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Nebenan

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Das Verschwinden einer Familie lockt die verborgenen Sehnsüchte und Ängste ihrer Nachbarn hervor.

Ein kleiner Ort am Nord-Ostsee-Kanal, zwischen Natur, Kreisstadt und Industrie, kurz nach dem Jahreswechsel. Mitten aus dem Alltag heraus verschwindet eine Familie spurlos. Das verlassene Haus wird zum gedanklichen Zentrum der Nachbarn: Julia, Ende dreißig, die sich vergeblich ein Kind wünscht, die mit ihrem Freund erst vor Kurzem aus der Großstadt hergezogen ist und einen kleinen Keramikladen mit Online-Shop betreibt. Astrid, Anfang sechzig, die seit Jahrzehnten eine Praxis in der nahen Kreisstadt führt und sich um die alt gewordene Tante sorgt. Und dann ist da das mysteriöse Kind, das im Garten der verschwundenen Familie auftaucht.

Sie alle kreisen wie Fremde umeinander, scheinbar unbemerkt von den Nächsten, sie wollen Verbundenheit und ziehen sich doch ins Private zurück. Und sie alle haben Geheimnisse, Sehnsüchte und Ängste. Ihre Wege kreuzen sich, ihre Geschichten verbinden sich miteinander, denn sie suchen, wonach wir alle uns sehnen: Geborgenheit, Zugehörigkeit und Vertrautheit.

288 pages, Hardcover

Published March 8, 2022

14 people are currently reading
732 people want to read

About the author

Kristine Bilkau

7 books55 followers
Kristine Bilkau, born in 1974, studied History and Literature at Hamburg University and Tulane University, New Orleans. Her debut novel „Die Glücklichen" (The Happy Ones) about an urban family getting into the turmoils of financial crisis was awarded best debut novel of the year 2015 with the Klaus-Michael-Kühne-Preis and the Franz-Tumler-Literaturpreis, praised both by reviewers and readers, and translated into Dutch, French and Italian. Her second novel „Eine Liebe, in Gedanken" (A love in thoughts) came out in March 2018 telling a love story about a young couple in the early sixties trying to escape the constrictions and repression of german post-war society.
Kristine Bilkau lives in Hamburg.

Kristine Bilkau, 1974 geboren, studierte Geschichte und Amerikanistik in Hamburg und New Orleans. Ihr erster Roman „Die Glücklichen“ fand ein begeistertes Medienecho, wurde 2015 mit dem Franz-Tumler-Preis, dem Klaus-Michael-Kühne-Preis und dem Hamburger Förderpreis für Literatur ausgezeichnet und in mehrere Sprachen übersetzt. 2018 erschien ihr zweiter Roman, „Eine Liebe, in Gedanken". Sie lebt mit ihrer Familie in Hamburg.

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Community Reviews

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166 (21%)
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295 (37%)
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238 (30%)
2 stars
64 (8%)
1 star
14 (1%)
Displaying 1 - 30 of 112 reviews
Profile Image for Meike.
Author 1 book4,956 followers
September 20, 2022
Now of course shortlisted for the German Book Prize 2022, because why demand aesthetic quality and narrative depth?
Literary Boomer-Cringe: In this village novel (a genre currently en vogue in Germany), an environmentally woke pottery artist desperately tries to become a mother; her ostentatious passivity is contrasted with the toughness of a female doctor who suddenly receives anonymous threats. Oh yeah, and then there's an empty house, and we're supposed to wonder: Where did the inhabitants go?

This book stands for a terrible tendency the Book Prize has recently shown: It's painfully average, convential, easy to understand and stomach literature with a simplistic message that hardly anyone will contradict. It's safe and lame. If a book is thrown into the ring as supposedly one of the best literary novels of the year, it needs to offer something striking, either aesthetically or topic-wise, or, at best, in both respects. But this is hardcore conservative storytelling with a boring plot and a not exactly timely message.

There's a war in Europe, the climate apocalypse has begun and we are supposed to read about the general uneasiness and petty problems of some middle class boomers who ponder emptiness and celebrate mindful interiority in the most shallow way possible while sitting in their houses in the countryside? Bilkau throws thematic confestti at us, hinting at a myriad of topics (motherhood! lack of motherhood! alienation! violence against women! speechlessness! problems with rural infrastructure! getting older! yadayadayada!!!), but it's all only mentioned, not worked through. This poses as important literature by enumerating important topics, but yelling buzzwords does not count as an intellectual effort.

Groß and Winkler put out some of the best German-language experimental writing in years (Prana Extrem and Creep) about living in the postmodern digital age and we get the very poor man's Jeremias Gotthelf, Biedermeier horror minus literary merit? And I haven't even mentioned that Ana Marwan just won the Bachmann Prize for a story that mocks the silly "lonely woman in the countryside needs a child to feel fulfilled" plotline; i.e.: half of this damn book!

Seriously, Book Prize??? Jesus Christ.
Profile Image for Cule.Jule.
91 reviews84 followers
May 8, 2022
In einem kleinen Dorf am Nord-Ostsee-Kanal verschwindet über Nacht eine Familie, was ein Gedankenkarussell bei den Nachbarinnen Julia und Astrid in Gang setzt. Julia und ihr Partner Chris wollen unbedingt ein Baby und versuchen alles dafür. Astrid führt mit Anfang 60 seit mehreren Jahren ihre Praxis in der nahen Kreisstadt. Beide Frauen haben ihre Geheimnisse, Ängste und Sehnsüchte.

Dieser Roman sticht mit den 288 Seiten durch seine ruhige und tiefe Wortwahl heraus. Einfühlsam und liebevoll beschreibt die Autorin die Gedankenwelt ihrer Protagonistinnen. Was und wie viel wissen wir überhaupt über die Menschen, die in unserer unmittelbaren Nachbarschaft leben?

Ich kann verstehen, dass viele ein Lesehighlight in dem Buch gefunden haben. Für mich persönlich plätscherte das Buch phasenweise vor sich hin. Trotzdem mochte ich die Art, wie Kristine Bilkau ihre Figuren hat entwickeln lassen und spreche daher eine Empfehlung aus.
Profile Image for Sarah Sophie.
277 reviews263 followers
April 24, 2022
Mitten aus dem Leben gegriffen wird hier eine tolle Geschichte erzählt mit greifbaren Figuren, die ich gerne weiter begleitet hätte. Viele unausgesprochene Geschichten zwischen den Zeilen, starke Frauen, die sich ihrer Stärke oftmals gar nicht bewusst sind und ein Ende, das zum Weiterdenken einlädt.
Kristine Bilkau hat gleich mehrere Themen in ihren Figuren angelegt, die mich persönlich sehr betreffen, die ich ähnlich erlebt habe und dabei geht sie immer sehr sensibel vor.
Ungewollte Kinderlosigkeit, Einsamkeit, Älter werden, Zukunftsängste, wo gehöre ich hin, woher stamme ich, lebe ich in Verbindungen zu Menschen, die stabil sind und mich tragen, welche Geheimnisse schlummern in meiner Familiengeschichte… um nur ein paar Themen zu nennen.
Profile Image for Max.
276 reviews522 followers
September 26, 2022
Sprachlich fad und dünn, freilich humorlos wie leider so vieles, was gerade in Deutschland auf den Markt kommt - "humorlos" als Fehlen einer ironischen Möglichkeit, als Mangel an Witz und Finesse, da ist nichts, was mir zeigt, dass Bilkau gerne an diesem Buch schrieb, dass da Herz reinfloss. Das ist das literarische Äquivalent zu einem Sonntagsgeschlurfe mit der Familie auf dem Friedhof, wenn du als 14jähriger nur weg willst, du dich aber für Stunden in dein Schicksal fügst.

Stilistisch oft überraschend unbeleckt, da finden sich Überleitungen, die an Schülerarbeiten erinnern. Dass beide Perspektivfiguren - Julia und Astrid - identisch klingen, dass Gedanken und Gespräche ebenfalls identisch klingen, war euch nun vielleicht schon klar.

"Ja, geht das denn auch anders?", mag sich ein frischer Leser fragen, der nur Gegenwartsromane kennt. Ein bedauernswerter Trend, die Sprache so simpel und schmucklos runterzupfeffern, als würde das Ziel darin liegen, eine neue DDR-Arbeiterliteratur zu erschaffen. Nur werden heute keine Industrieanlagen errichtet, sondern eine ähnlich schmucklose Behauptungsliteratur, die Figuren vor allem dafür entwirft, dass man an das jeweilige Revers die Abzeichen der jeweiligen Themen heften kann.
Mir fehlt im Moment die Lust, das alles zu notieren.
Eine ganz seltsame Form der Metapher habe ich auch entdeckt. Die Metapher, ihr wisst schon, dieses Dings, mit dem man eine Bildebene aufzieht, was ja eigentlich ganz geil ist, wa, ihr Zauberer der Tastatur, ihr Glühwürmchen der Literarischen Finsternis!
Bilkau verwendet ihre Metapher aber unmetaphorisch. Da steht dann zu Julia:
"Es fühlte sich an, als ob sie etwas verloren hätte, als wäre eine Leere in ihr."
Der Konjunktiv macht deutlich, dass es ein uneigentliches Schreiben, also eine Metapher ist - die Leere. Allerdings ist da in dem Moment tatsächlich eine Leere in Julia. Kann man heutigen Lesern keine Metaphern mehr zumuten, oder was soll das?

Auch die siebenmalige oder neunmalige Wiederholung einer Behauptung aus Astrids Mund, Freundin Marli feiere sicher gerade mit vielen Freunden eine Party, hat mich so auf die Palme gebracht, weil in dieser garantiert nicht hochschulzugangsberechtigungsreifen Szene von Anfang an klar ist, dass Marli alleine in ihrem Wohnzimmer säuft. Und nein, das ist naturgemäß dann auch kein Spoiler. Diese Erzählweise bewirbt sich um die Goldene Himbeere.

Im Prinzip kann man aber allen jungen Autorinnen und Autoren und nächstjährigen Buchpreisaspiranten einen Tipp geben: Wenn ihr 7 Themen an eine Figur bappen könnt, dann sucht euch lieber 12. Wenn ihr 12 gefunden habt, dann sucht euch noch 17 dazu. Wenn dann 58 Themen pro Figur zusammengekommen sind, kannst du damit beginnen, den Leim anzurühren, um die Themen irgendwo auf den Seiten zu verteilen.
Da die meisten Leserinnen und Leser ohnehin keine Ausarbeitung dieser Themen fordern, sondern ihr "IchHabDaWasGefühlt" in den Raum hauchen wollen und einfach eine rasche Beurteilung in "gut" oder "nicht gut" wünschen, musst du -lieber frischer Autor - dir auch keine großen Gedanken um die Umsetzung machen. Es reicht, wenn du direkt hinter das Auftauchen eines Themas eine deutliche Wertung reinhaust. Klingt kompliziert? Neee! Komm, wir üben mal:

"Sind achtlose Männer gut oder nicht gut?" Richtig! Nicht gut.
"Ist die Care-Arbeit von Julia und Astrid gut oder nicht gut?" Genau! Gut.
"Ist der Arzt (männlich!), der unsensibel ist, gut oder nicht gut?" Treffer! Nicht gut.
Jetzt noch ein Schwieriges zum Abschluss, bereit? Also:
"Sind Plastikpartikel im Naturschutzgebiet gut oder nicht gut?" Fuck, bist du stark, korrekt: Nicht gut.

Weißt du was? Da hinten habe ich gerade einen Karren voller Themen entdeckt. Willst du die nicht auch noch verteilen?

Könnten wir für solche Bücher vielleicht Trigger-Warnungen bekommen, damit ich mich nicht so ärgern muss? Ich meine, warum spart man sich die Figuren und dieses nervige Sprachding und das andere störende Romanzeug nicht einfach und bringt halt eine kleine Faltbroschüre raus, in der die Themen in grüner oder in roter Farbe aufgelistet sind?

Zwei Sterne (4 von 10), weil manche Passagen nicht schlecht waren, besonders eine am Ende endlich mal richtig scheißwütende Julia, die hier einmal tatsächlich in ihrem Widerspruch unaufgelöst bleiben darf, haben mir gefallen. Und die alte Elsa fand ich cool. Alte, rotzig-selbstbewusste Frauen taugen mir einfach.
Profile Image for Till Raether.
408 reviews221 followers
April 29, 2022
Ich habe am Anfang ein bisschen schwer reingefunden, vielleicht so, wie wenn ich nach Norddeutschland komme (wo ich immer bin) und mich nicht zurechtfinde, oder besser gesagt: denke, ich weiß und kenne schon alles, und vielleicht ist es nicht für mich. Aber das Buch hat mich so gepackt, dass ich am Ende einen ganzen Tag eigentlich nur damit verbracht habe, es zu lesen. Heute, als ich es ausgelesen habe, die letzten 50 Seiten, war ich sehr berührt. Ich finde die Unheimlichkeit außerordentlich gelungen, und ich finde das selbst so schwierig: sie zu erreichen. Hin und wieder ist mir die Redundanz aufgefallen, in den Dialogen, vielleicht sogar noch ganz am Schluss, und das hat mich an mein eigenes Schreiben erinnert und daran, was ich als meine eigenen Schwächen als Autor empfinde. Dadurch hat mich das Buch nicht erschlagen, also, indem ich Unvollkommenheit entdeckt und erlebt habe beim Lesen. Vor allem aber habe ich erlebt, dass ich mir Kristine Bilkau eigentlich zum Vorbild nehmen möchte, in der Art, wie sie über Menschen schreibt, und was sie sich traut, wenn sie das tut. Das scheinbar Banale nicht zu ironisieren, sich nicht vom Leibe zu halten, wie ich es immer tue. Das beschäftigt mich, ich möchte das versuchen.
Darum hat mich das Buch am Ende mit einem Glücksgefühl erfüllt, dem, in Zeitgenossenschaft und womöglich Kollegialität mit dieser Autorin zu sein.
Profile Image for Uralte  Morla.
365 reviews116 followers
October 13, 2022
Die Familie aus dem Gelbklinkerhaus ist verschwunden. Ganz plötzlich, ganz leise. Niemand hat bemerkt wann, niemand weiß wohin.
Auch Julia weiß es nicht, obwohl sie direkt nebenan wohnt. Allerdings noch kein Jahr, sie ist zugezogen in diesen kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal. Hat mit ihrem Partner Chris dort ein Haus gekauft, betreibt einen Keramikladen und wünscht sich verzweifelt ein Kind, eine eigene kleine Familie. Doch alle Bemühungen schwanger zu werden, scheinen zu scheitern.
Astrid hingegen hat ihre Schwangerschaften längst hinter sich. Ihre Kinder sind bereits erwachsen und ausgezogen. Sie selbst möchte in ihrer Arztpraxis bald kürzer treten, ihr Mann Andreas ist bereits in Rente. Eines Tages erhält sie anonyme Drohbriefe - woher sie kommen, kann sie sich nicht erklären.
Ab und an streifen ihre Wege die Julias, Astrids alte Tante Elsa wird zur losen Verbindung der beiden Frauen. Und auch das Verschwinden der Familie aus dem Gelbklinkerhaus beschäftigt beide auf ihre ganz eigene Art.
Kristine Bilkau hat mit "Nebenan" einen leisen, leicht nebligen Roman geschrieben, in den ich mich zunächst unsterblich verliebt habe. Vor allem in ihre Sprache, in all die zurückhaltenden, reduzierten und doch so poetischen Worte. Reingelegt habe ich mich in die mystisch angehauchte Stimmung, die Bezüge zu Lyrik und Märchen.
Doch leider werden viele Motive, die Kristine Bilkau groß und bedeutungsschwang einleitet, nicht zu Ende geführt. Zu viel bleibt unbeantwortet, verschwindet einfach im Nebel der Geschehnisse. Das ist schade und hat mich am Ende sehr unbefriedigt zurückgelassen.
Profile Image for Ellinor.
758 reviews361 followers
July 5, 2022
Was wissen wir eigentlich über unsere Mitmenschen, unsere Nachbarn? Dieser Frage haben sich viele Bücher gewidmet. In Nebenan macht sich Julia Gedanken darüber, was mit ihren Nachbarn passiert sein könnte, die plötzlich verschwanden. Oftmals wird diese Thematik für Thriller benutzt. Doch hier ist es anders: zwar werden immer wieder Vermutungen über den Verbleib der Mutter und der Kinder angestellt, dies wird jedoch nie das Hauptthema. Es geht hier um viel mehr: Den unerfüllten Kinderwunsch von Julia. Die anonymen Drohbriefe, die die Ärztin Astrid erhält. Das langsame Aussterben der Innenstädte. Alte Freundschaften. Das Älterwerden. Und natürlich auch um die immer wieder auftretende Bedrohung durch Männer.
Dies sind viele Themen für ein 300 Seiten dünnes Buch. Dennoch sind es nicht zu viele. Sie werden auch weder zu knapp noch zu ausschweifend behandelt, alles hat das richtige Maß.
Ich fand auch die Charaktere sehr gut und realistisch ausgearbeitet. Alle ihre Empfindungen und Ängste waren absolut nachvollziehbar.
Äußerst gelungen fand ich auch die kleinen Andeutungen, was nebenan geschehen sein könnte. Sie lassen genügend Spielraum für Spektulationen und eigene Gedanken, allerdings wieder, ohne zuviel Raum einzunehmen.
Ein rundum gelungenes Buch, das neugierig auf das weitere Werk der Autorin macht.
Profile Image for Henny.
147 reviews24 followers
March 15, 2022
Einfach großartig. Stimmungsvoll, mit kompletter zogwirkung geschrieben. Leider habe ich das Gefühl, dass die meisten männlichen Kritiker bisher übersehen, worum es gerade zwischen den Zeilen geht, das Leben und die konstanten Aggressionen gegenüber Frauen von der Gesellschaft bis hin zur eigenen Familie. Und dennoch wurde es nie unrealistisch oder zu einem peinlichen Krimi.
Profile Image for Elena.
1,030 reviews409 followers
May 22, 2022
Julia ist Ende 30, hat sich gerade mit ihrem Partner ein altes Haus auf dem Land am Nord-Ostsee-Kanal gekauft, das sie gemeinsam renovieren, und einen kleinen Laden für handgemachte Keramik eröffnet. Eigentlich könnte sie glücklich sein - wäre da nicht ihr unerfüllter Kinderwunsch.
Astrid, Anfang 60, ist die Ärztin des kleinen Ortes. Sie wohnt schon lange hier, hat ihre Söhne im Dorf großgezogen und würde sich gerne mit ihrem Mann zur Ruhe setzen - doch sie findet keine Nachfolge für ihre Praxis.
Verbunden sind die beiden Frauen durch die Familie, die bei Julia nebenan wohnte. Über Nacht scheinen die Eltern mit ihren drei Kindern verschwunden zu sein, der Briefkasten quillt über und sowohl Julia, als auch Astrid machen sich Gedanken: Was ist mit der Familie geschehen? Gab es eine Flucht? Streit? Gewalt?

Leise, unaufgeregt kommt Kristine Bilkaus Roman "Nebenan" daher und trifft die Lesenden dann doch mit Wucht. Sprachlich ganz fein flicht die Autorin eine Geschichte über weibliches Leben, patriarchale Gewalt, das Älterwerden, die schwächer werdenden Strukturen auf dem Land und Nachbar*innenschaft. Dabei äußern sich die verschiedenen Themen mal ganz offensichtlich, beispielsweise wenn Julia mit den erniedrigenden Strukturen in der Kinderwunschklinik konfrontiert wird, mal aber auch sehr subtil, etwa wenn Astrid zu einer toten Frau gerufen wird, die bereits die ganze Nacht in der Badewanne gelegen hat und ihr Gedankenkarussell langsam anspringt.

Mich hat "Nebenan" ungemein gefesselt und begeistert. Von Beginn an habe ich mich in Kristine Bilkaus Sprache verliebt, wurde immer neugieriger und angespannter beim Lesen, wurde ganz in die Gefühlswelt von Astrid und Julia - zwei Frauen zweier unterschiedlicher Generationen - gezogen. Die Autorin zeichnet ihre Figuren mit viel Feingefühl sowie großer Sorgfalt und auch dieses kleine Dorf am Nord-Ostsee-Kanal, seine Vergreisung, die Landflucht, fängt sie mit großer Genauigkeit ein. Durch das leerstehende Haus der Familie nebenan erhält der Roman zudem noch eine sehr beklemmende, beunruhigende Komponente, die mich das Buch kaum noch aus der Hand legen ließ. Vielschichtig, ruhig, und absolut lesenswert!
Profile Image for Annenas.
85 reviews8 followers
January 26, 2023
Unaufgeregt und spannend bis zum Schluss. Zugegeben, ich hätte niemals damit gerechnet, dass ich diese Adjektive einmal zusammen in einem Satz verwenden und das Buch dann auch noch gut finden werde. Danke, Kristine Bilkau und Luchterhand Verlag, dass ihr mich eines Besseren belehrt habt!

Im Zentrum des zum Deutschen Buchpreis 2022 nominierten Romans stehen Julia und Astrid. Julia ist Ende 30, Töpferin und erst vor Kurzem zusammen mit ihrem Partner in das namenlose Dorf am Nord-Ostsee-Kanal gezogen. Viele ihrer Gedanken drehen sich um den unstillbaren Kinderwunsch und um die Nachbarsfamilie, die plötzlich wie vom Erdboden verschluckt scheint. Ihr Partner ist Biologe und Umweltaktivist, was sich auch im Lebensstil der beiden widerspiegelt: kein Auto, wenig Plastik usw.
Astrid wiederum ist Anfang 60, steht kurz vor der Rente und ist Landärztin. Sie sorgt sich zunehmend um ihre betagte Tante Elsa, erhält Drohbriefe, die sie unter den Teppich kehrt, und sucht den erneuten Kontakt zu ihrer Nachbarin Marli.

Schon bei der groben Skizzierung der beiden Hauptprotagonistinnen wird ersichtlich, wie tiefgründig und vielschichtig der Roman werden kann - und was soll ich sagen? Kristine Bilkau hat alles richtig gemacht! Nebenan hat mich sofort in seinen Bann gezogen. Die bildhaften Beschreibungen, die auf den gesellschaftlichen Normen basierenden und nachvollziehbaren Gedankengänge, den leisen Wunsch zur Weltrettung beizutragen, trotz all der menschlichen Doppelmoral, und die an vielen Stellen durchscheinende Gesellschaftskritik haben dieses Buch für mich so unaufgeregt und gleichzeitig erlebnisreich gemacht 🤩

Einziger Kritikpunkt, der eigentlich keiner ist: Meine Neugier konnte am Ende nicht gestillt werden. Ach, wie schön wäre es gewesen, wenn es zuletzt auf alle Fragen eine Antwort gegeben hätte. So spielt das Leben aber nun mal nicht 😃

Wie nachhaltig Nebenan in meinem Kopf bleiben wird, ist fraglich. Ich vermute, dass es mich nach und nach genauso still verlassen wird, wie es gekommen ist - und das ist okay. Ich habe mich durchweg gut unterhalten gefühlt und wer genau danach sucht, wird mit diesem Buch sehr glücklich werden ✨😊
Profile Image for pergamentfalter.
116 reviews21 followers
April 10, 2022
***Nebenan***

Kerstin Bilkau

Puh, nebenan herrscht die große Langeweile, zumindest bei mir. Was eigentlich spannend sein könnte, nämlich das Verschwinden einer jungen Familie und die Reaktionen des Umfeldes darauf, wird in diesem Buch meines Erachtens nach bis zur Unkenntlichkeit zerredet.

Die Wünsche, Bedürfnisse und Lebenswege der Nachbarschaft kreuzen sich, während sich alle ihre Gedanken zu dem verwaisten Haus machen. Vielleicht war ich nicht empfänglich für die angeblich in jeder Zeile lauernden Emotionen und auch die von Eberhard Falcke versprochenen unendlich interessanten Inhalte jedes Satzes konnte ich nicht erlesen.

Vielmehr schlich ich mich langsam durch die Seiten wartete vergeblich auf einen Spannungsbogen und gab es schließlich bei Seite 150 vollends auf. Das Leben ist zu kurz für Bücher, die mich nicht packen können. Weil dieses Buch aber sprachlich Potential hat und ich die Grundidee mag.

2 von 5 🌟
Profile Image for Clara.
234 reviews14 followers
September 26, 2022
Ich glaube, mein größtes Problem mit diesem Roman war die Sprache. Ich hatte schon in anderen (positiven) Rezension gelesen, dass Kristine Bilkau hier eher "unaufgeregt" erzählt, aber ich fand die Erzählweise zu konservativ, trocken und ehrlich gesagt auch einfach langweilig. Immerhin passt das zum Inhalt des Romans, denn der war für mich größtenteils auch uninteressant. Das liegt nicht an der Thematik an sich, ich fand einige Gedanken zu Mutterschaft und die subtilen Andeutungen auf Gewalt gegen Frauen definitiv relevant, aber die Figuren und Handlung an sich blieben mir sehr fern. Ich hatte das Gefühl, zwischen Julias und Astrids Kapiteln gab es sprachlich kaum einen Unterschied, was bei der Personalerzählperspektive, in der beide Perspektiven geschrieben sind, zu einer deutlicheren Charakterisierung hätte führen können. An sich bin ich immer für einen Roman zu haben, der von der Handlung her ruhig ist und dafür die Innenleben der Protagonistinnen und ihre Beziehungen zentriert, aber dann sollten die Figuren nicht so flach bleiben. Obwohl der Großteil der Handlung in Nebenan sehr alltäglich ist, fehlte es mir an einem Gefühl der Authentizität. Fast alles kam mir sehr gewollt und konstruiert vor: die subtilen "Horror" Elemente (hier war ich besonders enttäuscht, denn ich liebe literarischen/"gothic" Horror, aber die Atmosphäre hat hier für mich nicht gepasst, und das Verschwinden einer Familie und ab und zu ein Hinweis auf einen Mord machen noch lange keinen Horror), die vielen oberflächlich, aber sehr offensichtlich angesprochenen Themen und das offene Ende, das mich statt zum nachdenken angeregt eher gleichgültig zurückließ. Ich bin aber wohl auch nicht die richtige Leserin für dieses Buch, vielen anderen scheint es ja zu gefallen (was mich freut!) und ohne den Deutschen Buchpreis hätte ich es wahrscheinlich nicht gelesen.
Profile Image for Buchdoktor.
2,363 reviews188 followers
November 4, 2022
Julia und Chris unterziehen sich gerade einer belastenden, kostspieligen Kinderwunsch-Behandlung. Mit dem Umzug in eine norddeutsche Kleinstadt mit Blick auf den Kanal sollen sich all ihre Träume verwirklichen. Für Chris als Biologen gehört dazu ein ökologisch bewusster Lebensstil ohne PKW. Das Paar will „einen Lebensradius, der so wenig Schaden wie möglich“ anrichtet. Julia betreibt in einem leer stehenden Geschäftshaus einen Keramikladen, der mit dem Verkauf selbst hergestellter Steinbausätze überraschend erfolgreich ist. Ihr neuer Wohnort zeigt sich als typische abgehängte Kleinstadt zwischen Abwanderung und Strukturkrise. Wenn Häuser leer stehen, reicht der Umsatz der Läden nicht zum Überleben. Wer hier aufgibt oder wegzieht, zieht andere mit in den wirtschaftlichen Abstieg. Ein Neubauviertel allein wird Alt und Neu nicht mehr zusammenwachsen lassen.

Die Ärztin Astrid will aus Altersgründen ihre Praxis verkaufen und muss damit rechnen, dass sie - wie andere Kollegen - keinen Käufer finden wird. Astrids Tante Elsa, bei der sie aufgewachsen ist, bereitet ihr zunehmend Sorgen. Elsa empfindet die Befragung nach möglichen Alterserkrankungen als Einmischung; denn sie kennt aus ihrer Tätigkeit als Krankenschwester Fragen wie Symptome nur zu gut. Eine Jugendwohngemeinschaft wird in ihrer Existenz bedroht, als es Konflikte mit den Alteingesessenen gibt. Als Julia sich um die Bewohner des Nachbarhauses zu sorgen beginnt, die sie seit Wochen nicht mehr gesehen hat, scheinen sich Traum, Realität und unbewusste Ängste zu überlagern. Kann die alleinerziehende Nachbarin mit drei Kindern untergetaucht sein?

Obwohl die Konflikte - mit Focus auf die beteiligten Frauen - alltäglich wirken, konnte ich mich mit den Beteiligten identifizieren. Berufstätigkeit in der Nach-Brexit-Epoche, unerfüllter Kinderwunsch, Bruch mit einer engen Freundin, Hadern mit der Herkunftsfamilie, Renteneintritt, Pflegebedürftigkeit setzt Bilkau in ihrem Provinzroman feinfühlig in Szene. Wie im Mikadospiel werden Stäbe fallen, sowie auch nur einer von ihnen bewegt wird. Was wird passieren, falls es keinen Arzt mehr im Ort gibt, falls Elsa nicht mehr allein leben kann oder falls sich Julias und Chris Träume zerschlagen? Die Fragen bleiben weitgehend unbeantwortet, so dass mich die Glücksuche der Figuren nach dem Zuklappen des Buches weiter beschäftigt hat. …
Profile Image for janasbuecherwelt.
304 reviews21 followers
July 28, 2022
"Nebenan" von Kristine Bilkau hat mich mit gemischten Gefühlen zurückgelassen.

Zu Beginn der Geschichte dachte ich, das wird ein Highlight, das mag ich. Es entwickelte sich für mich eine gewisse Sogwirkung. Die offenen Fragen, wie die Protagonistinnen zusammenhängen und wohin es führen soll/wird haben mich nur so in das Buch und die Geschichte eintauchen lassen.
Allerdings hat diese Sogwirkung dann auch recht bald nachgelassen. Die Gefühle und Situation von Julia konnte ich wirklich die ganze Zeit spüren, das war sehr real und präsent, was ich unheimlich gut fand. Astrid und Elsa konnte ich lange Zeit überhaupt nicht einschätzen. Bei den beiden fehlte mir irgendwie etwas die Tiefe, eventuell auch die Gefühle. Teilweise kam auch die Angst von Astrid bei mir an, aber tatsächlich nicht ganz so sehr wie ich es mir gewünscht hätte.

Für mich ein streckenweise sehr gelungenes Buch, was mich aber letztendlich leider nicht ganz begeistern bzw. mitnehmen konnte.
Profile Image for Frederike.
182 reviews178 followers
May 20, 2022
"Wie gut musste man einen Menschen kennen, um etwas zu bemerken, um sicher sein zu können, dass etwas nicht stimmte? Und wie konnte man sicher voneinander unterscheiden, was Vermutungen und was Vorurteile waren? Wie nah musste man einem Menschen sein, um aus einem Verdacht heraus eine Frage stellen zu können, ohne neugierig oder aufdringlich zu wirken?" (S. 74)

Vor kurzem erst haben Julia und ihr Freund Chris der Großstadt den Rücken gekehrt. Neuer Start, neues Glück; sie waren die Hektik und die Geschwindigkeit leid, suchten Entschleunigung und Ruhe und fanden sie in dem kleinen Ort am Nord-Ostsee-Kanal. Was nun noch fehlt: ein Kind. Nichts wünscht sich Julia mehr als werdende Mutter, eine Mutter im Werden genannt zu werden, diesen zart-pudrigen Geruch einzuatmen und die Wärme eines kleinen Wesens zu spüren. Aber ihre Gedanken werden zunehmend mit etwas Anderem eingenommen: Von einem Tag auf den anderen verschwinden ihre Nachbarn plötzlich. Der kleine Junge auf seinem Laufrad, die schwangere Mutter, der Vater, der ihnen penetrant Wein zu verkaufen versucht, "Freundschaftsangebot". Der Briefkasten quillt über, und kein Wort des Abschieds. Doch warum nur? Auch Astrid, Anfang sechzig, wird zunehmend von Sorgen geplagt: Seit Jahrzehnten führt sie erfolgreich eine Praxis mit festem Patientenstamm, bis sie eines Tages mysteriöse Briefe erhält, in denen ihr Ansehen als Ärztin beschmutzt, an ihren Fähigkeiten gezweifelt wird. Damit nicht genug, scheint es ihrer Tante mit dem Alter immer schlechter zu gehen, sie scheint verwirrt, beinahe dement - und ist doch der letzte familiäre Anker, den sie hat. Und dann ist da der Junge, der einen Zettel an die Tür des leerstehenden Hauses klemmt.

"Es sind die Kleinigkeiten, es sind fast immer die Kleinigkeiten, an denen das Traurige sich fest macht." (S. 20)

Dieses Buch fühlt sich an wie Heimkommen, wohlig-warm und unglaublich geborgen: "Nebenan" von Kristine Bilkau. Zärtlich und mit feinem Blick für das, was in Julia und Astrid passiert, so unterschiedlich und im Grunde doch so nah, verwebt sie die Schicksale der beiden Frauen nur sanft touchierend miteinander, lässt abwechselnd einen Blick in ihrer jeweiligen Leben zu. Sie beeinflussen einander nicht, kennen sich nur flüchtig, aber sind doch Teil derselben Umgebung, einer sozialen Gemeinschaft, deren Miteinander von geopolitischen und Gentrifizierungsmaßnahmen beeinflusst wird. Auch auf dem Land wird alles teurer, da ist es rentabler, leerstehende Gebäude derart zu belassen als zu sanieren. Kommt doch eh keiner von den jungen Leuten hier raus.

Trotz ihres Altersunterschieds von fast dreißig Jahren sind es doch ähnliche Probleme, die sie beide beschäftigen: Sie sehnen sich nach Geborgenheit, nach Nähe, diesem anderen Menschen, den sie verloren haben oder sehnsüchtig erwarten, und doch bleiben sie auf der Stelle stehen. Ob aus Angst vor der Wahrheit, warum Marli Astrid nach all den Jahren, wo sie in den kleinen Ort zurückkehrte, nicht wieder in ihr Leben lässt; oder als Laune des Schicksals, dass es einfach nicht klappt, sie einfach nicht schwanger wird. Was resultiert, ist Ungewissheit, dieses Zwicken in der Brust. Und Frustration, all die Versuche, Marli unbemerkt näher zu kommen, ein Kind zu bekommen; die Distanz, die die alte Freundin aufbaut, die Julia von ihrem Glück trennt; beide gehen ans Äußerste, stark, vulnerabel, menschlich. Und müssen sich in der Gesellschaft doch immer wieder als Frau behaupten.

Trotz all der ehrlichen Emotionen, der Verzweiflung und der Dringlichkeit, dem Verschwinden der Nachbarsfamilie auf die Spur zu kommen, ist es diese Ruhe, die den Roman so besonders macht. Sie macht all die harten Themen, die die Autorin behandelt, irgendwie erträglicher, denn es sind Probleme, die alltäglich sind: häusliche Gewalt, Fehlgeburt, Umweltverschmutzung. Gerade im Begriff, die Tränen wegzublinzeln, legen sich die Worte wie eine tröstende Hand auf mein Herz, beruhigen es. Sie tragen den Geruch salziger Luft, einer kühlen Brise heran, streuen Sand unter meine Füße und wirken entspannend wie eine warme Milch mit Honig. Danke für diese Geschichte, @kristinebilkau.
Profile Image for Re.
130 reviews19 followers
May 22, 2022
Besonders schön- die Autorin schreibt von den Bücherhallen statt Bibliothek, wodurch sofort zu erkennen ist, mit welcher Stadt sie verbunden ist 🥰
Profile Image for Kaltmamsell.
231 reviews55 followers
December 5, 2022
Das Buch gefiel mir anfangs gut, mich interessierte das norddeutsche Einfamilienhausleben, die Personen darin kamen mir nah. Dann allerdings dominierte das Thema Fortpflanzungswunsch immer mehr, entwickelte sich zum Thema unerfüllter Fortpflanzungswunsch – und damit kann ich halt wirklich, wirklich, wirklich nichts anfangen. Im letzten Viertel kriegte mich der Roman aber wieder, die Autorin merke ich mir. Unter anderem begrüßte ich sehr, dass fast alle angefangenen Erzählfäden offen blieben: verschwundene Nachbarsfamilie, Fortpflanzung, immer gebrechlichere alte Tante, anonyme Drohbriefe, Zukunft des Jugendwohnheims, mögliche Überraschungen in früher Kindheitsgeschichte.
Profile Image for Clarissa.
693 reviews20 followers
September 13, 2025
Aus meiner Sicht plätschert die Handlung eher so vor sich hin, ich hätte es wohl abgebrochen wenn ich es nicht nebenbei als Hörbuch hätte hören können.
Ich mochte die zentralen Charaktere und die subtilen Fragen zu Themen wie Kinderwunsch, altern und Leben auf dem Land, aber es ist wirklich sehr leise.
Profile Image for melodram.
143 reviews68 followers
April 9, 2022
„Es liegt an der Stille, ein unfreundliches Wort bekommt Gewicht, wenn es von Stille umgeben ist.“ (S.140)
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Zwei Frauen in einer Kleinstadt am Nord-Ostsee-Kanal und eine Familie in der Nachbarschaft, die plötzlich aus ihrem Häuschen auszieht und verschwindet:
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Julia ist Ende dreißig und bemerkt das Fehlen der Familie als Erste. Ihr Haus, das sie mit ihrem Partner erst kürzlich bezogen hat, grenzt an das Grundstück der Verschwundenen. Zwei Mädchen hatten sie. Julia weiß es. Hat sie studiert, so wie sie auf unzähligen Socia Media Profilen immer wieder nach der perfekten Familie sucht. Sie wünscht sich sehnlichst ein Kind, ihre Gedanken kreisen um ihren Herzenswunsch, dessen Erfüllung anderen scheinbar mühelos gelingt.
Astrid ist Anfang sechzig und Allgemeinärztin im Ort. Ihre eigenwillige Tante, um die sie sich kümmert, ist der Rest Familie, der ihr bleibt. Zusammen mit ihrem Partner ist sie glücklich, auch wenn sie eine verlorene Freundschaft belastet. Auch sie erfährt vom Verschwinden der Familie, findet die Post der Familie auf Waldwegen verstreut und auch sie beginnt sich zu wundern.
Astrids und Julias Wege kreuzen sich, ihre Gedanken sind verbunden. Obwohl sie an unterschiedlichen Punkten im Leben stehen, suchen sie das gleiche: Glück, Geborgenheit, Liebe.
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Hinter diesem unscheinbaren Cover verbirgt sich ein Meisterwerk, tiefschürfend, real, Alltäglichkeit in der kraftvollsten Form.
Kristine Bilkau hat es wieder geschafft! Damals schon konnte sie mich mit ihrem Roman „Die Glücklichen“ verzaubern. In „Nebenan“ erzählt Bilkau von Sehnsüchten, die zu Gedankenfüllern werden. Um diese Gefühle herum, baut sie eine Geschichte, die präzise in mein Herz getroffen hat. Mit jedem Satz, jedem neuen Kapitel bin ich mehr und mehr der ganz eigenen Sprachmacht der Autorin verfallen. In einem kraftvollen Piano spielt sie ihre Töne, wirkt dabei unglaublich weise und sinngebend, so dass ich einfach nur in ihren Worten und der geheimnisvollen Geschichte versinken wollte.
Ich wünsche diesem starken Roman ganz viel Aufmerksamkeit!
Das Buch macht etwas mit einem. Lest es und spürt es selbst!❤️
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Vielen Dank @bloggerportal @luchterhand_verlag für das Rezensionsexemplar!
Profile Image for mari_liest.
317 reviews
May 17, 2022
Ich habe nun einige Tage nachgedacht, wie ich meine Empfindungen in Worte packen soll … es werden die kritischen Feedbacks ja zwar immer gerne gefordert, dann aber nicht gerne gelesen, schon gar nicht, wenn einem selbst ein Buch so viel gegeben hat … von daher: kurz & knackisch.

Was habe ich mich auf dieses Buch gefreut … wie schön ist das Cover, wie ansprechend der Klappentext, wie fein die vielen schönen Buchbesprechungen und wie fröhlich machte mich, was das Buch mit so vielen von Euch gemacht hat.

Was der Klappentext an Spannung in mir aufbaute, wurde recht flott und sukzessive beim Lesen abgebaut. Die Sprache und der Schreibstil haben mich total abgeholt, ich fühlte mich so wohl mit dieser Sprache. Aber ich fühlte mich mit dem Plot nicht wohl, im Gegenteil, er hat mich leider völlig gelangweilt, und das von Beginn an. Doch wegen der vielen gefühlsbetonten Rezensionen wollte ich es unbedingt beenden, das gleiche fühlen, mich wohlig in den Kanon miteinreihen und es auch zu meinen Highlights zählen. Doch leider kann ich das nicht, mich miteinreihen.

Schade, dass es mich nicht so berühren konnte wie viele von Euch.
Schön, dass es sprachlich so fein und klug ist.
Schade, dass mir der Spannungsbogen fehlt, es so dahinplätschert.
Schön, dass es für viele von Euch ein Highlight & Lieblingsbuch ist. Das finde ich so toll!
Schade, dass es sich für mich so spannungsarm und monoton anfühlte.

Und schade auch deswegen >> ich möchte wieder einmal eine Geschichte lesen, wo etwas stattfindet! Etwas stattfindet und PASSIERT, dass ich mir nicht zwischen den Zeilen mühevoll raussaugen muss, sondern dass mir IN den Zeilen gegeben wird. Ich will ein Buch, dass eine klare Geschichte liefert, wo etwas voran geht, ich möchte eine Geschichte gut erzählt bekommen, wo ich mir nix zusammenreimen muss, wo die Protagonist*innen und die Story in die Puschen kommen!
Profile Image for Agnieszka Hofmann.
Author 24 books56 followers
April 20, 2022
Trzeba się dobrze wsłuchać w tę książkę, żeby usłyszeć to, co schowane w niedopowiedzeniu, w napomkniętym mimochodem zdaniu, w cieniu między słowami. Nie jest to jakiś wykrzyczany feministyczny manifest, ale cicha, wyważona opowieść o tym, co to znaczy być kobietą: pragnąć dziecka, bać się męskiej agresji, lękać niewypowiedzianego. Fajnie napisane, ale brakowało mi tu jakiejś puenty.
Profile Image for Wandaviolett.
468 reviews68 followers
December 3, 2022
Kurzmeinung: Hat mich gelangweilt
Zeitgenössische Probleme - lose aneinander gereiht

Der Roman „Nebenan“ beschäftigt sich zunächst mit Problemen der Kleinstadt. Leerstand aufgrund hoher Mieten im Zentrum, Landflucht. Dieser Thematik wäre ich gerne gefolgt. Wären da nicht so viele andere Themen nebenher mit eingeflossen. Selbstverständlich die Plastikverschmutzung. Umweltschutz muss. Unerfüllter Kinderwunsch und Hormonbehandlung ist ein weiterer Themenbereich. Wir hören die Klagen der Protagonistin Julia, um die vierzig, über das Unverständnis männlicher Ärzte, und das Unverständnis ihres Partners, der zwar behauptet, mit ihr auch ohne Kinder glücklich sein zu können und Hormonbehandlung ist halt teuer, deshalb könne man auch wieder damit aufhören, sagt er, aber kann sie dem Kerl trauen, der vielleicht nach 15 Jahren mit einer anderen, einer Jüngeren doch noch ein Kind zeugt? Sie sitzt in der Falle. Die Gedanken Julias zum unerfüllten Kinderwunsch nehmen einen breiten Raum ein, gehen dann aber doch nicht in die Tiefe und bleiben irgendwo stecken. Und wollten wir nicht über das Sterben von Kleinstadt und Landflucht lesen? Oder schreiben? 

 Unerfüllter Kinderwunsch wäre einen eigenen Roman wert gewesen. Es gibt dazu tatsächlich eine Menge zu sagen, zum Beispiel, dass man nicht alles im Leben beeinflussen kann und dass menschliche Machbarkeit eine Grenze hat; oder dass keine Ehe einen Garantieschein besitzt; oder dass man auch dann ein erfülltes Leben haben kann, wenn man sich nicht reproduziert; und überhaupt. Aber davon lesen wir leider nichts weiter. Weil man dann in die Tiefe hätte gehen müssen und Kleinstadt überhaupt keine Rolle spielte. 

Und auch sonst nichts. Nichts spielt wirklich eine Rolle. Themen, tauchen auf, versuchen zu zünden, aber bevor die Lunte den Sprengstoff erreicht, wird sie ausgetreten. „Nebenan“ könnte sehr wohl auch „Nebenher“ heißen. Oder „Perlenschnur unbehandelter Thematiken“. 

Eine zweite Protagonistin stellt das Problem des Ärztemangels in den Raum und lässt es dort unbeachtet stehen. Die Doktorin Astrid ist sechzig und macht sich allmählich Gedanken über einen Nachfolger. Dabei hätte ich sie gerne begleitet. Aber sie kümmert sich dann doch lieber um Elsa, ihre betagte Tante, die sich allmählich aufs Sterben vorbereitet und ihr Haus ausräumt, Möbel verkauft, verschenkt, nur noch ein Stockwerk ihres Hauses nützt. Lebensende. Abschied. Trauerarbeit, die der Nochlebende leisten muss. Wieder eine Thematik, bei der ich mitgegangen wäre. Jedoch 

muss ich weiter und mich mit Astrid ihrer Nachbarin zuwenden, von der sie sich entfremdet hat, weil deren Sohn ein Tierquäler ist. Spannend. Wieder ein bewegendes Thema. Eltern, die erkennen müssen, dass ihre Nachkommen keineswegs nette, liebe Kinder sind, sondern Monster. Äh, sind sie das? Zwar gibt es ein Gespräch zwischen Astrid und ihrer Nachbarin über die Angelegenheit, die einzige Szene, die ich richtig gut finde, aber erschöpfend behandelt wird auch diese Sache nicht. Und dergleichen mehr. Nirgendwo gibt es einen Schwerpunkt. Jedes Thema ist gleichgewichtig.
Der angerissenen Themenbereiche ist kein Ende. Und nirgendwo darf man als Leser verweilen und sich adäquat auseinandersetzen. Nehme ich zur Kenntnis. Haken. Nehme ich zur Kenntnis. Haken. Dann lese ich doch lieber Zeitung. Dort steht das nämlich alles drin. Mit Hintergrund. Und im Detail. 

Fazit: Eine lose Aneinanderreihung zeitgemäßer Problematiken. Mehr Aufzählung als Roman. Von daher völlig belanglos. 

Frage: wie kommt dieser Roman auf die Shortlist des Deutschen Buchpreises? Vermutung: die Jury wird wohl keine Zeitungen abonniert haben und musste durch „Nebenan“ erst auf Stand gebracht werden. 

Kategorie: Roman.
Verlag: Luchterhand, 2022
Auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises 2022
Profile Image for Co_winterstein.
146 reviews10 followers
October 27, 2022
NEBENAN

Es gibt zwei Handlungsstränge im Roman,
den von Astrid - sie ist Ärztin und ca. 60 Jahre alt. Sie lebt mit ihrem berenteten Mann Andreas schon lange im Ort, und hat dort ihre drei Söhne groß gezogen und den Verfall der Kleinstadt miterlebt und
Julia - sie ist mit ihrem Ehemann Chris erst vor ein paar Monaten hergezogen und hat eine Töpferei eröffnet, die durch Onlinebestellungen gut läuft. Ihr sehnlichster Wunsch ist es, ein Kind zu bekommen und so dreht sich bei ihr alles um die begonnene Kinderwunschbehandlung.
Diese beiden Handlungsstränge werden Kapitel für Kapitel abwechselnd erzählt, sie berühren sich nur selten, z.B. als Astrid im Töpferladen von Julia einkauft. Sie entwickeln sich linear und kommen doch nie ganz zusammen.

Bilkaus' Sprache ist angenehm unaufgeregt, nicht explizit oder krude. Sie fließt sanft dahin, ab und zu gespickt mit Metaphern und Vergleichen, die sprachliche Bilder eröffnen.
Langsam baut sich die Spannung auf,
schnell bin ich in einen Leseflow geraten.

Bei all der Stille und Unaufgeregtheit steckt doch eine große erzählerische Kraft im Text, sie verdichtet sich nach und nach und so ist der Text nicht nur das Porträt zweier Frauenleben, sondern auch das einer verfallenden Kleinstadt. Mit der Jugendwohngruppe, die aus ihrem abrißreifen Haus ausziehen muss, mit Tante Elsa, die ihre Möbel verkauft, weil sie ihr Ende kommen sieht und Familie Winter, Julias Nachbarn, die auf einmal verschwunden sind ...
Der Handlungsort eine Kleinstadt in Norddeutschland, die mit Landflucht, also Abwanderung der jüngeren Generation zu kämpfen hat. Wenig Kultur und eine hohe Anzahl von leerstehenden Läden wegen teurer Mieten, Verfall der Gebäude (da Leerstand rentabler als Sanierung und Vermietung) zerstören die kleine Innenstadt.
Deshalb ist auch der Titel großartig gewählt, weil es sich um einen eigenen Mikrokosmos handelt, der hier beschrieben wird. Mir hat das Buch sehr gut gefallen.

Leseempfehlung für alle, die nicht nur auf "lautes Drama" stehen, sondern auch die leisen Töne mögen.
This entire review has been hidden because of spoilers.
Profile Image for hand.verlesen.
224 reviews37 followers
April 15, 2023
4,5 ⭐️
„Nebenan“ ist ein Buch, das leise und unaufdringlich eine düstere, bedrückende Atmosphäre erzeugt und mich damit schnell in den Bann ziehen konnte. Ich habe die Protagonistinnen und ihre Gedanken sehr gerne begleitet.
Es werden viele Themen angesprochen, die wichtig und aktuell sind und Raum zum Weiterdenken bieten. Den ein oder anderen Strang hätte ich mir doch gerne ausführlicher bearbeitet gewünscht.
Profile Image for Aylin Kuhls.
458 reviews
July 9, 2025
Sprachlich hat mir das Buch sehr gut gefallen und auch das Setting hat mein Interesse geweckt. Aber insgesamt werden mirzu viele Theme eröffnent, die alle im nichts verlaufen und nicht weiter verfolgt werden. Dadurch fühlt sich die Geschichte unvollständig an. Das kann man natürlich stilistisch so machen, das geht aber besser.

Trotzdem habe ich mich gerne in diese kleine Idylle und die Alltargsprobleme hineinbegeben. Sehr schön zum Entschleunigen und soziologisch betrachtet sehr präzise beobachtet.
Profile Image for Angela Heider-Willms.
Author 5 books4 followers
May 5, 2022
Ein Hörbuch, bei dem man einfach immer weiter zuhören will. Nicht nur weil man wissen will, wie es denn jetzt weitergeht. Sondern weil die Figuren einem ans Herz gewachsen sind. Zwei Frauen in verschiedenen Phasen ihres Lebens, deren Sorgen und Gedanken geradezu greifbar geschildert sind. Ganz ohne Schnörkel und Dramatik.
Profile Image for Wouter Zwemmer.
683 reviews39 followers
June 27, 2024
Rustig verteld verhaal met een stijl die klopt met de plaats van handeling en het verhaal.

Aantekeningen voor mezelf gemaakt. Eén grote spoiler.

Eén van mijn oudste en beste vriendinnen woont in Frankrijk in een oude boerderij op het platteland. Vlakbij een dorp met hoofdzakelijk oude mensen, met leegstaande winkels en met een café waar mensen komen die daar altijd komen om het zo maar uit te drukken. In het buitengebied hebben huizen geen adres met een straatnaam en nummer, maar een naam; kennelijk kennen de postbodes alle huizen bij naam. Er wonen mensen van allerlei pluimage; mensen die er geboren en getogen zijn, rijke mensen die Parijs ontvlucht zijn, plattelandsidealisten die er zijn gekomen om zo autonoom mogelijk te leven, of, zoals mijn vriendin, die er een tweede huis hebben naast hun appartement in Parijs en er de facto het hele jaar wonen. De mensen leven er hun eigen leven. Af en toe helpen ze elkaar omdat ze op elkaar zijn aangewezen. Mijn vriendin koopt eieren bij de buurman die haar weer helpt met haar bosmaaier als die in storing is. Buren halen boodschappen voor alleenstaande ouderen. Veel verwarming is nog met kachels en open haarden waarvoor hout moet worden gekapt en gezaagd - zwaar werk wat mensen samen doen in ruil voor een deel van de opbrengst. Enzovoorts. Het stel dat het centrale café runt, kookt een paar avonden per week waardoor je er voor een klein bedrag een maaltijd kunt krijgen zoals je moeder of partner die zelf thuis zou kunnen koken. Het is een romantisch en tegelijkertijd hard leven, meanderend met de seizoenen en waarbij wonen en leven werken inhoudt, nog los van het werk dat je moet doen voor inkomen. Maar ook een leven dat weinig inkomen vereist.

Cohesie
Bilkau schetst een plattelandsdorp in haar nadagen. Het vertrouwde beeld van leegstand, weinig jonge mensen want die trekken naar de stad, verlies van sociale cohesie, ook onder ouderen. “Wat is deze plek toch kapot, had Julia bij haar eerste wandeling hier gedacht. (…) Lege winkels, afbrokkelende façades, etalages die waren beplakt met vergeeld cadeaupapier. Het leek erop dat vooral telefoonwinkels, discountbakkers en snackbars het hier volhielden.” “Winkels die in galerijen voor amateurschilders waren veranderd, daaruit bestond de poging tot opwekking.” “Deze plaats was het tegenovergestelde van alles wat ze gewend was - de stadswijken die tot de laatste bouwkavel waren ontwikkeld, waar niets meer bestond wat onaf was, waar elke vierkante meter was ingepland en verkocht.” “Misschien heeft ze het mis, maar het lijkt alsof de connecties tussen mensen losser zijn geworden. Ze ziet het vooral bij ouderen, die onzichtbare levens leiden in hun vrijstaande huisjes.” “Hier in het dorp doet de burgemeester haar taken vrijwillig, naast haar baan.” “Van de bijna zevenhonderd inwoners vulden minder dan vijftig de enquête in.”

Twee vrouwen
In deze rafelige plaats leven de twee hoofdpersonen. Astrid, een sociaal begaan huisarts van begin zestig, getrouwd met de gepensioneerde leraar Andreas, op zoek naar een overnamekandidaat voor haar praktijk om met pensioen te gaan. Julia een dertiger, pottenbakster, die met haar vriend Chris, bioloog en onderzoeker, de stad ontvlucht omdat die te duur wordt en haar teveel in een maatschappelijk keurslijf dwingt: “Waar (moderne stadswijken, red.) geen ruimte meer was om iets nieuws uit te proberen, en zo nodig te falen en opnieuw te beginnen. Alles moest soepel verlopen. Dat vond zij beklemmend.” De tragiek van deze twee vrouwen is dat Astrid geen overnamekandidaat kan vinden en Julie niet zwanger raakt.

“Ze noemt het een ongeval, maar zegt on-geval. Net als huis-jurk. Een on-geval, niet iets wat uit de lucht komt vallen, geen ongelukkige of tragische gebeurtenis, nee, zo was Elsa’s woord niet bedoeld, het ging om iets vermijdbaars, iets wat voorkomen had kunnen worden, meerdere mensen hadden het gezien en deelden in de schuld.”

Niet zwanger
Andreas, Astrids man, voormalig leraar geschiedenis aan het lokale gymnasium, zet zich als “onbeholpen activist” in voor behoud van het jongerencentrum in de stad. Omdat Julia’s winkel zich er vlakbij bevindt, ontmoeten zij elkaar daar op straat. Astrid ondertussen ontvangt vage dreigbrieven van een anonieme afzender. En ze mist haar vriendin Marli. Marli verdween uit haar leven nadat Marli’s zoon betrokken bleek bij dierenmishandeling die ook nog een op social media was gepubliceerd. In de periode die daarop volgde groeide Marli weg van het dorp en verdween grotendeels. Af en toe komt Marli terug. Julia ondertussen zit in ivf-trajecten die mislukken. Haar man is het er maar half mee eens. Julia ziet overal tekenen van zwangere vrouwen en kleine kinderen. Toen ze nog in de stad woonde en leefde van tijdelijke banen, kreeg ze juist van werkgevers te horen dat ze vooral niet zwanger moest worden.

Onderdukking of vrijheid?
Julia volgt online gezinnen die overgeromantiseerde plattelandslevens propageren: grote gezinnen met veel kleine kinderen, jonge vitale ouders, moestuinen met prachtige opbrengsten, altijd mooi weer en frisse was die wappert in de wind, loslopende kippen en andere dieren op het erf… het Kleine Huis op de Prairie, too good to be true. Maar Julia droomt ervan: “ze moet ermee stoppen langs de foto’s te scrollen, maar ze houdt van deze werelden, en ze doorziet ze, en houdt alsnog van ze, ze zijn geënsceneerd, maar zo echt geënsceneerd, wie wil zijn leven nou niet zo kunnen ensceneren? De verlangens, die zijn echt. Wasgoed in de wind. Hier kon je daar honderdduizenden volgers voor interesseren. Was het onderdrukking of vrijheid?”

Halsoverkop
Astrids moeder is jong overleden, maar haar tante Elsa woont nog zelfstandig in het dorp. Astrid gaat regelmatig langs om een oogje in het zeil te houden. Elsa woont vlakbij Julia en Chris en belandt op een avond een beetje verward op blote voeten in Julia’s tuin, die haar binnenlaat en aandacht geeft. Tegenover Elsa woonde een alleenstaande moeder met drie kleine kinderen, die lijken halsoverkop te zijn vertrokken; er is geen beweging in het huis maar de brievenbus puilt uit van ongeopende post.

Bekijken?
Dit boek lijkt te gaan over hoe we altijd andere mensen bekijken, op onvolkomenheden, of op of zij succesvoller zijn dan wij, of gewoon uit nieuwsgierigheid. In dit boek houdt iedereen elkaar in de gaten. Zelfs de mensen die er niet zijn, de vertrokken buren, worden door Julia gevolgd als zij op het internet nieuwsberichten tegenkomt van een moeder met kleine kinderen die in een bos zou leven. En soms is de bekijker onbekend, zoals de schrijver van anonieme dreigbrieven. Ondertussen leidt al dat loeren nergens toe: alle hoofdpersonen worstelen met zichzelf en met hun verleden. Misschien is dit de boodschap van Bilkau, dat vergelijken en afkijken geen zin heeft, omdat je toch je eigen leven moet leven en vormgeven. We zijn alleen, het leven overkomt ons en het beste dat we kunnen doen is een diepgaande relatie met iemand anders aangaan: Astrid met haar tante Elsa, de partners Astrid en Andreas, en Julia en Chris, de oude vriendinnen Astrid en Marli…. Op het eind geeft Bilkau deze wijze, zij het nogal uitgekauwde raad: “Ze moet dit gevoel vasthouden. De zon die door het water stroomt, Chris en zij die door dit blauw zweven. Het vertrouwen van de twee meisjes op de trapeze, hoog boven de grond. Het vertrouwen in een ander.”
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