Rahel og Peter har vært gift i nesten tretti år, men sakte og umerkelig i begynnelsen, deretter med et brak, har kjærligheten forlatt ekteskapet. De reiser på sommerferie for å berge det som fortsatt finnes mellom dem, og for å finne svar på spørsmålet om hvordan og med hvem de ønsker å tilbringe resten av livet.
Hva gjør man når kjærligheten har blitt gammel? Når avstanden til hverandre blir større enn nærheten, og lidenskap og erotikk bare er et fjernt minne? Er de dype følelsene fra de første årene og det man har opplevd nok til å fortsette livet sammen?
Daniela Krien, geboren 1975 in Mecklenburg-Vorpommern, studierte Kulturwissenschaften, Kommunikations- und Medienwissenschaften und arbeitete unter anderem als Drehbuchautorin und Cutterin. Sie lebt mit ihrem Mann und zwei Töchtern in Leipzig.
Daniela Krien schafft es immer wieder, sie trifft mein Leserherz, meine Nerven und mit ihrer besonderen Erzählweise ist man nach nur wenigen Sätzen in der Geschichte drin. Auch wenn man nie 100% nah ist, kann man sich komplett hineinversetzen und so ruhig es auch erzählt ist, so spannend und interessant zieht es mich in den Bann.
Seit meiner Jugend hatte ich nicht mehr das Gefühl, jemand erzählt aus einigen Aspekten meine eigene Geschichte in einem Buch. Kein Wunder also, dass ich mich von diesem Roman gar so angesprochen fühlte und ihn ob dieses Involvements natürlich möglicherweise besser beurteile, als andere, die noch nie in so einer Situation waren.
Der Plot baut sich sehr gemächlich auf und bedient auf weiten Strecken die sehr leisen, subtilen Töne. Der Roman beschreibt eine tiefe Beziehung, die sich im Laufe einer langjährigen Ehe ganz schön abgenutzt hat und die durch äußere und innere Umstände, die teilweise nicht zu ändern sind, in eine veritable Krise geraten ist, in der sich das beteiligte Ehepaar aber stets bemüht, höflich und respektvoll zueinander zu sein und konstruktiv an der Lösung der Probleme zu arbeiten. Aber auch mit Ehrlichkeit und dem Ansprechen von Verletzungen wird bei der Analyse dieser Ehe nicht gespart, wenn sie auch nicht polternd in die Welt hinausgeschrien werden.
Rahel, eine Frau in den Wechseljahren, dreißig Jahre mit ihrer großen Liebe verheiratet, hat Troubles mit ihrem Ehemann Peter, die sich vor allem im Schlafzimmer und durch Entfremdung manifestieren. Peter war zwar früher auch nie der große Sexgott, hat nun aber sowohl den Sex als auch die Herstellung von Intimität gänzlich eingestellt.
Durch Zufall müssen die beiden bei einem älteren befreundeten Ehepaar ein einsames Haus in der Uckermark betreuen, weil Freund Viktor leider ernsthaft erkrankt ist und seine Frau Ruth sich im Krankenhaus um ihn kümmern muss. Neben der nötigen Versorgung der Tiere, die zum Haus dazugehören und der Betreuung des Gartens sind Peter und Rahel plötzlich völlig auf die Gesellschaft des anderen fokussiert und haben nun endlich die Gelegenheit – beziehungsweise sind geradezu mangels Alternativen dazu genötigt – ihre Probleme zu benennen, zu analysieren und zu lösen. Dabei schleichen die beiden natürlich zuerst tagelang lauernd wie auf Zehenspitzen, recht sprachlos und möglichst nicht aneckend umeinander herum. Sie geben sich ihren Gedanken, ihrer Wut, ihrer Trauer um die verlorene Liebe und ihrer Ohnmacht hin und versuchen, durch lapidare Dialoge und durch Vorschützen von Beschäftigungen die notwendige Auseinandersetzung mit der Wurzel der Probleme ihrer Beziehung aufzuschieben.
Fast alles wird in der Geschichte aus der Innensicht und vom Standpunkt Rahels aus beleuchtet, die anfängt, nachzudenken. Rahel hadert mit der Ablehnung von Intimität durch Peter und mit der daraus resultierenden zunehmenden Entfremdung beider Partner, sie weiß aber auch, dass sie kürzlich durch eine gedankenlose Fehleinschätzung etwas in ihrer Ehe ordentlich vergeigt hat. Peter hatte als Professor massive Probleme in seinem Job mit woken Studenten, die ihm zu Unrecht Transphobie vorwarfen und die einen Shitstorm gegen ihn persönlich losgetreten haben, der ihm seinen Job als Professor und Lehrender ordentlich vergällt hat. Rahel hat die Petitesse, die zum Konflikt mit den Studenten geführt hat, unterschätzt und Peters Probleme anfänglich überhaupt nicht wahrgenommen. Sie hat ihn in seiner ernsthaften beruflichen Krise allein im Regen stehen lassen, indem sie ihn nicht ernst nahm. Die Dynamik der Ereignisse gaben Peter im Nachhinein Recht, aber da war es zu spät, den Ehemann zu unterstützen, denn er fühlte sich schon von Rahel verraten.
Zudem plagen Rahel Selbstzweifel und die typischen Klimakteriumsbeschwerden, irgendwie hat sie auch das Gefühl, dass Peter sie nicht mehr begehrt, weil sich ihr Geruch durch das ständige Schwitzen und die Hormonumstellung verändert hat.
Beim Vortäuschen von Ablenkungs-Aktivitäten, um nur ja nicht mit Peter reden zu müssen, findet Rahel im Atelier von Viktor zufällig Material, das ihre gesamte Identität in Frage stellt. Könnte der im Krankenhaus liegende Viktor tatsächlich ihr Vater sein? Als sie ihren Verdacht Peter anvertraut, entsteht erstmals wieder ein gegenseitiges Verstehen und eine Nähe, das Eis scheint gebrochen.
Dieser Durchbruch in der Beziehung zwischen Peter und Rahel wird aber sofort torpediert, denn die um absolute Aufmerksamkeit buhlende erwachsene Tochter Selma drängt sich in einem Überfall zusammen mit ihren Kindern im Haus bei den Eltern auf und bringt ihre eigenen Ehe-Probleme und andere Schwierigkeiten lautstark aufs Tapet, ohne sich darum zu kümmern, ob sie vielleicht stören könnte. Alles muss für die Drama Queen und ihre verzogenen Kinder in den Hintergrund treten. Hier eröffnet sich ein weiteres Schlachtfeld für Rahel, denn die Beziehung zwischen Mutter und Tochter ist nicht gerade die beste, wogegen sich Rahel mit ihrem Sohn Simon blendend versteht. Egal wie höflich Rahel etwas formuliert, Selma ist dauergekränkt, auf Angriff mit der Schuldkeule gebürstet und so egozentrisch, dass sie nicht einmal merkt, beziehungsweise hören will, dass ihre Eltern eigentlich Zeit für sich selbst brauchen.
Der Roman endet nach längerem hin und her, abwechselnd einigen herben Rückschlägen und positiven Entwicklungen unkitschig überhaupt nicht in einem totalen Happy End wie im Kino – was in der Realität ohnehin nie stattfindet – aber mit einer positiven Transformation der Probleme. Rachel und Peter nähern sich wieder an, ebenso wie Mutter und Tochter. Viktor ist leider gestorben, bevor Rahel ihn persönlich fragen und die Wahrheit herausfinden konnte, aber Ruth bringt nachträglich noch einiges in Ordnung.
Die weiblichen Figuren, insbesondere Rahel und Selma sind ausnehmend gut konzipiert, liebevoll und tief beschrieben. Die männlichen Protagonisten sind abseits der Dialoge hauptsächlich aus weiblicher Sicht gespiegelt. Insofern könnte man sagen, der Roman ist ein Frauenbuch, aber ich glaube, es ist auch für Männer überhaupt nicht unspannend, wenn Frauen ihre Ehemänner und Söhne ehrlich, aber wohlwollend und respektvoll beschreiben.
Fazit: Eine sehr gute, manchmal auch recht unspektakuläre, aber nie langweilige Beziehungsgeschichte, die mir ob der leisen Töne und des Realismus ausnehmend gut gefallen hat. Kein Kitsch, nix Romantisches, sondern nur das normale Leben mit all seinen Problemen. Keine brutalen Konflikte und offen ausgetragene Kämpfe, sondern konstruktive Annäherung aller Protagonisten auf Augenhöhe. Leseempfehlung!
https://www.youtube.com/watch?v=hHmYM... Das schlechteste Buch des Jahres, furchtbares Zeugnis des Massengeschmacks, der so etwas ja erst ermöglicht. Ich könnte mich lange aufregen über den trivialen Stil, die schiefen Figuren, die TikTokisierung von Themen, die spirituelle Ebene und diese ganzen unfassbar blöden Aussagen über die Gegenwart. Das kriegst du auf keine Kuhhaut, Dido. Und wie geil ist es bitte schön, dass sich Kriens Buch trotz aller Trivialität, Dummheit und erzählerischer Ohnmacht auch noch im Schlamm elitärer Übermachtfantasien suhlt - - Kannst du doch keinem erzählen, das glaubt dir doch niemand...
Baffled by the rave reviews. Reading this book was like talking to people where you immediately want to escape their presence. It's a novel about a depressed literature professor who is rattled after he gets accused of transphobia and his wife, a therapist who wants to have sex again and doesn't like her daughter (early 20s, two horrible children) but does like her son (easy-going sporty soldier). The two main characters have been together for over 30s, they're in their mid50s and spend a few weeks at an old friends farm in the countryside in the now.
All the characters are so unlikeable but in an incredibly non-selfaware way. The dialogue is stiff and unrealistic. The whole 'wah wah we don't get modern sensibilities anymore' tone was nauseating. I'm not one to generally harp on about privileges but I think the book pissed me off so much because it was such a German woe-is-me-even though-we-have-money-and-great-jobs-and-healthy-children narrative, that drives me crazy whenever I encounter it in real life. I can't fathom how you would get anything out of reading this book, unless you agreed with the characters assessment of life. As I didn't care for the people, I didn't care if they stayed together or not either. The writing style is plain and readable, I wouldn't mind it if I liked the characters or the story.
Eine zauberhafte Hütte in den Bergen, malerische Landschaften, ausgedehnte Wanderungen - genau so hatten Rahel und Peter sich ihren Urlaub vorgestellt. Fast 30 Jahre sind die beiden verheiratet, im Laufe der Zeit haben sie sich zunächst langsam, dann mit einem Knall auseinander gelebt, der Urlaub sollte wieder etwas Nähe schaffen. Doch dann, kurz vor der Abreise ein Anruf: Die Berghütte ist abgebrannt. Statt Wanderurlaub stehen für Peter und Rahel nun durch Zufall drei Wochen auf dem etwas in die Jahre gekommenen Hof einer alten Freundin in der Uckermark an. Viel mehr Aufgaben als ein paar Tiere versorgen und die Beete gießen sind nicht zu erledigen - genug Zeit also, um über sich, ihre Ehe und die Liebe, die sich langsam aus der Beziehung verabschiedet hat, nachzudenken.
Daniela Krien erweist sich mit ihrem Roman "Der Brand" erneut als ausgezeichnete Beobachterin zwischenmenschlicher Beziehungen. Eingebettet in die ländliche Idylle eines alten Hofes in der Uckermark erzählt sie von der Psychotherapeutin Rahel und dem Universitätsprofessor Peter, die in Dresden wohnen und sich im Laufe vieler Ehejahre voneinander entfernt haben, obwohl sie viele gemeinsame Ansichten teilen und sich gegenseitig schätzen. Die Beziehung hat an Leidenschaft verloren, Rahel hadert mit dem Älterwerden während ihr Mann ganz in seinen Interessen aufgeht, auch die Kommunikation zwischen ihnen war lange Zeit erschwert. Krien lässt die Lesenden in gewohnt prägnantem Stil an Rahels Gedanken teilhaben, die sowohl über ihre Tochter, als auch über ihre Patient*innen schnell und unerbittlich urteilt. Gerade die sehr engen Ansichten der Protagonistin haben sie mir höchst unsympathisch gemacht, während ihr Mann Peter seltsam blass blieb. Neben der Analyse der Ehe zwischen Rahel und Peter beschäftigt sich Daniela Krien auch mit Generationskonflikten, was ihr in meinen Augen nur bedingt gelingt, da sie doch sehr in einem Klischeedenken verharrt.
"Der Brand" ist nicht mein Lieblingsbuch der Autorin, für mich reicht er bei Weitem nicht an ihr Debüt "Irgendwann werden wir uns alles erzählen" und ihren Erzählband "Muldental" heran. Beide Bücher haben teils ein ähnliches Setting, auch die Themen überschneiden sich, deshalb würde ich hier eher eine Empfehlung aussprechen. Trotzdem lesen sich die rund 270 Seiten von Kriens aktuellem Roman sehr leicht, für mich entstand erneut ein gewisser Sog und ich mochte vor allem den Schauplatz des Buches sehr gerne. Eine Lieblingsautorin, von der es hoffentlich bald Lesenachschub gibt!
Ein extrem berührendes Buch für alle, die sich mit der Situation der Protagonisten in irgendeiner Weise identifizieren können. Der Schreibstil von Daniela Krien reißt mich schlichtweg vom Hocker. Da dies nur das Hörbuch war, muss das Printvuch nun dringend bei mir einziehen, damit ich es nochmal lesen und mir die zahlreichen tollen Stellen markieren kann. Es geht um eine Ehe, in der die Kinder aus-, und die Selbstverständlichkeit eingezogen ist und um den Versuch, sich als Paar wiederzufinden. Ganz große Klasse!!!
Würde man die Beziehungen in den Büchern von Daniela Krien nach ihrer Reife ordnen, so wäre die Beziehung von Rahel und Peter in Der Brand eindeutig die reifste. Dies ist vermutlich auch der Grund, warum dieses Buch gerade von jüngeren Lesern häufig als eher schwächer bewertet wird. Es hätte mir vermutlich vor zehn oder fünfzehn Jahren auch weniger gefallen als jetzt. Viele Aspekte der Geschichte lassen sich wahrscheinlich erst richtig nachvollziehen, wenn man selbst ähnliches durchlebt hat. Rahel und Peter sind seid vielen Jahren verheiratet und haben zwei erwachsene Kinder, sind auch bereits Großeltern. Rahel ist Psychologin, Peter Dozent an der Uni. Eigentlich waren die beiden glücklich miteinander, doch in der letzten Zeit hat sich etwas verändert und die Ehe droht zu zerbrechen. Als das gebuchte Ferienhaus in den bayerischen Alpen abbrennt, hüten die beiden gezwungenermaßen den Hof einer alten Freundin, deren Mann im Krankenhaus liegt. Während dieses Urlaubs versucht Rahel, die Probleme ihrer Ehe aufzuarbeiten. Das Buch enthält sehr viele Wahrheiten über Beziehungen und das Leben. Rahel und Peter sind natürlich ein besonderes Paar. Ich fand sie beide sehr angenehm, mit ihrer ruhigen, besonnen Art, wie sie alles besprechen. Es lässt sich daher nicht alles auf andere Beziehungen übertragen. Ich persönlich fand das Buch richtig gut und kann es breit empfehlen.
Im Fokus steht Rahel, eine Frau, die mit Peter verheiratet ist und bereits 2 erwachsene Kinder hat. Sie ist unzufrieden mit ihrem Leben, aber weiß nicht wie sie die Probleme ansprechen und lösen kann. Es ist nicht nur die Beziehung zu ihrem Mann, Peter, sondern auch ihre Beziehung zu ihrer Tochter, ihrem Sohn und auch zu allen anderen eigentlich.
"Hinter seinem Lächeln verbirgt sich etwas, und Rahel denkt, dass besonders in einer Ehe die Summe des Nichtgesagten die Summe des Gesagten bei weitem übertrifft."
Was ist bemerkenswert fand, war, dass gerade die Gefühle und Bewegungen von Rahel detailliert und gefühlvoll darstellt wurde. Jede Geste und jeder Gedanke wird festgehalten und behutsam beschrieben. Die Sprache bleibt dabei prägnant und weiß die Atmosphäre treffend zu beschreiben. Jeder Charakter scheint in einer eigenen Blase zu leben ohne die anderen zu berühren. Am Ende kommt man sich zwar näher, aber die Arbeit bleibt. Ich fand die Porträts der verschiedenen, fast schon gegensätzlichen Charaktere interessant. Es ist zwar alles aus der Sicht von Rahel beschrieben, aber trotzdem entwickelt man mit den Seiten eine Sympathie für die anderen. Obwohl die Geschichte in sehr sanften Tönen langsam erzählt wird, war ich am Ende von der Geschichte berührt. Von Rahel und Peters Liebe zu Rahel und auch Rahels Familie. Es war eine sehr schöne Geschichte, die langsame tiefe Wellen geschlagen hat.
"Ade, meine Lieben"
** Dieses Buch wurde mir über NetGalley als E-Book zur Verfügung gestellt **
Wenn ich wissen will, welche Probleme Therapeut*innen und Uni-Professor*innen quälen, die ihre Tochter nicht mögen und völlig blind dafür sind, dass sie genau das selbst verursacht haben, was ihnen jetzt an "Millennials" nicht gefällt - dann läute ich einfach bei einer x-beliebigen Haustür im achten Wiener Gemeindebezirk. 100% akkurater Schnappschuss deutscher Früh-Boomer Befindlichkeiten, flott geschrieben, aber für mich bar jeder positiver Identifikationsmöglichkeit.
Nur weil sich Rahels und Peters Urlaubspläne plötzlich zerschlagen, können sie ihrer Freundin Ruth spontan zusagen, sich um deren Haus und Hof in der Uckermark zu kümmern. Ruths Partner Viktor hatte einen Schlaganfall und Ruth wird ihn in die Reha begleiten. Mit dem Hof in der Uckermark, dessen Bewohner in DDR-Zeiten als Staatskünstler ein gutes Auskommen hatten, verbindet Rahel unvergessliche Kindheitserlebnisse. Ruth und Viktor sind im Alter ihrer Mutter und waren ein ruhender Pol für die kleine Ruth zwischen wechselnden Stiefvätern und zahlreichen Umbrüchen. Für Rahel und Peter wird das Versorgen von Garten und Tieren in beschaulicher Umgebung zugleich Gelegenheit sein, ihre alternde Beziehung zu überdenken. Peter wirkt wie erstarrt, seit ein Konflikt an der TU Dresden ihn in die Rolle des ewig gestrigen Ossis gedrängt hatte. Als würde man einen Stein ins Wasser werfen, entsteht in wachsenden Kreisen um das Paar in der Krise knapp und treffend ein Bild des vereinten Deutschland im Pandemiejahr.
Rahel und Peter verkörpern die Nachwende-Generation, die nach der Wiedervereinigung keine Kinder oder höchstens eins bekamen und die heute quasi fassungslos mit der Anspruchshaltung der folgenden Generation konfrontiert sind. Rahel als Psychologin behandelt eine jammernde Generation mit offensichtlicher Reifungsverzögerung, die behütet aufwuchs und auf nichts verzichten musste. Eine Diagnose, die ihre eigene Tochter Selma wie aus dem Lehrbuch verkörpert und die für Rahel Anlass ist, sich im Kollegenkreis für ihre Tochter zu schämen. Ganz anders Rahels Sohn Simon, der Berufssoldat ist und mit dieser Entscheidung bei Viktor einen schweren Stand hatte. Selma und ihre beiden kleinen Söhne brechen prompt wie eine Naturgewalt ein in die Idylle am See. Selma wirkt fordernd, maßlos in ihren Ansprüchen, als würde sich die Welt allein um ihre Bedürfnisse drehen. Rahel dagegen muss sich damit auseinandersetzen, ob sie als Kind, das zur Oma gegeben wurde, etwas vermisst hat und ob sie sie sich selbst rückblickend für eine gute Mutter hält. Mit Dramaqueen Selma im Haus könnte man fast aus den Augen verlieren, dass es zunächst um Viktors Krankheit geht und darum, wie ein hilfebedürftiges Paar mit einem riesigen bröckelnden Anwesen zukünftig klarkommen kann. Das Haus auf dem Land, um das sich Rahels Erinnerungen ranken und das Haus als Wegmarke, wo in ihrem Leben beide Paare stehen, spricht mich hier stark an.
In knappem, höchst präzisem Stil porträtiert Daniela Krien ein ostdeutsches Paar in seinem sozialen Umfeld, das zur deutschen Wiedervereinigung gerade erwachsen wurde. Zwei unterschiedliche Generationen aus der Ex-DDR treffen aufeinander, sowie gegensätzliche politische Standpunkte. Auf psychologischer Ebene steht die Versöhnung mit der privaten Biografie und den eigenen Eltern im Mittelpunkt – und dominierend die Frage, wann die dritte, folgende Generation endlich reif genug ist, als Eltern, im Beruf und Staat Verantwortung zu übernehmen.
Brandaktuell ist das Buch „Der Brand“ von Daniela Krien auf jeden Fall. Die Pandemie ist Thema. Es gibt Gesichtsmasken im Gartencenter, und Universitätsseminare werden Online abgehalten. Es gibt depressiv Verstimmte Corona-Geschädigte, aber vor allem gibt es ein Ehepaar, ein Mann, Peter, eine Frau, Rahel, die mühselig die Suppe auslöffeln, die sie sich gemeinsam eingebrockt haben. Das Basale ist Thema des Buches.
Brot ist noch reichlich da. Sie [Rahel] deckt den Tisch draußen, spannt den Sonnenschirm auf, wässert den tönernen Weinkühler, bis er sich dunkel färbt, und wählt aus ihren mitgebrachten Weinen einen Weißburgunder. Im Kühlschrank findet sie noch zwei Lammknacker, die sie mit einem Seufzer beide Peter überlässt. Seit einiger Zeit isst sie weniger, um ihre Figur zu halten.
Wer die Bezeichnung verschiedener Yogatypen nicht kennt, oder sie griffbereit haben möchte, dem werden diese geboten, genauso wie verschiedene Rezepte, Kochideen, und Blumennamen, die das Leben im Gartencenter wie im Garten selbst bunter gestalten. Alles rund ums Essen, um die Ernährung, um die Morgengymnastik, um das Älterwerden und gemeinsame Frühstücken wie Abendbrotessen wie wird peinlich genau beschreiben.
Beim Abendessen legt er die Salamischeiben so auf sein Brot, dass sie den Rand der Brotscheibe nicht überlappen. Die Gurkenscheiben schneidet er exakt gleich dick; die Möhre spaltet er der Länge nach, halbiert die Hälften und legt die Stifte ordentlich aufgereiht neben die Gurkenscheiben. Ein Biss vom Brot, ein Stück Gurke, ein Karottenstift. Brot, Gurke, Karotte. Brot, Gurke, Karotte.
Die Idee des Buches ist klar: Zurück ins einfache Leben, hinaus in die Uckermark, denn, wie die alten Frauen in dem Buch sagen: „Das Leben war früher nicht besser, aber weniger verrückt.“ Der Plot ist schnell erzählt. Die Frau, Therapeutin, wünscht sich Sex und eine Zigarette danach. Der Mann ist ein depressiver Literaturdozent, der sich in der Debatte um Geschlechteridentitäten angreifbar gemacht hat und nun an seinem schlechten Leumund leidet. Beide fahren nach Dorotheenfelde in die Uckermark, zum Domizil der einstmals besten Freundin von Rahels Mutter, und kümmern sich dort um Haus und Hof, insbesondere um die Tiere (Storch, Katze, Hühner, und Pferd).
„Der Brand“ steht im engen Verhältnis zu Juli Zehs Buch „Über Menschen“ und Helga Schuberts „Vom Aufstehen: Ein Leben in Geschichten“, Judith Herrmanns „Daheim“, und „Monschau“ von Steffen Kopetzky. Allesamt betrachten das Ländliche aus der Sicht des Städters. Allesamt stellen viel in Frage, am meisten sich selbst und die eigenen Lebensentscheidungen. Allesamt beschreiben müde Menschen, Menschen, die die Orientierung verloren haben und nach irgendwelchen Wurzeln suchen, nach einem Zuhause, nach Erdung. In „Der Brand“ ist Sex die Erdung. In „Daheim“ ist es die Kunst, in „Monschau“ die Liebe, in „Über Menschen“ die Toleranz, das Gemeinschaftlich-Solidarische, in „Vom Aufstehen“ die Treue und Wahrheit, der Glauben an Gott.
In dieser Hinsicht liefert Daniela Krien einen eigenen Beitrag in dieser Serie von Corona-Romanen. „Der Brand“ handelt aber weniger von Corona als von einer altgewordenen Ehe, von Untreue, von verlorener Lebenslust, und vom Essen.
Rahel gibt Öl und Essig, Senf, Honig, Zitrone, Pfeffer und Salz in eine kleine Schüssel. Mit einem kleinen Rührbesen schlägt sie die Zutaten, bis sie sämig sind, und kostet dann mit dem Zeigefinger. Sie ist zufrieden. Es sind die Gegensätze, die das Essen schmackhaft machen – süß und salzig, süß und scharf, süß und sauer. Sie wirft einen Blick auf Peter und fragt sich, warum er nicht sieht, dass ihre Andersartigkeit den Reiz zwischen ihnen ausmacht.
Die phallische Kastration von Peter durch den Geschlechterdiskurs hat Spuren hinterlassen. Die Suche nach einer Vaterfigur hat Sehnsüchte bei Rahel erzeugt. Die Tochter verliebt sich in einen Akustikingenieur und will ihren Bankkaufmann-Ehemann verlassen, und der Sohn fragt sich als Soldat, ob die Nation noch hinter ihm steht, derweil man mit toten Fischen, Fröschen und Mäusen den Storch füttert.
Ich wurde nicht recht schlau aus dem Roman. Er blieb stets an der Oberfläche. Er sagte, was man so sagt, was hier und da Menschen beim Wein sagen, wenn sie sich treffen. Alles plätschert dahin. Es plaudert. Es trauert. Es beginnt irgendwie und hört auch irgendwie auf. Es ist der Roman eines einzigen Aufgebens, einer Oberflächenstarre, und am Ende bleiben alle Fragen offen und die Lesenden seltsam betroffen.
Ein Verkäufer berät sie zu trockenheitsresistenten Pflanzen, und Rahel entscheidet sich für das Großblumige Mädchenauge und eine rosa blühende Fetthenne.
Ich weiß wirklich nicht, warum man dieses Buch lesen oder warum man dieses Buch nicht lesen sollte. Es bleibt so weit von allem entfernt, dass ich nicht einmal weiß, ob es okay, gut, oder schlecht gewesen ist. Es hat sich einfach allem entzogen, über alles geredet und nichts irgendwo hinzufügt. Ich rate zu Helga Schuberts „Vom Aufstehen: Ein Leben in Geschichten“ oder Friederike Mayröcker „da ich morgens und moosgrün. Ans Fenster trete“.
Ein Buch, welches sich schnell lesen ließ und dessen Geschichte der Protagonisten -ähnlich wie der Status quo der Ehe der Charaktere- nicht sehr tiefgründig ist. Man spürt zeitgleich Distanz und tiefe Gefühle zwischen dem Ehepaar. Was bleibt, wenn man nach langjähriger Ehe auf unterschiedlichen Pfaden unterwegs ist..... Findet man wieder zueinander? Man spürt, dass Rahel und Peter noch eine anstrengende Reise vor sich haben und gleichzeitig flackert die Hoffnung auf, dass sie es schaffen werden. Man erfährt nur von der Spitze des Eisberges und sehr gerne wäre ich mit den Protagonist:innen noch weiter und tiefer abgetaucht. Doch eventuell ist es genau das, was in der Realität oftmals nicht passiert. Manchmal geht die Kommunikation verloren und aus Angst zu verletzen oder vor der offenen Konfrontation, wird geschwiegen und manchmal eben leider mit Zynismus auf den Partner/ die Partnerin oder gar auf die bereits erwachsenen Kinder reagiert..... . Alles in allem ein Buch mit verschiedenen Themen, die sich weiterdenken lassen. Ich finde es großartig, dass mich einige Gedanken weiter verfolgen und mir ins Bewusstsein rufen, dass die Geschichte nicht beendet ist, wenn sich die Buchdeckel schließen.
Und plötzlich entdeckt man, dass ein wenig Peter in einem steckt.......☺
Lieblingsstelle : " Niemand sonst, den sie kennt, hat diese Beziehung zur Literatur. Peter liest Bücher nicht nur, er arbeitet mit ihnen, setzt das Gelesene ins Verhältnis zu sich selbst, seinen Einstellungen, seinen Handlungsweisen und ändert sie gegebenenfalls. Für ihn ist Literatur wie ein lebendiges Gegenüber. Manchmal sogar lebendiger als das, was sich vor seinen Augen abspielt. Und im Gegensatz zu Menschen ist sie ihm unentbehrlich."
Nachdem mir vor zwei Jahren zufällig Daniela Kriens Die Liebe im Ernstfall in die Hände fiel und ich es sehr gerne las, wusste ich, dass ich den nächsten Roman der Autorin unbedingt lesen müsste. Nur entpuppte sich Der Brand auf beinahe jeder Ebene als herbe Enttäuschung.
Die Geschichte fängt gut an: Der Konflikt rund um Rahel und Peter wird vorgestellt, man ist irgendwie auf Rahels Seite, aber vor allem fragt man sich, was passiert ist, dass diese zwei Menschen nach all den Jahren so lieblos miteinander umgehen. Die Lektüre war beklemmend, aber dicht und atmosphärisch, ich erkannte den Schreibstil Kriens sofort wieder. Sie schreibt auf eine sehr schlichte, schöne Art und Weise, die mich persönlich förmlich durch ihre Werke fliegen lässt. Das ist aber schon irgendwie alles, was ich Positives über den Roman sagen kann – denn nach dieser Exposition geht es nur noch bergab, sodass ich am Ende des Romans mit mehr Fragezeichen dastand, als ich ihn begonnen hatte.
Zuallererst: Der Klappentext erzählt nur einen Bruchteil des Romaninhalts. Was ich oben in der Inhaltsangabe umschrieben habe, deckt sich grob mit der Ankündigung des Verlags. Wer also eine Ehegeschichte erwartet (wie ich), wird enttäuscht werden, denn, ja, es geht hin und wieder um Rahels und Peters Ehe, vor allem aber auch um ihre Kinder, und um ihre Freundin Ruth und deren Ehemann, über Berufsprobleme, über alle erdenklichen gesellschaftlichen Themen, was ist eigentlich Liebe?, und so weiter. Auf dem Papier, ähm, Blog, klingt das wie ein vielfältiger, komplexer Roman – nur wird keiner dieser Aspekte im Roman auch nur ansatzweise mit der Tiefe behandelt, die er verdienen würde. Schlimmer: Sobald man mal etwas tiefer bohren könnte, springt der Roman oftmals zum nächsten Thema.
Das ist im besten Fall nervig, wenn keine der Figuren auch nur ansatzweise Tiefe entwickelt; im schlimmsten Fall entwickelt dieses thematische Laissez-faire einige höchst dubiose Auswüchse. So wird am Anfang des Romans ein Streit zwischen Rahel und Peter mit folgendem Auslöser beschrieben: Peter ist Dozent, er unterrichtet ein Seminar zum Thema ‚Geschlechterrollen in der Literatur des 19. Jahrhunderts‘; daraufhin bricht ein Tumult unter den Studierenden aus, „dass sowieso nur Männer- und Frauenklischees dabei herauskämen.“ (S. 46) Schlimmer noch: Es gibt eine nicht-binäre Person im Kurs, die mehrmals von Peter mit „Frau …“ angeredet wird, weil das auf der Namensliste so steht; Rahel empfindet seinen Frust nicht nach, sondern weist ihn zurecht. Um das BS-Bingo komplett zu machen, löst die nicht-binäre Person auch noch einem Shitstorm in Internet aus – aber das Schlimmste, betont Peter, sei, dass seine Frau ihm in den Rücken gefallen ist.
Mir geht es an dieser Stelle nicht darum, auszudiskutieren, ob Figuren in einem Buch moralisch korrekt handeln müssen (nein) oder ob Peters Verhalten an dieser Stelle richtig ist. Was wir hier haben, ist der ohnehin schon seit Jahren ermüdend polarisierende Diskurs der geschlechtergerechten Sprache, der hier schlichtweg für ein Plot Device benutzt wird: Nämlich um zu zeigen, dass Rahel Peter, als es hart auf hart kam, nicht unterstützt hat. Aber das genügt nicht, um die Lektüre dieser Seiten abzuschütteln. Selbst wenn Rahel vordergründig die nicht-binäre Person verteidigt, hinterlässt sowohl die hysterische Darstellung ebendieser Person als auch die generelle Empörung der Studierenden einen sehr, sehr bitteren Nachgeschmack. Es fällt schwer, nicht den Eindruck zu gewinnen, dass diese Passage von einer Person geschrieben wurde, die ein ‚aktuelles‘ Thema verwenden wollte, aber sich selbst nicht gründlich damit auseinandergesetzt hatte. (Again – man muss etwas nicht erlebt oder studiert haben, um sich sensibel damit auseinanderzusetzen.)
Solche Augenblicke gibt es in dem Buch immer wieder: Augenblicke, in denen riesige Diskurse (von der richtigen Erziehung bis hin zu – Achtung – der „Idee, dass die Seuche nichts anderes sei als ein längst fälliges Korrektiv“, S. 165, ja, es geht um die Corona-Pandemie) über wenige Seiten scheinbar abgehandelt, dabei aber vorrangig als Plot Device eingesetzt werden. Wenn nicht letzteres, dann um zu zeigen, dass Rahel und Peter zwar nicht immer die einfachste Ehe haben, aber sie können sich immer noch über geistige Themen unterhalten! Ich werde an der Stelle nicht versuchen, meine Verbitterung zurückzuhalten. Es gibt später im Buch eine Stelle, wo Rahel, die Therapeutin ist, gedanklich aufzählt, was sie an ihren Patient*innen alles so nervt, um dann zu schließen, dass „[s]atte Zeiten […] schwache Menschen hervor[bringen]“ – immerhin, „ohne sich selbst davon auszunehmen.“ (S. 224) Autsch. Einfach autsch.
Mit derselben Willkürlichkeit, mit der all diese Themen angeschnitten werden, werden auch die Figuren charakterisiert bzw. definiert. Nicht nur wird mehr telling als showing betrieben, sondern Charakteristika so abrupt aufgezeigt und zugeschrieben, dass sie mich maximal verwirrten. Wenn ich 250 Seiten über eine Figur lese und es dann am Ende plötzlich heißt, dass sie ja immer alle Entscheidungen im Alleingang treffe und ganz schön dominant sei, warum ist mir das dann nicht schon vorher aufgefallen? Das ist meiner Meinung nach einfach schlechtes Handwerk, und es führte dazu, dass es spätestens am Ende keine Person mehr gab, die mich auch nur noch in irgendeiner Form interessierte. In ihrer Danksagung schreibt die Autorin, dass sie den Roman letztes Jahr in einem Sommerhaus von Freund*innen begann, was ihn rundum zu einem Pandemie-Projekt zu machen scheint: Beengt, wirr, und ohne Perspektive.
Vielen Dank an Lovelybooks und den Diogenes Verlag für das Rezensionsexemplar.
Mag den Schreibstil, aber der Plot und die unterschwellig recht reaktionären und klischeehaft boomermäßigen Haltungen lassen mich etwas zucken. Gendern ist schlimm, junge Leute wissen nicht, wie gut es ihnen geht, dies das. Dabei alle Themen nur oberflächlich angerissen, und sobald man neugierig wird, wechselt das Thema, ohne in die Tiefe gehen. Geht um alles Aktuelle mal so ein bisschen, aber um nix richtig. Ich fand das Buch nicht „nicht gut“, mich lässt es aber etwas ratlos zurück.
Dieses Buch hat mich mit seiner Thematik total berühren können.
Rahel liebt ihren Mann Peter, aber die beiden sind älter geworden, Leidenschaft?? Fehlanzeige... Die gemeinsamen Kinder sind groß und flügge und die Zeit hat das Paar auseinander driften lassen. Nun hüten sie als "Sommerurlaub" Haus und Hof ihrer Freundin Ruth, als deren Mann ins Krankenhaus muss. In leisen Tönen sinniert Daniela Krien hier über das Paar bleiben auch wenn das Nest leer ist, über das Umgehen mit dem älter werdenden Köper und der Liebe, über die Notwendigkeit des Reflektierens und vieles mehr.. Auf wenigen Seiten hat sie es geschafft mir die beiden Protagonisten ganz nah ans Herz zu bringen. Ob es eine Möglichkeit gibt sich nach Jahren des Schweigens und "Nebeneinander her lebens" wieder anzunähern und wenn ja, wie dieser Weg aussehen könnte, beschreibt dieses Buch meisterhaft. Dazu das wunderbare Setting im Haus der Freundin und der Natur und den Tieren, die es umgeben, hat mich sofort entführt!
Rahel und Peter sind 30 Jahre verheiratet. Die Kinder sind aus dem Haus und die beiden haben sich über die Jahre in ihrem Alltag als Paar verloren. Ein Urlaub soll die beiden wieder näherbringen, doch das gebuchte Ferienhaus brennt ab. Die Ratlosigkeit wohin es alternativ gehen kann hält nicht lange vor, denn ein Hilferuf bringt die beiden dazu einen kleinen Hof in der Uckermark vorübergehend zu bewirtschaften.
Ein Buch über das laute und wilde Familienleben mit Kindern und die Ruhe nach dem Sturm, wenn das Haus wieder leer wird. Den Alltag auf dem Hof mochte ich sehr! Auch die Gedanken von Rahel waren mir sofort greifbar und ich konnte ihr nachempfinden. Auch der auf den ersten Blick nicht zu entdeckende 2. Strang und das Familiengeheimnis fand ich sehr spannend zu lesen!
Eine Geschichte die Generationsübergreifend einzelne Phasen des Lebens, des Zusammenlebens, des Eltern sein zeigt und die Hürden die früher oder später auftauchen können.
Mehr zu meiner Meinung auf Youtube @jennyslesestoff Lesemonat Juli 2022
Daniela Kriens Art zu schreiben gefällt mir sehr. Sie blickt so intim in ihre Protagonisten, beobachtet so scharf und hat dabei einen feinen Humor. In ganz wenig Seiten kann sie ein ganzes Leben verpacken. Dieser Roman handelt von Familie, Trennung, Geheimnissen, Liebe und Zusammenhalt.
Solidna četvorka, koja do kraja godine možda pređe u 5⭐️, zavisno od izbora budućih knjiga 😃! Priča o braku, o neprolaznosti ljubavi, o prolaznosti strasti i povratku iste, o djeci i tome koliko mogu da budu naporna iako su naša i iako ih volimo najviše na svijetu, o životu, o smrti, tako mnogo na tako malo strana, plus ponovna spoznaja moje želje za mirnim životom na selu, ovu knjigu stavlja na pozitivnu listu! Dakle, sa Danijelom nema greške!
Als der von Rahel und Peter gebuchte Wanderurlaub aufgrund eines Brandes ihres Ferienhauses ins Wasser fällt und sie kurz darauf einen Anruf von Ruth, einer alten Freundin der verstorbenen Mutter von Rahel, erhalten, machen sie sich kurzerhand auf den Weg zu Ruth's und Viktors gemeinsamem Bauernhof, abseits jeglicher Großstadt. Viktor hat vor kurzem einen Schlaganfall erlitten und Ruth möchte ihn während seiner Reha begleiten und unterstützen. Dafür brauchen sie jemanden, der den Hof und die Tiere dort hütet.
Rahel und Peter sind seit 30 Jahren verheiratet und haben zwei gemeinsame erwachsene Kinder, Selma, bereits mit eigenen Kindern und Simon, der sich als Soldat verpflichtet hat. Nach all der gemeinsam verbrachten Zeit und einem Fauxpas, leider völlig unwissend, welches sich Peter als Dozent an einer Universität geleistet ist, hat sich das Paar auseinander gelebt, voneinander distanziert. Die meiste Zeit verbringen sie getrennt voneinander, jeder auf seine Weise. Selbst in getrennten Zimmern schlafen sie, auch während des Aufenthalts auf dem Bauernhof. Die Autorin beschreibt ein Paar, welches sich von einer Einheit verabschiedet hat und die Partner vermeintlich sich selbst wiedergefunden haben. Doch während zwischen beiden eine tiefe Verbundenheit und großes Vertrauen herrscht, schmerzt es Rahel doch, dass Peter jegliche Lust auf und jegliches Verlangen nach Innigkeit mit ihr verloren hat. Und doch fehlt sie auch ihm ungemein.
"Meine Einsamkeit ist manchmal so groß... Immer wenn ich dir davon erzählen will, finde ich keine Worte. Oder ich finde sie, kann sie aber nicht aussprechen."
Unglaublich aufmerksam und mit großer Behutsamkeit und Feinfühligkeit beschreibt sie den vorsichtigen Tanz, den beide Partner miteinander tanzen. Zwischen der Sehnsucht und dennoch Gereiztheit, zwischen Liebe und Herabsehen aufeinander. Ein umeinander Herumschleichen, um den anderen nicht zu verstören, zu verletzen oder ihm zu viel zu werden und trotzdem dem Wunsch, wieder zueinander zu finden.
Auch das Kümmern um die Kinder, zumindest um eines, die selbst ihr eigenes Leben führen, ihre eigenen Probleme haben, scheinen Rahel und Peter einiges abzuverlangen. Vor allem aber den Mut, sich dabei nicht wieder selbst nur als Elternteil zu sehen, sondern weiterhin als eigenständiger Mensch. Mich persönlich hat diese Feinfühligkeit und die nicht übertriebene Art, Emotionen zu schildern, ganz unvermittelt getroffen. Es wirkt, als wäre jedes der von der Autorin gewählte Wort wohlüberlegt und präzise gesetzt. Ein leichtes und doch sehr tiefsinniges und tiefblickendes Buch, welches ich am liebsten nur mit zwei Worten beschreiben würde: herzzerreißend schön. Ich habs geliebt. 5 von 5 Sternen.
Knapp 30 Jahre sind Rahel und Peter verheiratet. Die Kinder sind aus dem Haus, die Zimmer in der Altbauwohnung neu aufgeteilt. Ein dreiwöchiger Urlaub in den Bergen soll alles wieder in Ordnung bringen. Es hinbiegen, richten. Denn, obwohl sie einander sehr schätzen, haben sich Leidenschaft und Partnerschaft in der Beziehung leise davon gemacht. Da passt es eigentlich gar nicht, dass die gemietete Unterkunft kurz vor der Reise abbrennt und die beiden stattdessen in die Uckermark fahren um dort auf den alten Bauernhof von Rahels Freundin Ruth aufzupassen. In der Abgeschiedenheit, einer Zweisamkeit ausgesetzt, die beide nicht erwartet hatten, brodelt es unter der Oberfläche heftig. Ungesagte Worte schwirren wie Fliegen durch die Sommerluft und am Ende steht die Frage, ob es ihn noch gibt, den gemeinsamen Plan vom Glück. . Daniela Kriens Roman „Der Brand“ ist vielschichtig, lässt sich aufdröseln wie ein Blätterteig. Aus Rahels Sicht, erhält der Lesende tiefe Einblicke in die gemeinsame Vergangenheit des Paars, schaut in gegenwärtige Abgründe und fühlt sich in die äußert angespannte Atmosphäre ein. Während Peter der Situation aus Rahels Sicht viel zu wenig Bedeutung beimisst, arbeitet sie emsig daran, in ihrem Kopf den Gefühlsknoten zu lösen. Ein Gespräch hilft zwar, doch der Knoten bleibt. Beim Besuch der Kinder, wird Einheit zelebriert, Familie gespielt. Mir war, als würde ich immer tiefer in diese Verzwicktheit eindringen, dem Problem auf den Grund gehen und doch entfernte sich eine Lösung immer weiter. Irgendwie unbefriedigend, dachte ich. Aber schließlich beschreibt Krien damit realitätstreu, dass das Leben keine Gleichung mit einfacher Lösung ist. Ein tiefsinniger, feinfühliger Roman, der mich jedoch insgesamt weniger berührt hat, als erhofft.
Kennt ihr das, wenn ihr ein Buch lest und nach der letzten Seite traurig seid, weil es zu Ende ist und ihr euch von den Protagonisten erstmal verabschieden müsst? Ja, das kenne ich auch.
Daniela Krien hat mit „Der Brand“ für mich aber noch einen drauf gesetzt: ich wollte das Buch gleich noch mal von vorne beginnen! (Das passiert mir äußerst selten, ein Kandidat dafür für mich immer „HdR“)
Woran genau das lag, kann ich nicht richtig betiteln. Ich liebe Krien’s Werke seit ihrem ersten Roman, war damals schockverliebt in die Schreibe dieser Frau und mit jedem Buch wurden die Narben ihrer Schreibfeder in meinem Herzen tiefer und die Liebe zu ihren Büchern größer.
Vielleicht liegt es bei „Der Brand“ aber auch daran, dass ich selbst 49 Jahre alt bin und all das, was die Protagonisten denken, fühlen,tun, so sehr nachempfinden kann. Für mich ein verstanden werden und verstanden sein Buch. Ein Wohlfühlbuch! Eine Geschichte, so ganz nach meinem Geschmack. Wie für mich gemacht Story. Alles drin, Liebe, Verzweiflung, Loslassen. Das ganze Repertoire der Mittleren Jahre, wenn die Kinder aus dem Haus sind und aus Eltern wieder Paare werden. Wenn die Beziehung zu den Kinder auf ein neues Level gehoben wird und man auch daran verzweifeln, aber eben auch wachsen kann.
Eigentlich eine Liebeserklärung an die Jahre 45+.
Mir hat es so sehr gefallen, dass ich mich regelrecht gezwungen habe, diesem Buch volle zwei Tage Genuss-Lesezeit zu gönnen! Und meinem Mann alle guten Stellen vorlesen musste und das gefühlt das ganze Buch war.
This is a quiet, well written novel about a middle aged couple, Rahel and Peter. They’ve been together a long time and their relationship is going through a bad patch. It’s mainly a family story but looks at the differences between the generations, upbringings, expectations, relationships, parenting, society, history, depression and more. It was an interesting and enjoyable read for me.
Rahel und ihr Mann Peter wollten eigentlich Urlaub in den Bergen machen, um dem Corona-Alltag zu entfliehen. Doch als sie erfahren, dass ihr Ferienhaus abgebrannt ist und eine enge Freundin dringend jemanden braucht, der in ihrer Abwesenheit auf das Gut aufpasst, ändern sich ihre Pläne.
Die gemeinsame Zeit auf dem Gutshof offenbart vieles. Da ist zunächst die Distanz, die sich im Laufe der Jahre in die Ehe der beiden eingeschlichen hat. Sie leben aneinander vorbei anstatt miteinander. Die Entfremdung ist auch in ihren Gesprächen allgegenwärtig, die stets kurz und abgehackt wirken und sich viel mehr durch das Ungesagte als durch das Gesagte charakterisieren. Das Thema der Distanz und des Schweigens in der Ehe hätte einen interessanten Ausgangspunkt für diesen Roman bilden können. Leider vernachlässigt die Autorin genau diesen thematischen Aspekt aber im Laufe der Geschichte, wendet sich zahlreichen anderen Themen zu, baut aktuelle gesellschaftliche Debatten ein, die alle nur oberflächlich angeschnitten werden und findet so zu keinem roten Faden.
Hinzu kommt, dass alle Charaktere, aber insbesondere die Protagonistin Rahel, unsympathisch wirken. Sie wirken flach, sind in ihrem Verhalten und in ihren Aussagen häufig unglaubwürdig oder überzogen. Rahel, die als Psychologin arbeitet, ist so stark auf sich selbst fixiert, dass sie ihr soziales Umfeld ständig be- und verurteilt. Ihr eigenes Verhalten und ihre eigenen Ansichten sind der Maßstab, mit dem sie andere kritisiert. Ihre Selbstwahrnehmung ist äußerst zweifelhaft und ihre ständige Unentschlossenheit, ihr teilweise heuchlerisches und oft auch unangemessenes Handeln tragen dazu bei, dass der Roman spätestens ab der zweiten Hälfte nur noch nervt.
“Der Brand” ist banal und bewegt sich ausschließlich an der Oberfläche von dem, was er zu erzählen versucht. Letztlich bleibt er ohne richtige Aussage und findet zu keinem Ende. Auch die verdichtete Sprache mit ihren kurzen Sätzen, die zunächst durchaus vielversprechend wirkt, kann darüber nicht hinwegtäuschen. Somit ist der einzige Brand, der bei der Lektüre stattfindet, ein durch Banalitäten ausgelöstes und schmerzendes Feuer im Kopf des Lesers.
"Mit allem, was wir tun, mit jeder kleinsten Handlung formen wir unser Leben und unsere Persönlichkeit."
Rahel und Peter sind seit fast 30 Jahren verheiratet, haben zwei erwachsene Kindern und haben sich auseinandergelebt. Es gibt keine Leidenschaft mehr und auch ihre Interessen driften auseinander. Als aufgrund eines Brandes der geplante Wanderurlaub ausfallen muss, fahren die Beiden auf einen alten Hof in die Uckermark, der Freunden von Rahels Mutter gehört. Dort arbeiten die Beiden an ihrer Beziehung und auch an Rahels Vergangenheit.
Das Buch "Der Brand" ist eher ein Buch der leisen Töne. Manchmal werden die Protagonisten zwar auch laut, es gibt einige Dramen, aber insgesamt geschieht viel im Inneren, gerade von Rahel. mir hat diese Entschleunigung, dieses "auf sich besinnen" sehr gut gefallen. Auch die Pandemie ist Thema, aber eher am Rande. Ich mochte das Setting, ich fand viele der Personen interessante Charaktere, die manchmal nur zu kurz beleuchtet wurde. Am Ende fehlte mir etwas, auch wenn ich noch gar nicht genau bennen kann, was mir fehlt. Aber es ist, irgendwie unausgeglichen. Die Sprache empfand ich nicht immer als ganze einfach aber trotzdem eindringlich.
Ein psychologisches Buch auf dessen langsames Tempo man sich einlassen muss
Interessanterweise hat mein Freund, als er den Titel las, gefragt, ob das Buch "Der Brand" in Dresden spielt. Und tatsächlich wohnen Rahel und Peter in Dresden und auch "der Brand" kommt zur Sprache. Und vielleicht geht es auch im die innerlichen Brände in den Personen, Gefühle, Gedanken, die schwelen und ausbrechen
In Stanley Tucci's food memoir Taste (which I've also been reading this week), he describes wanting to make a "foreign film", which he describes as character-driven, eschews stereotypes and ends ambigiously. This made me smile as it captures quite accurately the kind of films and books that I love. The Fire, German author Daniela Krien's latest novel translated into English by Jamie Bulloch, falls squarely into this category.
Rahel and Peter are a couple in mid-life about to embark on a holiday to a remote holiday cottage in Bavaria when they receive news that the cottage has been destroyed in a fire. In a last-minute change of plan, they depart to the countryside outside their home city of Dresden for a couple of weeks to take care of the house and farm of friends Ruth and Viktor, in the wake of Viktor's admission to hospital following a stroke.
Alone for two weeks, with the company of just a few animals and the occasional visit from their two adult children, Rahel and Peter are forced to address the shortcomings in their marriage and the struggle to adapt to a changing world as they mourn their youth and confront their own mortality.
There's a keen insight into midlife here that Krien skilfully captures. Don't expect a lot to happen, but if, like me, Tucci has described your kind of book, then this might fit the bill for you as it did for me. 4/5 stars
*Many thanks to @quercusbooks who sent me an arc of this book to read via @netgalley. The Fire will be published on 8 June. As always, this is an honest review.*