Manchmal ist es notwendig, sein Leben völlig zu entschleunigen. Aber ist der rücksichtslose Ausstieg erlaubt, wenn man Familie hat, Kollegen, Nachbarschaft? Vertreter Busch jedenfalls erträgt das Herumreisen nicht mehr. Er kündigt und zieht zur Irritation von Frau und Sohn in seinen alten Mercedes. Das Auto im Hof rührt sich wie Busch nicht vom Fleck. Doch der Stillstand setzt bald manches in Bewegung. Die einen kommen auf ein Bier vorbei, andere fühlen sich durch den Mann, der scheinbar nur untätig im Auto sitzt, zusehends provoziert. Und ausgerechnet Buschs eigene Familie erweist sich als so unzuverlässig wie die Katzen in diesem Roman. Mit subtilem Humor nimmt Christina Walker die Widersprüche einer beschleunigten Erfolgsgesellschaft aufs Korn. Wie einst Oblomow muss ihr Protagonist allerdings feststellen: Selbst Nichtstun ist eine Handlung, die Konsequenzen hat. Weit über seine Autotherapie hinaus.
Busch wohnt in einem alten, fahruntüchtigen Mercedes mit Blick auf die Familienwohnung, wo sein Sohn Matti für ihn Gesichter ans vom Duschen beschlagene Badezimmerfenster malt. Busch bewegt sich nur noch so wenig wie nötig, seit ihm das Leben zu schnell geworden ist. Als Verlagsvertreter ist er noch vor einem Jahr durch die Republik gefahren, erst im Auto, dann mit der entschleunigenden Bahn. Bis gar nichts mehr ging und er zum Stillstand kam. Er beobachtet nun Ameisen am Garagentor oder zählt die Löcher im Himmel seines Autos. Sein Therapeut rät ihm telefonisch, sich mit kleinen Schritten wieder in die Welt zu begeben. Diese fallen ihm schwer, auch wenn ihm klar ist, dass sein Verhalten für seine Familie schwierig ist und er von der Nachbarin nur Kopfschütteln erntet. Aber noch ist er nicht so weit, er braucht Zeit. Zeit um bei sich anzukommen, bevor er sich wieder in Bewegung setzen kann.
Dieser thematisch ungewöhnliche Debütroman stellt das absichtslose Da-Sein in den Vordergrund und damit die hochgetaktete Leistungsgesellschaft in Frage. Er entschleunigt auch beim Lesen! (3-4 Sterne)