Warum? Warum denn nicht! Schließlich tun es die meisten – häufig gemeinsam, noch öfter alleine. Auch Vögel tun es, einer sogar während des Fliegens. Es gibt zahlreiche wissenswerte Fakten, die kaum jemand kennt. Beispielsweise, dass Frauen viel öfter zum Orgasmus kommen, wenn sie nicht mit Männern schlafen – sondern mit Frauen. Oder dass es nur zwei Länder auf der Welt gibt, in denen öfter nach Jesus als nach Pornografie gegoogelt wird. Dieses Buch enthält 100 großartige und manchmal skurrile Geschichten zum Thema Sex und Sexualität. Aber auch über die Schattenseiten: Wo sind Schwangerschaftsabbrüche illegal? Wie verbreitet sind Erektionsstörungen oder Schmerzen beim Akt? Warum kommt es im Krieg immer wieder zu Vergewaltigungen? Mit starken Karten und unterhaltsamen Visualisierungen ist dies ein Buch für all jene, die Sex mögen – oder nicht. Und für die, die noch Fragen haben – oder glauben, schon alles zu wissen.
Heute gehen wir mal der natürlichsten Sache auf der Welt auf den Grund. Der Katapult Verlag hat dazu ein Werk herausgegeben, dass sich mit den verschiedensten Aspekten auseinandersetzt von Liebe und Liebe machen. Das Buch ist offen für vieles, es ist queer und es ist sachlich. Ab und zu gibt es mal eine Seite, die mehr dem Spaß als dem Ernst dient. Viel häufiger jedoch wird der Geschlechtsverkehr zum Politikum, bei dem Deutschland meist sehr gut wegkommt. So erfahren wir zum Beispiel in welchen Ländern Therapien gegen Homosexualität verboten, Gesetze zur Vergewaltigung in der Ehe vorhanden und welches die liebsten Stellungen sind. Aber auch in welchen Ländern es Menstruationsurlaub gibt, wie hoch der Anteil der Beschnittenen in der männlichen Bevölkerung ist und wie oft das Wort „Busen“ im Bundestag gefallen ist. Ihr seht - ein buntes Sammelsurium, dass nicht nur grafisch ansprechend dargestellt ist, sondern hochinteressant und unterhaltend gestaltet ist, manchmal aber auch regelrecht schockiert. Wenn man sich die Karte anguckt, wo überall in Deutschland, Österreich und der Schweiz Schwangerschaftsabbrüche durchgeführt werden, so lässt das insbesondere für Österreich in Zukunft nichts Gutes ahnen.
Ich mag dieses Konzept der 100 Karten wirklich sehr und hoffe, dass noch einige bei mir einziehen werden. Wenn ihr also wissen wollt, was das masturbieren in Island von anderen Ländern unterscheidet und wann ihr euren Dildo am besten nicht mit in den Urlaub nehmt, weil ihr sonst im Gefängnis landen könnt, dann legt euch dieses tolle Nachschlagwerk zu und habt ganz viel Spaß damit.
Weniger Informationen als '55 kuriose Grenzen und 5 bescheuerte Nachbarn ' und 'Die Philosophen Band 1 und 2' aber trotzdem wieder ein super Buch, dass zum Nachdenken anregt und dabei entspannt und schön zu lesen ist.
Wer meinem Blog, oder meinem Insta Account schon länger folgt, dürfte mitbekommen haben: Ich liebe den Katapult Verlag/das Katapult Magazin. Daher “arbeite” ich mich weiter hochmotiviert durch das Verlagspogramm. Nach kuriosen Grenzen und Wissenswertes über Sprachen widmen wir uns nun der (angeblich) schönsten Sache der Welt.
Von A wie Asexuell bis Z wie Zensur Das Buch heißt 100 Karten über Sex, das ist natürlich etwas griffiger als 100 Karten über Sex, Sexualität, Geschlechteridentität, Feminismus und geschlechtsbezogene Gesellschaftsnormen, wobei letztere die breite Bandbreite an Themen in diesem Buch besser ausdrückt (wäre aber wohl kein Verkaufsschlager geworden). Die Diversität und Themenvielfalt in diesem Atlas begeisterte mich von den ersten Seiten an. Zwar darf auch der Katapult typische Humor nicht fehlen, wenn z.B. Orte oder Bandnamen aufgezählt werden, die eindeutig zweideutig sind, geschildert wird, warum ein Staubsaugerhersteller sein Modell für die Bedürfnisse mancher Männer anpasste oder auf das Paradoxon des Namens des Kondomhersteller Ramses verwiesen wird. Doch während ich beim Spracheatlas manche doch recht flachen Witze zu albern fand, war man hier sparsamer und trifft die Balance zwischen Ulk und informativen Beiträgen deutlich besser.
Doch die Themenbandbreite ist, wie gesagt, groß und der Atlas spricht viele Themen an, die alles andere, als zum Lachen sind, so erfahren wir u.a. in welchen Ländern Homosexualität oder Transidentität mitunter per Todesstrafe verboten sind. Andere Themen sind u.a. die Anzahl von Fehlgeburten, sexuelle Gewalt im Krieg, Todesfälle im “einvernehmlichen Geschlechtsverkehr”, die Verbreitung von Genitalverstümmelung oder die steigende Anzahl an HIV Infektionen in Osteuropa und Asien. Bei solchen Karten muss man schon schlucken, aber es ist wichtig, dass auch diese Schattenseiten angesprochen werden und Katapult macht dies an dieser Stelle eindringlich, mit den gewohnt leicht zugänglichen Grafiken. Lobenswert sind an dieser Stelle auch die ergänzenden Texte, davon gibt es mehr, als im Spracheatlas, was aber wahrscheinlich den Themen zugrunde liegt. Die Texte sind informativ und benennen Probleme deutlich, wahren aber gleichzeitig einen gewissen sensiblen Ton, der bei einigen dieser Themen auch angemessen ist.
Als Ausgleich zu diesen schwer verdaulichen Statistiken, finden sich in dem Buch aber auch viele Grafiken, die Mut und Hoffnung machen. Die lebesbejahend sind, die Diversität feiern und einen offenen Umgang mit Sexualität fördern. Sei es, wenn über weibliche Masturbation gesprochen wird, aufgeklärt wird, dass es Homosexualität, und Intergeschlechtlichkeit auch im Tierreich gibt, also alles andere als gegen die Natur ist, oder wenn echte Aufklärungsarbeit über die Klitoris geleistet wird, deren vollständiges Aussehen selbst einige Ärzte nicht kennen. Am Ende klappt man das Buch zu und hat das Gefühl, viel Trauriges, aber auch viel Gutes gelesen zu haben und vor allem so einiges gelernt zu haben.
Fazit: Wieder ein Volltreffer von Katapult. Manche mögen bei dem Titel vielleicht an ein lustiges Buch als Partygag denken, doch 100 Karten über Sex ist so viel mehr. Mit seinen ansprechenden Grafiken, den informativen Texten und der breiten Themenvielfalt leistet es echte Aufklärungsarbeit in so ziemlich allem, was mit “Sex and Gender” zu tun hat. Eine klare Leseempfehlung!