Broken German

by Tomer Gardi

Jahre, nachdem Radili sich nach bedrohlichen Anpöbelungen durch Skins ein Messer gekauft hat, kehrt er als Erwachsener in dieselbe Stadt zurück, und seine neuen Freunde aus der »linksradikalen WG« wollen einen Film daraus machen. Die Suche nach dem damals vergrabenen Messer ist die erste von vielen Situationen, die der Erzähler vor uns abrollt, fallen lässt, neu aufnimmt und auf ganz unorthodoxe Weise miteinander verknüpft. Er entwickelt eine Szene im Jüdischen Museum, die in einen Krimi mündet, er bespricht mit seiner Mutter Erinnerungen an ein von den Deutschen besetztes Dorf in Rumänien (»Eine dicke Mann, der seine Ärmel hoch rollt, fast bis zum Achsel, und sagt, bis hierher, bis hierher hätte ich, bis hierher hätte ich meine Ärme in Judenblut eintauchen, lebt in meine Mutter«), er rekapituliert einen Schulausflug zu archäologischen Grabungen im Norden von Israel, und immer wieder finden wir uns in der »Bar zum Roten Faden«, in Lokalen und Callshops wieder, in denen Radili und seine Freunde Amadou, Fikert, Anuan, Abayomi und Jamal abhängen.
Es wäre ein ganz normaler, übermütiger und ungenierter Großstadtroman, wäre da nicht seine Sprache, die Sprache all dieser Migranten, die wie der Erzähler – »Das ist kein Deutsch!« – aus ihrer Sprache deportiert und aus der Geschichte bzw. der Erzählung hinausgeworfen wurden. »Realismus schreiben nur Menschen mit einem festen Wohnsitz und einer Aufenthaltserlaubnis«, sagt Tomer Gardi und entwickelt in Broken German ein anspielungsreiches, anspruchsvolles und vergnügliches Plädoyer für die Sprachenvielfalt in der einen Sprache, für die Regelübertretung, für das nicht Normierte.

141 pages, Hardcover

Published January 1, 2016

Reviews

[Ernst · Rating 2 out of 5]

Sympathisch aber nicht wirklich gut, vorne steht Roman drauf, aber es fehlt fast alles, was einen Roman für mich ausmacht. Etwa eine Geschichte oder ausformulierte Reflexionen/Gedanken, ev. ein roter Faden, es wirkt eher zerfleddert, teils Anekdoten, die irgendwie miteinander verknüpft werden oder auch nicht.
Was ich respektabel finde ist das Sprachexperiment, die ganzen 140 Seiten Prosa im titelgebenden Broken German zu verfassen. Tatsächlich verliert das aber für mich auch schon nach ein paar Seiten seinen Reiz. Einzelne Szenen sind ganz amüsant, aber keine wirkt so richtig gut ausgearbeitet, sondern eher so halbherzig konstruiert, etwa die Koffergeschichte.

[John Hatley · Rating 4 out of 5]

I really liked this book. By “experimenting” with language, Tomer Gardi creates an atmosphere that accurately reflects what it is like being a foreigner living in Germany. It is both serious and humourous and above all entertaining.