Der Journalist und Autor Olivier David ist in Hamburg aufgewachsen - bei einer alleinerziehenden, überforderten, psychisch instabilen Mutter. Sie gibt sich Mühe, möchte ihren Kindern ein besseres Leben ermöglichen und schickt sie auf eine Waldorfschule. Doch die Familie ist arm, die Möglichkeiten sind begrenzt. Mit neun Jahren erfährt der Autor, dass sein Vater dealt. Zunächst scheint es so, als ob Olivier einen ähnlichen Weg einschlagen wird: Er scheitert am Fachabitur, kifft und trinkt täglich. Gerade als er es schafft, für seine Ziele zu kämpfen, holt ihn seine Familiengeschichte ein: Depressionen und Panikattacken zwingen ihn zur Auseinandersetzung mit seiner Vergangenheit.
Olivier David erzählt aufrüttelnd davon, wie sich Armut und psychische Erkrankungen bedingen und von Generation zu Generation weitergetragen werden. »Keine Aufstiegsgeschichte« ist nicht nur ein persönliches Memoir, sondern auch ein hochaktuelles Buch darüber, wie toxisch das Aufwachsen und Leben in Armut für die Psyche wirklich sind.
Gemessen an Titel und Aufmachung habe ich ein autobiografisches, mit wissenschaftlichen Untersuchungen unterlegtes Buch erwartet. Stattdessen bekam ich eher ein buchgewordenes Therapietagebuch. Kann man lesen aber wird für mich den eigenen Ansprüchen nicht gerecht, die ich vor allem auf den letzten paar Seiten leicht verwundert zur Kenntnis genommen habe. Dass der Autor beispielsweise meint, dass es sich bei seiner Biografie nicht um einen Aufstieg handle, weil er sich für die im Neoliberalismus prekarisierten Felder Journalismus und Kulturindustrie entschieden hat, finde ich faszinierend. Dass er seinen Habitus nicht geändert habe, um anzukommen wo er heute ist, glaube ich wenn ich es sehe...
eine reise ins leben von olivier david, mit interessanten geschichten, jedoch auch der ein oder anderen länge; einfach gehalten und dadurch gut geschrieben. ermöglichte mir einen einblick in ein einzelnes leben stellvertretend für viele, welche von armut und in folge dessen gewalt, perspektivlosigkeit und einem tagtäglichen kampf dagegen geprägt sind...
In seiner Autobiografie schreibt Olivier David darüber, wie es ist, in Armut aufzuwachsen und, wie daraus psychische Krankheiten resultieren können. Der Autor schreibt sehr direkt, ehrlich, offen, mutig und schonungslos über seine Kindheit, seine Jugend, seine Familie, seinen bisherigen Lebensweg und seine aktuelle Situation mit Diagnosen, Therapie und Job. Das Buch hat neben Pro- und Epilog 19 Kapitel, die sich jeweils aufteilen: Der erste Teil eines jeden Kapitels ist eine Rückblende auf bzw. Erzählung aus seinem Leben und anschließend folgen Auszüge aus seinem Tagebuch. Nicht immer erschließt sich mir der Zusammenhang zwischen Kapitelinhalt und korrespondieren Tagebucheintrag, aber mit den Tagebucheinträgen dokumentiert er in der zeitlichen Entwicklung seine Gedanken und Therapie.
Der Autor stellt in seiner Biografie deutlich eines unserer großen Gesellschaftsprobleme heraus: "Über Armut wird in unserer Gesellschaft viel zu viel und viel zu absichtlich geschwiegen, ähnlich ist es mit psychischen Erkrankungen." (S. 126)
Was macht Armut mit Menschen? Eine von Olivier Davids Antworten lautet darauf: "Wir waren arm an Möglichkeiten. Mehr als nur das fehlende Geld war es ein Mangel an Handwerkszeug, ein Mangel an Alternativen, der uns in unserer Armut von anderen isolierte." (S. 47)
Ein wichtiges Buch, da es Armut und daraus resultierende psychische Krankheiten als Kern- und Leitthema aufgreift. Es ist eine Biografie, daher ist das Buch per Definition sehr subjektiv geprägt - auch wenn vereinzelt wissenschaftliche Studien als Belege angeführt werden.
Meine Meinung: Ich finde es sehr mutig, dass Olivier David seine Biografie veröffentlich hat und so offen über sein Leben mit Armut, Drogen, psychischen Erkrankungen und beruflichem Werdegang berichtet.
Stellenweise hätte ich mir für einige Thesen aber dennoch mehr wissenschaftliche Belege gewünscht, und die Titel-These ‚Warum Armut psychisch krank macht‘ kann am Beispiel von Olivier David beantwortet werden, aber anhand eines Beispiels nicht pauschalisiert werden. Zum Teil empfinde ich die Biografie so, dass er viele Erklärungen und Begründungen in externen Faktoren sucht und mir fehlt dabei die Perspektive, dass wir auch mit unseren persönlichen Lebensentscheidungen und Handlungen dazu beitragen. Natürlich ist Armut als Kind zu erfahren ein absolut schwerer Start in das Leben, das möchte ich damit gar nicht untermauern. Aber mindestens genauso prägend und formend können negative Erlebnisse im Elternhaus und psychische Erkrankungen bei den Eltern (wie hier: Depression, Drogensucht und häusliche Gewalt) und das Fehlen von Zuwendung, Geborgenheit, Halt und Sicherheit in der Kindheit sein. Aus meiner Sicht kann Armut und entsprechendes Elternhaus korrelieren, aber es ist kein zwangsläufiger Rückschluss.
Ich wünsche dem Autor alles Gute und bedanke mich für das Rezensionsexemplar beim Autor und Verlag.
In "Keine Aufstiegsgeschichte - Warum Armut psychisch krank macht" geht es um die persönliche Geschichte des Autors Olivier David und sein Leben in Armut. Dabei wechseln sich detaillierte Geschichten über sein Leben und Tagebucheinträge der letzten Jahre, seit er eine Therapie macht, ab. Von klein auf hatte er mit Armut zu kämpfen und daraus folgerten viele Probleme wie das Gefühl nicht zur Gesellschaft dazuzugehören und psychische Krankheiten wie PTBS und Depressionen.
Die Erfahrungen und berichteten Gedanken und Gefühle haben mich teilweise wirklich geschockt und mitgenommen und auch aufgerüttelt, da ich diese gar nicht kannte. Umso eindrücklicher wirken seine Erlebnisse auf mich und haben mich wirklich zum Nachdenken angeregt und auch auf eine Weise aufgeklärt, wie schlimm und verschwiegen in anderen gesellschaftlichen Kreisen Armut auch in Deutschland ist, wie wenig man darüber persönlich weiß, wenn man kaum Berührungspunkte damit hat und was für weitreichende und drastische Konsequenzen für das komplette spätere Leben daraus folgen können.
Das Buch ist wirklich bewegend und wichtig, wenn auch erschreckend zu lesen. Trotzdem fließt man durch den lockeren Schreibstil nur so durch die Seiten. Allerdings darf man dabei kein allgemeines Sachbuch mit vielen Belegen und Studein erwarten, sondern vielmehr eine Autobiographie, die als eines von vielen Leben in Armut genauer beleuchtet und so auch generelle Probleme aufzeigt.
Noch nie habe ich ein "Sachbuch" so schnell gelesen, ist Olivier Davids Debüt auch eher ein persönliches, eine Autobiografie. Das Buch zeigt sehr deutlich, wie sich Armut und psychische Erkrankungen bedingen. Es war spannend Einblick in seine Geschichte zu erlangen und seine persönlichen Erfahrungen auf mich wirken zu lassen.
„Keine Aufstiegsgeschichte – Warum Armut psychisch krank macht“ erzählt die persönliche Geschichte des Autors Olivier David. Dabei wechseln sich Rückblicke aus seiner Kindheit und Jugend, mit aktuelleren Tagebucheinträgen ab. Der Schreibstil konnte mich positiv überraschen, da er äußerst wortgewandt und anschaulich war. Dadurch liest sich der Text angenehm und flüssig. Weniger überzeugen konnte mich allerdings die inhaltliche Ausrichtung des Buchs, denn der Titel verspricht mehr als er letztendlich halten kann. Olivier David erzählt von seinen eigenen Erfahrungen und biografischen Prägungen. Schlüssig stellt er dar, warum er durch diese Biografie verursacht, psychisch krank wurde und wie sich dies bis heute auf sein Leben auswirkt. Um der These allerdings Allgemeingültigkeit zu verleihen, hätte es mehr wissenschaftlich belegten Input und eine umfassendere Betrachtung bedurft. So entstand bei mir das Gefühl, dass der Autor eher an einer persönlichen Abrechnung, als an einer ernsthaften Aufarbeitung interessiert ist. Außerdem neigt er dazu alle Erlebnisse in einem doch recht negativen Licht darzustellen, neben vielen schrecklichen Erfahrungen,enthält sein Bericht aber auch einige glückliche Fügungen und durchaus Privilegien (z.B. das Stipendium für eine Privatschule). So kann man meiner Meinung nach durchaus von einem Aufstieg sprechen. Denn am Ende des Buchs hat sich der Autor, trotz der widrigen Umstände, eine stabile Beziehung, sowie eine respektable Berufsausbildung, erarbeitet. Trotz meiner Kritikpunkte, konnte ich dennoch einige Erkenntnisse aus diesem sehr persönlichen Buch mitnehmen. Und mit einem hat Olivier David, auf jeden Fall recht. Dem Thema, wie sich Armut auf die psychische und körperliche Gesundheit der Betroffenen auswirkt, gebührt definitiv mehr Aufmerksamkeit.
💡Worum geht es? Olivier David erzählt von seiner Kindheit, von seiner Jugend, seinem Erwachsenwerden, seinem heutigen Leben und wie dieses durch die Armut, in der er aufwuchs beeinflusst wurde. Wir bekommen hier Einblick in seine Erinnerungen, aber auch in seine derzeitigen Probleme, die in seiner Therapie thematisiert und ergründet werden. Das Thema - wie Armut psychisch krank macht- wird hierbei biographisch behandelt.
💡Wie hat es mir gefallen? Ich habe unglaublich lange für dieses Buch gebraucht - nicht, weil ich mich „durchgequält“ habe, sondern, weil es mich sehr berührt hat und ich deshalb immer wieder Pausen einlegen musste. Beschriebene Erinnerungen und Tagebucheinträge reihen sich beinahe wie Kurzgeschichten aneinander und gerade das gibt den Lesenden Zeit für Pausen zum Nachdenken. Den Lesenden werden die Zusammenhänge zwischen Armut und Selbstbild eines Menschen sowie Geldnot und fehlender Perspektiven klar vor Augen geführt. Wer in diesem Buch Statistiken zu Armut und psychischer Gesundheit erwartet, wird enttäuscht werden. Stattdessen liefert der Autor die Realität hautnah und macht auf Missstände aufmerksam.
Ich bin schon gespannt auf das nächste Werk von Olivier David, welches im April erscheint! 🥳
Ich habe mich sehr auf das Buch gefreut, da ich von seinem Podcast Klassenkampf (auf Spotify, sehr zu empfehlen) begeistert bin. Ich war ich daran interessiert, mehr über die persönliche Geschichte dieses klugen Menschen zu erfahren und sagen wir es so: In diesem Bereich enttäuscht das Buch nicht. Es ist sehr autobiografisch, unterteilt in kleine Kapitel, die jeweils einzelne Themen beleuchten, sowie Tagebucheinträge, die manchmal etwas wahllos im Buch verstreut wirken. Mir fiel es dadurch etwas schwer wirklich in das Buch einzutauchen.
Die Themen, die Sprache und die Tiefe der Texte unterscheiden sich stark voneinander, sodass das Leseerlebnis insgesamt ein ständiges Auf und Ab ist. Ich finde es wichtig, die Stimme von Betroffenen zu hören und zu verstehen, wie sie ihre Situation selbst einordnen. Als jemand, der sonst eher viele Sachbücher und theoretische Texte liest, hat mich das Buch dennoch nicht vollständig befriedigt. Das liegt vermutlich eher an meiner eigenen Lesepräferenz als an einem Mangel des Buches selbst.
Ich freue mich trotzdem schon auf das zweite Buch des Autors und bin dankbar für diesen rohen, intimen Einblick in sein Leben.
Mir hat das Buch insgesamt gefallen, vor allem der schöne Schreibstil ist mir positiv aufgefallen, das Lesen der Lektüre war angenehm. Die These, die mit dem Titel aufgemacht wird, ist ziemlich vielversprechend und wird im Buch autobiografisch behandelt, was mir gefallen hat, aber anhand einer Geschichte natürlich schwer generalisiert werden kann. Insgesamt scheint die Bedeutung von Klasse hervorgehoben zu werden, andere Dimensionen wie Geschlecht, die für die Geschichte sehr wichtig sind, werden weniger stark in den Mittelpunkt gerückt, was m. E. allerdings wichtig gewesen wäre. Männlichkeit trägt - so meine soziologische Einschätzung - ebenso maßgeblich zur psychosozialen Situation des Autors bei (also kulturelle Aspekte). Dazu kam das Buch für mich ziemlich abrupt zu einem Ende, in die Gegenwart des Autors werden wir eher nur durch lose Tagebucheinträge geholt. Insgesamt scheinen viele Aspekte zu fehlen, die zum Verständnis der Lebensgeschichte wichtig wären. Dennoch: ein lesenswerter Beitrag - und ich finde es begrüßenswert, das Thema weiter zu beleuchten.
Das Buch beschreibt die Folgen finanzieller und intellektueller Armut in der Herkunftsfamilie.Obwohl der Autor der Meinung ist, immer noch im Prekariat festzustecken zeigt doch seine Entwicklung im Buch, dass er sich daraus befreit hat. Geblieben ist die finanzielle schwierige Situation. Leider bleibt das Buch oftmals streckenweise ohne roten Faden. Man springt auch öfters in den verschiedenen Jahren hin und her. Das ist auf der einen Seite gut, weil man beim Lesen mitdenken muss, aber auf der anderen Seite ist es auch unnötig anstrengend.
Autobiographie, die Armut und die Konsequenzen sehr stark erlebbar macht. Dadurch ist das Buch sehr intensiv und das war für mich teilweise schwerer zu händeln, daher 4 von 5 Sternen. Ansonsten war das Buch auch von der Geschichte und dem Schreibstil super spannend und hat viele Verbindungen zwischen mentaler Gesunheit und Armut aufgemacht, die mir davor noch nicht klar waren
anders als erwartet. hab erst sein zweites buch gelesen und hatte mit einem sachbuch statt einer autobiografie gerechnet. trotzdem dadurch sehr beispielhaft und leicht zu lesen. wer selbst in armut großgeworden ist oder in armut lebt wird sich in vielem wiederfinden und sich weniger allein fühlen mit den strukturellen zusammenhängen der eigenen armut und psychischen krankheit.
finde es wirklich heftig was für nen krassen qualitativen sprung man zwischen den beiden büchern von olivier david bemerkt. dont get me wrong „keine aufstiegsgeschichte“ is n gutes buch, aber ich kam nicht drumherum es im kopf die ganze zeit mit „von der namenlosen menge“ zu vergleichen das halt politisch nochmal ne sehr viel schärfere analyse liefert
Bücher und Texte über Klassismus gibt es viele zur Zeit. Und mein Interesse daran ist ungebrochen. Olivier David macht in seinem sehr persönlichen Buch nochmal eine neue Facette auf und beschreibt wie seine Vergangenheit (und gewissermaßen auch Gegenwart) in Armut ihn psychisch krank gemacht haben. Abwechselnd zwischen Tagebucheinträgen, die er mit den Beginn seiner Therapie im Jahr 2019 zu schreiben beginnt, und chronologischen Episoden aus seiner Vergangenheit, erzählt er uns von der Armut, der Chancenlosigkeit, die ihn prägten. Er beschreibt, welche Probleme seine Eltern haben und wie sich das im Laufe seiner Jugend und frühen Erwachsenenjahre weiterentwickelt.
Auch wenn das Buch „Keine Auftstiegsgeschichte“ heißt, wird hier eine erzählt. David schafft den Aufstieg durch Bildung. Wenngleich dieser Aufstieg nicht finanzieller Natur ist und er psychische Folgeerkrankungen davonträgt, so ist es aber dennoch Aufstieg von intellektueller und kultureller Natur.
Was ich an dem Buch besonders schätze, sind die Einblicke in Arbeiter:innenrealität. Besonders eindrücklich ist das, wenn David seinen Job als Hilfsmaler am Hamburger Hauptbahnhof beschreibt. Diese Realitäten sind immer noch unterrepräsentiert in den Bücherregalen.
Am Ende fehlt aber dennoch eine gewisse Tiefe. David kann anhand seiner eigenen Biografie klar aufzeigen, wie es zu seinen Diagnosen von PTBS, ADHS und Depression kam. Und natürlich leuchtet ein, dass Menschen, die arm sind weniger Möglichkeiten haben sich Hilfe zu suchen, aber eine tiefergehende Analyse, die über die Beschreibung des Erlebten hinausgeht, bleibt er schuldig. So kratzt das Buch an der Oberfläche eines sehr großen Problemfeldes entlang. Davids Buch ist aber sicherlich als guter Einstieg dafür geeignet.
Ein sehr mutiges Buch über den Aufstieg aus der Armut und dem sozialen Abgrund. Allerdings konnte ich es nicht zu Ende lesen und musste es abbrechen, da es mich leider zu sehr mitgenommen hat. Auch bin ich leider mit der Schreibart (dem Gendern explizit) nicht ganz zurecht gekommen.
Ich danke dem Verlag und dme Autor aber dafür, die Chance bekommen zu haben, dieses Buch rezensieren zu dürfen, auch wenn es für mich leider nicht das richtige Buch am Ende war.