Vielfältig sind die Themen, denen sich Carolin Emcke widmet, und vielfältig sind ihre Perspektiven. Und so adressieren auch die Gespräche mit dem Literaturwissenschaftler Thomas Strässle die unterschiedlichsten Aspekte von Carolin Emckes Werk und Leben. Als Reporterin in Krisengebieten hat sie den Umgang mit Gewalt betrachtet und ihre eigene Rolle als Zeugin fremden Leids und die der Medien reflektiert. Als Philosophin fragt sie, wie wir Hass und Fanatismus begegnen können in einer offenen Gesellschaft – und welche Rolle dabei eine fragmentierte Öffentlichkeit spielt, in der Desinformation und Lüge ungefiltert zirkulieren. Die Achtung vor dem Anderen steht dabei immer im Zentrum ihres Denkens. Was heißt es, wenn Menschen ihren Glauben oder ihr Begehren nicht zeigen, nicht artikulieren, nicht leben können? Welche Praktiken und Normen schließen aus oder ein? Bei alldem lässt Emcke sich selbst nicht außen vor: So erzählt sie auch von der Geschichte ihres eigenen Begehrens, davon, welche Texte sie geprägt haben, und von ihrer Liebe zur klassischen Musik.
Carolin Emcke, geboren am 18. August 1967 in Mülheim an der Ruhr, lebt als freie Publizistin in Berlin. Sie studierte ab 1987 Philosophie, Politik und Geschichte in London, Frankfurt am Main und an der Harvard University. Ihre Doktorarbeit „Kollektive Identitäten. Sozialphilosophische Grundlagen“ wurde 2000 im Campus Verlag veröffentlicht.
Von 1998 bis 2006 arbeitete Carolin Emcke als festangestellte Redakteurin beim Nachrichtenmagazin DER SPIEGEL. Ab 1999 bereiste sie als Auslandsredakteurin zahlreiche Krisenregionen und berichtete unter anderem aus dem Kosovo, Afghanistan, Pakistan, Irak und dem Gaza-Streifen. Aus den Briefen, die sie zwischen 1999 und 2003 an ihre Freunde schrieb, entstand 2004 ihr erstes Buch „Von den Kriegen – Briefe an Freunde“ (S. Fischer Verlag).
2003 bis 2004 ging Carolin Emcke für ein Jahr als Visiting Lecturer an die Yale University und lehrte unter anderem über „Theorien der Gewalt“. Seit 2004 kuratiert und moderiert sie zudem die monatliche Diskussionsreihe „Streitraum“ an der Berliner Schaubühne. Von 2007 bis 2014 arbeitete sie als freie Autorin für DIE ZEIT und veröffentlichte Reportagen aus dem Irak, Haiti, dem Gazastreifen sowie zahlreiche Essays. Seit Oktober 2014 schreibt sie für die Wochenendausgabe der Süddeutschen Zeitung eine wöchentliche Kolumne.
Carolin Emcke wurde mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, unter anderem mit dem Lessing-Preis des Freistaats Sachsen (2015), dem Johann-Heinrich-Merck-Preis für literarische Kritik und Essay (2014) und dem Theodor-Wolff-Preis (2008). 2010 wurde sie zur Journalistin des Jahres gewählt. Im Oktober 2016 wird mit „Gegen den Hass“ eine essayistische Auseinandersetzung mit dem Rassismus, dem Fanatismus und der Demokratiefeindlichkeit erscheinen.
2016 erhält sie den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels.
Quelle: Börsenverein des Deutschen Buchhandels e.V.
Eine beeindruckende Frau, die mit unheimlicher Klarheit und Intelligenz gesellschaftliche Probleme benennt und für freiheitliche und demokratische Werte eintritt.
Carolin Emcke spricht in fünf sehr persönlichen Gesprächen über ihre Arbeit als Journalistin in Krisengebieten, über ihre Rolle als Zeugin von Gewalt, über Verantwortung, Schuld und Scham, über das eigene Begehren und ihre Beziehung zu ihrem Körper. Man möchte ihr ewig zuhören, wie sie mit unglaublicher Klarheit, Offenheit und analytischer Tiefe die grossen gesellschaftlichen Themen unserer Generation adressiert. Eine Meisterin ihrer Klasse!
pas peu fière de moi pour avoir lu *en allemand* cet ouvrage qui me tenait à cœur !! cela faisait des années que je voulais approfondir ma connaissance du travail de Carolin Emcke, qui n’est pas encore traduit en français grrrrr, donc voilà une première chose de faite je n’ai tout compris du à la barrière de la langue mais la forme de la conversation rend les thèmes intelligibles et le niveau de langue dépend des thèmes traités donc c’est globalement « clair »
"Gegen den Hass" habe ich innerhalb eines sonnigen Nachmittags auf der Terrasse meiner Eltern durchgelesen, und "Für den Zweifel", ein Geschenk von einer lieben Freundin, war nicht weniger fesselnd. In fünf Gesprächen erzählt Carolin Emcke über ihre Zeit als Kriegsreporterin, ihre Biografie, ihre Beziehung zur Musik, Krankheit und Körper und die Phänomene der Des- und Missinformation. Intelligent, klar und dezidiert wie immer zeigt sie geselschaftliche Missstände auf, benennt Ursachen und Lösungen, und das ohne zu werten oder zu theoretisch-unpersönlich zu werden. Wenn das keine beeindruckende Gratwanderung ist, weiß ich auch nicht.
Die Buchreihe "Kampa Salon" aus dem @kampaverlag , in dem diese Gespräche erschienen sind, hat mich bisher übrigens nicht enttäuscht. "The Doors und Dostojewski", das Interview mit Susan Sontag, war damals mein erster Kontakt mit der Frau, die später zu meiner Lieblingsautorin werden sollte. Ein näherer Blick lohnt sich also - das Format eignet sich bestens, um Künstler*innen im Interview kennenzulernen.
In diesem Sinne! Rennt los und schaut nach, ob jemand für euch dabei ist. Und dass Carolin Emcke eure Zeit wert ist, brauche ich wohl nicht nochmal zu erwähnen. Ziehet hin und leset.
Tolle Gespräche mit toller Gesprächsführung. Geben einen interessanten Einblick in Emckes Denken und Arbeiten. Ein kurzes Vor- oder Nachwort hätte ich noch passend gefunden!