Die Olympischen Spiele von München in einem allumfassenden Panorama
Die zweiten Olympischen Sommerspiele auf deutschem Boden sind das erste Weltereignis in der Bundesrepublik: München 72 bietet die einmalige Chance, das moderne Deutschland vorzuzeigen. Für die Bundesbürger ist Olympia, was für die Amerikaner die Mondlandung war – ein Aufbruch in eine neue Zeit, dem die ganze Nation entgegenfiebert. Alle wollen zum Gelingen der Heiteren Spiele beitragen: berühmte Athleten, unbekannte Helfer, eifrige Hostessen. Es ist ihr deutscher »Summer of Love«. »München 72« erzählt die Geschichte und Geschichten hinter dem Sportfest. Von Deutschland West und Ost, von »Willy wählen« und alltäglichem Rassismus, von Mode und Musik, von Aufklärung und Sex. Von Frieden und Krieg – und vom Terroranschlag auf die israelische Mannschaft, der über Nacht die Erinnerung an Berlin 1936, die ersten Olympischen Spiele auf deutschem Boden, wachrief.
Ich bin selber Münchnerin. Ich war im Olympiadorf habe dort Freunde besucht, bin durch den Park flaniert und war auch schon ein oder zwei Mal im Olympiastadion und der Olympiahalle. Ich bin unter den großen Zeltdächern gestanden und hab mich dort klein gefühlt. Ich glaube ich hab nie besonders viel nachgedacht über die Olympischen Spiele 1972 (obwohl sie mir so präsent waren – verrückt, oder?) bis zu diesem Jahr. Heute, fast genau 50 Jahre später springt mir Olympia an jeder Ecke ins Gesicht – und dankenswerterweise, denn sonst hätte ich mich vielleicht gar nicht mehr für das Thema interessiert.
Ich hab Werbung auf Instagram für dieses Buch gesehen und in einer Kurzschlussreaktion hab ich beschlossen – das will ich jetzt lesen! Dabei bin ich sonst eigentlich überhaupt keine Sachbuchleserin, aber ich hatte zu dem Zeitpunkt schon so viel darüber mitgekriegt, dass ich wusste das mich das Thema interessiert. Und was für eine Lektüre!
Die Olympischen Spiele 1972 waren das Mammutprojekt nach dem zweiten Weltkrieg, man wollte wieder wer sein in der Welt und das negative Bild der ersten Spiele 1936 in Berlin mit fröhlichen Farben und heiteren Spielen übermalen. Schlussendlich ist das nur halb gelungen, denn was vor allem von diesen Spielen bleibt ist der Geschmack von Terror und Verzweiflung.
„München 72 – ein deutscher Sommer“ ist aufgebaut wie eine Chronik. Aufgegliedert in Kapitel die sich jeweils mit einem Tag beschäftigen, ist es wunderbar stringent und es ist leicht, dem roten Faden zu folgen. Es ist nicht nur ein bloßes Runterrattern von Fakten, es werden richtige kleine Geschichten erzählt. Geschichten von einer Vision, einer Herkulesaufgabe, von Sportlern und ja, auch eine schreckliche Geschichte von Terror, Angst und Tod. Der Text bleibt sachlich und unpolitisch, lässt aber auch die Figuren des Dramas Olympische Spiele sprechen. Für das Buch wurden zahlreiche Sportler, Mitarbeiter und Angehörige interviewt und es verleiht dem Buch so viel Farbe.
Ich habe lächeln müssen. Ich habe weinen müssen. Mein Herz hat geschmerzt und mein Kopf war randvoll zum Ende. Nicht voll genug, denn das nächste Buch zum Thema wartet schon auf mich, aber dieses Buch hat auf jeden Fall eine hohe Marke gesetzt. Spannend wie ein Krimi, Emotionen von himmelhochjauchzend bis zu Tode betrübt. Nichts ist so tragisch, wie das echte Leben.
Ich hätte mir noch mehr Bilder gewünscht, aber das wäre auch schon mein einziger Kritikpunkt. Ein wirklich gutes Sachbuch.
München im Sommer 1972. Vor 50 Jahren begannen dort die zweiten Olympischen Spiele auf deutschem Boden, nach 1936. Für die Veranstalter war es die Herausforderung nach den Propaganda Spielen der Nazis in Berlin einen Gegenpol zu zeigen, heitere Spiele auszutragen und der Welt zu zeigen, wie sehr Deutschland sich gewandelt hat. In diesem Buch erfahren wir als Leser nun w es dazu kam, wer alles mit dazu beigetragen hat und wie die Spiele abgelaufen sind. Die Autoren berichten dabei von prominenten Zeitgenossen, deren Namen man heute noch mit diesen Spielen verbindet, wie Otl Aicher, Blacky Fuchsberger, Ulli Hoeneß und andere. Aber eben auch von Menschen, an die sich heute vielleicht niemand mehr erinnert, wie der Fackelläufer Günther Zahn.
Wir erleben die Wettkämpfe, die Triumphe und Niederlagen und natürlich auch das Grauen des Attentates auf die israelische Mannschaft.
In zwanzig Kapiteln, die chronologisch aufgebaut sind, erinnern die Autoren an diese Spiele, die so heiter begannen und so tragisch endeten. Dabei gelingt es ihnen nicht nur den Flair der Spiel einzufangen, sondern auch ein Bild der Bundesrepublik und der Weltpolitischen Lage zu zeichnen.
Die Leser:innen werden mitgenommen auf eine Zeitreise in die frühen siebziger der Bunderepublik, als Willy Brand noch um seine Annäherungspolitik kämpfen musste und Frauen in Deutschland außer Küche, Kirche und Kinder noch nicht viel zugetraut wurde.
Mir hat das Buch ausgesprochen gut gefallen. Ich bin selbst in München aufgewachsen und habe von den Neuerungen, die die Spiele der Stadt brachten, profitiert. Die Spiele selbst habe ich nicht miterlebt, dafür bin ich einige Monate zu spät geboren worden. Dieses Buch hat mir meine Geburtsstadt noch einmal nähergebracht. Ich fand es toll von den kleinen und großen Skandalen und Anekdoten der Spiele zu lesen und mich in diese Zeit versetzen zu lassen.
Der Vergleich zu Berlin 1936 von Oliver Hilmes drängt sich natürlich auf und die Autoren erwähnen auch im Nachwort, dass sie sich durchaus an diesem Buch orientiert haben. Die Aufteilung in Wettkampfstage ist dieselbe und auch der Blick über den Tellerrand hinaus. Allerdings hatten die Autoren hier das Glück noch Zeitzeugen interviewen zu können, die selbst Teil der Spiele waren. Das gibt dem Ganzen noch einmal einen anderen Blick.
Ich kann das Buch auf jeden Fall empfehlen, er ist eine gelungene Chronik dieser olympischen Spiele und ein gut zu lesendes Sachbuch.
Der Sprecher war wirklich gut und hat alles aus dem Buch rausgeholt, was rauszuholen war. Für das Hörbuch gibt es deswegen gerne vier Sterne. Wenn ich das Buch gelesen hätte, hätte ich ihm nur drei Sterne gegeben.
Ich habe eine Menge gelernt - darunter nicht viel erfreuliches. Es gab witzige und interessante Nebengeschichten. Und manchmal (ich bin Jahrgang 1969) ist es wirklich kaum nachvollziehbar, dass ich schon auf der Welt war, als es diese seltsamen Ansichten zu vielen Dingen gab. Und ja, Rassisten gab es wirklich schon immer....
Leider ist vieles sehr oberflächlich geblieben. Und gelegentlich hatte ich das Gefühl, dass man sich eine Geschichte hätte schenken können - aber dann wäre halt das Buch kürzer gewesen und deswegen ist sie drin geblieben.
Alles in allem ist das Buch hörbar. Aber ich habe ehrlich mehr erwartet.
Einfach nur großartig! Ich liebe den Schreibstil der beiden Autoren einfach sehr. Sie fassen oft mit einem leicht süffisantem Unterton die damaligen Geschehnisse zusammen, es werden alte Zeitungsartikel, aber auch Wetterberichte und Polizeiberichte zitiert, welche einen tollen Einblick auf die damalige (sehr besondere) Zeit geben. Zudem fand ich es super das mit so vielen Zeitzeugen noch gesprochen werden konnte, sogar einige richtige Promis wie Uli Hoeneß oder Uschi Glas, aber auch einige Gewinner von München '72 (sowohl der DDR als der BRD) kommen zu Wort und erzählen ihren Weg zum Sieg. Auch wie das Attentat auf die israelische Mannschaft beschrieben wird, der ganze Ablauf des Schreckens sichtbar wird und die ganze Atmosphäre des Terrors aufgedröselt wird hat mir imponiert; wahrlich kein einfaches Thema um darüber ein Buch zu schreiben.
Fazit: Wenn man ein wenig geschichtsinteressiert ist und man neues lernen möchte ist dieses Buch einfach nur grandios. Ich habe es in nur wenigen Tagen durchgelesen Bild gebe deshalb 5/5 Sternen, einfach nur großartig, ein riesiges Lob an die Autoren!
Die einzelnen Olympiatage sind der rote Faden eines Zeitgemäldes über das Jahr 1972, das vom Olympiasport ausgeht und zu diesem immer wieder zurückkehrt. Dabei erfährt der Leser vieles zur gesellschaftlichen Situation 1972, lernt Olympioniken, aber auch Mitarbeiter der Olympischen Spiele von 1972 shr persönlich kennen - auch indem von 1972 auf die folgenden Jahre weitergeblickt wird. Manchesmal wird der Exkurs jedoch zu lang und das jeweilige Sportereignis wird erst nach vielen Ausflügen weitererzählt. Alles in allem ein lesenswertes, kurzweiliges Sachbuch über mein eigenes Geburtsjahr, wenngleich es den Autoren nicht gelingt, die Ereignisse so originell zu verdichten, wie Florian Illies dies in seinem unübertroffenen Jahresporträt 1913 gelungen ist.
Olympische Spiele lassen mich kalt, ich verfolge das Spektakel so gut wie nie. Trotzdem hat mich dieses Sachbuch gefesselt. Es geht nicht nur um Sport, sondern auch um den Zeitgeist, um die Begleitumstände und das Lebensgefühl der damaligen Generation im Jahre 1972, als der Olympia-Zirkus zum zweiten Mal nach 1936 in Deutschland stattgefunden hat. Die Autoren schreiben kurzweilig, informativ, lassen viele Augenzeugen zu Wort kommen und erschaffen somit ein sehr lebhaftes und interessantes Gesamtbild der damaligen Spiele.
Viel mehr als ein Sportbuch, dieses Tagebuch über die 17 Tage der olympischen Sommerspiele und das schreckliche Attentat von München 1972 ist auch ein Gesellschaftsbild von Deutschland wie sie damals war und teilweise noch ist. Sehr gelungen, absolut empfehlenswert