Eine erstaunlich aktuelle Reflexion über Rassismus und Ausländerfeindlichkeit gegenüber Menschen mit schwarzer Hautfarbe in Deutschland. Erstaunlich deswegen, denn das Buch erschien vor exakt 30 Jahren, und bietet trotzdem eine der besten, ausführlichsten, und vor allen Dingen m.E. ausgewogensten Analysen der Ursachen und Konsequenzen des Rassismus in Deutschland, die ich je gelesen habe. Und das, am Ende einer teilweise wirklich traurigen wahren Geschichte des Autors, der etliche Ungerechtigkeiten auszuhalten hatte, aufgrund seiner Hautfarbe und seiner nigerianischen Herkunft.
Chima Oji ist ein Mann mit Durchhaltevermögen und mit einem eisernen Willen, seine Ziele zu erreichen. Als nigerianischer Flüchtling kämpft er sich gegen viele Widerstände durch das Medizinstudium und dann durch das Zahnmedizinstudium in Münster, Düsseldorf und Hannover der 60 und 70er Jahre, danach durch eine Weiterbildung zum Kieferorthopäden in Freiburg in den 80ern. Immer wieder sind es die Mitglieder des Lehrkörpers und der Univerwaltungen, die ihm große Steine in den Weg legen.
Oji mag ein streitbarerer Zeitgenosse gewesen sein, als die meisten, und daher die ein oder andere Situation zu seinen Ungunsten auch eskalieren haben lassen - das erkennt er selber immer wieder. Seine Schilderungen lassen aber kaum Zweifel daran, dass er mit seiner Intelligenz und seinem offensichtlichen Sinn für Gerechtigkeit immer wieder systematische, allgegenwärtige Missstände erkannt und angegangen hat, die vielen seiner ausländischen Zeitgenossen mit Sicherheit zum Verhängnis wurden. Eine traurig erschreckende Erkenntnis.
Besonders aufschlussreich sind seine Schilderungen des Rassismus, dem seine weiße, deutsche Partnerin (und später Ehefrau) ausgesetzt ist, aufgrund ihrer Beziehung - auch unabhängig vom später dazugekommenen gemeinsamen Kindes. Das lässt das Ausmaß der subtileren Formen des Rassismus, der oftmals den Betroffenen unbewusst ist, erstaunlich gut erkennen.
Mein größter Kritikpunkt an dem Buch ist, dass einige der Sachverhalte in den unterschiedlichen Konfrontationen viel ausführlicher geschildert wurden, als unbedingt nötig gewesen wäre. Man fühlt allerdings in solchen Passagen, dass der Autor sich regelrecht einiges von der Seele frei reden wollte.
Insgesamt eine sehr gute und höchst empfehlenswerte Lektüre (auch der Erzählstil trägt dazu bei).