Jump to ratings and reviews
Rate this book

Was ist eine Frau? Was ist ein Mann? Eine Streitschrift.

Rate this book
Transsexualität und Feminismus – ein Beitrag zu einer brisanten und notwendigen Debatte. Mit diesem Sammelband wollen die beiden Herausgeberinnen aufklären. Aufklären über den Unterschied zwischen einem schwerwiegenden, psychisches Leiden erzeugenden Konflikt aufgrund der tiefen Überzeugung, im falschen Körper zu leben, und dem aktuellen Trend, bereits Geschlechterrollenirritation für »Transsexualismus« zu halten. Die Herausgeberinnen begrüßen den seit 40 Jahren möglichen rechtlichen und medizinischen Beistand bei diagnostizierter »Geschlechterdysphorie« – aber sie melden humanitäre und politische Bedenken an zu dem aktuellen Trend, bereits bei einer Rollenirritation zu schnell mit schwerwiegenden Hormonbehandlungen und Operationen zu reagieren. Nicht zufällig hat sich die Richtung der »Transition« (früher mehrheitlich vom Mann zur Frau) in den letzten Jahrzehnten statistisch umgekehrt, was unübersehbar damit zu tun hat, die Erwartungen an die einengende Frauenrolle nicht erfüllen zu können. Statt die Mädchen zu ermuntern, aus dem starren Rollenkorsett auszubrechen, wird der biologische »sex« der Genderrolle angepasst. In Alice Schwarzers und Chantal Louis' Sammelband melden sich Psychiaterinnen, Therapeuten, Pädagoginnen und Eltern jugendlicher Betroffener zu Wort, vor allem aber Betroffene Frauen, die Männer geworden sind, Männer, die Frauen geworden sind. Manche sind dabeigeblieben, andere haben »detransitioniert«. 

256 pages, Hardcover

Published April 7, 2022

1 person is currently reading
34 people want to read

About the author

Alice Schwarzer

56 books28 followers
Alice Schwarzer is a German journalist, a prominent contemporary feminist and founder and publisher of the feminist journal EMMA, as well as a columnist of Germany's best-selling tabloid, Bild.

Ratings & Reviews

What do you think?
Rate this book

Friends & Following

Create a free account to discover what your friends think of this book!

Community Reviews

5 stars
18 (31%)
4 stars
16 (27%)
3 stars
7 (12%)
2 stars
5 (8%)
1 star
12 (20%)
Displaying 1 - 17 of 17 reviews
Profile Image for Loretta.
23 reviews11 followers
April 10, 2022
Die vielen 1-Stern Bewertungen von Menschen, die das Buch überhaupt nicht gelesen haben, sind der Beweis für die gesellschaftliche Relevanz dieses Buches.

Ich stimme nicht immer zu 100% mit Frau Schwarzer und einigen der anderen Autoren, die in dem Buch zur Sprache kommen, überein. Genau das ist aber das Gute an dem Buch, das die Transsexualität aus verschiedenen Fachrichtungen und auch persönlichen Erfahrungen betrachtet.

Das Thema Transsexualität, gerade im Bezug auf Frauenrechte, ist teilweise so kompliziert und kleinteilig, dass es eben einer konstruktiven Auseinandersetzung bedarf, um sich überhaupt eine Meinung bilden zu können. Es ist eine Schande für unsere heutige Debattenkultur, dass dies augenscheinlich nicht mehr der Anspruch von gerade denjenigen ist, die sich am sichersten in ihrer eigenen Meinung fühlen.

Vielen Dank Frau Schwarzer, für Ihren unermüdlichen Einsatz!
Profile Image for Ruth.
48 reviews
March 31, 2022
Giving a low rating just in time before the publication day out of pure pettiness because the author is terribly transphobic and everyone really should be warned before they decide to read this book.

Maybe read books about trans people written by trans authors instead 🙂

Happy trans day of visibility 🏳️‍⚧️
Profile Image for Beccy.
152 reviews14 followers
April 1, 2022
THE AUTHOR IS A TERF!!! Let’s not give hateful people a platform abs even worse a narrative on this topic, here are some good books written by and/or about trans people:

PET
The Witch King
She Who Became The Sun
Felix Ever After
The Passing Play Book
Cemetery Boys
The First Sister
Out Of The Blue
Meet Cute Diary
Fifteen Hundred Miles from the Sun
Each Of Us A Desert

If you have a serious interest in the topic you should always listen to the trans community first and only!! They’re the only people who can tell you from experience. They’re the only ones to tell you how to be a good ally. Don’t read books by terfs!
Profile Image for Buchdrache.
335 reviews19 followers
April 2, 2022
Another hatefull book by a TERF. Sadly I can't give zero stars. Any book that claims to define what's womanhood should be treated with causiousness, because that's terf ideology.
Profile Image for Bella.
46 reviews
Read
November 5, 2024
Dieses Buch geht sehr Passiv agressiv mit dem Thema um. Mir ist bewusst dass es eine Streitschrift ist und anecken soll, jedoch wirkt es sehr transphob. Es gibt bessere Bücher über dieses Thema, die zumindest Neutral drüber sprechen und probieren Menschen zu informieren.

NICHT EMPFEHLENSWERT
Profile Image for Elke.
66 reviews8 followers
April 14, 2022
Sicherlich viele interessante Gedanken, die meines Erachtens nicht ins TERF Territorium fallen. Überhaupt finde ich, diese Beschimpfung wird überbenutzt. Etwas kritisch zu hinterfragen, macht dich nicht transphob! Allerdings muss man schon sagen, dass es eine Agenda hier gibt. Und so wurden auch hauptsächlich anekdotische Fallberichte genutzt, um die Meinung zu untermauern.

Das ist schade, denn einige Thesen finde ich valide. Wäre es nicht so dogmatisch rausgehämmert worden, wären vielleicht mehr Leute bereit, nochmals über bestimmte Aspekte nachzudenken.

Was mir gänzlich fehlte, waren die neuesten neurowissenschaftlichen Daten (ab 2019). Da gibt es interessante erste Ergebnisse, die ein ganz neues Bild auf den Tisch bringt.

Ich hab das Buch gelesen, weil ich wissen wollte, worüber derzeit so gewettert wird. Man sollte sich immer alle Seiten anhören.
Profile Image for Monika Caparelli-Hippert.
278 reviews3 followers
November 2, 2023
„Mit diesem Sammelband wollen die beiden Herausgeberinnen aufklären. Aufklären über den Unterschied zwischen einem schwerwiegenden, psychisches Leiden erzeugenden Konflikt aufgrund der tiefen Überzeugung, im falschen Körper zu leben, und dem aktuellen Trend, bereits Geschlechterrollenirritation für »Transsexualismus« zu halten.“ sagt der Verlag, und allein diese Ankündigung spricht mir schon aus dem Herzen, also habe ich das Büchlein (224 Seiten Print / 175 Seiten im e-Book schmal) lesen müssen. Ich dachte mir als erstes, aha, ich bin nicht die einzige, die einen Hype sieht, Transsexualismus omnipräsent und unhinterfragbar darzustellen.
Dieses Büchlein ist nun ist der Versuch, etwas Objektivität in die aktuell hochemotionale Debatte zu bringen. Die beiden Herausgeberinnen beschäftigen sich schon länger mit der Materie, und sie drucken hier auch einige ihrer eigenen Essays noch mal ab, die man auch schon in der EMMA hatte lesen können, und es kommen viele Sexualtherapeuten, Betroffene, Selbsthilfegruppen, Eltern, Ärzte Feministinnen zu Wort. Und Achtung, ich persönlich hasse die Genderei, ich nutze hier in meiner Rezension die maskuline Mehrzahlsform.
So. Hier wird mit wissenschaftlichen Fakten und Studien und Quellenangaben untermauert endlich mal Klartext geredet. Der Unterschied zwischen Gender und Sex wird erläutert, und es wird die Frage untersucht, wie es dazu kommt, dass jahrzehntelang nur einige wenige Menschen ihr Geschlecht gewechselt haben, und das Ganze plötzlich ein totaler Hype ist, und mittlerweile schon fast in jeder Schule Mädchen zu finden sind, die glauben, sie leben im falschen Körper und die ihr Geschlecht wechseln wollen. Denn es sind fast ausschliesslich Mädchen (Holla – könnte das eventuell auch sozio-kulturelle Gründe haben, warum Mädchen sich nicht als Mädchen wohl fühlen? Hmmmm). Und wie kann es eigentlich sein, dass unsere Regierung ernsthaft es Menschen ab 14 Jahren (!!!!) erlauben will, dass sie auch ohne Einwilligung ihrer Eltern per Sprechakt (!!!) auf dem Rathaus ihr Geschlecht ändern können??? Das frage ich persönlich mich auch schon eine Weile, seit ich den Koalitionsvertrag gelesen habe, und ich sehe unglaubliches Leid voraus. Leid an Teenies, die ohne Probleme von Therapeuten Pubertätsblocker verschrieben bekommen, und die vielleicht ganz andere Probleme haben. Denn es gibt – Achtung! – mittlerweile auch diverse Leute, die sowas hinter sich haben, mit Anfang 20 feststellen, dass ihr ursprüngliches Geschlecht vielleicht doch nicht ganz so doof war, und die nun mühevoll versuchen, zu „detransitionieren“. Einige dieser Detransitionierer kommen in dieser Streitschrift auch zu Wort, und das zu lesen bricht einem das Herz. Wenn man einmal seine Genitalien hat amputieren lassen und Hormone schluckt, dann ist da nämlich nicht mehr soviel da zum zurück-transitionieren. Aber hey, wer hier Vorbehalte geäussert hat, ist gleich als transphop geframed. Der Debattenraum in unserem Lande ist generell seit ein paar Jahren sehr sehr eng geworden, und kritisches Hinterfragen nicht gewünscht bei bestimmten Themen. Das Thema Transsexualität gehört leider dazu, und daher finde ich es als so wichtig und so mutig, dass sich Frau Schwarzer und Frau Louis dem Thema angenommen haben und eine Menge unangenehmer Wahrheiten anbringen. Und unangenehme Fragen stellen.
Ich merke, ich werde gerade selbst etwas emotional, aber das ist echt ein Thema, wo ich grantig werden könnte. Da sitzt etwa aktuell ein biologischer Mann für die Grünen im Bundestag, der angibt, er fühle sich als Frau, und dann kommt er via Frauenquote auf seinen Posten (ich rede von Herrn / Frau Ganserer, der-die-das in dem Buch auch erwähnt wird). Und wenn es wer wagt, das anzuklagen, der wird öffentlich als transphop und rechter Rassist ge-shitstormt. Was hat mich das geärgert und ärgert immer noch. Ich glaube, ich habe auf dieses Buch nur gewartet, ich konnte fast jeden Satz unterstreichen.
Bei all diesen bizarren Dingen, die aktuell ablaufen, vergessen die Herausgeberinnen aber auch nicht die, ich nenne sie mal „echten“ Transsexuellen. Die, die tatsächlich im falschen Körper gefangen sind. Die, die jahrelang leiden und für die das „Transitionieren“ die beste Entscheidung ihres Lebens ist. Und komischerweise sind das nicht die, die am auffälligsten die Regenbogenfahne schwenken, sondern die sich irgendwann schlicht freuen, ihr neues Leben zu führen.
Also, ich kürze ab: das Buch ist brilliant. Es ist nicht lang, unterteilt in verschiedene auch einzeln zu lesende Kapitel und Unterthemen, und ich finde es aktuell extrem wichtig. BITTE LESEN!
Herzlichen Dank an Netgalley für das Rezensionsexemplar. Ich fand es brilliant!
Profile Image for Bian.
68 reviews
February 12, 2024
Zugegebenermaßen war ich von Anfang an voreingenommen - dem Buch sowie deren Verfasser*innen gegenüber. Wie könnte es auch anders sein - wenn ein Buch eben das Thema behandelt, welches den aktuellen Alltag aus vielerlei Hinsicht betrifft.
Allzu "amüsierter" war ich allein schon, als ich dieses Buch in den Vorschauen gesehen habe. Zu meiner ersten "Freude" trug allein schon der Titel bei, denn nein, die Streitschrift ist für mich weniger zum Lachen gewesen, viel mehr der Haupttitel selbst "Transsexualität"😂. Anfangs dachte ich noch, dass es ja wirklich schräg ist, dass einem Verlag nicht auffällt, dass der Titel inkorrekt ist, doch als das Wort sich gleichbleibend durch das gesamte Buch verlief, merkte ich, dass es offensichtlich kein Fehler sondern einfach die bewusste Verwendung dieses Wortes war. Um das für alle Lesenden hier klar zustellen: "Transsexualität" als Wort ist faktisch falsch. Es gibt "Trans-sein", "Transgender" und "TRANSIDENTITÄT". Letzteres ist das Wort welches, wenn es gewünscht gewesen wäre, verwendet hätte werden müssen. Und falls jemand sagt "sie haben sich doch aber belesen und informiert..." - ja, aber bloß weil ein Mensch etwas weiß, bedeutet das noch lange nicht, dass eben dieser Mensch auch Gebrauch von seinem Wissen machen muss. Man könnte das als Intoleranz bezeichnen oder einfach als Versuch jemanden zu reizen. Ich habe mich in meinem Denken einfach auf Zweiteres festgelegt, da es mir im Gesamtbild schlüssiger erschien.
Auf jeden Fall, zeigt eben auch dieser Titel, warum ich dieses Buch mit faktisch falschem Titel lesen wollte - ich wollte mich mitstreiten😂. Ob das eine gute Herangehensweise und Grundlage zum Lesen eines Buches ist? Es war zielführend. So hatte dieses Buch trotz einiger überaus zweifelhaften Aussagen einen gewissen Wert für mich. Ich habe Sichtweisen kennengelernt, die ich weder nachvollziehen kann, noch teile oder gar befürworte. Aber ich kenne sie nun, weiß wie Menschen auch denken können und verstehe ihr Beweggründe dafür - irgendwie. Man sollte dieses Buch, die enthaltenen Meinungen und Inhalte keineswegs verallgemeinern - aber zum Kennenlernen und Kommentieren bis hin zum Korrigieren - war es durchaus unterhaltsam.
Darum: definitiv kein Buch, welches man lesen sollte um Transpersonen, ihre Gefühle und Gedanken sowie ihr Sein zu verstehen. Und es ist vorallem auch nichts für Betroffene, welche in ihrem Sein noch nicht gefestigt sind - denn ist echt hart, was einem da manchmal an Meinungen um die Ohren geworfen wird. Aber um sich damit zu beschäftigen, einfach, um das Wissen über Meinung und Sicht und das Verstehen von Unverständnis und Hass Transpersonen gegenüber - dafür ist dieses Buch perfekt. Auch wenn ich mir nicht sicher bin, ob eben das der Sinn ist... kann sich gewiss jeder selbst eine Meinung zu bilden ^-^.
Profile Image for Havannahannah51.
13 reviews
December 31, 2022
Absolut unwissenschaftliches, transfeindliches Buch. Es werden ständig Thesen und Behauptungen aufgestellt, die nicht mit Quellen untermauert werden, obwohl sie sich angeblich auf Studien und Artikel beziehen sollen. Und das wenngleich teilweise auch Mediziner*innen und Wissenschaftler*innen zu Wort kommen, die es eigentlich besser wissen müssten. Es handelt sich um Erfahrungsberichte auf subjektiver Grundlage, obwohl gerade die Subjektivität das ist, was die Autor*innen unter anderem an der "Trans-Ideologie" kritisieren. Ironischerweise ist der fortschrittlichste Text in diesem Buch, einer, den Alice Schwarzer 1984 geschrieben hat, in welchem sie dafür kämpft, dass trans Frauen Teil der feministischen Bewegung sein können und sollen (auch wenn der Text ebenso fragwürdig ist an einigen Stellen). Das einzige positive: Man findet alle Argumente moderner TERFs auf einem Haufen. Ausführliche Kritik folgt demnächst.
76 reviews4 followers
October 4, 2023
Gelesen für eine Arbeitsrecherche. Man braucht aus diesem Buch kein Teufelswerk zu machen, aber dass Streitschriften nicht zur Entspannung, Entpolemisierung und Annäherung führen, dürfte bekannt sein. Am wenigsten hilft die konsequent unwissenschaftliche Herangehensweise des "Sach"buchs: Es gibt Einzelfall X. Jemand im Internet hat zu X aufgerufen, auf Twitter schrieb jemand Z und Endokrinologe E verschreibt sofort Testo weil Psychologe P nach 15 Minuten alles über Patient*in P weiß. "Der Therapeut hat gesagt, dass..." Müßig, sich selbst noch aufzuregen.

Was kann man Schwarzer, Louis und allen anderen Autor*innen der abgedruckten Texte abgewinnen? Erstens vielleicht: Wohl mag der soziale Umgang mit Transsexualität manchmal eine Reaktualisierung konventioneller Geschlechterrollen bedeuten, die natürlich nicht mehr in pluralistische und freiheitliche Gesellschaften passen, die natürlich verengend sind und zu denen natürlich niemand gedrängt werden sollte. Mit der Art von Geschlechtskonversions-Mafia, die Schwarzer teils heraufbeschwört, hat wieder diese simple soziale oder moralische Norm noch die Realität viel zu tun, durch Deutschlands Klassen rennen nicht tausende Therapeuten, die jeden, der "ich bin nicht wie die andern Mädels oder Jungs" hüstelt, mit Hormonen bewerfen.

Zweitens: Es gibt, dies scheint mir am spannendsten, eine gewisse Spannung im modernen, ganz offenen, aufgeklärten linken Verständnis von Autonomie und Identität, weil einerseits die von allem Sozialen abzutrennende, unabhängige Autonomie ja die des fiktionalen patriarchalen Mannes ist, der stark und streng mit scharfem Verstand stets zu entscheiden vermag und die sichere, eindeutige, unhinterfragbare Identität ja die ist, die eine völlig vermachtete, traditionalistische, stratifizierte Gesellschaft jeder Person unvermeidlich zuweist, andererseits aber die abhängiger und kontextueller gedeutete Autonomie, die prozeduraler verstandene Identität im Moment der Entscheidung vielleicht doch oft invisibilisiert wird, und die Entscheidung somit nicht mehr als Prozess oder Moment gedeutet werden darf, sondern als Produkt hinzunehmen ist, dass der Förderung und Stärkung bedarf. Dies heißt nicht: Kinder mit gender dysphoria zur Reflexion über Homosexualität und Sozialstrukturen ihrer Klasse nach Hause schicken und die Behandlung verweigern. Aber es heißt auch: Dass jemand sich in einer bestimmten Situation so entscheidet, so denkt, so sein will, hat eine unabweislich soziale Komponente, ist immer auch gemacht worden, nie ganz für sich von selbst auf die Welt gekommen. Dass es deshalb kluge Gespräche mit Betroffenen braucht, von allen begleitenden Seiten, dass deren Reflexions- und Erkenntnisvermögen natürlich einer gewissen Drittprüfung bedarf, ist klar. Dass hierzu brachiale Ermittlungsbefragungen und Belehrungen von der hohen Kanzel ungeeignet sind, auch. So einfach und so schwer: Man müsste sich mit Menschlichkeit begegnen und begreifen, dass die Frage über den möglichen wehmütigen Rückblick (ganz romantisch: wäre ich, anders handelnd, ein anderer geworden und hätte ich dann so auch sein wollen?) weniger wichtig ist als die über die gelingende Zukunft und was sich jetzt über sie sagen lässt.

Drittens: Jede Möglichkeit, jede Ermächtigung, die das Recht schafft, kann missbraucht werden. Die Umgehung, die Schlupflochsuche, das Unredliche ist mit dem Gesetz seit der Erfindung der Gesetzlichkeit untrennbar verhaftet. Die Möglichkeit aber allein der Umgehung wegen zu verhindern, zu verbieten, ist ein oftmals konservatives Wirken, das hinter jeder leichten Lockerung, jedem Freiheitsgrad ein Abrutschen in die Anarchie wittert. So wie das medizinische System umfangreiche Erfahrungen mit dem Patientengespräch hat, weiß auch das Rechtssystem um die Missbrauchsvermeidung, die Umgehungsverhinderung, schreibt also selbst und selbstverständlich die dgti: "Letztlich behält sich die dgti allerdings das Recht vor, die Ausfertigung eines Ergänzungsausweises zu verweigern, wenn unter objektiver Würdigung der Gesamtumstände und Angaben diese nicht darauf hindeuten, dass der erbetene Ausweis zur Unterstützung und Erleichterung der Transition gedacht ist, sondern zu einem nicht bestimmungsgemäßen Gebrauch."

Man wird diskutieren und justieren müssen, es wird Fälle geben, die fälschlich erst als Umgehung erschienen und Fälle, die irrtümlich nicht als Umgehung erkannt wurden. Nichts Neues unter der Sonne. Kaum vorstellbar aber, die Umgehung (Horden männlicher Strafgefangener strömen, mit säuberlich getackerten Gutachten wedelnd, in die Frauengefängnisse) sei der Hauptanwendungsfall jeder Selbstbestimmungsregelung oder überstrahle alle Förderung der Freiheit so stark, dass von guten Gesetzeszwecken nicht mehr geredet werden könnte.

Zuletzt noch drei nachgeschobene Bemerkungen: (1) Fiktionen überzeichnen, Genres können sich in ihrer Suche nach der trefflichsten Fiktion ins Absurde wenden, wissen wir spätestens seit Cervantes. Das mag auch manchen YA-Roman zu LGBTQI+Themen betreffen. (2) Medienwelten können Probleme bereiten, Konsument*innen verwirren und sich verlieren lassen. TikTok und Instagram wären auch nicht dann ausschließlich gesund und hilfreich, wenn es nur noch um progressive Themen ginge. (3) Viele der Komplexitäten zu allen Genderfragen verstehe ich nur ganz rudimentär oder gar nicht, kenne sie nicht aus reicher Erfahrung. Wie sich Schwarzers Werk und Denken zur Frage der Transsexualität daher in den Diskurs einfügt und aus welchen Quellen es sich speist, kann ich kaum beurteilen. Vermessen daher vielleicht, dazu überhaupt zu schreiben, nun aber geschehen, geschrieben und gepostet in Hoffnung auf Anschluss oder Ablehnung und in jedem Fall auf Nachsicht mit all denen, die da leiden in der spannnungsreichen und schwierigen Welt und für die Anerkennung nicht Alltag, sondern seltene Währung an glücklichen Tagen ist.

Profile Image for Viktoria.
25 reviews1 follower
February 7, 2023
Guter Einstieg ins Thema, vielseitige Sichtweise
98 reviews1 follower
September 25, 2024
Die Autorin und Alice Schwarzer zeigen in diesem Buch anschaulich, dass der Geschlechtswechsel oft nicht die
Problemlösung eines Transitionswunsches bei Kindern und Jugendlichen ist.
Profile Image for slava.
39 reviews5 followers
October 30, 2022
Die Entkopplung von sozialen zugeschriebenen Eigenschaften vom Geschlecht ist elementar. Ich stimme zu, dass wir uns von dem gesellschaftlichen Korsett befreien müssen, wie jemand zu sein hat, nur weil man XYZ ist. Es spielt keine Rolle, wer wir sind, woher wir kommen oder wen wir lieben - nur wie wir sind, das ist die Grundlage und nur danach sollten wir uns bewerten.

Frau Schwarzer hat als oldschool-Feministin eine klare Meinung, was das schönere Geschlecht ist, wer sanfter oder fürsorglicher ist. Dafür, dass sie sich gegen Pauschale Zuschreibungen ausspricht, erscheint es mir widersprüchlich, dass sie gewisse Attribute starr einem Geschlecht zuweist. Aber mit solchen Widersprüchen müssen wir leben, auch mit den Ambivalenzen von nicht-binären Personen, die Geschlechterrollen und Erwartungen vermeintlich verstärken, wie Schwarzer es ihnen lautstark vorwirft.

Womit ich allerdings überhaupt nicht d‘Accor bin, ist die Narrative von der bösen Trans-Ideologie, die unsere Kinder indoktriniert, dass sie falsch in ihrem Körper seien und ihre Gesundheit aufs Spiel setzen, indem man ihnen irreversible Medikamente gibt. Diese Skizzierung entspricht nicht der Realität und hat nur ein Ziel: ein Feindbild zu zeichnen. In Zeiten des Internets und Algorithmen, geraten wir schnell in einen gewissen Kaninchenbau, die alle unserer Meinung entsprechen, Narrative multiplizieren und uns radikalisieren. Es erscheint mir so als würde Frau Schwarzer und andere TERF‘s die Einzelfälle von problematischen Individuen pauschal als Stellvertreter für eine ganze Industrie sehen. Nein, Mediziner:innen sorgen nicht dafür, dass kleine Jungs direkt umoperiert werden, nur weil Pink ihre Lieblingsfarbe ist und sie das als Vorwand sehen um viel Geld an der OP zu verdienen. Ich halte nichts davon, wenn eine Publizistin pauschal Mediziner:innen Qualifikationen abspricht und selektiv Behandlungsmethoden und Statistiken erhebt, die ihren Punkt untermauern.
Diese Rosinenpickerei sieht man auch bei ihrem Beispiel, dass trans-Personen regelrecht Feministen angreifen. Aber wie kann man an dieser Stelle außen vor lassen, wie viel Gewalt Transpersonen ausgesetzt sind durch Attacken seitens der Feministinnen? Es sind letztlich zwei Fronten, die sich bekriegen, ja - aber da einen Schuldigen und einen Opfer festzustellen ist nicht möglich und nicht angemessen. Eine Seite zu dämonisieren ist nicht richtig von Frau Schwarzer. Und nein, Menschen werden nicht Trans weil ihnen Vorbilder fehlen.
Das Buch ist in der Tat eine Streitschrift, für mein Geschmack allerdings zu eindimensional und zugespitzt.
Displaying 1 - 17 of 17 reviews

Can't find what you're looking for?

Get help and learn more about the design.