München, 1895: Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski ermittelt wieder im Dienste der Königlich Bayrischen Polizeidirektion. Ein junger Mann wird ermordet, seine Leiche in einer kunstvollen Pose drapiert, die an die Gemälde der klassischen Mythologie erinnert. Die Ermittlungen führen nach Schwabing. Das Künstlerviertel mit seinen rauschenden Festen und lockeren Moralvorstellungen gilt als das Babylon Bayerns, und der preußische Ermittler findet sich plötzlich in der Welt der Maler, Musen und Möchtegerne wieder. Als weitere Leichen gefunden werden, ist Gryszinski klar, dass er einen Mehrfachmörder jagt, der jederzeit erneut zuschlagen kann.
Uta Seeburg studierte Germanistik, Komparatistik und Kunstgeschichte in ihrer Geburtsstadt Berlin, anschließend promovierte sie in Berlin und Cambridge. Nach der Promotion zog es sie nach München, wo sie erst als Werbetexterin und anschließend als Reise- und Buchredakteurin bei AD Architectural Digest arbeitete. Heute widmet sie sich ausschließlich der Schriftstellerei.
Seeburg lebt mit ihrem Mann und ihrer kleinen Tochter in Haidhausen.
Hat mich etwas weniger begeistert als Teil 1, der Mord verschwindet etwas hinter der Schilderung der Künstlerszene und den obligatorischen Essensgelüsten unseres Protagonisten. Die Beschreibungen der Beziehung der Gryszinskis ist aber ein absolutes Highlight für mich!
ENGLISH VERSION BELOW ----------------------------- Diesen Teil habe ich diesmal gehört und bin sehr froh darüber. Es ist so gut gelesen und bringt die Atmosphäre des Buches perfekt rüber. Inhaltlich ist das Buch schwächer als der erste Teil. Die Mordserie empfand ich weniger spannend aufbereitet. Auch fehlte mir hier manch kleines, feines Element, das des Lokalkolorit rüberbringt, wie im ersten Teil. Dennoch war es ausgesprochen gutes Buch. Die Essenbeschreiben und die Liebe zu Essen war wieder wunderbar eingebaut. Hungrig darf man das weder lesen noch hören. Sprachlich wieder ausgezeichnet. Das Buch war auch wieder unterhaltsam. Gut gefallen hat mir zudem, dass die Beziehung zwischen Gryszinski und seiner Ehefrau mehr in den Fokus gerückt ist. Diskrepanzen der Zeit, Geschlechterverhältnisse und Gryszinski Schwärmerei und Bewunderung für seine Frau haben für mit absolut wett gemacht, dass die Ermittlungen selbst teils in den Hintergrund der Handlung gerückt sind.
----------------------------- ----------------------------- I listened to this part and I am very glad I did. It is so well read and conveys the atmosphere of the book perfectly. In terms of content, the book is weaker than the first part. I found the murder series less exciting. I also missed some small, subtle elements that conveyed the local colour, as in the first part. Nevertheless, it was a very good book. The food descriptions and the love of food were again wonderfully integrated. You can't read or listen to it hungry. The language was again excellent. The book was also entertaining again. I also liked the fact that the relationship between Gryszinski and his wife was brought more into focus. Discrepancies of the time, gender relations and Gryszinski's infatuation and admiration for his wife absolutely made up for the fact that the investigations themselves were partly pushed into the background of the plot.
Ich fand es, wie den ersten Teil, unglaublich toll zum Lesen. Diesmal mit für mich weniger offensichtlichen Täter und leider weniger genussvolle Essensscenen. Die waren zwar nicht zu knapp vorhanden, sie sind mir im ersten Teil aber mehr ins Auge gesprungen.
Kurz gesagt: Sehr gelungen und mit definitivem Wiederlesewert.
Wilhelm Freiherr von Gryszinski ist preußischer Reserveoffizier und Kriminalbeamter, der mit Frau und Sohn in München lebt und nach den neuesten wissenschaftlichen Methoden ermittelt. Der Tod eines auffallend schönen jungen Mannes gibt ihm Rätsel auf, denn seine nackte Leiche wurde wie für ein Gemälde arrangiert. Der Tote war tatsächlich auch Model für Künstler – die Spur führt ins verruchte Stadtviertel Schwabing.
So fand ich’s:
Wir befinden uns im Jahr 1895. An allen Ecken ziehen Neuerungen ein, Gryszinski bekommt ein Telefon in seiner Wohnung, seine Frau hat heimlich einen Roman geschrieben und braucht zur Veröffentlichung noch die Genehmigung ihres Ehemanns, und im frivolen Schwabing wird eine skandalöse Künstlerparty nach der anderen gegeben.
Der preußische Offizier und Adelige Gryszinski kommt manchmal etwas gutbürgerlich-bieder daher, liebt das gute bayerische Essen, seine kleine Familie, und lebt ein wohlhabendes Leben mit Kutscher und Haushälterin. Seine Frau Sophie ist neuerdings eine Romanautorin und auch sonst ziemlich unternehmungslustig und aufgeschlossen für Neuerungen und so ergänzen sich die beiden gut. Selbst bei den Ermittlungen will Sophie mithelfen, denn als Schriftstellerin ist sie in den Schwabinger Künstlerkreisen, wohin Gryszinski seine Mordermittlung führt, gern gesehener Gast.
“Das wahre Motiv” hält ein gutes Gleichgewicht zwischen den Mordermittlungen und Gryszinskis Privatleben.
Der Kriminalfall ist lange nicht zu durchschauen und ich habe mit großem Vergnügen die Ermittlungen verfolgt. Ich ließ mich von Gryszinski und seinen beiden Wachtmeistern durch München führen, genoss die Boheme in Schwabing genauso wie Gryszinskis heimische “Topfrunde” mit seinem kleinen Sohn.
Einige bunte Nebenfiguren bereicherten das sowieso schon farbige Wimmelbild, von der grummeligen Haushälterin über den Prinzregenten, der sich in Schwabing hofieren lässt, bis zu exzentrischen Künstlern ist das Buch dick gepackt mit Atmosphäre, Zeitgeist und unterhaltsamen Details. Genau wie in dem schon angesprochenen Wimmelbild wird man genötigt, langsam zu lesen und statt atemberaubender Spannung lieber die üppig dargebotenen Einzelheiten zu genießen. Das hinterlässt immer wieder mal das wohlige Gefühl eines cosy crime. Die historisch angehauchte Sprache passt perfekt und ein feiner Humor ist auch dabei. Für mich hatte das Buch einen deutlichen Lesesog und ich hatte es in kürzester Zeit gelesen.
Da Gryszinski nicht nur Kriminalbeamter, sondern auch preußischer Offizier ist, muss er auch diesmal wieder für den preußischen Staat tätig werden – genauso widerwillig aber schlitzohrig wie im ersten Band.
Wer den ersten Teil “Der falsche Preuße” mochte, wird mit dieser Fortsetzung genauso glücklich werden. Man muss die beiden Bände nicht unbedingt in der richtigen Reihenfolge lesen und kann auch problemlos mit “Das wahre Motiv” einsteigen. Der dritte Band “mit dem Titel “Der treue Spion” steht mit dem Erscheinungstag 25. April 2023 schon in den Startlöchern und ich freue mich darauf, wieder nach München am Ende des 19. Jahrhunderts zurückzukehren.
Gryszinski hat es sich nach seinem ersten Mord wieder gemütlich eingerichtet, Schwerverbrechen sind in München eher nicht an der Tagesordnung. Um so schwerwiegender, dass sein nächste Fall recht schnell darauf hindeutet, dass es sich hier um einen Serientäter handeln könnte. Gryszinski ermittelt in Schwabing, damals noch ein Künstlerdorf, in einem Milieu, dass ihm vollkommen fremd ist. Umso besser, dass seine Frau nun unter die Schriftsteller gegangen ist und damit auch ihm ein nicht-dienstlicher Weg offen steht sich unter das Volk zu mischen.
Der Fall ist reichlich kompliziert und verwirrend. Scheinbar haben alle Verdächtige ein Alibi, aber eines muss ja falsch sein. Hier kommen wieder die neuen Ermittlungsmethoden ins Spiel, die dann den entscheidenden Hinweis geben auf das was wirklich passiert ist. Natürlich kommt auch wieder die Politik ins Spiel, Gryszinski findet sich ein weiteres Mal zwischen den Fronten wieder.
Am Ende kommt es zu einem wirklich furiosen Showdown auf mehreren Ebenen. Mir hat das wieder sehr gut gefallen, man merkt wie sich Gryszinski und seine Frau immer mehr abnabeln von ihren vorgegebenen Wegen und sich in München ein neues selbst bestimmtes Leben aufbauen. Auch gegen den Willen der Familien. Schön auch wieder die Beschreibungen des bayerischen Essens, dem Gryszinski verfallen ist. Da läuft einem beim Lesen das Wasser im Mund zusammen.
Ich freue mich auf jeden Fall auf weitere Fälle für diesen Preußen in Bayern.
München 1895: Ein junger Mann wird in einer kunstvollen Pose, die an ein Gemälde erinnert, ermordet aufgefunden. Der preußische Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski wird im Dienst der königlich bayerischen Polizei mit diesem Fall betraut. Seine Ermittlungen führen ihn in das Künstlerviertel Schwabing. Das Viertel gilt mit seinen rauschenden Festen und lockeren Moralvorstellungen als das Babylon Bayerns. Gryszinski sieht sich plötzlich mit der Welt der Maler, Musen und Möchtegerne konfrontiert. Schon bald taucht eine weitere Leiche auf und ihm wird klar er jagt einen Serientäter…
Das wahre Motiv ist der zweite Teil um den Ermittler Wilhelm Freiherr von Gryszinski von Uta Seeburg.
Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski muss sich als Preuße immer noch ein wenig in Bayern einleben, auch wenn er sich immer mehr heimisch fühlt, vor allem die kulinarischen Genüsse Bayerns haben es ihm besonders angetan. Seine Ermittlungen führen ihn ins Künstlerviertel Schwabing, das einen besonderen Ruf genießt. Er taucht dabei in eine für ihn neue und unbekannte Künstlergesellschaft ab, in der auch er Dank seiner Frau auch schnell Anschluss findet. Seine Ermittlungen gestalten sich mehr als schwierig, denn der Mörder schlägt immer wieder zu und sein Vorgesetzter will unbedingt Ergebnisse sehen.
Den ersten Teil der Reihe kenne ich nicht, trotzdem gelang mir der Einstieg gut, man erfährt genug über die Charaktere im Laufe des Buches damit keine Fragen offen bleiben. Leider konnte mich aber das Buch nicht so wirklich für sich einnehmen, ich fand den Stil sehr zäh und es werden viele Nebenschauplätze eröffnet, und auch viele Gegebenheiten wurden mir persönlich zu breit erläutert, und alles lenkte irgendwie vom eigentlichen Kriminalfall ab. Aber vor allem konnte ich mit den für mein Empfinden kulinarischen Ausschweifungen von Gryszinskis nichts anfangen, es langweilte mich ehrlich gesagt. Auch war mir die Künstlerwelt etwas was meinem Leserherzen verschlossen blieb und ich keine Verbindung zu hatte. Der eigentliche Kriminalfall fand ich interessant und hätte mir hier noch mehr Einblick in den Mörder gewünscht, den das hatte schon seinen Reiz.
Mein Fazit: Ein eigentlich interessanter und spannender Fall, der mich persönlich aber viel zu selten erreichen konnte.
1895, Faschingszeit in Schwabing, dem verruchten Viertel, das wegen seiner lockeren Sitten von den Einheimischen mit Argusaugen betrachtet wird. Kein Wunder, man weiß ja, das die dort ansässigen Künstler ein lockeres Völkchen mit eigener Moral sind. Diese Sichtweise teilt auch Wilhelm Freiherr von Gryszinski, Major der preußischen Armee und Königlich Bayerischer Sonderermittler, ein Zugereister, und ausgerechnet er muss im Zuge einer Mordermittlung in diesen Sündenpfuhl eintauchen.
Gryszinski wird von Polizeidirektor Welser zum Fundort einer Leiche beordert, wo ihn ein ungewöhnliches Arrangement erwartet. Es scheint, als ob der Tote, ein junger Mann, auffallend gutaussehend, sorgfältig hindrapiert wurde. Im Laufe der nachfolgenden Ermittlungen wird sich dieser Eindruck bestätigen, denn die Szene stellt ein mythologisches Motiv nach, das in der Malschule des slowenischen Künstlers Anton Ažbe, in der der Tote als Modell arbeitete, als Vorlage dient. Als kurz darauf eine zweite Leiche auftaucht, ebenfalls als Modell tätig und effektvoll in Szene gesetzt, wird die Vermutung laut, dass ein Serientäter im Künstlermilieu seine Opfer sucht. Die Zeit drängt, und Gryszinski muss sich unter Schwabings Bohème mischen, um weitere Tote zu verhindern.
Veränderung liegt im ausgehenden 19. Jahrhundert in der Luft. Es ist eine Zeit, die von gesellschaftlichem Wandel geprägt ist. So muss auch Gryszinski in diesem zweiten Band der Reihe sich mit Neuem auseinandersetzen und sein Wertesystem hinterfragen, wenn er in die Münchner Künstlerszene eintaucht, die von so illustren Persönlichkeiten wie den Malern Anton Ažbe und Franz von Lenbach, aber auch dem Schriftsteller Frank Wedekind geprägt wird.
Wie bereits in „Der falsche Preuße“ brilliert Uta Seeburg auch im zweiten Band der Reihe mit historischen Fakten, gekonnt verwoben mit passenden atmosphärischen Beschreibungen und den Einblicken in die verschiedenen gesellschaftlichen Schichten, zu denen der Protagonist qua Herkunft und Beruf Zugang hat. Sehr interessant sind natürlich auch die Methoden zur Spurensicherung in der damaligen Zeit, aber auch hier kündigt sich langsam ein Wandel an, hat doch Gryszinski den Auftrag, diese neuen Erkenntnisse im Polizeialltag einzuführen und zu verankern. Und nicht zuletzt gibt es dann ja auch noch die Mentalitätsunterschiede zwischen Bayern und Preußen, die die Autorin mit liebevollem Augenzwinkern beschreibt.
Ein spannender, sehr unterhaltsamer und intelligent geplotteter Kriminalroman, der sowohl inhaltlich als auch sprachlich sämtliche Erwartungen erfüllt. Gerne mehr davon!
Obwohl dieser Krimi im München des Jahres 1895 spielt, wirkt er nicht altmodisch. Natürlich ist es aus heutiger Sicht witzig, wenn Die Menschen noch Boten mit Depeschen schicken und dem einzigen Telefon im ganzen Wohnblock mit Argwohn begegnen. Aber dank der so sympathischen Hauptfigur und der leisen modernen Anklängen (auch was die Rolle der Frau betrifft), sind diese Details alle liebevoll und angenehm verpackt.
Unser Ermittler Wilhelm Freiherr von Gryszinski (nun, in diesem Band 2, Major) bekommt es mit einem Serientäter zu tun. Er und seine zwei Wachtmeister sind gerade dabei, modernere Tatortmethoden zu etablieren, was sich bei jedem Fall als außerordentlich wichtig erweist.
Interessant zu lesen ist auch, dass die damaligen Methoden natürlich beschränkt und sehr von manchen Umständen abhängig waren (gibt es im Zimmer elektrisches Licht? Gibt es nur in einem Raum der Wohnung Licht? Wo wurde geheizt?) aber genau diese Umstände manchmal auch Vorteile brachten.
Macht der Täter beispielsweise ein Foto, bleibt Ruß zurück den die Ermittler finden. Heute wäre da natürlich nichts zu sehen.
Da Gryszinski Preuße adeliger Abstammung ist und mit seiner Frau Sophie nach München zog, gibt es abseits der Krimihandlung auch einiges über die Gesellschaft zu erfahren. Zudem speist die Familie viel und hochwertig, was im starken Kontrast zu manchen Teilen Münchens steht, in die die Ermittlungen den Major verschlagen.
Und als wären die Morde noch nicht genug, muss sich Gryszinski in “Das wahre Motiv” auch noch doppelt mit seiner Herkunft herumschlagen. “Die Preußen” wollen, dass er (wieder) ihr Spion ist, selbstverständlich streng geheim und gegen jede Regel der Königlich Bayerischen Polizeidirektion, der Gryszinski angehört.
Und zusätzlich kündigen auch seine Eltern überraschen ihren Besuch an. Dank seiner scharfen Beobachtungsgabe, seines Instinktes und weil er das Herz am rechten Fleck hat, meistert der Major alles, was da auf ihn einstürmt und erweist sich einmal mehr als talentiert und sympathisch gleichermaßen.
“Das wahre Motiv” ist Band 2 mit Wilhelm Freiherr von Gryszinski. Band 1 heißt “Der falsche Preuße”.
Der zweite Fall für Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski, der Preuße in München, Eine herrliche Kombination. Denn um 1895 waren die Preußen als steif und humorlos verschrien. Wogegen die Münchner ein lockeres, freies Völkchen mit wenig Obrigkeitsdenken also das genaue Gegenteil waren. Der Major soll die Polizeimethoden auf den neuesten Stand bringen und fühlt sich mit seiner Familie in München sehr wohl, einer der Gründe wird wohl das gute Essen sein. Gleichzeitig hat er wieder Stress mit seinen Vorgesetzten beim Militär in Berlin. Denn die sehen ihn als einen Gelegenheitsspion gegen Anarchisten und anderes Gesindel was aus Preußen nach München gegangen ist. Ich weiß nicht was mir am besten an dieser Serie gefällt. Die historische Genauigkeit der Beschreibungen der Menschen, ihrer Lebensumstände und der politischen Gegebenheiten. Der Major und sein Haushalt, er behandelt Frau, Kind, Angestellte und Freunde immer auf Augenhöhe für die Zeit sehr modern. Der Fall im Künstlermilieu, eine fremde Welt für die Polizisten, trotzdem sind sie nach allen Seiten offen ohne Vorurteile. Die Verwicklungen sind akribisch dargestellt, die zu der Zeit zur Verfügung stehenden Technik und ihre Anwendung wird gut erklärt ohne das man das Gefühl hat ein Sachbuch zu lesen. Beispiel Fußabdrücke.: Was man alles daraus lesen kann, wenn man den betreffenden Mann sieht, leider wird kaum ein Mord barfuß begangen. Aber aus den Aufzeichnungen kann man trotzdem eine Menge lernen. Das alles wird mit einer gehörigen Portion gutes Essen und Humor gewürzt. Eine tolle Serie, ich hoffe dem Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski geht niemals die Fälle aus.
Ich bin ein großer Fan historischer Krimis, deshalb war es für mich quasi selbstverständlich, "Das wahre Motiv" zu lesen, weil mir der Fall und das Setting zugesagt haben. Zunächst bin ich auch gut in die Geschichte reingekommen und war auch sehr angetan von dem altmodischen, aber sehr ironischen Schreibstil Uta Seeburgs. Aber nach einer Weile nahmen mein Interesse und meine Konzentration ab, weil die (Krimi-)Handlung einfach nicht vorankam. Zu sehr hielt sich die Autorin mit Nebensächlichem, mit endlosen Beschreibungen und Erklärungen zur Umgebung, zu Gebäuden, zur Kunst, zum Essen usw. auf. Es gab seitenweise innere Monologe und wenig Handlung. Da kann der Schreibstil noch so schön sein... Leider bleib die Handlung ziemlich langweilig und zäh; es fehlte einfach die Abwechslung. Entweder man saß im Kaffeehaus, traf sich zu Soireen oder zum Maskenball oder kam zu einem gemeinsamen Abendessen zusammen. Es gab kaum das, was man überlichweise von Krimis erwartet, vor allem aber keine Spannung. Irgendwann habe ich das Buch nur noch überflogen und den Schluss gelesen, weil ich noch wissen wollte, wer der Täter ist. Auch dieser war für mich völlig unspektakulär, weil ich gar nicht mehr so genau wusste, wer das eigentlich war, so ähnlich waren die Verdächtigen.
Hier wird ein zäher und sehr mittelmäßiger Plot in schöner Sprache verpackt. Das reicht aber leider nicht, um daraus einen guten und unterhaltsamen Krimi zu machen.
Ein spannender, vergnüglicher und kurzweiliger Kriminalroman im München der Prinzregentenzeit. Der bizarre Mord an einem männlichen Künstlermodell führt den Sonderermittler der bayerischen Polizei Major von Gryzsinski im Winter des Jahres 1895 in das bei Einheimischen etwas verruchte Münchener Künstlerviertel Schwabing. Versehen mit reichlich Zeit- und Lokalkolorit schildert die Autorin schwungvoll und oft auch mit einem Augenzwinkern die Ermittlungen des Sonderermittlers ebenso wie dessen häusliche und familiäre Verhältnisse. Die Leser*innen können gemeinsam mit Gryzsinski München als ein Zentrum der Kunst kennenlernen. Mit ihm, allerdings zunächst eher ungewollt, Fasching feiern bis er endlich den Täter ermittelt hat. Dabei bleibt der Roman recht eng bei den historischen Fakten. Insgesamt eine Empfehlung für alle die historische Kriminalromane gerne lesen.
München 1895 - der zweite Fall für Major von Gryszinski führt ihn ins Schwabinger Künstlermilieu. Der historischer Hintergrund ist solide recherchiert und die Figuren schön ausgearbeitet. Der Kriminalfall, mit einigen Toten, macht Spaß zu lesen, denn man kann sich gut in die Umgebung und die Figuren einfühlen. Der Plot hat einige Wendungen und ich bin nicht gleich darauf gekommen, wohin mich die Autorin verweisen wollte. Es hat wirklich Spaß gemacht, das Buch zu lesen und so empfehle ich es gerne weiter.
Wie der Vorgänger routiniert geschrieben, wieder mit vielen wunderbaren Details und sympathischen Figuren. Leider hat auch in diesem Roman der Spannungsbogen einen verzögerten Verlauf. Zwar häufen sich von Anfang an die Leichen, aber insgesamt bleibt das Buch in den ersten drei Vierteln mehr Sittengemälde als Krimi. Wenn man damit leben kann, lesenswert. Ansonsten mag sich der eine oder andere Lesende ärgern bzw. enttäuscht sein
REZENSION – Ein Serienmörder schlägt im Fasching des Jahres 1895 im Münchner Künstlerviertel zu. Ausgerechnet der preußische Reserveoffizier Wilhelm Freiherr von Gryszinski, der mit Kunst und Künstlern nur wenig anfangen kann, wird vom Münchner Polizeidirektor Ludwig von Welser (1841-1931) mit der Ermittlung beauftragt. Doch der junge Kriminalist, den der Polizeidirektor erst vor eineinhalb Jahren aus Berlin als Sonderermittler zur königlich bayerischen Gendarmerie geholt hat und der sich schon bald nach Dienstantritt in seinem ersten Mordfall bewähren konnte, ist wie kein anderer für diesen Auftrag geeignet: Er hatte als junger Jurist beim berühmten Grazer Strafrechtler Hans Groß (1847-1915), dem Gründer der modernen Kriminologie, hospitiert und soll nun in der bayerischen Hauptstadt die neuen, von Groß erfundenen kriminalistischen Methoden wie Fingerabdruck- und Spurensicherung am Tatort einführen, zumal es in München noch keine richtige Kriminalabteilung gibt. So macht sich der kürzlich zum preußischen Major der Reserve beförderte Freiherr mit seinem neumodischen, ebenfalls von Hans Groß entwickelten Tatortkoffer, der bei der Gendarmerie inzwischen Gryszinskis Markenzeichen ist, und, unterstützt von den beiden Wachtmeistern Vogelmaier, genannt Spatzl, und Eberle, an die Ermittlungsarbeit in einem von Künstlern geprägten, moralisch lockeren Umfeld, das ihm als Preußen mental völlig fremd ist. Nach ihrem erfolgreichen Romandebüt „Der falsche Preuße“ (2021) über Gryszinskis ersten Mordfall, konzentriert sich Uta Seeburg in ihrem Folgeband „Das wahre Motiv“, kürzlich im Verlag Harper Collins erschienen, auf das bunte Faschingstreiben in Schwabing, dem als „Schwabylon“ berüchtigten Viertel mit seinen sogar für Münchner Konservative allzu lockeren Moralvorstellungen und rauschenden Festen. Auf der Suche nach dem unheimlichen Mörder, der seine Opfer in kunstvollen, an Gemälde der klassischen Mythologie erinnernde Posen drapiert, muss der preußische Kriminalist tief ins Umfeld der Schwabinger Bohème eintauchen, sich mit konservativen Malerfürsten wie Franz von Lenbach und Franz von Stuck als Vertreter der konservativen Künstlergesellschaft Allotria abgeben ebenso wie mit modernen Künstlern der jungen Münchner Secession oder mit progressiven Dichtern wie Frank Wedekind und Oskar Panizza. Als wäre dies nicht genug, überrascht auch noch Ehefrau Sophie ihren Mann und die entsetzten Schwiegereltern aus altem preußischen Adel mit einem selbst verfassten Kriminalroman, für dessen Vermarktung sie sogar schon den jungen, kürzlich nach München übersiedelten Verleger Albert Langen (1869-1909) gewinnen konnte. Und zu allem Überfluss nistet sich dann noch der preußische Geheimdienstmitarbeiter Carl-Philipp von Straven ein weiteres Mal in Gryszinskis Wohnung ein mit dem Auftrag, die junge Künstlergruppe auszuspionieren. In ihr vermutet die preußische Regierung eine anarchistische Zelle, die ein Attentat auf den Kaiser plant. Wieder schon im ersten Fall steckt Gryszinski in dem Gewissenskonflikt, entweder seine Ehre als bayerischer Beamter zu verletzen oder jene als preußischer Offizier zu verlieren. Auch in ihrem zweiten Krimi schafft es die promovierte Literaturwissenschaftlerin Uta Seeburg ausgezeichnet, diese unruhige, vom gesellschaftlichen Wandel geprägte Zeit der Jahrhundertwende – sei es in der Kunst, in der Gesellschaft des Adel oder der Kriminalistik – historisch authentisch und atmosphärisch dicht einzufangen. Vor allem aber gelingt der gebürtigen Berlinerin, die selbst seit vielen Jahren in München lebt, die mentalen und kulturellen Unterschiede zwischen Preußen und Bayern augenzwinkernd und humorvoll zu zeigen, deren Grenzen letztlich doch fließend erscheinen: Seeburgs Preuße aus Berlin entwickelt recht schnell einen unerwartet unpreußischen Hang zum Genuss bayerischer Leckereien wie Bier und Schweinsbraten. Nicht zuletzt diese „Reibung“ bekannter Klischees über Preußen und Bayern geben den Krimis um den preußischen Offizier in München ihr gewisses Alleinstellungsmerkmal unter den deutschen Krimis, verschaffen ihnen den besonderen Reiz und machen deren Lektüre zum erholsamen Spaß. Wir dürfen uns schon auf den dritten Band freuen, der – so die Aussage der Autorin – bereits in Arbeit ist.
Major Wilhelm Freiherr von Gryszinski ermittelt wieder im München des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Nachdem wir den zurückhaltenden Sympathieträger bereits in "Der falsche Preuße" kennenlernen durften, geht es nun im zweiten Band der historischen Krimireihe um das "wahre Motiv". Diesmal taucht der im neuen bayerischen Umfeld zunächst etwas zugeknöpft wirkende Ermittler in die Münchner Kunstszene um 1900 ein. Es begegnen unserer fiktiven Hauptfigur illustre reale Persönlichkeiten der Kulturgeschichte - vom Malerfürsten Franz von Lenbach, über SchriftstellerInnen wie Franziska zu Reventlow, Frank Wedekind und Oskar Panizza, um nur einige zu nennen, bis hin zum Prinzregenten Luitpold höchstselbst. Geschickt verwebt die Autorin die fiktive Kriminalhandlung mit dem Mikrokosmos "Schwabylon", wie das Künstlerviertel um 1900 scherzhaft und doch ehrfürchtig genannt wurde. Obwohl sich der Schwerpunkt der Handlung auf Schwabing konzentriert, sind wir zusammen mit Gryszinski an vielen Orten der Stadt unterwegs. Der topographische "Schnitzeljagdcharakter" des Romans hat mit bereits im ersten Band sehr gut gefallen. Ein wilder Ritt durch München bei der ein doch recht zahmer aber hochsympathischer adliger Ermittler unfassbare artifizielle Morde aufzuklären versucht. Wieder lernt man ganz nebenbei viel über damalige Gepflogenheiten. Das Buch ist gespickt mit kulturgeschichtlichem Faktenwissen. Bewundernswert- ich ziehe meinen Hut vor der Autorin, die außerdem noch überaus sprachgewandt ist. Sie kann den Bayerischen Sprachduktus genauso authentisch wiedergeben wie den naserümpfenden Dünkel der preußischen Adelswelt imitieren. Kunst kommt halt von Können, wie Karl Valentin so schön sagte.
Alles in allem macht das Buch Lust auf Band 3 der Reihe.
Der zweite Band in der wunderbaren Krimireihe hat mir gut gefallen. Ichpersönlich lese am liebsten in Reihenfolge, man könnte aber auch ohne Probleme mit diesem Band beginnen. Der Ermittler und seine Frau werden den Leser*innen in diesem Band noch sympathischer, ihre Hintergrundgeschichte nimmt einen großen Raum ein, der aber durchaus in Verbindung zum Krimigeschehen steht. historisches Lokalkolorit darf nicht fehlen und wirkt absolut authentisch und sehr gut recherchiert. Die Krimigeschichte ist für mich durchaus überraschend gewesen. Das Buch liest sich gut, es unterhält auf intelligente Weise und macht Lust auf weitere Bände.
Das Buch wurde mir gratis über netgalley zur Verfügung gestellt.