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Контейнер "Россия"

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Книга писателя, режиссера, идеолога нового немецкого кино Александра Клуге «Контейнер “Россия”» — коллаж из подлинных и выдуманных текстов о России: исторических анекдотов, фрагментов интервью, эссе.

«Эта книга написана c любовью. С любовью к России, которая живет во мне благодаря сестре. Перед смертью она взяла с меня обещание, что я напишу о России. Я отнекивался, говорил, что практически ничего не знаю об этой стране. Она настаивала: доверься воображению, придумай что?нибудь! Лучше всего пишется о том, чего не знаешь, о том, что вызывает любопытство. В итоге моя книга состоит из историй подлинных и выдуманных. Из множества книг, написанных мною, эта — самая любимая»
Александр Клуге

416 pages, Hardcover

Published January 1, 2021

73 people want to read

About the author

Alexander Kluge

137 books63 followers
Kluge was born in Halberstadt at the year 1932.

He studied history, law and music at the University of Marburg Germany, and the Johann Wolfgang Goethe University of Frankfurt, where befriended the philosopher Theodor W. Adorno, who was teaching at the Institute for Social Research, or Frankfurt School.

In 1960 he shooted his first films, before the launch of the New German Cinema.

He also is a remarkable fiction writer, which tend toward the short story form, significant for their formal experimentation and insistently critical thematics.

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Displaying 1 - 3 of 3 reviews
Profile Image for Hendrik.
440 reviews111 followers
March 20, 2022
Für Alexander Kluge hat das Poetische den Charakter einer Baustelle. Es besitzt nicht die geordnete Struktur einer Anstalt, sondern ist Material, Baugrund, Arbeitskraft in freier Bewegung. Aus diesem Grund bevorzugt er Materialsammlungen, da sie im Gegensatz zu Fertigprodukten die Zuarbeit des Lesers nicht ausschließen. Dieser soll nicht Konsument von Werken, sondern Produzent seiner eigenen Erfahrung sein. Auch Romane sind für ihn ihrem Prinzip nach Sammlungen. Etwas Unabgeschlossenes an dem ständig weitergearbeitet werden kann. Was ich schreibe sind Romane, antwortet er auf die Frage, warum er keine Romane schreibe. So steht es schwarz auf weiß in seinem grandiosen Russland-Kontainer. Mit Dankbarkeit nimmt man diese Erklärungen zur Kenntnis. Denn es bereitet einige Schwierigkeiten genau zu beschreiben, womit man es bei diesem Buch eigentlich zu tun hat. Auf den ersten Blick handelt es sich nämlich um eine wahre Wundertüte. Es drängt sich der Eindruck auf, dass alles was im Entferntesten zum Thema Russland zu finden war, hineingepackt wurde. Da findet sogar noch die Briefmarkensammlung aus Kindertagen ihren Platz. Von daher steht das Wort Kontainer (ganz altmodisch mit K geschrieben!) nicht von ungefähr im Titel.

Die Basis von Russland-Kontainer bilden unzählige kleine Geschichten. Mikroerzählungen, in denen die großen Prozesse der Weltgeschichte oder abstrakte Theoriebegriffe auf die konkrete Erfahrung von Individuen übertragen werden. Oft ist nicht genau bestimmbar, wo darin genau die Trennlinie zwischen Fakten und Fiktion verläuft. Das fördert zuweilen Überraschendes zu Tage und ist das eigentlich Reizvolle an Kluges Verfahren. So wie in der Geschichte eines Dolmetschers, der über die nächtlichen Verhandlungen zum Minsker Abkommen berichtet. Aus seinem Mund erfährt man, dass Angela Merkel sich bei der Begegnung mit dem russischen Präsidenten, auf das Wissen eines ihr bekannten mecklenburgischen Försters verlassen habe. Bei einem Fuchsangriff könne man nämlich aus der Körperhaltung und den Lefzen schließen, ob es sich um ein Versehen, Tollwut oder das crazy-fox-Syndrom handelt. Danach entscheide sich erst, ob das Tier zu erschießen sei. Die Kanzlerin verhielt sich in den Verhandlungen demgemäß als Waldhüterin. Putin erschien ihr in einem kommunikativen Käfig gefangen. Ob auf ihn Verlass sei, wusste sie nicht, hoffte es aber. (Macron und Scholz hatten folglich denkbar schlechtere Karten bei ihren jüngsten Besuchen im Kreml. Lagen doch zwischen ihnen und Putin ganze sechs Meter Tisch. Da hätte es die visuellen Fähigkeiten eines Adlers benötigt.)

Natürlich sind diese Geschichten zu großen Teilen erfunden, aber sie offenbaren zumeist profundere Wahrheiten, als es die reine Beschreibung der Wirklichkeit vermag. Ein durchgängiges Thema im Buch ist Russland als Möglichkeitsraum. Von sozialen Utopien bis hin zu phantastischen Vorstellungen von der Erkundung des Weltraums wird gezeigt, was sein kann bzw. unter anderen Umständen hätte sein können. Ein Beispiel dafür ist die vom Regisseur Sergej Eisenstein nie realisierte Verfilmung von Marx' Das Kapital. [*s.u.] Geplant war ursprünglich ein an James Joyces Ulysses angelehntes Szenario, bei dem die Handlung ebenfalls an nur einem Tag spielen sollte. Es soll 1929 sogar ein Treffen der beiden in Paris gegeben haben. Ein anderes erwähnenswertes Thema sind sogenannte Wortfelder. Darunter sind Auflistungen der verschiedenen Bedeutungen zu verstehen, die ein bestimmtes Wort (wie z.B. Freiheit) im Russischen hat. In diesem Zusammenhang entwickelt Kluge den Gedanken, dass es bei einem politischen Gespräch im Rahmen eines Staatsbesuchs, mehr als einen Dolmetscher geben müsste. Erforderlich wäre ein zusätzlicher Interpret, der nicht die Sprache, sondern die historische Bedeutung der Worte übersetzt, ihren Zusammenhang. Eine Idee mit Potenzial, wenn man an die aktuellen Verständnisprobleme zwischen Russland und dem Rest der Welt denkt.

Das Buch ist reich an solchen Fundstücken, dazu voller Grafiken, Abbildungen und Filme (mittels QR-Codes im Buch auf dctp.tv abrufbar!). Alexander Kluge selbst bekennt, dass er im Grunde nichts über Russland wisse. Eine absolute Untertreibung, andererseits Ausdruck seiner Bereitschaft sich einer Sache mit aufrichtiger Neugier zu nähern. Wer seine Interviews kennt, weiß was damit gemeint ist. Erinnert sei an die skurrilen Auftritte von Helge Schneider in etlichen seiner Filme. Von dieser gleichermaßen ernsthaften wie spielerischen Handschrift ist auch das Russland-Buch geprägt. Am Ende bleibt es dem Leser selbst überlassen, was er aus dem ganzen Material macht. So steht es jedem frei, sich daraus sein eigenes Bild von Russland zu basteln.

[* NACHRICHTEN AUS DER IDEOLOGISCHEN ANTIKE / Marx – Eisenstein – Das Kapital
https://www.dctp.tv/filme/nachrichten...]
Profile Image for valentina.
31 reviews
Read
March 12, 2023
A collage of stories, documents, and images that paints a picture of Russia and Germany with cultural strokes, rather than factual impersonal ones.

I don’t feel like I’ve learned about Russian military history as much as I’ve grasped a greater sense of the human condition in the country over the span of a couple centuries. The exploration of traditions and values on an individual level showed how the historical events we are aware of on a surface level were reached through complex relationships within institutions, and in Russian households.
Profile Image for Peter Landau.
1,101 reviews75 followers
January 2, 2023
How unusual it is for me to discover a writer is alive and not through their obituary. Alexander Kluge is still publishing at 90 and he’s also a renowned filmmaker. Russia Container is a collage of Russia and Germany viewed through many lenses. The short, readable bursts are hard for me to describe but I enjoyed every page.
Displaying 1 - 3 of 3 reviews

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