Präsident Trump lässt sich im Oval Office von evangelikalen Funktionären die Hand auflegen, seine spirituelle Beraterin ist eine radikale Fernsehpfarrerin. Fundamentalistische, weiße Christen waren entscheidend für seinen Wahlsieg 2016 und werden ein Faktor der amerikanischen Politik bleiben. Ihr religiöses Sendungsbewusstsein verbindet sich mit «White-Supremacy»-Gesinnung und Hass auf alles Staatliche. Doch wer genau sind diese Leute?
Seit Jahrzehnten wundern wir uns, wenn wir von evangelikalen Predigern in den USA hören oder Statistiken lesen, wonach zahlreiche US-Amerikaner an den Wortlaut der Bibel glaubt. Wir haben das lange als Kuriosum betrachtet, ohne zu verstehen, welchen Einfluss die religiöse Rechte in den USA über einen langen Zeitraum aufgebaut hat. Dann wurde Donald Trump allen Ernstes zum US-Präsidenten gewählt. Nicht, dass der Mann sich in irgendeiner Form christlich verhalten würde, aber er ist für viele zu einer Art Kultfigur, zu einem quasireligiösen Anführer geworden, beraten von Paula White, einer Figur, deren Aussagen (wie die ihres Chefs) oft absolut absurd sind. Als in der Wahl 2020 Joe Biden gewählt wurde, hielten wir alle den Atem an, weil wir wussten, dass Trump das Ergebnis mit allen Mitteln bekämpfen würde. Das Ganze kulminierte in den Geschehnissen vom 6. Januar 2021. Die Demokratie setzte sich durch. Doch ist die Gefahr eines weiteren Rechtsrucks in Amerika mit absehbaren Folgen, u. a. für die Rechte von Frauen und People of Colour damit gebannt? Natürlich nicht. Absolut nicht. In ihrem ausgezeichneten Buch zeigt uns die Historikerin Annika Brockschmidt eindrücklich, warum nicht. Sie schildert, wie die religiöse Rechte mit ihren verschiedenen Organisationen über die Jahre in die politischen Systeme eingedrungen ist, sie durchsetzt hat. Und zwar inzwischen so stark, dass sie die republikanische Partei praktisch in der Hand hat:
„Das Netzwerk der Religiösen Rechten, von dessen Existenz die meisten Menschen gar nichts wissen, besteht weiter und formt die Lebensrealität eines großen Teils der amerikanischen Bevölkerung: Die Bewegung hat es durch dieses ausgeklügelte System aus politischen Organisationen, Medienimperien, Basis-Aktivismus und die Unterstützung von Großspendern geschafft, die Republikanische Partei zu durchdringen und schließlich zu übernehmen.“ (Seite 182)
Erst kürzlich haben wir gesehen, wie mit Republikanern umgegangen wird, die sich dem widersetzen, als Liz Cheney und Adam Kinzinger abgestraft wurden, weil sie den Sturm auf das Kapitol am 6. Januar des vergangenen Jahres NICHT als „Teil eines legitimen politischen Diskurses“ betrachten.
Vor allem die letzten beiden Kapitel des Buches lesen sich erschreckend. In ihnen habe ich fast auf jeder Seite Passagen unterstrichen. Ich kann dies alles nicht in eine Rezension zwängen. Lest das Buch.
Für meine amerikanischen Freunde und – angesichts des Einflusses der USA auf Europa und die Welt für uns alle – hoffe ich, dass Brockschmidts Befürchtungen nicht wahr werden. Leider sieht es nicht gut aus. Wenn es den Demokraten nicht bald gelingt, Wahlreformen durchzusetzen und den Filibuster abzuschaffen, kann es schon nach den Midterm Elections brenzlig werden. Es ist gut möglich, dass wir uns auf ein sehr viel konservativeres Amerika einstellen müssen.
Dass amerikanische Christen anders sind, das lernt man als deutscher Christ schon früh. Wenn man älter wird, wundert man sich immer mehr, wie unsere amerikanischen Glaubensbrüder und –schwestern fröhlich Waffenfreiheit, Rassismus und Gewalt gutheißen können, während sie fundamentale christliche Werte wie Nächstenliebe so gar nicht leben.
Die letzten Jahre (vor allem seit der Präsidentschaft Trumps) konnte man über amerikanische Christen wirklich nur noch den Kopf schütteln. Als dann noch Corona kam, war die Abneigung gegenüber den weißen amerikanischen Evangelikalen am Hochpunkt angekommen: Wissenschaftsleugnung, Stimmungsmache gegen alles, was zur Eindämmung der Pandemie helfen würde, QAnon, der komplette Verlust in Verschwörungstheorien.
Wie weitreichend der Einfluss der amerikanischen Evangelikalen tatsächlich ist und welche Ziele diese immer gewichtiger werdende Gruppe systematisch verfolgt, hat Annika Brockschmidt in diesem Sachbuch über „Amerikas Gotteskrieger“ aufgearbeitet. Das Ergebnis ist erschreckender als erwartet: Es handelt sich hier nicht um einzelne oder gar mehrere hundert Fanatiker, die hin und wieder auf Twitter für Empörung sorgen. Die USA haben ein riesiges Problem, das seit Jahrzehnten, wenn nicht sogar seit Jahrhunderten herangezüchtet wird. Und dieses Problem hat sich auch mit der Abwahl Trumps nicht erledigt, denn es liegt viel tiefer und lässt sich nicht an einzelnen Personalien festmachen.
Amerikas fromme Christenschaft hat sich – geführt von charismatischen Politikern und korrupten Fernsehpredigern – über die Jahre über die Maßen radikalisiert und macht populistisch mobil gegen Migranten, LGBTQ+ und Frauen, die über ihr Leben und ihren Körper bestimmen wollen. Dafür versuchen sie, immer mehr hohe Posten mit ihren Mitgliedern zu besetzen, um Gesetze, Geldströme und Bildungspläne zu beeinflussen. Wohin das geführt hat, wurde unter Trump deutlich: erschreckend rückwärtsgewandte Politik, die Menschen das Leben kosten kann, wenn sie auf der „falschen“ Seite stehen.
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Mir hat Annika Brockschmidts Buch sehr gut gefallen, auch, wenn es zeitweise nicht ganz einfach war, den ganzen Gremien, Kirchen und Societys zu folgen, deren Namen alle ziemlich ähnlich klangen. Das circa 350 Seiten lange Buch fasst das zusammen, was man sich in den letzten Jahren auch aus verschiedenen Zeitungsartikeln hätte herleiten können, aber es fasst dabei gut zusammen und ordnet verschiedene Ereignisse ein und bietet die Hintergrundinformationen, die notwendig sind, um die Vorgänge im manchmal so absurden Amerika zu verstehen.
Es hinterlässt mich ratlos – es bleibt der fade Beigeschmack, dass die USA ein riesiges Problem haben, für das keine zufriedenstellende Lösung absehbar ist. Dafür ist die Radikalisierung im christlichen Amerika fast schon zu weit fortgeschritten.
Wieder so ein Buch, das zulasten der Inhaltsvermittlung unnötig kompliziert geschrieben wurde. Dazu noch eine Unzahl an Zitaten, die meiner Meinung nach den Lesefluss behindern und das Verständnis erschweren. Mich nervt es einfach, wenn Seriosität durch möglichst verschlungene Sätze erzeugt werden soll.
Inhaltlich top, wenn auch mittlerweile natürlich nicht mehr auf dem allerneusten Stand (Veröffentlichung in 2021).
Eine umfassende, kluge Analyse der christlichen Rechten in den USA. Annika Brockschmidt analysiert historische Entwicklungen ebenso wie aktuelles Geschehen, beschreibt die unterschiedlichen persönlichen uns politischen Beweggründe von Schlüsselfiguren der Bewegung. Ein Buch von höchster Aktualität, das das Zeug zum Grundlagenwerk in Sachen Christliche Rechte hat.
Ich würde Amerikas Gotteskrieger gerne mehr Sterne geben, muss meine Bewertung allerdings auch zwischen Inhalt und Form aufteilen. Inhaltlich ist Brockschmidts Buch sehr gut recherchiert, man merkt, dass sich die Autorin auskennt und Zusammenhänge erkennt. Inhaltlich und fachlich sind das in meinen Augen 5/5 Sterne. Leider artet das teilweise in "Information Dumping" aus, wie auch in anderen Reviews schon erwähnt, d.h. die Zusammenhänge werden weniger erläutert, als dass man mit einer Fülle an Informationen konfrontiert wird, die man z.T. selbst zusammensetzen muss. Insgesamt muss ich die handwerklichen Mängel in der Argumentation kritisieren. Ich würde Brockschmidt in den wenigsten Punkten widersprechen und finde ihre Grundthese, dass Christlicher Nationalismus inzwischen so weit mit dem gesellschaftlichen Leben in den USA und den administrativen Strukturen der GOP verwoben ist, dass radikal rechtes Gedankengut immer weiter in den Mainstream vordringt, plausibel. Sie verpasst es aber in meinen Augen aber leider, diese Argumentation beständig durchzuziehen. Die Kapitelstruktur erschließt sich mir v.a. zum Ende des Buches hin nicht mehr, und die Tatsache, dass die Kapitel immer kürzer werden, spricht m.E. dafür, dass sich die Autorin selbst nicht mehr so sicher war, ob diese Strukturierung noch Sinn ergibt. An vielen anderen Stellen werden die im Kapiteltitel angeteaserten zentralen Erkenntnisse auf die letzte Seite des Kapitels verbannt, wo sie so wirken, als sei in letzter Minute aufgefallen, dass die ja auch noch da reinmüssen. Teilweise fehlt innerhalb von Absätzen ein logischer Zusammenhang, weil von einer Idee zur nächsten gesprungen wird. Von einer Autorin mit umfassender akademischer Ausbildung hätte ich mir da mehr academic writing skills erwartet. Meiner Ansicht nach nehmen diese handwerklichen Mängel Amerikas Gotteskrieger leider viel von seiner (berechtigten) Überzeugungskraft, weil die Informationen und Zusammenhänge, um die Brockschmidt weiß, nicht gut aufbereitet sind und das Lesen so stellenweise recht mühsam machen.
I knew that religion is a big and important topic within the USA. And that the country is getting more and more conservative and hidebound is obvious. But how big the influence on this is coming from the churches is really shocking. It was hard for me to read this book, to read how influencable, bigoted and in some cases really just dumb people are. And how ruthless people are on the other side, how cruel, racist, misogynous,... And that all justified by their religion, which they interpret just how it fits their goals. It was hard for me to read. I really feel sorry for the openminded and tolerant people living in the US, who have to suffer from this. This topic is really important currently, you can see the power these people have in the news every day currently. Because the supreme court overruled the law that protected women rights and now allowed the states to choose for themselves if they allow or forbid abortion. Just yesterday I read about a 10 years old girl, that got pregnant because she was raped - and she is not allowed to have an abortion in her state. This is thanks to fundamental Christians. And this is not the worst it can get. They will continue. They will work to cut further rights of queer people, of trans people, of women, of children and also of science.
I tried not to get too emotional writing this review. And I want to emphasize that this is not about all Christians or religion in general. This is about people thinking their way of life is the only right one and that spread hate against everyone who is different. And seeing this happen after all the progress we made in the past years, after all that people fought for to have the their rights, this is such a huge step back and it is really making me sad and angry.
Ein Kompendium des Grauens. Der umfassenden, rücksichtslosen, wahnhaften evangelikalen Allmachtsfantasien religiös-kapitalistischer antidemokratischer, rassistischer Ideologie. Kapitalismus ist gleich Religion ist gleich Kapitalismus ist gleich … By the way: What did we expect? Von Leuten, die im 17. Jahrhundert zunächst aus England ver- und dann, im niederländischen Exil, auch von dort aufs offene Meer getrieben wurden, bis sie schließlich da ankamen, wo sie mordend und metzelnd die Nation auf der Spitze des Hügels errichten konnten und - heilserwartungsmäßig folgerichtig - behaupteten: „In God we trust.“ Natürlich auf Geldscheinen. Dankenswerterweise nicht das ganze Bild der USA. Aber ein großer Teil desselben. Ideologie: Die anmaßende, aggressive Verengung des Erkenntnisraums.
Aufwühlend und erschreckend zeigt Annika Brockschmidt in diesem Buch auf, wie die aktuellen Entwicklungen in den USA auf eine lange vorbereitete, geplante Kampagne der religiösen Rechten zurückzuführen sind. Beim Lesen wird unmissverständlich klar, dass die große, ehrwürdige amerikanische Demokratie auf wackeligen Beinen steht und dabei ist, von religiösen Fanatikern zerstört zu werden. Besonders unheimlich ist, dass einige Entwicklungen, die in diesem Buch vorausgesagt wurden, bereits nach Erscheinen eingetroffen sind (wie zB der Fall von Roe v. Wade). Ich habe beim Lesen immer wieder Pausen benötigt, da so viele negative Informationen auf einmal (vor allem in Verbindung mit der aktuellen Nachrichtenlage) schwer verdaulich sind.
Abgesehen vom sehr guten, wenn auch deprimierenden Inhalt war ich aber auch sehr positiv überrascht von der Sprache: das Buch liest sich viel weniger trocken als man vermuten könnte! Sehr empfehlenswert :)
Schrecklich wichtige Analyse, wie anti-demokratische & anti-humanistische Strömungen mit langem Atem am Umbau der Gesellschaft arbeiten. Und die sachlich sowohl aufwendige, als auch ausführliche Recherche macht das Sachbuch "Amerikas Gotteskrieger" noch furchteinflößender als jede fiktive Dystopie.
Kann hierzu tatsächlich nur schreiben, dass es teilweise echt zäh zu lesen war. Da waren so viele Informationen drin. Ich glaube Leute, die schon tiefer in der Materie drinstecken, können dem Buch einfacher folgen. Dennoch war es sehr erschreckend was die Autorin beschreibt.
Selten hat ein Buch mich so lange beschäftigt, wie Annika Brockschmidts „Amerikas Gotteskrieger“ – und dabei meine ich sowohl formal als auch inhaltlich. Es ist ein Buch voller Informationen, untermauert mit Quellen und Zitaten, überladen mit Namen und Fakten. Ein Buch voller erschreckender Tatsachen, zusammengetragen und historisch eingeordnet. Für mich ein Buch voller realer und realgewordener Alpträume. Aber von vorn. Religion ist in den USA ein wichtiges Thema. „In god we trust“ ist seit einigen Jahrzehnten das Credo. Was aber sich hinter Glauben, Frömmigkeit und Gottesfürchtigkeit verbirgt, zeigt ein ganz anderes Bild. Nicht erst seit Donald Trump gibt es eine breite Schnittmenge zwischen den gläubigen Christen aller möglicher Konfessionen (Evangelikale, Protestanten, Katholiken und andere Glaubensrichtungen) und radikalen Nationalisten. Rassismus ist das, was die beiden Gruppen verbindet. Und Homophobie, Transphobie, die Ablehnung der biologischen Evolutionslehre, und so weiter und so fort, schlicht all das, was mit ihrem Glaubensverständnis nicht vereinbar ist. Durch Großspender, die Brüder im Geiste und im Glauben sind, verfügt die Bewegung über schier unbegrenzte finanzielle Mittel und schafft es, immer mehr Bereiche des täglichen Lebens zu durchdringen. Schulen, Universitäten und Firmen sind nur ein Teil, in dem die religiösen Fundamentalisten vielfach schon Fuß gefasst haben. Bibliotheken verbieten Bücher, Schulen nehmen Lehrplaninhalte aus dem Unterricht und natürlich gibt es auch die dazu passenden Medien. Der Glaube hat in den USA schon lange die Kirchen verlassen und sich in Politik und Alltag verankert. Eine Trennung von Staat und Religion ist für die Religiösen Rechten unerwünscht und muss aufgehoben werden. Notfalls mit Gewalt. Die Gewalt, an die wir uns wohl alle erinnern, ist der Sturm auf das Kapitol nach Donald Trumps verlorener Wahl. Da wurde versucht, Demokratie durch Gewalt zu ersetzen und ein Land, das sich selbst als das demokratischste überhaupt sieht, war so gespalten wie selten zuvor. Ein Teil befürwortete es und der andere war angewidert und entsetzt. Die Zeit wird zeigen, ob Amerika künftig in der Lage sein wird, eine Demokratie durchzusetzen, zumal das System mit dem im Land gewählt und regiert wird, nicht einfach zu verstehen ist. Klar ist aber jetzt schon, dass Donald Trump eine Wiederwahl anstrebt und eine große Anhängerschaft hinter sich versammeln konnte, die seine Vorstellungen teilt. Und wenn was nicht passt, wird es passend gemacht. Geschichte wird neu gedeutet, umgeschrieben oder ignoriert. Wahrheiten werden verdreht, Fake News salonfähig gemacht. Manchmal fühlt man sich ins Mittelalter zurückversetzt, als eine elitäre Minderheit lesen und schreiben konnte und daher dem illiteraten Volk die Bibel vorlesen und erklären musste – ganz nach dem eigenen Gutdünken und zum Erreichen eigener Ziele. „Amerikas Gotteskrieger“ ist ein schrecklich-gutes Buch. Es ist hervorragend recherchiert und gut geschrieben, auch wenn einen die Fülle an Quellen und Fußnoten manchmal etwas überfordern mag. Diejenigen, die es erreichen kann, wird es zum Nachdenken bringen. Die anderen wird es kalt lassen und sie werden es für ihre Zwecke nutzen und laut „Bashing“ und „Fake News“ rufen. Diejenigen sind aber oftmals ein Teil der Blase, die sich selbst als etwas Besseres sieht, einer Gruppe von „White Supremacy“, die mit ihrem Slogan MAGA (Make America Great Again) allen anderen die Friedfertigkeit und die Gottesfurcht gleich der Kreuzzügler mit Gewalt beibringen möchte. Trump war der Anfang, wie es weitergehen wird, wird die Zeit zeigen. Das Buch zeigt eine einigermaßen düstere Zukunft. Wer die neuere Geschichte der USA und die kommenden Auseinandersetzungen verstehen möchte, dem sei Annika Brockschmidts Buch ans Herz gelegt. Von mir fünf Sterne.
Für mich war die Thematik nicht fremd. Als Amerikanistin habe ich mich im Studium immer mal wieder damit auseinander gesetzt und da ich oft Tweets der Autorin als Inspiration für weitere Quellen nutzte war es für mich klar, dass ich das Buch früher oder später lesen werde.
Es dauerte einige Monate, bis ich damit durch war. Keinesfalls weil es schlecht war, im Gegenteil. Der Inhalt war teilweise so erschreckend, dass man das erstmal verdauen musste. Es war definitive keine leichte Kost. Nichts, dass man abends mal eben zum Abschalten in die Hand nahm.
Gut recherchiert, vielleicht aber auch ein bisschen ZU vollgepackt mit Informationen. Entweder lag es daran, dass ich es über mehrere Monate hinweg las, oder einfach an der Masse an Inhalt, dass ich viele Namen wieder vergaß.
Auf jeden Fall eine große Empfehlung für alle, die sich fragen, wie die USA Trump erneut wählen konnte. Denn auch wenn das Buh von 2021 ist, zeigt es dennoch wunderbar die größere Vision der Evangelikalen.
This book gives a detailed overview of the right wing Christian movement in the US. It was capturing and full of new information. Only the first chapters were kind of annoying sometimes, cause it wasn't a coherent stream of thoughts. Additionally the author used often references to other chapters in the book. They became less and less after a while, but especially in the first chapters it interrupted reading experience
Dieses Buch sollte aus meiner Sicht jede*r zumindest in Teilen gelesen haben. Einen solch tiefen Einblick über die aktuelle Situation der religiösen Rechten in Amerika findet man sonst nirgendwo, auch wenn dieser wirklich erschreckend ist. Der Schreibstil, welcher sich zwischen wissenschaftlicher Arbeit und Erzählung bewegt, ist mitunter anstrengend, weshalb dies sicherlich kein Buch zum am Stück lesen ist. Aber hierdurch schafft es die Autorin die unfassbare Menge von Inhalten zu vermitteln, die Zusammenhänge zwischen verschiedenen Themen aufzuzeigen und das alles mit fundierten Belegen zu untermauern.
Was mir für fünf Sterne noch gefehlt hat war eine Zusammenfassung. Das Buch ist mit Fakten gespickt, und am Ende wusste ich ehrlich gesagt nicht mehr welcher Fanatiker was in der Vergangenheit getan hatte. Ansonsten eine sehr gute deutschsprachige Einführung in dieses Thema.
Ein herausragend gut recherchiertes Werk, das hilft viel zu verstehen was in den USA vor sich geht und warum die letzten 4 Jahren dort, inklusive Sturm aufs Kapitol, kein Zufall waren. Lesenswert.
Ein detaillierter aber vor allem auch beunruhigender Blick auf die Entwicklung der religiösen Rechten in den USA.
Bevor ich das Buch gelesen hatte, dachte ich, ich sei einigermaßen gut informiert. Viele der Namen in diesem Buch sind auch tatsächlich keine Unbekannten (von der Tea Party zu Rush Limbaugh), aber wie weit dieses Geflecht aus Rassisten, Opportunisten und ihren Steigbügelhaltern reicht (sowohl zeitlich gesehen als auch in der Breite ihrer Einflussnahme auf die Politik) hat mich dann doch überrascht. Durch eine Umschau von Literatur und Expertenmeinungen zum Thema stellt Brockschmidt verschiedene Bewegungen, Ziele und Motivationen vor allem der weißen Evangelikalen und ihrer (mehr oder weniger) politischen Unterstützer und Nutznießer dar und verknüpft diese glaubhaft zu einer tatsächlichen und brandaktuellen Bedrohung für die Demokratie nicht nur in den USA.
Auch wenn einem Atheisten der Gedanke an Fromme, die sehnsüchtig den jüngsten Tag erwarten, verrückt vorkommt, kann man derartige Gruppierungen nicht als religiöse Spinner abtun. Die Macht, die diese Menschen und ähnliche Bewegungen ausüben ist real – wir können die Folgen daraus immer deutlicher in den USA beobachten, durch zunehmde Wählerunterdrückung und das Kippen von Roe vs Wade in diesem Jahr. Brockschmidts Buch liefert eine glaubwürdige Zusammenfassung der historischen Entwicklung dieser Bewegungen und einen beunruhigenden Ausblick auf die wahrscheinliche Zukunft der USA. Die Radikalisierung der religiösen Rechten und ihr Einfluss in allen Belangen der US-Gesellschaft (Gerichte, Schulen, Medien, etc.) scheint unüberwindbar und nahezu unumkehrbar.
Letztes Jahr hatte ich noch Meinungen darüber gelesen, dass die nächsten Präsidentenwahl in den USA die letzte freie Wahl in den USA für eine ganze Weile sein können. Inzwischen frage ich mich, ob das nicht zu großzügig geschätzt ist. Die Midterms sind nächste Woche...
Eigentlich möchte ich nur einen Stern vergeben. Nicht weil ich an dem Buch etwas auszusetzen hätte, sondern weil die historische Entwicklung, die sich in den USA seit den 1960 Jahren aufbaut, so beängstigend ist, dass ich mir wünschen würde, es wäre kein Sachbuch, sondern nur eine sehr schlecht konstruierte dystopische Fiktion, bei der man sich immer wieder denkt: "Aber das kann es ja gar nicht geben, Menschen können doch wohl nicht so dumm sein!" - können sie offenbar doch...
Religiös und rassistisch motivierte Geschichtsleugnung, Wissenschaftsskepsis, Realitätsverweigerung und politisch motivierte Besetzung des Höchstgerichts (SCOTUS) sind inzwischen höchst erfolgreich und spürbar in der Gesellschaft angekommen. Das wird bewusst betrieben und auch mit horrenden Beträgen finanziert. Was dabei herauskommt:
* Reproduktionsrechte werden eingeschränkt, indem Abtreibungen faktisch verboten werden, inzwischen wurde ja sogar eingefrorenen Embryonen der Kind-Status gerichtlich zuerkannt. * Wahlsprengel werden bewusst so verändert, das nationalistische Politiker*innen bessere Ergebnisse erzielen (siehe: gerrymandering - viel "Spaß" bei der Recherche...). * Homeschooling boomt, und wenn öffentliche Schulen unterstützt werden, sind es solche, in denen Kreationismus unterrichtet und Geschichtsrelativismus betrieben wird. * Etc. pp.
Wer das komplette Ausmaß dieses Wahnsinns serviert bekommen möchte, kann sich auf jedem Fall an diesem Buch orientieren.
Wenn sich da drüben nicht sehr rasch grundlegend etwas ändert, befürchte ich spätestens für das Wahljahr 2028 Auseinandersetzungen, gegen die der Sturm aufs Kapitol wie ein Kinderspiel wirken wird. Ob es dann zu Gewalt kommt oder "einfach nur" die Demokratie ausgeschaltet wird (die ja aufgrund dieses anachronistischen Wahlsystems jetzt schon nur eine Farce ist...), wird sich dann noch zeigen.
Ich wusste schon, dass es in den USA schlimm ist, aber nach der Lektüre dieses hervorragend recherchierten Sachbuchs habe ich ehrlich gesagt keine Hoffnung mehr für die USA. Das Long Game der Evangelikalen ist erschreckend, und ich fürchte bereits für die Midterms Schlimmes. Es tut mir leid für meine Freunde in den USA, und für die Familie meiner amerikanischen Ehefrau. Ich traue mich schon nicht, Hand in Hand mit meiner Frau zu gehen, wenn wir drüben sind, und das wird noch schlimmer werden. Ein wahrer Augenöffner. Trump war kein Ausreißer.
I already knew things were bad in the US, but after reading this excellently researched non-fiction book, I honestly have no hope for the US. The long game of the evangelicals is frightening and I already fear bad things for the midterms. I feel sorry for my friends in the US, and for my American wife's family. I already don't dare walk hand in hand with my wife when we're over there, and it's going to get worse. A real eye opener. Trump was not an outlier.
Die Lektüre für alle, die sagen "Ich kann nicht verstehen warum jemand Trump wählt" und ernsthaft an der Erkenntnis interessiert sind, was in Menschen vorgeht, die sich von keiner seiner unzähligen Verfehlungen davon abbringen lassen.
Dass religiöser Fanatismus ein gewaltiges Problem darstellt, ist zwar nichts Neues, aber wie hart die christliche Rechte in den USA an der Errichtung eines Gottesstaats arbeitet und wie weit sie damit ist, ihr Ziel zu erreichen, ist erschütternd.
Ich würde gern sagen, dass es ein Vergnügen war, das Buch zu lesen, aber leider ist der Inhalt zu ernst und erschreckend. Dennoch habe ich es verschlungen und möchte schnell das neueste Buch von Annika Brockschmidt lesen.
Wenn die mächtigste Demokratie der Welt schon vor unseren Augen zusammenbricht, will man ja wenigstens die Gründe verstehen und den Anfängen hierzulande ins Auge sehen können.
Liest sich aus meiner Sicht einfach zu sperrig um die volle Punktzahl zu bekommen. Auch sind die im Buch zusammengefassten Fakten nicht immer ganz richtig und ideologisch eingefärbt.
Da die Thematik aber sehr gründlich besprochen wird bekommt das Buch 3 von 5 Sternen von mir
Dieses Jahr (2024) wird vermutlich elementar in der US-amerikanischen Politik. Aber die Wahl im November wird natürlich nicht nur die USA beeinflussen, sondern die ganze Welt. Zeit dieses Buch über die religiöse Rechte der USA zu lesen und sich massivst zu gruseln. Es ist einfach so schrecklich und da sind so viele Spinner unterwegs und als hardcore Atheistin wie ich es bin schüttelt man wirklich rd. 360 Seiten (der Rest sind Anmerkungen) den Kopf. Und man zieht sehr schnell das Fazit: In der Politik ist einfach zu viel Geld. Wenn finazielle Einflussnahme und politische Spenden (auch durch's Hintertürchen) massiv eingeschränkt würden, wäre schon viel verbessert. Also ich fand dieses Buch sehr informativ und aufschlussreich. Mir fehlte etwas mehr Text zum Thema Electoral College/Wahlsystem und mir ist schon klar, dass es im Buch um die religiöse Rechte geht und das EC ein grundsätzliches strukturelles Problem der USA sind, und die Autorin hat's auch ein oder zwei mal am Rand erwähnt, aber ich glaube, selbst abgekoppelt vom Thema Religion, wäre da ein größerer Abschnitt zu interessant und hilfreich gewesen. Und dann fehlten mir mehr Vergleiche zu Deutschland. Jaaa, ist ein Buch über die USA Schnickschnackschnuck, aber man fragt sich halt schon, ob auch dieser Scheiß wie fast alles aus den USA mal zu uns kommt und ob unsere Institutionen anders genug aufgestellt wären. Ich frage mich wer eigentlich Zielgruppe dieses Buches ist. Es ist mMn relativ komplex und anspruchsvoll geschrieben, also eher nicht geeignet für ein soganntes Durchbingen am Wochenende. Ich habe über zwei Monate dran gelesen und würde mich als USA-gebildete Leserin bezeichnen (in USA studiert, fließend Englisch sprechend und ich weiß grundsätzlich schon sehr deep Bescheid über die US Politik) aber ich fand's teilweise schon sehr komplex, weil die Texte/Kapitel halt vollgepackt sind mit Informationen und da habe ich noch gar nicht die rd. 60 Seiten mit den Anmerkungen aus den Fußnoten angefangen. Und ich sehe schon, dass die Autoren versucht hat, in diese komplexe Thematik eine Struktur reinzubringen und sie muss ja auch grundsätzlich wahnsinnig viel erklären, weil deutsche Leser*innen gerade z.B. Themen wie das amerikanische Schulsystem gar nicht so auf'm Schirm haben, aber ich glaube, da ist etwas nicht so geglückt. It's all over the place. Teilweise war eine gewisse chronologische Strukur, dann wieder thematische Struktur erkennbar, aber vielleicht hab ich's auch nur nicht kapiert, deswegen überhaupt die Frage, ob ich als vermeintlich normale Leserin überhaupt die Zielgruppe bin. Vielleicht hätte hier und da auch eine Grafik mal geholfen. Also Fazit: Ich fand es wirklich sehr informativ und kann es sehr empfehlen, aber man muss sich schon durchbeißen (weil ja auch die Thematik einfach so unfuckingfassbar gruselig ist) und ich glaube, eine verbesserte Struktur (ist das Aufgabe des Lektrorats da zu helfen?) könnten helfen, das Buch bzw. den Text nahbarer zu machen. Und übrigens auch quote-barer (Thema Zitatkacheln etc.). [I use the Goodreads rating exactly as it reads. (1- I didn't like it, 2- It was OK, 3- I liked it, 4- I really liked it, and 5- I loved it.)]
Sich schon vorher mit der Materie der christlichen Rechten in den USA auseinandergesetzt zu haben, schadet bei dieser dichten Lektüre nicht. Ich konnte den Ausführungen gut folgen und konnte für mich viele Zusammenhänge klären, die ich vorher nicht beachtet habe, sehe aber auch einige Kritikpunkte. Die Form dieses Buches nicht gerade dazu beigetragen, die vielen Informationen besser einordnen zu können - hier wären vielleicht kurze Abschnitte mit Definitionen hilfreich gewesen, oder ein Abschnitt am Anfang jeden Kapitels, das kurz zusammenfasst, worum es im Folgenden geht. Trotzdem war es für mich eine unglaublich bereichernde Lektüre, weil es mir umfassenden und doch detailreichen Blick auf viele Bereiche der US-amerikanischen Gesellschaft ermöglicht hat - und jetzt, 2023, in Zeiten von rassistisch motivierten Book Bannings und rigiden Anti-LGBTQIA-Gesetzen, ist es ziemlich erschreckend festzustellen, wie viel Voraussicht die Autorin und die zitierten Wissenschaftler*innen hatten. Das Buch ist immer noch absolut aktuell und hilft, diese aktuellen Entwicklungen einzuordnen.
Anmerkung zum Audiobuch: Es hat mir theoretisch gut gefallen, aber leider ist die Audioversion voller Fehler und Wortwiederholungen 😶
Wer die USA begreifen will, muss schon immer beachten, dass zum Gründungsmythos des Landes gehört, ein von Gott auserwähltes Volk zu sein, und dass Rassismus, speziell die Diskriminerung von BPoC, systematisch und strukturell in der amerikanischen Gesellschaft verankert ist. Annika Brockschmidt beschreibt das Zusammenwirken der beiden Prinzipien als Christlicher Nationalismus - und sie tut das aus einer Fülle an Quellen überaus nachvollziehbar und überzeugend.
"Amerikas Gotteskrieger" ist eines der Bücher, die man vor den nächsten Wahlen gelesen haben MUSS, um zu verstehen, welch epochale Veränderungen die amerikanische Demokratie gerade durchläuft - vor unser aller Augen. Das Buch zeigt auf, wie die christliche Rechte das politische System über Jahrzehnte unterwandert, die Säulen, auf denen die in der Verfassung verankerten und durch die Urteile des Supreme Court entwickelten Grundrechte stehen, ja die Rechtsstaatlichkeit an sich sowie die freien Wahlen, sturmreif geschossen hat. Am Ende - und das könnte schon 2024 eingeläutet werden - steht nicht weniger als der Untergang der Demokratie in den Vereinigten Staaten.
Puh! Das war meine erste Reaktion nach dem ersten Kapitel in "Amerikas Gotteskrieger" von Annika Brockschmidt. Nicht, weil ich überrascht gewesen wäre über die Macht der Religiösen Rechten in den USA. Ich war erstaunt und ungläubig, wie tief die Verzweigungen zwischen Politik und Religion im "Land of the Free" reichen.
Annika Brockschmidt hat mich mit diesem Buch erschüttert und wachgerüttelt. Zu oft musste ich die Lektüre nach einem oder zwei Kapiteln unterbrechen, weil ich nicht fassen konnte, was unter den Augen der Öffentlichkeit passiert. Wie tief Rassismus, Frauenhass und Antisemitismus in der republikanischen Politik heute noch verankert sind und sogar gefördert werden.
Die Autorin zeigt eine Riege an Expert:innen auf und ihre Einschätzungen aus dem Jahr 2021 wirken aus der Sicht von 2025 nahezu prophetisch.
Die Lektüre tut weh, sie macht wütend und teils ohnmächtig. Und doch ist dieses Buch absolut zu empfehlen. Denn wer jetzt noch verkennt, dass Trump nicht aus "Glück" oder "Dummheit seiner Wähler" zum zweiten Mal zum Präsidenten gewählt wurde, der bereitet eine Gruppe den Weg, die Demokratie nicht nur in den USA zu zerstören.
Ein sehr verstörendes Buch. Verstörend weil es mit der Story von der "heilen Welt" bei unseren transatlantischen Freunden aufräumt. Annika Brockschmidt blickt auf die religiöse Rechte in den USA und deren Bestrebungen, alle Schalthebel der Macht mit ihren Leuten zu besetzen. Es ist sehr beunruhigend zu sehen, dass die aktuelle Ära mit Joe Biden bestenfalls eine Verschnaufpause für kurze Zeit ist, die Agenda der Gegenseite jedoch weitaus größere Zeiträume abdeckt als ein paar Wahlperioden. Nachdem ich schon "Hiding in Plain Sight" von Sarah Kendzior gelesen hatte war ich unschlüssig, ob dieses Buch hier nun noch weitere Erkenntnisse offenbaren kann. Ja, es kann es, denn es beleuchtet eben nicht nur die Machtergreifung durch Donald Trump sondern auch die Geschichte der amerikanischen religiösen Rechten. Ein Buch, das jeder lesen sollte, auch wenn es gleichzeitig ein Buch ist, das verstört. Denn die USA stehen aktuell mehr denn je an einem Scheideweg zwischen Demokratie und Faschismus. Wenn letzterer die Oberhand gewinnt, dann wären das sehr schlechte Nachrichten für uns alle.