In einer ungerechten Gesellschaft kann das Bildungssystem nicht gerecht sein.
In diesem grundlegenden Buch analysiert Aladin El-Mafaalani aus unterschiedlichen Perspektiven die Probleme und paradoxen Effekte des Bildungssystems, seine Dynamik und seine Trägheit. Eine umfassende Diagnose, ein Plädoyer dafür, soziale Ungleichheit im Bildungswesen endlich in den Fokus der Bildungspolitik und -praxis zu rücken, und zugleich eine Absage an Visionen und Revolutionen: Es geht darum, was jetzt wichtig und realistisch ist. »Mit Bildung löst man kein einziges der großen gesellschaftlichen Probleme, etwa die vielen offenen Fragen der Digitalisierung, den fortschreitenden Klimawandel oder den Umgang mit globaler Migration. Selbst die aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung oder die Konzentration von Problemlagen in bestimmten Stadtteilen wird sich durch eine Ausweitung und Aufwertung von Bildungsinstitutionen nicht abschwächen. Es geht um eine Verringerung von Chancenungleichheit, um die Erweiterung von Erfahrungshorizonten und Zukunftsperspektiven für alle Kinder und um die Vorbereitung der nächsten Generationen auf die unbekannten Herausforderungen einer zunehmend komplexer werdenden Gesellschaft. Nur darum geht es. Nicht mehr und nicht weniger.«
Aladin El-Mafaalani ist Soziologe und Inhaber des Lehrstuhls für Erziehung und Bildung in der Migrationsgesellschaft an der Universität Osnabrück. Er ist dort sowohl am Institut für Erziehungswissenschaft als auch am Institut für Migrationsforschung und interkulturelle Studien (IMIS) angesiedelt. Gleichzeitig betreut er als Beauftragter des NRW Ministeriums für Kinder, Familie, Flüchtlinge und Integration (MKFFI) die "Koordinierungsstelle für muslimisches Engagement in NRW" und ist Mitglied des Beirats für Teilhabe und Integration des Landes NRW.
Aladin El-Mafaalani ist Autor und Herausgeber zahlreicher wissenschaftlicher Schriften, darunter zehn Bücher und über 100 Artikel in Zeitschriften, Sammelbänden und Handbüchern. Er ist einer der Herausgeber der Zeitschrift für Migrationsforschung. Seine Forschungsarbeiten sind mehrfach ausgezeichnet worden, u.a. mit dem Augsburger Wissenschaftspreis für interkulturelle Studien, dem Dissertationspreis des Kulturwissenschaftlichen Instituts in Essen und dem Deutschen Studienpreis der Körber-Stiftung. Auch für sein öffentliches Wirken erhielt er mehrere Preise, u.a. den Preis für herausragende Leistungen auf dem Gebiet der öffentlichen Wirksamkeit der Soziologie der Deutschen Gesellschaft für Soziologie sowie den Lissabon-Preis für Wissenschaft-Praxis-Transfer der Hochschule Münster.
El-Mafaalani gibt eine gute Übersicht über das deutsche Schulsystem und zeigt, wie darin soziale Ungleichheit reproduziert wird. Seine Feststellungen sind nicht neu: dass in Deutschland die Herkunft maßgeblich den Bildungserfolg beeinflusst ist seit 50 Jahren bekannt. Für Leser, die sich noch nicht viel mit dem Thema beschäftigt haben ist das Buch aber eine gute Einführung.
Die Ersten Kapitel zeigen, welche Mechanismen zur ungleichen Verteilung von Bildungschancen führen. Gleichzeitig wird darauf hingewiesen, dass soziale Ungleichheiten in der Gesellschaft und nicht im Bildungssystem entstehen. Dort können diese aber verstärkt werden.
Im abschließenden Kapitel über Bildung der Zukunft stellt der Autor dann seine Ideen vor, um diese Ungleichheiten zu reduzieren. Das Kapitel hat mir weniger gefallen, weshalb ich zwei Sterne abziehe. Während ich einige Vorschläge, wie multiprofessionelle Teams und den Ausbau des Ganztags, begrüße, halte ich andere seiner Ansätze für falsch, oder zumindest für nicht ausreichend erklärt und begründet. Warum ist Bildungsföderalismus gut? Warum sollten zwei Schulformen existieren, wenn erwiesen ist, dass mehr Wahlmöglichkeiten zu sozialer Selektion führen? Manche seiner Ansichten stellt El-Mafaalani einfach als „Tatsachen“ dar.
Trotzdem ist es ein empfehlenswertes, gesellschaftskritisches Buch, indem die Zusammenhänge einfach und übersichtlich erklärt werden.
Buchtitel: Mythos Bildung - Die ungerechte Gesellschaft, ihr Bildungssystem und seine Zukunft Autor: Aladin El-Mafaalani Verlag: Kiepenheuer & Witsch ISBN: 9783462053685 Ausgabe: E-Book Erscheinungsdatum: 13.02.2020
Inhalt: "In einer ungerechten Gesellschaft kann das Bildungssystem nicht gerecht sein. In diesem grundlegenden Buch analysiert Aladin El-Mafaalani aus unterschiedlichen Perspektiven die Probleme und paradoxen Effekte des Bildungssystems, seine Dynamik und seine Trägheit. Eine umfassende Diagnose, ein Plädoyer dafür, soziale Ungleichheit im Bildungswesen endlich in den Fokus der Bildungspolitik und -praxis zu rücken, und zugleich eine Absage an Visionen und Revolutionen: Es geht darum, was jetzt wichtig und realistisch ist. »Mit Bildung löst man kein einziges der großen gesellschaftlichen Probleme, etwa die vielen offenen Fragen der Digitalisierung, den fortschreitenden Klimawandel oder den Umgang mit globaler Migration. Selbst die aufgeheizte gesellschaftliche Stimmung oder die Konzentration von Problemlagen in bestimmten Stadtteilen wird sich durch eine Ausweitung und Aufwertung von Bildungsinstitutionen nicht abschwächen. Es geht um eine Verringerung von Chancenungleichheit, um die Erweiterung von Erfahrungshorizonten und Zukunftsperspektiven für alle Kinder und um die Vorbereitung der nächsten Generationen auf die unbekannten Herausforderungen einer zunehmend komplexer werdenden Gesellschaft. Nur darum geht es. Nicht mehr und nicht weniger.« Aladin El-Mafaalani "
Meinung: Zuallererst möchte ich mich bei NetGalley, dem Verlag und beim Autor für dieses Rezensionsexemplar bedanken! Ich möchte auch direkt schon mit dem Inhalt loslegen. Dieser hat mich aufgrund meines eigenem Studiums sehr interessiert. Generell bin ich ja selbst der Meinung, dass des Bildungssystem noch häufiger im Mittelpunkt stehen könnte, als es das tut. Denn gerade dabei sollte nach den letzten Jahren aktiv nach Lösungen gesucht werden. In letzter Zeit wurde nämlich immer wieder bewiesen, dass einige Bildungssysteme eine Reform bitter nötig hätten. Genau das bringt auch der Autor zur Sprache. Dazu wird dem Leser die recht komplexe Lage mit kleineren Portionen näher gebracht: Vom Bildungsbegriff, über Chancengleichheit und dem Thema Leistungsabfall, bis hin zur Thematik Armut. Was ich besonders spannend finde, ist das Ende des Buches, in dem der Autor auch ein wenig die mögliche Zukunft im Bildungssystem beleuchtet. Der Schreibstil ist überaus flüssig und vor allem das erwähnte Aufteilen des doch komplexen Inhaltes macht das Lesen sehr angenehm.
Fazit: Alles in allem ist es ein richtig gutes Sachbuch zum Thema Bildung und Bilduntssystem, welches ich an jeden weiterempfehlen würde, der sich für die Thematik interessiert oder in diesem Bereich arbeitet!
Ich fand das Buch sehr interessant und es bietet eine wichtige Sicht auf das Bildungssystem. Der Fokus liegt dabei zwar auf Deutschland, doch es gibt auch viele Ähnlichkeiten zu der Schweiz und auch Dinge die so wohl allgemein gültig sind. Für mich gab es ein paar Teile die sich etwas wiederholten oder wo ich mir noch etwas mehr Praxisnähe gewünscht hätte, doch insgesamt würde ich das Buch wirklich empfehlen, es werden sehr wichtige Dinge angesprochen und gut erklärt, wie beispielsweise, dass das Bildungssystem Ungerechtigkeit aufrecht erhält und "legitimiert".
Vielleicht hatte ich aufgrund des großen Hype um das Buch zu große Erwartung. mM nach unnötig komplex geschrieben. Ich hätte mir einen kürzeren Analyseteil und dafür mehr konkrete Lösungsvorschläge gewünscht. Bin gespannt auf die Meinung meines Freundes, der angehender Lehrer ist und daher vermutlich eine größere Expertise zum Urteilen über das Buch besitzt.
Zugänglich und gleichzeitig hochkomplex. Sowohl für Lehrkräfte, Einsteiger*Innen, als auch bildungsaffine Menschen aus anderen Berufen. El-Mafaalani setzt das Bildungssystem gekonnt in den Kontext gesamtgesellschaftlicher Prozesse und Mechanismen, so wie der Sozialpolitik, des Leistungsprinzips und des Selektionsmechanismus. Auch wenn ich aus theoretischer und internationaler Perspektive die komplette Ablehnung des vollständigen Umdenkens der Bildungslandschaft nicht trage, gibt El-Mafaalani für seine Einschätzung gute Argumente. Insgesamt sehr evidenzbasiert - seine sehr umfangreiche Expertise bezüglich Bildung, Habitus, Soziologie und sozialer Ungleichheit kommt an vielen Stellen raus. Das Buch bietet, wie vom Autor auch so versprochen, keine radikalen, einfach umzusetzenden Modelle, die unabhängig der lokalen Rahmenbedingungen überall funktionieren können. Aber, ganz im Sinne seines Ziels nach mehr strukturierter Partizipation und Mitgestaltung von sozial benachteiligten Gruppen, ermöglicht das Buch einen kritischen, systematischen und historischen Blick auf die jetzigen Rahmenbedingungen und Möglichkeiten, die wir innerhalb des dt. Bildungssystems haben. Ich bin gespannt, wie sich einige dieser Ideen entwicklen werden. Sehr empfehlenswert.
Aladin El-Mafaalani hat mir mit "Mythos Bildung" einen unglaublich lehrreichen Überblick über das deutsche Bildungssystem gegeben, während er sich sowohl auf Studien und Fakten, zugleich aber auf seine eigenen Erfahrungen als Lehrender innerhalb dieses Systems gestützt hat.
Obwohl ich die zusammenfassende Analyse des Bildungssystems als gelungen bezeichnen würde, bin ich trotz dessen der Meinung, dass das letzte Kapitel (VI Bildung der Zukunft) in seiner Ausarbeitung eher von geringer Qualität ist (im Vergleich zu den restlichen Kapitel).
Ich persönlich hätte mir hier eine intensivere Auseinandersetzung mit seinen genannten Lösungen und Reformen für das Bildungssystem der Zukunft gewünscht. Viele seiner Punkte sind wage oder gar nicht ausgeführt, teilweise fehlt es an Belegen und Quellen und an einigen Stellen werden eigene Behauptungen El-Mafaalanis durch seine präzise Wortwahl als Fakten ausgegeben.
Abgesehen von den oben genannten Kritikpunkten würde ich das Buch nichtsdestotrotz weiterempfehlen. Auch Quereinsteigern, welche sich intensiver mit dem Thema Bildung beschäftigen wollen.
Das Buch von El-Mafaalani bietet eine spannende Einleitung in bildungstheoretische Überlegungen. Dass er Fan von Bourdieu und dessen Habituskonzept sowie seinem reproduktionstheoretischen Entwurf ist, ist kaum zu übersehen. Nichtsdestotrotz widmet sich El-Mafaalani ausgiebig dem komplexen Verhältnis von sozialer Ungleichheit und Bildung. Dabei geht er auf verschiedene soziologische Paradoxien ein, die der erhitzten Debatte um Kompetenzen, Schulformen und Co. ein bisschen den Wind aus den Segeln nehmen, aber gleichzeitig zum Ende des Buches hin auch pragmatische Lösungsansätze (Ausbau des Ganztags, Schließung der Hauptschulen, späterer Übergang an weiterführende Schulen, Verhältnis zu Digitalisierung) eingeht. nur 4 Sterne, da teilweise ein bisschen wenig empirischer Unterbau, gerade gegen Ende, auch wenn er das selber deutlich macht. Außerdem hat er wirklich keinen schönen Schreibstil, was schade ist, weil das, was er sagt, dafür umso besser ist.
Dieses Abhandlung zur aktuellen Situation der Bildung in Deutschland ist sehr fundiert und es zeigt, das Aladin El Mafaalani als profunder Kenner des Bildungssystem, sehr ausfuehrlich die aktuelle Situation analysiert, diagnostiziert und dargestellt hat. er zeigt wo seiner Meinung nach Bedarf ist zu handeln. Es ist sehr inspirierend seine Perspektive auf das System kennenzulernen und seine Vorschlaege zur Optimierung zu lesen.
In klarer gut lesbarer nicht akademischer Sprache ist dieses Werk jedem zu empfehlen, der sich mit dem Thema beschaeftigt, ob es Lehrkraefte, Eltern , Studenten oder Interessierte Buerger sind.. Mir persoenlich haette noch eine kurze Erklaeung gefehlt, warum sich der Autor gegen groessere Veraenderungen ausspricht.
Vom Stil irgendwo zwischen populärwissenschaftlich und einfach zu lesen, Argumentationsketten und Struktur wie man sie von wissenschaftlichen Arbeiten kennt.
Inhaltlich auf den Punkt gebracht, mit Beispielen untermauert und faktisch, zumindest meistens, mit Literaturangaben belegt. Deskriptiv hervorragend mit einigen Vorschlägen zur Besserung.
Als jemand, der das Bildungssystem als Migrant einer sehr armen Familie erlebt hat und mit viel Glück und ein wenig Verstand den sozialen Aufstieg geschafft hat, hat hier viel "Klick" gemacht.
Die Interviews auf Jung & Naiv (bei Youtube zu finden) waren der Wegweiser und ebenfalls extrem informativ.
Für mich als Laien (bzw. Halblaien ich war ja schließlich auch mal in der Schule und Universität) der über die Thematik Schule nur noch im sozialpolitischen Kontext stolpert ein überaus wertvolles Buch. El-Mafaalani weiß die Thematik so simpel und eindringlich wie möglich zu beschreiben ohne dabei in ideologisches Geschwafel zu verfallen. Auch seine Lösungsansätze sind an der Realität orientiert, weshalb sie relativ nüchtern ausfallen. Ich bin vom Autor sehr überzeugt und freue mich schon mehr wertvolle Einblicke zu gewinnen bzw. andere Publikationen zu lesen.
Das Buch enthält wirklich viele interessante und auch wichtige Aspekte. Vieles, das mir in Hinblick auf unser Bildungssystem noch unbekannt war, hat mich wirklich überrascht. Leider war das Lesen des Buchs ab ca. der Hälfte wirklich anstrengend. Sehr viele Kapitel sind meiner Meinung nach extrem (unnötig) komplex geschrieben, ich hatte oft das Gefühl eine wissenschaftliche Arbeit an der Uni zu lesen. Vielleicht bin ich auch die falsche Zielgruppe, es ist allerdings schade, dass das Buch so komplex geschrieben ist, da seine Ideen so sicherlich einem Teil der Bevölkerung verborgen bleiben.
Die Analyse des Ungleichheitsverhältnisses ist wirklich gut gelungen. Seine Vision der zukünftigen Bildung wirkt eher anämisch und inspirationslos. Ferner schreibt er selber im letzten Kapitel, dass seine Ideen auf bereits partiell umgesetzten oder in Planung befindlichen Reformen basieren. Die momentane Unterrichtspraxis der Lehrer wird teils auch sehr romantisiert dargestellt. Dennoch eine sehr gelungene Analyse des Status quo und der damit verbundenen Probleme.
“Unsere Gesellschaft ist ungerecht zu Kindern. Das ist keine Übertreibung. Etwa 20% aller Kinder in Deutschland wachsen in Armut auf. Damit ist das Risiko, arm zu sein, in keiner Altersgruppe so groß wie bei Kindern. Sie sind arm, weil ihre Eltern arm sind. Um selbst nicht arm zu bleiben, ist das Bildungssystem ihre einzige Chance. Das Bildungssystem macht aber eher den Anschein, als würde das niemanden interessieren.”
Mindestens alle (angehenden) Lehrer:innen sollten dieses Buch gelesen haben, aber es ist für jede Person zu empfehlen. Es ist so pointiert geschrieben und inhaltlich spannend. Bester Mann. Alle Kapitel haben mich abgeholt, aber das letzte Kapitel mit Vorschlägen für die Zukunft war die Kirsche auf der Sahnetorte. Das ist es, was in so vielen Büchern fehlt: Lösungsorientierung. Problemanalyse gibt’s überall. Aber Aladin El-Mafaalani schafft es, es rund zu machen.