Alles beginnt mit der Geburt, aber »niemand kommt auf die welt / und weiß wie es geht«. Nur der Arzt sagt gleich, sie sei zu Großem imstande, und meint damit den Hunger. Und so ist ihr eigener Körper von Beginn an Krisen- und Kriegsgebiet. Umso mehr, als er später auf einer Toilette in Versailles das erste Mal plötzlich blutet. Ein Ort der Liebe und des Schmerzes, der Sehnsucht und der Heilung – der (Ur-)Sehnsucht nach einer Mutter vielleicht, »neben der einen die ich habe«.
Sirka Elspaß trifft in ihrem Debüt einen einzigartigen Ton zwischen Pop und Poesie, existenzieller Wucht und müheloser Leichtigkeit. Emotionale Verletzungen, Momente der Einsamkeit und psychische Krisen werden in glasklare, pointierte Bilder gefasst. So schön und so traurig, so herzergreifend und klug, auch weil die Autorin weiß: »niemand steht über den dingen / wir stehen alle mittendrin«.
Als ich den Namen Sirka Elspaß gelesen habe war mir klar, dass ich Ich föhne mir meine Wimpern brauche. Jahrelang habe ich sie bei Instagram verfolgt, schon immer fasziniert von ihren Worten und dem Talent, die unschönsten Gefühle einzufangen und zu umschreiben.
ich föhne mir meine Wimpern ist jetzt ihr erstes Buch, ein Werk voller starker Verletzlichkeit, das ich in den letzten Wochen direkt drei mal gelesen habe. Bei 80 Seiten und keinem verschwendeten Wort keine Überraschung. Ihre Gedichte gingen direkt in mein Herz, mit jeder Wiederholung mehr.
“jetzt steht da eine stille die der videocall nicht überbrücken kann es ist unmöglich sich in die arme zu fallen wir würden stürzen”
Zu viel steht zwischen den Zeilen, um jemals alles zu verstehen. Zusammenhänge zwischen den einzelnen Gedichten, die mit jedem Lesen deutlicher werden. Ein Bild, das nach jeder Betrachtung mehr Farbe bekommt. Ich föhne mir meine Wimpern ist für mich wie ein großes Puzzle, es braucht Zeit und Ruhe, zum Ergebnis zu kommen. Zwischendurch etwas frustrierend und aufregend, am Ende ist es das alles wert. Manchmal eine herzliche Umarmung, verbunden im leid. Manchmal Trost und die Erinnerung, dass es weiter geht, besser wird.
Sirka Elspaß schreibt von Einsamkeit und dem Wunsch nach einer Mutter, “neben der einen, die ich habe”. Von Crushes und vom Crashen. Von Zugehörigkeit und Distanz. Viele Tränen und Sorgen, viel Liebe. Psychische Ausnahmesituationen und Leid, dass kein Mensch stemmen müssen sollte. Doch Sirka Elspaß muss und daraus schafft sie Kunst.
Am Ende bleibt nur zu sagen “niemand steht über den dingen wir stehen alle mittendrin“ Und lest dieses großartige Buch.
"es ist so schwer ein mensch zu werden aber ich will es unbedingt" (Seite 48) . Dreimal habe ich Sirka Elspaß' Gedichtband "ich föhne mir meine Wimpern" in den letzten Tagen gelesen und jedes Mal geweint.
Modern sind ihre Texte, unverschnörkelt, kraftvoll, nahe am Zeitgeist und trotzdem ganz persönlich. Sie schreibt von Familie, von Liebe, von Nachtgedanken, von diversen Gefühlen und hat mich damit mehr als nur einmal sehr heftig erwischt.
Was für ein Debüt (2022 erschienen), ich bin gespannt, was da noch so kommt.
Haven‘t read poetry in a while, and especially not German poetry - this surprised me with it‘s fresh and wonderful style. As always with poetry, a lot went over my head and I went for the vibes.
heute habe ich eine viertelstunde versucht dein lachen zu imitieren einfach um es zu hören aber alles was dabei herauskam waren laute die viel zu sehr nach mir klangen als dass sie mich an dich erinnert hätten ich dachte wenn du wissen willst wie mein vermissen klingt dann ruf mich an diese laute sind wie sich vermissen auch anhören kann
„es ist so schwer ein mensch zu werden aber ich will es unbedingt“
Sirka Elspaß schreibt simpel, aber wunderschön und sie braucht nicht viele Worte, um viel zu sagen. Ihre Gedichte sind ein behutsames, aber sehr emotionales Abbild davon, wie kompliziert das Leben sein kann. Die Autorin schafft es, sehr eingängige Allegorien zu konstruieren ohne dabei zu abstrakt zu werden und ich hatte große Freude daran, diesen Gedichtband zu lesen.
Meine Favoriten sind: gedankengänge machen die tollsten moves und alle möchten vor allem trost ich hatte kein glück aber hätte ich es gehabt ich hätte es behalten ich weiß die weibliche form nicht auf einer toilette in versailles es ist so schwer ein mensch zu werden matroschka biala flagge ich dachte ich müsste vorbereitet sein um um mein leben rennen zu können mutter wer macht mich jetzt
„niemand steht über den dingen/wir stehen alle mittendrin“ irrwitzig, klug, hochemotional,und krass - gerade mutter I war unglaublich aufwühlend. wow, was ein debüt! <3
Ich lese wenig Lyrik, aber wenn, dann von Sirka Elspaß, die ich das erste mal live als eines der Drei Lyrischen Ichs erleben durfte. Selten schafft es jemand meiner Meinung nach gleichzeitig so komisch witzig und anrührend verletzlich zu schreiben. Die Gedichte beschreiben Alltagsmomente der Autorin so schmerzhaft real, dass mensch das Gefühl hat in der Autorin selbst zu lesen. Ein so schön und gleichzeitig traurig offener Gedichtband. Ein Muss im Bücherregal!
Normalerweise begegne ich der Gedankenwelt jüngeren Leuten unter 30 nur selten, da diese Generation so introvertiert ist. Die 1995 geborene Lyrikerin Sirka Elspaß gehört dazu und findet in ihrem bei Suhrkamp erschienen Buch „Ich föhne mir die Wimpern“ einige originelle Sprachbilder. Das gilt besonders für den langen ersten Teil „gedankengänge machen die tollsten moves“ . Sofort fallen mir Gedichte auf, die auf Essstörungen anspielen. Schon im ersten war die Erzählerin im Krankenhaus und hat überlebt. Ob sie wie angekündigt wirklich den Weg in den nächsten Dönerladen ansteuert, darf man bezweifeln. In weiteren Gedichten wird das Thema berührt.
Es gibt aber auch viele humorvolle Einschläge, z.B. „auf der rolltreppe fahren die handgriffe immer etwas schneller als man selbst.“ oder „und woher weiß die schmerztablette wo es schmerzt“.
Was mich auch anspricht ist „ich kenne viele Wörter und keines davon passt“. Ein bekanntes Gefühl. Themen wie gendern werden angerissen, ohne plakativ zu werden.
Teil 2 und 3 sind dann Mutter-Texte. Für mich auf Anhieb nicht zu verstehen. Vielleicht werde ich mich ihnen später noch einmal widmen.
Der dritte Teil, der vielleicht der makelloseste im Buch ist, heißt „es gibt blumen die kommen einfach so zwischen den steinen hervor“. Da sind viele sensible und subtile Momente enthalten.
Ich schätze die Lakonie der Autorin, obwohl ich zu einigen Texten keinen Zugang hatte.
“Es ist so schwer ein mensch zu werden aber ich will es unbedingt”
“vor der kirche gegenüber passieren viele dinge die man sich angucken kann die weinende frau von der ich mich frage was sie sucht das paar das sich in den armen liegt die jugendlichen die wlan zapfen von der kirche ich höre jemanden sagen immer wenn es regnet begegne ich dem himmel”
“sieh dir einen luftballon genauer an und wenn du das tust wirst du schnell sehn dass er jeden moment platzen kann hab keine sorge wir sind nicht heute dran”
Wie für viele ist Poesie "nicht so mein Ding". Aber die Sprache und Gedankenassoziationen dieser Gedichte haben mich sehr beeindruckt. Die Gedichte bestechen durch Tiefe und schwierige Fragen genauso wie durch Witz und Leichtigkeit (oft sehr schnell aufeinander). Man fühlt sich angesprochen und verstanden und kann viel mit auf den Weg nehmen.
Ich hatte gemischte Gefühle gegenüber diesen Gedichten, aber das längste in dieser Sammlung mit dem Titel „Mutter I“ gefiel mir sehr gut. Es fasst die emotionale Trennung zwischen Mutter und Tochter sehr gut.
3.5 Sterne. Mochte ich! Meine liebsten Seiten: 41, 42, 45, 48, 59 und 65. Freue mich auf den zweiten Band von Gedichten, der dieses Jahr später herauskommt. :)