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153 Formen des Nichtseins

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Ein Debütroman über Identität, Migration, Außenseitertum, Weiblichkeit und die Frage nach dem Sein.

Ksenia ist Russin, sie ist Deutsche, sie ist Jüdin, sie ist unter Zeugen Jehovas aufgewachsen, sie ist eine junge Frau, Mutter, Schriftstellerin und Wissenschaftlerin – das alles ist sie und gleichzeitig ist sie nichts davon. Bei der Erforschung des eigenen Identitätspluralismus sammelt sie Ebay-Anzeigen, die das Wort »russisch« enthalten, notiert Gespräche von Arbeitskolleg:innen, korrigiert Stellenaushänge, beobachtet russische Mütter in der Stadt und israelische Verwandte auf Facebook, besucht arabische Läden, diskutiert mit einem Logopäden, dolmetscht in einer Psychotherapie für Flüchtlinge, erinnert sich immer wieder an einen traumatischen kindlichen Zustand von Orientierungslosigkeit und Fremdbestimmung, betastet misstrauisch ihren Körper und fragt sich nach einer Definition und dem Wert des eigenen Daseins.

Ein schonungsloses Romandebüt in Form einer Prosacollage voll bissigem Humor und sezierenden Alltags- wie Selbstbeobachtungen.

176 pages, Hardcover

Published February 24, 2022

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332 people want to read

About the author

Slata Roschal

7 books5 followers

Ratings & Reviews

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Community Reviews

5 stars
33 (18%)
4 stars
60 (33%)
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61 (33%)
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24 (13%)
1 star
3 (1%)
Displaying 1 - 17 of 17 reviews
Profile Image for Max.
276 reviews522 followers
April 24, 2022
"Tolle Ansätze": ich weiß, eine fürchterliche Formulierung, aber das fällt mir ein zu diesem Werk, und: eine Beherrschung der Sprache, die Lust auf mehr macht. Gute Prosa, aber eher für einen wütenden jungen Blog im Netz, der täglich aktualisiert wird und Aspekte des Ins-Leben-fühlen behandelt: Eine Mittzwanzigerin, aus Russland stammend, jüdische und zeugenjehovitische Wurzeln, Mutter eines Kindes und angehende Autorin, reiht Erfahrungssplitter aneinander.

Aber das Buch findet keine Mitte, keinen rechten Kern, der Balance herstellt, kein lebendiges Personal. Auch der intelligente Kunstgriff, das gestalterische Mittel (für mich: Problem) im Titel zu erwähnen und damit zum Prinzip zu erheben, hilft da nicht.
Ich musste immer wieder an Anke Stelling denken, die das ähnlich polythematisch und laut, aber doch anders, erzählerisch besser macht.

Egal, ich kaufe mir sofort das neue Buch von Roschal, sobald es rauskommt, denn was noch fehlt, ist wohl vor allem Erfahrung, das Talent hat sie.
Profile Image for MaggyGray.
673 reviews31 followers
February 14, 2023
Diese kurzen Geschichten des Nichtseins haben mir sehr gut gefallen, viele Gedankengänge waren mir vertraut. Trotzdem müsste ich es nochmal lesen, um mir Details herauszupicken, die mich berührt haben - insgesamt hatte ich bei diesem Buch eher das Gefühl, ich wäre stiller Gast bei einem großen Familienessen.
Profile Image for tanja.
187 reviews
September 6, 2022
„Sie können sich noch so gut tarnen, die Russischsprachigen der ersten Generation, ihre weiche Aussprache, ihre runden Vokale, ihre Kleidung verraten sie. Ich könnte als Detektiv arbeiten und sie ganz nebenbei aufspüren, Mitreisende, Passanten, Vortragsredner, Mütter in Kindergärten, in Musikschulen, auf Spielplätzen, sprecht ein noch so gutes Deutsch, ich weiß wer ihr seid, wisst ihr, wer ich bin. […] und ich sitze da und lache vor mich hin - ich höre sofort den russischen Akzent heraus, sehe, dass die Mutter eine Kette aus Rotgold trägt, sie können mir nichts vormachen.“ Was für ein guter Abschnitt das einfach ist.

Ich mag den Vignette Stil des Buches total und auch die experimentellen Einbindungen aus Onlineforen, Ebay Kleinanzeigen, etc.
Leider wird der Inhalt nach einiger Zeit sehr repetitiv und die Einwürfe von internalized misogyny ab und zu waren einfach,,,,,nicht so nice :/ teilweise haben mich auch ein paar Passagen auch too close to home gehitted haha aber wahrscheinlich war das genau die Absicht der Autorin.
Die Vignettes lesen sich ein wenig wie Tagebucheinträge, trotzdem ist der „Handlung“ mehr oder weniger einfach zu folgen? Handlung in dem Sinne gibt es eigentlich keine haha,,,,,
Ich glaube am meisten Freude an dem Buch werden Menschen mit russisch bzw. osteuropäischem Hintergrund haben, da doch vieles beschrieben wird was vielleicht für ein deutsches Publikum nicht den selben Effekt hätte.

on another note hat mich der Schreibstil übrigens total and Lejla Kalamujić erinnert, falls jemand nach ähnlichem Lesestoff sucht lol
Profile Image for Tarian.
336 reviews18 followers
September 29, 2022
Ich kann mich der Rezension von Max in weiten Teilenm anschließen: Präzise und sprachlich scharf im Detail, aber das kunstvolle Bogenspannen fehlt, die Konstruktion und Gebautheit eines Romans fehlt. Es sind aneinandergereihte, größtenteils prägnante und pointierte Skizzen mehr denn sich entwickelnde Plotstränge. Die Erfahrung von Identität als nicht-seiend allerdings ist spannend, wobei sich Roschal und mit ihr ihre Ich-Erzählerin ab und zu doch auf eine scheinbare kulturelle Identität zurückziehen, die, seit der Lektüre von Francois Julliens Buch "Es gibt keine kulturelle Identität", in Frage zu stellen ist.
Aber dieses Romandebüt macht Lust auf mehr, zum Beispiel die beiden Gedichtbände Roschals, die in den beiden tollen Kleinverlagen Reinecke & Voß bzw. hochroth erschienen sind.
25 reviews1 follower
January 15, 2023
Literarisch spannend fragmentiert und verliert nie den Faden
Profile Image for Xenia.
440 reviews10 followers
January 10, 2024
Ich bin mit drei Jahren von Russland nach Deutschland gekommen und konnte mich daher mit vielen Geschichten identifizieren.

Leider fand ich die Satzstruktur ganz furchtbar, viel zu lange Sätze, Wörter wurden weggelassen und alles war insgesamt einfach zu wirr.
Profile Image for juliette.schke.
35 reviews
June 20, 2024
So eine gute, inspirierende Idee, dass das Buch aus kurzen, fragmentartigen Abschnitten besteht und nicht aus einem linearen Text. Aber wie seltsam sind diese Themen und Meinungen. Es ist doch viel stärker aus der Perspektive einer Frau zu schreiben, die sich aus patriarchalen Strukturen erhebt, anstatt das Patriarchat unterschwellig zu kritisieren, in dem man eine zutiefst unsichere,unterwürfige und unreflektierte weibliche Protagonistin schafft. Ich dachte es geht um das Ausbrechen einer Sekte, um russische Literatur wie Dostojevski aber zurückgelassen wurde ich mit einem zutiefst bedrückendem und deprimierendem Buch.
Profile Image for Inge.
225 reviews5 followers
September 17, 2023
Experimenteller blog-artiger Stil (die Autorin ist Lyrikerin), wohltuend anders als die übliche Unterhaltungsliteratur.
Die Geschichte dahinter ist herzzerreissend, der Humor ein kleines bisschen böse.
Ganz mein Geschmack!
Ich werde die Autorin im Auge behalten.
Profile Image for Jule.
342 reviews14 followers
November 20, 2024
Gemäß dem Titel 153 Texte/ Abschnitte, die stilistisch sehr unterschiedlich sind. Eine sehr schöne, spannende Romanidee, die ich als sehr gut ungesetzt empfunden habe. Manchmal hat mir ein roter Faden gefehlt bzw ich fand es herausfordernd, ihn zu finden.
Profile Image for astrid :).
171 reviews
December 29, 2023
Pour les cours, l'ambiance est un peu particulière mais j'ai bien aimé :)
Profile Image for Lina.
1 review
April 9, 2025
slata roschal schreibt toll! hab’s geliebt - die einzelnen kurzen texte in ihren unterschiedlichsten formen.
Profile Image for Alexander Carmele.
475 reviews438 followers
May 15, 2023
Von Mitmenschen und anderen Hindernissen

Ausführlicher, vielleicht begründeter unter: https://kommunikativeslesen.com/2023/...

Slata Roschals Roman „153 Formen des Nichtseins“ beginnt beschwerlich. Die Sprache ist trocken, einfach, fast schnöde und einfallslos zu nennen. Dokumentarisch, in Copy&Paste-Manier wird von den Zeugen Jehovas, von dem Leben einer russischsprachigen Familie in Nordostdeutschland, von den Wünschen und Träumen, den Siegen und Niederlagen eines heranwachsenden Teenagers geschrieben, der zudem früh Mutter wird und sich zugleich in der akademische Landschaft zu behaupten versucht. Keiner Wunder, dass da viel auf der Strecke bleibt:

„Auch wünschte ich mir vieles, Unsterblichkeit zum Beispiel für Emil und Artur, oder meinen Tod als ersten, dann wären sie aus meiner Perspektive unsterblich geworden, ich wünschte mir, endlich ein Buch und dann ein zweites zu schreiben, meiner Existenz damit einen Sinn zu verleihen, sie umzuleiten ins Produktive, ich wünschte mir immer schon eine Katze und guten Tee in einer antiken Keramikdose, die nie leer wird, wünschte mir, sechs Kilo weniger zu wiegen, einmal in die Karibik zu fahren, nach Australien zu ziehen, aber deswegen erlaubte ich es mir noch immer nicht, an eine Neue Welt zu glauben.“

Thematisch wird alles durcheinander gewürfelt und stilistisch auch. Es gibt Dialogformen wie in einem Theaterstück. Es gibt Wörterbuchausschnitte, Tabellen. Es gibt Briefe, E-Mails und Zeitungsannoncen, auch Ebay-Inserate und Lobgesänge aus den Gesangbüchern der Zeugen Jehova, sogar Interviews und Sprachbögen zum Selbstausfüllen und eine Seite für eigene Notizen. Nur richtig erzählt wird nicht. Erzählung, Plot, Spannung, narrative Einbettung? Fehlanzeige. Literatur als bloßer Selbstverständigungsprozess:

„Immer schon hatte ich gesagt, ich will Schriftsteller werden, nicht Bankkauffrau, nicht Bibliothekarin, auch keine Schriftstellerin, immer Schriftsteller, seit der Grundschule. Und wenn ich es immer gesagt und ernst gemeint habe und es nachweisbar ist durch Tagebücher, Schulzeitungen und Zeugenaussagen, warum, wie sollte ich etwas anderes werden, wo es das Einzige ist, das ich jemals werden konnte.“

Die Voraussetzung, es werden zu müssen, weil nichts anderes möglich ist, ist denkbar schlecht, auch für gelungene Prosa. Um Prosa handelt es sich auch kaum, eher um eine sehr avancierte Form eines epischen modernen Gedichtes, in denen die aperçus, Aphorismen, kurzen Kapitel und Abschnitte wie Strophen gleichen, balladeske Verformungen des Alltags, eine Ode auf den Selbstbehauptungsversuch mit allen Fallstricken und Niederlagen und kleinen Siegen.

„Ausgerechnet am gleichen Tag fragt mich eine Konferenzteilnehmerin, wo ich herkomme, ursprünglich. Ich erröte, zucke, öffne weit den Mund und spucke aus: Aus Sankt Petersburg. Sie nickt, sie kennt die Stadt, viel besser als ich, und ich hasse sie dafür ‒ und für ihre Frage. Sie ist dick, denke ich mir sofort, mit einem riesigen Hintern, was soll sie mir zu sagen haben, aber der Stachel bleibt und ich bin froh, dass die Konferenz zu Ende geht und diese Frage nur einmal gestellt wird. Damit es auch dabeibleibt, setze ich mich in der Mittagspause von allen weg und ziehe ein so grimmiges Gesicht, dass es keiner wagt, sich neben mich zu setzen.“

Gehasst wird in „153 Formen des Nichtseins“ sehr viel, die Eltern, das System, die Not, die Armut, das sinnlose Jobben, die Verlogenheiten und Erbärmlichkeiten der Mitmenschen. Was aber dürftig beginnt, muss so nicht enden. Slata Roschal gelingt das Kunststück, dass eine Art Sound entsteht, eine Weltgefühl transportiert, tatsächlich eine Färbung und Konkretion entsteht, die Authentizität nicht zur bloßen Phrase verurteilt. Pointillistisch und impressionistisch ergibt sich eine verschrobene Form, die Lust auf mehr macht.

In Schreibhaltung und Emphase Marlen Haushofers „Die Wand“ und Sylvia Plaths „Die Glasglocke“ sowie Ingeborg Bachmanns „Malina“ verwandt, erreicht sie stilistisch nicht deren Intensität und Kondensiertheit, aber vieles deutet darauf hin, dass „153 Formen des Nichtseins“ viele Schritte (153?) in die Richtung gewesen sind.
Displaying 1 - 17 of 17 reviews

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