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Otto: Roman

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Zwei Schwestern – und ein Vater, der mehr als genug ist für eine Familie.Für sein Umfeld war Otto, der pensionierte Ingenieur, der wahnsinnige Familienpatriarch, der jüdische Siebenbürger mit seltsamer Grammatik, der Erfinder, der Sparfuchs und Verschwender schon immer eine Heimsuchung. Aber als er aus dem Krankenhaus zurückkehrt, ist alles noch viel schlimmer. Nach wie vor ist er aufbrausend, manipulativ, distanzlos und von wahnwitzigen Einfällen beseelt – aber jetzt ist er auch noch pflegebedürftig. Seinen erwachsenen Töchtern macht er unmissverständlich Ich verlange, dass ihr für mich da seid. Und zwar immer! Für Timna und Babi beginnt ein Jahr voller unerwarteter Herausforderungen, aber auch der Begegnung mit der eigenen Vergangenheit und Familiengeschichte, die so schräg ist, dass Außenstehende nur den Kopf schütteln können. Klug, liebevoll und mit sehr viel schwarzem Humor erzählt Dana von Suffrin, wie Timna versucht, ihre dysfunktionale Familie zusammenzuhalten, ohne selbst vor die Hunde zu gehen. »Otto« ist Hommage und zugleich eine Abrechnung mit einem Mann, in dessen jüdischer Biografie sämtliche Abgründe des 20. Jahrhunderts aufscheinen.

224 pages, Kindle Edition

Published August 22, 2019

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Dana von Suffrin

7 books6 followers

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Community Reviews

5 stars
57 (19%)
4 stars
114 (38%)
3 stars
99 (33%)
2 stars
23 (7%)
1 star
2 (<1%)
Displaying 1 - 30 of 38 reviews
Profile Image for Alexandra .
936 reviews365 followers
November 28, 2019
Bedauerlicherweise bin ich mit diesem Roman von Dana von Suffrin überhaupt nicht gut zurechtgekommen, was zuerst am verhüttelten, episodenhaften, holprigen und unstrukturierten Schreibstil lag, über die vom Verlag im Klappentext fälschlich erweckten Erwartungen bezüglich schwarzen Humor weiterging, den ich überhaupt nirgends gefunden habe und letztendlich in einer furchtbaren unreflektierten und unhinterfragten Familiengeschichte voll seelischem Missbrauch fußte.

Aber beginnen wir von vorne bei meinem ersten Problem. Plot und Handlung waren nicht beziehungsweise nur bruchstückhaft vorhanden, somit wies das gesamte Werk überhaupt keinen Flow auf, was meinen persönlichen Lesegenuss so erheblich störte, dass ich nie darüber hinwegkommen konnte. Die Episoden reihen sich komplett unchronologisch aneinander, sind wie bei einem dementen alten Mann angeordnet, der seine Erinnerungen nicht mehr unter Kontrolle hat und deshalb keine konsistente Geschichte mehr zu erzählen vermag. Das wäre nun authentisch und gut implementiert, wenn Otto selbst erzählen würde. Da er aber seine Lieblingstochter Timna bittet, seine Gedankenfetzen zu strukturieren und dann aufzuschreiben, ist diese Rahmenbedingung eben nicht erfüllt. Sie hätte gut daran getan, der Bitte ihres Vaters nachzukommen.

„Unsere Familie war eher ein Klumpen Geschichten. Wäre man weniger wohlmeinend, hätte man sagen können: Unsere Familie war ein Rattenkönig aus Geschichten, eine größere Anzahl räudiger Nagetiere, deren nackte Schwänze sich verheddert hatten und untrennbar miteinander verwachsen waren; Ratten, die alle in unterschiedliche Richtungen wollten und sich letztlich überhaupt nicht von der Stelle rühren konnten, einige waren bei der Bemühung, dem allen zu entkommen, krepiert, andere lebten noch, hatten resigniert und blieben für immer mit ihren Schwänzen an das Knäuel, das Familie heißt gebunden. […]

"Er [Otto] verlor beim Lesen die Fährte, er begann in der Villa in Kronstadt und endete in tausend Kleinigkeiten, die keine Geschichte ergaben […] und ich sagte, erzähl, erzähl weiter, aber obwohl ich seine Geschichte schreiben sollte und deswegen nach Trudering gekommen war, hatte er plötzlich keine Lust mehr, oder er wurde müde."


Genauso ging es mir: verkeilte Rattenschwänze an Geschichten, Müdigkeit und abnehmende Lust am Roman. Dabei hätte ich ja darüber noch hinwegkommen können, wenn das ganze anekdotisch witzig mit dem versprochenen schwarzen Humor gewesen wäre oder es zu irgendetwas Substantiellem geführt hätte.

Kommen wir zu den Figuren und dem angekündigten schwarzen Humor. Der Werbetext vermittelt, dass Otto ein bisschen dement, nervig und schrullig daherkommt, dass man über seine Mühsamkeit aber auch über seine harmlosen Motzereien und kleinen tyrannischen Ausfällen des Patriarchen so als jiddische Charaktereigenschaft schmunzeln kann, sofern man schwarzen Humor besitzt. Die gezeichnete Figur arbeitet aber nicht aus einer Position der Liebe heraus mit der jiddischen Schuldkeule so wie die typische Mame sie anwendet, sondern die Beziehung von Otto zu seinen Töchtern ist von Verachtung, Machtmissbrauch, Herabwürdigungen, Beschimpfungen und Psychopathie geprägt. Ein Arschloch, der den seelischen Missbrauch an seiner Familie in der beginnenden Demenz prolongiert und vertieft. Er vernichtet fast alle menschlichen Seelen nachhaltig, die ihm in die Quere kommen. Das ist nicht witzig und schon gar kein schwarzer Humor. Da hätte sich der Herr Patriarch mal ein bisschen zu einer Psychotherapie bewegen sollen, anstatt seine Traumata des Krieges dadurch abzuarbeiten, indem man die unschuldigen Opfer in seiner nächsten Umgebung sucht. Gibt eh genug jüdische Therapeuten.


Zudem wird in dieser dysfunktionalen Familiengeschichte eigentlich nur Otto und seine Lieblingstochter Timna von der Autorin gezeichnet. Die andere permanent herabgewürdigte und massiv psychisch missbrauchte Tochter Babi, die sich ob der Demütigungen sogar versucht, umzubringen, wird überhaupt nicht von ihrer Schwester unterstützt oder überhaupt zu ihren Probleme befragt, da nimmt Timna keinen Anteil. Auch die Probleme der Mutter, die sich wegen dieser furchtbaren Ehe zu Tode gesoffen hat, werden von Timna wortlos und ohne Reflexion unter den Teppich gekehrt. Alles collateral Damage, von Vati Otto, der von Timna nie thematisiert wird. Die Lieblingstochter Timna fungiert quasi fast als Co-Täterin und ist sich keiner Verantwortung bewusst. Als finale Tat vergibt sie dann in einem Akt der unverdienten Gnade, dem eigentlichen Monster seine kleinen Quälereien an ihr (der Lieblingstochter), kommt sich irrsinnig gut dabei vor und marginalisiert dadurch aber gleichzeitig die Leiden und den furchtbaren Missbrauch an der restlichen Familie. Von so einer Schwester und Tochter möchte ich weder lesen, noch wünsche ich, so eine Figur im realen Leben kennenzulernen. Auch wenn Monster Demenz haben, bleiben sie Monster, gehören isoliert und bestraft, sofern sie sich nicht ändern wollen, und der gute reflektierte Mensch sollte sich eigentlich um die Opfer kümmern, anstatt den Täter zu unterstützen und ihm zu vergeben.

Ihr seht also, die Resultate, zu denen eine solche Geschichte führen sollte, wenn ein lernfähiger Mensch diese Sache aufarbeitet, sind komplett die Falschen und werden dann auch noch als notwendige wundervolle Vergebung präsentiert. Puh das ist mir wirklich zu viel victim blaiming – so etwas halte ich nicht aus.

Fazit: Stilistisch mühsam sprunghaft, eine episodenhafte furchtbare Geschichte unter dem Deckmantel des schwarzen Humors mit einer Tendenz zur komplett falschen Erkenntnis. Als Negativbeispiel, wie man mit so einer Familienstory auf keinen Fall umgehen sollte, taugt es, war aber sicher nicht die Intention der Autorin, sonst wäre die Tonalität des Romans anders. 2.5 Sterne aufgerundet, denn sprachlich war das Buch sehr erfreulich.
Profile Image for Prusseliese.
430 reviews21 followers
January 16, 2025
Herausragend!!

Eine bewegende großartige Liebeserklärung an die (dysfunktionale) Familie: den geizigen Vater Otto, die verschwenderische Mutter, die Schwester, die andere Schwester...
Ich war tief berührt, alles ist so tief traurig, aber doch auch wieder lustig und voller Liebe.
Eine wunderbare Familiengeschichte, ohne Pathos, ohne Kitsch in moderner Sprache.

Ich mochte sehr gerne ihren letzten Roman "Nochmal von vorne", nominiert für den Deutschen Buchpreis 2024, aber dieser Debütroman übertrifft ihn noch.
Profile Image for Nicola.
378 reviews22 followers
September 16, 2019
"Das ist das Traurige der Welt, die Momente halten nicht, auch die schönen vergessen wir, und selbst wenn nicht, irgendwann nehmen wir sie mit, und sie lösen sich auf mit uns."

"Otto" wird vom Verlag auf der Rückseite des Buches angepriesen als "Klug, liebevoll und mit sehr viel schwarzem Humor" und die ersten Seiten des Romans erfüllen dieses Versprechen scheinbar. Aber wie das manchmal so ist: Der Roman beginnt gut, die ersten sagen wir mal 60 bis 70 Seiten versprechen eine durchaus gelungene Mischung aus jüdisch-schwarzem Humor, interessante und skurrile Charaktere und sind gut genug, den Leser*innen vorzumachen, dass sie ein guter Roman erwarte.

Aber dann passiert, was bei einem mittelmäßigen Roman passieren kann: das Niveau bricht ein. Oder - in diesem Fall - besser gesagt: Der Einstieg ist ein Versprechen, das nicht gehalten wird. Denn was ich für die Einleitung hielt und als Versprechen empfand, was den weiteren Verlauf des Romans angeht, entpuppte sich als - nun ja - der Roman. Und der Roman ist: Ein wirres Konstrukt, das über weite Strecken nervt, weil die Autorin es nicht schafft, bei den Leser*innen Empathie für die Charaktere zu wecken.

Tatsächlich fehlte mir seitens der Autorin Empathie für ihre eigenen Charaktere - sie straft den vom Verlag voreilig und maßlos übertriebenen verwendeten Begriff "liebevoll" Lügen. Es gibt zwei Möglichkeiten: Entweder waren ihr die Charaktere egal oder sie war nicht in der Lage, den Charakteren Leben einzuhauchen. Beide Möglichkeiten sprechen nicht für die Fähigkeiten der Autorin.

Was nun den "schwarzen Humor" angeht: Jep, es gibt ihn. Ab und zu - meiner Meinung nach viel zu selten - schimmert er aus dem Wust hervor. Er hätte einiges retten können, aber selbst das ist nicht gegeben.

Der Schreibstil, der mich anfangs noch begeisterte, begann wegen der mäßigen Geschichte irgendwann an zu nerven. Oh, Dana von Suffrin liefert im Roman ohne Frage viele tolle Sätze ab. Aber ich hatte oft den Eindruck, dass sie mehr Wert auf den Schreib- und Erzählstil legte als auf die Anekdoten und Charaktere, die das Buch bevölkern. Ganz ehrlich: Es ist eine unterirdische Leistung, unter anderem den Holocaust zu thematisieren und bei mir exakt null Empfindungen auszulösen. Das habe ich vorher noch nie erlebt und ich nehme es Dana von Suffrin ehrlich gesagt tatsächlich übel.

Mich nervte das Sprunghafte, die Lieblosigkeit irgendwann spürbar. Ich hatte keine Lust weiterzulesen und tat das im Grunde genommen nur, weil ich die Hoffnung hatte, dass das Ende das Ruder noch einmal herumreißen könnte. Das letzte Kapitel ist dann letztlich auch sehr gelungen, aber das ist mir zu wenig. Zumal mich das letzte Kapitel wesentlich mehr gepackt hätte, wenn der Roman vorher besser gewesen wäre. Wenn den Leser*innen jedoch die Charaktere gleichgültig bleiben, dann kann auch ein halbwegs gutes Ende nichts mehr bewirken.

"Otto" ist vor allem: Eine verpasste Chance, ein nicht eingehaltenes Versprechung und vor allem verschenktes Potential. Der Roman hat seine Momente, ohne Frage, aber am Ende, als ich das Buch zuklappte, ging mir nur ein Wort durch den Kopf: "Schade."
Profile Image for Forti.
51 reviews
August 15, 2019
Mir hat Dana von Suffrins extravagante Familiengeschichte sehr gefallen, aber ich denke, nicht alle werden meine Meinung teilen. Es ist eine ungewöhnlich erzählte Geschichte: sprachlich ist das ganze ambitioniert bis extravagant, blieb für mich aber immer gut lesbar. Dazu ist "Otto" auch kein klassischer Roman. Die Handlung ist überschaubar – in der Gegenwart passiert recht wenig, stattdessen wird in Rückblicken die ungewöhnliche Familiengeschichte des 'Ostjuden' Otto B. erzählt. Otto lernen wir als alterndes, krankes, aber nichtsdestotrotz despotisches Familienoberhaupt kennen. Die Ich-Erzählerin – Tochter von Otto – erzählt in Rückblicken die Geschichte der Familie B. oft mit bitter-bösem Humor und immer schonungslos. Vor allem in der Geschichte der Kernfamilie von Otto und seinen Töchtern scheint es als würde keine Verfehlung oder Schwäche der einzelnen Familienmitglieder ausgelassen werden. Davon gibt es jede Menge, aber es gibt auch immer wieder liebevolle Momente und einen bemerkenswerten Familienzusammenhalt bis zum Schluss, sodass der Roman nie schwermütig wird. Auf der anderen Seite wird auch die Geschichte der osteuropäisch-jüdischen Vorfahren von Otto erzählt, die weniger interne Konflikte birgt, dafür mit einer weitreichenden Migrationsgeschichte fasziniert. Der Holocaust spielt in dieser Geschichte nur eine Nebenrolle.

Die Vermutung, dass das Buch familienautobiographisch inspiriert ist, hat sich mir immer wieder aufgedrängt. Die Autorin scheint jedenfalls ganz nah dran an dem von ihr Erzählten. Für mich war es eine sehr intensive Geschichte

Eine ungewöhnliche Familiengeschichte, keine heile Welt und eine ambitonierte Erzählform. Wenn man sich aber darauf einlässt wird man meiner Meinung nach gut und anspruchsvoll unterhalten.
Profile Image for miss.mesmerized mesmerized.
1,405 reviews42 followers
Read
July 31, 2019
Der Vater liegt im Krankenhaus, einmal wieder, wechselt zwischen Intensivstation und anderen Abteilungen hin und her. Seine Töchter Timna und Babi besuchen ihn täglich, auch wenn es nicht immer etwas Neues gibt, aber so ist das nun einmal in jüdischen Familien und der Vater weiß, wie er moralischen Druck auf seine Kinder ausüben kann. Einfach war er ohnehin nie, aber sein Leben war auch nicht leicht. In Rumänien geboren, den Holocaust überlebt, nach Israel umgesiedelt nachdem die Kommunisten das Land übernommen haben. Dort vier Mal das junge Land verteidigt, bevor er in die Heimat der Verbrecher zog, um eine Familie zu gründen. Alt geworden benötigt er seit Jahren Unterstützung im Alltag, um die sich eine Ungarin kümmert, die immer noch kein Wort Deutsch versteht. Doch was bleibt von ihm, wenn er einmal nicht mehr ist, wer erinnert sich noch an seine Geschichte?

Dana von Suffrins Debut erzählt die Geschichte eines Lebens, einer Familie, mal komisch, mal traurig, nicht entlang chronologischer Linien, sondern eher wie ein Familienalbum, aus dem die Bilder herausgefallen sind, die nun einzeln aufgelesen und betrachtet werden und dabei Erinnerungen wecken. So setzt sich langsam das Bild eines Lebens zusammen, das ebenfalls von Diskontinuität geprägt war und fraglos seine Spuren in der Persönlichkeit hinterlassen hat.

Ottos älteste Tochter aus zweiter Ehe erzählt die Geschichte aus ihrer Perspektive. Auch wenn der Vater kein leichter Charakter ist, spürt man doch auch unabhängig von dem offenkundigen Druck, den er auf sie ausübt, wie sehr sie an ihm und seinen Geschichten hängt. Trotz seines verqueren und bisweilen hochgradig bedenklichen Verhaltens lässt sie nichts auf ihn kommen, vor allem nicht, wenn ihr Freund Tann die unzähligen Besuche kritisiert. Blut ist dann dicker als Wasser und jüdische Familien funktionieren nun einmal anders als christliche, auch wenn das Jüdischsein sich im Laufe der Jahrzehnte mehr als verflüchtigt hat. Otto ist wohl das, was man mit Fug und Recht ein original nennen kann. Mal bedient er alle jüdischen Klischees – Geiz! Der sogar so weit geht, nicht Mitglied der jüdischen Gemeinde zu werden, um den Beitrag zu sparen – mal merkt man, wie ihm die Tatsache zusetzt, dass sich sein Leben dem Ende nähert und ihn die Frage, was von ihm bleibt, umtreibt.

Der Autorin ist ein heiter-melancholischer Ton gelungen, der hervorragend zur Erzählung passt. So kommt das Spannungsverhältnis zwischen familiären Verpflichtungen, die man bisweilen nur widerwillig erledigt, und Zuneigung hervorragend zum Ausdruck. Eine berührende Geschichte, die jedoch nicht bedrückt.
Profile Image for Britta.
399 reviews39 followers
November 19, 2019
Ich habe etwas gebraucht, bis ich verstand, was dieses episodenhafte Buch wollte. Nicht mehr als eine Liebeserklärung an eine verrückte Familie. Eine schöne Liebeserklärung, wie sich herausstellte.
Profile Image for monsieur_steini .
235 reviews6 followers
April 9, 2025
Das Familienoberhaupt Otto ist krank und muss daher ins Krankenhaus. Das hindert den störrischen Patriarchen aber nicht daran, seine beiden Töchter zu befehligen, mit Wehwehchen und Anliegen auf Trab zu halten und sogar von der ältesten, Timna, die uns diese Geschichte erzählt, eine finanzielle Beteiligung einzufordern. Otto weiß vieles besser, ist störrisch, ein herrischer Patriarch, der Timna gerne der jüngeren Tochter Babi gegenüberstellt, damit diese sich an Timna ein Beispiel nehmen möge. Otto arbeitet aber auch seine jüdische Vergangenheit auf und damit traumatische Erfahrungen seiner Generation. Timna vermittelt zwischen den Parteien, zu der auch die Tante aus den Staaten gehört sowie eine Haushälterin, die kaum Deutsch versteht und muss bei all dem Trubel zusehen, dass weder sie selbst noch die Beziehung zu Tann, den sie im Krankenhaus kennen gelernt hat, auf der Strecke bleiben.

Dana von Suffrin zeichnet das Porträt einer jüdischen Familie, in der zwei Generationen miteinander verhandeln, wie sich das Jüdischsein leben und verstehen lässt, wie Identität, Herkunft und die Vergangenheit, zu der auch die Shoah gehört, in diesen Generationen nachwirken. Da kommt es schon mal zu grotesken Szenen, wenn Otto den Arzt beschimpft, weil er glaubt, man suche nach seiner Lager-Tätowierung, wo man ihm doch eigentlich nur eine Nadel setzen möchte. Otto ist anstrengend, wütet und zetert durchs Krankenhaus und die Truderinger Reihenhaussiedlung und macht sich in emotionalen Momenten nahbar und verletzlich. Dana von Suffrin erzählt die Geschichte dieser chaotischen Familie mit reichlich pointiertem Sprachwitz und trockenem Humor, was aber meiner Meinung nach die Tatsache nicht ändert, dass "Otto" wie eben die gleichnamige Titelfigur überwiegend anstrengend bleibt.
66 reviews
April 14, 2024
,Otto‘ ist ein Abrechnungsbuch. Eine Frau (Timna) mittleren Alters rechnet mit ihrem Vater ab. Otto ist ein grundunsympathisch Mann, egoistisch, knauserig, beleidigend, ständig schlecht gelaunt.
Er klaut, betrügt und ist sozial auffällig.

Es wird keine fortlaufende Geschichte mit Plot erzählt, sondern Episoden aus Ottos Leben. Zeitlich wird hin und her gesprungen.
Es passiert nichts Weltbewegendes, aber durch die kleinen Geschichten bekommt man einen Eindruck von Ottos (armseliger) Welt.
Der Schreibstil ist wirklich gut, dass man trotz fehlender Spannung gerne weiterliest.
Das Ende des Buches fand ich etwas überraschend, wenn Timna ,trotz gefühlt 1000 Seiten Fremdschämens für ihren Vater, in ,Liebe‘ von ihm Abschied nimmt. OK, vielleicht soll das die Crux des Buches sein…
Profile Image for Sarah Raich.
Author 5 books26 followers
September 24, 2021
Ich mag Bücher sehr, in denen tieftrauriges und komisches so untrennbar miteinander verknotet sind, dass man oft gleichzeitig lachen und weinen möchte. Dana von Suffrin hat eine wirklich schöne Sprache für dieses Buch gefunden. An manchen Stellen war mit das Buch ein wenig redundant. Aber gelesen habe ich es insgesamt sehr gern.
Profile Image for Tini.
105 reviews5 followers
April 3, 2024
Ein spannender Stil, der sich gut liest.
Profile Image for morten.
14 reviews2 followers
Read
December 28, 2025
Ich weiiiiiiiß nicht, wie ich das bewerten soll!
Profile Image for Eva.
6 reviews
October 31, 2025
Das Buch arbeitet hauptsächlich mit Rückblenden auf das Leben einer sonderbaren Familie, was sehr interessant und schön zu lesen ist. Dadurch kommt es aber irgendwie nicht zu einem Handlungsstrang, was ich auch spannend gefunden hätte.
Profile Image for Gedankenlabor.
849 reviews124 followers
December 3, 2019
„OTTO“ von Dana von Suffrin ist ein Buch, was mich irgendwie etwas ratlos zurück gelassen hat. Man kann hier nicht von einer Geschichte sprechen, die erzählt wird. Es ist viel mehr ein Samelsurium von Anekdoten die letztlich für mein Empfinden keinen roten Faden aufgreifen, geschweige denn die einzelnen Charaktere in einer besonderen Form greifbar für mich als Leser machen. Ehrlich gesagt fällt es mir auch schwer die passenden Worte zu diesem Buch zu finden und frage mich gerade nach dem letzten Drittel des Buches, was die Autorin mir als Leser mit diesem Buch vermitteln wollte?! Was wollte sie mit „OTTO“ ausdrücken?! Ohne Frage ist der Schreibstil der Autorin wirklich gut, aber die diese kurriose Aneinanderreihung von einzelnen Geschichtchen konnte mir Otto uns seine Familie letztlich nicht näher bringen. Auch der „schwarze Humor“ war für mich hier irgendwie nicht so sichtbar... vielleicht habe ich ihn auch einfach nicht verstanden oder so, aber ich wüsste jetzt nicht was mich besonders belustigt hätte.
Fazit: Bei diesem Buch hatte ich wohl zu hohe Erwartungen. Leider ein Leseflopp...
Profile Image for Johanna Berger.
123 reviews5 followers
July 3, 2025
Familiengeschichte.
Eine Auseinandersetzung mit dem hinfälligen alten Vater, ein Erinnerungsbuch für einen Überlebenden der Shoah, die Geschichte einer dysfunktionalen Familie. Oft sehr lustig, manchmal bitter und ernst.
Den Plot sucht man vergebens. Wie auch? Die Geschichte von Otto, dem Vater der Ich-Erzählerin, ist eine Geschichte der Brüche und Neuanfänge. Und er erzählt sie der Tochter nicht chronologisch, sondern springt hin und her: von den Kosmetiktipps seiner Omama, wie man schöne Fingernägel bekommt (seitlich an den Fingerkuppen entlangstreifen) zu den Umerziehungsmaßnahmen der rumänischen kommunistischen Regierung nach dem Zweiten Weltkrieg, zurück zur Judenverfolgung, zur Auswanderung nach Haifa und nach Deutschland, ins Olympische Dorf und zur Anstellung an der Uni bis zur „Heimkehr ins Reihenhaus“ in Trudering. Ganz schön viel Leben im Zwanzigsten Jahrhundert!
Es ist die Geschichte eines Siebenbürger Juden, der seiner Tochter aufträgt, die Geschichte der Familie und der „untergegangenen Welt“ aufzuschreiben. Die „schöne Bitte“ ist eher ein Befehl. Das kennen die beiden Töchter schon seit ihrer Jugend:
„Wir waren mit den Vorschlägen unseres Vaters seit vielen Jahren vertraut. Auch als wir schon sechzehn Jahre alt waren, schlug Otto uns vor, um Punkt achtzehn Uhr zu Hause zu sein; er schlug uns vor ihn anzuhauchen, wenn wir von der Schule kamen, damit er überprüfen konnte, ob wir wieder an der Münchner Freiheit rote Gauloises geraucht hatten…“
Otto ist ein Familienmensch, ein Geizhals und ein Tyrann. Seine Ansichten und Gewohnheiten sind absurd, seine Aussagen widersprüchlich, oft sehr direkt und verletzend. Die Liebe seiner Tochter ist ihm trotzdem gewiss.
Widerwillig lässt sich Timna, die ältere der beiden Schwestern auf das Erinnerungs-Projekt ein. Das Problem sei, dass Otto „wie alle Siebenbürger und alle Siebenbürger Juden alles immer romanciert“ erzählen würde. Die Erzählerin tut das zum Glück auch und verwebt mit ganz großem Witz ihre eigenen Erfahrungen und ihren Alltag rund um den schwierigen Vater mit den Geschichten. Sie erzählt von der Ehe der Eltern, der Alkoholsucht der Mutter, den psychischen Schwierigkeiten der Schwester und den eigenen Erfahrungen als Jüdin.
Kein Shoah-Roman, sondern eine Erzählung der Nachgeborenen.
Leicht und schwer. In einem Rutsch zu lesen. Nicht nur für „alle pensionierten Ingenieure“ (Widmung der Autorin), sondern für alle, die einen Hang zu lakonischem, dunklem Humor haben. Sommerfrischen-Lektüre mit Anspruch.
Profile Image for Kaltmamsell.
233 reviews55 followers
July 6, 2024
Mir gefiel der Roman gut, in dem eine junge Frau als Ich versucht, das Leben ihres sterbenden Vaters Otto aufzuschreiben, die Geschichte ihrer wirren und seltsamen Familie – in der sich die Geschichte Deutschlands im 20. Jahrhundert, auch die Europas spiegelt (der Vater ist ein Jude aus Siebenbürgen). Sie beginnt in der Gegenwart in einem Münchner Krankenhaus, von dort geht es in Erinnerungen und in wirren Dialogen mit ihrem Vater hin und her – irgendwie schafft sie es ganz ungeordnet dann doch.

Es gibt keine eigentliche Handlung nach diesem Anfang im Krankenhaus, wo sie ihren Partner kennenlernt – der Roman liest sich ein wenig wie ein Werkstattbericht über das Schreiben dieses Buchs. Doch das machte nichts, denn es gibt einige interessante Figuren, denen man nahe kommt, und mir gefiel, wie viel München drin ist (Olympiastadt, Isar, Trudering). Mittransportiert werden Informationen, wie jüdischer Alltag heute in Deutschland aussehen kann, säkular, zwischen allen Stühlen.

Eigentlich dreieinhalb Sterne.
2 reviews
November 11, 2021
Das Buch ist eine feinfüllige und ausdifferenzierte Beschreibung eines Patriarchen und seiner Familie. Otto wird nicht nur als Tyrann gezeichnet sondern auch als liebenswürdiger Mann dessen Biografie, von Krieg und Verfolgung geprägt, in zu jenem alten Mann machten, den wir kennen lernen. Unterlegt mit schwarzem Humor, schrulligen Charaktere und schweren Lebenswegen ist es eine wunderbare Familiengeschichte. An den fragmentarischen Stil muss man sich erst gewöhnen, dann aber habe ich mich auf jede neue, aus dem nichts kommende Anekdote gefreut.
Profile Image for Jackolo.
15 reviews1 follower
September 15, 2024
Habe das so gerne gelesen und dabei an vielen Stellen vor Lachen geweint. Der unnachahmliche feinsinnige und genau richtig dosierte Humor trägt durch dieses ernste Thema und die schwierige und verworrene Verbindung zwischen den Timnababi und ihrem Vater. Der letzte Satz war ein Einschlag und hat alles zusammengefasst, worum es in der Geschichte geht: „…und sie waren Gedanken des Hasses und der Liebe.“
Aber mir kommt es so vor, als wäre es vielleicht ein bisschen mehr Liebe.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for helen ☾.
144 reviews6 followers
April 5, 2025
Vielleicht lag es daran, dass ich „Nochmal von vorne“ zuerst gelesen habe und deutlich besser fand als „Otto“, denn die Prämissen der Romane sind sehr, sehr ähnlich. Wir haben es mit transgenerationalen Traumata zu tun, die vor allem durch den patriarchalischen Vater in einer toxischen Familiendynamik resultieren, jedoch fühlt sich dieses Buch wie eine Wiederholung von „Nochmal von vorne“ an (obwohl es davor publiziert wurde), nur mit unsympathischeren Figuren und einer langweiligeren Handlung.
Profile Image for Weloba Mwizarubi.
2 reviews
January 24, 2023
This book somehow was easy to read. I did not like the „jumping offs“ of the author. Yet as a woman who comes from Patriarchy Society there where some event whereby I said „ wait my uncle is like this“ or my father was like this.
For that I give it a 🏆
70 reviews1 follower
January 21, 2024
Viele Kommentare hier, sagen, dass sie das Buch und den Schreibstil holprig finden und keinen Flow gefunden haben. Ich fand es tatsächlich sehr gegenteilig und eher überraschend gut geschrieben und auch sehr leserlich.
Die Geschichte war verständlich und man kann sich die Vaterfigur gut vorstellen
Profile Image for Celine.
68 reviews
July 4, 2020
Eine Geschichte über "die Lebendigkeit des Vergangenen" und "unbedingten Familienzusammenhalt", die sich allerdings lange hinzieht und dadurch eben diese Lebendigkeit sehr vermissen lässt.
Profile Image for Jennifer [LeseninLeipzig].
129 reviews11 followers
December 28, 2020
Berührend und dennoch ehrlich. Ein Blick auf eine unperfekte Familie und ein unperfektes Leben und gerade darum so ergreifend
Profile Image for Seleucid.
70 reviews21 followers
August 7, 2021
Really strong finish, and i love the cover design!
Profile Image for Ximena.
67 reviews2 followers
September 11, 2023
Trauma familiar (me recordó a veces a la mia).
Falto un poco mas del historical background.
59 reviews1 follower
June 26, 2025
Ein sehr bemerkenswerter Hauptcharakter, aber iwie ist die Handlung nie auf mich übergesprungen...
Displaying 1 - 30 of 38 reviews

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