Evangelikale Christen sich ebenfalls in der Querdenkerszene wieder finden. Das war mir dann etwas zu schwarz-weiß gemalt. Auch wenn ich aus der Perspektive des Autors heraus nachvollziehen kann, weshalb er selbst diesen Blickwinkel eingenommen hat.
Alles in allem habe ich ehrlich gesagt an einigen Stellen wenig Neues gelernt, ich denke ich habe tatsächlich eine etwas allgemeinere Geschichte der rechten Esoterik erwartet. Dennoch war es interessant, welche verschiedenen Strömungen es gibt und wie sie innerhalb Deutschlands miteinander in Zusammenhang stehen. Die Vernetzungen, Überschneidungen im Weltbild und auch wer, wo aufeinander trifft/traf nach vollziehen zu können, war auf jedenfall interessant.
Wer sich vom Wissenschaftlichen Charakter des Buches nicht abgeschreckt ist, dem empfehle ich das Buch jedenfalls weiter. Im Anhang finden sich dann im übrigen auch weitere Lesetipps zur Vertiefung. Dort habe ich auch Bücher entdeckt, die zugänglicher für ein allgemein interessiertes Publikum sind.
Ich habe die Lektüre als sehr informativ empfunden. Leider finden sich in den Übersichten der einzelnen Gruppierungen und Personalien viele Wiederholungen, die zum Teil durch eine bessere Strukturierung der Kapitel hätten vermieden werden können. Auch gibt es eine Reihe von Rechtschreibfehlern, vor allem viele kleine Fehler in den Fußnoten. Das hätte nicht sein müssen, schmälert aber auf inhaltlicher Ebene nicht den massiven Informations-Gehalt des Buches!
Das Buch war sehr interessant und ich bin froh, es gelesen zu haben, aber einige Formalitäten haben auf jeden Fall von der Qualität des Buches overall weggenommen. Das Gute zuerst: Pöhlmann gibt hier einen sehr weitflächigen Überblick über Rechte Esoterik, bzw. wie Eosterik und Rechtsextremismus zusammenhängen. Sehr viel neues war für mich in diesem Buch nicht dabei, einige Individuen wurden beleuchtet die ich noch nicht kannte, aber insgesamt war mir das meiste doch schon ein Begriff.
Meiner Meinung nach wurde das Buch von einigen Dingen davon abgehalten, sein volles Potential auszuschöpfen. Die Kapiteleinteilung war zwischenzeitlich sehr kleinteilig, sodass bestimmte Unterkapitel nur eine Seite einnahmen. Ich finde, da hätte man besser mit der Formatierung der Schrift in Fett- oder Kursiv-Druck oder Unterstreichungen arbeiten können wie es auch später manchmal gemacht wurde. Außerdem haben mich die sich manchmal über eine halbe Seite erstreckenden Zitate verwirrt. Das Buch war ja sowieso sehr wissenschaftlich, ich würde es auf jeden Fall eher an der Grenze zwischen Populär- und normaler WIssenschaftsliteratur ansiedeln, also konnte ich nicht verstehen, warum man nicht mit eingerückten Zitaten gearbeitet hat. So habe ich manchmal schlichtweg Anführungszeichen übersehen und musste mich dann kurz darauf wundern, wo das Zitat denn angefangen hat. Des Weiteren gab es, vielleicht auch bedingt von der kleinteiligen Einteilung, sehr häufig Wiederholungen. EInmal wurde in einem Absatz dreimal dieselbe Information wiederholt und da habe ich das Buch dann beinahe weggelegt. Außerdem finde ich, sind Kernaussagen nicht deutlich genug herausgestellt worden.
Ich glaube sowieso, dass dieses Buch eher an ein wissenschaftsorientiertes Publikum gerichtet ist und weniger an jemanden, der nur oberflächlich interessiert ist. Ich persönlich fand die Erläuterungen sehr interessant und ich bin froh das Buch gelesen zu haben - auch trotz der Mankos, die ich vorhin aufgelistet habe. Würde ich das Buch empfehlen? Das ist eher schwieriger: ICh denke, bei wirklichem Interesse ist es ein toller Ausgangspunkt, denn es wird wirklich viel darin behandelt, es gibt eien ausführliche Literaturliste am Ende und man findet auf jeden Fall Dinge, über die man weiter nachforschen und sich mehr darüber informieren kann. Aber für jemanden, der sich nicht ausdrücklich für das Thema interessiert, würde ich definitiv andere Werke eher empfehlen. Da die Verknüpfung zwischen Rechtsextremismus und der Esoterik schon ziemlich eng ist (an bestimmten Stellen zumindest), kommt letzteres meistens auch in anderen Büchern zur Sprache, die sich nicht ausdrücklich mit dieser Verbindung beschäftigen. Ein Beispiel, das nach meinem Ermessen viel zugänglicher ist, ist zB Die Reise ins Reich: Unter Reichsbürgern. Wenn man allerdings gerade einen Überblick über rechte Esoteriker bekommen möchte, ist dieses Buch ein toller Anfang!