„Der westliche Mann wird unterdrückt und verweiblicht, er ist vom Aussterben bedroht.“ So klingt der immer lauter werdende Kriegsschrei der Antifeministen, der zu einem Mantra der wiedererstarkenden Rechten geworden ist. Man hört ihn von hyperagressiven Maskulisten und rechtsradikalen Burschenschaftern, von hasszerfressenen Internet-Trollen und neurechten Frauenhassern. Tobias Ginsburg hat sich ihnen ein Jahr lang undercover angeschlossen, um herauszufinden, wo diese Ängste und all der Hass herrühren. Er trifft dabei auf testosteronverklebte Sexisten ebenso wie auf verzweifelte Vaterrechtsaktivisten, lässt sich zum „wahren-Mann-Sein“ anleiten und begleitet muskelbepackte Neonazis bei der Rekrutierung junger Männer. Eine gefährliche Reise in fremde Welten mitten unter uns, in die die meisten Männer und Frauen nie vordringen können.
This is fantastic investigative journalism: Tobias Ginsburg enters the manosphere, a space inhabited by antifeminists who declare to defend traditional values, and he finds...pathetic members of the male species, who are (nevertheless? or because of that?) extremely dangerous. Reactionary fraternities, pick-up artists, men's rights activits, religious groups, neonazis, right-wing political activists, incels, the alt-right, rappers etc. - the groups he infiltrates and portrays are connected thorugh hate; hate against women, yes, but their hate is, well, intersectional, so they also hate the lgbtq+ community, anti-racists, Jewish people, the left; they indulge in conspircacy theories and re-assure each other of their crude beliefs, they feel edgy and brave when they turn their hate into a youth culture, a political agenda, a belief system.
The most disturbing aspect of this book is that the men Ginsburg writes about are unbelievably ridiculous. Lacking any self-respect, they are devoid of empathy or intelligence - these men are absolute pussies, afraid of everything that they are not. At the same time, they are violent and dangerous, aiming to destroy everything and everyone unwilling to conform to their ideas and respect their declared superiority - a superiority they themselves contradict with their absurd ideas, statements and behaviors. This discrepancy is, when read about, almost impossible to stomach. The author put himself in immense danger when researching this book: He is a Jewish man who exposes holocaust deniers and antisemites, racists and women-haters.
And not only is the research great, Ginsburg's style makes this report unputdownable: The descriptions of people and scenes and the dry remarks give the book atmosphere, the references to history, politics and scientific research add depth. While the focus is on Germany, Ginsburg also writes about the US, Russia and Poland, which gives the text an international dimension.
This is great non-fiction, now I have to read Ginsburg's book on the Reichsbürger movement.
„Toxische Männlichkeit“, „alte weiße Männer“, „die Herrschaft des Patriarchats“ – es sind Bezeichnungen wie diese, die in den vergangenen Jahren für massive Verstimmungen unter den Herren der Schöpfung sorgten. Vor allem die angesprochenen älteren weißen Herren sind erbost, scheint doch ihre Expertise und Erfahrung nicht mehr gefragt, was natürlich am Selbstbild nagt. Aber es ist ja wahr. Einst sagte ein Sprichwort, nichts sei so gefährlich, wie alte weiße Männer, denn sie hätten nichts mehr zu verlieren. Und annähernd 5000 Jahre Patriarchat scheinen genügend Evidenz für solch eine Einschätzung zu liefern. Zumal die Entwicklungen der vergangenen Jahre genau dies zu bestätigen scheinen: Ob Donald Trump, Wladimir Putin, Jarosław Kaczyński oder auch der nicht ganz so weiße Xi Jinping, sie alle scheinen, bevor das eigene Ende dann doch in Sicht kommt, noch einmal beweisen zu wollen, daß sie die Hoheit über die Geographie, die Gesellschaft und vor allem über Frauenkörper haben. Entweder wollen sie bestimmen, wie Frauen mit ihren Körpern umzugehen haben, was sich vor allem im niemals müden Kampf gegen Abtreibungen niederschlägt, oder aber sie glauben, ihr Mannsein, gepaart mit Ruhm (oder was sie dafür halten) und Macht erlaube ihnen Zugriff auf jeden Frauenkörper, der sie interessiert.
Ja, das ist leider wirklich toxisch. Daß sich aber unterhalb der sichtbaren Ebene dieser Mächtigen ein virulentes Maß toxischer Männlichkeit in den Blasen des Internets angesammelt hat, das wird erst nach und nach sichtbar, wird erst nach und nach bemerkt. Allerdings gab es in den letzten Jahren und Jahrzehnten doch immer mal wieder sichtbare – und tödliche – Zeichen, daß und was sich da zusammenbraut. Ob Anders Breivik, der in Norwegen 77 Menschen tötete und sich dabei als Retter des Abendlandes wähnte, ob der Attentäter von Christchurch, der in zwei Moscheen 51 Menschen umbrachte, oder sei es jener Mann, der in Halle letztlich „nur“ zwei Menschen tötete, weil sein Ziel, die Synagoge, offenbar nicht zu erstürmen war – all diese Männer erklärten in meist wirren Pamphleten, die sie gern als „Manifest“ betrachtet sehen wollten, daß der Feminismus maßgeblich für den Verfall der Sitten und Werte im Westen – oder, wie es bei ihnen meist pathetisch heißt: Im Abendland – verantwortlich sei. Der Attentäter von Halle bekannte sich sogar explizit zu der etwas seltsam anmutenden Bewegung der Incels (Involuntary Celibates; unfreiwillig Zölibatäre), der Männer angehören, die enthaltsam leben, weil sie keine geeignete Partnerin finden. Verantwortlich auch hier der Feminismus, der die Frauen weg vom Herd und vom Heim geführt und deshalb dazu beigetragen habe, daß Frauen ihre angestammten – sprich: die ihnen von Männern zugewiesenen – Plätze aufgegeben hätten.
Man kann (und möchte) darüber einfach lachen. Vor allem dann, wenn man sich einmal anonym auf den entsprechenden Seiten herumgetrieben und festgestellt hat, was für Gestalten sich da tummeln. Daß es möglicherweise an ganz anderen Gründen liegen könnte – ewige schlechte Laune, Hygiene, schlichtweg keine Ausstrahlung – , daß die Damenwelt sich mit Grausen abwendet, darauf scheinen die wenigsten dort zu kommen. Nein, der Feminismus – drunter macht man(n) es nicht. Immerhin kann man sich so noch ein wenig Exklusivität sichern, ein wenig in der Annahme leben, man sei wichtig und wesentlich. Anstatt der eigenen vollkommenen Bedeutungslosigkeit im großen Weltengefüge ins Auge blicken zu müssen.
Aber ganz so einfach ist es nicht. Leider. Denn aus dieser Subkultur entwächst etwas, das durchaus virulent, das durchaus gefährlich ist, wie die obigen Beispiele gezeigt haben. Mögen sie die Spitze es Eisbergs markieren, ihre Opfer sind tot, haben keine Zukunft, kein Leben mehr. Und innerhalb der Szene werden diese Typen gefeiert. Ja, da braut sich etwas zusammen. Etwas Ungutes. Etwas, das langsam ans Tageslicht gekrochen kommt und meint, es habe ein Recht: Recht auf Sex, Recht auf Überlegenheit, Recht auf Herrenmenschattitüde. Und ja, die Nähe zu rechtsextremistischen Kreisen, in denen man(n) ja seine Männlichkeit wiederfinden zu müssen glaubt, weil ohne die sei man(n) nicht wehrhaft, diese Nähe ist fast immer gegeben. Doch selbst das ist noch nicht das Ende der Fahnenstange. Vielmehr sickert dieses neue alte Männlichkeitsbild auch in jugendliche Subkulturen ein und dadurch auch in die Köpfe junger Menschen, vor allem junger Männer. Seien es Deutsch-Rapper wie Kollegah u.a., die eben diese alte neue Männlichkeit nicht nur offensiv, sondern vor allem ausgesprochen aggressiv vertreten, seien es Metalbands, die sich nicht nur in einer Fantasy-Welt wähnen, sondern deren Werte auch in der realen Welt zu etablieren gedenken – Werte, die konträr zu zivilen, demokratischen Gesellschaften stehen – oder seien es schlichte Rechtsrockbands, deren Publikum mit freiem Oberkörper und „Sieg Heil!“ brüllend vor der Bühne pogt – die Gesellschaft sollte schon hinschauen, wenn sich da einige entkoppeln und der Meinung sind, Bürgerkrieg, Apokalypse und Diktatur seien erstrebenswerte Zustände in Massengesellschaften.
Der Autor und Regisseur Tobias Ginsburg, der 2018 mit einem Undercover-Bericht aus der Reichsbürgerszene von sich reden machte, wiederholte seine Recherchen, diesmal aber unter eben jenen toxischen Männern, von denen oben die Rede war. DIE LETZTEN MÄNNER DES WESTENS. ANTIFEMINISTEN, RECHTE MÄNNERBÜNDE UND DIE KRIEGER DES PATRIARCHATS (2021) heißt sein Bericht aus der Machoblase. Naturgemäß, es wurde eben erwähnt, streift er dabei immer wieder auch den Bereich der Rechtsradikalen und Rechtsextremisten, da vor allem dort der Kampf gegen die Moderne und Postmoderne, gegen alles, was mit „68“ chiffriert wird, gegen Pluralismus, Diversität und Liberalismus gefochten wird. Ginsburg, selber jüdischen Glaubens, setzt sich also einer Sphäre aus, in der Antifeminismus und Antisemitismus eine gefährliche, ebenfalls toxische Allianz eingehen. Der Wirrkopf, der in Halle versuchte, die Synagoge zu überfallen und, nach eigener Aussage, möglichst viele Juden zu töten, erklärte während des Livestreams, den er unablässig von seinem Vorhaben ins Netz einspeiste, explizit, daß hinter allem – auch und vor allem hinter dem Feminismus – „der Jude“ stünde. Einen kausalen Zusammenhang blieb er schuldig, aber der ist in seiner Szene wahrscheinlich auch nicht nötig, man(n) versteht sich, man(n) kennt die Codes.
Ginsburg schleuste sich in Burschenschaften ein, er traf Politiker, die sich für gemäßigt, wenn nicht gar „Mainstream“ halten und doch die unglaublichsten Aussagen über Frauen vom Stapel lassen, er freundete sich mit zwei Rappern – Chris Ares und Prototyp – an, die ein übertriebenes Männlichkeitsideal von „definierten Körpern“ mit unterschwelligem Antisemitismus und recht offen zur Schau gestellter Rechtsideologie kombinieren und er reiste nach Polen, wo die „Männerlobby“ mittlerweile regierungsnahe Ämter und Beraterfunktionen übernommen hat. Es wird deutlich, daß zum Antifeminismus auch immer eine ausgeprägte Schwulenfeindlichkeit hinzukommt. Damit rennt man im erzkatholischen Polen natürlich offene Türen ein, ist homophobe Politik dort doch längst Staatsräson.
Gerade dieser letzte Teil des Berichts ist interessant, denn hier wird doch einiges offengelegt, das auch in der bundesdeutschen Öffentlichkeit, sprich: in den Medien, selten Erwähnung findet. Wie stark eine Organisation wie Ordo Iuris, nach eigenen Angaben ein Think Tank mit beratender Funktion, sowohl in polnische Regierungskreise wie auch in europaweite Netzwerke rechter und ultrarechter Organisationen verwoben ist, kann durchaus Beklemmung auslösen, ja, Angst machen. Allerdings wird gerade hier auch deutlich, wo die Ultrarechte immer wieder an ihre eigenen, im Grunde selbstgesteckten Grenzen stößt. Denn durchaus ist man interessiert, wie denn die Brüder im Geiste im Ausland so ticken, andererseits liegt man bspw. mit den Russen grundsätzlich über Kreuz, hat Polen doch ein historisch gewachsen schlechtes Verhältnis zum östlichen Nachbarn. Und ähnlich ist es mit den Deutschen. Sicher, die AfD ist so etwas wie der natürliche Verbündete einer rechten Organisation, andererseits steht gerade diese Partei immer unverhohlener in der Tradition der dunkelsten deutschen Vergangenheit, unter der ja nicht zuletzt die Polen fürchterlich gelitten haben. In diesem Abschnitt wird aber noch etwas anders deutlich: Diejenigen, die hier, in einem Land wie Polen, den Kampf für eine offene, plurale, diverse Gesellschaft aufnehmen, gehen dabei (noch) weitaus höhere Risiken ein, als deutsche Aktivisten. Denn in Polen unter Kaczyński darf ein linker, queerer oder einfach nur demokratisch gesinnter Aktivist nicht unbedingt damit rechnen, daß die Staatsmacht in personam der Polizei sich schützend vor ihn stellt – oder sonderliches Interesse an der Aufklärung eines etwaigen Hassverbrechens zeigt.
Ginsburg schreibt sich selbst immer ein, er erklärt seine eigenen Ängste, berichtet von der Anstrengung, die es bereitet, immer wieder in die Rolle eines AfD-affinen überzeugten deutschen Mannes zu schlüpfen, der die Schnauze von den „Weibern“ und deren Muckerei gestrichen voll hat. Daß es ihm dabei nicht immer gelingt, sachlich zu bleiben, liegt dabei auf der Hand. Dies ist, folgerichtig, auch kein sachlich-nüchterner Bericht, keine auf Quellen und Studien gestützte Analyse, kein soziologisch oder sozialpsychologisch fundierter Sachtext. Dies ist eine Liveschalte direkt aus der Männerhölle. Und der Autor lässt keinen Zweifel daran aufkommen, wo er selbst steht. Im Gegenteil – er gibt seiner Verachtung gegenüber seinen Kontakten deutlich Ausdruck, mehr noch, er nennt sie nicht nur seine Gegner, nein, er erklärt die meisten dieser Typen klar zu seinen Feinden. Aber was soll man auch tun, wenn man ununterbrochen die Feindseligkeit spürt, die von diesen Männern gegen alles ausgeht, das nicht in ihre engen Weltbilder passt. Frauen, Linke, Juden.
Der manchmal schnoddrige Ton kann dabei auf die Länge des Textes – immerhin deutlich über 300 Seiten – durchaus auch einmal enervierend wirken. Vor allem aber stellt sich auch hier einmal mehr die Frage, für wen der Autor die Gefahren und den ganzen Stress eigentlich auf sich genommen hat? Denn die, die dies lesen, wissen Bescheid, sind oft genug selbst Opfer rechter oder antifeministischer Gewalt geworden, sie verfolgen aufmerksam, wie sich die Gesellschaft entwickelt, wo mit klarer Kante gegen die beschriebenen Formen der Gewalt vorgegangen wird und wo dies unterbleibt. Die, die dies lesen sollten, die es lesen müssten, die werden den Teufel tun und das Buch jemals in die Hand nehmen. Außer vielleicht, um es ins Feuer zu werfen. Das ist das Problem all der gut gemeinten Studien, Analysen, Gesprächs- und Diskussionsanleitungen, der soziologischen, psychologischen, politischen und kulturellen Untersuchungen zum Thema – auch dies alles bildet eine Blase, in der die immer gleichen Autoren und Wissenschaftler sich an ein immer gleiches Publikum richten. So haben Unterfangen wie das von Ginsburg auch immer etwas Tautologisches.
Dennoch – ein Buch wie dieses ist wichtig und es bietet hier und da auch dem ohnehin Interessierten Neues. Vor allem aber fungiert es eben auch als eine Aufmunterung, als eine Aufforderung. Lasst uns weitermachen, lasst uns nicht nachgeben in unseren Bemühungen, diesen Ort, den wir Welt nennen, zu einem besseren Ort zu machen. Lasst uns aufstehen für unsere Rechte und – vielleicht das wichtigste überhaupt an einem Text wie diesem – lasst uns nicht in die Falle derer tappen, die für sich reklamieren, „Männlichkeit“ definieren zu können und damit lediglich Klischees von vorvorgestern reproduzieren. Man kann auch als Mann Gegner des Patriarchats sein, es gibt eine andere, neue Männlichkeit, die eben nicht patriarchal ausgerichtet und organisiert ist, die Härte und Brutalität keineswegs für unabkömmlich hält, wenn es darum geht, den eigenen Standpunkt als Mann zu definieren. Wenn all den Rappern und Incels, wenn den AfDlern und Möchtegernkriegern nichts anderes einfällt, als in ihrem Selbstbild auf Plattencover drittklassiger Metal-Bands aus den 80ern zurückzugreifen, dann ist das letztlich deren Problem. Denn sie sind darin vor allem eines: bemitleidenswert.
Und ja, vielleicht ist es an der Zeit, den „alten weißen Männern“ (zu denen sich der Verfasser dieser Zeilen langsam auch zählen darf) einfach zu sagen: Ja, ihr habt recht. Ihr liegt mit all euren Befürchtungen richtig. All eure Ängste sind vollkommen berechtigt, denn eure Zeit ist tatsächlich um. Wir haben uns nun tausende von Jahren angeschaut, wohin eure Herrschaft führt und sie hat uns nicht viel Gutes gebracht. Wenn euch die Phantasie fehlt, Neues zu erproben, die Fähigkeit abgeht, euch in Frage zu stellen, so tut es uns leid, aber wir haben nicht mehr die Zeit, auf euch und einen eventuellen Sinneswandel zu warten. Es eilt, wir müssen aus den Herrschafts-, den Machtfallen und -verhältnissen, die ihr geschaffen habt, endlich heraus. Denn sonst sind wir alle am Ar***.
Radikale Abtreibungsgegner in Polen, nationalkonservative Aktivisten, rechte Burschenschaften, abgedrehte Incels aus dem Internet, Fanatiker der traditionellen Rollenbilder. Es gibt viele Feinde des Feminismus in der heutigen Zeit – und sie zeigen ihr Gesicht in den unterschiedlichsten Situationen und Facetten.
Tobias Ginsburg hat mal wieder sehr aufwändig recherchiert und mit „Die letzten Männer des Westens“ eine beeindruckende Dokumentation des Frauenhasses in Europa und vor allem Deutschland geschaffen.
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Mich hat ja schon „Die Reise ins Reich“ total abgeholt und so wollte deshalb unbedingt auch Ginsburgs zweites Buch lesen. Ich muss ehrlich zugeben, dass ich es sehr mutig von Ginsburg finde, dass er bei diesen Menschen so vor Ort recherchiert und sich da auf irgendwelche Burschenschaftabende und Nazikonzerte schleicht und das am Ende dann auch noch veröffentlicht. Klar, wir leben in einem demokratischen Staat mit einigermaßen funktionierendem Sicherheitsapparat, aber ich glaube dennoch, dass er mittlerweile recht gefährlich lebt.
Schön, aber nicht verwunderlich, fand ich wieder, wie sehr sich diese Typen dann letztendlich doch selbst wiedersprechen, so wie dieser polnische Anti-Abtreibungs-Aktivist. Überrascht haben mich tatsächlich die Geldströme, die bei diesen Aktivisten so fließen. Denke, dass da auch viel von irgendwelchen religiösen Gruppen kommt 😕.
Ich habe mir das Buch als Hörbuch angehört, was mir persönlich getaugt hat. Der Autor liest selber und irgendwie mag ich seine Art, zu erzählen. Er trifft meinen Humor, obwohl zu allen Zeiten klar ist, dass die Thematik eigentlich nicht zum Lachen einlädt.
Scary shit, aber trotzdem Empfehlung von meiner Seite. Sehr gut recherchiert.
Bei etwa 60% abgebrochen An Form und Stil gescheitert Habe das Hörbuch gehört Was führte zum Abbruch? Das Hörbuch wird von 2 Personen gesprochen. Die interviewten Personen bekommen einen anderen Sprecher, der allerdings nie die Stimmlage ändert, weshalb jede Person dieselbe ätzende, nicht sonderlich ansprechende Stimme bekommt. Das macht das Ganze irgendwann nervig und monoton. Ich behaupte, dass man die 60%, die ich bisher hörte( ca. 170 Seiten), auf 50 Seiten zusammenraffen kann. Der Rest ist genau das was mich zum Abbruch bewegt hat. Tobias Ginsburg schwafelt, schwätzt, wertet, spekuliert wie wer noch was hätte sagen oder tun können, kommentiert wirklich jede, jede Situation aus. Das mag ja bei der ersten, vielleicht auch noch bei der zweiten Story ganz unterhaltsam sein und man bekommt ein Feeling für die Szene. Wenn wir dann bei Station 5-6 angelangt sind und sich nicht viel Neues ergibt, eigentlich alle immer in einer etwas anderen Form dasselbe sagen, wirds zäh. Ich will mich durch dieses Buch nicht unterhalten lassen- ich will Fakten, ich will was Neues erfahren, ich will tief in die Abgründe eintauchen!
Schade, schade. Insbesondere da Ginsburg so viel Arbeit und Passion in die Recherche gesteckt hat. Gut dass ich eine der Wenigen bin, die das Buch so empfinden. Werde mich der Thematik dann in anders aufgearbeiteter Form widmen müssen.
Tobias Ginsburg "will begreifen, warum Menschen glauben, was sie glauben." Daher begibt er sich in die Welt der Anti-Feministen und Faschisten. Er möchte Innenansichten liefern und geht dafür ein hohes Risiko ein. Seine Beschreibungen sind gut geschrieben und flüssig lesbar. Er sieht sich selbstkritisch gelegentlich als "ideologischen Katastrophentouristen". So erging es mit teilweise auch beim Lesen. Es ist ein erzählendes Sachbuch. Der Autor nimmt den Leser mit in diese furchtbaren Welten. Leider geht der Erkenntnisgewinn aber nicht über die Dinge hinaus, die man aus Reportagen und Dokumentationen schon kennt. Eine Dokumentation von außen hat darüber hinaus den Vorteil distanziert und sachlich zu analysieren. Fundierte Betrachtungen auf Basis theoretischer Grundlagen werden hier nicht angestrebt. Der Blick von Tobias Ginsburg ist eher der Blick eines Aktivisten, weniger der Blick eines Journalisten.
Beindruckend, mit welcher Hingabe und unter welchen, teils persönlich lebensbedrohlichen Umständen der Investigativjournalist Tobias Ginsburg jahrelang in Gruppen und Vereinigungen recherchiert hat, an die man an manchen Tagen nicht mal denken möchte. Beängstigend, wie vielfältig, gut vernetzt und faszinierend für zu viele diese von Hass und undefinierter Angst zerfressene Szene ist. Ein wichtiges und dazu sehr gut erzähltes Dokumentarstück, sehr empfehlenswert (und für lau auf den üblichen Streamingportalen als vom Autor sehr gut gelesenes Hörbuch erhältlich).
Fühlt sich beim Lesen bisschen an wie politischer Voyeurismus. Ich weiß auch nicht, inwiefern durch Ginsburgs Undercoverarbeit es neue Erkenntnisse gibt. Das Buch richtet sich aufgrund der humoristischen Schreibweise eher an Personen, die sich noch nicht allzu intensiv mit rechtsextremen Phänomene auseinandergesetzt haben, ist für diese bestimmt ein guter erster Einstieg.
Ich habe es mir jetzt zur Aufgabe gemacht, viele Bücher über Rechtsextremismus und Faschismus zu lesen und mich politisch dahingehend weiterzubilden und immer mehr auf das vorhandene Fundament aufzubauen. Gerade im Moment ist es extrem wichtig, dass jede*r antifaschistisch ist und sich entschieden gegen Rechtsextreme und andere antilibertäre und antidemokratische Denkweisen positioniert und diese Meinung auch lautstark vertritt. Wir können uns nicht auf einer scheinbar wehrhaften Demokratie ausruhen, denn wir müssen die Demokratie wehrhaft machen. Wir müssen sie beschützen und da kommt es auf jede*n Einzelne*n an!Es ist ganz passend dass ich das Buch gerade heute beende nachdem ich von mehreren Stunden Demonstration gegen die AfD und andere Rechtsextreme in meiner Heimatstadt komme.
Aber nun dann doch mal zum Inhalt dieses Buches. So gut wie Deutschland rechts außen: Wie die Rechten nach der Macht greifen und wie wir sie stoppen können war es nicht, aber das hatte ich auch nicht erwartet, da ich mit dem Buch wirklich glaube ich das Beste direkt als erstes gelesen habe. Das Buch von Tobias Ginsburg war aber nicht weniger interessant, etwas anders geschrieben aber dennoch fesselnd und schwer aus der Hand zu legen.
Die Wanderung, die wir (den Recherchen des Autors folgend) innerhalb des Buches machen ist faszinierend und erschreckend zugleich. Zuerst wird von Antifeministen und Frauenhassern berichtet, dem Besuch einer Tagung die passenderweise auf dem Herrenberg stattfand und die Wiedergabe einiger mehr oder weniger absurden Referate. Bei letzteren konnte ich manchmal wirklich nur mit dem Kopf schütteln und ungläubig lachen, denn was ich da lesen musste sprengte in gewisser Weise mein Vorstellungsvermögen. (So tolle Dinge wie das Männern-in-die-Eier-treten sei Genitalverstümmelung und man könne ja auch Frauen zwischen die Beine treten und vielleicht die Klitoris zerstören. Zumindest nach Aussagen des Referenten auf der Tagung.) Danach geht der Autor über zum Bericht seiner Zeit mit rechtsextremen Rappern und kommt schließlich auf politisch wirkende Organisationen und Strukturen in Polen (Ordo Iuris) zu sprechen.
Durchweg kristallisiert sich ein immer breiter angelegtes Netzwerk von Gruppierungen und Organisationen sowie Einzelpersonen die eine Ideologie unterstützen und verbreiten, die vollkommen der liberalen und demokratischen Weltauffassung widerspricht. Durch den Bericht und Einbezug seiner eigenen Gefühle und Gedanken bringt Ginsburg das gefährliche Potenzial und die vielleicht noch gefährlichere Rechtfertigung und Minimierung des stetig wachsenden Problems rechtsextremistischer Tendenzen und Strömungen auf den Punkt. Klar und deutlich wird vermittelt, dass rechtes Gedankengut längst in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Dass nicht nur Rechtsextreme Frauen hassen oder gegen Trans Menschen hetzen können und letztlich, dass Rechte sich jede*n instrumentalisiert, der Aspekten ihrer Ideologie zustimmt.
Nach diesem Buch ist hoch auf meiner Liste nun Klementyna Suchanow's "Das ist Krieg". Alle, denen die Demokratie am Herzen liegt und die sich gegen Faschismus und Hass einsetzen möchten sollten beginnen Bücher, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen, zu lesen. Und "Die letzten Männer des Westens" kann ich auf jeden Fall empfehlen!
Sehr hartes und wichtiges Buch. Musste nach der US-Wahl erstmal paar Tage Pause machen, aber bin froh, es noch zu Ende gebracht zu haben. Die ersten beiden Drittel sind besonders interessant für mich gewesen, das letzte Drittel hat sich dann etwas gezogen. Trotzdem absolute Lese- oder Hörempfehlung!! Habe nochmal viel gelernt und bin vermutlich noch desillusionierter als ohnehin schon. Aber bringt ja auch nichts, sich vor der Realität zu verstecken.
Tobias Ginsburg hat den Anspruch, sich mit den "letzten Männern des Westens" so gut wie möglich auseinanderzusetzen und die Informationen aus erster Hand zu erhalten. Hierdurch gelingt es ihm, die Sensibilität für diese Themen zu schärfen und die Problematik nicht als bloße Randerscheinung in der Gesellschaft wahrzunehmen. Super interessante und womöglich einmalige Einblicke.
Ich hatte mir bei dem Titel eine stärkere Auseinandersetzung mit den antifeministischen Themen bzw. Bewegungen gewünscht. Diese stehen zwar zu Anfang stark im Fokus, zum Ende hin erfolgt jedoch eine starke Vermengung mit Rassismus, Nationalismus etc. Auch wenn diese Themen sich möglicherweise sehr nahestehen, wird es dadurch ein wenig vage.
Eier aus Stahl. Tobias Ginsburg undercover bei frauenfeindlichen Männerbünden der FDP, bei rechten Burschenschaften wie der Germania Marburg, bei der AFD, bei rechtsradikalen Rappern aber auch auf den Spuren von Kollegah.
Ein wirklich spannendes, bedrückendes und trotzdem vielfach wirklich humorvolles Buch über eine investigative Recherche in rechten, antifeministischen Milieus. Einen Stern Abzug gebe ich Tobias Ginsburg für seine seltsam auffällige Fixierung, ein Übergewicht seines Gegenübers (als einziges körperliches Attribut) hervorzuheben. Er macht es immer wieder im Buch bei verschiedensten Akteuren - dabei bleibt es das einzige körperliche Attribut, das irgendwie betont wird. Es vereinfacht nicht nur einen Sachverhalt, der so schlicht nicht stimmt, es führt auch seine sonst sehr tiefgehende Analyse stellenweise ad absurdum. Tobias Ginsburg scheint hier irgend eine Fixierung zu haben, die zum restlichen, wirklich hervorragend geschriebenen Buch nicht passt und dem Thema nicht gerecht wird.
Ich bin wütend und traurig und entsetzt, hab aber auch gelacht so unwirklich scheint es. Es geht um Menschenrechte und würde. Um traurige Männer und unterdrückte Menschen. Und Tobias hat Recht, Hoffnung ist wichtig und gut, aber verlassen können wir uns nicht auf eine gute zukunft, nicht wenn 400000 Männer in deutschland radikale antifeministen sind und 20% der deutschen einen Führer wollen, wenn eine faschistische Gruppe in Polen fast NGO wird. Auf jeden Fall lesen und ruhig auch mal in den lila Podcast hören, über den ich von dem Buch gehört habe
Sehr gutes Buch, aber auch erschreckend, unangenehm und macht wütend und traurig zugleich. Das schlimme ist, dass man solche Personen wahrscheinlich auch noch irgendwie kennt oder in seinem erweiterten Umfeld hat…
Allein für die investigative Recherche gebührt Tobias Ginsburg der allerhöchste Respekt und ich wünsche ihm eine*n gute*n Therapeut*in, um nach alldem noch einigermaßen schlafen zu können. Die letzten Männer des Westens ist spannend und unterhaltsam geschrieben. Wie ein Thriller mit manchmal sehr lustigen Formulierungen wie "die menschgewordene Muskelsehne" oder die Beschreibung eines genüsslich (mit Sahne und extra Vanillesirup) Pumpkin-Spice-Latte-schlürfenden Proud Boys, der dabei, gegen Schwule und Liberals hetzend, erklärt, "dass ein wahrer Faschist ganz grundlegend mit Ironie nichts am Hut haben sollte."
Das macht dann irgendwie Freude zu lesen (jedenfalls mir ging es so), was wiederum einen etwas seltsamen Kontrast schafft angesichts der menschenverachtenden Protagonisten und deren Weltanschauungen, um die es hier geht. Ich denke, das ist die favorisierte Methode des Autors, um den ganzen Dreck irgendwie ertragen zu können, und das kann ich durchaus nachvollziehen.
Was ich jedoch in dem Buch vermisst habe, ist ein wenig Theoriearbeit. Man kann sich darüber streiten, ob diese in einer Reportage geleistet werden muss. Aber ich habe das Gefühl, wenn ich das Buch beispielsweise einem (aufgeschlossenen) Kollegah-Sympathisanten in die Hand drückte, dann wäre es gut, wenn da nicht einfach nur vom "antisemitischen Boss" die Rede wäre, sondern vielleicht auch mal kurz erklärt würde, was es denn etwa mit strukturellem Antisemitismus auf sich hat. Das ist ein Begriff, mit dem gar nicht gearbeitet wird, dabei ist ja genau dieser strukturelle Antisemitismus bei "den letzten Männern des Westens" virulent (was besonders bei den Ordo Iuris-Agitatoren deutlich wird, die etwa hinter George Soros den sinistren Strippenzieher vermuten, der die Menschheit unterjochen möchte).
So scheint mir, dass das Buch vor allem für Menschen geschrieben ist, die schon eine gewisse Haltung mit sich bringen.
Ich finde es wirklich bewunderswert, wie Ginsburg rechte Ideologie offenlegt und wie verständlich er deren Auswirkungen erklärt. Große Empfehlung für die Bücher dieses Autors!
Tobias Ginsburg hat sich in die Höhle des Löwen gewagt und berichtet in seiner Reportage eingehend darüber. Nun ist vieles für Interessierte bekannt und trotzdem ist dieses Buch sehr empfehlenswert, denn es ist nicht nur sorgfältig recherchiert, sondern auch nachvollziehbar geschrieben.
Schön herausgearbeitet ist der Weg, den Ginsburg genommen hat. Angefangen bei deutschen Burschenschaften über die so genannte Neue Rechte rein in die "Mitte der Gesellschaft". Frauenhass bildet eine Basis, die eben - leider - nicht nur Rechtsextreme vereint, sondern eine Brücke bildet, durch die sich der Diskurs nach rechts verschiebt.
Ginsburg hat sich direkt zu den Akteuren gewagt, hat sich mit ihnen verbrüdert, um an Informationen zu gelangen, hat versucht, die Ursachen des (Frauen-) Hasses herauszufinden, ist verzweifelt, hat sich vor sich selbst geekelt, hat immer wieder auch die Menschen hinter dem Hass gesehen und sich gefragt, wie der damit umgehen soll. Das sind ganz menschliche Regungen und ich bin froh, dass er sie auch in seinem Buch beschreibt, denn dadurch wird es erlebbar.
Allerdings stehen die Fakten im Vordergrund und die sind erschreckend. Wird von Politikern und Sicherheitsbehörden gern immer wieder auf "Einzelfälle" verwiesen, findet Ginsburg ein (teilweise lose verbundenes) Netzwerk vor, dessen Ziel es ist, nicht nur den Diskurs nach rechts zu verschieben, sondern auch viele gesellschaftliche Errungenschaften rückgängig zu machen. Das fängt bei Abtreibungsrechten an, hört da aber noch lange nicht auf.
Interessant ist diesbezüglich auch, wie willig sich insbesondere Konservative vor diesen reaktionären und hasserfüllten Karren spannen lassen. Und hasserfüllt, das wird klar herausgearbeitet von Tobias Ginsburg, sind die Menschen, die von der insbesondere konservativ-christlichen Politik gerne mal als "besorgte Bürger" bezeichnet werden.
Wie dem auch sei: Was das Buch auch sehr gut herausarbeitet, ist der Kampf, der sich aus dem Frauenhass ergibt: Einerseits der Angriff auf die bereits errungenen Fortschritte (Frauenrechte, queere Rechte, Rechte der Menschen mit Behinderungen und so weiter), andererseits die Verteidigung seitens derer, denen die errungenen Rechte wieder genommen werden sollen.
Tobias Ginsburgs Buch ist auch dann erschreckend, wenn man sich bereits mit der Thematik beschäftigt hat. Und auch wenn es keine leichte Lektüre ist, empfehle ich das Buch dringend weiter, denn es ist nicht nur gut recherchiert und gut geschrieben, sondern arbeitet wie gesagt heraus, wie scheinbar grundverschiedene Strömungen ineinanderfließen.
An empathetic, funny and disturbing piece of literature! An incredibly brave act of investigative journalism: Jewish-German author Tobias Ginsburg goes undercover among the German, American and Polish far-right. He meets Neo-Nazis and racist rappers, Frat Boys, MRAs, incels and religious fanatics. It is an eye opening research and analysis of the conjunction of toxic masculinity and fascism. But at the same time it is an astounding piece of literature: Ginsburg style ist not only engaging and thrilling storytelling, but funny and - most imporedly - warm hearted and humane.
Erschreckend und beängstigend! Tobias Ginsburg hat sich in Rechte Männerbunde eingeschleust und dokumentiert, was diese Männer reden und planen, wenn sie unter sich sind. Was wohl niemanden überrascht: viel Frauenfeindlichkeit, Schwulenfeindlichkeit, Ausländerfeindlichkeit, etc. Sie sehen sich zum einen als Opfer, gleichzeitig aber auch als einzigen starken Widerstand. Es ist wirklich erschreckend und es wird sicherlich noch weiter eskalieren. Der Autor zeigt auch auf, wie gut diese Rechten vernetzt sind und sich mehr und mehr mobilisieren. Leseempfehlung, auch wenn es teilweise schwer zu ertragen ist.
Ich habe dieses Buch gelesen, nachdem ich Tobias Ginsburg bei einer Gesprächsreihe auf der Bühne gesehen habe. Eine sehr beeindruckende, eindrückliche und erschreckende Einsicht in die Manosphere. Die Recherchemethode ist effektiv und gruselig, ich kann mir gar nicht vorstellen, wie schwer es gewesen sein muss, den Druck auszuhalten. Das Buch is super kurzweilig geschrieben, ich habe es verschlungen. Als Frau und Mensch der in einer eher progressiven bubble lebt, habe ich keinen Einblick und viel Sorge vor den Gedankenwelten, die hier beschrieben werden. Auch wenn mir das Gelesene Angst macht, bin ich dennoch froh es gelesen zu haben und mein Wissen erweitert zu haben.
Männerrechtler, Antifeministen, Maskulisten, Neurechte, Identitäre, Incels – die Bandbreite des Frauenhasses ist gross. Tobias Ginsburg ist ein Jahr lang undercover eingetaucht in ihre Welt und hielt seine Begegnungen fest. Das Resultat ist eine verstörende Reportage (aber keine Analyse!) über Männerbünde, die auf den ersten Blick lächerlich erscheinen, aber schnell eine gefährliche Eigendynamik entwickeln.
Das Buch bezieht sich sehr stark auf Rechtsextremismus wie es bereits beim ersten Buch der Fall war. Der Bezug zu Männerrechten und Frauenfeindlichkeit wirkt teilweise etwas gezwungen, um thematisch am Ball zu bleiben. Ich hätte es schön gefunden, wenn Frauenfeindlichkeit auch in anderen Bereichen der Gesellschaft beleuchtet worden wäre z.B. Sexismus in der linken Szene (und wie sicher dieser von der in der rechten Szene unterscheidet) sowie in der LGTBQ+ Szene.
Sehr wichtiges und spannendes Buch. Das ist mein zweites Buch von Tobias Ginsburg und ich bin beeindruckt 1. wie mutig er ist und 2. wie er menschennah berichtet. Es ist immer leicht eine Linie zwischen "uns und denen" zu ziehen, Tobias macht das nicht. Er ist am Menschen interessiert, seinen Motiven und Beweggründen. Meiner Meinung nach sollte jeder dieses Buch gelesen haben
Dieses Buch fasst gut zusammen, warum man "Männerrechtler", Antifeministen, Neurechte und Konsorten so gefährlich sind, für Einzelnde sowie für die Demokratie im Ganzen, während sie als Einzelpersonen doch jedes Mal so pathetisch wirken.
Von kleinen "Männerrechtler"-Gruppen, einzelnen Incels über rechte Rapper und ihre Fans, zu der Alt Right in Amerika, den Rechten in Polen und Neonazivereinen in Deutschland hat sich Ginsburg einen Einblick verschafft. Mutigerweise, denn er selbst ist Jude und in einigen der Situationen aufzufliegen hätte katastrophal ausgehen können.
Anhand von Gesprächen gibt er einblick in die krumme Denkweise dieser Menschen, die sich von ihrem Hass durchs Leben geleiten lassen. Persönlich hat mich nichts mehr überrascht, weil ich mich mit diesen Themen am laufenden Band beschäftige, aber weniger ekelhaft macht es das nicht - und das hat man Ginsburg teils auch angemerkt.
Lesenswert. Manchmal mochte ich nicht wieer sich auf Äußerlichkeiten bezogen hat wenn er einfach Anonymität herstellen wollte ("Der Dicke", Der Adipöse", er hätte bei Beschreibungen wie "Der Seitenscheitel" bleiben sollen, die sind sehr viel Unterhaltsamer und weniger Fatshaminglastig). Ich fand sehr schön, dass er ls er z.B. den Incel, der gleichzeitig Autist war noch eine Randbemerkung hinzugeügt hat dass Autisten natürlich alle Unterschiedlich sind und die Diagnose nicht heißen muss, dass autistische Männer eher zum Inceltum neigen und Autismus sowieso stigmatisiert genug ist. Man hat gemerkt, dass Ginsburg sich mit Intersektionalität beschäftigt hat.
Insgesamt lesenswert, schlechte Laune Trigger gebe ich mal mit, insbesondere wenn man sich das erste Mal mit diesem Thema beschäftigt mag sicherlich einiges schockieren. Es ist dennoch wichtig darüber aufzuklären was hier passiert, weil diese Art Denken leider immer mehr Anklang findet. Ugh.