Ein Leben für die Kinder und die eigene Unabhängigkeit
Berlin, 1902: Die junge Käthe verliebt sich in den Bildhauer Max Kruse. Als sie schwanger wird, gerät sie in Konflikt mit den Moralvorstellungen der Berliner Gesellschaft und zieht in die Schweiz. Auf dem Monte Verità findet sie inmitten von Künstlern die Freiheit, nach der sie sich sehnte. Als ihre Tochter sich eine Puppe wünscht, macht Käthe sich an die Arbeit. Weich und anschmiegsam soll sie sein, geeignet zum Spielen. Die Puppe wird ein voller Erfolg. Soll Käthe alles auf eine Karte setzen und sich etwas aufbauen – und was bedeutet das für ihre Liebe zu Max?
Die packende Geschichte von Käthe Kruse, einer facettenreichen Frau, die die Bedürfnisse von Kindern verstand und als berühmteste Puppenmacherin der Welt Geschichte schrieb
Julie Peters, Jahrgang 1979, ist das Pseudonym der Schriftstellerin und Übersetzerin Juliane Korelski. Nach sieben Jahren im Buchhandel hängte sie den Job an den Nagel, zog vom Westfälischen ins Rheinland und begann ein Studium der Geschichte und Antiken Kulturen. Seit April 2008 arbeitet sie als Autorin und Übersetzerin. Mit uns hat sie gesprochen über Privats, ihren Neuseeland-Roman "Das Lied der Sonnenfänger" und natürlich auch über weitere, geplante Projekte.
Eine Frau und ihr Streben nach Selbstbestimmung - unterhaltsame Romanbiographie, stellenweise etwas redundant erzählt
„Eines Tages wollte sie mehr sein als die Tochter einer Näherin, die junge Schauspielerin, die nach der Geburt des Kindes kaum mehr vermittelbar war. Sie wusste nicht, was genau sie machen würde - aber sie würde sich schon etwas einfallen lassen.“
Käthe Simon wächst Ende des 19. Jahrhunderts als uneheliches Kind einer Näherin in Breslau auf und muss in der Kindheit auf vieles verzichten. Später geht sie als Schauspielerin nach Berlin. Sie lernt den Bildhauer Max Kruse kennen und lieben. Als sie unehelich schwanger wird, widerspricht das den gängigen Konventionen. In der Schweiz lebt sie daher mit ihren Kindern in einer Künstlerkolonie auf dem Monte Verità. Als sich ihre Tochter eine Puppe wünscht, entwickelt Käthe, die bisher mit Nähen wenig am Hut hat, den Ehrgeiz, für sie eine perfekte Puppe zu entwickeln.
Julie Peters erzählt in der dritten Person Vergangenheit chronologisch. Ihre Sprache ist unkompliziert, flüssig und leicht lesbar. Der Roman ist in drei Teile eingeteilt, je nach Käthes aktuellem Aufenthaltsort: „Teil 1- Breslau“, „Teil 2- Berlin“ und „Teil 3- Berg der Wahrheit“.
Käthe hat es als uneheliche Tochter einer hart arbeitenden Näherin mit einem recht strengen, oft abwesenden Vater nicht leicht. Aber sie beißt sich durch. Als sie beschließt, Schauspielerin zu werden, arbeitet sie konsequent an ihrer Karriere, obwohl ihr Erfolg zunächst nicht wahrscheinlich erscheint. Käthe verfügt über eine große Willensstärke. Mit dem Bildhauer Max Kruse ist es für Käthe Liebe auf den ersten Blick. Doch Max ist eigensinnig, hat ganz konkrete Vorstellungen, wie das Leben zu sein hat. Für ihn steht die Kunst an erster Stelle, auch Käthe soll seiner Meinung künstlerisch tätig werden, etwas aus sich und ihren Fähigkeiten machen. Ihr Ziel, eine solide, bespielbare, stabile Puppe zu entwickeln, nimmt er anfangs nicht ernst, ist das Puppenmachen doch keine echte Kunst für ihn. Während ich mich in Käthe gut hineinversetzen konnte, hatte ich mit Max, seinen strikten Ansichten, seiner starken Ichbezogenheit und seiner etwas unsensiblen Art so meine Probleme.
Eine wirklich faszinierende Geschichte, wie es zu den weltberühmten Käthe-Kruse-Puppen kam. Die Romanbiographie erzählt von einer interessanten, starken Frau mit einem besonderen Traum und ihrer Suche nach Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung. Dass die Geschichte allerdings als Zweiteiler angelegt ist, finde ich unnötig. Das Erzähltempo ist insgesamt doch recht langsam, es kommen viele Wiederholungen vor, so erwähnt Käthe zu oft, welche Ansprüche sie an eine Puppe hat. Wie genau sie dann die Puppe fertigt, wird allerdings nicht näher ausgeführt, was ich schade finde. Das Ende ist dann recht abrupt, kommt für mich mitten in der Geschichte. Freilich gibt es viel über das bewegte Leben der Käthe Kruse zu erzählen. Ich habe den Roman gerne gelesen, hätte aber eine einteilige, abgeschlossen Geschichten, dafür mit einem etwas strafferen Erzähltempo und weniger Redundanzen bevorzugt.
In dieser Romanbiografie begleitet der Leser Käthe Kruse von ihrer schweren Kindheit an, über ihr Leben als Schauspielerin und wie sie Max Kruse kennen lernt, bishin zu ihrem Erfolg als Puppenkünstlerin. Dabei wird jedoch erst in den letzten hundert Seiten auf das Leben als Puppenmacherin eingegangen.
Ich war auf dieses Buch sehr gespannt, denn ich habe schon einige Romanbiografien gelesen und finde es immer wieder spannend mehr über das jeweilige Leben der Person zu erfahren. Der Beginn des Buches, der die Kindheit der jungen Katharina darstellt, empfand ich schon als sehr düster und grausam mit einem harten "Vater" und einer Mutter, die sich die Finger wund näht um für sich und ihre Tochter zu sorgen. Ich hatte gehofft, dass dies nur den Anfang des Buches darstellt und es bald mehr um die Puppen gehen wird, doch weit gefehlt. Das Buch steckt voll deprimierender Lebensabschnitte von der Kindheit an über das Kennenlernen des mehr als arroganten und unsympathischen Max Kruse bishin zu einem fürchterlichen Leben für sie und ihre Kinder in einer baufälligen Hütte mitten auf einem Berg bei Kälte und Wind. Das Buch war leider insgesamt sehr düster und deprimierend geschrieben und ich habe Käthe leider in ihren Entscheidungen überhaupt nicht nachvollziehen können.
Der Schreibstil an sich ist einfach und gut zu lesen, aber leider haben mir die Protagonisten nicht gefallen. Max Kruse war der absolute Unsympath und auch alle anderen Männer im Buch sind nicht gut weggekommen, es gab nicht einen einzigen der in irgendeiner Weise Sympathie oder Wärme ausgestrahlt hat. Käthe dagegen ist die ganze Zeit fürchterlich naiv gewesen und hat alles für Max getan ohne etwas zu hinterfragen. Wäre es nur um sie gegangen hätte ich dies nicht als so schlimm empfunden, aber es ging eben auch um die gemeinsamen Kinder, denen sie furchbar entbeerungsreiche Jahre beschehrt hat und nur wegen der "Freiheit" eines Mannes. Lediglich die letzten 100 Seiten haben mich sehr interessiert als es um die Puppen ging, aber leider wurde dies dann eher kurz abgehandelt.
Fazit: Natürlich ist meine Meinung subjektiv und es mag daran liegen, dass ich selber gerade ein Kind bekommen habe, aber dieses Buch war mir insgesamt viel zu deprimierend und düster, gerade was die Kinder in der Geschichte anging. Zusätzlich habe ich Käthe und ihre Handlungen leider zu kaum einem Zeitpunkt nachvollziehen können. Ausserdem kam das Thema Puppen, für das Käthe ja berühmt ist, nur am Ende und relativ kurz auf. Leider war dieses Buch daher nichts für mich, aber ich kann mir vorstellen, dass Leser die an Käthes Kindheit und der Zeit vor der Künstlerin interessiert sind, das Buch interessieren könnte.
Katharina Simon wird 1883 unehelich geboren. Die Mutter bringt sich und ihre Tochter mühsam mit Näharbeiten durch, dem Vater ist seine legitime Familie wichtiger. Katharina wird Schauspielerin, kann nun auch für ihre Mutter aufkommen. Dann lernt sie den Bildhauer Max Kruse kennen und lieben. Der allerdings will kein weiteres Mal heiraten, und so wird auch Katharina eine ledige Mutter, die zudem nicht weiter am Theater arbeiten kann. Der Weg zur berühmten Puppenmacherin, als die wir sie heute kennen, ist für Katharina, die von Max Käthe genannt wird, noch weit.
Käthe Kruse, ein Name, den wahrscheinlich viele kennen, mit ihren Puppen wurde sie berühmt. Viel mehr, als dass sie Puppen machte, wusste ich von ihr bisher nicht, und war sehr erstaunt, was für ein interessantes, wenn auch oft nicht einfaches, Leben sie führte. Der Roman endet 1911 es gibt noch eine Fortsetzung, auf die ich schon gespannt bin.
Julie Peters gelingt es sehr gut, die Charaktere lebendig zu machen, ich fühlte mich schnell in sie ein. Der Roman beginnt bereits damit, dass Christiane Simon, Katharinas Mutter schwanger ist, und von ihrem Geliebten bis zur Geburt aufs Land geschickt wird, So llernt man auch sie schon gut kennen und erlebt mit ihr Höhen und Tiefen. Nach Katharinas Geburt tut sie alles dafür, dass ihre Tochter ein besseres Leben bekommt, man kann sich vorstellen, wie entsetzt sie ist, als diese anscheinend in ihre Fußstapfen tritt. Katharina, die erst Max erlaubt, sie Käthe zu nennen, ich verwende daher in dieser Rezension ihren ungekürzten Namen, ist klug und weiß, was sie will, doch die Liebe schlägt ihr ein Schnippchen. Max Kruse ist Künstler und setzt auf ein freies Leben, doch Katharina und seine Kinder sind ihm auch wichtig. Alle drei haben letztlich ihr Päckchen zu tragen, wenn auch die Frauen ein doch schwereres.
Erzählt wird sehr anschaulich, größtenteils aus Katharinas Perspektive, hin und wieder aber auch aus der Christianes oder Max‘. Sehr gut dargestellt finde ich auch Katharinas Bemühungen eine besonders kindgerechte Puppe zu entwerfen.
Ich empfand den Roman als sehr gut lesbar, und dabei berührend, interessant und auf gewisse Weise auch spannend, für mich ist er eine angenehme Überraschung gewesen, da ich über die Künstlerin so gut wie nichts wusste, hatte ich auch nur normale Erwartungen, auch wegen des doch etwas kitschigen Titels, die schnell übertroffen wurden.
Käthe Kruse war nicht nur eine bekannte Puppenmacherin, sondern führte auch ein interessantes, nicht immer einfaches Leben. Julie Peters Roman hat mir sehr gut gefallen und mir die Frau und ihre Familie sehr nahe gebracht.
Wenn ein Roman um eine Frau, die Schauspielerin war, drei uneheliche Kinder von einem viel älteren Mann hatte und in einer lebensreformerischen Gemeinschaft lebte, nur davon handelt, wie sich besagte Frau von besagtem Mann herumschubsen lässt und zu allem, was er sagt, ja und amen sagt ("Hab es ja immer gehasst, Käthe genannt zu werden, aber Max nennt mich so, naja, dann bin ich jetzt eben Käthe. Finde die Reformkleider ja zum Schreien hässlich, aber na gut, Max möchte, dass ich die trage, mache ich also. Wäre gern bei meiner sterbenden Mutter im Dorf, aber im Dorf mag Max mich nicht besuchen, was will man machen, bleibe ich halt hier oben auf dem Berg, wo ich es eh hasse."), wortwörtlich sagt, dass sie ohne Baby keinen Lebensinhalt hat und alle ihr zugleich erzählen, dass sie ihren eigenen Kopf hat, dann kann man eigentlich nur noch lachen. Und nach dem, was in diesem Roman geschildert wird (Stoffpuppen fallen nach kürzester Zeit des Spiels unrettbar auseinander), wird die arme Käthe hier auch noch als die inkompetenteste Puppenmacherin der Menschheitsgeschichte dargestellt.
DNF nach 160 Seiten. Klar sind biografische Geschichten oft tragisch, aber man hat dann wenigstens die Möglichkeit, reflektiert und in Kontext gesetzt darüber zu schreiben. Dass Käthe Kruse und ihre Mutter zu ihren Lebzeiten so viel Klassismus und Sexismus ausgesetzt waren und durchgängig manipuliert und unterdrückt wurden, wird nirgends im Text klar verortet. Das Verhalten der Männer ist wirklich absolut unausstehlich und hätte als solches auch kommentiert werden können. In anderen Belangen der Geschichte greift die Autorin durch Kommentare nämlich dem Geschehen vor, also ist davon auszugehen, dass sie es nicht für nötig hielt, diese Verhaltensweisen in Kontext zu setzen, oder sie waren ihr und dem Lektoratsteam nicht bewusst, was ich ziemlich schade fände. Konnte das Buch so jedenfalls nicht zu ende lesen, das hat mich viel zu wütend gemacht.
Die Geschichte beginnt mit Käthes Mutter, die feststellt, das sie schwanger ist. Der Mann, mit dem sie ein Kind erwartet, ist verheiratet und möchte keine Aufmerksamkeit erregen. Die Schwierigkeit, die mit dieser Verbindung einhergeht wurde gut abgebildet und ich konnte gut mit Christiane Simon mitfühlen, die kein einfaches Leben hat als Näherin. Ein Kind verbessert die Situation nicht unbedingt. In den nächsten Kapiteln kann man Käthes Weg verfolgen. Wie sie zur Schule geht, dann Schauspielerin wird und zum ersten Mal Max Kruse begegnet. Durch den schönen Schreibstil der Autorin konnte ich mir die einzelnen Situationen gut vorstellen und war richtig drin in der Geschichte. Unterhaltsam und mit Spannung verfolgt man das Leben der Käthe Simon und neben der Geschichte kann man noch viel über die Zeit lernen, in der Käthe groß wird und ihre eigenen Kinder groß zieht. Ich fand es sehr spannend etwas über die Herstellung der Puppen zu erfahren. Ich habe mir vorher noch nie groß Gedanken dazu gemacht. Käthe als Person war mir sehr sympathisch. Sie ist total begeistert von der Schauspielerei und diese Freude der 17jährigen war richtig spürbar. Auch später, wenn sie nicht mehr schauspielern kann und mehr für ihre Kinder da ist, konnte ich ihre Gefühle immer nachvollziehen. Ich fühlte mich ihr oft sehr nahe.
Tolle Nacherzählung, leider wird sich für meinen Geschmack im Mittelteil zu lange mit Unwichtigem aufgehalten. Es zieht sich dann etwas und wird etwas zäh.