»Ich war dreißig Jahre depressiv. Ich muss damit leben. Und ich habe keinen Bock, das zu verheimlichen.«
Kurt Krömer ist einer der beliebtesten und bekanntesten Komiker des Landes. In seiner Sendung »Chez Krömer« sprach er offen über seine schwere Depression und seine Zeit in der Tagesklinik und hat damit Millionen von Menschen erreicht.
Alexander Bojcan ist 47 Jahre alt, trockener Alkoholiker, alleinerziehender Vater und er war jahrelang depressiv. Auf der Bühne und im Fernsehen spielt er Kurt Krömer. Er will sich nicht länger verstecken. »Du darfst nicht alles glauben, was Du denkst« ist der schonungslos offene und gleichzeitig lustige Lebensbericht eines Künstlers, von dem die Öffentlichkeit bisher nicht viel Privates wusste. Alexander Bojcan bricht ein Tabu und das tut er nicht um des Tabubrechens willen, sondern um Menschen zu helfen, die unter Depressionen leiden oder eine ähnliche jahrelange Ärzteodyssee hinter sich haben wie er selbst.
Dieses Buch wirbt für einen offenen Umgang mit psychischen Krankheiten und ist gleichzeitig kein Leidensbericht, sondern eine komische und extrem liebenswerte Liebeserklärung an das Leben und die Kunst. Ein großes, ein großartiges Buch. »Und ab dafür«, würde Kurt Krömer sagen.
Kurt Krömer, alias Alexander Bojcan, wurde 1974 geboren und ist Komiker und Schauspieler. Er ist vielfach ausgezeichnet, u.a. mit dem Deutschen Fernsehpreis und dem Grimme-Preis. Seine Sendung »Chez Krömer« läuft im rbb und auf YouTube und wird millionenfach geguckt. Zuletzt war er in der Comedy-Show »LOL – Last one laughing« zu sehen.
Jede Depression ist anders. Jeder Betroffene hat seine eigene Vita und seine eigene Leidensgeschichte. Die von Alexander Bojcan ist ganz besonders, denn er ist eine Persönlichkeit des öffentlichen Lebens, mit ziemlich ungewöhnlichen Familienleben. Ein locker erzähltes Buch über den Zwiespalt seine Privat- und Bühnenlebens wäre für mich in Ordnung gewesen. Dass das Buch keinen Tiefgang anstrebt, merkt man gleich an den ersten Seiten. Wenn der Autor über seine schwindende Libido, seine Urologen-Traumata und seinen Gesprächen mit seinem besten Stück erzählt, dann schimmert da ganz klar der Komiker durch. Daher steht auch nicht zu unrecht der Künstlername Kurt Krömer auf den Buchdeckel. Als dann zur Mitte des Buchs die Berichte über die ersten Erfahrungen in der Tagesklinik kamen, war ich sogar ziemlich zufrieden mit der Lektüre.
Der Knackpunkt kam, als Krömer seine Geschichte verlässt und beginnt über Depression im Allgemeinen zu reden. Da wird pauschalisiert, was das Zeug hält. Jeder Depressive katastrophisiert hat einen krankhaften Perfektionsanspruch und eine verschobene Wahrnehmung der Realität. Wenn ich dann Interviews von ihm im Netz lese, dass er mit dem Buch das Tabuthema in die Öffentlichkeit bringen und die Leserschaft über die Krankheit informieren möchte, dann gehen bei mir die Alarmglocken an. Das Thema ist leider zu komplex, als dass er allgemeine Aussagen treffen kann. Letztlich bleibt der Eindruck hängen, dass man eine 30 Jahre währende Depression, die für Krömer erst durch einen Besuch in der Tagesklinik im Jahr 2021 als solche diagnostiziert wurde, nach nur acht Wochen heilen kann. Es freut mich für ihn, dass er es so empfunden hat. Aber die Wenigsten können mit eine paar Sitzungen Gruppentherapie und Achtsamkeitsübungen diese Erfolge erzielen. Auch das permanente Betonen des Alleinerziehens von drei Kindern, wirkt wie ein Hohn für die Alleinerziehenden, die keine Oma und Kinderfrau zur Seite stehen haben und auch über andere Privilegien eines Prominenten nicht verfügen.
Alexander Bojcan schreibt, dass er manisch-depressiv ist, was man meiner Erachtens sehr gut am Buch als auch bei seiner Bühnenpräsenz nachvollziehen kann. Gerade in der manischen Phase ist der Rededrang, das Suchtverhalten, die rasenden und springenden Gedankengänge und die gereizte Stimmung für die Bipolaren bekannt. So nehme ich zumindest die Künstlerfigur wahr. Wie ist es aber, wenn man auf der Bühne steht und eine depressive Phase hat? Merkt man das Kurt Krömer an? Kann ich nicht beurteilen, denn ich habe ihn mir noch nie eine Sendung von ihm angeschaut. Aber das hätte mich zumindest interessiert. Dieses Erleben der beiden Pole hätte mich in seinen Schilderungen interessiert. Auch wäre interessant gewesen, welchen Einfluss ein "Heilung" von der bipolaren Störungen auf das Verhalten der Künstlerfigur hat. Nimmt er seine Arbeit jetzt anders wahr? Wie reflektiert er seine bisherigen Auftritte? Das kommt alles für meinen Geschmack zu kurz. Dafür zum x-ten mal das Herumreiten als alleinerziehender Vater, der jedem seiner Kinder zum Geburtstag einen eigenen Kuchen backt. Ja, Diggi, wir haben es jetzt verstanden.
Ich finde es daher nicht lesenswert, denn für Betroffene bietet es keine Anhaltspunkte, wie er in seinem speziellen Fall aus dem Gedankenkarusell herauskam. Dieses "Lass doch einfach mal Fünfe gerade sein, dann wird das schon wieder" hilft nur selten. Und Diejenigen, die keinen Bezug zur Materie haben, bekommen hier ein sehr einseitiges Bild für allgemeingültig verkauft. Das hat mich dann so geärgert, dass der unterhaltsame Erzählstil kaum noch positiv am Ende bei der Bewertung zur Geltung kam. Und was diese wirren letzten Seiten, die gar nicht mehr zum Thema Depression gehörten, sollten, habe ich nicht verstanden. Da hätte er besser ein Kapitel früher sein Buch beendet.
Kurt Krömer, einer der intelligentesten Komiker*innen Deutschlands, nutzt seine Plattform, um über Depressionserkrankungen aufzuklären und Betroffene zu ermutigen, sich behandeln zu lassen - und das tut er, indem er sein eigene Geschichte erzählt. Hier lernt man viel über den trockenen Alkoholiker, der vier Kinder hat, von denen er drei allein erzieht; vor allem, dass er genug von Labertaschen und Zynikern hat und lieber mal einfach anfangen will mit dem Weltverbessern (wer das naiv findet, ist übrigens ein Feigling, eine faule Sau oder ein Vollidiot). Krömer lässt die Hosen runter (auch im wörtlichen Sinne) und wird als Person überraschend greifbar.
Als Leser*in bleibt man hier gerne dran, und wenig überraschend ist das vom Autor gelesene Hörbuch eine besondere Freude, trotz des ernsten Themas. Krömer nimmt uns mit zum Entzug, zum Urologen und in die Depressionsklinik, aber auch in den Urlaub, denn die Message ist natürlich: Es kann besser werden, Betroffene sind nicht allein.
Dieses Buch steht in einer Reihe mit Carolin Kebekus' Es kann nur eine geben über Feminismus und (fehlende) Solidarität unter Frauen sowie Bülent Ceylans Ankommen über Rassismus - nicht nur, weil alle drei Autor*innen Komiker*innen sind, sondern weil sie mit ihren Büchern auch Menschen erreichen, die normalerweise vielleicht keine Bücher oder sogar Sachbücher zu solchen Themen lesen würden. Man kann ihnen nicht genug für ihren Einsatz danken.
tja.. depression halt ne?! wenn man selbst betroffen ist, ließt sich dieses buch einfach anders. und der mensch dahinter wird zu einem verbündeten. auch wenn er noch so weit weg ist. einfach nur, weil man nun weiß, dass es da noch jemanden gibt. einfach nur danke für dieses buch.
Hatte ich mir leider mehr von versprochen. Kurt Krömer/Alexander Bojcan hat an sich eine Menge zu erzählen – trockener Alkoholiker, Ex-Depressionskranker, alleinerziehender Vater, dazu erfolgreicher Comedian mit ewig langer Karriere, andere Leute würden fünf Biographien daraus schustern. Dazu ist er ein ziemlich guter Typ, mit dem man sicher gern mal einen Abend verbringen würde (schon, um z.B. über gelebte statt behauptete Solidarität zu diskutieren). In meiner Rezension geht es daher auch nicht darum, die Person Bojcan oder die Figur Krömer zu demontieren, ich will mir auch gar nicht anmaßen, über seine Leidensgeschichte als jahrzehntelang undiagnostizierter Depressionskranker zu urteilen; ich finde nur, dass dieses Buch so viel besser hätte sein können, gerade vor dem Hintergrund, durch Bojcans Geschichte anderen Depressiven zu helfen und das Bewusstsein für diese Krankheit zu schärfen sowie eine Diskussion anzuschieben. Denn leider ist das Buch in der vorliegenden Form ein formloses Kuddelmuddel. Da geht es immer mal um die Depression und Bojcans Befindlichkeiten, und seine überwundene Alkoholsucht (die in einer knappen Handvoll Seiten abgehandelt wird, als wäre das keine Leistung… schade, ich hätte gern mehr darüber erfahren, immerhin schafft ein Großteil der Alkoholabhängigen es nicht aus der Sucht heraus), und über seine Freundin, und seine Karriere, und seinen Urologen, und dies und das und jenes, alles immer irgendwie häppchenmäßig und durcheinander. Wie sich das eben so liest, wenn man etwa durch alte Tagebücher oder sonstwie der derzeitigen Verfassung geschuldeten Aufzeichnungen blättert. Da hätte das Verlagsteam viel mehr (bzw. überhaupt etwas) an Struktur hineinbringen müssen. Was mich weiterhin sehr genervt hat: Bojcan macht unheimlich viel aus dem Umstand, dass er alleinerziehend ist. Klar, das ist nicht einfach, zumal mit vier Kindern. Nur: Er ist auch und gerade als Alleinerziehender unfassbar privilegiert. Seine Exen/die Mütter der Kinder sind präsent und involviert, ganz anders als etwa ein Großteil der Kindsväter in der durchschnittlichen Lebenssituation von Solo-Müttern. Wieviele Alleinerziehende haben Sie im Bekanntenkreis, die finanziell sorglos aufgestellt sind? So sorglos, dass sie eine Vollzeit-“Kinderfrau” einstellen können (die sich dann gleich auch noch um die kompletten Mahlzeiten kümmert)? Welche Alleinerziehende hat die Kohle für mal eben zwei Wochen Griechenland-Urlaub mit vier Kindern, und zwar so üppig, dass das Finanzielle in der Planung nicht mal in Erwähnung fällt? (Hier fließt das Geld so unbekümmert, dass selbstverständlich auch die Kinderfrau sowie die eigene Mutter mitfliegen. Sieben Personen, zwei Wochen, Ferienhaus mit Pool.) Kennen Sie Alleinerziehende, die das Thema Haus und Garten ähnlich beherzt abhandeln wie der Autor, nämlich so: “Ich werde mich in meinem Leben mit dem Haus nicht mehr auseinandersetzen. Ich werde mich bis zum Ende meines Lebens mit meinem fetten Arsch in die Hollywoodschaukel setzen und das, verfickte Scheiße, einfach nur genießen.”? Ich glaube Herrn Bojcan unbesehen, dass er ein guter Vater ist, der seine Kinder liebt und Freude an der Vaterrolle hat. Auch das Geld sei ihm von Herzen gegönnt. Es ist nur so, dass die oder auch der durchschnittliche Alleinerziehende eine ganze Menge anderer Probleme hat, als seinem Kind zum Geburtstag den perfekten Kuchen zu backen. Das ganze Existenzielle, das das Großziehen von Kindern ohne Unterstützung durch einen Partner in Deutschland so hässlich und ätzend macht, spielt im Hause Bojcan schlicht keine Rolle. Es gibt in Deutschland keinen höheren Risikofaktor für Altersarmut, als allein ein Kind aufzuziehen. Wie Herr Bojcan uns gleich zu Beginn (und alle paar Seiten wieder) wissen lässt: Er hat eine tolle Karriere, er hat einen großes Haus und einen Garten und keinerlei finanzielle Sorgen. Sich vor diesem Hintergrund das “alleinerziehend, ach so schlimm”-Mäntelchen umzuhängen und sich damit auf dieselbe Stufe zu stellen wie die unzähligen Solo-Mütter, für die schon ein unvorhergesehenes Extra wie Marken-Jeans oder Waschmaschinenreparatur oder gar Klassenfahrt die Kasse irreversibel sprengen würde, finde ich da schon etwas befremdlich. Das ist Jammern auf olympischem Niveau. Überhaupt stieß mir das ewige Geschmücke mit dem Papa-Label nach der neunten Wiederholung ziemlich auf. Ja, wir wissen’s jetzt, du hast vier Kinder, und die ziehst du alleine groß. Jedenfalls drei davon. Aber sonst: vier Kinder, ja doch. Und alleine. Und voll anstrengend, und Riesenaufgabe, weil: vier Kinder, und alleinerziehend. IST GUT JETZT. Letzten Endes ist das die Lebenssituation unzähliger Menschen in Deutschland, es ist nicht so fucking special, Diggi. Und wie gesagt, geschätzt 90% davon haben’s längst nicht so kuschelig wie du.
Dann, die Depression. Herr Bojcan stellt im Rahmen seiner Therapie fest, dass er offenbar seit seinem elften Lebensjahr depressiv ist. Zum einen halte ich das für eine vergleichsweise haltlose Behauptung – da wird es im Verlauf seiner Kindheit und Jugend immer mal wieder depressive Phasen, auch behandlungswürdige und –bedürftige, gegeben haben, aber eine jahrzehntelange andauernde schwere Depression? Nee, Diggi. Glaub ich nicht. Zumal du dir nebenbei auch noch eine fette Karriere im künstlerischen Sektor aufgebaut hast, das packt ein schwer Depressiver nicht, den, wie du ja selbst sagst, schon der Einkauf im Supermarkt überfordert. Das fand ich ein bisschen undifferenziert; da hätte nochmal jemand mit entsprechendem medizinischen Hintergrund drübergehen müssen. (Überhaupt, Grüße ans Lektorat: Da erzählt uns Herr Bojcan, dass er vor dem Griechenland-Urlaub acht lange Jahre nicht weggefahren war, beklagt aber gleich im ersten Kapitel einen extrem un-genossenen Rom-Urlaub aus dem Jahr 2020. Guten Morgen.) Zum anderen: Das bleibt alles recht blass. Ich hätte gern, wenn er dieses Fass denn schon aufmacht, noch ein bisschen mehr über die Vorgeschichte von Herrn Bojcan erfahren, nicht nur die Beschreibung, dass er als kleiner Junge mal traurig am Fenster der großmütterlichen Wohnung gestanden hat. Klar ist es denkbar, dass Kindheitsgeschichten und dergleichen nicht zum Paket gehören und der Autor sich einfach nicht so tief ins Wohnzimmer gucken lassen will, bloß: Dann lass diese Tonne zu. Der kleine Junge am Fenster, das ist ein starkes Bild, unbestritten, aber der allein macht den Kohl nicht fett. Wenn man für sich in Anspruch nimmt, über dreißig Jahre depressiv gewesen zu sein, sollte man das vielleicht auch noch mit dem ein oder anderen Beispiel untermauern, einfach, um den Leser tiefer eintauchen zu lassen in die Problematik und die eigene Geschichte.
Letzten Endes ist das Buch so nämlich ruckzuck erzählt – Single-Vater mit vier Kindern stellt fest, dass es ihm psychisch nicht gut geht, absolviert schnell mal acht Wochen Therapie und fühlt sich hinterher besser als seit vielen Jahren. Das ist alles. Die Abläufe sind einfach und flott, es gibt weder nennenswerte Hürden noch Rückschläge, und der Erfolg steht aufgrund der Erzählstruktur nicht nur von vornherein fest, seine Dauerhaftigkeit wird auch nicht weiter angezweifelt – die Erfahrungen des typischen psychisch Kranken bildet das natürlich in keinster Weise ab. Die Zeit in der Klinik bleibt auf Anekdotenniveau, inklusive lustiger Gespräche mit Co-Patienten und ulkiger Therapiegruppen. Was die Klinik ihm konkret an Hilfestellungen an die Hand gegeben hat, insbesondere in Sachen medikamentöser Einstellung, bleibt extrem schwammig; würde ich als Betroffener aktuell darüber nachdenken, mich in Behandlung zu begeben, wäre mir das schlicht zu dünn und unsachlich. Herr Bojcan spricht einige der verbreiteten Ängste an, etwa die, nach erfolgreicher Therapie nicht nur die Depression, sondern seine Kreativität und Aspekte seiner Individualität und seines Selbstverständnisses gleich mit zu verlieren, bügelt diese Überlegungen aber direkt wieder ab; da hätte ich mir ein bisschen mehr Tiefe gewünscht. Auch die Tatsache (und daraus entstehende Ängste), dass eben nicht jeder geheilt aus der Therapie geht, fällt unter den Tisch. Passt nicht in das Weltbild des Buches, hier wird man geheilt und fröhlich, und sollte die Depression doch nochmal zurückkommen, lässt man sich halt wieder was verschreiben und ist nach zwei Wochen wieder happy. Ja, wär schön, wenn’s so einfach wäre…
Was mich dann aber endgültig vergrätzt hat, waren Herrn Bojcans Worte zum Thema ärztliche Versorgung/Krankenversicherung. Auch hier ging es wieder um den Aspekt des (Über)Privilegs; immerhin ist dem Autor an dieser Stelle bewusst, wie gut es ihm geht, denn: Normalsterbliche warten ewig auf einen psychiatrischen Termin, Privatversicherte… not so much. Und Herr Bojcan? Natürlich bei den Privaten, weil: Er wollte nur das beste für seine Kinder. An dieser Stelle einmal ein herzliches WTF?!? (verhält es sich in Berlin tatsächlich so, dass kranke Kinder mit gesetzlicher Versicherung in Sachen ärztlicher Versorgung nicht besser dran sind als Slumbewohner in Bogota? So lässt Herr Bojcan es zumindest klingen), richtig geschmäcklerisch wird es aber, als Herr Bojcan von seiner früheren Mitgliedschaft in der Künstlersozialkasse erzählt, damals, als er noch nichts verdiente und sich dort ergo für einen Appel und ein Ei versichern konnte. Damals war das gut genug, jetzt aber nicht mehr, gleichwohl er im selben Abschnitt beteuert: “ich würde mir wirklich wünschen, dass das überall so läuft wie bei der Künstlersozialkasse, dass man einfach sagt: ‘Wer mehr verdient, knallt auch mehr rein.’ Das würde bedeuten: Ich zahle weiterhin dasselbe, was ich jetzt zahle, bin aber gesetzlich versichert und kann durch meinen hohen Beitrag andere Familien unterstützen, die vielleicht nicht so viel einzahlen können.” Ja genau, Diggi, das nennt man “Solidaritätsmodell”, und das funktioniert auf lange Sicht tatsächlich nur, WENN REICHE SÄCKE WIE DU SICH NICHT ABSEILEN. Du bist Teil des Problems, Diggi, das ist dir schon klar, oder? Künstlersozialkasse, ja klar, geiles Konzept, voll gerecht – UND WARUM BIST DU DANN KEIN MITGLIED, du “alter Punk”, du??
Depression ist scheiße, schlimm und schrecklich, keine Diskussion. Das wusste ich aber schon vor der Lektüre dieses Buches. Aus “Glaube nicht alles” nehme ich vor allem mit, dass das Leben, auch und gerade mit Depression, viel, viel einfacher läuft, wenn man richtig gut verdient – auch das keine neue Erkenntnis. Wie gesagt, das Geld sei Herrn Bojcan gegönnt, es ist ihm nicht in den Schoß gefallen, sondern (wie bei erfolgreichen Künstlern generell) das Ergebnis harter Arbeit und einer ordentlichen Portion Glück. Mich nervt nur, dass das Buch von Autor und Verlag als “Du bist nicht allein”-Fibel für Depressive vermarktet wird, dabei aber die Lebenswirklichkeit der Zielgruppe weder abbildet noch mit in Rechnung nimmt. Depressiv zu sein, ist schon das Gegenteil von spaßig; depressiv und alleinerziehend, das geht schon in Richtung Super-GAU. Da ist es dann IMO nicht wirklich hilfreich, wenn der Typ, der einem als Hoffnungsspender oder was auch immer präsentiert wird, davon schwadroniert, wie er halt einfach den Druck rausnimmt, indem er seinen Garten von einem Profi machen lässt. Danke, Diggi.
Sprachlich ist das Buch bestenfalls na ja. Der schnoddrige Ton stört mich überhaupt nicht, auch der Humor ist nett, aber ein großer Stilistiker ist Herr Bojcan nicht. Da hätte das Lektorat noch gern etwas Feinschliff betreiben dürfen; man stolpert immer wieder gegen Sätze, die einfach nur undurchdacht und schief sind: “Entweder war der Rücken verspannt oder es war ein Nerv eingeklemmt, weil ich eine Getränkekiste angehoben hatte oder husten musste und zack, Nerv eingeklemmt.” Man sollte eine gewisse Resilienz gegenüber “Diggi” und ähnlichem Dödelsprech mitbringen, sonst wird man hier nicht glücklich. Eindeutiges Lieblingswort des Autors übrigens: “dann”. Laut Kindle erscheint das Wörtchen “dann” 508mal im Text. Was viel ist für ein Buch, das nicht mal 200 Seiten auf die Waage bringt. Überhaupt, die Länge. Mir gefiel die erste Hälfte des Buches deutlich besser als die zweite, ab einem bestimmten Punkt beschlich mich das Gefühl, dass hier und da doch kräftig auswattiert wurde – nicht unbedingt zum Vorteil des Autors (siehe das Krankenkassen-Kapitel). Man erfährt etwa einiges zum Thema Maniküre (schicke Sache und gar nicht so teuer) oder Gartenarbeit (hat der Autor keinen Bock drauf und sich entschieden, das bei Gelegenheit an einen Gärtner zu delegieren, “und dann macht der das so, wie ich es mir vorstelle, und fertig ist die Laube.”). 192 Seiten sind nicht viel, aber auch die wollen gefüllt werden. Ob man dafür dann 20 Euro (17 für das Ebook) hinblättern möchte, muss jeder selbst entscheiden. Ich persönlich hätte eine Rückerstattung angefordert, hätte ich das Buch für mich gekauft.
Meinen Dank an Netgalley und den Verlag für die Bereitstellung eines Leseexemplars; leider hätte das Buch m.E. etwas mehr Substanz und Struktur gebraucht, um richtig gut zu werden.
Dieses Buch habe ich die letzten Tage als Hörbuch gehört. Krömer hat es sehr gut eingesprochen.
Leider fand ich es ehrlich gesagt etwas drüber. So „leicht“, wie er es hatte, hat es eben nicht jeder. Denn nicht jeder ist Privatpatient, bekommt schnellstmöglich eine Therapie und gilt dann salopp gesagt nach acht Wochen als „geheilt“.
Außerdem ist es stellenweise klischeebehaftet und rückt Menschen, die nicht denken wie er, in eine Ecke. (LGBTQ…)
Gerne prahlt er auch damit, dass er eben alleinerziehender Vater vierer Kinder ist. Für alle Alleinerziehenden Frauen ist das ganz schön unglücklich im Buch verpackt. Denn er macht beispielsweise Urlaub in Griechenland, wobei die Koffer durch die Kindesmutter gepackt werden und während des Urlaubs eine Kinderfrau aufpasst, während Krömer bis mittags schläft. Klar, das soll hier der Depression geschuldet sein. Eine Alleinerziehende, die nicht gerade prominent ist, kann aber ebenso depressiv werden, muss sich aber dennoch früh morgens um die Kinder kümmern. Also ganz ohne Kinderfrau.
Auch lässt er sich dafür feiern, dass er für jedes Kind einen Geburtstagskuchen bäckt. Ja, na Chapeau. Ein Mann, der nicht nur alleinerziehend ist, sondern auch noch wie eine Frau in der Küche steht. 😌😬😬😬 Wow! Kuchen spielt übrigens öfter mal eine Rolle, was mir das sagen sollte, ist mir unklar.
Nach hinten wird das ganze Thema dann auch noch einmal ordentlich politisch.
Für Menschen mit Depressionen ist das Buch tatsächlich eher ein schlechter Witz. Ich bin enttäuscht, da ich Krömer als Figur grundsätzlich mag.
"I love it when people say „my therapist says…“ because it’s like – yay, free therapy!“
Dieses Zitat habe ich vor längerem mal irgendwo im Internet gelesen und es passt eigentlich ganz gut zu diesem Buch hier. Es ist kein Wahnsinnswerk und ich kann die hier genannten Kritikpunkte auch unterschreiben, aber es war ganz nett und ich finde es immer wieder interessant, was Menschen mit unterschiedlichen psychischen Erkrankungen für Handwerkszeug angelernt bekommen, um mit ihren Problemen umzugehen.
Ich persönlich kannte Krömer nur vom Namen her, wusste aber ansonsten nichts über ihn. Nach der Lektüre denke ich, dass er wahrscheinlich genau die richtige Zielgruppe für das Buch hat und damit bestimmt den ein oder anderen Leser erreicht hat, der sich mit dem Thema vielleicht noch nicht auseinandergesetzt hat. Super deep ist es nicht, aber es ist ja auch nicht für Fachpublikum geschrieben.
Mir fällt es wirklich schwer dieses Buch nur mit drei Sternen zu bewerten, da ich Kurt Krömer sehr mag und er uns hier seine Geschichte erzählt. Ich bewerte in keinster Weise sein Leben oder den Umgang damit, ich habe allerdings etwas anderes von dem Buch über seine Depression erwartet. Ich habe es übrigens als Hörbuch gehört, gesprochen von Kurt Krömer persönlich, was mir sehr gut gefallen hat. Das Buch ist unterteilt in viele kurze Kapitel, die ziemlich zusammenhanglos sind und immer nur klitzekleine Einblicke geben. Man springt als Leser gefühlt von einem Thema zum anderen, ohne wirklich bei einem anzukommen. Mir ging das alles zu schnell & kratzte nur so an der Oberfläche. Ich hätte mir alles in allem einfach viel mehr Tiefgang gewünscht.
Ich habe schnell gemerkt, dass dieses Buch ganz besonders für mich wird🫶🏼 Es ist ein sehr ehrliches Buch über die persönliche Erfahrung mit Depressionen, die Kurt Krömer überstanden hat. Ich konnte super viele Parallelen erkennen und konnte meine wirren Gedanken, super verständlich lesen und nachvollziehen.
Für mich ist es ganz klar ein Jahreshighlight!🤍 Ich kann das Buch auch sehr an Leute empfehlen, die keine Depressionen haben. Wir leben zwar schon in einer Zeit, wo mentale Krankheiten akzeptiert und ernstgenommen werden. Trotzdem denke ich, dass viele die Gedankengänge nicht nachempfinden können. So habt ihr auch mal einen kleinen Einblick in unseren komplizierten Kopf🙃
Es ist unmöglich die persönliche Geschichte eines Menschen zu bewerten, aber wenn jemand so offen über seine Krankheit spricht und sie dafür benutzt die Gesellschaft aufzuklären und Vorurteile aus dem Weg zu räumen muss man das einfach wertschätzen. Wenn der Autor dann das Hörbuch auch noch selbst liest bleibt einem eigentlich nicht mehr zu sagen, als 'Und ab dafür!'
Manchmal etwas strukturlos, teilweise pauschalisierte Aussagen über das Thema Depression, aber ansonsten möchte ich an seiner Wahrnehmung, seinen Empfindungen und Erfahrungen nichts kritisieren. Ein sehr ehrliches Buch, das tiefe Einblicke in seine Privatsphäre und seine Gesundheit gibt und das ich gern gelesen habe.
Dieses Buch hat mir von Anfang bis Ende so unglaublich viel gegeben, unbedingt das Hörbuch hören!
Unfassbar wertvoll
Depressionen und Komik – etwas, von dem ich lange Zeit nicht verstehen konnte, wie das zusammenpassen soll, aber was mir wieder gezeigt hat, wie unterschiedlich diese Krankheit sich bemerkbar macht.
Kurt Krömer kennt man bereits seit Jahrzehnten, ich habe ihn allerdings erst durch "LOL – Last One Laughing" kennen- und lieben gelernt. Ich fand ihn unfassbar lustig und bin seitdem Fan. In diesem Buch erfährt man viel über den Mann hinter der Figur Kurt Krömer und ich muss sagen, dass ich Alexander Bojcan sehr bewundere.
Mental Health ist ein Thema, das nach wie vor, zu wenig besprochen wird und ich finde es wahnsinnig traurig, dass man Menschen immer noch Respekt dafür zollt, dass sie über ihre psychischen Erkrankungen reden, weil es viel besser wäre, wenn man das nicht mehr tun müsste, da das Thema enttabuisiert wurde.
Bis das geschehen wird, werden wohl noch einige Jahre vergehen und dementsprechend dankbar bin ich, dass dieses Buch existiert. Ich habe mich bewusst für die Hörbuchversion entschieden, die auch vom Autor selbst eingelesen wurde und kann diese allen nur wärmstens ans Herz legen. Da ich das Buch nicht selbst gelesen habe, kann ich nicht so viel zum Schreibstil sagen, aber ich glaube, dass es mir vor allem so gut gefallen hat, weil mir der Autor sein Werk vorgelesen hat. Es gab viele lustige Momente, aber natürlich auch viele traurige.
In seinem Werk erzählt der Autor wahnsinnig viele persönliche Dinge; neben seiner Depression geht es auch um Familie, Partnerschaft, Alkoholismus, Sexualität und seine Arbeit als Komiker, denn irgendwie hängt das alles miteinander zusammen. Er hat es geschafft, immer wieder den Bogen zum eigentlichen Thema zurückzuschlagen, auch wenn man sich anfangs manchmal gefragt hat, wofür dieser Exkurs denn nun bedeutend ist.
Ich finde dieses Buch so unfassbar wertvoll, weil der Autor so offen und ehrlich über den Alltag in der Klinik spricht, das nimmt sicherlich vielen die Angst davor, sich ebenfalls in Behandlung zu begeben. Ich bin ihm unfassbar dankbar, dass er so viel Persönliches teilt, da man sich dadurch leider ja doch immer ziemlich angreifbar macht.
Mir sind beim Lesen noch einmal viele Dinge, die meine eigene psychische Gesundheit betreffen, aufgefallen, an einigen Stellen konnte ich, obwohl er theoretisch mein Vater sein könnte, Parallelen ziehen und vieles noch einmal überdenken. Das hatte ich mir so auch vom Buch erwartet und bin froh, dass ich nicht enttäuscht wurde.
Fazit: Ein sehr tolles Buch, das mit Ernst und Humor das Thema Depressionen behandelt und so hoffentlich dazu führen wird, dass psychische Gesundheit zunehmend enttabuisiert wird.
Hab meine Review auch gleichzeitig mal auf Berlinerisch übersetzen lassen :'D
Ich finde es schwierig, das Buch zu bewerten, weil ich den ersten Teil echt großartig finde. Zum Ende hin wird es aber sehr chaotisch und es wird immer schwieriger, Kurt Krömer zu folgen. Ick finde dit nit janz knorke, det Buch zu bewerten, weil ick den ersten Teil echt janz jroßartich finde. Zum Schluss hin wird dit aber richtig chaotic und dit wird immer schwerer, Kurt Krömer zu verstehn.
Hab letztens noch mit einer Freundin darüber geredet, dass es in meinen Augen viel zu wenig Bücher von Männern gibt, die offen und direkt über männliche Probleme reden. Sei es Impotenz, Alkoholismus, die Beziehung zum Vater oder die eigene Rolle als Vater. Ich finde es demnach gut, dass Kurt Krömer genau diese Themen mal anspricht. Ick hab letztens noch mit 'ner Freundin drüber jeredet, dass's in meenen Augen viel zu wenich Bücher von Männern jeibt, die offn und direkt ova männliche Propleme schnackn. Sei es nu Impotenz, Saufen ohne Ende, dit Verhältnis zum alten Herren oder man selba als Papi. Ick findet daher jut, dit Kurt Krömer ma dit jenau anspricht.
Irgendwie passt der chaotische zweite Teil auch zu Kurt Krömer. Gerade wenn man das Hörbuch hört, merkt man, wie authentisch das Buch ist. Ich mag es, wie man manchmal merkt, dass jetzt die Kunstfigur Kurt Krömer mal eben das Ruder übernimmt. Es gibt auf jeden Fall Passagen, in denen ich unfassbar hart gelacht habe. Irgendwie passt der chaotische zweite Teil ooch zu Kurt Krömer. Jrade wenn man dit Hörbuch hört, fällt einem uff, wie echt dit Buch is. Ick mag det, wie man manchmal mitkriegt, dit jetze de Kunstfigur Kurt Krömer ma eben de Pobacken uffzieht. Det gibt uff jede Fälle Passagen, wo ick abartig drüber jebrüllt hab.
Es gab aber auch Teile, die mich tief traurig gemacht haben, weil ich viele Parallelen zu meiner eigenen Situation ziehen konnte. Gerade die Thematik mit dem eigenen Vater hat in mir viel ausgelöst. Ich glaube, vom Vater Kurt Krömer könnten sich viele Väter eine Scheibe abschneiden. Det jabs aba ooch Teile, die mich janz schön uffjewühlt ham, weil ick viel Jemeinsamkietn zu meena eijen Situation ziehn konnte. Grade die Themeatik mit'n eijenen Vadder hat bei mir ordentlich wat in Bewegung jesetzt. Boa ey, ick sach dir, det ville Väter hier könnten sich'n Jroschen von Vadder Kurt Krömer abjucken.
Es ist natürlich dennoch so, dass das Buch von einer sehr privilegierten Person geschrieben wurde. Kurt Krömer hatte jetzt keine gute Kindheit, aber dennoch führt er inzwischen ein sehr privilegiertes Leben, wodurch viele Dinge bezüglich seiner Depressionen einfacher zu bewerkstelligen sind. Hätte mir an manchen Stellen gewünscht, dass Kurt Krömer das stärker bewusst gewesen wäre. Es is' natürlicherweise trotzdem so, det dit Buch von ‘ner fettbezahlten Type jeschieben wurde. Kurt Krömer hatte jetzt keene jute Kindheit, aber trotzdem führt der mittlerweile ein sehr jebenedetes Leben, wodurch viele Jeschichten bezüjlich seiner Deprimiertheit eenafer abzuhandeln sind. Janz ehrlich, ick hätte mir mal jefreut, wenn dem Kurt Krömer det janze mal wat klarer jewesen wär.
„Du darfst nicht alles glauben, was du denkst“ und warum dieser ein wichtiger Leitspruch ist! Eine Geschichte: Ehrlich, offen, respektvoll!
Ich würde am liebsten nur schreiben: Sollte jeder gelesen haben. Danke für dieses Buch!
Wir kennen ihn als Künstlerfigur: Kurt Krömer. In diesem Buch lernen wir ihn vielmehr als die Privatperson Alexander Bojcan kennen, der sich einmal komplett nackig macht, indem er über seine Depression redet. Er erzählt von seiner Odyssee und seiner Geschichte der Depression. Es liest sich ehrlich, offen und vor allem respektvoll allen Leuten gegenüber, die zu seiner Geschichte dazu gehören.
Einmal kurz reingelesen ins Buch, war es auch fast schon ausgelesen. Der Schreibstil ist großartig. Ich hatte das Gefühl, er sitzt direkt neben mir und erzählt mir seine Geschichte. Es ist keinesfalls ein rein schweres Buch, trotz des Themas. Es ist nämlich auch mit Humor geschrieben. In einem Trailer zum Buch wird gesagt, dass die Verlagsleute beim Lesen abwechselnd gelacht und geweint haben. Und so ist es irgendwie wirklich.
Es ist ein Buch, in dem man sich, als Erkrankte*r wiederfinden kann. Als „in der Schwebe Befindende*r“ sich vielleicht erkennt und motiviert fühlt sich Hilfe zu holen. Als Angehörige*r noch einmal eine andere Blickweise auf die Dinge bekommt.
Danke fürs Nackig machen. Danke für das Nutzen der Reichweite um das Thema zu enttabuisieren. Danke für das Buch!
Autobiographische Texte auf einer inhaltlichen Ebene bewerten ist schwierig, geht eigentlich kaum. Ich mochte dieses Buch, es ist gut geschrieben, liest sich schnell weg.
Inhaltlich war es nicht das, was ich gebraucht hätte und erwartet habe. Kurt Krömer war jahrelang depressiv und konnte das heilen, konnte es in den Griff bekommen, und jetzt geht es ihm gut. Ich bin depressiv, seit ich Denken kann, und bin seit Jahren in Behandlung. Es ist unrealistisch, dass ich die Depression in den nächsten Jahren loswerde. Vielleicht werde ich sie nie los. Was ich sagen will, ist, dass ich mich nicht in den Erfahrungen des Autors wiederfinden konnte. Es hat mich eher deprimiert statt ermutigt, weil meine Situation eine andere mit einer teilweise schlechteren Zukunftsprognose ist.
Aber ich glaube, dass das hier ein gutes Buch ist. Vor allem aber ist es ein sehr wichtiges Buch. Es war kein Buch für mich, aber das ist okay. Ich bin Kurt Krömer trotzdem dankbar, dass er es geschrieben hat.
Bewerten möchte ich das ganze nicht, da ich solche Persönlichen Empfindungen und Gedanken gar nicht beurteilen möchte und kann. Ich kannte Kurt Krömer bzw. Alexander Boizen vorher nicht und war daher vollkommen unvoreingenommen (und musste dann erstmal von meinem Freund ein Referatartige Erklärung um die Person erhalten). Das Buch ist wahnsinnig persönlich und ich bin einfach dankbar, dass eine berühmte Person solche Gedanken und solche Geschichten teilt. Das Buch ist ehrlich, schonungslos und ich glaube es hilft jedem noch einmal zu zeigen: Jeder kann Depression haben. Jeder ist hinter seinem Lächeln, seinen Instagram Bildern oder dem lockeren Spruch weitaus mehr.
Wie auf dem Cover bildlich angedeutet, macht sich Comedian Kurt Krömer in diesem Buch völlig nackig und offenbart seine Depression. Wie sie diagnostiziert wird und er davon regelrecht überrascht war - hatte er sein Verhalten bisher doch einzig und allein auf die Ursache Überarbeitung geschoben. Wie sein Verhalten überhaupt war. Wie sein Umfeld, seine Lebenspartnerin, seine Freunde reagiert haben. Seine Kinder erwähnt er zwar auch immer wieder, bleibt an dem Punkt aber eher unspezifisch.
Dafür erzählt er frei heraus von seinen Therapien, und auch von Begleiterscheinungen seiner Depression - allen voran sei hier sein überbordender Alkoholkonsum genannt. Er berichtet von Panikattacken, und von Tagen an denen er am nur unter der Bettdecke gelegen hat um all dem Trubel und dem Leben "da draußen" aus dem Weg zu gehen. Das war eh die längste Zeit sein Mittel der Wahl - einfach all den Problemen aus dem Weg gehen. Dieses Verhalten kennt zwar jeder und wendet es häufig an, es löst nur langfristig gesehen nicht die tiefen Probleme, die Kurt/Alexander da schon lange hatte.
Mehrmals betont Krömer, dass er nun beileibe kein Experte auf dem Gebiet Depression ist und daher keinem seiner Leser raten kann, was er/sie tun sollte. Er bekommt zwar viel Post von Menschen mit ähnlichen Problemen, die um Rat fragen, aber er lässt sich da auf keine Ferndiagnose etc. ein. Was aber deutlich wird mit diesem Buch ist der Tipp, dass man sich früher oder später professionelle Hilfe suchen sollte und den Dingen nicht aus dem Weg gehen soll, so wie er es lange Zeit getan hatte (und daher eben lange auch nicht wusste, dass er unter einer Depression litt).
Ich liebe ja die Figur des Kurt Krömer. Ich liebe seinen trockenen Humor, seine Berliner Schnauze, seinen Mut und seine Unverfrorenheit die er gegenüber seinen Gästen in seiner Talkshow an den Tag legt. Für mich war er der Beste in der 4. Staffel von LOL. Allein wie er regelrecht Jagd auf Joko gemacht hat, weil er so ein leichtes Opfer war, war zu köstlich. Ihn in diesem Buch von einer ganz anderen Seite zu erleben, stimmte mich nachdenklich, manchmal auch melancholisch, am Ende aber auch hoffnungsvoll und froh dass er diese Talphase in seinem Leben nun überwunden zu haben scheint.
In einigen Reviews habe ich gelesen, dass die LeserInnen Kurt Krömer die Krankheit nicht so recht abkaufen und dass sie finden, dass er sich lustig über echte Betroffene macht. Letztes fand ich überhaupt nicht, und ersteres kann ich nicht so recht beurteilen. Ich habe keine persönliche Erfahrung mit dieser Krankheit und kann nicht einschätzen, welchen Grad einer Depression Krömer hatte. Klar ist für mich aber doch, dass Krömer selbst sich sehr wohl depressiv gefühlt hat und diese Krankheit sein Leben und das seines engsten Umfeldes sehr beeinträchtigt hat. Und genau darüber schreibt er - nicht mehr und nicht weniger. Zu Beginn stellt er auch extra nochmal klar, dass er keinen medizinischen Ratgeber verfasst hat und anderen keine Ratschläge erteilen kann, was sie in einer ähnlichen Situation tun sollen. Er möchte lediglich seine Geschichte erzählen. Vielleicht ist das Teil seiner persönlichen Therapie, vielleicht möchte er der Krankheit mehr Aufmerksamkeit verschaffen und anderen Leuten sagen "hey, was ihr vielleicht nur für "ausgebrannt und überarbeitet" haltet, ist in Wirklichkeit vielleicht eine Depression - sucht euch doch bitte Hilfe". Oder vielleicht macht er es auch nur des Geldes wegen. Keine Ahnung, aber das hat für mich beim Lesen auch gar keine Rolle gespielt.
Manchmal hört man ein Buch und hat das Gefühl, der Autor sitzt einem direkt gegenüber – mit einem Kaffee in der Hand und der vollen Bereitschaft, endlich mal Tacheles zu reden. So erging es mir mit “Du darfst nicht alles glauben, was du denkst” von Kurt Krömer, alias Alexander Bojcan. Gesprochen vom Autor selbst, wirkt es wie ein sehr persönliches Vier-Augen-Gespräch – ehrlich, rau, reflektiert und mit genau der richtigen Portion Galgenhumor.
Das Buch ist kein Ratgeber, will auch keiner sein – und das macht es umso stärker. Bojcan betont selbst, dass er kein Psychologe ist, sondern ein Betroffener. Und genau darin liegt seine Kraft: Er teilt seine Erfahrungen, seine Abgründe und seine mühsam erkämpften Lichtblicke ohne belehrenden Zeigefinger, dafür mit entwaffnender Offenheit. Dreißig Jahre Depression – kein „Lifehack“, kein „Happy End auf Seite 200“, sondern ein sehr ehrlicher, oft schmerzhafter, aber auch lebensbejahender Blick auf eine Krankheit, die viel zu oft im Verborgenen bleibt.
Was mich besonders beeindruckt hat: Er verschweigt nichts. Auch nicht, dass er durch seine Bekanntheit und seinen Status als Privatpatient bessere Zugänge zur Hilfe hatte als viele andere. Er nennt die Dinge beim Namen – das kaputte System, die langen Wartelisten, die Überforderung der Betroffenen und auch der Helfenden. Aber er tut das nicht aus einer Haltung der Überlegenheit heraus, sondern mit Empathie, mit Verständnis – und einem tiefen Wunsch, anderen Mut zu machen. Nicht mit „Du musst nur…“, sondern mit einem ehrlichen: „Ich war da. Vielleicht bist du’s auch. Und du bist nicht allein.“
Und ja, natürlich blitzt seine humorvolle Seite immer wieder durch – aber nicht, um die Schwere zu übertünchen, sondern als eine Art seelisches Überlebenswerkzeug. Es ist dieser typische Krömer-Galgenhumor, der einem in einem Moment Tränen in die Augen treiben kann – vor Lachen oder weil es plötzlich tief ins Herz geht. Es ist kein Comedy-Buch. Aber wer Krömer kennt, wird ihn in jeder Zeile hören – und lieben.
Was bleibt? Ein Buch, das viel mehr ist als ein Promi, der über sein Leben schreibt. Es ist ein Tabubrecher, ohne sich damit zu brüsten. Ein Mutmacher, ohne einfache Lösungen zu versprechen. Und vor allem: eine extrem persönliche, warme, ehrliche und ja, auch witzige Liebeserklärung an das Leben – mit all seinen dunklen und hellen Ecken.
Ich verstehe jetzt, warum dieses Buch so erfolgreich war. Und ich wünsche ihm noch viele, viele Leser*innen. Denn wenn ein Erfahrungsbericht so viel bewegen kann, dann ist das vielleicht die beste Form von Aufklärung, die es gibt.
"Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression" ist ein unfassbar sympathisches Buch. Obwohl ich sonst so gut wie gar keine Verbindung zu Kurt Krömer habe, habe ich nicht erwartet, dass mir dieses Buch so gut gefällt. Dabei stand mir sicher auch die überwiegend schwierige Deutsche Comedy Szene im Weg, umso neugieriger war ich, wie ein Komiker seine Depression beschreibt und das schafft Kurt Krömer aka Alexander Bojcan wirklich gut.
Die Erzählungen sind ehrlich, traurig, lustig und seine persönliche Geschichte macht Mut. Besonders positiv finde ich, wie er mit Vorurteilen und Ängsten bezüglich Klinikaufenthalten und Medikamenten bricht, insbesondere mit seinen eigenen. In einer Gesellschaft in der psychiatrische Einrichtungen und Psychopharmaka immer noch sehr stark stigmatisiert sind, finde ich es besonders wichtig, dass mit Klischees aufgeräumt wird und Menschen ein Einblick in eine tatsächliche Behandlung ermöglicht wird. Überrascht war ich darüber, wie leicht sich dieses Buch, trotz des schweren Themas Depression lesen lies. Kurt Krömer schafft hier etwas, das sonst nicht immer gelingt. Er bringt eine Leichtigkeit in ein Buch über Depressionen ohne dabei die Ernsthaftigkeit zu verlieren. Dabei lässt er auch aktuelle politische und sozialgesellschaftliche Themen, die ihn bewegen, nicht außen vor.
In "Du darfst nicht alles glauben, was du denkst: Meine Depression" habe ich einen Menschen und einen Teil seiner Geschichte kennengelernt, der mich außerhalb dieses Buches sonst nicht weiter interessiert hätte und genau das wünsche ich mir von solchen Büchern.
Heute auf einer langen Fahrt (und zurück) als Hörbuch gehört. Ich "kenne" Kurt Krömer eigentlich gar nicht, aber das Buch war interessant und stimmt nachdenklich.
Meistens bin ich ja eher in der Kategorie Fiktion zu finden und lese nur sehr selten Sachbücher. Kurt Krömers Biographie hatte mich aber schon seit einer Weile fasziniert und irgendwann habe ich es dann doch geschafft, endlich einmal dazu zu greifen. Und ich muss sagen, dass Buch war so gar nicht das, was ich erwartet hatte. Aber es war grandios.
Wahrscheinlich kann man sich auch gar nicht so richtig vorstellen, was in einem Lebensbericht über den Kampf gegen Depressionen so drinsteht, wenn man selbst noch keine Erfahrungen in dieser Hinsicht gesammelt hat. Denn jeder Umgang mit so einer Krankheit ist schließlich einzigartig. Umso interessanter fand ich es, wie viel Einblick der Autor den Leserinnen und Lesern hier in sein Privatleben gibt. Hier sind einige Erlebnisse beschrieben, die erstmal schwer zu verdauen sind, dabei aber mit dem gewohnten Witz des Komikers aufgelockert werden. Und für mich war das wirklich die perfekte Balance. Ich kam gut durch die 200 Seiten, habe den Bericht mit viel Spannung verfolgt und war sehr eingenommen von dem Geschriebenen. Ganz leicht ist es nicht, solche Erfahrungen zu lesen. Aber wert ist es das auf jeden Fall.
habs als hörbuch gehört, anfangs fand ich es erfrischend, die leichtigkeit und ehrlichkeit die er benutzt um die zeit der depression und des klinikaufenthalts zu erzählen. irgendwann wurde es leider etwas anstrengend, meiner meinung nach zu viel white man privilege, dem sich der autor leider nicht bewusst ist.
ich finds aber super wichtig und finds toll von ihm, dass er sehr viele menschen mit dem buch erreichen konnte und vermutlich einen grossen beitrag zur sensibilisierung von psychischen krankheiten beiträgt.
Kurt Krömer aka Alexander Bojcan sagt: "Ich war fast dreißig Jahre depressiv und ein Alkoholiker. Ich muss damit leben." Na, Herr Krömer/Bojcan, ich will nur sagen, dass in dieses Buch, haben Sie nichts über Depression oder psychischen Krankheiten erzählt. Das ist zutiefst enttäuscht. Dieser Mann kennt überhaupt nichts, was eine echte Depression ist.
Buch ist nur ein Versuch, wie noch man berühmter werden kann, wenn er einfach ein tiefes Buch schreibt. Ich will mein 20 € zurück!
Lese ich nie Sachbücher? Ja Habe ich dieses hier geliebt? Definitiv.
Danke dafür. Danke für dieses Buch, weil Depressionen ein Thema sind, über das immer noch zu wenig gesprochen wird. Danke für deinen Mut. Deine Ehrlichkeit, weil Verletzlichkeit in unserer Gesellschaft bei Männern oft nicht gerne gesehen wird.
Hatte zwischendurch Tränen in den Augen und werde jetzt die zweite Staffel LOL schauen!