Ein Dorf wie viele andere: Es gibt eine Selbstbedienungstankstelle, einen Dorfladen und einen Haufen Einfamilienhäuschen. Etwas ausserhalb wohnt die schöne Chantal, die eigentlich anders heisst und von Berufes wegen zu viel weiss. Die Kirche ist leer, das Wirtshaus voll. Die Dorfmusik probt über dem Magazin der Feuerwehr. Kleine Dramen, grosses Geschwätz. Freddy sammelt leidenschaftlich Käfer, die jung gebliebene Micha fährt samstagabends mit dem Bus in die grosse Stadt. Der pensionierte Dorfpolizist Lysser hütet ein dunkles Geheimnis – und der Vollenweider schreibt das alles auf.
Grässlich. Und zwar, weil die Geschichte all das Grässliche, was überall passiert, in ein kleines Dorf wohl im Basellandschaftlichen drückt. Jeder hat eine Leiche im Keller, viele andere wissen davon, es wird getuschelt und getratscht aber sicher nicht aufgedeckt. Sicher ein gutes Buch. Mit viel trauriger, schmerzhafter Wahrheit drin. Aber herrje, echt grässlich. Ich hoffe, Autorin Rebekka Salm ist all das nicht zu nah gegangen beim Schreiben. Ich könnte das nicht.
Dieses Buch ist ein absolutes Highlight. Die Geschichte ist Fiktion aber genau so könnte sich ein Dorfleben abspielen. In diesem Buch geht es um die Macht von Geschichten, die sich Menschen, in einem typischen Schweizer Dorf, weitererzählen und um die verschiedenen Perspektiven in Bezug auf die Interpretation von Vorkommnissen. Ich bin selber in einem ähnlichen Dorf aufgewachsen und dieser Roman kam meinem Empfindungen sehr nahe.
Der Aufbau dieses Romans hat mich überzeugt denn unterschiedlichen Personen werden eigene Kapitel gewidmet. Die Sprache ist toll und flüssig zu lesen. Dieses Buch hätte ich am liebsten noch nicht aus den Händen gelegt. Zudem ist die Autorin sehr sympathisch. Ich würde mich sehr gerne einmal mit ihr unterhalten.
Ein Dorf, deren Einwohner gerne unter sich sind und die Dinge so machen, wie man sie halt immer schon gemacht hat, und die verhängnisvolle Nacht damals nach dem Dorffest. Diese Nacht hängt noch heute über dem Dorf und alle sind sie irgendwie davon betroffen.
Rebekka Salm gelingt mit diesem kleinen aber unglaublich feinen Buch ein Meisterwerk an Erzählkunst. Gekonnt verbindet sie die vielen Geschichten der Dorfbewohner zu einer, ohne den Figuren ihre Individualität abzuerkennen. Sprachlich präzise und durchdacht präsentiert sich jede Seite als wahrere Lesegenuss. Dass sie daneben auch noch eine Geschichte erzählt, die durchaus sehr spannend daherkommt, setzt dem Ganzen noch das Sahnehäubchen auf.
Das Buch lebt von seiner dörflichen Verschrobenheit. Gespickt mit viel Lokalkolorit und Helvetismen, bzw. Dialektausdrücken, kommt “Die Dinge beim Namen” als perfekt abgerundetes Ganzes daher. Ganz, ganz dringende Leseempfehlung.
Das erste Buch, das ich in Basel auf meiner schönen Loggia gelesen habe. :) Die Dorfbewohnerinnen und -bewohner, denen die einzelnen Kapiteln gewidmet sind, enthüllen nach und nach brisante Details ihres beengenden Zusammenlebens. Obwohl im Dorf unendlich viel getrascht wird, erhält nur die Leserschaft alle Perspektiven und somit die totale atmosphärische Verdichtung. Ich habe Rebekka Salms Erstling mit grossem Vergnügen gelesen.
Sehr dicht gewobene und wunderschön geschriebene Geschichte einer Dorfgemeinschaft, in der jeder alles vom anderen zu wissen glaubt, was dann am Schluss halt doch nicht immer stimmt. Zwischen Glauben und Wissen ist ein Unterschied und vom Hörensagen sprechen wir ja schon gar nicht.
Da ich nicht spoilern will, kann ich das Ende nicht kommentieren, aber es hat mich ein bisschen aus den Söckli gehauen.
4.5 "Manchmal war eine Geschichte komplexer als die Geschichte, die man sich darüber erzählte, es erahnen lassen würde."
Das Buch habe ich so gerne gelesen. Viele unterschiedliche Charaktere erzählen ihre Erinnerung oder Verbindung zu einem bestimmten Ereignis. Geschrieben in einem Schreibstil, der Freude macht zu lesen. Ganz fein nuanciert. Einzig dem Ende des Buches stehe ich ambivalent gegenüber.
Etwas bemüht, etwas konstruiert und recht klischiert. Solid und freudlos geschrieben. Ernsthaftes schweizerisches Literaturhandwerk. Wird sicherlich gefördert und für den literarischen Wert von irgendjemandem preisgekrönt. Das Lesen wird zur Arbeit - ich mag das nicht und werde mit den nächsten lokalen Zeilen wieder einige Jahre zuwarten.
This is not a real review, just some thoughts I like to write down. Das ist keine richtige Bewertung, nur ein paar Gedanken, die ich aufschreiben wollte.
Die Beschreibung von Schuld und Sühne im Dorf auf dem Einband eher irreführend. Hat kaum etwas mit dem tiefgründigen, psychologischen Auf und Ab zu tun. Trotzdem, gut erzählt, gut gewählte Struktur - vor allem, dass die einzelnen Perspektiven kaum mehrmals zur Sprache kommen. Die Atmosphäre und Stimmung werden aufgebaut. Enttäuschend ist leider das Ende, das mir zu lasch ist. Hier hätte ich mir doch noch eine höhergestellte Konsequenz gewünscht.