Ein Blick hinter die Kulissen des Politikbetriebs Politiker müssen etwas zu sagen haben, aber Reden ist auch gefährlich. Jeder Satz kann aus dem Zusammenhang gerissen, auf die Goldwaage gelegt und vom politischen Gegner bewusst fehlinterpretiert werden. Nichts ist so einfach wie man es gerne hätte, aber komplizierte Sachverhalte zu erklären ist in Zeiten von kurzen Aufmerksamkeitsspannen eine besondere Herausforderung. Oft müssen Themen wie die Veräußerungserlösgewinnsteuer erst einmal »übersetzt« werden, um auf ihre Relevanz für Bürgerinnen und Bürger hinzuweisen und damit ihr Interesse zu wecken.
Wer in der Politik erfolgreich sein will, lernt früh das zu sagen, was die Wählerinnen und Wähler vermeintlich hören wollen. Und das können auch Halbwahrheiten sein.
Gregor Gysi erklärt, wie Kommunikation im politischen Betrieb funktioniert, warum die Abgeordneten nicht nach Professionalität aufgestellt werden, welche Redezeitbegrenzungen im Bundestag gelten, warum er sich in Talkshows vor allem an die Zuschauer wendet und weniger an die Mitdiskutanten, wie unterschiedlich Printmedien und Talkshows funktionieren und wie wichtig, aber auch wie schwierig es ist, Sachverhalte vereinfacht und zugleich korrekt darzustellen. Ein anekdotenreicher Blick hinter die Kulissen des Politikbetriebs.
Gregor Gysi schreibt über den Gebrauch von Sprache in der Politik und über seinen persönlichen Werdegang. Das Buch hat mir gefallen, da Gysi viele Anekdoten aus seinem Leben auf sehr unterhaltsame und sprachlich spielerische Weise erzählt. Zudem fand ich sympathisch, dass Gysi sich interessiert an abweichenden Standpunkten zeigt, und auch mit politischen Gegnern einen ernsthaften Austausch anstrebt, obwohl er lange Zeit in der Öffentlichkeit vielen Anfeindungen ausgesetzt war. Diese empathische, reflektierte und undogmatische Art hat mir sehr zugetan.
Thematisch gibt er zudem viele interessante Einblicke hinter die Kulissen der DDR und der Wendezeit. Zum Nachdenken gebracht haben mich die Kapitel, die sich kritisch mit den Auswirkungen unserer schnelllebigen Mediengesellschaft auf die heutige Politik auseinandersetzen.
Kleinen Abzug gibt es dafür, dass die Kapitel teilweise keinem roten Faden folgen, was es an manchen Stellen (v. a. am Anfang) schwierig macht, dem Autor immer zu folgen. Trotzdem fand ich das Buch sonst so gut, dass es 5 Sterne gibt.
"Menschen, die man bedingungslos ernst nimmt, findet man unwillkürlich interessant, herausfordernd und respektabel, selbst wenn man jemanden ablehnt"
Die größte Stärke dieses Buches sind die im Anhang angefügten Reden Gysis im Bundestag. Diese sind, wie man es von ihm gewohnt ist, aus einem guten Inhalt und schöner Sprache bestehend. Sie werten das Buch immens auf. Der restliche Teil des Buches glänzt auch mit der Artikulations Gabe von Gregor Gysi, nur leider bleibt der Inhalt oberflächlich. Es wirkt wie eine nette Plauderei, allerdings über das Thema der Rhetorik, lernt der Leser nicht allzuviel neues, sollte er sich bereits im Vorfeld mit Politik und politischen Reden befasst haben. Dies ist gewiss bei einem Großteil der Leser der Fall, da ich mir schlecht vorstellen kann, dass ein nicht an Politik interessierter Mensch zu diesem Buch greift.
Eigentlich sind es eher 3,5 Sterne. Das Buch war auf jeden Fall interessant und hat spannende Einblicke in die Hinterbühne der Politik gegeben. Witz hat auch nicht gefehlt. Basierend auf dem Titel und der Beschreibung hätte ich vielleicht ein bisschen was anderes erwartet. Hätte ich den Vollpreis dafür bezahlt (war ein Fund beim Bücherei-Flohmarkt) hätte ich mich vermutlich geärgert, aber so war es okay.
Ich habe „Was Politiker nicht sagen … weil es um Mehrheiten und nicht um Wahrheiten geht“ nicht gelesen, sondern gehört – und das war eine ausgezeichnete Entscheidung. Gregor Gysi liest selbst, was dem Hörbuch eine besondere Tiefe und Authentizität verleiht. Gegen Ende gibt es sogar Originalaufnahmen einiger seiner Bundestagsreden – ein echtes Highlight.
Das Buch ist mehr als eine Abhandlung über politische Rhetorik. Gysi nimmt uns mit in den Maschinenraum der Politik: voller Anekdoten, kluger Beobachtungen und bissiger Kommentare. Dabei bleibt er seinem Stil treu – verständlich, pointiert, mit viel Charme und Witz. Wer ihn aus „Missverstehen Sie mich richtig“ oder seiner Autobiografie „Ein Leben ist zu wenig“ kennt, wird sich sofort zu Hause fühlen.
Es geht um Sprache, Macht, Wahrheit – und die Kunst, in der Politik das Richtige zu sagen, auch wenn es manchmal unbequem ist. Ein intelligentes, unterhaltsames Buch, das politische Hintergründe verständlich macht und dabei nie belehrend wirkt.
Unbedingt als Hörbuch empfehlen – Gysi gehört gehört!
Das Buch ist nicht grottenschlecht, es ist aber auch nicht gut. Ganz nett zu lesen, wirklich was mitnehmen konnte ich nicht. An vielen Stellen blieb es leider recht oberflächlich und wirkte eher wie eine Plauderei Gysis - je nachdem was halt gerade irgendwie passt. Das ist seine Art und ich finde ihn eigentlich sehr sympathisch, aber dieses Buch erschien mir alles in allem nicht wirklich schlüssig und ich verstehe nicht ganz, was eigentlich ausgedrückt werden sollte. Am Ende sind ein paar Reden Gysis im Bundestag zu lesen, das war ganz interessant, aber auch nicht überragend und für mich mehr oder weniger das Highlight des Buches.
Ich habe das Buch ursprünglich gekauft, weil ich auf sie schnelle dachte, dass es eine Art Biografie über sein politisches "Leben" ist. Allerdings ist es mehr eine Art Rethorikkurs und ein Einblick in seine Interpretation und Erfahrungen von der Redensart und den damit verbundenen Re rethorischen Spielchen der Politiker:innen. Dabei kommt er natürlich nicht um ein wenig eigenes spielen mit Worten herum, was ihm ja auch gegönnt sei, er ist nunmal einer der Besten, was das angeht. Abschließend: Ein gutes Buch, dass gut zu lesen ist, aber nicht meine rethorische Welt verändert hat. Wenn es geht, würde ich 3,4 Sterne geben :))
Ein informatives Buch über die aktuelle politische Landschaft in Deutschland. Auch die (modernen) Medien werden durch Gysi näher betrachtet, was ich als (zumindest studierte) Medienwissenschaftlerin sehr interessant fand — unter anderem geht Gysi auf Social Media und deren Implikationen auf den politischen Alltag ein, Reezos Video über die CDU wird unter anderem angesprochen. Und Gysi schreibt ehrlich, fachlich aber auch unterhaltend und gut verständlich (auch für Politik-Laien, wie ich es bin).
Ich mochte Gregor Gysi ja bereits vorher, aber dieses Hörbuch hat ihn noch so viel sympathischer und nahbarer gemacht, sodass man seine politischen Ansätze und zeitgleich ihn als Person besser nachvollziehen kann. Tatsächlich fand ich auch sehr amüsant, dass ich vor ein paar Semestern ein Rhetorikseminar besucht hatte, in welchem wir eine Gysi Rede besprochen haben, und nun höre ich mir dieses Hörbuch an, wo dieser ebenso über seine und die generelle Rhetorik der Politik spricht. Ebenso fand ich die zum Schluss hinzugefügten Reden sehr treffend gewählt.
Gregor Gysi schreibt in diesem Buch über die Rolle der Rhetorik im politischen Betrieb. Vordergründig erzählt er aber einige Geschichten aus seinen Jahren in der Politik und reflektiert die aktuelle Debattenkultur. Ein schnell zu lesendes Buch mit kurzen, interessanten Kapiteln, das die Welt jedoch nicht verändert.
Sehr angenehme Lektüre, aus der ich viel mitgenommen habe. Ich finde den Titel allerdings irreführend. Es geht um Rhetorik und Sprache in der Politik und ich finde, das hätte man treffender anteasen können.
Das Buch gibt einem einen guten Einblick in die politische Arbeit, bei der es vor allem darum geht Mehrheiten für eine Sache zu gewinnen. Um all das besser zu erläutern zeigt der Autor mit Hilfe von einigen Anekdoten wie sich all das seit der DDR verändert hat. Und vor allem was für einen Einfluss die Medien mittlerweile haben. Schließlich sehen nun viel mehr Leute die Reden und somit ist es enorm wichtig die Worte mit Bedacht zu wählen, zumal all das gerne aus dem Kontext gerissen wird. An vielen Beispielen macht Gysi deutlich wie wichtig es ist die Zusammenhänge zu kennen und diese zu beleuchtet. Leider wird das immer schwieriger, weil die Medien gerne sehr kurze Beiträge haben und die müssen dann die Zuschauer voll umfänglich informieren und unterhalten.
Obwohl ich es schon von den Reden und Interviews des Autors gewohnt bin, hat mich das hohe Sprachniveau doch sehr überrascht. Das macht die Lektüre recht anspruchsvoll und nicht immer ist es leicht das Wort aus dem Kontext heraus zu verstehen.
Über die politische Rhetorik erfährt man in diesem Buch eine Menge und allen voran wird gezeigt wie sich diese seit der Antike verändert hat. Mithilfe dieser versuchen Politiker die Menschen zu erreichen und am Besten noch diese für sich zu gewinnen. Es ist spannend zu sehen wie schnell sich das alles vor allem in den letzten Jahrzehnten auch wegen der Medien verändert hat. Und natürlich weil heute die Ansprüche ganz anders sind. Es ist nun einmal mittlerweile sehr leicht herauszufinden, ob diejenigen tatsächlich ihre Versprechen einhalten. Und ob sie wie ein Fähnchen im Wind agieren, oder ihren eigenen Idealen treu bleiben.
Mit all den genannten Punkten hat Gysi vor allem bewirkt, dass ich mal genau über etliche Reden von Politikern nachgedacht habe und in Zukunft auf einiges vermehrt achten werde. Zum Beispiel darauf, wie lange derjenige braucht um zum Punkt zu kommen und wie viele leere Worthülsen er bis dahin braucht. Schließlich ist es in unserer schnelllebigen Zeit enorm wichtig, dass ein Politiker weiß was er sagen will und genau das auch vermitteln kann ohne dafür eine extra für ihn geschriebene Reden nutzen zu müssen. Worte haben nun einmal enorm viel Macht und genau das sollten Politiker auch zu nutzen wissen.
Ein weiterer spannender Aspekt bezüglich der Medien wird ausführlich diskutiert, nämlich die Selbstinszenierung der einzelnen Personen. Mittlerweile ist es das ja schon Gang und Gäbe und das machen sich vor allem gerne die PR-Teams in Wahlkampfzeiten zu Nutze. Passen dazu wird der Populismus beleuchtet, der immer mehr Raum einnimmt. Beides scheint heutzutage viel wichtiger als tatsächlich etwas zu erreichen und vor allem zu verändern. Dabei ist es enorm wichtig als Politiker Profil zu zeigen und wichtige Diskussionen anzustoßen. Schließlich lebt eine Demokratie von ihrer Debattenkultur und der stetigen Veränderung.
Fazit: Mich hat das Buch definitiv nachdenklich gestimmt und in Zukunft werde ich noch mehr darauf achten, wie Politiker bestimmte Sachverhalte darstellen. Und welche Narrative sie bedienen und natürlich wofür sie das alles machen.
Was Politiker nicht sagen, sagt auch Gregor Gysi nicht. Das wäre auch zu viel verlangt. Das ist also offensichtlich überzogene Versprechung des Ullstein Verlags. Was er stattdessen in den 266 Paperback-Seiten unterbringt, sind seine Reden, Diskussionsbeiträge, Reaktionen darauf und in Auszügen seine eigene Historie. Damit beleuchtet er auf eine sehr unterhaltsam subjektive Art ein Stück Deutscher Geschichte. Für mich war es eine Lektüre ohne Reue (das war bisher nicht bei jedem Buch der Fall) – empfehlenswert.
What Politicians Don't Say by Gregor Gysi
What politicians don't say, Gregor Gysi doesn't say either. That would be asking too much. So, this is obviously an exaggerated promise of his publisher Ullstein Verlag.
Instead, what he manages to fit into the 266 paperback pages are his speeches, contributions to discussions, reactions to them, and excerpts from his own history.
In doing so, he sheds light on a piece of German history in a very entertainingly subjective way. For me, it was a read without regrets (which hasn't been the case with every book so far) – recommendable.
Gregor Gysi ist ein hervorragender Rhetoriker und Autor, keine Frage. Ich hatte mir jedoch einen etwas abstrakteren Blick auf das Thema gewünscht. Schließlich kann kein Wähler Politiker leiden, die sinnlos herumschwafeln und eindeutig ideologiegetrieben sind. Stattdessen ist "Klartext" ein wertvolles Gut, auch wenn es in manchen Diskussionen zum rechten Kampfbegriff verkommt. Warum setzen Politiker immer wieder auf diese Worthülsen, obwohl man es ihnen körperlich ansieht, dass sie gerne das sagen möchten, was sie wollen, aber nicht können? Ist es die Juristenpest in den Landtagen oder im Bundestag, dass jeder immerzu Angst vor den Folgen seiner Aussagen hat? Gregor Gysi hätte das, als in großen Teilen unideologischer Mensch, wie er sich selbst bezeichnet, erhellen können. Stattdessen gibt es reihenweise Anekdoten von politischen Debatten und einen Erklärungsversuch, warum gerade er Vorsitzende der SED-Nachfolgepartei werden musste. Das liest sich immer noch sehr schlüssig und flüssig, einen Blick auf das große Ganze erhält der Leser jedoch leider nicht.
Gysi kann etwas ganz Faszinierendes, er nimmt ein staubtrockenes Thema und verwandelt es in ein unterhaltsames und lehrreiches Buch.
Mittlerweile lese ich ganz gerne mal das ein oder andere Buch über Wirtschaft oder Politik, aber bei keinem konnte ich bisher sagen, dass ich auch wirklich gut unterhalten wurde. Gysi beweist, dass Wissensvermittlung und Politik nicht langweilig sein müssen. Alles was es braucht ist die richtige Art es zu vermitteln. Er verlegt sich dabei aus eine Mischung aus Fakten und Anekdoten.
Ehrlich gesagt hatte ich zunächst etwas anderes von diesem Buch erwartet, ich dachte es ginge doch etwas stärker um Rhetorik und zwischen den Zeilen reden. Die Quintessenz die ich mitnehme ist, dass ein guter Redner in erster Linie auch ein guter Zuhörer sein muss und die Botschaft klar und deutlich ankommen sollte. Ich bin froh, dass meine Erwartungen nicht erfüllt wurden, denn durch den medien- und gesellschaftskritischen Aspekt wurde das Buch besser als erwartet.
"Oh, wie sympathisch" - Das ist die erste Reaktion, die ich auf den Gysi spontan immer habe, auch als ich dieses Buch als Geschenk auspackte. Was der Gysi jedoch auch ist: Manchmal vielleicht ein wenig zerstreut trotz eines rhetorischen Talents. So schrieb er dieses Buch als eine Kombination aus Grundsatzprogrammforderung, Rhetorikkurs und Anekdotensammlung - naja, es ist weniger Kombination als zu Teilen Zusammengeklatschtes. Nichtsdestotrotz ist einiges Aufschlussreiches aus dem Buch zu entnehmen und trotz des zuweilen wilden Satzbaus und der vielen Haken, die beim Themenwechsel geschlagen werden, bleibt das Buch im Insgesamten verständlich. 3/5 Sternen, man kann es lesen, muss es aber nicht.
Typisch Gysi: witzige, kurze Anekdoten aus seinem politischen Leben. Im Grunde offenbart er zum Thema Rhetorik nichts Neues. Dennoch sehr unterhaltsam. Liest sich schnell runter für zwischendurch. Sein Wortwitz und seine Pointiertheit machen zwischendurch immer wieder gute Laune.