Maë Schwinghammers Lyrikdebüt Covids Metamorphosen widmet sich den Transformationen, die aktuell in Zeiten einer globalen Pandemie stattfinden – Momente des Rückzugs, der Einsamkeit, neue soziale Abläufe und Choreographien, die durch die Maßnahmen zur Eindämmung erforderlich wurden. Ovids Epos dient dabei als programmatischer Ansatz: Durch das Festschreiben aktueller Entwicklungen werden seine Metamorphosen neu verhandelt, dabei aber Potenziale und Räume aufgezeigt, in denen Verwandlungen, Änderungen, gesellschaftliche Transformationen denkbar sind. Themenkomplexe wie Familie, Vaterbeziehung, toxische Männlichkeit, aber auch Konsumkritik und Klimawandel fließen unterschwellig ein. Auf der individuellen Ebene des lyrischen Ichs geht es um die Erfahrung, mitten in einer globalen Pandemie die eigene Geschlechtsidentität zu hinterfragen, eine Namensänderung zu erwirken und sich aus einer binär-geordneten Welt hinaus in eine nicht-binäre Auffassung derselben zu wandeln.
"Covids Metamorphosen" ist ein Lyrikband der österreichischen Autor*innenperson Maë Schwinghammer und deren Debüt. In den Gedichten, die sich an den Büchern der Ovid'schen Metamorphosen entlangbewegen, erkundet Schwinghammer verschiedene Formen der Verwandlung, ganz prominent dabei jene des Geschlechts, anhand den Erlebnissen eines lyrischen Ichs sowie einer Vielzahl an Ovid'schen Figuren. Schwinghammer schafft es, diese beiden Welten fruchtsam und funkensprühend zu verbinden, was vor allem der Vielseitigkeit der Sprache des Bandes zu verdanken ist. Sehr schwierige, metaphern- und anspielungsreiche Verse wechseln sich mit zugänglicheren ab und bieten so ein vielstimmiges und abwechslungsreiches Leseerlebnis. Die Gedichte hintereinander, also der Reihe nach zu lesen, bietet obendrein die Möglichkeit, an sich selbst eine Verwandlung mitzuerleben (zumindest ging es mir so): Anfangs noch sehr angestrengt versuchend, jede Anspielung zu erkennen und viel zu kopflastig lesend, vergaß ich irgendwann darauf und ließ mich nurmehr von Schwinghammers Sprache und den Emotionen treiben, die diese in mir auslösten. Das ging soweit, dass die letzten paar Seiten mit Gänsehaut gelesen wurden. Tief berührend & Lust machend, auf mehr von Maë Schwinghammer.
Die idee - den metamorphosen zu folgen und das transitionspotential der alten sagen zu nutzen, um über gegenwärtige geschlechterrollen zu reflektieren - ist gut, die umsetzung katastrophal. Das liegt zum teil an überbordenden wortergüssen, die die verse unter zu vielen anspielungen und gedanken zusammenbrechen lassen, zum anderen an der über weite strecken unangemessenen sprache, die im weiten feld der lyrik verloren wirkt.