Lew und Swetlana haben ein Leben gelebt, das im Nachhinein unmöglich erscheint. Eine Revolution, zwei Terrorregime – danach eine lange, erfüllte Beziehung. Ein junger Historiker aus Deutschland, Alexander List, sucht den bereits betagten Lew Mischenko in Moskau auf. Er will ihn interviewen und mehr über Menschen erfahren, die den Gulag überlebt haben, und über ihre Lieben, ihre Freundschaften, aber auch ihre Traumata. Der Roman »Wir verstehen nicht, was geschieht« folgt den Lebensspuren mehrerer realer Personen, im Zentrum steht der Physiker Lew Mischenko. Während seiner Haftzeit im Gulag schrieben er und seine Frau Swetlana einander Briefe. Diese will Mischenko dem Historiker List überlassen – unter der Bedingung, dass er mit ihm nach Petschora reist, hoch oben im russischen Norden, wo Mischenko neun Jahre im Lager verbrachte und wo ein Freund, Jakow Israelitsch, auf ihn wartet.
Was zieht einen alten Mann, der 9 Jahre seines Lebens in einem Gulag, hoch im Norden der Sowjetunion, als Gefangener lebte, am Ende seines Lebens wieder an den Ort dieses Grauens zurück? Ein sehr emotionaler Roman über ein Thema, das in der ehemaligen Sowjetunion und auch heute noch zu wenig Beachtung findet. Nochmals vielen Dank, Dir liebe Trude Schneider, für diesen großartigen Roman!
Ein leises Buch mit schöner bildhafter Sprache, was trotz der Thematik irgendwie Hoffnung gibt. Hab auch überlegt, obwohl ich es sehr gut fand, es an die Stadtbücherei abzugeben, damit es noch viele auch kostenlos lesen können 🤔
Eine Perle von Buch, über ein Thema das nur selten (literarisch) aufgearbeitet wird. Die Sprache ist so schön bildlich, ich sah beim Lesen vieles vor mir — Lew, Alexander, den Zug durch den Norden Russlands, den Schnee und den Frost in Petschora.
Die Geschichte von Lew und Swetlana hallt noch in mir nach und das Buch hat noch einige mehr Recherchen und Gedanken bei mir angestoßen. Ich habe viel gelernt. Danke!
Ich finde keine Worte, die beschreiben könnten, wie sehr mich Viktor Funks Roman „Wir verstehen nicht, was geschieht“ berührt hat.
Lew und Swetlana begegnen und verlieben sich. Lew kämpft an der Front im Zweiten Weltkrieg, wird von den Nationalsozialisten gefasst und kommt ins Konzentrationslager. Nach dem Sieg der Alliierten wird er in der Sowjetunion allerdings wegen Vaterlandsverrats angeklagt und kommt ins Gulag. Er überlebt auch das und wir begleiten ihn im hohen Alter, zusammen mit einem Historiker, an den Ort seiner letzten Gefangenschaft.
Was macht es mit einem Menschen, immer wieder von seiner Familie getrennt zu werden? Immer wieder Angst um das eigene Leben zu haben? Mit welcher Kraft steht man morgens auf? Mit welcher Hoffnung geht man nachts zu Bett? Wie fühlt man sich, wenn man nicht versteht, was geschieht? Der Titel ist übrigens grandios!
Viktor Funks Roman basiert auf einer wahren Geschichte - ganz hinten im Buch ist sogar ein Foto von Lew und Swetlana, das hat mir noch bewusster gemacht, dass es sich hierbei um echte Menschen handelt, denen diese Schicksalsschläge wirklich passiert sind.
Auf nur 160 Seiten beschreibt Funk ergreifend und emotional die Geschichte von Gulag-Überlebenden und sorgt damit für Gänsehaut.
5 von 5 Sternen.
Meine Lieblingszitate aus dem Roman:
„Viele, die in den Lagern gestorben sind, waren sehr stark. Sie hatten Kraft, halfen anderen und hielten lange durch. Aber niemand ist auf Dauer stärker als die Kälte, der Hunger, die Krankheiten. […] Stark waren wir nur, wenn andere uns stärkten und wir sie. Wer einsam war… starb.“
„Findet der Mensch einen Sinn, lebt er. Wird der ihm genommen, stirbt er. Wot i wsjo - Das ist alles.“
„Aber wir sind zu sehr mit dem Heute beschäftigt. In der Vergangenheit zu wühlen, das ist Luxus. Und für Luxus haben wir keine Zeit. Und kein Geld.“
„Die Verschwundenen quälen die Verbliebenen länger als die Toten.“
Weniger ein Roman als ein Historienbuch - vor allem zeigt es die Relevanz von NGOs wie memorial und deren Arbeit auf (obwohl das nicht das zentrale Thema ist). Ich fand es einfühlsam und informativ!
Dieses Buch ist mit seinen rund 150 Seiten relativ kurz, hinterlässt aber dennoch einen bleibenden Eindruck. Was gibt den Menschen Kraft, Leid durchzustehen? In schwierigen Zeiten durchzuhalten und nicht aufzugeben? Lew erzählt es uns.
Lew geriet im Oktober 1941 am Rande Moskaus in die Hände der Nazis. Er überlebte vier Jahre Nazi-Lager, wurde 1945 zu zehn Jahren Zwangsarbeit (Gulag) im eigenen Land verurteilt und nach Petschora verschoben, hoch oben im Norden. Auch das überlebte er, nicht zuletzt vielleicht dank der Briefe, die er und seine Frau Swetlana sich zwischen 1946 und seiner vorzeitigen Befreiung 1954 geschrieben haben.
«Sie ahnen gar nicht, was ein Mensch alles aushalten kann» war einer dieser Sätze, der mir geblieben ist.
Ein deutsche Journalist interviewt Überlebende des Gulag. Er fährt mit einem ehemaligen Sträfling mit dem Zug in den Ort, wo dieser 8 Jahre gefangen war. Während der Zugfahrt erzählt Lew seine Lebensgeschichte und seine Liebe zu Swetlana. Eine sehr traurige (aber wahre) Geschichte, die mich sehr nachdenklich macht...
pure second-hand-sadness, ich hab den Fehler gemacht und dieses schmale Büchlein in der Öffentlichkeit jelesen- ich musste öfter in mein Gesicht rumpicksen damit mir keine Flüssigkeit aus den tränenkanälen kommen. es war ein fight!!