Unter den Passagieren eines Flugs nach Seattle ist ein Mann mit einem Aktenkoffer. Er wird als Dan Cooper in die Geschichte eingehen und doch ein Unbekannter bleiben. Mit einer selbst gebauten Bombe erpresst er eine hohe Summe, springt mit dem Fallschirm ab und verschwindet. Jens Eisel erzählt feinfühlig von einem Vietnamveteranen, der alles wagt, um seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Und von einer Crew, die alles dafür tut, ein friedliches Ende zu sichern.
Ein semidokumentarischer Roman über den Mut der Verzweiflung, die Zukunftsgläubigkeit der USA unter Nixon und die Härte des Lebens.
Eine nicht sehr interessante und unbeholfene Bearbeitung eines mäßig interessanten Ereignisses. Es fehlt eine klare Idee, so wirkt vieles überflüssig, wenn man es allerdings weglässt, bleibt kaum noch etwas übrig. Die Behandlung politischer und gesellschaftlicher Themen der Zeit (1970er in den USA) wirkt unbeholfen, erzwungen und wenig diffferenziert. Rassismus, Feminismus, Sozialismus, Vietnam-Krieg -hier wird einfach alles in einen Topf geworfen. Was aber kaum auffällt, da das bestenfalls Hintergrundmusik ist und zur Geschichte leider nichts beiträgt. Die Charaktere sind sehr oberflächlich, ihre Charakterisierung ist faul, Entwicklungen gibt es nur minimal bei der Protagonistin. Überhaupt passiert gar nichts allzu aufregendes. Vielleicht wäre die Handlung aufregender, wenn sie nicht die Charaktere regieren würde, anstatt andersherum.
Offenbar ist dieser Roman in die True-Crime-Falle getappt anzunehmen, aus der Wiedergabe der Ereignisse würden sich schon genug Erkenntnisse ergeben. Leider ist dem nicht so, mal abgesehen davon, dass man in diesem Fall auch den detaillierten Wikipedia-Artikel zum Fall Dan Cooper lesen könnte. Alles, was mit "künstlerischer Freiheit" hinzugefügt wurde, ist dürftig.
Immerhin ist der Romane extrem kurz, den kann man in einem Nachmittag einfach so weglesen. Leider fühlt sich trotzdem oder gerade deshalb vieles sehr überflüssig an.
«In meinem Koffer befindet sich eine Bombe. Falls nötig, werde ich von ihr Gebrauch machen. Ich möchte, dass sie sich neben mich setzen. Das ist eine Entführung.»
USA, 1971: Ein ganz normaler Flug nach Seattle, das Bordpersonal freut sich auf den Feierabend. Doch unter den Passagieren befindet sich ein Mann mit einem Aktenkoffer auf dem Schoß. Er wird als Dan Cooper in die Geschichte eingehen und gleichzeitig ein Unbekannter bleiben. Ruhig und gelassen sitzt er dort und teilt der Stewardess mit, in seinem Köfferchen befände sich eine Bombe. Er macht kein Aufhebens, verlangt lediglich 200.000 Dollar und vier Fallschirme bei Landung. Die Fahrgäste dürfen dann aussteigen, das Flugzeug soll auftanken und weiter geht es an einen Ort, den er bekanntgeben wird.
«Obwohl sie die Sätze zweimal gelesen hatte, erinnerte sie sich nur an zwei Wörter: Entführung und Bombe.»
Jens Eisel erzählt diese wahre Geschichte multiperspektiv. Ein Hijacker, der sehr nett mit den Stewardessen plaudert, die Passagiere haben am Ende rein gar nichts von der Aktion mitbekommen. Man nimmt an, dass er ein Vietnamveteran war, da er sich so gut mit dem Flugzeugtyp Boeing 727 auskannte, das im Vietnamkrieg eingesetzt wurde. Und er macht das, womit niemand rechnet – er springt mit dem Fallschirm und dem Lösegeld ab, während die Crew nichtsahnend im Cockpit sitzt – verschwindet auf Nimmerwiedersehen. Geräusche und Warnlampen im Cockpit – was ist da hinten los? Die Instruktion des Hijackers: Sie dürfen die Pilotenkabine nicht verlassen; aber der Captain schaut nach. Jetzt verstehen sie, warum der Mann die Anweisung gab, nicht über 10.000 Meter zu fliegen; denn mit dieser Höhe würde der Sprit nicht bis Mexiko reichen und eine Zwischenlandung wäre unausweichlich gewesen. Klar, so weit wollte der Entführer gar nicht fliegen. Die Geschichte der rätselhaftesten Flugzeugentführung der USA!
«Menschen neigen dazu, nach Zusammenhängen zu suchen. Das liegt einfach in der Natur unserer Spezies.»
Empathisch nimmt sich Jens Eisel diesen Fall vor, beleuchtet ihn von allen Seiten. Vier Figuren, Cooper, die Stewardess Kate und der Pilot schildern die Ereignisse, ein FBI-Mitarbeiter kommt kurz zu Wort. Wer war dieser Mann und was trieb ihn an? Was sind die Befürchtungen des Personals? Zu dieser Zeit wurden fast wöchentlich in den USA Flugzeuge entführt, und nicht immer ging die Sache gut aus. Die Ermittlungen zu diesem Fall wurden nach 45 Jahren eingestellt, ohne dass man die Identität des Entführers ermitteln konnte. Hatte er den Absprung überlebt? Auf jeden Fall konnte er nicht das gesamte Lösegeld retten, da Jahre später ein Teil in der Wildnis wiedergefunden wurde. Fiktiv schildert der Autor spannend die Geschichte – so hätte es gewesen sein können. Ein True Crime, der Spaß macht. Genauso unspektakulär, wie die gesamte Szenerie abläuft, schildert sie der Autor schnörkellos. Die Dialoge haben mir gefallen – hier kommt sogar ein wenig schwarzer Humor durch. Keine Effekthascherei oder Voyeurismus einer bluttriefenden Geschichte. Eisel interessiert sich für seine Figuren. Was geht in diesem Entführer vor, was ist das für ein Typ, der so eine verrückte Sache inszeniert? Wie gehen Stewardessen und Piloten mit der Situation um, welchem Druck sind sie von außen ausgesetzt? Immerhin steht das Leben der Fluggäste und der Crew auf dem Spiel. Ein guter literarischer Kriminalroman. Allerdings ist das Buch eine kleine Mogelpackung. Das hätte auch auf 120-150 Seiten bei diesem Format gepasst. Ehrlicher wäre es gewesen, ein kleines Format für das Buch zu wählen. Eine große Schrift und dickes Papier blähen die 224 Seiten auf – Stoff für einen gemütlichen Abend.
Jens Eisel, geboren 1980 in Neunkirchen/Saar, lebt in Hamburg. Nach einer Schlosserausbildung arbeitete er unter anderem als Lagerarbeiter, Hausmeister und Pfleger. Er studierte am Deutschen Literaturinstitut in Leipzig und war 2013 Finalist beim Literaturpreis Prenzlauer Berg. Mit seiner Story „Glück“ gewann er im selben Jahr den Open Mike.
Leider eine Enttäuschung für jeden der mit dem True Crime Fall bekannt ist.
Ich finde den Cooper Fall unglaublich spannend und war sehr neugierig, wie der Autor den Fall darstellen wird und wer sein Täter sein wird. Das Buch wechselt zwischen der Perspektive einer Flugbegleiterin, D.B. Cooper und dem Piloten hin und her. Mir hätte es besser gefallen, wäre die Perspektive Coopers nicht dabei gewesen, um die Sache spannender zu machen. Was mir überhaupt nicht gefiel war die Idee, dass es eine "Verbindung" zwischen Kate, der Flugbegleiterin, und Cooper gäbe (""Irgendwas an Dan zog sie an.") Zudem hätte es mir besser gefallen hätten die Charaktere mehr Persönlichkeit gehabt. So waren sie leider überhaupt nicht ausarbeitet sondern sehr eindimensional. Ebenso fand ich es seltsam, dass zwischendurch Interviewausschnitte zu dem Fall zwischen die Kapitel geworfen wurden, was den Lesefluss zerstörte.
Das Gute war, dass das Buch sehr kurz war. Für mich fehlte ein richtiger Spannungsaufbau, da ich schon vieles über den Fall wusste.
Eine interessante Geschichte nachzuerzählen macht noch lange kein interessantes Buch. Zumal nicht mal wirklich viel davon erzählt wird. Bevor ich das Buch gelesen habe wusste ich folgendes: DB Cooper war ein unbekannter der mit einer Bombe ein Flugzeug entführt hat und schließlich mit 200.000 US-Dollar wieder herausgesprungen ist, ohne dass man den Fall jemals geklärt hat. Nach dem Buch wusste ich nicht wirklich viel mehr außer ein paar weniger kleiner Details, viele von ihnen wahrscheinlich aber auch ausgedacht, und hatte leider auch nicht wirklich Spaß beim Lesen. Ich möchte jetzt nicht die Latte für historisierte Romane bei Vargas Llosa setzen, aber ein bisschen Charakter oder ausschweifendere Erzählung über die Randszenerie hätten dem Roman sehr gut getan. Ich hätte wahrscheinlich mehr Spaß dabei den Wikipedia-Artikel zu lesen, und genau das mache ich gleich.