Körperhaare an Frauen werden heutzutage unsichtbar gemacht. Als würden sie nicht existieren. Auf das Bild eines haarlosen Frauenkörpers ist Verlass, es begegnet uns überall - sei es auf der Straße, am Strand, beim Sport, in Filmen oder in Werbebotschaften. Glatte Haut wird vorausgesetzt und eine Alternative scheint es nicht zu geben, weswegen Frauen und Mädchen nicht umhinkommen, regelmäßig unangenehme bis schmerzhafte Praktiken in Kauf zu nehmen. Viele entwickeln dadurch enorme Schamgefühle gegenüber den natürlichen Gegebenheiten ihres Körpers. Enthaaren sie sich nicht, wird ihnen oftmals ihre Weiblichkeit abgesprochen, weil Haare nun mal als »männlich« gelten. Warum ist Körperbehaarung immer noch ein Tabu? Warum rufen Haare je nach Geschlecht, das sie trägt, unterschiedliche Reaktionen von Anziehung bis Ekel hervor? Warum können wir nicht stattdessen die Vielfalt von Körperhaarfrisuren zelebrieren, egal ob Wildwuchs, Stoppeln oder Haarlosigkeit? Einfühlsam und ermutigend öffnet»Super(hairy)woman« die Diskussion über weibliche Körperbehaarung und deren Stigmatisierung. Im Mittelpunkt steht eine Sammlung aus vielseitigen Beiträgen, in denen weibliche, männliche und genderqueere Menschen zwischen 12 und 81 Jahren ihre persönlichen Geschichten erzählen, gesellschaftliche Normalitäten in Frage stellen und zeigen, wie unterschiedlich die Umgangsformen mit Idealbildern doch sein können. Zudem wird ein umfassender Blick in die Kulturgeschichte geworfen und es werden historische sowie soziologische Hintergründe untersucht, die zu der heutigen Enthaarungsnorm geführt haben.
Sehr diverse und intersektionale Essay/Erfahrungssammlung (tatsächlich noch diverser als ich gedacht habe, und ich hab schon mit sehr divers gerechnet!) An sich hab ich durch dieses Buch jetzt wenig Neues gelernt (wahrscheinlich, weil ich mich mit dem Thema schon öfter auseinander gesetzt habe), aber es hat mich trotzdem mal wieder zum Nachdenken angeregt über meine eigene Beziehung zu Haaren sowie zur Gesellschaft an sich.
Sehr vielseitige Erfahrungsberichte zum Thema Körperhaare. Gut gefallen hat mir die Diversität der Schreibenden. Die Herausgeberin ergänzt diese am Ende mit einer kurzen informativen Abhandlung über Haare im historischen Kontext. Buch ist optisch eine 10/10, schön gestaltet, mit Comics und Farbfotos. Mein absolutes Highlight: die rauswachsenden Härchen im Buchfalz zwischen den Seiten.