Franz Schuh ist"eine Schreibkraft, so unerbittlich wie der beste Ernst Jandl" (Neue Zürcher Zeitung),"eine freundliche Denkmaschine und einer der letzten Allround-Gelehrten" (Die Zeit),"dem in seinen Äußerungen die Gnade der Grazie eignet" (Die Welt). Kurz Franz Schuh ist Wiener und Philosoph, und seit er 2006 für sein Buch"Schwere Vorwürfe, schmutzige Wäsche"den Preis der Leipziger Buchmesse erhalten hat, wird er zusehends auch außerhalb von Österreich bekannt. Für sein neues Buch spielt Franz Schuh auf spezielle Weise mit der Form des Fragen nimmt er so, als ob er sie selbst gestellt, Antworten so, als ob ein Fremder sie gegeben hätte - und dann wieder umgekehrt. Daraus entwickelt er"Memoiren"eines 1947 Aufwachsen im Wiener Gemeindebau, Ende der Nachkriegsanarchie, Gymnasium, eine von"Swinging London"geprägte Aufbruchsstimmung ... Als dramaturgisches Mittel beim Interview fungiert dabei ein immer wieder defektes Aufnahmegerät.
SCHUH, Franz: „Memoiren. Ein Interview gegen mich selbst“, München 2012 Ein Autor interviewt sich selbst. An sich schon ein interessantes Szenarium. Das Wort „gegen“ sehe ich aber nicht. Der Interviewende interviewt sich selbst und schadet sich dabei nicht. Obwohl negative Dinge zu Tage treten, sind es nur jene, die dem Dichter angenehm sind. Es geht um Gewissen und Religion ebenso wie um den Kontakt zu Verlegern. Er kritisiert nicht sich selbst – wie man dem Titel entnehmen würde – sondern die Kulturszene seines Landes.
Fabelhaft, nicht so sehr des Gesagten wegen, sondern der Sprechweise, der Zuneigung zur Sorgfalt und gedanklich geordneten Anarchie wegen. In den Schuhschen Argumentationen erscheint jede Kehrtwendung, jeder Widerspruch möglich, sofern sie nur stimmen, und alles eine Zumutung, das sich dieser disparaten Kohärenz durch unerlaubte Falschheit entzieht. Stellenweise ein wenig sehr eitel, aber mit gutem Grund und deshalb verzeihlich.